Elly Beinhorn - Ernst Probst - E-Book

Elly Beinhorn E-Book

Ernst Probst

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  • Herausgeber: GRIN Verlag
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2010
Beschreibung

Fachbuch aus dem Jahr 2014 im Fachbereich Biographien, , Sprache: Deutsch, Abstract: Die erste Frau, die alle fünf Erdteile mit dem Flugzeug überflog, war die deutsche Pilotin Elly Beinhorn (1907–2007), die zu den berühmtesten Fliegerinnen der Welt gehört. Sie erlebte die sportlichen Anfänge der Fliegerei mit und prägte sie. Ihr guter Ruf in der Luftfahrt beruht auf zahlreichen fliegerischen Meisterleistungen. Daneben schrieb sie auch Bücher, arbeitete für Presse, Funk und Fernsehen, testete Autos, fotografierte Afrikasafaris und hielt Vorträge über Autos und Verkehrsprobleme. Das Taschenbuch „Elly Beinhorn. Deutschlands Meisterfliegerin“ des Wiesbadener Autors Ernst Probst schildert ihr legendenumwobenes und abenteuerliches Leben.

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Inhaltsverzeichnis

 

Frauen in der Luftfahrt

Der Autor

Literatur

E-Books und Broschürenüber „Königinnen der Lüfte“

Bücher von Ernst Probst

 

EllyBeinhorn(1907—2007)

und Bernd Rosemeyer (1909-1938)

gewidmet

Die erste Frau, die alle fünf Erdteile mit dem Flugzeug überflog, war die deutsche Pilotin Elly Beinhorn (1907— 2007), die zu den berühmtesten Fliegerinnen der Welt gehört. Während ihres legendenumwobenen Lebens erlebte sie die sportlichen Anfänge der Fliegerei mit und prägte sie. Ihr guter Ruf beruht auf zahlreichen fliegerischen Meisterleistungen. Daneben schrieb sie auch Bücher, arbeitete für Presse, Funk und Fernsehen, testete Autos, fotografierte Afrikasafaris und hielt Vorträge über Autos und Verkehrsprobleme.

Elly Maria Frida Beinhorn kam am 30. Mai 1907 als Tochter des Kaufmanns Henry Beinhorn und seiner Ehefrau AugusteBoitin Hannover zur Welt. Ihr Vater führte ein Hutgeschäft in Hannover. Elly war ein Einzelkind, hätte gerne Geschwister gehabt und auf dem Land gelebt, weil man dort besser im Freien herumtollen konnte als in der Stadt. Am liebsten spielte sie „Räuber und Prinzessin“. Ihre Vorfahren waren Raubritter in dem Dorf Beinhorn bei Hannover. Im Alter von fünf Jahren brachte sie sich selbst das Schwimmen bei.

In ihrem Geburtsort Hannover besuchte Elly zunächst die Stadttöchterschule und anschließend das Schillerlyceum, das sie in der letzten Klasse vor dem Abitur verließ. Obwohl sie leicht lernte, wollte sie in der Schule nicht zu den Besten gehören und keine Streberin sein. Es war ihr lieber, wenn sie wegen schlechten Betragens gerügt wurde. In Handarbeit und Betragen erhielt sie immer schlechte Noten, für Letzteres einmal sogar eine Fünf.Beiihren Mitschülerinnen war Elly sehr beliebt und wurde gegen den Widerstand ihrer Lehrer zur Vertrauensschülerin gewählt.

Als 16-Jährige wollte Elly in weit entfernte Länder reisen und dort Abenteuer erleben. Aus diesem Grund schrieb sie an die „Abteilung Tierfang-Expedition“ des Hamburger Tierparks Hagenbeck.

Piloten Fritz Loose, Hermann Köhl

und Ehrenfried Günther von Hünefeld (von links nach rechts)

bei der Vorbereitung eines Ozeanfluges im Märy1928.

Foto: Bundesarchiv, Bild 102-05651/CC-BY-SA

(via Wikimedia Commons), lizensiert unter

CreativeCommons-Eizenz by-sa-3.0-de

http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3J0/de/legalcode

Zu ihrer Enttäuschung erhielt sie aber keine Antwort. Elly schickte auch einen Brief an die Abteilung „Expeditionsreisen“ des Filmstudios „UFA“ in Berlin. Doch als sie zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen wurde, wusste sie nicht, wie sie nach Berlin kommen sollte. Sie wollte nicht mehr zur Schule gehen und träumte immer wieder von anderen Abenteuern. Gelegentlich wollte sie aber auch nur das Hutgeschäft ihrer Eltern zu ungeahnter Blüte bringen.

Im Herbst 1928 wurde Elly Beinhorn von Freunden zu einem Vortrag des deutschen Flugpioniers Hermann Köhl (1888— 1938) in der Stadthalle von Hannover eingeladen. Dieser hatte am 12./13. April 1928 in einer einmotorigen „Junkers W33“ namens „Bremen“ zusammen mit Ehrenfried Günther Freiherr von Hünefeld (1892—1929) und dem irischen Major James C. Fitzmaurice (1898—1905) als Erster den Nordatlantik von Osten nach Westen überquert. Nach dem Vortrag über diesen spektakulären Flug begeisterte sich Elly für die Fliegerei und wollte unbedingt das Fliegen lernen.

Am nächsten Morgen besuchte die 21-jährige Elly den Präsidenten des „Hannoverschen Aero-Clubs“, Erich Homburg (1886—1954), in seinem Büro und erzählte ihm von ihrem Wunsch. Doch der erfahrene Flieger erklärte ihr, es gebe inDeutschlandkeine beruflichen Möglichkeiten für Pilotinnen, fragte sie, womit sie eine teure Ausbildung und den Unterhalt eines Flugzeuges bezahlen wolle, und sagte, dass sie in Hannover nicht schulen könne, sondern deswegen nachBerlinmüsse.

Elly ließ sich durch diese Bedenken nicht von ihren Plänen abhalten. Sobald sie konnte, fuhr sie zur Sportfliegerschule der „Deutschen Luftfahrt AG“ in Berlin-Staaken und erkundigte sich nach den Aufnahmebedingungen.

Hanna Reitsch (1912—1979)

und der Filmproduzent Karl Ritter (1888—1977)

in einem Scheibe-Falken-Segeflugzeug 1968.

Foto: Familienbesitz, Michael Ritter (via Wikimedia Commons),

Lizenz: gemeinfrei(Public domain)

Zunächst versuchte man, sie abzuwimmeln, doch sie war so hartnäckig, dass man später doch erklärte, sie könne kommen, allerdings ohne Zusage auf einen festen Platz.

Als Elly ihre Eltern darüber informierte, dass sie in Berlin das Fliegen lernen wolle, gab es Familienkrach. Ihr Vater wollte sie wegen ihres Geisteszustandes von einem Nervenarzt untersuchen lassen. Immer wieder warf er ihrer Mutter vor, sie sei viel zu nachsichtig mit ihrer Tochter gewesen und diese hätte viel energischer angefasst werden müssen, dann wäre sie nie auf so verrückte Ideen gekommen. Ihre Mutter weinte tagelang. Aber Elly war bereits 21 Jahre alt, hatte ihr Sparbuch für die 2.000 Mark Ausbildungsgebühren geplündert und konnte nicht mehr gestoppt werden. Sie verließ ihr Elternhaus und zog in ein Zimmer in Spandau.

Am 2. November 1928 saß Elly Beinhorn in Berlin-Staaken in einer „Klemm L 20“ mit 20-PS-Motor zum ersten Mal am Steuerknüppel eines Flugzeuges. Die Maschine, in der sich die Flugschülerin und der Fluglehrer befanden, bestandausHolz und Eisen und war oben offen, weshalb Kopf und Schultern der beiden Insassen im Freien blieben. Fluglehrer von Elly war Diplom-Ingenieur OttoThomsen(1895—1960),einer derMänner,die Ellybeiihrem ersten Besuch imBüroderFlugschuledas Fliegen auszureden versuchten. Thomsenunterrichtete später auch Hanna Reitsch (1912—1979) und Wernher von Braun (1912—1977), die als Weltklassefliegerin bzw.alsRaketenkonstrukteur eine große Karriere machten.DerVatervonElly warbeieinem Besuch inBerlinsehr davon beeindruckt, wie und wasseineTochter dort alles lernte.

Am 4. Juni 1929 erwarb Elly Beinhorn in Berlin-Staaken zunächst den Sportfliegerschein (A-Schein). Der die Prüfung abschließende Überlandflug führte von Berlin-Staaken nach

Ernst Udet (1896—1941)

im Flamingo-Doppeldecker 1931.

Foto: Bundesarchiv, Bild 102-12228/CC-BY-SA

(via Wikimedia Commons), lizensiert unter

CreativeCommons-Lizenz hy-sa-3.0-de

http://creativecommons.org/licenses/hy-sa/3J0/de/legalcode

Berlin-Tempelhof, zum Flugplatz Schkeuditz (Halle-Leipzig) und zurück.

Kurz darauf erwarb Elly Beinhorn in einer Zweigstelle der Berlin-Staakener Flugschule in Würzburg bei Robert Ritter von Greim (1892—1945) den Kunstflugschein II. Ihr Fluglehrer schrieb „summa cum laude“ („mit höchstem Lob“) in ihren Kunstflugschein. Später machte sie noch den A1-Schein für Seeflug, den B1-Schein und ließ sich im Blindflug ausbilden. Einer ihrer Fluglehrer meinte scherzhaft, von ihm aus könne sie nach Afrika fliegen und sich da in der Luft austoben, was sie später wirklich tat.

1929 überführte Elly Beinhorn ein von der Fliegervereinigung in Königsberg erworbenes Flugzeug von Berlin nach Ostpreußen. Nach der Übergabe dieser Maschine schlugen ihr deren Empfänger vor, sie solle zum Großflugtag im Sommer wiederkommen und beim Kunstflugprogramm mitwirken. Damit sie bei Flugtagen mit einer eigenen Maschine auftreten konnte, kaufte Elly Beinhorn bei den „Bayerischen Flugzeugwerken“ („BFW“) in Augsburg, der späteren „Messerschmitt AG“, auf Abzahlung eine „Messerschmitt M 23b“. Dabei handelte es sich um einen blau-weiß-lackierten Tiefdecker mit 80-PS-Siemensmotor.

In Königsberg feierte Elly Beinhorn unterdenAugen des elf Jahre älteren deutschen Fliegeridols Ernst Udet (1896—1941) ihren ersten Auftritt bei einem Flugtag. Dabei flog sie nach ihrer Auffassung unverantwortlich niedrig in 300 bis 400 Metern Höhe. Prompt wurde sie von Udet kritisiert, sie solle ruhig erst noch eine Weile da oben in ihren himmlischen Höhen bleiben. Andererseits erkannte der Fliegerheld, mit dem sie am Abend tanzte, mit sicherem Gespür die ungewöhnliche Begabung der jungen Draufgängerin und bezeichnete sie als „einen neuen Stern am weiblichen Fliegerhimmel“. Udet unterschrieb auch eine Karte, die Elly ihren Eltern nach Hannover schickte.

In der Folgezeit trat Elly Beinhorn bei weiteren Flugtagen auf Flughäfen deutscher Großstädte auf. Dabei zeigte sie als besondere Attraktion den „Looping nach vorn“. Bereits nach einem Jahr war sie als Kunstfliegerin bekannt . Ihre Gagen für AuftrittebeiFlugtagen sowie ihre Einnahmen für Werbe- und Kurierflüge sicherten ihr ein finanzielles Auskommen.

Bei ihrem ersten Auslandsflug erlebte Elly Beinhorn ihre erste Notlandung auf ausländischem Boden. Ein schwedischer Großindustrieller hatte inBerlinseinen Frack vergessen und benötigte diesen dringend für einen unerwarteten Empfang des italienischen Außenministersbeieinem festlichen Bankett mit Geschäftsfreunden in Rom. Nach einer Zwischenlandung in Dresden,beider sie Zollformalitäten erledigte, flogEllymit dem Frack an Bord weiter nach Wien. Am nächsten Tag steuerte sie Venedig an und orientierte sich dabei an Bahngleisen. Aber die Bahngleise führten plötzlich in einen Alpentunnel. Es dauerte eine Zeitlang, bis Elly wieder wusste, wie es weiter gehen musste. Zu ihrem Überdruss fiel auch einer der fünf Zylinder des Motors ihres Flugzeuges aus. Deswegen musste sie dicht hinter der italienischen Grenze auf einer Gebirgswiese beiTarvisionotlanden. Vor den Augen herbeieilender italienischer Soldaten und Offiziere eines in der Nähe stationierten Regiments säuberte siedieverölten Zündkerzen, zeigte einem Offizier statt der Zollpapiere ihren deutschen Waffenschein, startete undflogweiter nach Venedig. Dort endete der Flug, weil die Beteuerungen, die fehlenden Papiere aus Berlin würden telegraphisch vom italienischen Konsulat folgen, nichts fruchteten. Daraufhin fuhr Elly mit dem Frack per Zug nach Rom. Inzwischen hatte der Auftraggeber den Empfang ohne Frack bewältigen müssen. Aber die Geschichte der ungewöhnlichen Frackreise sorgte für so viel Heiterkeit, dass er seine Geschäfte erfolgreich beenden konnte und damit rechnete, die Genehmigung für den Bau einer Fabrik zu bekommen.

Zeitungsberichte über ihren Flug nach Rom machten Elly Beinhorn noch bekannter. Dank dieser Artikel lernte sie die Duisburger Fliegerin Katja Heidrich (geboren 1907) kennen. Letztere besaß zwar kein eigenes Flugzeug, hatte aber einen Werbevertrag mit der Neufang-Jaenisch-Brauerei im Saargebiet. Dies war die Basis für eine finanziell lohnende Zusammenarbeit der beiden Fliegerinnen.

Im Juni 1930 beteiligte sich Elly Beinhorn in Bonn-Hangelar an einem Damen-Flugtag, bei dem die erste „Deutsche Damenkunstflugmeisterschaft“ ausgetragen wurde. Zu ihrem Pech übersah Elly in der Ausschreibung, dass man zwischen einzelnen Rückenflug-Figuren jeweils indieNormallage zurückkehren sollte. Weil siediesnicht tat, wusstendieSchiedsrichter nicht, wann eine Kunstflug-Figur von Elly fertigwarund wanndienächste begann. Siegerin wurde Liesel Bach (1905—1992), die erst zwei Monate zuvor einen Kunstflugschein erworben hatte.

Bei einem Zusammentreffen in Berlin warnte Ernst Udet die waghalsige Pilotin: „Liebes Kind, wenn du so weitermachst, fällst du bald anständig auf die Schnauze“. Diese Prophezeiung traf tatsächlich ein. Nach einem Rundflug über Saarbrücken wollte EllydieGästedesFlughafenrestaurants mit einer schneidigen Landung beeindrucken. Doch dabei verlor sie die Kontrolle über ihr Flugzeug, das ausbrach und beim Aufpall aufdiePiste zu Bruch ging.