Elora im Tal der Elfen - Renate Schweitzer - E-Book

Elora im Tal der Elfen E-Book

Renate Schweitzer

4,9

Beschreibung

Dies ist die Fortsetzung von „Elora, das regenbogenbunte Einhorn“. In diesem Märchen geht es um das Einhorn Elora, das von einer Zauberin als Fohlen den Wunsch erfüllt bekam, so bunt wie ein Schmetterling zu sein. Nach einem Zauber leuchten Eloras Schweif und Mähne nun in allen Regenbogenfarben. Elora ist auserwählt, die Welt vom Herrn der Finsternis zu befreien, der alle Einhörner vernichten möchte, um so das Gute auszulöschen und die Herrschaft an sich zu reißen. Zusammen mit ihren Freunden, bestehend aus weiteren Einhörnern, Feen, Elfen, Zauberinnen und einer Menge weiterer Wesen aus der Anderswelt, muss sie hierfür ins Tal der Elfen reisen. Auf dem Weg dorthin erlebt sie viele spannende Abenteuer. Selbst in der schwierigsten Situation halten die Freunde fest zusammen und können so jedes Abenteuer bestehen und jede Gefahr besiegen.

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Inhalt

Vorwort

Treue Freunde

Der Spiegelzauber

Eine neue Erfahrung für Melvine

Ein tolles Team

Sylpharo

Ambria

Der Marajello

Flechten-Ernte

Die Wahrheitsdroge

Artefakte

Schneegestöber

Spiluscha

Der Schlüssel

Der Gortan

Vorfreude

Ankunft im Tal der Elfen

Die Seelentöpfchen

Ein besonderes Buch

Fünfundzwanzig kleine Mäuse

Jasta und Bubak

Goldene Fäden

Der Herr der Finsternis

Die Begegnung

Kriegsrat

Das erste Puzzleteil

Fehlende Zutaten

Telepathische Antennen

Lii

Ein Fest steht bevor

Der Elfenkönig

Eloras Haare

Das zweite Zeichen

Iri und der Magier

Wird es funktionieren

Figurenbeschreibung

Schlusswort

Autoren-Vita

Fan-Artikel

Vorwort und Dank

Diese Geschichte ist die Nachfolge-Geschichte zu „Elora, das regenbogenbunte Einhorn“. Das erste Buch entstand aus einem Rollenspiel in einem Internetclub/Internetgruppe. Die Clubmitglieder kannten sich zum Großteil nicht persönlich, ein jeder, der einen Internetzugang hatte, konnte diesem Club beitreten. Somit sind die Autoren der ersten Geschichte über ganz Deutschland und sogar bis ins Ausland verteilt. Die Clubmitglieder spielten eine oder mehrere der vorkommenden Charaktere und Wesen, die sich jeder Teilnehmer selbst ausgedacht hat.

Ich habe den Grundstein der Story gelegt und später dann aus Hunderten von Einzelteilen die Geschichte im Zusammenhang geschrieben.

Ich danke all meinen treuen Internetfreunden, die damals an dieser wunderschönen Geschichte mitgewirkt haben, und ohne die dieses Märchen nie entstanden wäre.

Den zweiten Teil der Geschichte, „Elora im Tal der Elfen“, habe ich dann Jahre später ohne das Mitwirken der ursprünglichen Mitautoren geschrieben.

Ich danke meinem Mann für Anregungen zu einigen Passagen und ich danke Roland Schamberger, der mir unentgeltlich die meisten der wunderschönen Illustrationen zu diesem Buch angefertigt hat. Außerdem danke ich Christine Mara Glösl, die mir das Bild von Lii zur Verfügung gestellt und mich damit zu einem weiteren Kapitel inspiriert hat.

Besondere Anmerkung: Zu den treuesten Fans von Elora gehört im echten Leben ein Mädchen aus Berlin, welches ebenfalls Elora heißt. Da sie am 6. Juni im gleichen Jahr geboren wurde wie Zentas Zwillinge, und sie vom Sternzeichen selbst ein Zwilling ist, ernenne ich sie hiermit offiziell zur Patin der beiden.

Treue Freunde

Bereits seit zwei vollen Tagen sind Elora, das Einhorn-Fohlen mit regenbogenbunter Mähne und Schweif, und ihre Freunde nun bereits unterwegs, um den Schlüssel zu suchen, den Elora unbedingt benötigt, um ihre große Aufgabe erfüllen zu können.

Der Herr der Finsternis möchte alle Einhörner vernichten, um so die Weltherrschaft zu erlangen. Denn Einhörner tragen das Gute in sich und solange es sie gibt, kann das Böse nicht regieren.

Mit Satu, ebenfalls ein Einhorn-Fohlen, allerdings mit rostroter Mähne und Schweif, und ihren übrigen Begleitern hatte sie seit ihrer Geburt vor 18 Monaten bereits viele Abenteuer bestanden, bis sie zuletzt im Tal der Kolibris davon erfuhr, dass gerade sie auserwählt sei, das Gute auf der Welt zu retten und den Herrn der Finsternis für immer unschädlich zu machen.

Viele wertvolle Freunde hatte sie bis dahin kennen gelernt. Da ist zum Beispiel Melvine die Zauberin, eine kleine, ziemlich mollige und leicht schusselige Menschen-Person mit einem weiten Rock, in dessen vielen Faltentaschen sie unsagbar viele nützliche Dinge unterbringen kann und in denen sie meist recht lange danach suchen muss.

Oder Ankhara, ebenfalls eine Zauberin. Mit ihren besonderen telepathischen Fähigkeiten kann sie über hunderte von Kilometern noch Gedanken-Kontakt zu anderen Personen aufnehmen und so wichtige Nachrichten empfangen.

Ankharas Begleiter, ihr Kater Osiris und die Katze Isis, sind keine gewöhnlichen Katzen. Auch sie verfügen über Zauberkräfte, können sprechen und sie sind schneller als jeder Gepard. Mit wenigen Sprüngen auf ihren weichen Katzenpfoten überwinden sie mehrere hundert Meter.

FEEnzauberin und Whoever sind zierliche kleine Elfen, die neben ihren vielen guten Fähigkeiten mit ihrem Glitzerpulver schöne Erlebnisse herbeizaubern können.

Whoever heißt eigentlich Lucky, aber sie darf ihren wahren Namen nicht außerhalb des Tales der Elfen verwenden. Und so kennen ihre Freunde sie nur unter dem Namen Whoever.

Fly ist eine Baumfee, größer als Elfen aber kleiner als übliche Feen. Sie schläft am liebsten hoch oben in der Astgabel eines Baumes, immer begleitet von ihrem Eichhörnchen Storm. Fly kann von allen am besten kombinieren, und so konnte schon manches Mal nur durch ihre Kombinationsgabe ein Rätsel gelöst werden, das die Freunde einen Schritt weiter brachte.

Mellock ist ein Kräutergnom, ein echter Freund, der ebenso wie alle ihre anderen Freunde sofort sein Leben opfern würde, um Eloras Leben zu retten. Er hat die besondere Gabe, selbst die seltensten Kräuter und Blüten aufzuspüren, wenn Melvine mal wieder eine Zutat für einen Zaubertrank benötigt.

Dann sind da noch Zenta und Conway, ebenfalls Einhörner, sehr viel älter als Elora und Satu, und mit einer sehr aufregenden Vergangenheit:

Zenta war vor vielen Jahren vom Herrn der Finsternis aufgespürt und mit einem Bann belegt worden. Seitdem musste sie als böse Zenturie, einem Pferd mit menschlichem Oberkörper, in einem Tal nahe dem Einhornwald leben. Mit dem Herzen eines Einhorns war es ihr eine Qual, Böses zu tun, und doch konnte sie nicht anders, denn der Zauber des Herrn der Finsternis war gründlich.

Zentas Bann konnte nur gebrochen werden, wenn Wesen mit reinem Herzen in ihr das Gute entdeckten. Elora und ihren treuen Freunden war dieses Wunder gelungen und seitdem ist Zenta wieder eine hübsche weiße Einhorn-Stute.

Conway war ursprünglich ebenfalls ein weißes Einhorn-Fohlen, ein hübscher kleiner Hengst. Seine Eltern waren aber bereits vom Herrn der Finsternis aufgespürt worden und sie wussten, dass sie und Conway nicht mehr lange zu leben hatten, wenn die böse Macht sie erst eingeholt hatte. Mit dem Fohlen kamen sie aber nur langsam voran und so griffen sie zu einer List, um wenigstens ihr Kind zu retten. Sie gaben ihm ein schwarzes Fell - gerade rechtzeitig, bevor der Herr der Finsternis sie beide tötete. Dieser erkannte in dem schwarzen Fohlen tatsächlich kein Einhorn und so überlebte Conway, den seine Freunde liebevoll Con nennen.

Macbeah ist eine total lustige Koboldin, sie hat immer gute Laune und mit ihren Scherzen sorgt sie stets für viel Gelächter. Bereits durch ihre witzige Erscheinung mit den unsagbar weiten Pluderhosen löst sie fröhliche Stimmung aus und wenn sie in der Nähe ist, bleibt kein Auge trocken. Immer muss man darauf gefasst sein, dass etwas total Verrücktes passiert. Durch diese besondere Fröhlichkeit konnte sie schon oft den Herzschlag der Anderen wieder auf Normalzustand senken, nachdem sie etwas Unheimliches oder Gefährliches erlebt hatten.

Ja und dann war da noch Iri, das grüne Drachenmädchen. Elora hatte Iri als winziges Drachenbaby kennen gelernt. Total tollpatschig war die Kleine und so was von niedlich! Innerhalb eines Jahres war sie zu einem stattlichen Drachen mit riesigen Flügeln heran gewachsen und nach einem gemeinsam bestandenen Abenteuer hatte sie sich von der Freunde-Gruppe getrennt, um mit einem anderen Drachen in ihre ursprüngliche Heimat zurück zu kehren, wo hoffentlich ein hübscher Drachen-Jüngling auf sie wartete.

Nun ist also ein Teil dieser Freunde zusammen mit Elora auf dem Weg in ein neues Abenteuer. Die Einhörner Zenta und Con können die Freunde diesmal nicht begleiten, da sie Nachwuchs erwarten. Daher entschlossen sie sich, im Tal der Kolibris zu bleiben, da sie sich und ihre Babys hier sicher fühlen.

Die Zauberin Ankhara mit ihren beiden Katzen und die Koboldin Macbeah boten sich sofort an, bei Con und Zenta zu bleiben und sie zu beschützen, während die Anderen nicht da sind.

So besteht die kleine Gruppe diesmal also nur aus Elora, Satu, Melvine, Fly, Storm, Mellock, Whoever und FEEnzauberin.

Elora war vor Ihrer Abreise noch einmal in den Krater mit den Felsenzeichnungen gegangen, um sich die Bilder genau einzuprägen. Denn diese zeigen verschlüsselt, wie es ihr gelingen kann, den Herrn der Finsternis zu besiegen. Melvines Vorschlag, die Bilder abzuzeichnen, wurde rasch wieder verworfen, denn die Bilder haben die sonderbare Eigenschaft, sich ständig zu verändern, sich anzupassen an die aktuelle Situation. Nur Elora wird in der Lage sein, mit ihrem inneren Auge diese Veränderungen zu sehen und diese zu deuten.

Sie ist das auserwählte Einhorn, nur ihr kann es gelingen, mit Hilfe Ihrer Freunde den Herrn der Finsternis für immer unschädlich zu machen. Dafür muss sie aber ins Tal der Elfen reisen. Obwohl dieses Tal gut geschützt liegt und nur von friedfertigen Wesen bewohnt wird, sagen ihr die Zeichnungen, dass sie gerade dort den Herrn der Finsternis treffen werden.

Nur an diesem Ort wird es ihr und ihren Freunden gelingen, den bösen Magier zu besiegen. Außerdem brauchen sie für ihr Vorhaben einen besonderen Schlüssel, den sie auf dem Weg in das Tal finden müssen. Ohne diesen Schlüssel wird ihr Vorhaben nicht gelingen.

Nun, am frühen Abend des zweiten Reisetages, schmerzen ihr die kleinen Hufe. Stetig war es einen steilen, steinigen Weg bergan gegangen. Loses Geröll hatte sie mehrfach stolpern lassen und die losen Brocken hatten ihr die Knöchel blutig geschlagen. Sie schaut sich um. Ihre Freunde sind dicht hinter ihr und alle sehen viel müder aus, als Elora es von ihren früheren Expeditionen gewohnt ist.

Daher schlägt sie vor, heute früher ihr Lager für die Nachtruhe aufzuschlagen. Sie haben gerade einen Felsvorsprung erreicht, der ihr als Lagerplatz geeignet erscheint. Er ist recht klein, aber wenn die Freunde eng zusammen rutschen, wird es sicher gehen.

Alle sind dankbar über Eloras Vorschlag, denn auch sie merken natürlich, dass irgendeine Energie hier dafür sorgt, dass sie weniger Elan haben als sonst.

Also nimmt die Zauberin Melvine ihren Zauberstab heraus und ruckzuck erscheint ein Tisch, der reichlich mit kräftigenden Speisen und Getränken gefüllt ist. Es ist eine von Melvines ganz besonders beliebten Begabungen, innerhalb von Sekunden und an jedem Ort eine Tafel mit den leckersten Speisen erscheinen zu lassen. Egal, welches Wesen auch gerade zu der Gruppe gehört und wie unterschiedlich die Ernährungsgewohnheiten der Teilnehmer auch sind, jeder wird etwas nach seinem Geschmack vorfinden.

Alle stärken sich und legen sich dann erschöpft zum Schlafen nieder. Melvine geht noch zu den beiden Einhorn-Kindern und wickelt ihre geschundenen Beinchen mit Tüchern ein, die sie mit einer heilenden Paste getränkt hat. Ja, das tut gut! Alle sinken an diesem frühen Abend in einen sehr tiefen und erholsamen Schlaf. Melvine hatte den Speisen vorsichtshalber noch eine kleine Zugabe beigemischt. Das kleine Fläschchen mit dem Schutzzauber hat sie immer bei sich.

Am nächsten Morgen fühlen sich alle wieder frisch und fit für die nächste Etappe. Die blutenden Stellen an den Einhorn-Beinchen sind dank Melvines Zauberpaste verheilt und alle sind bestens gelaunt.

Der Blick von ihrem Lager in das unter ihnen liegende Tal nimmt ihnen fast den Atem. Wunderschön liegt es da, dünne Nebelschwaden steigen auf, in denen sich das Sonnenlicht bricht und es mit bunten Schillerfarben überzieht.

Irgendwo da unten sind Zenta und Con, die der Geburt ihrer Fohlen entgegen sehen. Elora freut sich mächtig, denn gleich zwei Einhorn-Fohlen werden hier das Licht der Welt erblicken und Gutes in die Welt tragen. Noch ist es der bösen Macht nicht gelungen, alle Einhörner auszurotten. Und was in ihrer Macht steht, will sie dazu beitragen, dass das auch so bleibt. Sie weiß aus der Vergangenheit, dass sie sich auf ihre Freunde verlassen kann und die besonderen Fähigkeiten jedes Einzelnen werden ihr dabei nützlich sein.

Heute werden sie nun den Gipfel des Gebirgszuges überqueren, der das Tal der Kolibris umschließt. Was erwartet sie drüben? Mindestens zwei Wochen Fußmarsch durch eine ihnen fremde Gegend liegen noch vor ihnen, bis sie den Fluss erreichen, in dem sie den Schlüssel zu finden hoffen.

Elora und die Freunde haben aber keine Ahnung, wonach sie überhaupt suchen müssen, denn der Schlüssel auf der Felsenzeichnung war nur eine symbolische Darstellung gewesen. Sie wissen lediglich, dass etwas in dem Fluss ihnen helfen wird, weitere Aufgaben zu lösen oder Antworten zu finden.

Der Spiegelzauber

Die Freunde kommen heute gut voran und bereits nach einer Stunde stehen sie auf dem Gipfel. Das Tal, das sich auf der anderen Seite vor ihnen auftut, hat keinerlei Ähnlichkeit mit dem, aus dem sie gerade hier herauf gestiegen sind. Dichter Nebel hängt weit unter ihnen über der Landschaft. So dicht, dass es aussieht, als wenn das ganze Tal mit Watte ausgefüllt sei. Aus dieser Watte stechen Hunderte nadelspitzer, kahler Felsen heraus. Nicht gerade einladend, diese Gegend. Kein Baum ist zu sehen, kein Vogel trällert sein Lied.

Die Freunde beschleicht ein recht ungemütliches Gefühl und am liebsten wären sie sofort umgekehrt. Aber Elora MUSS da hinunter, es gibt keine Wahl. Und natürlich lassen ihre Freunde sie nun nicht im Stich.

Stunde um Stunde klettern sie bergab. Gelegentlich begegnen sie seltsamen Tieren, die sie noch nie gesehen haben. Dieses merkwürdige Viech zum Beispiel, das eigentlich aussah wie ein Hase, aber den Kopf eines Krokodils hatte. Zum Glück hatte es mehr Angst vor ihnen als sie vor ihm. Und mit großen Haken verschwand es rasch hinter einer Felsennadel.

Und dann steht es plötzlich vor Ihnen. Wie aus dem Nichts taucht es aus dem Nebel auf, groß und furchterregend.

Wütend faucht es die Freunde an. Schnelles Handeln ist nun gefragt. Die Freunde wissen nicht, welches Wesen sich da gerade vor ihnen aufbäumt, aber eines ist allen sofort klar: es ist gefährlich!

Auf mächtigen Hufen mit seltsam kurzen Beinen sitzt ein massiver Rumpf. Es sieht ähnlich aus wie ein zu groß geratenes Hängebauchschwein. Allerdings passt der Kopf nicht dazu. Dieses Monstrum hat gleich drei lange Hälse, die sich wie Schlangen winden. Und auf jedem dieser Hälse sitzt ein eiförmiger Kopf, auf dem rundherum sechs giftgrüne kugelrunde Augen verteilt sind. Wo bei diesem Kopf vorne ist, erkennt man nur an dem langen sichelförmigen Schnabel.

Schon versucht das Viech, mit seinen Schnäbeln nach den Freunden zu greifen. Der kleinen Elfe FEEnzauberin fällt nichts Besseres ein, als über einen dieser Köpfe zu fliegen und ihr Glitzerpuder über ihm auszuschütten.

Immerhin verschafft diese Aktion den Freunden Spielraum. Denn das Glitzerpuder, das ja Glücksgefühle auslöst, verwirrt das Monster derartig, dass es erst mal von den Freunden ablässt. Mit seinen beiden anderen Köpfen betrachtet es verwundert diesen glitzernden Kopf, in dem sich ein Gefühl breit macht, das es nicht kennt.

Die Freunde nutzen diesen Augenblick, um sich schnell hinter einer Felsenspitze zu verstecken, wo Melvine einen unsichtbar machenden Zauber durchführt. Dieser hält jedoch nur eine halbe Stunde an. In dieser Zeit müssen sie genügend Vorsprung bekommen, um vor diesem Wesen in Sicherheit zu sein.

Durch den Unsichtbar-Zauber kann Melvine innerhalb der nächsten 30 Minuten keinen weiteren Zauber anwenden, zum Beispiel, um die Freunde schneller werden zu lassen. Also rennen oder fliegen sie so schnell sie nur können.

Tatsächlich gelingt es ihnen, einigen Vorsprung zu bekommen, aber das sonderbare Wesen hat inzwischen seine Verwirrung überwunden und ist nun sehr verärgert, dass die Fremden entkommen sind. Es nimmt die Verfolgung auf. Intuitiv spüren die Freunde, dass ihnen diese Kreatur folgt und sie nun sehr vorsichtig sein müssen. Sie müssen dieses Ungeheuer unbedingt loswerden.

Da hat Melvine eine Idee. In ihrem alten Zauberbuch hat sie einmal von einem Spiegelzauber gelesen, mit dem man das Spiegelbild eines Wesens erschaffen kann, welches völlig real wirkt. Sobald der Unsichtbar-Zauber seine Wirkung verliert, machen die Freunde eine kurze Rast, die Melvine nutzt, um in ihrem Zauberbuch, das sie wie alles Wichtige in einer ihrer vielen Rocktaschen bei sich trägt, nach diesem Zauberspruch zu suchen.

Nach kurzem Blättern, was den Freunden wie eine Ewigkeit vorkommt, findet sie den Spruch und erschafft rasch die Spiegelbilder von sich und allen anderen aus der Gruppe.

Dann schickt sie diese Spiegelbilder dem Monster entgegen. Sie selbst machen sich wieder auf den Weg, um nach dem Schlüssel zu suchen. Der Plan funktioniert.

Als die Spiegelbilder bei dem Monster auftauchen, spießt dieses eines nach dem anderen mit seinem spitzen Schnabel auf. Es wundert sich zwar schon ein wenig, wieso es nun so leicht ist, diese Fremden zu erwischen und weshalb diese sich einfach wie Seifenblasen in Luft auflösen. Aber das Wesen ist nicht besonders intelligent, und so schöpft es keinen Verdacht und geht nun zufrieden zurück zu dem Platz, wo die Freunde ihm zuerst begegnet waren.

Hier legt es sich auf einen kleinen Wall aus spitzen Steinen und ruht sich aus. Es denkt noch eine Weile darüber nach, was für sonderbare Geschöpfe diese Fremden waren, die offenbar nur aus Luft bestanden und die man nicht fressen konnte. Aber da das Monster nicht nur ohne Intelligenz, sondern auch ziemlich faul ist, macht es sich keine weiteren Gedanken darüber und schläft erst einmal.

Eine neue Erfahrung für Melvine

Die Freunde gehen vorsichtig weiter talwärts durch diese Landschaft aus spitzen Felsen und dichtem Nebel, wohl wissend, dass hinter jeder Felsensäule wieder ein Wesen auftauchen kann. Und tatsächlich wartet bereits kurze Zeit später das nächste Abenteuer auf sie.

FEEnzauberin fliegt leicht erhöht und eine winzige Nasenlänge voraus zwischen den Felsenspitzen dahin, als sie an einen fast unsichtbaren Faden stößt, der zwischen die Spitzen gespannt ist. Im selben Moment schießt hinter einer der Säulen ein merkwürdiges kleines Wesen hervor.

Es ähnelt einer harmlosen Biene, aber die Flügel kreisen wie die Rotorblätter eines Hubschraubers und sind fünfmal so lang wie der eigentliche Körper des Wesens. Außerdem sind sie nicht so durchscheinend und zerbrechlich wie Bienenflügel. Diese Flügel sind sehr fest und hart, sie haben eine Sichelform und sind auch wie Sicheln einsetzbar. Was diese Flügel trifft, wird in tausend Einzelteile zerlegt.

Zudem befindet sich am Ende jedes dieser Flügel eine Art Ventil, aus dem das Wesen je nach Situation unterschiedliche Dinge abfeuern kann. Z.B. ist es dem Wesen möglich, eine giftige, sehr klebrige Substanz daraus abzuschießen. Es ist auch in der Lage, einen Feuerstrahl oder Blitze daraus abzufeuern. Am gefährlichsten sind aber die Fäden, die in Windeseile eine Art Netz entstehen lassen, mit dem es seine Beute gefangen hält.

Allerdings sieht diese Kreatur ziemlich schlecht und kann so kleine Wesen wie die Elfe kaum erkennen.

FEEnzauberin hat daher gerade noch genügend Zeit, sich selbst in Sicherheit zu bringen. Leider reicht ihr die Zeit nicht, um die Freunde noch zu warnen und so gerät Melvine, die die Gruppe anführt, in das Netz des Wesens, bevor es ihr möglich ist, einen Schutzzauber auszusprechen.

Die übrigen Freunde bringen sich sofort hinter den Felsen in Sicherheit und das Wesen interessiert sich nicht im Geringsten für sie, es hat sie nicht bemerkt.

Melvine ist völlig verdutzt. Das hat es noch nie gegeben, dass sie selbst in Gefangenschaft geraten ist, ohne dass sie sich mit einem Zauber hätte befreien können. Aber diese Fäden, aus denen das Netz ist, haben lähmende Eigenschaften. Und die legen nicht nur Ihren Körper völlig lahm, sondern auch ihre geistigen Fähigkeiten.

Es ist eine ziemlich schlimme Situation, in der sie sich befindet, da ihre Freundin Ankhara nicht bei ihnen ist, die über ähnliche Zauberkräfte verfügt wie sie selbst.

Aus der restlichen Gruppe verfügt keiner über ausreichende Zauberkraft, um Melvine mit einem Zauber befreien zu können. So müssen die Freunde entsetzt zusehen, wie das kleine Wesen die Zauberin verschleppt.

Obwohl das fremde Wesen um ein Vielfaches kleiner ist als Melvine, folgt das Netz mit der Zauberin wie aus Geisterhand dem Wesen nach. Innerhalb von wenigen Sekunden sind beide dem Blickfeld der Übrigen entschwunden.

Niemand traut sich aus seinem Versteck heraus, um das Wesen aufzuhalten, da sie nicht wissen, welche Tricks das Geschöpf sonst noch auf Lager hat. Und es würde niemandem helfen, wenn weitere Personen in die Gefangenschaft des Viechs geraten oder gar getötet würden.

Inzwischen ist das Wesen, bei dem es sich um eine Sichelhummel handelt, mit seiner Beute in seinem Bau angekommen. Eigentlich ist es ein recht gemütliches Plätzchen: eine große Mulde, wo die Felsensäulen weiter auseinander stehen als die übrigen. In der Mulde wächst sogar etwas Gras und jede Menge Moos, was den Boden wie einen flauschigen Teppich wirken lässt.

Das Netz mit Melvine plumpst in das Moos. Die Hummel beginnt nun, das Netz von Melvine zu entfernen. Die Zauberkraft der Fäden hat bereits Melvines Geist gelähmt. Sie ist zwar bei Bewusstsein, aber sie nimmt alles nur noch wie in einem Traum wahr, unfähig, eigene Gedanken zu bilden.

Gerade, als die Hummel damit beginnen will, Melvine das Blut aus den Adern abzusaugen, bemerkt sie etwas neben Melvine im Moos. Als das Netz Melvine ins Moos plumpsen ließ, war ihr Zauberstock aus ihrer Rocktasche gefallen.

Die Sichelhummel erkennt sofort, dass ihr hier eine Zauberin ins Netz gegangen ist und sogleich ändern sich ihre Pläne. Was für ein glücklicher Zufall. Damit hatte sie nicht gerechnet. Bereits seit Jahren wartet sie auf diesen Moment. Sie wird diese fremde Zauberin zwingen, ihr ein paar wichtige Zaubersprüche und deren Anwendung beizubringen, bevor sie ihr das Blut absaugt.

Ein tolles Team

In der Zwischenzeit haben sich Elora und die Anderen von ihrem ersten Schock erholt und sind aus ihren Felsenverstecken wieder zusammen gekommen. Nun beraten sie, wie sie Melvine retten könnten.

Sie wissen sehr genau, dass ihnen Zauberkünste hier nicht weiter helfen werden, da niemand von ihnen über ausreichende Kräfte verfügt. Also muss eine Strategie zur Ablenkung des Räubers entwickelt werden.

Aber so sehr sie sich auch anstrengen, es fällt ihnen nichts Brauchbares ein. Sie machen sich allergrößte Sorgen, wie es Melvine wohl geht, ob sie überhaupt noch lebt. Sie ahnen ja nicht, dass die Hummel Melvine nicht sofort ausgesaugt hat.