Endivien - David Wagner - E-Book

Endivien E-Book

David Wagner

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Beschreibung

Brot und Spiele vor dem Reichstag, wir sind eine fröhliche, ungezwungene Demokratie. Adidas und McDonalds, ist das nicht nett, bauen dem Deutschen Volke einen Rummelplatz.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 24

Veröffentlichungsjahr: 2012

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David Wagner

Endivien

SuKuLTuR

2012

Schöner Lesen Nummer 62

ein SuKuLTuR-Produkt

eBook-Ausgabe Dezember 2012

1. Auflage (Print) März 2007

Alle Rechte vorbehalten

Text und Cover: David Wagner

SuKuLTuR, Wachsmuthstraße 9, 13467 Berlin

post@sukultur.de · www.sukultur.de

ISBN (Print) 978-3-937737-68-3

ISBN (ePub) 978-3-941592-56-8

eBook-Herstellung und Auslieferung

readbox publishing, Dortmund

www.readbox.net

Lehrter Shop Nicht weit vom neuen Bahnhof stoße ich auf den „Lehrter Shop“, einen Kiosk im Erdgeschoß eines Wohnblocks in der Lehrter Straße. Bänke stehen in dem Vorgarten gegenüber der Berliner Stadtmission. Drei Männer, einer, der sich auf einen Rollator stützt, kommt gerade hinzu, sitzen vormittags, kurz vor zehn, beim Bier beisammen. Die Stadtmission macht mit wehenden Fahnen auf sich aufmerksam, auf einer von ihnen sind unübersehbar groß die Buchstaben „SM“ zu sehen. Auf der Fahne daneben flattern die berühmtesten Verse von Dietrich Bonhöfer. In der Heinrich-Zille-Siedlung, soviel verrät der Schaukasten mit Mietangeboten, sind drei Wohnungen frei. Und ich überlege, wie geborgen ich mich dort fühlen könnte. Baumbestanden, fast zugewachsen, sieht die Straße aus, lang und heiß und ruhig und viel zu breit liegt sie da. Hier, auch hier, war mal die Welt zu Ende. Und seit dem nicht mehr so ist, hat sich noch nicht viel getan. Ein Freibad wurde vor vier Jahren geschlossen. Und das Amtsgericht Tiergarten neben der Zweigstelle der Justizvollzugsanstalt Tegel trägt noch immer Einschußlöcher, hübsche Einschußlöcher in seiner Klinkerfassade. Dahinter stehen die Kassenhäuschen des Poststadions aus der Zwischenkriegszeit. Keine Sperre, Eintritt frei. Eine Waschbetontreppe führt den Hang hinauf, Unkraut, das da wuchert, hat mit seinen Wurzeln einzelne Stufen verschoben. Das Gittertor auf dem oberen Absatz ist mit einer rostigen Kette und einem Vorhängeschloß gesichert. Sieht aus, als solle verhindert werden, daß die dahinter dicht gedrängt stehenden jungen und nicht mehr so jungen Bäume aus dem Stadion herausdrängten. Das Poststadion ist zugewachsen. Über die Nebensportplätze gehe ich immer am Zaun entlang, bis ich hinter der Pappelreihe ein Loch finde. Ich komme in den jungen Urwald, den Zauberwald hinein und stehe in der zugewachsenen Kurve. Mein Palenque liegt in Moabit.

Die Spielfläche selbst schimmert gepflegt durch Unterholz. Das Poststadion ist zum Waldstadion, zum Dornröschenstadion geworden. Fünfzigtausend Besucher hatten hier einmal Platz, heute stehen hier mehr als fünfzigtausend Bäume. Ahorn, Robinien und Birken. Sieht so aus, als wären sie gekommen, um das Spiel der Spiele zu sehen. Sie harren aus auf ihrem Stehplatz, Tag und Nacht, bei jedem Wetter.

Sicherheitsverschraubung Vor dem Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie liegen drei Männer über einem Kanaldeckel. Auf ihrem Lieferwagen steht „Sicherheitsverschraubungen“. Neue Ampeln hängen hoch über der neu asphaltierten Invalidenstraße. Keine Spur mehr von dem Grenzübergang, den es hier einmal gegeben hat. Zwei Zugbegleiter in Uniform ziehen ihre Rollkoffer über den Bürgersteig. Noch fährt keine Straßenbahn zum neuen Bahnhof.

Europaplatz



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