England - Erster Band - James Fenimore Cooper - E-Book

England - Erster Band E-Book

James Fenimore Cooper

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Beschreibung

Das Werk "England" ist eine Sammlung von Briefen des amerikanischen Schriftstellers James Fenimore Cooper (1789-1851).James Fenimore Cooper (* 15. September 1789 in Burlington, New Jersey als James Cooper; † 14. September 1851 in Cooperstown, New York) war ein amerikanischer Schriftsteller der Romantik. Cooper ist in vielerlei Hinsicht eine Schlüsselfigur der amerikanischen Literatur. Neben Washington Irving war er der erste amerikanische Schriftsteller, der von seinen Büchern leben konnte. Er blieb bis weit in das 20. Jahrhundert hinein auch in Europa der wohl meistgelesene. Nach dem Vorbild Sir Walter Scotts schrieb er die ersten historischen Romane und die ersten Seefahrtsromane der amerikanischen Literatur. Sein umfangreiches Werk umfasst weiter zahlreiche historiografische Werke, Essays und Satiren über Amerika wie Europa. Besonders bekannt sind bis heute seine fünf "Lederstrumpf"-Romane, die die Erschließung des amerikanischen Westens durch weiße Scouts, Trapper und Siedler, aber auch die allmähliche Zurückdrängung und Vernichtung der indianischen Kultur thematisieren.

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Inhaltsverzeichnis

Vorrede.

Erster Brief.

Zweiter Brief.

Dritter Brief.

Vierter Brief.

Fünfter Brief.

Sechster Brief.

Siebenter Brief.

Achter Brief.

Neunter Brief.

Zehnter Brief.

Elfter Brief.

Zwölfter Brief.

Dreizehnter Brief.

Fußnoten

James Fenimore Cooper

England. Erster Band

(Reisebericht)

Mit Skizzen aus den Gesellschaften der Residenz.

Aus dem Englischen von A. von Treskow. Quedlinburg und Leipzig. Druck und Verlag von Gottfr. Basse

1837.

Vorrede.

Der Amerikaner, welcher einen gedrängten, philosophischen, richtigen, populären und dennoch umfassenden Abriß über die Hauptunterschiede schriebe, die zwischen den politischen und geselligen Relationen von Amerika bestehen, würde seinem Vaterlande den größten Dienst leisten, der ihm seit dem denkwürdigen Ereigniß vom 4. Juli 1776 erwiesen worden. Dies bestand nur in einer Erklärung der politischen Unabhängigkeit, während jenes wie die Grundlage zur geistigen Emancipation betrachtet werden müßte, die allein im Stande ist, die Nation zu einer großen zu machen, indem sie ihre Gesinnung bis zu ihren Leistungen emporhöbe.

Dies Werk macht keinen Anspruch auf ein so ausgezeichnetes Verdienst. Es soll nur einen Theil von dem Zeugniß ausmachen – welches noch unendlich oft abgelegt werden muß – das, unter der langsamen Wirkung der Zeit und in Ermangelung der Bemühungen eines höheren Genies, wie wir es eben erwähnt haben, früher oder später – wir wollen es hoffen – dasselbe Resultat hervorbringen wird.

Man hat sich Mühe gegeben, die Lesewelt zu überreden, der Verfasser dieses Buches sei ganz besonders gegen England eingenommen; und einige Erklärungen möchten daher zu Gunsten der Wahrheit hier nicht am unrechten Orte sein. Um das Gegentheil jener Behauptung zu beweisen, dürfte der Verfasser vielleicht nur auf das Werk selbst hindeuten; doch giebt es immer Viele, die in Wahrheit stets Haß und in Grundsätzen nur Trug sehen. Es ist durchaus kein Grund vorhanden, warum der Verfasser dieses Buches gegen England eingenommen sein sollte. Er selbst wurde von den ausgezeichnetsten Männern gütig behandelt; er ist so vollständig, wie es sein ärgster Feind nur sein könnte, überzeugt, daß er als Schriftsteller über Verdienst gelobt worden; auch hat er für seine literarischen Produkte so viele Remunerationen erhalten, als er nur immer verlangen kann. Er ist in keinem Lande jemals so gut behandelt worden, als in England, sein Vaterland mit eingeschlossen; obgleich er seit der Publication seiner Ansichten dem gewöhnlichen Tadel nicht entgangen ist, der so leicht von den Lippen der Angelsachsen zu fließen scheint.

Der Verfasser wird jetzt seinen eigenen Bericht über die Entstehung dieser irrigen Ansichten abstatten. Ein Theil der amerikanischen Reisenden hat den wohlverdienten Ruf der ärgsten Speichellecker geerntet, die jemals das britische Reich betreten haben. Diese liebenswürdige Eigenschaft hat man dem Verfasser bis jetzt noch nicht beigelegt, und diejenigen, welche sich anklagen müssen, in den englischen Gesellschaften ihre Achtung vor sich selbst vergessen zu haben, sind vielleicht ein wenig zu sehr aufgelegt, diejenigen anzuschwärzen, welche es nicht gethan.

Man hat Anekdoten in Umlauf gesetzt über das, was der Verfasser während seines Aufenthalts in England gesagt, gethan – zum Theil gedruckt, zum Theil mündlich, alle jedoch zu seinem Nachtheil. Viele dieser Erzählungen haben sein Ohr erreicht, doch hat er sich bisher damit begnügt, sie circuliren zu lassen, ohne ihnen zu widersprechen. Hier ist jedoch der richtige Zeitpunkt, zu erklären, daß keine einzige davon wahr ist. Er hat ausdrücklich in der Absicht einen Bericht von einer kleinen Vorkommenheit dieser Art gegeben, um dem Leser zu zeigen, auf welche Weise man aus Maulwurfshügeln Berge macht, und in der Hoffnung, daß der bessere Theil seiner Landsleute einsehen wird, wie gefährlich es ist, Erzählungen Glauben zu schenken, die ihren Grund in dem Haß gegen ihr eigenes Volk haben.

Die Engländer können die Amerikaner nicht leiden. Sie haben die Sucht, alles zu verbreiten und zu übertreiben, was unsern Nationalcharakter verächtlich oder lächerlich zu machen im Stande ist; und diese Sucht, verbunden mit einem Unwillen über unsere Gleichgültigkeit von Dingen, die ihnen die größte Hochachtung einflößen, haben zur Erfindung vieler Abgeschmacktheiten Veranlassung gegeben, die auch noch Andere, und nicht den Verfasser allein, treffen. Auf der andern Seite ist wieder die Verehrung des Amerikaners von England so groß, und er ist in Bezug auf Englands Lob oder Tadel so empfindlich, daß er das Gesetz übersieht, welches vor der Verdammung Beweise verlangt.

Es ist richtig, wenn man sagt, ein Reisender sollte über die Mängel eines fremden Landes schweigen, und sich in Bezug auf die Verdienste seines eigenen Regierungssystems mit Bescheidenheit äußern; diese Regel muß jedoch bei ihrer Anwendung bedeutend bedingt werden. Wenn diejenigen, welche besuchen, die Vergleichung herbeiziehen, so dürfen sie sich nicht beklagen, daß sie mit Intelligenz und Feinheit durchgeführt wird. Hätte man der Sucht der Engländer, ohne Bescheid zu wissen und ohne alle Rücksicht über Amerika zu urtheilen, sogleich Festigkeit entgegengesetzt, so würden die erwähnten Abgeschmacktheiten niemals entstanden sein. Leute, die es sich gefallen ließen, unter jeder Bedingung Aufmerksamkeiten anzunehmen, sind nicht immer die besten Richter über Schicklichkeit.

Seit der Periode dieser Briefe sind mit England große Veränderungen vorgegangen. Es soll jetzt eine größere Kenntniß von Amerika und eine bessere Gesinnung dafür existiren. Bei der Ausführung dieses Werkes hat der Verfasser jedoch die Dinge so schildern müssen, wie er sie während seines Aufenthaltes in England fand. Ein künftiges Werk kann einige der Fehler verbessern, die aus diesem Umstande hervorgingen.

Es ist sehr möglich, daß dies Buch manche unrichtige Begriffe enthält; es sind jedoch die Unrichtigkeiten eines gewissenhaften Beobachters, und sie dürfen nur dem Kopfe zugeschrieben werden. Seine Ansichten werden gegen die Vorurtheile derer laufen, die in Amerika die sogenannte intelligente Classe bilden, und werden natürlich verdammt werden. Jeder Versuch, irgend einer der hergebrachten Meinungen entgegen zu treten, besonders solcher, die sich auf die Aristokratie in England beziehen, hat den Erfolg, den gewöhnlich alle Versuche haben, die Menschen wider ihren Willen zu überzeugen. Ein Jeder will immer besser daran sein als sein Nachbar,– dies ist der Schlüssel zu allen diesen Untüchtigkeiten.

April 1837.

Erster Brief.

Dem Herrn Hauptmann W. Brandford Shubrick.

Einschiffung zur Reise nach Dover. – Canal. – Stadt. – Felsen und Hafen. – Contrast zwischen England und Frankreich. – Fortificationswerke. – Shakspeare's Felsen. – Aussicht von der Höhe. – Gefühle in Bezug auf England. – Polizei-Amt. – Englische Postkutsche. – Vermoderte Straßen. – Thee in England.

Es war an einem schönen Tage des Monats Februar, als wir das Hôtel Dessin verließen, um uns nach Dover einzuschiffen. Der Quai war mit tobenden Lastträgern angefüllt, während die Gensdarmen ein wachsames Auge auf die Beobachtung der polizeilichen Vorschriften hatten, damit nicht irgend ein Schelm mehr oder weniger unentdeckt von einer der beiden großen Hauptstädte zur andern gelangen möchte. Da ich einen Commissionair, der zu unserem Gasthofe gehörte, angenommen hatte, so durfte ich weiter nichts thun, als eine Treppe von etwa funfzehn Stufen in das Boot hinabgehen. Das Steigen und Fallen des Wassers ist hier so groß, daß die Schiffe zuweilen mit dem Quai gleich hoch stehen, und zuweilen drei bis vier Faden tiefer als derselbe liegen.

Aus Mißtrauen gegen die Geschicklichkeit der französischen Seeleute hatten wir bei unserer Ueberfahrt das englische Dampfboot dem französischen vorgezogen. Die Reise war zwar durchaus nicht lang; so kurz sie aber auch war, so ernteten wir doch alle Vortheile unserer guten Wahl, indem wir über eine Stunde früher ankamen als unser Rival.

Bei hellem Wetter ist es möglich, von der französischen Küste aus Dover zu sehen; diesmal hatten wir jedoch nichts vor uns als einen ausgedehnten Wasserhorizont, während wir durch die lange Einfahrt aus unserm kleinen Hafen in die Nordsee fuhren. Der Tag war ruhig und, wie es häufig bei schnellen Fluthen und engen Passagen stattfindet, der Canal war so glatt und eben wie ein Teich.

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