Entfacht - Lisa Renee Jones - E-Book
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Entfacht E-Book

Lisa Renee Jones

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Beschreibung

Ein Geheimnis - Tausend Gefahren.
Eine Liebe - Tausend Gefühle.
Amy's Secret.

Seine Berührung fährt durch mich hindurch, vom Haaransatz bis in die Zehenspitzen, warm und süß, prickelnd und heiß. Ich sollte ihm nicht trauen. Ich sollte ihm nicht meine Geheimnisse verraten. Aber wie könnte ich nicht, wenn er doch der Grund ist, warum ich lebe? Ich brauche ihn so sehr.

Vor Jahren musste Lara fliehen und ihr gesamtes Leben, ihre Familie und Freunde hinter sich lassen. Als Amy lebt sie nun ein ganz neues Leben und hofft, dass niemand sie finden wird. Doch dann erhält sie erneut einen anonymen Anruf. Sie wurde entdeckt. Sie ist in Gefahr. Und sie muss erneut fliehen. Sofort.

Am Flughafen trifft sie auf Millionär Liam Stone, der sie mit seiner düsteren Aura sofort in seinen Bann zieht. Er ist ein Mann der klaren Ziele - und sein neues Ziel heißt Amy. Doch was geschieht, wenn Liam mehr von ihr verlangt als sie ihm jemals geben kann? Wenn er von ihrem dunklen Geheimnis erfährt?

Amy beginnt ein gefährliches Spiel und weiß bald schon nicht mehr, wer Freund und wer Feind ist ...

»Entfacht« ist der erste Band der spannenden Erotikreihe »Amy's Secret« der New York Times Bestseller-Autorin Lisa Renee Jones.

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Inhalt

Cover

Über dieses Buch

Über die Autorin

Titel

Impressum

Widmung

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Dank

Über dieses Buch

Seine Berührung fährt durch mich hindurch, vom Haaransatz bis in die Zehenspitzen, warm und süß, prickelnd und heiß. Ich sollte ihm nicht trauen. Ich sollte ihm nicht meine Geheimnisse verraten. Aber wie könnte ich nicht, wenn er doch der Grund ist, warum ich lebe? Ich brauche ihn so sehr.

Vor Jahren musste Lara fliehen und ihr gesamtes Leben, ihre Familie und Freunde hinter sich lassen.

Als Amy lebt sie nun ein ganz neues Leben und hofft, dass niemand sie finden wird. Doch dann erhält sie erneut einen anonymen Anruf. Sie wurde entdeckt. Sie ist in Gefahr. Und sie muss erneut fliehen. Sofort.

Am Flughafen trifft sie auf Millionär Liam Stone, der sie mit seiner düsteren Aura sofort in seinen Bann zieht. Er ist ein Mann der klaren Ziele – und sein neues Ziel heißt Amy.

Doch was geschieht, wenn Liam mehr von ihr verlangt als sie ihm jemals geben kann? Wenn er von ihrem dunklen Geheimnis erfährt?

Amy beginnt ein gefährliches Spiel und weiß bald schon nicht mehr, wer Freund und wer Feind ist …

»Entfacht« ist der erste Band der spannenden Erotikreihe »Amy´s Secret« der New York Times Bestseller Autorin Lisa Renee Jones.

Über die Autorin

Lisa Renee Jones lebt derzeit in Colorado Springs. Sie veröffentlichte in den USA bereits über 40 Bücher und wurde mehrfach mit dem Genrepreis ausgezeichnet. Ihre Titel erscheinen regelmäßig auf den Bestseller-Listen der New York Times und der USA Today.

LISA RENEE JONES

AMY’S SECRET

Entfacht

Aus dem amerikanischen Englischenvon Kerstin Fricke

BASTEI ENTERTAINMENT

Digitale Deutsche Erstausgabe

Titel der Originalausgabe: »Escaping Reality (The Secret Life of Amy Bensen)«

Für die deutsche Ausgabe

Copyright © 2016 by Bastei Lübbe AG, Köln

Projektmanagement: Esther Madaler

Textredaktion: Mona Gabriel

Umschlaggestaltung: Christin Wilhelm, www.grafic4u.deunter Verwendung von Illustrationen © shutterstock/Noci; shutterstock/Yermolov

E-Book-Erstellung: Urban SatzKonzept, Düsseldorf

ISBN 978-3-7325-2508-9

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Für Diego und Julie,mit denen ich viele wundervolleWochenenden in Denver und insbesondereCherry Creek verbracht habe,um die Welt dieser Serie

1

Amy

Nur mein Name – mehr steht nicht auf dem schlichten weißen Umschlag, der mit Klebeband am Spiegel befestigt ist. Als ich die Damentoilette betreten habe, war er noch nicht da.

Ich bin auf einer Wohltätigkeitsveranstaltung im Metropolitan Museum of Art in Manhattan, doch das Gelächter und die angenehme Stimmung verblassen, als Angst und Schrecken Besitz von mir ergreifen und mir das Adrenalin durch die Adern rauscht. Nein. Nein. Nein. Das kann nicht sein – aber es ist so.

Auf einmal wird der Raum um mich herum immer unschärfer und grauer. Mein letzter Flashback ist Jahre her, und ich versuche, dagegen anzukämpfen, aber es ist längst zu spät. Rauch brennt mir in der Nase. Das Geräusch durchdringender Schreie zerrt an meinen Nerven. All der Schmerz und die Pein, der Verlust von allem, was ich einst hatte und nie wieder haben werde, drohen, mich zu überwältigen.

Ich kämpfe gegen den Zusammenbruch an, schlucke schwer und schiebe die qualvollen Erinnerungen beiseite. Das darf jetzt nicht geschehen. Nicht hier, an einem öffentlichen Ort. Nicht wenn ich davon ausgehen muss, dass mir unmittelbare Gefahr droht.

Auf wackligen Beinen gehe ich mit meinen Riemchenpumps mit den zehn Zentimeter hohen Absätzen, in denen ich mich eben noch so sexy gefühlt habe, vorwärts und presse die Handflächen auf den Rand des Waschbeckens. Ich kann mich nicht dazu überwinden, nach dem Umschlag zu greifen, und mustere stattdessen mein Spiegelbild: das lange blonde Haar, das ich heute Abend zu Ehren meiner schwedischen Mutter, die ich nicht länger leugnen möchte, offen trage. Auch die Brille mit dem dunklen Rahmen, mit der ich so oft meine blassblauen Augen verborgen habe und die ich von meinen Eltern geerbt habe, ist nicht mehr da, sodass es mir viel zu leicht fällt, diese leere Hülle eines Menschen zu sehen, zu dem ich geworden bin. Wenn ich mit vierundzwanzig Jahren schon so aussehe, wie wird es dann erst sein, wenn ich vierunddreißig bin?

Vor der Tür sind Stimmen zu hören, und ich reiße den Umschlag vom Spiegel ab und husche in eine Toilettenkabine. Zwei Frauen betreten den Raum, und ich ignoriere ihre Schwärmereien für einen Mann, der auch auf der Party anwesend ist. Ich lehne mich an die Wand, öffne den versiegelten Umschlag und entnehme ihm eine schlichte weiße Karteikarte, wobei ein kleiner Schlüssel herausfällt. Während ich meine zitternden Hände verfluche, bücke ich mich und hebe ihn vom Boden auf. Einen Augenblick lang schaffe ich es kaum, mich wieder aufzurichten. Aber ich zwinge mich dazu und blinzele mehrmals, um das Brennen in meinen Augen zu vertreiben und die wenigen Sätze zu lesen, die mit Schreibmaschine auf der Karte getippt stehen.

Wenn ich dich gefunden habe, schaffen sie es auch. Fahr direkt zum JKF-Flughafen. Geh nicht nach Hause. Trödele nicht. Du findest in Schließfach 111 alles, was du brauchst.

Mein Herz schlägt mir bis zum Hals, als ich die Unterschrift mustere, die aus einem Dreieck mit ein paar Buchstaben darin besteht. Dasselbe Symbol hatte der Fremde auf den Arm tätowiert, der mich gerettet und mir geholfen hat, ein neues Leben anzufangen – und der mir eingebläut hat, dass ich nicht zögern darf, wenn ich dieses Symbol sehe, weil es bedeutet, dass ich in Gefahr bin und weglaufen muss.

Ich kneife die Augen zu und kämpfe gegen die Emotionen an, die in mir aufsteigen. Wieder einmal wird mein Leben auf den Kopf gestellt. Ein weiteres Mal werde ich alles verlieren – es ist zwar sehr viel weniger als zuvor, aber dennoch alles, was ich habe. Ich zerknülle die Notiz in der Hand, da ich mir nichts sehnlicher wünsche, als dass dies alles gar nicht wahr ist. Nachdem ich mich sechs Jahre lang versteckt habe, war in mir die Hoffnung aufgekeimt, ich wäre in Sicherheit – was sich jetzt als großer Fehler herausstellt. Tief in meinem Inneren habe ich das längst gewusst- schon seit ich vor zwei Monaten meinen Job als Forschungsassistentin in der Zentralbibliothek aufgegeben habe, um im Museum zu arbeiten. Allein meine Anwesenheit hier ist riskant.

Als die Frauen gehen und es wieder still wird, richte ich mich auf. Bei dem Gedanken, dass mir mein Leben erneut weggenommen wird, wallt eine ungeheure Wut in mir auf. Ich hole tief Luft, zerreiße die Nachricht in winzige Fetzen, spüle sie die Toilette hinunter und werfe den Umschlag in den Mülleimer. Am liebsten hätte ich den Schlüssel ebenfalls weggeworfen, aber irgendwie bringe ich das doch nicht über mich.

Daher ziehe ich den Reißverschluss meiner kleinen schwarzen Handtasche auf und lasse den Schlüssel hineinfallen. Ich werde erst einmal diese Party zu Ende bringen. Und vielleicht sogar mein Leben hier in New York. In der Nachricht stand nicht, dass man mich bereits gefunden hat, vielmehr wurde ich davor gewarnt, dass es möglich wäre. Aber ich will nicht wieder weglaufen. Ich brauche Zeit zum Nachdenken, zum Verarbeiten, und das alles muss bis nach der Party warten.

Nachdem ich diesen Entschluss gefasst habe, verlasse ich die Kabine und sehe gar nicht erst in den Spiegel. Ich möchte mich jetzt nicht betrachten, da ich nicht die geringste Ahnung habe, wer »ich« bin oder morgen sein werde. In diesem betäubten Zustand, den ich schon früher genutzt habe, um zu überleben – fast so oft, wie ich versucht habe, herauszufinden, was dieses Symbol auf der Nachricht bedeutet – folge ich den sanften Klängen des Orchesters und betrete einen Raum mit einer hohen, ovalen Decke, die mit wunderschönen Bildern verziert ist. Ich versuche, mich in der Menge der gut gekleideten Gäste und der Kellner mit ihren Tabletts voller Champagnerflöten zu verlieren, aber es gelingt mir nicht. Vielmehr stehe ich einfach da und betrauere das neue Leben, das ich gerade erst begonnen habe und von dem ich weiß, dass es jetzt vorbei ist. Mein sonst so zuverlässiger Zustand stellt sich nicht ein.

»Wo bist du gewesen, Amy?«

Chloe Monroe, der einzige Mensch seit Jahren, den ich als Freundin bezeichnen würde, tritt vor mich und verzieht das herzförmige Gesicht zu einer finsteren Miene. Sie ist von ihren dunkelbraunen Locken, die ihr auf die Schultern fallen, bis hin zu ihrer extrovertierten Persönlichkeit und lustigen, immer zu Flirts aufgelegten Einstellung genau das Gegenteil von mir, und das gefällt mir so an ihr. Jetzt werde ich sie verlieren. Jetzt werde ich mich ein weiteres Mal verlieren.

»Und«, beharrt sie, als ich nicht schnell genug antworte, und stemmt die Hände in die Hüften, »wo hast du gesteckt?«

»Auf der Toilette. Ich musste mich anstellen.« Es ist mir fast schon peinlich, wie locker mir die Lüge über die Lippen kommt, aber im Grunde genommen ist ja mein ganzes Leben eine einzige Lüge.

Chloe runzelt die Stirn. »Hmm. Als ich dort war, musste ich nicht Schlange stehen. Vermutlich hatte ich einfach Glück.« Sie winkt ab. »Sabrina dreht gleich durch wegen irgendwelcher Spendenunterlagen, die sie nicht finden kann, und sagt, dass sie dich unbedingt braucht. Ich dachte, du bist in der Forschung – seit wann kümmerst du dich auch um den ganzen Papierkram?«

»Seit letzter Woche, als ihr alles zu viel wurde«, antworte ich und bekomme sofort bessere Laune, weil meine neue Chefin mich braucht. »Wo ist sie?«

»An der Rezeption.« Chloe hakt mich unter und zieht mich mit sich. »Und ich werde dich begleiten. Vielleicht kann ich so meinen sechzigjährigen Bewunderer abschütteln, der mich langsam an einen Stalker erinnert. Ich muss verschwinden, bevor er mich hier aufspürt.«

Ihre locker dahergesagten Worte gehen mir unter die Haut. Ich bin diejenige, die gejagt wird. Eigentlich hatte ich geglaubt, ich wäre in Sicherheit, aber das bin ich nicht, ebenso wenig wie alle Menschen in meiner Umgebung. Das habe ich am eigenen Leib erfahren müssen. Ich weiß, wie sich der Schmerz und der Kummer ob des Verlustes anfühlen, und auch wenn ich nicht gern allein bin, ist es doch besser, als jemanden zu verlieren, der einem am Herzen liegt.

Daher bleibe ich abrupt stehen und drehe Chloe herum, sodass sie mich ansieht. »Sag Sabrina, dass ich schnell die Formulare hole und dann sofort bei ihr bin.«

»Oh. Okay. Klar.« Chloe lässt meinen Arm los, und mich überkommt kurz der Drang, sie in den Arm zu nehmen. Aber falls uns jemand beobachtet, könnte er noch auf den Gedanken kommen, dass sie mir wichtig wäre. Daher wende ich mich einfach nur ab und gehe zur Tür, während sich mir bei dem Gedanken, dass ich sie nie wiedersehen werde, der Magen umdreht.

Schließlich trete ich an der Gebäudeseite in den schwülen Augustabend hinaus und laufe auf die Reihe an Taxis zu, wobei ich mich bewusst nicht beeile oder übertrieben umsehe. Ich habe gelernt, wie man keine Aufmerksamkeit erregt. Dazu gehörte allerdings nicht, an einem Ort zu arbeiten, der mit der Welt, die ich hinter mir zurückgelassen hatte, direkt in Verbindung steht, und jetzt muss ich den Preis dafür bezahlen.

»Zum JFK-Flughafen«, sage ich, als ich mich auf der Rückbank des Taxis niederlasse, und reibe mir den Nacken, weil ich dort erneut dieses vertraute Kribbeln spüre. Dieses Gefühl hatte ich während des ersten Jahres, in dem ich allein war, sehr häufig, da ich stets damit rechnete, hinter der nächsten Ecke auf Gefahr zu stoßen. Schließlich werde ich gejagt. Ich kann es noch so oft leugnen, die Realität ändert sich deswegen trotzdem nicht.

***

Die Fahrt zum Flughafen dauert dreißig Minuten, und ich brauche nach Betreten des Terminals weitere fünfzehn, um herauszufinden, wo Schließfach 111 ist. Als ich es öffne, sehe ich darin einen kleinen Rollkoffer sowie eine kleinere braune Ledertasche, aus der ein großer gelber Umschlag herausragt. Da ich nicht dabei beobachtet werden möchte, wie ich den Inhalt inspiziere, nehme ich alles mit in die nächste Damentoilette.

Sobald ich in einer Kabine eingeschlossen bin, klappe ich den Babywickeltisch herunter und schütte den Inhalt des Umschlags darauf. Darin befinden sich ein Ordner, eine Bankkarte, ein Handy, ein Pass, eine Karteikarte und ein weiterer kleiner, versiegelter Umschlag. Ich greife zuerst nach der Nachricht.

Auf dem Konto ist Geld, und die PIN lautet 1850. Ich zahle mehr ein, da du einiges brauchen wirst, bis du dich ganz eingerichtet hast. Du findest hier auch eine neue Sozialversicherungskarte, einen Führerschein und einen Pass. Außerdem musst du dir deine ganze Hintergrundgeschichte merken, deinen Lebenslauf und deine früheren Jobs, die einer Überprüfung standhalten müssen. Wirf dein altes Handy weg. Dein neues ist unter deinem neuen Namen und auf deine neue Adresse registriert. Im Umschlag stecken ein Flugticket und die Schlüssel für eine Wohnung. Entsorge deine alten Ausweise, und benutz deine Bankkonten und Kreditkarten nicht mehr. Sei clever. Trenne jegliche Verbindung zu deiner Vergangenheit. Und halte dich dieses Mal von Museen fern.

Ein neuer Name. Das sticht mir als Erstes ins Auge. Ich bekomme wieder einen neuen Namen. Nein. Nein. Nein. Bei diesem Gedanken rast mein Herz. Ich will keinen neuen Namen. Wieder einmal verliere ich einen Teil von mir. Nachdem ich jahrelang eine Lüge gelebt habe, verliere ich den einzigen Teil meiner falschen Identität, den ich wirklich als zu mir gehörend akzeptiert habe.

Ich nehme den Pass und klappe ihn auf, und als ich das Foto sehe, fangen meine Hände an zu zittern. Wie ist der Fremde, dem ich gerade mal ein Mal begegnet bin, an ein derart aktuelles Foto gekommen? Früher habe ich ihn als meinen Schutzengel angesehen, aber jetzt bekomme ich langsam Angst. Hat er mich etwa die ganze Zeit beobachtet? Bei dieser Vorstellung wird mir schlecht.

Mein einziger Trost ist, dass mein Vorname gleich bleibt. Ich bin jetzt Amy Bensen und nicht mehr Amy Reynolds. Wenigstens bin ich immer noch Amy. Das ist die einzig gute Nachricht in all dem Chaos, und ich klammere mich daran und versuche, den nahenden Zusammenbruch auf diese Weise abzuwehren. Ich muss mich jetzt zusammenreißen, bis ich im Flugzeug sitze. Dann kann ich in meinen Sitz sinken und die vertraute Benommenheit anschalten, die sich momentan noch nicht einstellen will.

Ich klappe den Ordner auf und sehe ein Flugticket vor mir. Es geht nach Denver, und zwar schon in einer Stunde. Ich war in meinem ganzen Leben nur in Texas oder New York. Über Denver weiß ich nur, dass es groß und kalt ist und ab sofort der nächste Ort, an dem ich so tun werde, als wäre ich zu Hause, wo ich in Wahrheit doch gar kein Zuhause mehr habe. Bei diesem Gedanken zieht sich in meinem Brustkorb alles zusammen. Aber noch größer ist die Angst vor dem, was mich erwarten könnte, wenn ich nicht weglaufe. Mein Entschluss steht fest.

Schnell schalte ich mein Handy aus, damit es nicht mehr zu orten ist, und stecke es zusammen mit allem außer meinem neuen Ausweis und meinem Flugticket wieder in den Umschlag. Ich habe eigenes Geld auf der Bank und werde daher meinen alten Ausweis und den Zugriff auf diese Ressourcen nicht aufgeben. Außerdem gefällt mir die Vorstellung nicht, eine Bankkarte zu verwenden, die möglicherweise überwacht wird. Daher werde ich morgen zur Bank gehen und so viel Bargeld abheben, wie ich bekommen kann. Damals mit achtzehn war ich naiv und allein und habe dem Fremden, der mich gerettet hat, blind vertraut. Vermutlich traue ich ihm auch jetzt noch, allerdings nicht mehr so uneingeschränkt wie früher.

Ich gehe zum Check-in, erledige alles am Automaten und mache mich auf direktem Weg zur Sicherheitsschleuse. Einige Minuten später stehe ich auf der anderen Seite der Metalldetektoren und mache noch einen Abstecher in einen Laden, um ein paar Dinge zu besorgen, die ich brauchen könnte. Alles läuft gut, bis ich an meinem Gate ankomme und feststelle, dass mein Name ausgerufen wird.

»Es tut mir sehr leid, Miss Bensen«, sagt die Mittvierzigerin hinter dem Schalter. »Aufgrund eines Softwarefehlers wurden einige Plätze doppelt vergeben. Wir …«

»Ich muss in diesen Flieger«, stoße ich zischend hervor, während mir das Herz bis zum Hals klopft. »Ich muss einfach mitfliegen.«

»Ich kann Ihnen einen Gutschein geben und für Sie den ersten Flug morgen früh buchen.«

»Nein, ich muss heute noch fliegen. Geben Sie jemand anderem einen fetten Gutschein und lassen Sie mich mitfliegen.«

»Ich …«

»Rufen Sie Ihren Vorgesetzten an«, beharre ich. Da ich im Allgemeinen keine Aufmerksamkeit erregen will, bleibe ich sonst immer sehr geduldig, aber ich will auch nicht sterben. Noch bin ich am Leben, und so soll es auch bleiben.

Sie schürzt die Lippen, wendet sich dann endlich ab und geht auf einen uniformierten Mann zu. Die beiden senken die Köpfe, und er wirft mir einen Blick zu, bevor die Frau zurückkehrt. »Wir haben Sie ganz oben auf die Warteliste gesetzt und versuchen, Sie noch in den Flieger zu bekommen.«

»Wie wahrscheinlich ist es, dass es klappt?«

»Wir geben uns Mühe.«

»Große Mühe?«

Wieder schürzt sie die Lippen. »Sehr große.«

Ich atme erleichtert aus. »Vielen Dank. Und entschuldigen Sie bitte meinen Aufstand. Ich stecke gerade in einer … ziemlichen Krise und muss unbedingt an mein Ziel gelangen.« Ich kann nicht verhindern, dass man mir meine Verzweiflung anhört.

Ihre Miene wird sanfter. »Das verstehe ich, und das Ganze tut mir sehr leid«, versichert sie mir. »Wir versuchen, es wieder in Ordnung zu bringen. Und bitte geraten Sie nicht in Panik. Wir lassen erst alle Passagiere einsteigen, bevor wir die Passagierlisten ändern. Vermutlich werden Sie als Letzte ins Flugzeug gelassen.«

»Danke«, sage ich etwas verlegen. »Dann werde ich einfach warten.« Nervös wende ich mich ab und gehe zum Fenster, wo ich mein Gepäck neben mir auf den Boden stelle. Ich lehne mich mit dem Rücken an das Stahlgeländer vor der Scheibe und positioniere mich so, dass ich alles in meiner Nähe gut beobachten kann. So kann ich jedes Problem erkennen, bevor es ernst wird. Und in diesem Augenblick treffen sich unsere Blicke.

Er wartet auf einem mir zugewandten Sitz, wobei sich eine Reihe zwischen uns befindet, und hat attraktive, markante Gesichtszüge und dichtes, dunkles Haar, das leicht zerzaust ist und förmlich danach schreit, von mir berührt zu werden. Gekleidet ist er in ausgewaschene Jeans und ein dunkelblaues T-Shirt, aber er könnte genauso gut einen gut sitzenden Anzug mit Krawatte tragen. Er ist älter als ich, ungefähr dreißig, aber er wirkt derart weltmännisch, kontrolliert und selbstsicher – mehr als man es bei einem Mann seines Alters erwarten würde. Seine Ausstrahlung steht für Geld, Macht und Sex, und ich kann seine Augenfarbe nicht erkennen, aber das ist auch nicht nötig. Wichtig ist bloß, dass er sich vollkommen auf mich konzentriert, so wie ich mich auf ihn. Vor einem Moment war ich noch allein in einer Menschenmenge, und plötzlich gehöre ich zu ihm. Als hätte die Distanz zwischen uns nichts zu bedeuten. Ich versuche, den Blick abzuwenden, da er eine mögliche Gefahr darstellen könnte, aber … es gelingt mir einfach nicht.

Als er die Augen kaum merklich zusammenkneift und ein Lächeln seine Lippen umspielt, glaube ich, Zufriedenheit auf seinem Gesicht zu erkennen. Er weiß, dass ich nicht wegsehen kann. Ich bin seine neueste Eroberung, von denen er bestimmt viele hat, und peinlicherweise ist ihm das gelungen, ohne mir auch nur ein einziges lustvolles Stöhnen zu entlocken.

»Das Boarding der Passagiere der ersten Klasse kann jetzt beginnen«, sagt die Dame am Schalter.

Ich blinzle, als der Fremde aufsteht und sich den Riemen seiner Reisetasche über die Schulter schwingt. Sein Blick hält den meinen fest, und darin liegt etwas, das ich nicht genau einordnen kann. Ist es eine Herausforderung? Aber was für eine? Er wendet sich ab, und mit einem Schlag bin ich wieder allein.

2

Alle Passagiere sind in den Flieger eingestiegen, nur ich nicht. Ich bin, abgesehen vom Bodenpersonal, allein am Gate und fühle mich verletzlich und exponiert, da ich mich nicht mehr in einer Menschenmenge verbergen kann. Als ich bereits meine Optionen für diesen Abend durchgehe, falls ich nicht in diesen Flieger einsteigen kann, wird auf einmal mein Name aufgerufen.

»Heute ist Ihr Glückstag, Miss Bensen«, sagt die Frau von vorhin, als ich an den Schalter trete. »Sie wurden in die erste Klasse hochgestuft.«

Ich blinzle überrascht, und das nicht nur, weil es für mich ungewohnt ist, »Miss Bensen« genannt zu werden. »Sind Sie sicher? In die erste Klasse?«

»Ganz genau.«

»Was kostet mich das extra?«, will ich wissen, wobei ich nicht einmal weiß, wie viel Geld ich auf der Kreditkarte, die mir gegeben wurde, zur Verfügung habe. Meine anderen Ersparnisse kann ich nicht anrühren, da man mich so möglicherweise aufspüren könnte.

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