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... alle zwölf prominenten Frauen, die in diesem Buch aktuell, offen, mitreißend und klug über ihr Leben erzählen, arbeiten erfolgreich in Führungspositionen und meistern täglich aufs Neue die vielfältigen Probleme, die unsere Gesellschaft für karrierewillige Frauen bereithält. Ihre Erfahrungen und persönlichen Leitsätze können Vorbild sein für all diejenigen Frauen, die über Erfolg und Karriere (mit oder ohne Kind(er)) nachdenken und nach ihrem persönlichen Weg suchen.
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Seitenzahl: 164
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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
ISBN 978-3-636-06360-1 | Print-Ausgabe
ISBN 978-3-86882-052-2 | E-Book-Ausgabe (PDF)
E-Book-Ausgabe (PDF): © 2009 bei mvgVerlag, FinanzBuch Verlag GmbH, München.www.mvg-verlag.de
Print-Ausgabe: © 2008 bei mvgVerlag, FinanzBuch Verlag GmbH, München.www.mvg-verlag.de
Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.
Lektorat: Ulrike Kroneck, Melle-Buer Umschlaggestaltung: Atelier Seidel – Verlagsgrafik, Teising Umschlagfotos: siehe Fotonachweis auf S. 159 f. Satz: Jürgen Echter, Landsberg am Lech Druck: CPI – Ebner & Spiegel, Ulm Printed in Germany
Vorwort
Frauen an die Macht – Eine Einleitung
Silke Leffler, 37, Designerin und Illustratorin
Evelin Brandt, 54, Modemacherin
Renate Künast, 52, Politikerin
Carol Thiele, 42, Galeristin
Dr. Margot Käßmann, 49, Bischöfin
Barbara Wiedemann, 50, Unternehmerin
Jutta Kleinschmidt, 46, Rallyefahrerin .
Beate Scheufele, 58, Agenturchefin
Dr. Ursula von der Leyen, 49, Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Dr. Simone Siebeke, 45, Corporate Vice President Human Resources bei Henkel
Sarah Wiener, 45, Köchin
Ira Holl, 47, Bankerin
Fotonachweis
Bei meinen Recherchen für das Buch „Frauen lachen anders“, das 2007 im mvgVerlag erschien, antworteten mir die darin versammelten Kabarettistinnen auf meine Frage, warum es denn keine satirische Sendung wie den „Scheibenwischer“ für Frauen gäbe, dass sich Frauen für Politik und Wirtschaft nicht wirklich interessieren. Vor allem deshalb, weil Frauen dort nicht vorkommen. Für sie würden diese Themen erst dann spannend, wenn sich Frauen in diesen Bereichen durchsetzen und erfolgreich sind.
Auf die Frage, warum die meisten Männer bei Herausforderungen sagen: „Ich kann das!“ Frauen hingegen: „Kann ich das?“, antwortet Ursula von der Leyen, Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend:
„Blättern Sie in alten Zeitungen und Zeitschriften oder schauen Sie sich Nachrichtensendungen von vor zwanzig oder dreißig Jahren an – da sind sämtliche Führungspositionen ausschließlich von Männern besetzt. Auf einigen sitzen inzwischen auch Frauen, aber es fehlten lange die Vorbilder, dass das überhaupt geht.“
Es geht! Die zwölf Frauen und deren Geschichte, die ich Ihnen vorstellen möchte, sind der mitreißende, ermutigende Beweis: die Designerin Sigrid Leffler, die Modemacherin Evelin Brandt, die Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen Renate Künast, die Galeristin Carol Thiele, die Bischöfin Dr. Margot Käßmann, die Unternehmerin Barbara Wiedemann, die Rennfahrerin Jutta Kleinschmidt, die Agenturchefin Beate Scheufele, die Bundesministerin Dr. Ursula von der Leyen, die Corporate Vice President Human Resources Dr. Simone Siebeke, die Spitzenköchin Sarah Wiener und die Bankerin Ira Holl.
Jede dieser Frauen kann Vorbild sein für andere Frauen, die gerade dabei sind, über Erfolg und Karriere mit oder ohne Kind nachzudenken und ihren Weg noch nicht gefunden haben oder aber das eigene Vorgehen mit dem anderer Frauen vergleichen wollen.
Über Hillary und Bill Clinton gibt es einen Witz, in dem es um einen Tankwart, eine Jugendliebe Hillarys, geht. „Hättest du den geheiratet“, höhnt Bill, „säßest du irgendwo in der Pampa fest und wärst nicht mit dem Präsidenten der Vereinigten Staaten verheiratet.“ – „Falsch“, entgegnet Hillary, „hätte ich den geheiratet, wäre er jetzt Präsident!“
Kein schlechter Witz, aber er ist von gestern. Heute wollen die Frauen diesen Posten selber. Die Kompetenz und Power haben sie.
Also: Traut Euch! Frauen an die Macht!
Berlin, im Februar 2008 Heide-Ulrike Wendt
Alle zwölf Frauen, die in diesem Buch offen, spannend und klug über ihr Leben erzählen, sind erfolgreich und sehr weiblich. Die 37-jährige Designerin und Buchillustratorin Silke Leffler aus Gösslingen nahe Rottweil beispielsweise, deren kategorischer Imperativ „Male und lebe! Aber tu was!“ heißt. Wer dazu Fragen an sie hat, darf diese in ihrem Atelier voll zarter Blüten und Blätter, Perlen, Muscheln und Spitze gern stellen. Manchmal allerdings kann es sein, dass man dort auf kleinen Hockern aus giftgrünem oder pinkfarbenem Plüsch in der Warteschleife sitzen muss, weil Silke Leffler gerade einen Blumenkohl aufs Papier tuscht, der einen Bart trägt wie Casanova.
Die Modemacherin Evelin Brandt, 54, empfängt ihre Besucher in einem 1891 erbauten, prachtvollen Berliner Backsteinbau. Durch ihr rastloses, kreatives Unternehmertum hat sie das Gebäude in eine geballte Ladung aus Funktionalität und Ästhetik verwandelt. In den Räumen dieses Baus, einer gelungenen Kombination aus Historie und Moderne, entstehen jährlich vier EVELIN BRANDT-Kollektionen. Außerdem kredenzt die Modemacherin ihren Gästen hier einen Latte macchiato, dessen köstlicher Berg aus Milchschaum ins Guinnessbuch der Rekorde gehört.
Ira Holl, Chefin von „Q 110 – Die Deutsche Bank der Zukunft“, legt trotz der vielen Jahre, die sie bereits im Bankgeschäft unterwegs ist und in denen es vor allem um knallharte Zahlen ging und geht, weiterhin besonderen Wert darauf, ihre weiblichen Attribute beizubehalten. Sie trägt am liebsten schmale Röcke und hohe Schuhe und bestärkt auch ihre Mitarbeiterinnen, ihre Weiblichkeit und Emotionalität im Gespräch mit den Kundinnen und Kunden selbstbewusst zu nutzen. Die spüren nämlich ganz genau, ob ein Lächeln echt ist oder nicht.
Jede dieser Frauen kann Vorbild sein für andere Frauen, die gerade dabei sind, über ihre Zukunft, ihren Beruf, ihre Berufung, über Erfolg und Karriere mit oder ohne Kind/Kinder nachzudenken, und den Weg, den sie gehen wollen, noch nicht gefunden haben. Aber auch wenn sich der eigene Weg bereits abzeichnet, lohnt es sich, zu vergleichen, um daraus zu lernen und Kraft zu schöpfen für die eigene Lebensplanung – mögen die Wege auch noch so unterschiedlich oder individuell sein und deutlich zeigen, dass es den einzig richtigen Weg oder gar ein Erfolgsrezept nicht gibt, um sich in der Welt der Wirtschaft, Politik oder Kunst durchzusetzen.
Silke Leffler wusste schon als Kind: „Wenn ich mal groß bin, werde ich Künstlerin.“ Es war von Anfang an ihr festes Ziel, als Selbstständige zu arbeiten, um so später Kinder, Mann und Beruf unter einen Hut zu bekommen, denn eine eigene Familie gehörte zu ihrem Lebensentwurf auf jeden Fall dazu. Nach dem Abitur absolvierte sie zuerst eine Schneiderlehre, weil sie spüren wollte, wie es ist, von früh bis spät konzentriert und sorgfältig mit den Händen zu arbeiten. Danach beschloss sie, Textildesign zu studieren. Als sie erfuhr, dass es von den Hunderten, die sich bewerben, nur achtzehn schaffen, erschrak sie zunächst. Doch dann stellte sie beherzt ihre Mappe mit Zeichnungen und Collagen zusammen und überzeugte die Aufnahmekommission damit auf Anhieb.
Renate Künast, die 52-jährige Fraktionsvorsitzende der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, musste keine Aufnahmekommission, sondern ihren Vater davon überzeugen, dass Mädchen nach dem Schulabschluss nicht nur kurzfristig einen Bürojob übernehmen sollten, bis sie heiraten, Kinder kriegen und der Mann als Alleinverdiener für das Auskommen der Familie sorgt.
Solche Vorstellungen machten sie unruhig, denn sie hatte so viel Potenzial, so viele Interessen, war so neugierig, dass sie einfach weiter zur Schule gehen wollte. Zum Glück fand sie Verbündete: ihre Mutter und ihre Klassenlehrerin, die mit vereinter Kraft durchsetzten, dass Renate Künast an die Realschule durfte. Diesen Sieg hat sie sich regelrecht erkämpft, deshalb ist der Kernpunkt jeden Erfolgs für sie „etwas zu wollen und dafür zu arbeiten“.
Trotz dieser wilden Entschlossenheit konnte sie sich als Dreizehnjährige noch nicht vorstellen, einmal Rechtsanwältin zu sein, weil sie sich in einer völlig anderen gesellschaftlichen Schicht bewegte. Dabei ging es aber nicht um den IQ, sondern darum, ob sich Arbeiterkinder, speziell Mädchen, das zutrauen oder ob sie glauben, dass diese Ebene anderen vorbehalten ist. Doch mit jedem Abschluss, jedem Erfolg wurde Renate Künast selbstbewusster.
Sie rät deshalb allen Frauen, Schritt für Schritt ihren Weg zu gehen: „Ich habe mir am Anfang meiner Karriere ja auch nicht vorgenommen, Bundesministerin oder Fraktionsvorsitzende zu werden.“ Zuerst einmal wollte sie ihr eigenes Geld verdienen, etwas Sinnvolles tun, nach Herausforderungen suchen und sie meistern.
Das war und ist auch der größte und stärkste Antrieb für die 45-jährige Spitzenköchin Sarah Wiener: Unabhängigkeit, Freiheit, Anerkennung. Außerdem wollte sie einen Platz in der Gesellschaft finden. Wo, war ihr egal. Auch eine Nische wäre ihr recht gewesen.
Doch dann entschloss sie sich, im „Exil“ und im „Axbax“, zwei Restaurants ihres Vaters, als Küchenhilfe anzufangen, und die Karriere der Sarah Wiener begann. Es stellte sich nämlich schnell heraus, dass die Schulabbrecherin und Weltenbummlerin eine wirkliche Begabung hat für die Herstellung von Speisen und die raffinierte Zusammensetzung der Zutaten. Wenig später kochte sie bei einer Werbeagentur zur Probe Tafelspitz und Schweinsbraten mit Kümmel und Knoblauch. Danach wollte sie dort niemand mehr gehen lassen.
Doch für Sarah Wiener wurde diese Welt bald wieder zu klein. 1990 kaufte sie sich einen Armeelaster der NVA mit Gulaschkanone, nannte das Ganze „Tracking Catering“ und machte daraus die begehrteste deutsche Filmcatering-Company. Heute kocht sie regelmäßig bei Kerner im ZDF, erlebt auf ARTE kulinarische Abenteuer in Frankreich, hat bereits drei Kochbücher geschrieben und besitzt drei Restaurants in Berlin.
Sarah Wiener gehört zu den Querdenkerinnen, Quereinsteigerinnen, die viel Energie besitzen und eine Menge wegstecken können. Für sie scheint es in unserer Gesellschaft überhaupt so zu sein, dass Frauen nur dann eine Chance auf Erfolg haben, wenn sie als Quereinsteigerinnen ihren Weg gehen. Sie jedenfalls kennt keine Drei-Sterne-Köchinnen, die in der Küche den klassischen Weg über eine Kochlehre gegangen sind und in bestehenden Strukturen Karriere machten wie die meisten Männer. Die Frauen, die in dieser Branche wirklich erfolgreich sind, kochen lieber ihr eigenes Süppchen.
Trotzdem würde sie niemandem raten, quer einzusteigen, sondern immer empfehlen, erst einmal eine gute Ausbildung zu machen. Sie selbst bedauert, diese Chance verpasst zu haben, weil sie lange Zeit gar nicht wusste, was sie werden will.
So unterschiedlich die Biografien der Frauen, die ich für dieses Buch besucht und befragt habe, auch sind, ein paar Gemeinsamkeiten gibt es schon: Alle Frauen bewiesen Mut, verließen vorgegebene Wege, wagten Neues und gingen dabei Risiken ein.
Wie die Galeristin Carol Thiele, 42 Jahre alt. Auch sie ist eine Seiteneinsteigerin wie Sarah Wiener. Sie gab ihren Job als erfolgreiche Marketingfrau auf, um ihre Galerie „meisterschueler“ zu eröffnen, weil sie wie Victor Hugo davon überzeugt war, dass es nichts Mächtigeres gibt als eine Idee, deren Zeit gekommen ist. Nachdem sie sich jahrelang in Museen und Galerien herumgetrieben hatte, hielt sie die Zeit für gekommen, keine Werbung mehr für andere zu machen. Sie wollte die Malerei unter genau die Leute bringen, die sich schon immer etwas Echtes ins Wohnzimmer hängen wollten, sich aber nie in Ausstellungen trauten.
In ihrer Galerie stellt sie Bilder von neuen, noch unbekannten Künstlern aus, die dem Berufsverband Bildender Künstler angehören oder aus den Ateliers der Universität der Künste Berlin zu ihr kommen. Ihre Kunden sollen nämlich wissen, dass sie bei ihr etwas Gutes kaufen.
Wäre die Idee der Galerie „meisterschueler“ nicht aufgegangen, hätte Carol Thiele die Reißleine gezogen und irgendwo anders wieder von vorne begonnen. Das musste sie aber nicht, denn ihr Konzept ging auf – wie bei allen anderen Frauen, die in diesem Buch zu Wort kommen.
Die Rallyefahrerin Jutta Kleinschmidt, 46, brauchte noch eine Sondergenehmigung, um eine technische Knabenschule besuchen zu dürfen. Als sie nach dem technischen Fachabitur begann Physik zu studieren, wirkten die wenigen Kommilitoninnen an der Uni unter den vielen jungen Männern fast wie Exoten.
Jutta Kleinschmidt störte das nicht, denn sie fand alles Technische interessant. Ihre wirkliche Leidenschaft jedoch gehörte dem Motorsport, besonders der Rallye Dakar – dem berühmtesten Geländerennen der Welt. Bei ihrem ersten Versuch schaffte sie es nicht, die Rallye bis zu Ende zu fahren. Erst 1992, drei Jahre später, erfüllte sich ihr Traum, bei dieser Rallye im Ziel anzukommen, obwohl sie die letzten fünf Tage mit einem gebrochenen Fuß fuhr.
Der Grundstein für ihre sportliche Karriere war damit gelegt, und sie kündigte ihren sicheren und erfolgreichen Job als Ingenieurin in der Fahrzeugentwicklungsabteilung bei BMW in München. Alle waren entsetzt, nur ihre Mutter nahm die Entscheidung ihrer Tochter wie immer gelassen, sogar dass sie ihr festes, gutes Gehalt und ihre sicheren Aufstiegschancen bei BMW gegen eine unsichere Zukunft als Rallyefahrerin eintauschte.
Nicht nur Jutta Kleinschmidt und Renate Künast haben Mütter, die hinter ihnen stehen und ihnen helfen. Auch Dr. Simone Siebeke, 45, Corporate Vice President Human Resources bei Henkel, ist stolz auf ihre Mutter, die Anfang der siebziger Jahre in die Politik ging und als eine der ersten Frauen in Westdeutschland Bürgermeisterin wurde. In solch einem Umfeld aufzuwachsen, ist für Simone Siebeke eine entscheidende Voraussetzung für Frauen, erfolgreich zu sein.
Für die Mutter von Bischöfin Dr. Margot Käßmann, 49, waren eine umfassende Bildung, Ehrgeiz, Disziplin und der Mut, Herausforderungen anzunehmen, die vier Grundpfeiler des Erfolgs. Die Tochter baute ihren Erfolg auf dieser Erkenntnis auf, die von einer Frau kam, die selbst nie studiert hatte.
Heute geben der Bischöfin vor allem ihre guten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Kraft, die sie in ihrer Arbeit unterstützen und von denen sie weiß, dass sie zu hundert Prozent hinter ihr stehen. Margot Käßmann ist kein Mensch, der alles einsam entscheidet und durchzieht. Ganz im Gegenteil: Sie braucht emotionale Stabilität, eine konstruktive Atmosphäre, ein positives Umfeld, um etwas leisten zu können. Deshalb legt sie, wie fast alle Frauen, größten Wert auf ein gutes, harmonisches Team. Im Gegensatz zu Männern übrigens, die ihre Prioritäten oft anderswo sehen: beispielsweise im Machterhalt.
Für Evelin Brandt ist ihre Firma wie ihre Familie. Sie kennt die Kinder und Enkelkinder ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und deren Familiengeschichten – und umgekehrt. Die Modemacherin hat gute Laune, wenn sie in die Firma kommt, und freut sich Tag für Tag auf ihre Arbeit.
Silke Leffler findet es geradezu beglückend, dass sie es in den Verlagen und Lektoraten fast nur mit Frauen zu tun hat, die stark sind, absolute Teamfrauen, mit denen man viel bewegen kann.
Und auch für die Agenturchefin Beate Scheufele, 58, war immer das Wichtigste, dass in ihrem Team eine herzliche Atmosphäre herrscht und die Leute respektvoll miteinander umgehen. Als Chefin wollte sie ebenfalls respektiert, aber nie gefürchtet werden. Außerdem kann sie auch sehr gut damit leben, wenn ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sie in bestimmten Bereichen überflügeln. Die Aufgaben der Agentur sind mittlerweile so komplex, dass sie keiner mehr allein beherrschen kann.
Und wenn ihre Agentur Preise gewinnt, will Beate Scheufele, dass ihre Leute auf der Bühne stehen und sie entgegennehmen. Alles andere käme ihr schäbig vor.
Schwierig wird es allerdings für Frauen, die eine Karriere mit Kindern wagen, denn im Gegensatz zu Männern können sie nicht wie selbstverständlich auf familiäre Unterstützung hoffen. Anders als Frauen sind Männer oft nicht bereit – auch wenn sie vielleicht nicht ganz so erfolgreich sind wie ihre Frauen –, ihnen den Rücken freizuhalten und sich um Haushalt und Kinder zu kümmern.
Die Unternehmerin Barbara Wiedemann, 50, heiratete in der Zeit des großen Aufbruchs ihrer Firma das erste Mal und bekam 1984 ihre Tochter Sophie, 1986 ihren Sohn Adrien. Die meisten Menschen, die sie kannte, wollten erst ein Haus bauen, einen Baum pflanzen und ihren ersten Porsche fahren, ehe sie Kinder in die Welt setzen. Sie hingegen wollte eine junge Mutter für ihre Kinder sein und hat das nie bereut.
Ihr damaliger Mann, ein freier Journalist, kam allerdings überhaupt nicht damit klar, wenn ihn die gemeinsamen Freunde damit aufzogen, dass er als Mann einer erfolgreichen Frau doch nicht mehr zu schreiben brauche, sondern sich völlig entspannt der Erziehung der Kinder widmen könne. Barbara Wiedemann hielt das nur für gerecht. Ihre Mutter hatte dies für den Vater geleistet, aber sie als Frau durfte umgekehrt diesen Anspruch nicht auf ihre Beziehung zu ihrem Mann übertragen. Sie versteht bis heute nicht, warum die allermeisten Männer diese umgekehrte Konstellation nicht verkraften und an diesem Punkt so ganz anders reagieren als Frauen. Diese so „andere“ Haltung der Männer schätzt sie nicht und ist auch nicht bereit sie zu verstehen. Zum Glück hatte sie eine Haushälterin, für die es nichts Schöneres gab, als morgens zu ihnen zu kommen, aufzuräumen, Wäsche zu waschen und zu kochen: „Sie hat unseren Haushalt perfekt gemanagt und die Kinder mochten sie sehr.“
Der Sohn von Evelin Brandt und ihrem Lebens- und Geschäftspartner Peter Strehlau war oft bei seinen Großeltern. Dadurch waren sie ihm ganz nah und vertraut, und er hatte nie das Gefühl, dorthin abgeschoben zu sein, wenn seine Eltern keine Zeit für ihn hatten.
Für die Bankerin Ira Holl war es da schon entschieden schwieriger, Kind und Karriere unter einen Hut zu bekommen. Als für die alleinerziehende junge Mutter gleich nach der Wende diverse Weiterbildungen ab 20 Uhr anstanden, hatte sie niemanden, der ihren Sohn Philipp in dieser Zeit betreute. Deshalb kaufte sie sich einen Kombi, richtete im Heck ein kleines Schlafzimmer für ihn ein und stellte den Wagen immer so ab, dass sie ihn von ihrem Seminarraum aus sehen konnte.
Auch für Simone Siebeke und ihren Mann, die beide sehr eingebunden sind in viele Termine, trifft es sich hervorragend, dass sie eine einsatzbereite und zuverlässige Kinderfrau für ihre beiden Söhne gefunden haben.
Simone Siebeke weiß aus eigener Erfahrung, dass die meisten Frauen mit Mitte zwanzig, einer ausgezeichneten Ausbildung und auf Augenhöhe mit den männlichen Kollegen in ein Unternehmen kommen. Die richtige Karriere beginnt aber meist erst mit Mitte dreißig, wenn man sein Talent bewiesen und sich durchgesetzt hat. In dieser Zeit der Weichenstellung als Frau aus dem Job auszusteigen, wenn auch nur für ein paar Wochen, um sich um den Nachwuchs zu kümmern, ist nicht karriereförderlich. Als Simone Siebeke wusste, dass sie ein Kind erwartete, informierte sie deshalb ihren Vorgesetzten darüber, dass sie nach der Entbindung sofort weiterarbeiten werde und die Kinderbetreuung bereits geregelt sei. Das gibt sie auch als wichtige Erfahrung an karrierewillige Frauen weiter: „Die Planbarkeit von Mitarbeiterinnen ist für ein Unternehmen wichtig.“
Die Designerin Silke Leffler begann schon zwei Wochen nach der Geburt von beiden Söhnen wieder zu arbeiten. Auch einige Frauen aus ihrem Umfeld gingen nach der Geburt ihres Kindes oder ihrer Kinder wieder zurück in den Beruf, wurden aber von ihren Männern, Eltern, Schwiegereltern oder anderen Müttern unter Druck gesetzt: „Warum gehst du arbeiten, wo doch dein Mann gut verdient?“ Silke Leffler: „Und dann kommt meist das Wort Rabenmutter ins Spiel, das es nur im Deutschen gibt. Dahinter steckt der Neid, dass Frauen trotz Mehrfachbelastung erfolgreich sind.“
In ihrer Familie gab es solche Vorwürfe oder Diskussionen allerdings nie, denn Silke Leffler will niemals stehen bleiben.
Was ihr Können und ihre berufliche Kompetenz betrifft, müssen sich Frauen meist noch stärker beweisen als Männer in der gleichen Position. Evelin Brandt ist davon überzeugt, dass sie bei den Banken sicher mehr gute Bilanzen und mehr überzeugende Konzepte vorweisen musste als ein Mann, damit man ihr dort vertraute und etwas zutraute. Wenn sie das erste Mal vor den Bankern stand, dachten manche nämlich, sie sei eine von diesen Frauen, denen der Mann eine Boutique eingerichtet hat, damit sie sich gebraucht fühlen. Aber letztendlich konnte die Modemacherin die Geldgeber immer von ihren Ideen überzeugen, denn wenn sie an etwas glaubte, dann war ihr Engagement spürbar und sie fand immer die richtigen Worte.
Auch Silke Leffler war erfreut, als zwei Wochen nach der Geburt ihres Sohnes Ferdinand bereits die Anfrage einer Textilfirma kam, ob sie für die neue Stoffkollektion einige Entwürfe machen könnte. Sie sagte der Dame am Telefon, dass sie diesen Auftrag sehr gern annehme, dafür aber im Moment mit ihrem Neugeborenen etwas mehr Zeit benötige. Ihre Entwürfe machte sie mit der gleichen Kreativität und Sorgfalt wie immer. Doch dann kam der Kommentar der Firma, man habe das Gefühl, die Entwürfe würden darunter leiden, dass sie gerade Mutter geworden sei.
Natürlich war Silke Leffler enttäuscht, konnte diese Auffassung jedoch nicht teilen. Deshalb schlug sie vor, es bei diesen Entwürfen zu belassen und den Auftrag zu stornieren. Ein paar Wochen später wollte der Auftraggeber drei der Entwürfe dann aber doch haben.
Die meisten ihrer Geschäftspartner zeigen sich kooperativ. Trotzdem, so sagt Silke Leffler, erfordert es Mut, so ehrlich zu sein, weil man damit eine gewisse Schwäche zeigt. „Man ist nicht so flexibel wie früher, und jede Frau mit Kind weiß, wie man sich als Zeitjongleurin zwischen Beruf und Familie fühlt.“
Margot Käßmann weiß das auf alle Fälle. Denn als sie es zur Pfarrerin geschafft hatte, musste sie überlegen, wie es mit ihr im „Erziehungsurlaub“ mit drei Kindern auf dem Dorf weitergehen sollte. Da rieten ihr gute Freunde: „Mach deinen Doktor, damit dir später niemand vorwerfen kann, du seist theologisch nicht gut genug qualifiziert.“
Damals wusste sie nicht, ob sie das tatsächlich schafft, traf aber die richtige Entscheidung und bewies damit sich und allen anderen, dass sie es konnte.
Evelin Brandt ist überzeugt, dass die Zukunft den Frauen gehört. Zwar ist noch nicht alles erreicht. Aber gerade bei den jüngeren Frauen, den Praktikantinnen, sieht sie viel weniger Ängste. Diese Frauen fürchten nicht mehr, benachteiligt und diskriminiert zu werden. Im Gegenteil: Dort wächst ein ganz neues Selbstbewusstsein. Die jungen Frauen haben „ein festes Ziel, sie sind sehr gut organisiert und gehen diszipliniert ihren Weg“.