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Kalzium als „Knochenbauer“ ist in der Vorsorge und Therapie von Osteoporose längst bekannt. Auch die positive Wirkung von „Supervitamin“ D ist kein Geheimnis mehr. Doch welche anderen Nährstoffe können den Aufbau der Knochenmasse zusätzlich unterstützen? Und gibt es tatsächlich auch „Knochenräuber“? Drei Diätologinnen und eine Fachärztin klären diese und viele weitere Fragen und zeigen Ihnen, wie Sie über die Ernährung ganz einfach Ihre Knochen stärken können. Dazu finden Sie viele schnelle Rezepte für jeden Geschmack. Ihr Plus • Über 140 knochenbewusste Rezepte • Genaue Nährwertangaben und Symbole zum Nährstoffgehalt • Viele Tipps und Empfehlungen
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Seitenzahl: 162
Veröffentlichungsjahr: 2024
Budnowski, Koller, Kreuter-Müller, Thun
Ernährung bei Osteoporose
Eine geschlechtergerechte Schreibweise wird in diesem Buch vorwiegend durch die Nennung der weiblichen und männlichen Form realisiert, ansonsten durch die Schreibung mit Doppelpunkt.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Bildnachweis:
S. 8, 11, 14, 21, 27, 29, 34, 41–43, 45, 48, 58: fotolia.de
S. 9, 63: Adobe Stock
S. 10, 30: istockphoto.com
S. 37, 39: Pexels
S. 66, 70, 74, 84, 94, 98, 100, 108, 120, 126, 130, 134, 144: Victoria Posch und Esther Karner
3. Auflage 2024
Copyright © 2013 maudrich Verlag, Wien
Eine Abteilung der Facultas Verlags- und Buchhandels AG
Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung in fremde Sprachen, sind vorbehalten.
Alle Angaben in diesem Buch erfolgen trotz sorgfältiger Bearbeitung ohne Gewähr. Eine Haftung der Autorinnen oder des Verlages ist ausgeschlossen.
Lektorat: Laura Hödl, Wien
Satz: Florian Spielauer, Wien
Umschlagbild: Victoria Posch und Esther Karner, Wien
Covergestaltung: facultas nach einem Design von studiob.a.c.k.
Druck: finidr
Printed in the EU
ISBN 978-3-99002-171-2
E-ISBN 978-3-99111-863-3
INHALTSVERZEICHNIS
EINLEITUNG
ERKRANKUNG UND VERBREITUNG
DIAGNOSE VON OSTEOPOROSE
KNOCHENAUFBAU UND KNOCHENENTWICKLUNG
KNOCHENAUFBAU
KNOCHENENTWICKLUNG
RISIKOFAKTOREN
NICHT BEEINFLUSSBARE RISIKOFAKTOREN
BEEINFLUSSBARE RISIKOFAKTOREN
FORMEN DER OSTEOPOROSE
PRIMÄRE OSTEOPOROSE
SEKUNDÄRE OSTEOPOROSE
THERAPIE
ERNÄHRUNG
BEWEGUNG
MEDIKAMENTE
ERNÄHRUNGSTHERAPIE BEI OSTEOPOROSE
„KNOCHENBAUER“ – KNOCHENAUFBAUENDE NÄHRSTOFFE UND SUBSTANZEN
„KNOCHENRÄUBER“ – KNOCHENABBAUENDE NÄHRSTOFFE UND SUBSTANZEN
IHRE KNOCHENFREUNDLICHE ERNÄHRUNG IM ÜBERBLICK
OPTIMIERUNG DES KÖRPERGEWICHTS
OSTEOPOROSE IST NICHT ZU UNTERSCHÄTZEN!
REZEPTE
FRÜHSTÜCK
AUFSTRICHE
KLEINE SPEISEN & SNACKS
SUPPEN
HAUPTSPEISEN MIT FLEISCH
HAUPTSPEISEN MIT FISCH
VEGETARISCHE HAUPTSPEISEN
SÜSSE HAUPTSPEISEN
BEILAGEN
DESSERTS
KUCHEN & TORTEN
KLEINES KÜCHENLEXIKON
ABKÜRZUNGEN
REZEPTÜBERSICHT
LITERATUR
EINLEITUNG
Liebe Leserin, lieber Leser,
wir freuen uns, Ihnen diesen Ernährungsratgeber vorstellen zu können. Uns – als Ärztin (mit dem Spezialgebiet Osteoporose) und Diätologinnen – liegt die allgemeine Gesundheit, aber auch insbesondere der Knochen am Herzen. Die Wichtigkeit des Knochens wird vielerorts unterschätzt, obwohl er nicht nur Stützapparat des Menschen ist, sondern als Calciumspeicher auch Wesentliches zur Aufrechterhaltung des Calciumhaushaltes beiträgt.
Der Knochen kann genauso wie andere Organe „erkranken“. Eine dieser Erkrankungen wird Osteoporose genannt. Wörtlich übersetzt wird darunter „poröser Knochen“ verstanden. Der Knochen verliert an Masse und Festigkeit, wodurch er so fragil wird, dass er schon bei geringer Belastung brechen kann. Daher wird die Osteoporose auch als „Knochenbrucherkrankung“ bezeichnet. Sie ist weiters ein „stiller Räuber“, weil der Verlust der Knochenmasse langsam und schrittweise fortschreitet und oft keine Symptome bemerkbar sind – bis der erste Knochenbruch auftritt.
Umso wichtiger ist es, frühzeitig gegen diese Erkrankung vorzugehen und vorzubeugen, sodass es gar nicht erst zu Knochenbrüchen kommt. Es ist daher wesentlich, die Funktion des Knochens zu erhalten bzw. zu verbessern. Dies ist gar nicht so schwierig, Sie können dem Knochen mit einfachen Mitteln beim Aufbau helfen. Die Ernährung spielt dabei eine wesentliche Rolle. Der Knochenstoffwechsel kann durch die Nahrung beeinflusst werden – negativ wie positiv.
Der Knochen wird täglich umgebaut, altes Knochenmaterial wird durch neues ersetzt. Wir können mitbestimmen, wie der neue Knochen zusammengesetzt ist und wie die Knochenqualität beschaffen ist. Haben wir beispielsweise zu wenig Calcium und Vitamin D zur Verfügung, verliert der Knochen an Qualität und wird brüchiger.
Sie wollen sich gesund und ausgewogen ernähren und zusätzlich auch Ihre Knochen schützen? Begleiten Sie uns auf einen Ausflug in die knochenbewusste Ernährung! In diesem Ernährungsratgeber finden Sie einfach zu befolgende Ratschläge und schmackhafte Rezepte, die das möglich machen. Keine Sorge: Eine knochenfreundliche Ernährung bedeutet keine strikte Diät, sondern eine Kombination aus gesunden, „knochenaufbauenden“ Nahrungsmitteln und dem Meiden von „knochenschädigenden“ Faktoren.
Wir wünschen Ihnen Gesundheit, viel Freude beim Lesen und Nachkochen sowie guten Appetit!
Die Autorinnen
ERKRANKUNG UND VERBREITUNG
Die Osteoporose (Knochenschwund) ist keine seltene Erkrankung. Sie wird zu den häufigsten Volkserkrankungen gerechnet, mehr als zweihundert Millionen Menschen weltweit sowie geschätzte 55.2000 (Scope Daten 2019) Österreicher:innen leiden darunter. Es handelt sich dabei um eine Knochenerkrankung, die sowohl bei Männern als auch bei Frauen auftreten kann. Das Risiko nimmt mit dem Alter jedoch zu – zwei Drittel der Frauen über 90 Jahren sind davon betroffen.
Die Osteoporose ist gekennzeichnet durch
• eine herabgesetzte Knochenmasse bzw. Knochendichte (im Medizinischen als „Bone Mineral Density“ [BMD] bezeichnet),
• beeinträchtigte Knochenqualität,
• gestörte Mikroarchitektur,
• verminderte Knochenfestigkeit und
• damit einhergehende Knochenbrüchigkeit.
Durch diese Veränderungen ist das Risiko für Knochenbrüche deutlich erhöht, in Österreich rechnet man mit über 100.000 Fragilitätsfrakturen jährlich. Österreich liegt damit im europäischen Spitzenfeld. Es können dabei Wirbelkörper (Bauteile der Wirbelsäule), Oberschenkelknochen, Unterarmknochen und Oberarmknochen brechen. Statistisch gesehen erleidet derzeit eine von drei Frauen bzw. einer von fünf Männern im Alter von über 50 Jahren einen Knochenbruch, der durch Osteoporose bedingt ist. Weltweit treten jährlich bis zu 37 Millionen Fragilitätsfrakturen bei Menschen über 55 auf, das entspricht 70 Frakturen pro Minute. Ein hoher Anteil davon geschieht in Europa.
Diagnose von Osteoporose
Die Osteoporose ist durch einen übermäßigen Abbau der Knochensubstanz und durch eine Abnahme der Knochenmasse gekennzeichnet. Diese Eigenschaften werden auch für die Diagnostik verwendet. Mit der sogenannten Osteodensitometrie oder auch DXA-Messung (Dualröntgenabsorptiometrie) wird mit sehr geringer Röntgenstrahlung der Calciumgehalt des Knochens gemessen. Weiters kann man mittels einer neueren Zusatzuntersuchung, mit dem TBS (Trabecular Bone Score), die Knochenstruktur quantifizieren.
Diagnose von Osteoporose
In der Regel werden Lendenwirbel und Oberschenkelhals untersucht. Anschließend beurteilt die Ärztin oder der Arzt die Werte unter Berücksichtigung des Lebensalters und bestehender Risikofaktoren. Je niedriger die Knochendichte ist, desto höher ist das Risiko für einen Knochenbruch und umso früher sollte mit der Therapie der Osteoporose begonnen werden.
KNOCHENAUFBAU UND KNOCHENENTWICKLUNG
Knochenaufbau
Vielen ist nicht bewusst, dass der Knochen lebt. Er wird ständig von Knochenzellen auf- und abgebaut. Ähnlich wie die Haut ständig erneuert wird, so wird auch im Knochen altes Material durch neue Knochensubstanz ersetzt. Durch diese andauernden Umbauvorgänge ist der Knochen einerseits anpassungsfähig und stabil, andererseits aber auch anfällig.
Die Bedeutung der Bewegung für den Knochenaufbau
Durch eine fehlende Belastung des Knochens (Immobilisation) kann ein gesteigerter Abbau des Knochens bewirkt werden. Wie eine Untersuchung an Astronauten im Rahmen eines NASA-Forschungsprogramms („Subregional Bone Assessment“) zeigte, führt ein längerer Aufenthalt in der Schwerelosigkeit zu einem Verlust eines Drittels der Knochenmasse.
Körperliche Bewegung regt den Knochenstoffwechsel hingegen positiv an. Deshalb sollte insbesondere bei Kindern im Knochenwachstum und in der Knochenaufbauphase Bewegungsmangel vermieden werden. Ein Mangel an Bewegung führt dazu, dass sich keine ausreichende Knochendichte entwickeln kann und die sogenannte „peak bone mass“ (Spitzenknochenmasse) nicht erreicht wird (siehe Abbildung auf S. 13).
Das menschliche Skelett besteht aus 206 bis 212 Knochen. Der im Körper am häufigsten vertretene Lamellenknochen besteht aus einer äußeren Hülle (Kortikalis) und einem schwammartigen Gerüstwerk aus Knochenbälkchen (Spongiosa), das den Knochen ausfüllt. In den Röhrenknochen ist die Kortikalis besonders dick und stabil, sie wird daher Kompakta genannt. Die Spongiosa umgibt dort eine Höhle (Markhöhle), in der sich das Knochenmark befindet.
Knochenaufbau, -umbau und -abbau durch Knochenzellen
Im Zusammenspiel der Knochenzellen wird der Knochen in unserem Körper ständig neu aufgebaut, umgebaut und abgebaut und behält so die für ihn typische Form und Funktion. Jene Zellen, die den Knochen aufbauen, werden Osteoblasten genannt – sie produzieren die Knochengrundsubstanz. Wenn Osteoblasten gänzlich mit Knochensubstanz umschlossen sind, heißen sie Osteozyten (einkernige Zellen).
Weil aber auch altes Knochenmaterial wieder abgebaut werden muss, gibt es dafür eigene Zellen, nämlich riesige Fresszellen, sogenannte Osteoklasten. Der Knochenabbau erfolgt viel rascher als der Knochenaufbau, da die Osteoklasten schneller arbeiten. Werden die Osteoklasten durch Hormone beeinflusst, verläuft der Abbau noch rascher als der Aufbau. Dadurch entsteht ein Missverhältnis und die Knochenmasse nimmt ab – dies geschieht klassischerweise bei Östrogenmangel in der Postmenopause (nach den Wechseljahren) der Frau.
Osteoporose-Medikamente, verbunden mit einem knochenfreundlichen Lebensstil, mit ausgewogener Ernährung zur optimalen Nährstoffversorgung und körperlicher Bewegung, können diese Knochenzellen direkt und indirekt beeinflussen und somit die Knochenbrüchigkeit vermindern.
Knochenentwicklung
Während des gesamten Lebens wird Knochensubstanz auf-, ab- und umgebaut. Vor der Pubertät verläuft das Knochenwachstum ohne Einfluss von Sexualhormonen. Zu dieser Zeit sind genetische Veranlagungen, Ernährung (insbesondere die Zufuhr von Calcium, Vitamin D und Eiweiß) und körperliche Bewegung bedeutsam. Mit Beginn der Pubertät wird der Knochen aber zusätzlich von Sexualhormonen beeinflusst. Testosteron und Östrogen spielen dabei gleichermaßen bei der Frau wie auch beim Mann eine Rolle. Bis zum 30. Lebensjahr überwiegen die Aufbauprozesse und die Knochenmasse nimmt ständig bis zur sogenannten „peak bone mass“ (Spitzenknochenmasse) zu. Dies ist das Maximum an Knochenmasse, das während des Lebens erreicht werden kann. Danach überwiegt der Knochenabbau.
Während der Wechseljahre (Klimakterium) lässt die Produktion der weiblichen Sexualhormone nach. Es kommt infolgedessen nach den Wechseljahren, in der sogenannten Postmenopause, durch den Wegfall der Östrogene bei Frauen zu einer deutlicheren Veränderung im Knochenstoffwechsel – im negativen Sinn. Der Östrogenmangel führt zu einem gesteigerten Knochenabbau und daher zu einem erhöhten Knochenbruchrisiko. Ist dieser Abbau abnorm gesteigert, wird von „High turnover“-Osteoporose gesprochen.
Nach etwa einem Jahrzehnt folgt auf den gesteigerten Knochenumbau eine Verlangsamung des Knochenstoffwechsels („low turnover“ – siehe untenstehende Grafik). Bei der „Low turnover“-Osteoporose, von der Männer ebenso betroffen sind, spielt die Änderung des Sexualhormonspiegels keine dominierende Rolle mehr. Im Vordergrund stehen hingegen die im Alter zunehmende Unterversorgung mit Calcium und Vitamin D und die niedrige Osteoblasten-Aktivität.
Wird während der Aufbauphase eine niedrigere Spitzenknochenmasse als normal erzielt – beispielsweise durch mangelnde Bewegung, Fehlernährung, Nährstoffmangel, exzessiven Alkohol- oder Nikotinkonsum –, kommt es in der Menopause rascher zu einer geringen Knochendichte mit erhöhter Bruchneigung. Das bedeutet, dass das Frakturrisiko schneller ansteigt (siehe Abbildung unten).
Knochenaufbau, -umbau und -abbau durch Knochenzellen
Umso wichtiger ist es, einem vermehrten Knochenverlust frühzeitig durch knochenfreundliche Ernährung (v. a. ausreichende Versorgung mit Calcium, Vitamin D und Eiweiß), mehr Bewegung und Meidung von Risikofaktoren entgegenzuwirken. Sind die Knochen dagegen schon brüchig bzw. besteht ohnedies eine Osteoporose, kann die Einnahme von Medikamenten hilfreich sein, um Knochenbrüche zu vermeiden.
RISIKOFAKTOREN
Als Risikofaktor wird alles bezeichnet, was die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung erhöht. Wenn viele Risikofaktoren auf Sie zutreffen, bedeutet dies zwar nicht automatisch, dass Sie diese Erkrankung sicher erleiden werden. Je mehr Risikofaktoren allerdings bestehen, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, die Erkrankung zu bekommen. Bei der Osteoporose werden beeinflussbare von nicht beeinflussbaren Risikofaktoren unterschieden.
Bei nicht beeinflussbaren Risikofaktoren wird auch von angeborenen oder schicksalhaften Risikofaktoren gesprochen.
Nicht beeinflussbare Risikofaktoren
Abstammung
Frauen mit nordeuropäischer und asiatischer Herkunft weisen im Vergleich mit Frauen afrikanischer Abstammung eine geringere maximale Knochendichte und später eine höhere Knochenverlustrate auf.
Familiäre Disposition
Tritt bereits in der engen Verwandtschaft (z. B. bei den Eltern) eine Osteoporose mit einer Schenkelhalsfraktur vor dem 75. Lebensjahr auf, so ist mit einem höheren Osteoporose-Risiko zu rechnen.
Geschlecht und Alter (über 70 Jahre im Vergleich zu 50–70 Jahren)
Bei Frauen setzt der genetisch festgelegte Knochenabbau früher ein als bei Männern. Während sich der Knochenumbau um das 30. bis 35. Lebensjahr noch im Gleichgewicht befindet, beginnt das Osteoporose-Risiko bei Frauen bereits ab der Menopause durch den dadurch bedingten Abfall der Östrogenproduktion zu steigen. Männer leiden hingegen erst ab dem 75. Lebensjahr unter einer um über 30 % erhöhten Knochenbruchrate. Im Alter nimmt die Nierenfunktion ab, es wird vermehrt Calcium ausgeschieden und die Aufnahmekapazität von Calcium ist im Alter prinzipiell verringert.
Gynäkologische Faktoren
Ein sehr frühes, aber auch sehr spätes Einsetzen sowie ein verfrühtes Ausbleiben der Periode, die Entfernung der Eierstöcke (Ovarektomie) ohne Hormonersatztherapie oder ausgeprägte Hormonschwankungen wie auch Medikamente, die auf Hormone einwirken, können als weitere Risikofaktoren für Osteoporose genannt werden.
Schwangerschaft und Stillzeit
Während einer Schwangerschaft werden dem mütterlichen Skelett für die Knochenbildung des Fetus etwa 30 Gramm Calcium entzogen. Daher ist auf eine ausreichende Calciumversorgung während der Schwangerschaft und auch insbesondere der Stillzeit zu achten, auch wenn die Calciumaufnahme aus dem Darm während der Schwangerschaft erhöht ist. Längere Bettruhe oder häufige Schwangerschaften sind daher Faktoren, die das Risiko für Osteoporose erhöhen können. Besteht ein erhöhtes Risiko, sollte eine Calcium- und Vitamin-D-Substituierung erfolgen.
Vorbestehende Knochenbrüche
Bei Zuständen nach Knochenbrüchen ist das Frakturrisiko erhöht.
Verschiedene Erkrankungen
Einige Erkrankungen können den Hormon- oder Nährstoffhaushalt beeinflussen. Der Knochen benötigt Hormone ebenso wie Nährstoffe zum Auf- und Abbau. Ein Mangel führt indirekt zu einem gesteigerten Knochenabbau, einer negativen Beeinträchtigung des Knochenstoffwechsels und somit zu einem erhöhten Knochenbruchrisiko. Einerseits können Erkrankungen eine verminderte Aufnahme von Nährstoffen aus dem Darm bedingen, somit kommt es zu einer chronischen Unterversorgung. Andererseits werden bei derartigen Erkrankungen häufig vermehrt Botenstoffe produziert, die die Osteoklasten, also den Knochenabbau, aktivieren oder die Osteoblasten hemmen und den Knochenaufbau folglich vermindern. Bei anderen Erkrankungen kommt es zu einem Mangel an Hormonen, die für den Knochenaufbau benötigt werden, oder es werden Substanzen produziert, die den Knochenabbau fördern.Solche Erkrankungen sind beispielsweise:
• chronische Lungenerkrankungen (z. B. COPD – Chronisch obstruktive Lungenerkrankung)
• cystische Fibrose durch die gestörte Aufnahme von Nährstoffen
• chronisch entzündliche Darmerkrankungen (z. B. Morbus Crohn, Colitis ulcerosa)
• Zöliakie (Glutenunverträglichkeit)
• rheumatoide Arthritis (häufigste Form der entzündlichen Erkrankung von Gelenken)
• primärer/sekundärer Hypogonadismus des Mannes (Funktionsstörung der Hoden durch mangelnde Produktion von Hormonen)
• endokrinologische (hormonelle) Erkrankungen (z. B. Morbus Cushing mit übermäßiger Cortisolproduktion)
• Nebenschilddrüsenüberfunktion
• Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit)
• Laktoseintoleranz (Milchzuckerunverträglichkeit)
• Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion)
Diese Aufzählung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sie soll lediglich veranschaulichen, dass Erkrankungen unterschiedlichster Natur einen Einfluss auf den Knochenstoffwechsel haben und demzufolge die Osteoporose fördern und/oder die Knochenbrüchigkeit erhöhen können.
Beeinflussbare Risikofaktoren können von uns verändert werden – sie sind also modifizierbar. Es liegt folglich in unserer Hand, unser eigenes Risiko zu bestimmen und darauf einzuwirken. Wesentlich ist es daher, ein Auge auf den Lebensstil zu richten. Durch eine unbedachte Lebensweise kann eine optimale Knochendichte nicht erreicht werden. Die Prävention bzw. Vorbeugung der Osteoporose beginnt somit bereits in der Kindheit – mit der richtigen Ernährungs- und Lebensstilerziehung. Kinder sollten bewusst durch Eltern und Schule auf folgende beeinflussbare Risikofaktoren hingewiesen werden:
Beeinflussbare Risikofaktoren
Knochenunbewusste Ernährung
Die Wichtigkeit einer regelmäßigen Calcium- und Vitamin-D-Zufuhr – aber vor allem auch einer ausreichenden Zufuhr aller Nährstoffe – ist weitgehend bekannt. Wenn nicht ausreichend Calcium aufgenommen wird, kommt es zu einer vermehrten Ausschüttung von Parathormon aus der Nebenschilddrüse. Dieses Hormon bewirkt, dass Calcium aus dem Knochenspeicher herausgelöst wird. Eine negative Knochenbilanz über viele Jahre hinweg ist die Folge. Speziell im Kindes- und Jugendalter oder in der Schwangerschaft ist eine ausgewogene Ernährung mit einer ausreichenden Zufuhr von Calcium und Vitamin D also wesentlich. Ein übermäßiger Konsum von Softdrinks, aber auch einseitige Diäten oder Gewichtsreduktionen, bringen eine höhere Calciumausscheidung und/oder eine verminderte Calciumaufnahme mit sich.
Mangelnde Bewegung
In unserer Gesellschaft ist chronischer Bewegungsmangel ein immer häufiger auftretendes Problem. Mangelhafte Aktivität zählt immerhin zu den prägnantesten Risikofaktoren für die Entstehung und das Voranschreiten von Osteoporose. Vor allem beim wachsenden Skelett ist körperliche Aktivität – d. h. dauernder Muskelzug an den Knochen – entscheidend für die Kräftigung und Formierung des Skeletts. Bewegungsmangel bedeutet Abbau von Muskelkraft und die stetige Entlastung des Knochens. Demgemäß besteht ein klarer Zusammenhang zwischen Muskel- und Knochenmasse. So führt z. B. ein dreiwöchig gegipster Knochenbruch zu einem sechsprozentigen Verlust an Knochenmasse. Astronaut:innen würden ohne körperliche Bewegung im Verlauf eines Raumfluges ein Drittel ihrer Knochenmasse verlieren.Die sportwissenschaftlichen Empfehlungen lauten daher, dass jeden zweiten Tag 30–45 Min. Ausdauer- oder Kraftsport betrieben werden sollten. Körperliche Aktivität regt die Bildung von Knochenmasse an und fördert somit die Knochenfestigkeit.
Extremer Leistungssport
Hochleistungssportlerinnen weisen aufgrund von Dauertraining, Diäten und stetiger Gewichtskontrolle häufig einen geringeren Anteil an Körperfett, einen reduzierten Östrogenspiegel sowie unregelmäßige oder ausbleibende Regelblutungen (Amenorrhö) auf. Das kann im Extremfall zu einem Energie-Defizienz-Syndrom (kurz: RED-S-Syndrom) führen. Außerdem kann ein abrupter Trainingsstopp von Leistungssportler:innen jeden Geschlechts eine rasante Entmineralisierung des Knochengerüsts bedingen.
Verminderte Sonnenexposition
Vitamin D wird durch Sonnenbestrahlung (UVB) in der Haut synthetisiert bzw. hergestellt. UVB-Strahlen führen erst ab einer bestimmten Intensität zur Produktion von Vitamin D im Körper. Diese Intensität wird an einem Wintertag etwa in Mittel- oder Nordeuropa kaum erreicht, dadurch kann es zu Mangelzuständen kommen. Bewegung an der frischen Luft unter Sonnenexposition regt die körpereigene Vitamin-DProduktion an.
Koffeinhaltige Getränke
Laut Untersuchungen können bis zu 3–4 Tassen Kaffee pro Tag bedenkenlos getrunken werden und wirken durch ihren hohen Gehalt an Antioxidantien sogar positiv auf den Körper. Im Speziellen ist von Energydrinks aber abzuraten, da sie den „Calciumräuber“ Phosphor enthalten. Schwarzer Tee dürfte sich hingegen positiv auf die Knochen auswirken und könnte sogar das Hüftfrakturrisiko senken. Auch zu grünem Tee existiert inzwischen eine gute Datenlage, die belegt, dass ein regelmäßiger Konsum die Knochendichte positiv beeinflusst und das Risiko für Knochenbrüche reduzieren soll.
Rauchen
Viele chemische und vor allem schädliche Substanzen im Zigarettentabak lassen das Risiko für Osteoporose – v. a. bei Frauen nach der Menopause – auf das Doppelte ansteigen.
Übermäßiger Alkoholkonsum
Übermäßiger Alkoholkonsum hemmt die knochenaufbauenden Zellen, führt zur Ausscheidung von Calcium aus dem Körper über den Harn und kann Leberschäden verursachen.
Bitte beachten Sie beim Konsum von Alkohol folgende Empfehlungen:
• Der Konsum von maximal einer Einheit Alkohol (¹⁄8 l Wein) pro Tag ist nicht mit einem erhöhten Osteoporoserisiko assoziiert.
• Vermeiden Sie jedoch regelmäßigen Alkoholkonsum.
Untergewicht
Untergewicht (Body-Mass-Index von weniger als 20 kg/m²) sollte so gut wie möglich vermieden werden, da bei einem sehr schlanken Körperbau ein höheres Osteoporose-Risiko besteht. Auch ein ungewollter Gewichtsverlust von über zehn Prozent des Körpergewichts innerhalb von sechs Monaten bzw. von über fünf Prozent innerhalb von drei Monaten ist ein Indikator für Mangelernährung. Gerade bei älteren Menschen kann es zusätzlich zu einem ungewollten Verlust von Muskelmasse (Sarkopenie) kommen, der wiederum einen Einfluss auf die Knochenbrüche hat. Wird eine Gewichtsabnahme – v.a. im Alter – angestrebt, sollte diese nur kontrolliert durch Muskeltraining durchgeführt werden. In der Ernährung ist dabei vermehrt darauf zu achten, dass Eiweiß, Calcium und Vitamin D in ausreichenden Mengen konsumiert werden.Ein höherer BMI soll hingegen eine schützende Wirkung auf den Knochen haben, was aber wiederum von verschiedenen Faktoren abhängig zu sein scheint. Dies gilt nicht für alle Arten von Knochenbrüchen gleich, überdies werden durch Übergewicht u. a. die Gelenke stärker abgenutzt und somit wird die Mobilität des Bewegungsapparates negativ beeinflusst.
Depressive Stimmungslage
In depressiver Stimmungslage herrscht im Körper ein höherer Spiegel an Stresshormonen (z. B. Cortisol) vor. Eventuelle Medikamenteneinnahme, Appetitmangel sowie Fehlernährung und geringere körperliche Betätigung können in diesem Zusammenhang Risikofaktoren für Osteoporose darstellen.
Medikamente
Medikamente können den Knochenstoffwechsel und das Risiko für Stürze negativ beeinflussen. Folgende Wirkstoffe können als „Knochenräuber“ wirken:
• Cortison/Glukokortikoide
• Heparin (Antithrombosemedikamente)
• Schilddrüsenhormone
• hoch dosierter Magenschutz (Protonenpumpenhemmer)
• Medikamente gegen Epilepsie (Antiepileptika)
• Antiandrogene
• Vitamin-K-Antagonisten (Medikamente, die die Blutgerinnung beeinflussen)
• Zytostatika („Chemotherapie“)
• Aromatasehemmer
• Laxantien (Abführmittel, deren Langzeiteinnahme die Aufnahme von Vitamin D im Verdauungstrakt vermindern kann)
Allerdings sind diese Präparate in der Behandlung von diversen Erkrankungen häufig notwendig (z. B. Asthma, Allergien, entzündliche Erkrankungen). Bei Dauereinnahme dieser Wirkstoffe ist je nach Knochenbruchrisiko oft eine parallele Behandlung mit effizienten Osteoporose-Medikamenten sinnvoll.
TIPP: Kontrollieren Sie mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt die Einnahme und Dosis der oben angeführten Medikamente und besprechen Sie Ihr individuelles Osteoporose-Risiko.
Stürze
Nach bereits erlittener osteoporosetypischer Knochenfraktur muss bei jeder fünften Frau innerhalb eines Jahres mit weiteren Knochenbrüchen gerechnet werden. Es besteht nach diesem Knochenbruch ein sehr hohes Risiko für eine erneute unmittelbar bevorstehende Fraktur. Ein aufklärendes Gespräch mit Physio- oder Ergotherapeut:innen über gezielten Muskelaufbau und richtige Sturzprävention ist vor allem bei älteren Menschen ein wichtiger Aspekt der Osteoporose-Therapie. So können durch eine stützende Muskelmasse und vorausschauende Sturzmeidung Knochenbrüche vermieden werden.
Vorbeugung von Osteoporose
Osteoporose ist keine Erkrankung, die ein unvermeidliches und endgültiges Schicksal bedeutet. Gerade bei dieser Erkrankung gilt: Vorbeugen! Sämtliche oben angeführten beeinflussbaren Risikofaktoren lassen sich durch Beratung von Expert:innen und die dementsprechende Änderung des Lebensstils mildern. Sprechen Sie über diverse Möglichkeiten mit Ihrer behandelnden Ärztin oder Ihrem behandelnden Arzt.