Etikettenangst und Höhenschwindel - John von Kleist - E-Book

Etikettenangst und Höhenschwindel E-Book

John von Kleist

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Beschreibung

Die Angst vor Identität, die Angst vor Facetten, die Angst vor Erscheinung paart sich mit dem Schwindel, dem Übel, dem Taumel der Erhöhung.

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Inhaltsverzeichnis

________________________________Begegnungen_

______________________________Bezeichnungen_

__________________________________Bedeutung_

_________________________________Umgebung_

___________________________________Epiloge_

_________________________Begegnungen_

Chance, leichtfertig vertan

wenn man es langsam angeht

wenn man sich langsam annähert

besteht durchaus die Gefahr

dass man sich nie begegnet

Mitgefühl und Gegenrede

du schrammst

immer daran vorbei

manchmal knapp

manchmal weit

manchmal alleine

meistens zu zweit

Staubfänger

was ich berühre

zerfällt förmlich zu Staub

was mich irritiert

ist dabei der Applaus

ganz schön dreist

du hast dein Spiel noch nicht gemacht

den Einsatz noch nicht festgelegt

sogar die Teilnahmebestätigung fehlt

und doch forderst du jetzt schon

den Hauptgewinn ein

Notfall

ich zähle zu jenen

die sich ungern zählen lassen

und nur im Notfall erwägen

euch zu begegnen

Eine neue Wohngemeinschaft

du begreifst

dass ich dich nur begleite

und dann zeigst du

mir flux unsere Flurtür

Oh Du!

Du mein mir allerliebstes Du!

Bleib bitte bei mir aber beachte dabei:

was du hast und was du treibst

was dir glückt und was dir bleibt

und generell wie es dir geht

ist, wie sich leicht zeigen lässt

nicht von Belang

Konsequenz

ab in die Krise

dort gehörst du hin

ich käme ja mit

wenn ich nur wüsste

dass du das auch willst

Annäherungsversuch

komplizierte Komplimente

an das Leben

und an dich

ihr seid nicht einfach

deswegen habe ich für euch

nur Komplementärkomplimente

parat

Du freust dich mit den Jubeltieren

was soll das nützen

wozu bitte gut sein

sich selbst zu imponieren

du leidest an der Klagemauer

und jeder kann es sehen

du leidest gerne bequem

du klammerst dich an Klammeräffchen

für wen soll das gut sein

wem soll das helfen

du kompromittierst meine Kompromissbereitschaft

das lässt man dann

besser unkonotiert

Anrede

willst du es mir Morgen

nicht so richtig besorgen?

dann bleib

hier nur kurz stehen

ich muss nur mal eben

schnell telefonieren

Gute Nachricht!

...schon weg?

Wer Angst denn wohl Angst

vor Frauen im Bett

Amphiphobie

wenn du nicht da bist

dann will ich gar nicht weg von dir

doch wenn du neben mir sitzt

verhält es sich glatt umgekehrt

ich werde nicht

weit weg von euch schlafen

und träumen gewiss

werd ich von euch

und ich vermag nicht zu sagen

was ihr derweil fühlt

wenn einer von uns

denkt der andere fehlt

und ich versuche zu verneinen

dass dies eine Schuld nur ist

doch sicher bin ich

mir dabei nicht

und ich versuche zu glauben

dass du nicht leidest

doch wahrscheinlich ist es

dafür schon zu spät

Lieber ein Hauch von nichts als ein Handschlag

du reichst mir die Hand

doch das reicht mir nicht

ich will auch deine Brüste

und dein Gesicht

Rabattmarken

ich will dich

vernaschen

von Angesicht

zu Angesicht

denn du bist

über die Maßen

gegen die Massen und Tierhaltung jeglicher Art

und gegen einen Basisbedarf an Vernichtungswaffen

und gegen NSA und Flüchtlingsskandale und jegliche Art

von Bestattungsritualen

und so unendlich

ansehnlich

Aber ich wollte die andere

du bist eine von diesen gelblieben

die nie etwas sagten

nie etwas bewiesen

ohne einen Lageplan

und eine von jenen

die nichts erreichen

was sich möglicherweise

nicht auszahlt

und eine von denen

die nie was erwähnen

wenngleich sie auch wissen

was gleich passiert

so magst du sein doch

ich kanns nicht verschweigen

dass mir dabei

sehr sonderbar wird

Selbstgespräche

dort wo man früher die Stimmen hörte

ist es jetzt ganz still geworden

niemand flüstert mehr

wenn Regen fällt

ein Areal

der Ahnen

ausgeliefert an den Segen

der gebliebenen Umgebung

wer spricht zu dir

wenn du dich hörst

der Andere

lauscht ebenfalls

geh und hol dir ein Rezept

schnell bevor der Schmerz abebbt

noch bin ich hier

bis du zurückkommst

noch bin ich der

den du verliest

Neues von zu hause

du siehst doch

dass du hier willkommen bist

alle Hände geöffnet

alle Türen geöffnet

der Kühlschrank geöffnet

man begegnet sich

mit freundlichem Gruß

wie gut, dass ich mir all das

nicht zu Herzen nehmen muss

Der Letzte

wenn alles um mich

herum still wird verliere

ich den letzten Gedanken

an dich

wenn alles in mir

dann klein bei gibt

ist auch die Zeit des

Zweifelns vorbei

wenn mir alles

über den Kopf wächst

seh ich die Wolken

von unten wie du

wenn sich dann alles

wiedermal einrenkt

dann war das alles

kaum wie geplant

Scherenschnitte im Altpapier

es ist ganz selten so verlaufen

wie wir es vereinbart hatten

vielleicht liegt es

aber auch nur am Licht

denn das erzeugt Schatten

in denen nichts glänzt

wir haben etwas zusammengerauft

sind dabei auseinander gedriftet

was uns beide heute noch eint

das hat uns bisweilen vergiftet

wir haben Lieder liegen lassen

um sie wiederaufzunehmen

es bleibt ein Gefühl

doch fehlt Überzeugung

wir handelten aus Scham

und es war einfach zu bequem

Verzicht

wie einstudiert

ich auf dich und

du auf dies

Lernen durch Schmerzen

mein kleiner Schatz

was bist du nass

von deinen Tränen

das liegt daran, dass

ich habe den Balken übersehen

Raub

du überfällst mich mit diesen Geschichten

als ob du nichts von mir wüsstest

erzählst von deinem Akkordeon

und mein Überwürfnis

ich gebe mich wortlos

auf diesem Platz

obwohl mir überlange Pausen

oft Angst einflößen

es bleibt die wildeste

der Gegenwarten

Jugendstrafrecht

auf deinen Hinterbeinen

stehst du schon ganz alleine

auf deinen Hinterfüßen

musst du dafür büßen

Halbtags

du leidest leise

an meinem egozentrischen Geschrei

zwölf Stunden jeden Tag

dann drehst du

den Spieß einfach um

Besinnung

wir lagen gemeinsam nebeneinander

im Stroh

die Halme, sie piksten

mich ins Gesicht

und dich in den Po

wir fuhren zusammen

auf Fährten hinaus

mit fremden Zielen

wir wussten nicht wie

doch ehe wir uns versahen

stiegen wir aus

der eine, der ging

der andere blieb

Ende vom Lied

Heimkehr

du kamst

mit nichts zurück

du hattest etwas

vergessen

Könnte

könnte ich schreiben wie ein Goethe

dann schrieb ich von Sorgen und Nöten

könnte ich kritzeln wie Picasso

dann lies ich dieses Lasso ruhn

gäbe es den Teufel noch

ich ginge wohl ein Stück mit ihm

doch heute ist Mephisto

ein Menschenrecht geworden

es fällt mir bei Gott nicht ein

im Überfluss zu handeln

jede Geliebte erhält

nur eine Kopie meiner Briefe

was dort so friedlich vor mir liegt

das nennt sich wohl Höhle

ein überdachter Strand mit Souvenirs

vom anderen Ende der Seele

nenne mir den Ort

an dem du leben willst

und ich besorge dir flugs

ein Sonnenschild

und sag mir schnell noch, wen du liebst

bevor sich unsere Wege trennen

dann kann ich nicht mehr daran zweifeln

dass es sich lohnte durch die Welt zu rennen

sieh nur

hast du nicht gesehen

wie mir dieser Einfall kam

dieses hier jetzt wegzulegen

zumindest fürs erste

eine zweite Lösung zu wählen

sie machen die Rechnung

auch ohne uns

geknebelte Bindung

brummt noch von Anfang

Von einem, der eine flach legte, neben ihr aufwachte und dies bereute

aufgewacht

schon wieder tot

was wollte ich noch gleich von mir?

angedacht

im Morgenrot

dabei könnte es auch bleiben

doch ausgemacht

für Freitagabend

den Rest des Lebens leiden

Reue im letzten Akt

wenn mich etwas beunruhigt

dann deine Unschuld

die du an den Tag legst

wenn er dich besteigt

Teenagerphantasien

ich bin ein kleines Mädchen

in einer großen Welt

wäre es andersherum

hätte ich das schon bemerkt

Intersubjektivität

ich starre in mein Tagebuch

auf der Suche nach Eigentlichkeit

doch vor mir liegt

nur Sekundärliteratur

Der Unterschied zwischen Objekt und Produkt

der Wachsinn kommt geritten

auf einem tollen Schlitten

er reicht mir seine Hand

und sagt nur

'Auf dann'

Verführung

kleines Kätzchen

hier mein Schoß

setz dich doch

ist fast umsonst

süßes Frätzchen

hier mein Roß

nimm schnell Platz

bald geht es los

Befehlstod

sitzt ein Diktator auf dem Klo

wird seines Lebens nicht mehr froh

steckt ihm doch die eigene Scheiße

nicht locker im Arsch

sondern feste im Halse

Weggefährten

es gingen einst zwei Lausefüßler

an mir vorbei

an dir vorüber

und ohne Erfolg

kamen sie wieder

was sie wohl taten

in der Zwischenzeit

daran hatte keiner

von uns je gedacht

Sitzen, Trinken

Sie saßen bei Tische

und tranken gar viel

die Gedanken, sie wichen

dem schönen Profil

sie gingen zu Bette

und wollten nichts wissen

von Metaphysik

und ihren Verrissen

sie erhoben sich wieder

zum Anbruch des Tages

sie war eine Hexe

und er eine Plage

und beide wussten

es geht auf das Ende zu

und sie sagte Versager

und er blöde Kuh

Gefühl und Empfindung

ich fühle mich beschissen

ich habe ihr das Herz zerrissen

und den Großteil auf dem Markt verhökert

um den Rest hab ich gepokert

wie können zwei lieben

wenn der eine nur gibt

was der andere liebt

nichts zählt als Entscheidung

ich habe meine Bahn verlassen

zahle nicht mehr

für die Jahreskarte

die sich gestern zum letzten Mal jährte

ich stecke hier

auf einer Insel fest

die gar nichts von mir haben will

drum behält sie auch nicht viel

dieses Inselchen

das liegt im Süden

man feiert keine Orgien

man ist mit sich selbst zufrieden

Karlsruher Väter, Karlsruher Täter

du hast die ganze Zeit beseitigt

hast sie getilgt aus euren Körpern

alles was kommt wird aus Vorrat bestehen

alles was geht

bleibt weg

Umlaufplan

wo vollziehst du

deine Bahnen

auf der Schlittschuhschnellaufstrecke?

es stürmt

was dir verborgen bleibt

ich kann es erahnen

du wirst mich nicht bitten

von meinen Ämtern zurückzutreten

vielmehr aus deinem Leben

und hinter mir liegt

ein Graben, du folgst

nur halte ich das

für eine Beschränkung

du bist nicht zufrieden

mit dem was gewesen

ist und mit den Waren

und Wohnen und

Nöten der Schuld

lassen dich mich zurück

Rosinante

Du wundervolles Roß

komm setz dich auf mein Schoß

du wundervolle Mähre

ich kämm dir jede Strähne

ich streichel dir den Bauch

vielleicht du mir dann ja auch

entweder breche ich Herzen

oder meines zerbricht

Anschein

nur unter Zeugen hast du Zeit für mich

und Ohren und Augen nur wenn es sich ziemt

du hast geglaubt mir etwas zu bedeuten

und Recht hattest du, mit der Zeit immer mehr

doch wir begannen zu treiben

auf dem was unter uns lag

zu selten sind wir aufgestanden

und haben uns beide gefragt

wie sollen wir uns verbeugen

vor diesem Außen

damit es uns respektiert

Bei Nacht liebe ich euch!

Wo seid ihr? Kommt, wir gehen was trinken

über Dinge reden und rauchen

musizieren und laufen

durch die einzigartige Schwülheit dieser

sommergetränkten Seitenstraßen

selbst bei Nacht scheinen sie

um ein Schloß geschlungen

um einen jemand

der sich versteckt hält

Paarreim

willst du mit mir

gleich jetzt und hier

an meine Hoden

ohne doppelten Boden

an meinen Schwanz

ohne Konstanz

an meine Eichel

ganz ohne Streicheln

hast du noch Zweifel

dann lass es bleiben

Leistungsträger

nur in meinem Rücken

fühlst du dich noch wohl

dabei ist doch mein Rücken

gar nicht so toll

Freund

weißt du, Stefan

Freundschaft ist nichts

was endet oder beginnt

sie ist nur anwesend

oder abwesend

Aussichtsplattform

Nino sitzt im Regen

zumindest sieht es danach aus

seinen Kopf hält er fest

als würde er denken

er hat Freunde dabei

doch sitzt er gern allein

oder zumindest

sieht es danach aus

Rücksprache halten

ich stolziere durch mein Zimmer

was bin ich überzeugt von mir

ich fühle mich wie durch und durch

nur das leise

Wimmern in meinen Kopf

sorgt für Konzentration

Sieger

ich würde gerne

deine Zeit totschlagen

und ja, dich übrigens auch

denn ich traue mich nicht

danach zu fragen

was du hier noch willst

und wovor dir graut

Westernromantik

du wohlgesäumte Mähre

komm her lehn

dich an diese Lehne

dafür ist sie gemacht

wie du da so dalehnst

hat wirklich Seltenheitscharakter

zufällig Ghandi

zufällig traf ich Ghandi

an einem Sonntag Nachmittag

in der Freiburger Innenstadt

mit einem Stadtplan in der Hand

und ich fragte ob ich

vielleicht weiterhelfen könne

doch sagte er

nein

er sei hier derjenige

der anderen weiterhilft

Diese Eingebung erfordert ein Ausweichmanöver

berühre mich

mit deinen Lippen

sage mir etwas

mitten ins Gesicht

du zumindest

spürst mich so nicht

fühlst dich nicht an

füllst mich nicht aus

ich wärme dich ein bisschen

nehme dich in den Arm

morgen ist Mittwoch

nichts werden wir lernen

Muster und Ornament

kaum zurückhaltend

tangential abgezweigt

schneckengleich verzwirbelt

streifen wir durchs Niemandsland

vereint wie selten

in Lücken

in die sonst nichts passt

Ohne dich ist bisher alles anders als alles sein wird

du keimst

keines meiner Worte

wird dich versiegeln

wirst du je

Schnee sehn in den Bergen?

wir sind uns

erst vor wenigen Stunden begegnet

und schon muss ich dich wieder

gehen lasen

und ich wünsche dich

für immer herbei

Schlottern

auf heißem Lavastein serviert

kommt der Tintenfisch

sehr elegant

schmeckt aber fürchterlich

das Kind, das steckt im Wagen fest

dreht sich nicht in die Fremde

deine Mahnung lässt mich kalt

ganz allgemein und im Detail

und zähneklappernd liegt

der Hund unter dem Tisch

und meine Augenklappe liest

heimlich deine Emails mit

und der Sommer der erstickt

an seinen eigenen dreckigen Lügen

Beziehung auf Raten

ich mach dir den Hof

du fegst mir den Flur

ich mach dir ein Kind

worüber du fluchst

ich mache dir Hoffnung

du nimmst mir sie

ich mach mir Gedanken

und du dir die Nägel

im Passiv

Libidomangel

ich würde gern an Brüste denken

doch das Bedürfnis nach Liebe

bremst alle Triebe

Wenn Eltern an Elektra leiden

liegt das nicht am Elternsein

sondern nur am

älter werden

Kompromiss

ganz wie es dir beliebt

verhältst du dich

mir gegenüber

auch wenn es sich nicht ziemt

hast du dafür Lob verdient

wohin die Reise geht

hast du an die Wand gepinnt

dass ich nicht dabei sein kann

bleibt meistens unerwähnt

das alles um mich tieft

scheint ein Naturgesetz zu sein

wenn ich kaum noch etwas spüre

bin ich nicht mehr allein

der Zufall am Ende der Leitung

nur einer, der sich darauf stürzt

nur ihm erzählst du

wovon du träumst

der Morgenhimmel

widerwärtig aufgeräumt

Wolken, Helden

vielleicht ein Erzeuger

Schlussstrich, durchgezogen

nach so vielen Jahren Gemeinsamkeit

bleibt nur noch ein Schluss

wir hätten uns noch viel zu sagen

doch darüber kann man nicht reden

also dann tschüss

Unruhen

der Darm zwickt

der Arm bricht

die Kehle kratzt

der Kopf zerplatzt

der Bauch ist gebläht

jede Hilfe zu spät

der Magen rumpelt

der Horizont verdunkelt sich

Schuld ist die Ernährung

Schuld hat die Aufklärung

Schuld im Hier und Jetzt

hat wer es lässt

Dorfkrimi

er fuhr nur wenige Meter

mit dem Fahrrad raus aufs Land

es ward nur wenig später

als er ihre Leiche fand

Ohne