Eva und Josef - Konrad Pauli - E-Book

Eva und Josef E-Book

Konrad Pauli

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Beschreibung

Der Autor erzählt die Geschichte eines Verlustes, eines unerwarteten Todes. Erinnerungsschübe toben schmerzlich durch die zurückgebliebene Eva; sie vermeidet fortan alle Wege, die sie mit Josef gemeinsam gegangen war. Gleichgültigkeit breitet sich in ihr aus, Unfähigkeit zur Veränderung der gemeinsamen Wohnung, Todessehnsucht gar. Sie wird zu einer Gefangenen ihrer selbst. Lauernde Absturzgefahren wechseln sich ab mit dem Wunsch, dieser Sinnlosigkeit endlich die Stirn zu bieten.

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Seitenzahl: 28

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Die Zeit war stehen geblieben – und zugleich davon gerast. Manchmal brachte Eva die Wochentage durch einander. Die Gleichgültigkeit erlaubte ihr das. Josef fehlte – also fehlte ihr alles. Es war dies der Preis, den ein Mensch beim Verlust seiner Liebe zu zahlen gezwungen ist.

Der Autor erzählt die Geschichte eines Verlustes, eines unerwarteten Todes. Erinnerungsschübe toben schmerzlich durch die zurückgebliebene Eva; sie vermeidet fortan alle Wege, die sie mit Josef gemeinsam gegangen war. Gleichgültigkeit breitet sich in ihr aus, Unfähigkeit zur Veränderung der gemeinsamen Wohnung, Todessehnsucht gar. Sie wird zu einer Gefangenen ihrer selbst. Lauernde Absturzgefahren wechseln sich ab mit dem Wunsch, dieser Sinnlosigkeit endlich die Stirn zu bieten.

Für Silvia

Beide konnten sie nichts dafür. Sie hieß Eva, er Josef. Anfänglich schmunzelten sie, weil bei ihr Adam, bei ihm aber Maria dazu gehörte. Sie aber genügten sich, weil sie einander in Liebe verbunden waren. Erste Ehen lagen hinter ihnen. Sie hatten sich an der Kunsthochschule in Prag kennengelernt, wo beide unterrichteten. 1968 marschierten die Russen ein und beendeten die gerade aufkeimenden liberalen Bestrebungen. Josef versteckte seine Gesinnung nicht, rebellierte auf seine feine, aber deutliche Art, fiel auf, wurde verurteilt und eingesperrt. Von den Misshandlungen, die er erlitt, zeugte zeitlebens seine eingeknickte linke Hand. Später gelang ihnen die Ausreise in den Westen. Dort fanden sie eine Wohnung mit kleinem Balkon direkt am See. Auf die leidenschaftlichste, materiell anspruchsloseste Weise pflegten sie beide ihr individuelles und gemeinsames künstlerisches Schaffen.

Auf dem Balkon lag, regengeschützt, der Schlafsack von Josef. Eva hatte es nicht übers Herz gebracht, ihn wegzuräumen. Hätte sie ihn entfernt, weil er seit einem Jahr ungebraucht verstaubte, es hätte ihr nichts genützt. Keine Erinnerung, keines der Bilder der inneren Galerie hätte sie damit weggewischt. Zuweilen, wenn der Wind an ihm gezupft hatte, legte sie ihn ein wenig zurecht. So konnte man ihn wieder eine Weile in Ruhe lassen.

Vom nutzlos gewordenen Schlafsack schweifte ihr Blick zum See, der heute spiegelglatt war und die ferne Insel im Dunst noch weiter weg rückte. Zuweilen rüttelten der Westwind oder gar ein Sturm die Gegend gehörig auf. Der aufgewühlte See peitschte dann böse an die Ufermauer, spritzte übermütig darüber hin weg. Wie damals mit Josef, schaute Eva auch heute solchem Schauspiel gerne zu, zumal sie keine Angst haben musste, in den Aufruhr miteinbezogen zu werden. Ebenso oft aber musste sie in vielem den Blick abwenden, weil die Erinnerungen sie in gleicher Weise überschwemmten.

Am Vorabend war im Fernsehen über Norditalien berichtet worden. Monatelang Trockenheit und jetzt Sintflutartiges in einem rasenden Anlauf. So als wollte die Natur schnell alles wieder gutmachen – doch es war des Guten zu viel. Standhaft weigerte sich eine alte Frau, evakuiert zu werden. Ihren Katzen zuliebe verbot sich für sie die Flucht.

Nicht nur im Sommer hatte Josef öfters im Schlafsack auf dem Balkon übernachtet. Er wollte den Duft ihres Unterwegs seins auf vielen Reisen und Aufenthalten, auch in rauen Gegenden, im Alltag zu Hause weiterleben lassen. Er schmunzelte – was sollte Eva dagegen haben. Eva und Josef waren ein Liebespaar.