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Kurzgeschichtensammlung auf Fabelgrundlage für Kinder und Erwachsene. Zum Vorlesen und Selberlesen. Vier Tierkinder erfahren auf unterschiedliche Weise in ihrem Alltag die ersten Ungerechtigkeiten des Lebens. Mit Hilfe ihrer Familien und Freunde lernen sie, Situationen zu verstehen und sich die Sonne im Herzen zu bewahren. Für Kinder ab 4 Jahren.
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Seitenzahl: 39
Veröffentlichungsjahr: 2024
Alles eine Frage der Sichtweise
Die verlorene Lebensfreude
Die kalte Welt
Der kleine Igel, der nicht ‚Nein‘ sagen konnte
Ein Buch für alle, die hinter den grauen Wolken des Alltags nicht vergessen haben, nach dem Regenbogen zu suchen.
Stolz betrachtete sich der kleine Fuchs das aus Pappmaschee zusammengebaute Planetenmodell, das er für ein Schulprojekt gebastelt hatte.
„Mama, Mama, schau mal!“, rief der kleine Fuchs, während er die kleinen Beinchen flink voreinander setzte und über die knochigen Wurzeln in dem engen Fuchsbau sprang.
„Wow, das sieht großartig aus!“, sagte Mama Fuchs und streichelte dem kleinen Fuchs liebevoll über sein struppiges Fell.
„Bei der Erde habe ich mir besonders viel Mühe gegeben. Schau nur, wie schön sie strahlt!“
Mit einem verträumten Blick betrachtete sich der kleine Fuchs die in ein sattes Blau und Grün gehüllte Kugel, die zwischen dem braunen Mars und der orangefarbenen Venus ihren Platz fand.
Am nächsten Morgen war der kleine Fuchs schon sehr früh wach.
Er sprang aus seinem Bett, verschlang sein Frühstück und hüpfte aufgeregt und stolz den ganzen Schulweg entlang.
Sein Meisterwerk umklammerte er fest mit beiden Armen.
Doch kaum war er auf dem Schulhof angekommen, sah er den frechen Dachs, der gemeinsam mit seinen Freunden bereits lauthals grölte und in dessen Augen ein gemeines Blitzen zu sehen war, als er den kleinen Fuchs am Eingangstor entdeckte.
„Oh, wer ist denn da?“, rief er gehässig grinsend in die Richtung des kleinen Fuchses, dessen Herzchen bis zum Hals schlug.
„Na Kleiner, was hast du denn da Schönes?“, fragte der freche Dachs, als er direkt vor dem kleinen Fuchs stand und auf das Planetenmodell deutete.
Der kleine Fuchs umklammerte sein Kunstwerk so fest als könne dieses ihn vor den Gemeinheiten des frechen Dachses beschützen.
„Der kleine Streber will bestimmt nur wieder Extrapunkte sammeln“, krächzte die vorlaute Eule dazwischen, während sie sich mit ihrem spitzen Schnabel dem kleinen an der Außenkante baumelnden Zwergplaneten Pluto genähert und die kleinste aller Kugeln mit einem einzigen Picken aus der Halterung gelöst hatte.
„Ups“, sagte die vorlaute Eule schelmisch grinsend.
Entsetzt starrte der kleine Fuchs auf die winzige Pappmaschee-Kugel, die plötzlich so unbeteiligt am Boden lag als hätte sie nie dazu gehört.
„Hey, lasst mich in Ruhe“, quiekte der kleine Fuchs, während der freche Dachs über das absichtliche Missgeschick der vorlauten Eule lachte und sich daraufhin das Planetenmodell noch näher betrachtete.
„Nun ist es doch sowieso schon kaputt. Lass mal sehen, was du da noch gebastelt hast!“
Er beugte sich näher über die bunten Kugeln und blieb an einer ganz besonders farbenfrohen hängen.
Die Augen des kleinen Fuchses weiteten sich, während der freche Dachs seine schmutzige Pfote hob und zielsicher auf die Erde zusteuerte.
„Nein!“, rief der kleine Fuchs und duckte sich in dem Moment, als der freche Dachs den Planeten erreicht hatte, zwischen den Beinen des frechen Dachses und der vorlauten Eule hindurch.
Doch genau in dieser Bewegung wurde die Erde aus ihrer Verankerung herausgerissen.
Und auch die anderen Planeten, die zwangsläufig an der Erde befestigt waren, kullerten in alle Richtungen verteilt zu Boden.
Der Gong, der die erste Unterrichtsstunde einleitete, hallte über den Schulhof.
„Jetzt aber schnell hinein, Kleiner“, riefen der freche Dachs und seine Freunde, während sie stöhnend vor Lachen durch die Eingangstür der Schule verschwanden.
Einsam und hilflos stand der kleine Fuchs umgeben von vielen bunten Kugeln, die einst zusammengehört hatten, verlassen auf dem grauen Hof.
Eine salzige Träne glitt über seine Wangen.
Erschrocken zuckte der kleine Fuchs zusammen, als er eine schwere Pfote auf seiner Schulter spürte.
Es war Meister Bär, der ihn über seine viel zu klein geratene Halbmondbrille besorgt ansah.
„Wieso bist du denn nicht im Unterricht, kleiner Fuchs?“, fragte Meister Bär, während er sich zu dem kleinen Fuchs nach unten beugte und seine braune Lehrertasche auf dem Steinboden zwischen den bunt verstreuten Kugeln abstellte.
„Der Dachs und die Eule…“, begann der kleine Fuchs, „sie haben mein Planetenmodell zerstört“
Traurig deutete er auf die verstreuten Bällchen.
Ruhig sah sich Meister Bär um und nickte. Nachdenklich blieb sein Blick an der saftigen blau- grünen Kugel hängen.
„Ich habe eine Idee“, sagte er schließlich.
Dann sammelte er die einzelnen Kugeln flink auf und drückte sie dem kleinen Fuchs in die Hand.
„Komm mit!“
Gespannt folgte der kleine Fuchs Meister Bär bis zum Waldladen von Herr Uhu. Hier gab es alles, was die Waldbewohner brauchten. Der kleine Fuchs wusste, dass seine Mama hier auch oft für sie einkaufte.
Zielstrebig griff Meister Bär nach einer gelben Flasche Kleber und stellte sich mit dem kleinen Fuchs in die lange Schlange, die sich vor der Kasse gebildet hatte.
„Aber Sie haben mir doch versprochen, dass die Eier bis heute Morgen da sind!“, hörte man Frau Hase mit Herr Uhu diskutieren.