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Seitenzahl: 66
Hans war zum Pater hingetreten, Ihm seine Sünden vorzubeten. Hans war noch jung, doch ohne Ruhm, So jung er war, von Herzen dumm. Der Pater hört ihn an. Hans beichtete nicht viel. Was sollte Hans auch beichten? Von Sünden wußt er nichts, und destomehr vom Spiel. Spiel ist ein Mittelding, das braucht er nicht zu beichten. "Nun, soll das alles sein? Fällt", sprach der Pater, "dir sonst nichts zu beichten ein?" "Ehrwürdger Herr, sonst nichts" "Sonst weißt du gar nichts mehr?" "Gar nichts, bei meiner Ehr!" "Sonst weißt du nichts? das wäre schlecht! So wenig Sünden? Hans besinn dich recht." "Ach Herr, mit Seinem scharfen Fragen, Ich wüßte wohl noch was." "Nu? Nur heraus!"
"Ja das, Herr Pater, kann ich Ihm bei meiner Treu nicht sagen." "So? weißt du etwa schon, worüber junge Dirnen, Wenn man es ihnen tut, und ihnen nicht tut, zürnen?" "Herr, ich versteh Euch nicht"
"Und desto besser; gut. Du weißt doch nichts von Dieberei, von Blut? Dein Vater hurt doch nicht?"
"O meine Mutter sprichts; Doch das ist alles nichts." "Nichts? Nu, was weißt du denn? Gesteh! du mußt es sagen! Und ich versprech es dir, Was du gestehest bleibt bei mir." "Auf Sein Versprechen, Herr, mag es ein andrer wagen; Daß ich kein Narre bin! Er darfs, Ehrwürdger Herr, nur einem Jungen sagen, So ist mein Glücke hin." "Verstockter Bösewicht", fuhr ihn der Pater an, "Weißt du, vor wem du stehst? daß ich dich zwingen kann? Geh! dein Gewissen soll dich brennen! Kein Heiliger dich kennen! Dich kenn Maria nicht, auch nicht Mariens Sohn!" Hier wär dem armen Bauerjungen Vor Angst beinah das Herz zersprungen. Er weint und sprach voll Reu: "Ich weiß"
"Das weiß ich schon, Daß du was weißt; doch was?"
"Was sich nicht sagen läßt" "Noch zauderst du?"
"Ich weiß"
"Was denn?" "Ein Vogelnest. Doch wo es ist, fragt nicht; ich fürchte drum zu kommen. Vorm Jahre hat mir Matz wohl zehne weggenommen." "Geh Narr, ein Vogelnest war nicht der Mühe wert, Daß du es mir gesagt, und ichs von dir begehrt."
Ich kenn ein drolligt Volk, mit mir kennt es die Welt, Das schon seit manchen Jahren Die Neugier auf der Folter hält, Und dennoch kann sie nichts erfahren. Hör auf, leichtgläubge Schar, sie forschend zu umschlingen! Hör auf, mit Ernst in sie zu dringen!
"Hans", spricht der Pater, "du mußt laufen, Uns in der nächsten Stadt ein Kruzifix zu kaufen. Nimm Matzen mit, hier hast du Geld. Du wirst wohl sehn, wie teuer man es hält." Hans kömmt mit Matzen nach der Stadt. Der erste Künstler war der beste. "Herr, wenn Er Kruzifixe hat, So laß Er uns doch eins zum heilgen Osterfeste."
Der Künstler war ein schalkscher Mann, Der gern der Einfalt lachte, Und Dumme gern noch dümmer machte, Und fing im Scherz zu fragen an: "Was wollt ihr denn für eines?"
"Je nun", spricht Matz, "ein wacker feines. Wir werden sehn, was ihr uns gebt."
"Das glaub ich wohl, allein das frag ich nicht. Ein totes, oder eins das lebt?"
Hans guckte Matzen und Matz Hansen ins Gesicht. Sie öffneten das Maul, allein es redte nicht. "Nun gebt mir doch Bericht. Habt ihr den Pater nicht gefragt?" "Mein Blut!" spricht endlich Hans, der aus dem Traum erwachte, "Mein Blut! er hat uns nichts gesagt. Weißt du es, Matz?"
"Ich dachte; Wenn dus nicht weißt; wie soll ichs wissen?" "So werdet ihr den Weg noch einmal gehen müssen. "Das wollen wir wohl bleiben lassen. Ja, wenn es nicht zur Frone wär."
Sie denken lange hin und her, Und wissen keinen Rat zu fassen. Doch endlich fällt es Matzen ein: "Je! Hans, sollts nicht am besten sein, Wir kauften eins das lebt? Denn sieh, Ists ihm nicht recht, so machts ja wenig Müh, Wärs auch ein Ochs, es tot zu schlagen."
Ein rares Beispiel will ich singen, Wobei die Welt erstaunen wird. Daß alle Ehen Zwietracht bringen, Glaubt jeder, aber jeder irrt. Ich sah das Muster aller Ehen, Still, wie die stillste Sommernacht. Oh! daß sie keiner möge sehen, Der mich zum frechen Lügner macht!
Und gleichwohl war die Frau kein Engel, Und der Gemahl kein Heiliger; Es hatte jedes seine Mängel. Denn niemand ist von allen leer.
Doch sollte mich ein Spötter fragen, Wie diese Wunder möglich sind?
Der Adler Jupiters und Pallas Eule stritten. "Abscheulich Nachtgespenst!"
"Bescheidner, darf ich bitten. Der Himmel heget mich und dich; Was bist du also mehr, als ich?"
Der Adler sprach: Wahr ists, im Himmel sind wir beide; Doch mit dem Unterscheide: Ich kam durch eignen Flug,
Im Walde nah bei einer Stadt, Die man mir nicht genennet hat, Ließ einst ein seltenes Gefieder, Ein junger Eremit sich nieder. "In einer Stadt", denkt Applikant, "Die man ihm nicht genannt? Was muß er wohl für eine meinen? Beinahe sollte mir es scheinen, Daß die, nein die, gemeinet wär." Kurz Applikant denkt hin und her, Und schließt, noch eh er mich gelesen, Es sei gewiß Berlin gewesen.
"Berlin? Ja, ja, das sieht man bald; Denn bei Berlin ist ja ein Wald.
Der Schluß ist stark, bei meiner Ehre: