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Jean de la Fontaine war ein französischer Schriftsteller. Er gilt den Franzosen als einer der größten ihrer Klassiker und ist noch heute mit einigen seiner Fabeln jedem französischen Schulkind bekannt. Dieser Band beinhalte u.a. folgende Fabeln: Die Grille und die Ameise Der Rabe und der Fuchs Der Frosch, der gross sein will wie ein Ochse Die zwei Maultiere Der Wolf und der Hund Der Quersack Die Stadtratte und die Feldratte Der Wolf und das Lamm Der Drache mit mehreren Köpfen und der Drache mit mehreren Schwänzen Der Holzsammler und der Tod Der ältliche Mann mit seinen zwei Geliebten Der Fuchs und der Storch Der Knabe und der Schulmeister Der Hahn und die Perle Die Hornissen und die Bienen Die Eiche und das Schilfrohr Der Rat der Ratten Der durch einen Pfeil verwundete Vogel Die Hündin und ihre Genossin Der Esel mit Schwämmen und der Esel mit Salz Der Löwe und die Ratte Die Taube und die Ameise Der Hase und die Frösche Der Hahn und der Fuchs Der Rabe, der es dem Adler gleichtun will Der Pfau, der sich bei Juno beklagt Die verwandelte Katze Der Löwe und der Esel auf Jagd Die Glieder und der Magen Der Wolf, der ein Schäfer geworden Die Frösche, die einen König verlangen Der Fuchs und der Bock Der Adler, die Bache und die Wildkatze Der Trunkenbold und seine Frau Der Wolf und der Storch Der von einem Menschen erschlagene Löwe Der Fuchs und die Trauben Die Wölfe und die Schafe Der altgewordene Löwe Die ertrunkene Frau
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Seitenzahl: 151
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Fabeln
Jean de Lafontaine
Inhalt:
Jean de Lafontaine – Biografie und Bibliografie
Die Grille und die Ameise
Der Rabe und der Fuchs
Der Frosch, der gross sein will wie ein Ochse
Die zwei Maultiere
Der Wolf und der Hund
Der Quersack
Die Stadtratte und die Feldratte
Der Wolf und das Lamm
Der Drache mit mehreren Köpfen und der Drache mit mehreren Schwänzen
Der Holzsammler und der Tod
Der ältliche Mann mit seinen zwei Geliebten
Der Fuchs und der Storch
Der Knabe und der Schulmeister
Der Hahn und die Perle
Die Hornissen und die Bienen
Die Eiche und das Schilfrohr
Der Rat der Ratten
Der durch einen Pfeil verwundete Vogel
Die Hündin und ihre Genossin
Der Esel mit Schwämmen und der Esel mit Salz
Der Löwe und die Ratte
Die Taube und die Ameise
Der Hase und die Frösche
Der Hahn und der Fuchs
Der Rabe, der es dem Adler gleichtun will
Der Pfau, der sich bei Juno beklagt
Die verwandelte Katze
Der Löwe und der Esel auf Jagd
Die Glieder und der Magen
Der Wolf, der ein Schäfer geworden
Die Frösche, die einen König verlangen
Der Fuchs und der Bock
Der Adler, die Bache und die Wildkatze
Der Trunkenbold und seine Frau
Der Wolf und der Storch
Der von einem Menschen erschlagene Löwe
Der Fuchs und die Trauben
Die Wölfe und die Schafe
Der altgewordene Löwe
Die ertrunkene Frau
Der Kater und die alte Maus
Der Hirte und das Meer
Der Gärtner und sein Herr
Der Esel und das Hündchen
Der Delphin und der Affe
Die Elster mit den Pfauenfedern
Das Pferd, das sich an dem Hirsch rächen wollte
Der Fuchs und die Büste
Der Wolf, die Ziege und das Zicklein
Ein Wort des Sokrates
Der Geizhals und sein Schatz
Die Lerche mit ihren Jungen und der Herr des Feldes
Tontopf und Eisentopf
Der kleine Fisch und der Fischer
Die Alte und die beiden Mägde
Der Satyr und der Wanderer
Der Wolf und das Pferd
Der Landmann und seine Söhne
Der kreissende Berg
Die Ärzte
Das Huhn mit den goldenen Eiern
Der Esel, der Reliquien trägt
Der Hirsch und der Weinstock
Die Schlange und die Feile
Der Löwe, der in den Krieg ziehen wollte
Der Bär und die zwei Gesellen
Der Esel in der Löwenhaut
Boreas und Phöbus
Das Mäuschen, das Hähnchen und die Katze
Der Hirsch, der sich im Wasser spiegelt
Der Hase und die Schildkröte
Der Esel und seine Herren
Die Sonne und die Frösche
Der Bauer und die Schlange
Der Vogelsteller, der Habicht und die Lerche
Das Pferd und der Esel
Der Hund und sein Spiegelbild
Der Fuhrmann mit dem steckengebliebenen Wagen
Die junge Witwe
Die Pest unter den Tieren
Die weltflüchtige Ratte
Der Reiher
Der Hof des Löwen
Die Kutsche und die Fliege
Der Milchtopf
Der Pfarrer und der Tote
Die beiden Hähne
Der Seifensieder und der reiche Mann
Der Mann und der Floh
Die Frauen und das Geheimnis
Das Leichenbegängnis der Löwin
Die Ratte und der Elefant
Der Esel und der Hund
Der Vorteil der Wissenschaft
Die beiden Hunde und der tote Esel
Demokritos und die Abderiten
Der Affe und der Leopard
Der Bildhauer und die Jupiter-Statue
Die in ein Mädchen verwandelte Maus
Der Narr, der die Weisheit verkauft
Die Auster und die Kläger
Der Fuchs und die Katze
Der Mann, die Frau und der Dieb
Der Affe und der Kater
Der Milan und die Nachtigall
Der Mensch und die Schlange
Die Schildkröte und die beiden Enten
Der Schatzvergraber und sein Gevatter
Der Wolf und die Schäfer
Die Spinne und die Schwalbe
Die beiden Abenteurer und der Talisman
Der Kaufmann, der Edelmann, der Prinz und der Hirt
Der Löwe
Der Fuchs und der Wolf
Der Greis und die drei jungen Leute
Der kranke Hirsch
Amor und die Torheit
Der Fuchs, der Wolf und das Pferd
Der Fuchs und die Truthühner
Ein Narr und ein Weiser
Fabeln, Jean de Lafontaine
Jazzybee Verlag Jürgen Beck
86450 Altenmünster, Loschberg 9
Deutschland
ISBN:9783849630102
www.jazzybee-verlag.de
www.facebook.com/jazzybeeverlag
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Frankreichs größter Fabeldichter, geb. 8. Juli 1621 zu Château-Thierry in der Champagne, gest. 13. April 1695 in Paris, trat nach völlig vernachlässigter Erziehung in seinem 20. Jahre bei den Oratoriern in Reims ein, um Theologie zu studieren, was er aber nach 18 Monaten wieder aufgab, um sich einem lustigen und ausschweifenden Leben zu ergeben. Erst in seinem 25. Jahre soll die Lektüre der Ode Malherbes auf den Tod Heinrichs IV. sein Dichtergenie geweckt haben; er las nun eifrigst Malherbe und Voiture, bald aber auch andre Schriftsteller, besonders die italienischen, daneben Villon, Marot, Rabelais, und ließ sich von Freunden in die lateinische und griechische Literatur einführen; vor allen interessierte ihn Horaz. Sein erstes Werk war eine Übersetzung des »Eunuchen« von Terenz (1654). Um seinem unregelmäßigen Leben ein Ziel zu setzen, verheiratete ihn sein Vater 1647 und übertrug ihm seinen Posten als maître des eaux et forêts; L. aber, seinem Charakter nach ein sonderbares Gemisch von Herzensgüte und Leichtsinn, Zerstreutheit, Ungeschick und Verstand, ließ Amt und Frau im Stich und lebte meist in Paris, wo ihn seine Gönner, der Finanzminister Fouquet, die Prinzen von Condé und Conti, die Herzoge von Vendôme und Burgund, Henriette von England, die Herzogin von Orléans, besonders aber Marie Mancini, Mazarins Nichte, Frau von La Sablière, und in seinen letzten Tagen Frau von Hervart, wie ein unmündiges Kind sein ganzes Leben hindurch leiteten und für seinen Unterhalt sorgten. In intimem geistigen Verkehr mit Molière, Raeine, Boileau (der gleichwohl die Fabel im »Art poétique« übergangen hat), besonders aber mit dem gelehrten Kanonikus Maucroix, lebte er fern vom Hofe; Ludwig XIV., vielleicht weil L. seine treue Anhänglichkeit an den gestürzten Minister Fouquet laut zu bekennen wagte, ist ihm immer ungnädig gewesen und hätte sogar gern seine Wahl in die Akademie (1684) gehindert. Eine schwere Krankheit (1692) und das fortgesetzte Drängen der Geistlichkeit riefen in L. eine vollständige Sinnesänderung hervor; er verleugnete seine leichtfertigen Schriften und beschäftigte sich nur noch mit Übersetzungen aus der Bibel. Lafontaines Hauptwerke sind seine schlüpfrigen, aber vorzüglich erzählten »Contes et nouvelles« in 5 Büchern (1665 bis 1685) und seine in unregelmäßigen Versen, sogen. vers libres, gedichteten »Fables« (12 Bücher, 1668 bis 1695; 1867 hrsg. mit Zeichnungen von G. Doré; deutsch von Dohm, 1876–77; mit deutschem Kommentar von Laun, Heilbr. 1877; in Auswahl von Lang, Dresd. 1900), deren Stoff zwar überallher genommen ist, die aber wegen der Wahrheit und Naivität der Erzählung, der Gesundheit ihrer Moral und Vollkommenheit des Stils unübertreffliche Meisterwerke sind. Außerdem hat er elf Theaterstücke geschrieben und kleinere Gedichte in großer Zahl; eine Menge zweifelhafter finden sich in den »Œuvres inédites« von Lacroix (1863). Die besten Ausgaben seiner »Œuvres complètes« sind die von Walckenaer (1819–20, 18 Bde.) und Regnier (1883–92, 11 Bde.). Vgl.Saint-Mare Girardin, L. et les fabulistes (2. Aufl., Par. 1876, 2 Bde.); Taine, L. et ses fables (16.Aufl., das. 1903); Kulpe, L., seine Fabeln und ihre Gegner (Leipz.1880); Lafenestre, Lafontaine (Par. 1895); Vicomte de Broc, L. moraliste
(das. 1896); P. Lacroix, Bibliographie Lafontainienne (das. 1875).
Die Grille musizierte
Die ganze Sommerzeit –
Und kam in Not und Leid,
Als nun der Nord regierte.
Sie hatte nicht ein Stückchen
Von Würmchen oder Mückchen,
Und Hunger klagend ging sie hin
Zur Ameis, ihrer Nachbarin,
Und bat sie voller Sorgen,
Ihr etwas Korn zu borgen.
"Mir bangt um meine Existenz,"
So sprach sie; "kommt der neue Lenz,
Dann zahl ich alles dir zurück
Und füge noch ein gutes Stück
Als Zinsen bei." Die Ameis leiht
Nicht gern; sie liebt die Sparsamkeit.
Sie sagte zu der Borgerin:
"Wie brachtest du den Sommer hin?"
"Ich habe Tag und Nacht
Mit Singen mich ergötzt."
"Du hast Musik gemacht?
Wie hübsch! So tanze jetzt!"
Herr Rabe auf dem Baume hockt,
Im Schnabel einen Käs.
Herr Fuchs, vom Dufte angelockt,
Ruft seinem Witz gemäß:
"Ah, Herr Baron von Rabe,
Wie hübsch Ihr seid, wie stolz Ihr seid!
Entspricht auch des Gesanges Gabe
Dem schönen schwarzen Feierkleid,
Seid Ihr der Phönix-Vogel unter allen!"
Der Rabe hört's mit höchstem Wohlgefallen,
Läßt gleich auch seine schöne Stimme schallen.
Da rollt aus dem Rabenschnabel der Fraß
Dem Fuchs ins Maul, der unten saß.
Der lachte: "Dank für die Bescherung!
Von mir nimm dafür die Belehrung:
Ein Schmeichler lebt von dem, der auf ihn hört.
Die Lehre ist gewiß den Käse wert."
Der Rabe saß verdutzt und schwor:
Das käm ihm nicht noch einmal vor.
Ein Frosch sah einen Ochsen gehen.
Wie stattlich war der anzusehen!
Er, der nicht größer als ein Ei, war neidisch drauf,
Er spreizt sich, bläht mit Macht sich auf,
Um gleich zu sein dem großen Tier,
Und rief: "Ihr Brüder achtet und vergleicht!
Wie, bin ich nun so weit? Ach, sagt es mir!" –
"Nein!" – "Aber jetzt?" – "Was denkst du dir!" –
"Und jetzt?" – "Noch lange nicht erreicht!" –
Das Fröschlein hat sich furchtbar aufgeblasen,
Es platzte und verschied im grünen Rasen.
Die Welt bevölkern viele solcher dummen Leute:
Jedweder Bürger möchte baun wie große Herrn,
Der kleine Fürst – er hält Gesandte heute,
Das kleinste Gräflein prunkt mit Pagen gern.
Ein Maultier, dessen Last ein Sack voll Hafer war
Zog einst mit einem andern Maultier über Feld,
Das größre Werte trug: in bar
Ein hübsches Sümmchen Steuergeld.
So vornehm schritt dies Tier daher,
Als ob es hochgeadelt wär,
Und ließ voll Stolz sein Glöckchen klingen.
Nicht lange wandern sie, da springen
Verwegne Räuber vor; das Geld ist ihr Begehr,
Und während man den Hafer unbeachtet läßt,
Hält man des Fiskus Maultier fest.
Da das sich trotzig wehrt, so sticht man auf es ein;
Es sinkt und seufzt in Todespein:
"Ich sterbe. Unverdient Geschick!
Und den Gefährten läßt man ungeschoren traben.
O Gott, ist das gerecht?"
"Freund," rief das andre Tier zurück,
"Es ist nicht immer gut, ein hohes Amt zu haben.
Wärst du, wie ich, nur eines Müllers Knecht –
Gewiß, es ging dir nicht so schlecht!"
Ein Wolf war nichts als Haut und Knochen,
Die treuen Hunde waren schuld daran.
Wie er nun einst so matt des Wegs gekrochen,
Traf er die schönste, stärkste Dogge an,
Die sich vom Herrenhof verlaufen hatte.
Der Hund war solch ein fester, wohlgenährter Klotz,
Daß neben ihm der Wolf nur eine hagre Latte.
So gern der's auch getan, so schien's ihm leider Gotts
Höchst ungeraten, diesen Burschen anzuspringen,
Denn solch ein Gegner war so leicht nicht zu verschlingen.
So also sprach voll Demut unser Wolf ihn an
Mit Komplimenten über seine Wohlgestalt.
Da sprach der Hund: "Mein schöner Herr, liegt Euch daran,
So fett zu sein wie ich, nun, so verlaßt den Wald,
In dem nur arme Schlucker lungern.
Ihr lebt ja nur, um zu verhungern,
Habt Tag und Nacht nicht Ruh und nichts zu schnabulieren;
Folgt mir, Ihr werdet ein vergnügtres Leben führen."
Da sprach der Wolf: "Was hätte ich dafür zu leisten?"
Der Hund: "Fast nichts! Nur Leute zu verjagen,
Die Bettelsäcke oder Stöcke tragen,
Dem Hausgesind zu schmeicheln, und am meisten
Dem Herrn. Als Sold bekommt Ihr schöne Rester,
Hühner- und Taubenknochen – ja, mein Bester! –
Und manches Kosewörtchen obendrein."
Der Wolf glaubt schon im Paradies zu sein.
Er weint vor Glück und will den Hund begleiten.
Da sieht am Hundehals er eine Stell,
Wo abgeschabt erscheint das schöne Fell.
"Was ist das?" fragt er. – "Nichts!" – "Wieso?" – "Ach, Kleinigkeiten!" –
"Nun was denn?" – Drauf der Hund:
"Das Halsband meiner Kette rieb mich wund." –
"Wie? Was? In Ketten dienet Ihr?
Lauft nicht, wohin Ihr wollt?" –
"Nicht immer. Doch was tut's?" – "Es tut so viel, daß mir
Die Lust vergeht nach Eurem schönen Sold.
Ich ging nicht mit um eine ganze Kuh!"
Und Meister Wolf hat sich getrollt
Und läuft noch immerzu.
Jupiter sprach: "Mag jeder, der da lebt,
Erscheinen, um zu Füßen meiner Allmacht hier
Zu äußern, ob ihm etwas widerstrebt
An seiner Form, die er erhielt von mir;
Man mag es offen sagen,
Ich helfe ab den Klagen.
Dir, Affe, sei zuerst das Wort beschieden.
Sieh alle an, vergleiche die Gestalten
Mit deiner, sage mir: bist du zufrieden?"
"O ja! Ich darf mich für vollkommen halten.
Ich habe zwei Paar Füße, wie die andern auch,
Mein Bild ist gut. Doch scheint mir, daß mein Bruder Bär
Durchaus verpfuscht ist! Folgt er meinem Rat, der Gauch,
So läßt er nie sich malen." Kam der Bär daher;
Man glaubte: um sich zu beklagen.
Nein, weit gefehlt! Er lobte seinen Körper sehr,
Doch hörte man ihn dies vom Elefanten sagen:
Zu kärglich sei sein Schwanz, sein Ohr zu lang und breit,
Er sei zu massig, viel zu schwer.
Der Elefant trat vor voll Selbstgefälligkeit,
Und er, der Weise, kramte aus demselben Sack:
Frau Walfisch sei zu dick, durchaus nicht sein Geschmack.
Die Ameis sprach, die Käsemilbe sei ein Zwerg,
Sie hielt sich neben ihr für einen ganzen Berg.
Jupiter hieß sie alle weiterwandern,
Da alle nur für andre sich beklagten.
Am höchsten in der Tollheit aber ragten
Die unsrer Art hervor: Luchs gegenüber andern
Und Maulwurf vor sich selbst, glaubt gut sich jedermann,
Doch häßlich sind die Nächsten, die durchaus nichts taugen:
Sich sieht man mit ganz andern Augen
Als seinen lieben Nachbar an.
Als Quersackträger läßt uns Gott durchs Leben wandern.
Ich kenne keinen, den ich hiervon sauber wasche:
Für eigne Mängel dient des Quersacks Hintertasche,
Die vordre ist gefüllt mit Fehlern all der andern.
Es lud einmal die städtische Ratte
Die Ratte aus dem Felde ein
Zu einem Braten, den sie hatte.
Fettammern waren's, zart und fein.
Auf einem Perserteppich prangte
Die Tafel, überreich gedeckt.
Was ihren Appetit anlangte –
Gewiß hat's beiden wohlgeschmeckt.
Ein Festmahl war es, ohne Frage,
Nichts fehlte, was das Herz begehrt,
Doch plötzlich wurde das Gelage
Im besten Zuge jäh gestört.
Ein Lärm von draußen, welch ein Schrecken!
Es poltert an des Saales Tür.
Stadtratte lief, sich zu verstecken,
Und ihre Freundin folgte ihr.
Der Lärm erlosch. Als erste wagte
Sich keck hervor die aus der Stadt,
Die tröstlich zu der Bäurin sagte:
"Komm her und esse dich nun satt."
Da sprach die andre: "Meine Beste,
Komm morgen hin zu mir hinaus.
Recht üppig zwar sind deine Feste,
Doch sieh, ich mache mir nichts draus.
Bei mir wird alles glatt sich fügen,
Ist einfach auch mein ländlich Brot.
Leb wohl!" – Wie arm ist ein Vergnügen,
Das immer eine Angst bedroht!
Das Recht des Stärkern ist am meisten wert.
Hört, wie es diese Fabel lehrt.
Ein Lämmchen löschte in der Flut
Des klaren Quells des Durstes Glut.
Da lag – o böses Ungemach! –
Ein Räuber an demselben Bach,
Ein wilder Wolf, mit leerem Bauch.
Der rief voll Gier und Wut:
"Wer lehrte dich so kühnen Brauch,
Zu trüben meinen Trank?
Wer Frevel treibt, der sühnt es auch!"
Das Lämmchen zitterte und sank
Demütig in die Knie.
"Sire," sprach es, "Sire, bedenken Sie,
Daß ich weit unterhalb von Ihrem Platze trank,
Und da die Wellen talwärts gehn,
Blieb dort, wo Eure Majestät geruhn zu stehn,
Das Wasser ungetrübt und blank."
"Du trübst es doch!" rief streng das wilde Tier.
"Auch weiß ich, daß vor Jahresfrist du mir
Viel Übles nachgeredet hast." – "Vor einem Jahr?"
Entgegnete das Lamm, "eh ich geboren war?
Ich trink noch heute an der Mutter, Sire!"
"So war's ein Bruder denn von dir."
"Ich habe keinen." – "Nun, so war's aus deinem Bunde
Ein andrer – wie ihr immer schimpflich von mir denkt,
Ihr, eure Hirten, eure Hunde.
Man sagte mir s. Und weil ihr mich gekränkt,
Ihr, die ihr sämtlich Bösewichter,
So muß ich Rache üben alsobald."
Er griff das Lamm und schleppte es zum Wald
Und fraß es – ohne Recht und Richter.
Einst zog, wie ein Histörchen uns berichtet
(Und ist's nicht wahr, so ist's doch gut erdichtet),
Des Sultans Abgesandter, der beim Kaiser war,
Des Sultans Macht der kaiserlichen vor.
Die Worte trafen eines Deutschen Ohr,
Der fand des Türken Meinung anfechtbar.
Er sagte: "Unser Herrscher hat Vasallen,
Die reich und mächtig sind wie er;
Jeder von ihnen könnte nach Gefallen
Besolden ein gewaltig Heer."
Des Sultans Untertan, ein kluger Mann,
Entgegnete: "Gewiß, wohl hörte ich,
Daß jeder Kurfürst Truppen rüsten kann.
An einen Traum gemahnte dieses mich.
Ich war an sicherm Ort, als jenseits hoher Hecken
Die hundert Köpfe einer Hydra drohten.
Mich überfiel ein kalter Schrecken,
Ich zählte mich schon zu den Toten,
Doch kam ich mit dem Schrecken fort;
Der Drache konnte keine Öffnung finden,
Um durch die hohe Hecke dort
Die vielen Köpfe glatt hindurchzuwinden.
Noch sann ich nach dem Abenteuer,
Da zeigte sich am selben Ort
Ein andres Ungeheuer;
Das hatte nur ein einzig Haupt,
Doch mehr als einen Schwanz am Leibe.
Entsetzlich kam es angeschnaubt –
Unmöglich, daß ich's Euch beschreibe.
Der Kopf schlüpft mühlos durch mit Brust und Bauch,
Und hinterher die Schwänze alle auch;
Nichts hindert sie, leicht ist's vollbracht,
Da eins dem andern Platz gemacht.
Und seht – dies ist der Sache Kern –
So steht's mit Eurem, so mit unserm Herrn."
Ein armer Greis, der aus dem Wald
Mit einem Reisigbündel kam
Und müd den Weg nach Hause nahm,
Macht bald, erlahmt, am Wege halt.
Ihn drückt die Last der Jahre schwer,
Und auch die Last auf seinem Rücken
Scheint heute mächtig ihn zu drücken.
Er stellt sie ab, er kann nicht mehr!
Wie plagt ihn doch das Leben sehr,