Fake Love for the Boss - Tina Keller - E-Book
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Tina Keller

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Beschreibung

Leonie kann ihr Unglück kaum fassen: Warum muss ausgerechnet sie die Sekretärin des obersten Bosses vertreten? Adrian ist allgemein dafür bekannt, dass er ein strenger Vorgesetzter ist und man in seiner Gegenwart nichts zu lachen hat. Dass er heiß wie die Hölle aussieht, macht es eigentlich nur noch schlimmer. Wie soll sich Leonie da auf ihren Job konzentrieren können? Adrian verhält sich in der Tat grob und merkwürdig und Leonie ist gar nicht begeistert von ihrem neuen Job. Kurze Zeit später ordnet Adrian an, dass Leonie bei einem Familienfest seine Freundin spielt. Leonie ist total aufgeregt. Das bedeutet, dass Adrian sie berühren und küssen wird - und außerdem werden sie zwei Nächte in einem gemeinsamen Bett schlafen! Was da wohl passieren wird? Und warum hat er ausgerechnet sie auserwählt, wo ihm die Frauen in Scharen hinterher laufen? Doch das Wochenende verläuft ganz anders, als beide es sich vorgestellt haben. Adrian überwindet seine Grenzen in mehrfacher Hinsicht und prickelnde und dramatische Ereignisse wechseln sich ab. Nach diesen drei Tagen ist es nahezu unmöglich, dass die beiden nur noch Boss und Sekretärin sind ....

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Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1 - Leonie

Kapitel 2 - Leonie

Kapitel 3 - Leonie

Kapitel 4 - Leonie

Kapitel 5 - Leonie

Kapitel 6 - Leonie

Kapitel 7 - Leonie

Kapitel 8 - Leonie

Kapitel 9 - Adrian

Kapitel 10 - Adrian

Kapitel 11 - Leonie

Kapitel 12 - Leonie

Kapitel 13 - Leonie

Kapitel 14 - Leonie

Kapitel 15 - Adrian

Kapitel 16 - Adrian

Kapitel 17 - Leonie

Kapitel 18 - Leonie

Kapitel 19 - Leonie

Kapitel 20 - Leonie

Kapitel 21 - Adrian

Kapitel 22 - Adrian

Kapitel 23 - Leonie

Kapitel 24 - Adrian

Kapitel 25 - Leonie

Epilog – Adrian

Impressum

Tina Keller

Fake Love

for the Boss

Liebesroman

Leonie kann ihr Unglück kaum fassen: Warum muss ausgerechnet sie die Sekretärin des obersten Bosses vertreten? Adrian ist allgemein dafür bekannt, dass er ein strenger Vorgesetzter ist und man in seiner Gegenwart nichts zu lachen hat. Dass er heiß wie die Hölle aussieht, macht es eigentlich nur noch schlimmer. Wie soll sich Leonie da auf ihren Job konzentrieren können?

Adrian verhält sich in der Tat grob und merkwürdig und Leonie ist gar nicht begeistert von ihrem neuen Job. Kurze Zeit später ordnet Adrian an, dass Leonie bei einem Familienfest seine Freundin spielt.

Leonie ist total aufgeregt. Das bedeutet, dass Adrian sie berühren und küssen wird - und außerdem werden sie zwei Nächte in einem gemeinsamen Bett schlafen! Was da wohl passieren wird? Und warum hat er ausgerechnet sie auserwählt, wo ihm die Frauen in Scharen hinterher laufen?

Doch das Wochenende verläuft ganz anders, als beide es sich vorgestellt haben. Adrian überwindet seine Grenzen in mehrfacher Hinsicht und prickelnde und dramatische Ereignisse wechseln sich ab. Nach diesen drei Tagen ist es nahezu unmöglich, dass die beiden nur noch Boss und Sekretärin sind ....

Kapitel 1 - Leonie

Ich liebe es, in dieser Firma zu arbeiten! Sie ist wie ein eigener kleiner Kosmos, mein Zuhause, meine Familie. Ich freue mich jeden Tag, hier sein zu dürfen. Meine Kolleginnen sind meine engsten Freundinnen, wir wissen alles übereinander und teilen praktisch unser Leben miteinander. Kein Wunder, schließlich arbeiten wir schon jahrelang hier und sehen uns jeden Tag. Da bleibt es nicht aus, dass man eng zusammenwächst, wenn man sich mag. Und das tun wir.

Die Firma Selected Luxury stellt erlesene Autos der Luxusklasse her, vom Lamborghini über Bentley und Porsche bis zum Rolls Royce. Da kostet ein Wagen schon mal so viel wie ein Einfamilienhaus. Es sind tolle Schlitten dabei und wir sind sogar schon mal in einigen mitgefahren.

Dadurch, dass wir uns an unserem Arbeitsplatz so wohlfühlen, arbeiten wir gern auch mal länger. Abgesehen davon werden unsere Überstunden gut bezahlt und unser Gehalt liegt weit über dem Durchschnitt. Außerdem haben wir schicke Büros und werden von unseren Vorgesetzten höflich und zuvorkommend behandelt. Ich würde sagen, wir haben den Sechser im Lotto mit Zusatzzahl.

Nur der oberste Boss soll ein echter Arsch sein. Zum Glück haben wir mit dem nichts zu tun, denn er schwebt in seinen eigenen Sphären. Er hat das Unternehmen vor zehn Jahren gegründet und ist damit schnell zum Millionär geworden. Dabei ist er erst 35, also in unserem Alter. Außerdem sieht er verboten heiß aus: dunkelhaarig, athletisch, mit einem herrischen Zug um den Mund. Bei unserer Weihnachtsfeier sehen wir ihn immer nur von weitem und er sticht ziemlich aus der Masse heraus. Aber natürlich hält er es nicht für nötig, mit einer kleinen Schreibmaus ein persönliches Wort zu wechseln. Muss er auch nicht. Wir haben auch ohne ihn unseren Spaß. Wahrscheinlich mehr als mit ihm.

Heute ist ein besonders schöner, sonniger Tag. Die Sonne strahlt vom Himmel und ich habe extrem gute Laune, als ich mein Büro betrete. Genauer gesagt ist es nicht mein Büro allein. Ich teile es mit Jule und Sarah, die beide seit sieben Jahren hier arbeiten, ich ein Jahr weniger. Wir sind eine eingeschworene Gemeinschaft.

„Guten Morgen, ihr Süßen“, begrüße ich meine Kolleginnen und freue mich wie jeden Tag, sie zu sehen.

„Na, wie geht es euch? Gibt es irgendwas Neues?“

„Ja, schon, aber erstmal hole ich dir deinen Cappuccino“, zwinkert Sarah mir zu. „So viel Zeit muss sein.“

„Ich habe deine Post von gestern zum Empfang gebracht“, verkündet Jule. „Die sollte ja per Kurier raus, wie ich gesehen habe.“

„Du bist ein Schatz, Jule.“

Ich werfe meiner Kollegin eine Kusshand zu. Ich liebe sie einfach. Besser hätte ich es nicht treffen können. Ich setze mich auf meinen Stuhl und schalte meinen Computer ein.

„Hast du gestern Prince Charming gesehen?“, erkundigt sich Jule und verdreht die Augen. „Eine Sahneschnitte nach der anderen, sag ich dir.“

Ich schüttele den Kopf.

„Nein, habe ich nicht. Was ist das?“

„Eine schwule Datingshow. Sozusagen Der Bachelor mit Männern“, erklärt Jule. „Musst du dir unbedingt angucken. Zwanzig heiße Typen, von denen einer besser als der andere aussieht. Außerdem sind die viel unterhaltsamer und lustiger als die Heteromänner. Ich war schwer begeistert.“

Sarah erscheint mit meinem Cappuccino und stellt ihn mir auf den Schreibtisch.

„Bitte sehr, Sweetie.“

„Danke, Schatz.“

Genüsslich nehme ich einen Schluck und lausche Jules Beschreibung ihrer Prince Charming Favoriten, am besten muskulös und am ganzen Körper tätowiert. Hört sich nicht schlecht an. Ich glaube, das muss ich auch mal schauen.

„Habt ihr eben gesagt, es gäbe eine Neuigkeit?“, erinnere ich mich, als bereits mein zweiter Cappuccino vor mir steht.

Meine Kolleginnen nicken aufgeregt.

„Stell dir vor, Desiree Feldbusch, die Sekretärin von dem Verhoeven, ist von der Leiter gefallen und hat sich das Bein gebrochen“, berichtet Sarah. „Jetzt ist sie erst mal ausgeknockt und der große Boss hat keine Sekretärin. Er wird sich wohl intern eine schnappen, denn wenn er jemanden von einer Leasingfirma bestellt, ist die nicht mit den Abläufen hier vertraut und das nervt ihn bestimmt. Ich bin gespannt, auf wen seine Wahl fällt.“

„Hoffentlich nicht auf eine von uns“, seufze ich. „Das wäre furchtbar. Stellt euch mal vor, eine von uns wird hier herausgerissen und muss für diesen Arsch arbeiten. Der soll voll der Feldwebel sein. Obwohl er natürlich ausgesprochen heiß aussieht.“

Sarah und Jule nicken.

„Es muss schlimm sein, für ihn zu arbeiten“, stimmt Jule zu. „Desiree sagt nicht viel, aber ein bisschen was sickert doch durch. Er scheint sie ganz schön herum zu scheuchen, und bitte und danke kennt er wohl auch nur vom Hörensagen. Furchtbar. Ich muss sagen, da haben wir unsere Chefs weitaus besser erzogen.“

Das ist wohl wahr. Ohne bitte und danke kommt hier niemand durch die Tür. Unsere Chefs sind sehr höflich und wir können wirklich nicht meckern. Sie sagen nicht mal was, wenn wir stundenlang zusammenstehen und quatschen, anstatt zu arbeiten. Sie wissen, dass sie sich auf uns verlassen können und dass wir unsere Arbeit schnell und pünktlich erledigen. Aber ein bisschen Pause zwischendurch muss auch sein.

„Ich fände es als seine Sekretärin eher störend, dass er so heiß aussieht“, grinst Sarah. „Ich glaube, ich könnte mich gar nicht auf meine Arbeit konzentrieren. Habt ihr gesehen, was für Muskeln er hat? Ich frage mich, wann er überhaupt die Zeit hat, um zu trainieren. Er wohnt doch praktisch im Büro.“

„Stimmt, er sieht ziemlich hot aus“, finde ich und suche in meiner Schublade nach meinem schwarzen Nagellack. Manche Dinge kann man prima im Büro erledigen.

„Aber nett scheint er nicht zu sein. Das wäre wahrscheinlich auch ein bisschen viel verlangt. Sexy, reich, erfolgreich und dann auch noch charmant – das gibt es nicht“, glaubt Jule und schielt nach meinem Nagellack.

„Kannst du mir was davon abgeben?“, bettelt sie. „Ich würde so gern meine Fußnägel in rot und schwarz lackieren.“

„Klar“, sage ich bereitwillig. „Roten Nagellack habe ich auch noch da.“

„Fein“, freut sich Jule und klatscht in die Hände. „Sollen wir uns morgen gegenseitig eine Wimpernwelle machen?“

Bevor wir über solch wichtige Handlungen diskutieren können, werden wir unterbrochen. Yannick, einer unserer Vorgesetzten, steht im Türrahmen und lächelt uns an. Das kenne ich von meinen früheren Jobs überhaupt nicht. Sobald mich mein Chef im Gespräch mit einer Kollegin erwischte, gab es erst mal ein Donnerwetter. Wir durften keine privaten Gespräche führen, sondern hatten gefälligst zu arbeiten. Dabei arbeitet man viel lieber und dadurch effizienter, wenn die Zügel locker gelassen werden. Aber das haben noch nicht alle Chefs verstanden. Unsere zum Glück schon.

„Guten Morgen, meine Lieben“, begrüßt Yannick uns. „Na, seid ihr gut drauf?“

„Guten Morgen“, antworten wir im Chor wie bei einem Kasperltheater und lachen. „Ja, bestens, wie immer.“

„Das freut mich.“ Yannick strahlt uns an. „Für eine von euch habe ich eine Überraschung.“ Er sucht meinen Blick.

„Für mich?“, erwidere ich. „Oh, was denn?“

Yannick lächelt immer noch.

„Dir wird heute eine große Ehre zuteil“, verrät er und zwinkert mir zu.

„Bestimmt erhältst du den großen Kopierschein, weil du gestern fünf Ordner kopiert hast“, lästert Sarah. „Das war wirklich eine Höllenarbeit.“

„Oder du bekommst den goldenen Telefonhörer, weil du so oft Bianca vertrittst“, schlägt Jule vor.

„Falsch“, schmunzelt Yannick. „Es ist etwas viel besseres.“

„Lass hören“, fordere ich ihn auf.

„Ihr habt sicher schon gehört, dass Adrians Sekretärin sich ein Bein gebrochen hat“, teilt Yannick uns eine bekannte Tatsache mit. „Adrians Idee ist, sich intern eine Mitarbeiterin auszuleihen, bis Desiree wieder an Bord ist. Ich will es kurz machen: Leonie, du bist die glückliche Auserwählte, die für den höchsten Boss arbeiten darf.“

Ich starre Yannick an und begreife den Sinn seiner Worte nicht. Hat er nicht gerade etwas von „Ehre“ gesagt und „glücklich“ gesagt? Wie soll ich glücklich sein, wenn ich zu einem cholerischen und ungeduldigen Boss zitiert werde? Das ist die Hölle und alles andere als Glück.

„Was ist los?“, stottere ich verstört und starre zuerst Yannick und dann meine Kolleginnen an, die mich genauso entsetzt ansehen wie ich sie.

„Ich … ich … soll …“

Vor lauter Schreck verschlägt es mir die Sprache.

„Du sollst Desiree vertreten“, erwidert Yannick vergnügt und scheint überhaupt nicht zu kapieren, was für eine schreckliche Nachricht das für mich ist. „Pack deine Sachen zusammen und fahr hoch zu ihm.“

„Jetzt sofort?“, quietsche ich erschrocken. „Heute schon?!

„Ja, natürlich.“ Jetzt sieht Yannick ein bisschen verständnislos aus.

„Adrian braucht so schnell wie möglich jemanden. Er dreht schon ziemlich am Rad.“

Ich schließe die Augen. Mein Herz hämmert, mein Puls rast und mir ist ganz schlecht. Dabei hatte der Tag so schön angefangen. Ich hatte mich darauf gefreut, mit Sarah und Jule einen weiteren fröhlichen Tag zu verbringen. Und jetzt soll ich sozusagen in die Höhle des Löwen marschieren und dort ein paar Wochen bleiben? Das kann nicht Yannicks Ernst sein! Er muss sich einen Scherz mit mir erlauben.

„Aber … wieso ich?“, stottere ich hilflos. „Herr Verhoeven kennt mich doch überhaupt nicht. Wieso nimmt er keine Sekretärin, die er persönlich kennt? In seiner Abteilung gibt es doch genug.“

„In seiner eigenen Abteilung gibt es Führungskräfte, die ihre gut eingearbeiteten Sekretärinnen selbstverständlich nicht abgeben wollen“, erklärt Yannick. „Wir hier unten haben natürlich nichts zu melden.“ Er grinst und wirkt nicht im mindesten verärgert.

„Aber das ist kein Problem, denn wir dürfen eine Leasingkraft engagieren. Deine Arbeit kann schließlich nicht liegen bleiben. Wir kommen hier schon zurecht, Leonie. Mach dir keine Sorgen.“

Ich schlucke schwer. Ehrlich gesagt ist es mein kleinstes Problem, wie meine Abteilung ohne mich zurechtkommt. Darüber mache ich mir keine Sorgen. Aber es ist interessant zu hören, wie leicht ich zu ersetzen bin. Ein Anruf bei einer Leasingfirma – und schon macht jemand anderer meine Arbeit. Schon sitzt eine andere Frau auf meinem Stuhl, albert mit Jule und Sarah herum und nimmt meinen Platz ein. Die drei werden sicher viel Spaß zusammen haben, während ich ein paar Stockwerke höher den ganzen Tag wie ein aufgescheuchtes Huhn herumrennen werde. Das ist total ungerecht. Ich will hier bleiben! Ich will nicht ersetzt werden! Ich bin nicht einfach austauschbar! Mir kommen fast die Tränen.

„Aber wieso gerade ich?“, wiederhole ich meine Frage. „Es gibt doch genug andere Sekretärinnen.“

Yannick schaut mich mitleidig an. Jetzt dämmert es mir. Ich bin offenbar diejenige, die am leichtesten zu ersetzen ist. Meine Arbeit ist so wenig wert, dass sie von jeder anderen Sekretärin übernommen werden kann, sogar von einer Leasingkraft. Das ist hart. Beinhart sogar. Meine schöne heile Bürowelt zerplatzt mit einem lauten Knall.

„Ich weiß es nicht“, erwidert Yannick und zuckt mit den Schultern. „Wahrscheinlich war das Zufall. Irgendeine Sekretärin musste es schließlich treffen.“

Das wird ja immer schlimmer. Ich habe also gar keine besondere Qualifikation, sondern irgendjemand hat offenbar ein Los gezogen.

Ich überlege fieberhaft, wie ich mich aus der Affäre ziehen kann und suche nach einer Ausrede, aber leider fällt mir keine ein. Wie sollte ich auch dem obersten Boss sagen können, dass ich schlicht und ergreifend keine Lust habe, für ihn zu arbeiten, weil mir zu Ohren gekommen ist, dass er ein Sklaventreiber ist?

Das kann ich ihm schlecht auf die Nase binden. Schließlich ist er derjenige, der jeden Monat mein Gehalt anweist.

„Ich soll sofort zu ihm kommen?“, vergewissere ich mich mit dünner Stimme. „Jetzt auf der Stelle?“

Noch vor dem dritten Cappuccino?

Yannick nickt. „Ja, Leonie, jetzt sofort. Ich glaube, er trommelt schon ziemlich.“

Mir fährt der Schreck direkt in die Glieder. Was für ein elender Tagesbeginn! Schlimmer hätte es gar nicht kommen können.

Sarah und Jule sehen mich mitleidig an.

„Das ist eine ganz schöne Scheiße“, fasst Sarah sehr richtig zusammen, als Yannick verschwunden ist. „Gerade reden wir noch darüber, wie furchtbar es sein muss, für den Kerl zu arbeiten, und jetzt trifft es ausgerechnet dich. Ich kann dir nicht sagen, wie leid mir das für dich tut.“

Meine Kolleginnen drücken mich ganz fest und mir kommen jetzt wirklich die Tränen. Wie lange dauert es, bis man nach einem Beinbruch wieder arbeiten kann? Wahrscheinlich Wochen. Am besten, ich ziehe mir auch irgendeine Krankheit zu, durch die ich wochenlang zu Hause bleiben muss. Ich glaube nicht, dass ich es durchhalte, ein paar Wochen für diesen Feldmarschall zu arbeiten.

Kapitel 2 - Leonie

Der Aufzug befördert mich in den zwölften Stock. Ich atme tief durch, als sich die Aufzugtür öffnet und ich im Allerheiligsten stehe, das ich zuvor noch nie betreten habe. Warum auch? Das Bodenpersonal hat hier nichts zu suchen. Nur wenn ich für den Sklaventreiber arbeiten soll, darf ich zu ihm hochfahren. Sonst nicht.

Ich schließe die Augen, hole noch einmal tief Luft und versuche, mich zu beruhigen. Ich werde mir ein paar positive Affirmationen sagen. Los geht’s:

Ich weiß, dass ich eine sehr gute Sekretärin bin und schnell und effizient arbeite. Ich werde mich nicht von diesem Feldwebel unterkriegen lassen. Ich weiß, was ich kann.

Egal, ob er der oberste Boss ist und egal, wie toll er aussieht – ich bin auch etwas wert. Und das werde ich ihm zeigen. Ich werde mich nicht von ihm herum scheuchen lassen. Boss hin oder her.

Er kann mit mir nicht machen, was er will. Ich werde ihm die Stirn bieten. Jawohl, das werde ich.

Nur, weil er der oberste Boss ist, heißt das noch lange nicht, dass er ein besserer Mensch ist und mit mir umspringen kann, wie er will.

Ich werde mich ihm gegenüber behaupten.

Ich werde ihm zeigen, wo der Hammer hängt.

Nichts werde ich mir von ihm bieten lassen, gar nichts.

Ich werde ihm die Leviten lesen, nicht er mir. So sieht es aus.

Ich bin stolz und selbstbewusst.

Ich bin selbstsicher.

Ich bin liebenswert.

Ich liebe und akzeptiere mich so, wie ich bin.

Ich bin ein wertvoller Mensch.

Ich bin toll, durch und durch.

Ich …

„Suchen Sie mich?“, vernehme ich eine dunkle, markante Stimme hinter mir und zucke so sehr zusammen, dass ich fast eine kostbare Statue von einer Säule herunter fege. Ich fahre herum und stehe ihm gegenüber.

Im selben Moment ist mein Gehirn wie leer gefegt und das Blut rauscht in meinen Adern. Ich kann plötzlich überhaupt nichts mehr denken.

Das ist er also. Adrian Verhoeven. Unser oberster Boss. Hot as hell. Sogar noch hotter, würde ich sagen.

Ich starre ihn wie paralysiert an und kann nur noch daran denken, dass er der geilste Kerl ist, den ich jemals in meinem Leben gesehen habe. Er ist einfach der Hammer. Stark, groß, durchtrainiert, ein markantes, männliches Gesicht mit einem Dreitagebart, unglaublichen Augen und einer Ausstrahlung, die mir die Knie erzittern lässt.

Er vergräbt die Hände in den Hosentaschen und setzt ein zynisches Lächeln auf.

„Können Sie sprechen?“, erkundigt er sich und seine Stimme trieft vor Sarkasmus. „Oder sprechen Sie nicht mit jedem?“

So ein Arsch! So ein verdammter Arsch! Er weiß genau, wie er auf mich wirkt. Er weiß, dass jede Frau bei seinem Anblick Schnappatmung bekommt. Er ist doch nicht blöd.

„Natürlich kann ich sprechen“, beantworte ich seine rhetorische Frage. „Ich bin Leonie Behrens. Sie haben mich zu sich bestellt.“

Seine Blicke taxieren mich. Er betrachtet mich eingehend von oben bis unten und ich wüsste wirklich gern, was er denkt.

„Schön, dass Sie doch noch den Mund aufkriegen“, lobt er mich. „Das ist für die Position, die Sie zu besetzen haben, sehr von Vorteil.“

Ich hasse ihn. Ich hasse, hasse, hasse ihn! Und trotzdem ist er der umwerfendste Mann, dem ich jemals in meinem Leben begegnet bin.

Sein Blick bleibt an meiner Jeans mit den stylischen Löchern hängen.

„Ihnen ist schon klar, dass Sie sich entsprechend kleiden müssen, wenn Sie in der Chefabteilung arbeiten“, gibt er arrogant von sich.

Er selbst steckt in einem dunkelblauen, seidig schimmernden Anzug, der bestimmt mehr als tausend Euro gekostet hat, dieser Angeber. Aber ich muss zugeben, dass ihm der Anzug fantastisch steht und seine Macht und Autorität unterstreicht. Ich könnte wirklich vor ihm auf die Knie gehen, aber diesen Gedanken will ich jetzt lieber nicht weiterführen, sonst versagt mir erneut die Stimme.

„Das ist mir klar“, pariere ich. „Aber ich wusste schließlich nicht, dass ich heute die Ehre haben würde, dem obersten Boss der Firma gegenüberzustehen. Sonst hätte ich mir natürlich ein Kostüm angezogen.“

Adrian zieht die Augenbrauen mahnend nach oben.

„Ehrlich gesagt würde ich es begrüßen, wenn Sie auch in Ihrer gewohnten Abteilung nicht in zerfetzten Hosen herumlaufen würden“, rügt er mich.

Spießig ist er also auch noch. Ich presse meine Lippen zusammen und schlucke eine patzige Antwort herunter.

„Kommen Sie mit“, befiehlt Adrian und geht mit großen Schritten auf ein Büro zu, das offenbar seines ist.

Ich muss erst mal nach Luft schnappen, denn obwohl unsere Büros auch sehr schick eingerichtet sind, toppt seines alles. Die Wand, an der sein Schreibtisch steht, ist komplett aus Glas. Sein Schreibtisch ist aus schwarz glänzendem Klavierlack. Alle anderen Möbel sind aus demselben Material und werden durch Chrom und Silber aufgelockert. Sein Büro könnte glatt die Titelseite von Schöner Wohnen schmücken. Es ist Luxus pur und riesig. Man sieht auf den ersten Blick, wer hier residiert.

Adrian deutet auf einen Sessel und ich nehme mit zitternden Knien Platz. Er setzt sich mir gegenüber und schaut mich so intensiv an, dass mir ganz schwummerig wird.

Hilfe! Ich werde niemals in der Lage sein, für diesen Mann zu arbeiten. Erstens macht er mich mit seiner autoritären Ausstrahlung fertig, und zweitens sieht er so unverschämt gut aus, dass ich mir garantiert keinen einzigen Satz merken kann, den er von sich gibt. Ich werde mir überhaupt nichts merken können und alles falsch machen.

Und dann wird er mich feuern und meine schönen Tage in dieser Firma sind unwiederbringlich vorbei. Ja, genauso wird es enden. Dieser Tag ist der Anfang vom Ende. Womit habe ich das nur verdient? Es waren so schöne Jahre. Warum musste er ausgerechnet mich auswählen? Als ob es keine andere Sekretärin gäbe!

„Warum sehen Sie denn so niedergeschlagen aus?“, erkundigt Adrian sich spöttisch. „Drückt es auf Ihre Laune, dass Sie ab jetzt für mich arbeiten werden?“

Klar, er denkt wahrscheinlich, das käme einem Ritterschlag gleich und ich würde mich total geehrt fühlen. Da ist er aber sowas von auf der falschen Spur.

„Es ist nicht schön, wenn man aus seinem gewohnten Arbeitsumfeld herausgerissen wird“, erkläre ich. „Ich arbeite seit sechs Jahren in der Abteilung von Herrn Buschmann und kenne mich dort bestens aus. Ich bin diese Arbeitsabläufe gewohnt.“

„Das ist doch auf die Dauer langweilig“, findet Adrian und grinst süffisant. „Macht es Ihnen keinen Spaß, sich neuen Herausforderungen zu stellen?“

Du Arsch bist tatsächlich eine große Herausforderung.

„Nein“, antworte ich stur. „Ich bleibe lieber in meinen altbewährten Gefilden. Da weiß ich wenigstens, was mir blüht.“

„Bei mir wissen Sie auch, was Ihnen blüht, denn ich sage es Ihnen jetzt“, erklärt Adrian. „Ich bin anstrengend, fordernd und ein Perfektionist. Sie werden bei mir nichts zu lachen haben. Ich werde Sie den ganzen Tag herum scheuchen und Sie werden abends fix und fertig sein.“

„Hört sich großartig an“, erwidere ich wütend. „Aber erst mal Gratulation zu so viel Selbsteinschätzung. Wenn Sie schon wissen, wie unausstehlich Sie sind, warum ändern Sie sich dann nicht? Einsicht ist immerhin der erste Schritt zur Besserung.“

Erschrocken halte ich inne. Was rede ich denn da? Vor mir sitzt der Mann, dem dieses Unternehmen gehört. Er ist THE BOSS. Er könnte mich wegen dieser Frechheit auf der Stelle feuern. Bin ich von allen guten Geistern verlassen?

Aber irgendetwas hat dieser Kerl an sich, das mich total aggressiv macht. Auf der einen Seite würde ich ihm am liebsten seinen Anzug vom Leib reißen, auf der anderen Seite könnte ich ihm glatt eine scheuern. Dieser Mann löst ziemlich widersprüchliche Gefühle in mir aus und ich habe keine Ahnung, warum das so ist. Aber ich werde noch genug Zeit haben, es herauszufinden.

THE BOSS verschränkt seine Arme ineinander und sieht jetzt noch bossier aus.

„Ich finde mich nicht unausstehlich“, erwidert er kühl. „Das ist Ihre Interpretation.“

Ich merke deutlich, dass ich mit meiner Äußerung, die fast schon eine Beleidigung war, zu weit gegangen bin. Trotzdem widerstrebt es mir, mich zu entschuldigen.

„Und ich finde Sie ziemlich frech.“ Seine Stimme ist jetzt wie Eis und prompt fröstelt es mich trotz der sommerlichen Temperaturen.

„Ich glaube, Sie vergessen, wer hier vor Ihnen sitzt.“

Es ist immer noch Zeit, mich bei ihm zu entschuldigen.

„Nein, das habe ich nicht vergessen.“ Ich recke trotzig mein Kinn vor.

Ich kann es einfach nicht. Ich kann mich nicht bei ihm entschuldigen. Es geht nicht. Die Blockade in mir ist zu groß.

„Selbst, wenn Sie der Boss sind, finde ich es trotzdem schräg, dass Sie mir sagen, dass Sie mich herum scheuchen werden, bis ich fix und fertig bin und dass ich bei Ihnen nichts zu lachen habe. Macht es Ihnen Spaß, Ihre Sekretärin zu schikanieren?“

Adrian kneift seine Augen zusammen.

„Ich habe nichts von schikanieren gesagt. Ich erwarte eine ordentliche Leistung, mehr nicht. Dafür werden Sie schließlich sehr gut bezahlt. So lange Sie für mich arbeiten, erhalten Sie das doppelte Gehalt.“

„Das doppelte Gehalt?“, echoe ich. Mein Mund bleibt vorübergehend geöffnet. Ist das sein Ernst?

„Das doppelte Gehalt“, bestätigt Adrian. Seine Stimme ist nach wie vor kühl und seine Augen lächeln nicht. Ich glaube, ich bin mit meiner Bemerkung wirklich ein bisschen über das Ziel hinaus geschossen.

Ich räuspere mich.

„Aber warum haben Sie sich ausgerechnet für mich entschieden?“, will ich wissen. „Sie kennen mich doch überhaupt nicht.“

Adrian sieht mich irgendwie merkwürdig an, aber ich kann seinen Blick nicht deuten.

„Natürlich kenne ich Sie“, widerspricht er. „Ich halte regelmäßig Mitarbeiter-Beurteilungen ab und erkundige mich, wie meine Angestellten arbeiten. Und da wurden Sie besonders gelobt. Sie arbeiten schnell, effizient und vorausschauend. Genau das brauche ich. Ich brauche eine Assistentin, die aktiv mitdenkt und mir Dinge abnimmt, noch bevor ich sie ihr aufgetragen habe. Ich brauche jemanden mit einer schnellen Auffassungsgabe und einem wachen Geist. Jemanden, dem ich nicht jedes Satzzeichen diktieren muss. Jemand, der mir komplexe Aufgaben abnimmt und mich entlastet. Ich brauche niemanden, der sich während der Arbeitszeit die Fingernägel lackiert und seinen Kopf nur zum Schminken besitzt.“

Ich werde ein bisschen rot, als ich mich daran erinnere, dass ich genau das heute vorhatte – Fingernägel lackieren. Das kann ich für die nächsten Wochen wohl vergessen. Wahrscheinlich darf ich in seinem Büro nicht mal schwarze Nägel tragen und mir meine Totenkopf-Kette umhängen.

Adrian blickt mich durchdringend an.

„Trauen Sie sich das zu?“

Sein Blick geht mir durch jede Faser meines Körpers. Einerseits möchte ich vor ihm weglaufen, weil ich die Gefühle nicht ertrage, die er in mir auslöst. Andererseits möchte ich bei ihm bleiben, ihn näher kennenlernen, und verstehen, wie er tickt. Ich bin völlig durch den Wind.

„Ja“, höre ich mich sagen. „Das traue ich mir durchaus zu.“

„Gut.“ Adrian nickt gnädig. „Verschwenden wir nicht allzu viel Zeit, denn die ist kostbar. Ihr Büro grenzt an das meine. Die Verbindungstür ist meistens offen, aber manchmal schließe ich sie, wenn ich ungestört sein möchte. Dann möchte ich von niemandem gestört werden, auch nicht von meiner Sekretärin. Eingehende Anrufe stellen Sie generell nicht durch, sondern notieren Namen, Uhrzeit und den Grund des Anrufes. Diese Liste schicken Sie mir alle zwei Stunden per Mail. Wenn ich jeden Anruf entgegen nehme, komme ich zu gar nichts. Ich gebe Ihnen zweimal am Tag die Liste zurück und markiere die Anrufer, die ich sprechen möchte. Diese rufen Sie an und stellen sie zu mir durch. Die eingehende Post versehen Sie mit einem Eingangsstempel und verteilen sie in der Eingangsmappe. Wenn Sie Aufgaben selbst erledigen können, brauchen Sie mir diese Schreiben nicht vorzulegen, sondern mich nur kurz darüber zu informieren. Am Anfang werden das wenige Schreiben sein, später hoffentlich mehr. Sie müssen sich erst einfinden. Wenn Sie Fragen an mich haben, fragen Sie, aber bitte gebündelt. Wir setzen uns zweimal am Tag zusammen. Morgens um 11 Uhr, wenn die Post durch ist und nachmittags um 15 Uhr. Während dieser Zusammenkunft können Sie mir Ihre Fragen stellen. Ich hasse es, wenn man alle zwei Minuten in mein Büro hereinplatzt und mich mit irgendetwas belästigt. Für gewöhnlich habe ich viele Termine und bin oft außer Haus. Das bedeutet aber nicht, dass Sie in dieser Zeit nichts zu tun haben. Machen Sie sich darauf gefasst, dass ich von unterwegs aus anrufe und Sie mit Aufgaben betraue. Es gibt einige private Dinge zu erledigen, die Sie delegieren können. Sie müssen aber darauf achten, dass diese Dinge  erledigt werden, von wem auch immer. Haben Sie dazu Fragen?“

Das alles hat er herunter gespult, ohne ein einziges Mal Luft zu holen. Er ist das reinste Maschinengewehr. Ich schüttele stumm den Kopf, in dem es bedrohlich rauscht.

„Ihre Kernarbeitszeit ist von 9 bis 18 Uhr, aber ich würde es begrüßen, wenn Sie bereits um 8 Uhr eintreffen würden. In dieser Stunde bis 9 Uhr ist es am ruhigsten und Sie können Dinge erledigen, zu denen Sie im Laufe des Tages nicht mehr kommen werden. Meistens sind am Abend noch wichtige Mails eingegangen, die Sie beantworten können – nicht am Anfang natürlich, aber nach einer gewissen Zeit sollten Sie dazu in der Lage sein. Auch abends kann es vorkommen, dass ich Sie länger brauche. Ihre Mittagspause können Sie nach Absprache mit mir machen. Sie beträgt zwei Stunden, wenn nichts Dringendes anliegt, ansonsten eine Stunde. Es kann sein, dass Sie mal durcharbeiten müssen, aber ich hoffe, das wird selten vorkommen. Wenn es nicht unter Ihrer Würde ist, hätte ich morgens, wenn ich gegen 8:30 Uhr im Büro eintreffe, gern einen Milchkaffee und ein sprudelndes Mineralwasser. Ich weiß, dass Sie keine Kellnerin sind, aber ich denke, das darf ich in Ihrer Position durchaus erwarten.“

Schnell verscheuche ich den Gedanken, dass bisher ich es war, die von ihrer Kollegin den Cappuccino serviert bekommen hat. Selbstverständlich servieren wir unseren Vorgesetzten keinen Kaffee. Die Vorgesetzten in unserer Abteilung sind durchaus in der Lage, selbstständig den Knopf der Espressomaschine zu betätigen. Dabei bricht sich niemand einen ab. Nur der große Boss kann das natürlich nicht. Aber gut, bei doppeltem Gehalt werde ich wohl in der Lage sein, ihm einen Kaffee auf den Schreibtisch zu stellen. Das ist keine so schwere Übung. Das kriege ich hin.

Ich hoffe, alles andere, was er von mir verlangt, kriege ich auch hin.

Kapitel 3 - Leonie

Der erste Tag bei meinem neuen Boss wird furchtbar anstrengend. Mir ist klar, dass ich in meiner eigenen Abteilung meistens eine ruhige Kugel schiebe. Ich habe das immer sehr zu schätzen gewusst. Okay, manchmal sind wir ziemlich im Stress und ackern wie die Blöden, aber das kommt eher selten vor. Im Normalfall haben wir zwischendurch immer noch Zeit für einen kleinen oder auch größeren Plausch.

Das wäre im Sekretariat von Adrian schlichtweg unmöglich. Erstens klingelt unentwegt das Telefon. Es ist fast schlimmer als in der Telefonzentrale, die ich manchmal von Bianca übernehme. Jeder will etwas vom obersten Boss und alle behaupten, es sei wahnsinnig wichtig und super dringend. Viele der Anrufer wollen sich nicht abwimmeln lassen oder rufen wenige Minuten später schon wieder an. Natürlich kann ich ihnen nicht sagen, dass Adrian generell keine Anrufe entgegennimmt, sondern erst später entscheidet, wer überhaupt zurückgerufen werden soll. Ich muss sie vertrösten und ihnen vorlügen, dass Adrian gerade außer Haus ist, am Telefon hängt oder in einer Besprechung weilt. Der große Chef hat eben Wichtigeres zu tun, als mit jedem zu sprechen, der gerade anruft.

Und Adrian hat recht: Würde ich ihm auch nur jeden zweiten Anruf durchstellen, würde er überhaupt nicht zum Arbeiten kommen. Auch ich komme zu nichts, weil mich dieses nervige Klingeln jedes Mal komplett aus meiner Arbeit reißt. Nach nur zwei Stunden würde ich das Telefon am liebsten aus dem Fenster werfen.

Immerhin ist es ein tragbares Mobilteil und so kann ich es, bewaffnet mit einem Kugelschreiber und einem Block, mitnehmen, als ich ins Archiv gehe, um für Adrian ein paar Unterlagen zu suchen.

„Hey, Süße, was machst du denn hier?“, höre ich eine Stimme und drehe mich um. Vor mir steht Gaby, die in der Buchhaltung arbeitet und mit der ich manchmal die Mittagspause verbringe.

„Ich soll für Adrian den Werbeprospekt für den Rolls Royce vom letzten Jahr raussuchen“, gebe ich Auskunft und lasse meinen Blick über die Regale schweifen. Alles ist vorbildlich sortiert und geordnet. Da dürfte ich keine Schwierigkeiten haben, den gewünschten Prospekt zu finden.

„Wow“, sagt Gaby mit großen Augen. „Ich habe schon gehört, dass du jetzt für den sexiest Boss alive arbeiten darfst. Wahnsinn. Wir anderen dürfen ihn ja immer nur aus der Ferne bewundern. Schade eigentlich. Wie ist es denn bei ihm?“

„Stressig“, seufze ich. „Vor allem, weil dieses nervige Telefon alle zwei Sekunden läutet. Das kann einen wirklich verrückt machen. Ich werde schon richtig aggressiv, wenn es bimmelt.“

Wie auf Kommando fängt es prompt wieder an zu klingeln und ich drücke genervt auf den grünen Hörer.

„Selected Luxury, Sekretariat Adrian Verhoeven, Leonie Behrens, guten Tag“, leiere ich zum gefühlt tausendsten Mal herunter. Ich kann den Satz schon selbst nicht mehr hören. Am liebsten würde ich mich mit „Fuck off“ melden, aber das fände Adrian sicher nicht so lustig.

Ich notiere den Namen des Anrufers, die Uhrzeit und sein Anliegen und verdrehe die Augen.

---ENDE DER LESEPROBE---