Familie mit Herz 114 - Julie Petersen - E-Book

Familie mit Herz 114 E-Book

Julie Petersen

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Lina war drei Jahre alt, als ihre geliebte Mama starb. Seitdem kümmern sich Nannys um das Mädchen. Doch mit dem unverfälschten Instinkt des Kindes spürt die inzwischen Siebenjährige, dass ihr von diesen Frauen keine echten Gefühle entgegengebracht werden.
Da findet sie eines Tages einen kleinen Hund - ausgesetzt in einer Plastiktüte, zum Sterben verurteilt. All ihre Liebe schenkt Lina diesem armen Wesen, und eine wundervolle Freundschaft beginnt.
Doch so, als würde das Schicksal dem Mädchen kein Glück gönnen, taucht plötzlich die Besitzerin des Hundes auf. Wieder einmal muss Lina das hergeben, woran ihr Kinderherz am meisten hängt ...


Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 103

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Pfote aufs Herz

Vorschau

Impressum

Pfote aufs Herz

Ihr treuer Freund half Lina durch die Einsamkeit

Von Julie Petersen

Lina war drei Jahre alt, als ihre geliebte Mama starb. Seitdem kümmern sich Nannys um das Mädchen. Doch mit dem unverfälschten Instinkt des Kindes spürt die inzwischen Siebenjährige, dass ihr von diesen Frauen keine echten Gefühle entgegengebracht werden.

Da findet sie eines Tages einen kleinen Welpen – ausgesetzt in einer Plastiktüte, zum qualvollen Tod verurteilt. All ihre Liebe schenkt Lina diesem armen Wesen, und eine wundervolle Freundschaft beginnt.

Doch so, als würde das Schicksal dem Mädchen kein Glück gönnen, taucht plötzlich die Besitzerin des Hundes auf. Wieder einmal muss Lina das hergeben, woran ihr zartes Kinderherz am meisten hängt ...

Der neunjährige Tommi Wegener wurde allmählich ungeduldig. Jetzt versteckte er sich bestimmt schon eine Stunde lang an der Hecke um die Villa Ritter, und noch immer war seine Freundin Lina nicht aufgetaucht.

Sicher war daran nur ihre Nanny Inga Alberti schuld. Sie war strikt dagegen, dass Lina mit ihm, dem Waisenjungen, spielte. Dabei waren sie doch dicke Freunde, seitdem sie sich auf dem Spielplatz kennengelernt hatten und auch die gleiche Schule besuchten.

Und Tommi wusste: Lina brauchte ihn. Sie war zwei Jahre jünger als er, hatte vor vier Jahren ihre Mutter durch einen Verkehrsunfall verloren und musste auf ihren Vater oft verzichten, weil er ein vielbeschäftigter Unternehmer war.

Da, endlich kam Lina durch den Park gelaufen. Ihr hübsches rundes Gesicht war gerötet, und sie sprang immer wieder hinter einen Baumstamm. Zu groß war ihre Angst, von der Nanny gesehen zu werden.

»He, hier bin ich!«, rief Tommi.

Lina kam auf die Hecke zugelaufen und duckte sich gleich. Sie zupfte an ihrem hellbraunen Pferdeschwanz, und ihre blauen Augen sahen traurig aus.

»Ich werde nicht lange bleiben können, Tommi«, gestand sie. »Frau Alberti ist heute wieder ganz böse. Und nur, weil ich sie gefragt habe, ob ich dich nicht einmal im Kinderheim besuchen kann. Ich soll immer nur im Haus bleiben, dabei ist das so langweilig.« Jetzt wurde ihre Stimme etwas lauter. »Tommi, du musst dir unbedingt etwas einfallen lassen, dass wir Frau Alberti vertreiben. Du hast doch immer so gute Einfälle.« Plötzlich kicherte sie. »Weißt du noch, wie wir Frau Winter weggeekelt haben?«

Der rotblonde sommersprossige Tommi streckte sich.

»Du kannst dich auf mich verlassen. Ich habe bestimmt wieder eine gute Idee. Aber eigentlich müsste dir dein Papa helfen. Er weiß doch, dass du Frau Alberti doof findest.«

»Der Papa hat zu viel Arbeit«, klagte Lina. »Aber ich weiß, dass er mich ganz doll lieb hat.«

»Aber er merkt nicht, dass diese Alberti ihn heiraten will. Nur deshalb bleibt sie doch noch, diese Gewitterziege«, grummelte Tommi.

»Die will ich nie, nie zur Mama!« Linas Stimme klang hoch und aufgeregt. »Dabei hätte ich so gern wieder eine Mama, aber eine, die mich lieb hat und die ich lieb habe. Tommi, wird dir sicher was einfallen, damit Frau Alberti geht?«

»Ja, sicher, Lina. Vielleicht kann ich es dir schon morgen auf dem Schulhof sagen.« Der Junge warf sich plötzlich auf den Boden. »Los, Lina, duck dich! Sonst sieht sie dich. Eben ist sie auf die Terrasse gekommen.«

Da ertönte schon Inga Albertis schrille Stimme: »Lina, antworte auf der Stelle! Wo bist du? Komm sofort ins Haus zurück!«

Lina schwieg und hielt sich die Ohren zu.

Da schrie Inga Alberti von Neuem irgendetwas, und nun horchte Lina auf.

Sie flüsterte: »Was hat sie jetzt von Papa gesagt?«

»Ich habe es auch nicht verstanden«, antwortete der Junge.

»Vielleicht ist Papa früher als sonst nach Hause gekommen, Tommi.« Diese Aussicht verlockte das kleine Mädchen, entgegen ihres Vorsatzes doch zur Villa zu laufen. Aber bevor sie ging, flüsterte sie Tommi noch zu: »Vergiss nicht, was du mir versprochen hast.«

»Ach was, das vergesse ich doch nicht.«

Der stets hellwache Junge blieb hinter der Hecke versteckt und blickte Lina nach.

Er verstand es nicht, dass sie so verängstigt war und immer nur von ihren Nannys gedrillt wurde. Sie könnte es doch so schön haben in dem großen Haus mit dem herrlichen Park. Und sie hatte noch einen Vater! Seine Eltern waren dagegen bei einer Bergwanderung ums Leben gekommen, und es hatte niemanden gegeben, der ihn aufnehmen wollte.

Für ihn war nur das Kinderheim geblieben.

♥♥♥

Jetzt hatte Lina die Terrasse erreicht, und die achtunddreißigjährige Inga Alberti schimpfte ungehalten: »Endlich! Wo treibst du dich nur herum? Komm sofort ins Haus! Ich muss zum Krankenhaus fahren. Dein Vater ist schwer verunglückt.«

Lina blieb stehen. Ihr Gesichtchen wurde blass, und sie begann zu zittern.

Obwohl sie daran gewöhnt war, dass man so rücksichtslos mit ihr umging, war sie vor Schreck wie erstarrt. Sie liebte ihren Vater, auch wenn er so wenig Zeit für sie hatte.

Das etwas fahle Gesicht der Nanny war mit hektischen roten Flecken überzogen.

»Was trödelst du denn so rum?«, rief sie vorwurfsvoll.

»Was ist meinem Papi passiert?«, fragte Lina.

Um ihren Mund zuckte es, als würde sie gleich in Tränen ausbrechen.

»Was weiß ich? Meinst du, das sagt man mir am Telefon?« Inga Alberti lief schon in den an die Terrasse angrenzenden Wintergarten. »Sicher ist es sehr schlimm. Das Auto soll nicht mehr zu gebrauchen sein. Der schöne Wagen! Dein Papa hat ihn erst vor vierzehn Tagen gekauft.«

Lina hielt die Nanny am Arm fest.

»Muss mein Papa sterben?«

Jetzt liefen die Tränen über ihr Gesicht.

»Stell dich nicht so hysterisch an!« Inga Alberti schüttelte Linas Hand ab. »Geh in dein Zimmer und bleib dort, bis ich zurückkomme. Ich habe ein Taxi bestellt.«

»Ich will mit zu meinem Papa fahren.«

Das war nicht Linas eigensinnige Stimme, wie sie oft zu hören war, sondern ein einziges Flehen.

Inga Alberti schob sie auf den Flur.

»Unsinn! Du wirst im Krankenhaus nicht gebraucht.«

Lina blieb stehen. »Du wirst nicht gebraucht. Du nicht!«, rief das Mädchen böse. »Mein Papa braucht dich nie! Auch nicht, wenn er sehr krank ist. Bestimmt will er gar nicht, dass du zu ihm kommst. Aber auf mich wird er warten.«

Die Nanny atmete schwer. Es war ihr anzumerken, dass sie Lina am liebsten einen kräftigen Klaps auf den Allerwertesten verpasst hätte. Nur die Erinnerung daran, dass ihr das Richard Ritter verboten hatte, hielt sie davon ab.

»Diese Frechheiten werde ich dir noch austreiben. Glaub nur nicht, dass ich mir das ein zweites Mal bieten lasse. Los, geh in dein Zimmer!«

Sie stieß Lina weiter und trieb sie so die Treppe hinauf, bis sie in ihrem Zimmer war. Dort wurde sie eingeschlossen.

♥♥♥

Das kleine Mädchen stand am Fenster, als das Taxi kam und Inga Alberti wegfuhr.

Wieder einmal war die Kinderseele zutiefst verletzt worden. Für Lina war es unbegreiflich, dass eine fremde Frau zu ihrem Vater fahren durfte, wenn ihm ein Unglück zugestoßen war, während sie wie ein lästiges Möbelstück zur Seite geschoben wurde.

Dass man sie eingeschlossen hatte, war für Lina nichts Neues. Heute aber rebellierte sie mehr dagegen als sonst. Jetzt hatte sie nur den einen Wunsch: Sie wollte zu Tommi! Er würde sicher dafür sorgen, dass sie auch zu ihrem Vater fahren konnte.

Ihr Freund Tommi war für sie der Retter in jeder Not. Sie traute ihm mehr zu, als er zu schaffen vermochte.

Nun begann Lina, mit dem Gedanken zu spielen, den Weg in die Freiheit durch das Fenster zu suchen. Sie öffnete es und beugte sich hinaus.

Zunächst erschauerte sie davor, als sie in den Park hinuntersah. Dann aber blieb ihr Blick auf den Querleisten des Rosenspaliers haften. Es müsste doch gar nicht so schwer sein, sich daran hinunterzulassen ...

In ihrer Aufregung erkannte Lina nicht die Gefahr, in die sie sich begab. Sie sah noch einmal zur Hecke hinüber und stellte sich schon vor, dass sie bald bei Tommi sein würde. Sicher war er noch nicht weggegangen.

Vorsichtig legte sie sich auf den Bauch und schob die Beine zum Fenster hinaus. Noch hielt sie sich am Fensterbrett fest, während ihre Füße nach einem Halt angelten. Als sie nicht gleich eine Querleiste des Rosenspaliers fand, wurde sie ängstlich. Aber jetzt hatte sie nicht mehr die Kraft, sich auf das Fensterbrett hinaufzuziehen. Es blieb ihr nur mehr der Weg nach unten.

Das Herz des kleinen Mädchens klopfte ungestüm. Schon wollte es laut um Hilfe schreien, da hatte es einen Tritt gefunden. Aber kaum war das geschehen, merkte Lina, dass sich die Leiste unter ihren Füßen durchbog und das ganze Spalier schwankte.

Nun hatte sie nur ein Bestreben: so schnell wie möglich weiter hinunterzukommen. Es gelang ihr, sich noch auf zwei Leisten zu stellen, ohne dass diese brachen; die dritte splitterte. Mit einem lauten Aufschrei stürzte Lina ab.

Diesen Schrei hörte Gerda, die Haushälterin. Sofort kam sie auf die Terrasse gelaufen.

»Um Himmels willen!«, rief sie entsetzt und sah fassungslos zu dem geöffneten Fenster im ersten Stock hinauf. »Du bist doch nicht etwa ...«

»Mein Fuß«, klagte Lina, »er tut so sehr weh!«

Gerda reichte ihr die Hand.

»Komm, versuch erst mal, ob du stehen kannst.«

Lina ließ sich aufhelfen, knickte jedoch zusammen, als sie sich auf beide Füße stellen wollte.

»Dein rechter Knöchel ist schon angeschwollen. Was mache ich denn jetzt mit dir?« Gerda sah sich hilflos um. »Nun werde ich die Schuld zugeschoben bekommen, dass du aus dem Fenster gestiegen bist.«

»Aber Frau Alberti hat mich doch eingesperrt. Bitte, Gerda, bring mich zu Tommi. Er ist vielleicht noch an der Hecke«, bat Lina. Tränen liefen ihr über die Wangen.

»Gar nichts werde ich, als dich schleunigst ins Krankenhaus zu bringen. Ich rufe jetzt ein Taxi.«

Das sagte Gerda sehr entschieden.

»Ja, bring mich ins Krankenhaus zu meinem Papa.« Obwohl Lina große Schmerzen hatte, leuchteten ihre Augen auf. »Deshalb bin ich ja aus dem Fenster gestiegen, weil ich auch zu meinem Papa möchte. Du hättest mich doch nicht zu ihm gebracht, Gerda. Du wärst nicht einmal gekommen, wenn ich an meine Tür geklopft hätte.«

»Nein, ich wäre nicht gekommen. Meinst du, ich will mir den Zorn deiner Nanny zuziehen? Die schikaniert uns eh schon alle genug. Nächsten Monat bin ich nicht mehr hier. Lieber lasse ich mich von einer Frau kommandieren, die wirklich die Frau des Hauses ist. Diese Alberti will es doch nur werden.«

Gerda lief zum Telefon.

Lina sah ihr nach und dachte an das, was die Hausangestellte zuletzt gesagt hatte. Auch wenn es etwas umschrieben gewesen war, der Sinn war doch, dass Inga Alberti ihre Mama werden wollte. Alle wussten das schon.

»Ich will sie aber nicht!«, stieß Lina hervor. »Das werde ich Papa auch sagen.«

Der Taxifahrer half Gerda, die kleine Lina aufzuheben. Er trug sie in den Wagen.

»Fahren Sie mich bestimmt zu dem Krankenhaus, in dem mein Papa ist?«, fragte sie, als sie mit Gerda im Fond saß.

»Ja«, beruhigte sie die Hausangestellte. »Ich habe gehört, in welchem Krankenhaus dein Papa liegt. Es ist ein Jammer, dass so viel Unglück an einem Tag passieren kann. Diese Alberti ist wirklich ein Unmensch, dass sie dich nicht mitgenommen hat. Sie spielt sich auf, als ob sie die wichtigste Person wäre.«

Das waren Worte, die Lina gefielen.

»Ich habe Frau Alberti gesagt, dass Papa sie bestimmt nicht will, aber dass er auf mich warten wird.« Sie presste die Hand auf ihren rechten Knöchel. »Gerda, wenn du mich führst und ich nur auf einem Fuß aufzutreten brauche, kann ich ganz bestimmt hopsen.«

»Wozu willst du hopsen?«, fragte Gerda belustigt. »Du siehst gar nicht so aus, als könntest du dir heute noch übermütige Dinge zutrauen. Wahrscheinlich wirst du froh sein, wenn du im Bett liegen kannst.«

»Ich will aber zuerst zu meinem Papa.« Lina schmiegte sich an Gerda, obwohl das sonst gar nicht ihre Art war. »Bitte, Gerda, bringe mich zuerst zu meinem Papa. Du bekommst dafür auch alles, was in meinem Sparschwein ist. Da kannst du dir bestimmt das neue Kleid kaufen, das wir gestern im Schaufenster gesehen haben. Du wolltest es doch so gern haben.«

Gerda machte sich keine Gedanken darüber, wie arm dieses Kind war, dass es Hausangestellte bestechen musste und auch die Mittel dazu kannte, um zu etwas Selbstverständlichem zu kommen, zu einem Besuch des Vaters.

»Aber du musst auch Wort halten, Lina«, sagte Gerda.

»Ich gebe dir mein Sparschwein gleich, wenn wir nach Hause zurückkommen«, versprach Lina treu.

»Ich glaube aber, du wirst im Krankenhaus bleiben müssen.«