Faust - Ein Gedicht - Nikolaus Lenau - E-Book

Faust - Ein Gedicht E-Book

Nikolaus Lenau

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Beschreibung

Faust - Ein Gedicht ist ein Drama von Nikolaus Lenau, das wesentlich radikaler als Goethes Faust ist. Es entstand 1836 zur Zeit des Biedermeier.

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Faust– Ein Gedicht

Nikolaus Lenau

Inhalt:

Nikolaus Lenau – Biografie und Bibliografie

Faust -Ein Gedicht

Der Morgengang

Der Besuch

Die Verschreibung

Der Jugendfreund

Der Teufel

Der Tanz

Das arme Pfäfflein

Die Lektion

Das Lied

Die Schmiede

Der nächtliche Zug

Der See

Maria

Der Maler

Die Warnung

Der Mord

Der Abendgang

Der Abschied

Das Waldgespräch

Die Reise

Der Traum

Der Sturm

Görg

Fausts Tod

Faust, N. Lenau

Jazzybee Verlag Jürgen Beck

Loschberg 9

86450 Altenmünster

ISBN: 9783849630409

www.jazzybee-verlag.de

[email protected]

Nikolaus Lenau – Biografie und Bibliografie

Eigentlich Nikolaus Niembsch von Strehlenau, ausgezeichneter Dichter, geb. 15. Aug. 1802 zu Csatád in Ungarn, gest. 22. Aug. 1850 in Oberdöbling bei Wien, studierte in Wien die Rechte und wendete sich dann der Medizin zu, ohne jedoch praktischer Arzt zu werden. Von frühauf eine zu gleicher Zeit feurige und melancholisch gestimmte Natur, deren poetische Ideale mit der Wirklichkeit in Konflikt gerieten, der Bewegung und Gärung der Zeit mit hoffendem Blick zugewandt und doch zu elegischer Trauer über den verlorenen Frieden harmloser Tage gestimmt, leidenschaftlich und wiederum von krankhafter Weichheit des Gefühls, sprach Lenau die wechselnden Stimmungen seines Innern in lyrischen und lyrisch-epischen Dichtungen aus. Die Herausgabe seiner »Gedichte« (Stuttg. 1831) führte ihn nach Stuttgart, wo er im Kreise der schwäbischen Dichter große Sympathien gewann und sich besonders eng an Justinus Kerner, Schwab und K. Mayer anschloss. Doch konnten zunächst weder die neuen Freunde noch die Aussichten auf literarischen Ruhm Lenau bewegen, von der Reise nach Amerika abzustehen; er hoffte in den Urwäldern die Befriedigung zu finden, die er daheim selbst in der Einsamkeit der Alpen nicht fand. 1832 kaufte er sich in den Vereinigten Staaten etwas Land, das er an einen seiner Reisegefährten verpachtete, und bereiste zu Pferde den Westen der Union. Der Eindruck der amerikanischen Zustände konnte aber auf die tieflyrische Natur Lenaus nur abstoßend sein; amerikamüde kehrte er nach einigen Monaten nach Europa zurück, wo inzwischen seine durch ausgeprägte Eigenart ausgezeichneten, farbenreichen und stimmungsvollen Gedichte ihre erste Verbreitung gewonnen hatten. Die Bilder aus seiner ungarischen Heimat verliehen namentlich den kleinern epischen Dichtungen ihren unwiderstehlichen Reiz, und die Mischung kräftiger Züge der Wirklichkeit und elegischer Grundstimmung kam auch den erzählenden Dichtungen ohne ungarischen Hintergrund zugute, die neben zahlreichen lyrischen Gedichten in der ersten Zeit nach der Rückkehr aus Amerika entstanden. Das Jahrzehnt zwischen 1833 und 1843 verbrachte Lenau abwechselnd in Wien und in Schwaben. Seine erste größere Dichtung: »Faust« (Stuttg. 1836; für die Bühne eingerichtet von Gramming, Münch. 1869), weder eine eigentliche epische noch eine dramatische Dichtung, sondern eine Reihe skeptisch beleuchteter Lebensbilder, vermehrte den Ruf, dessen er sich bereits erfreute. In Lenau selbst aber nagte, trotz allen poetischen Gelingens, eine schmerzliche Unbefriedigung, die auch in der wachsenden Schwermut seiner Dichtungen zutage trat. Vielfache Herzenserlebnisse, Erschütterungen und Enttäuschungen, die Rastlosigkeit eines beständigen Reiselebens und der nie ruhende Widerspruch seiner persönlichen Neigungen und seiner Geistesziele steigerten die nervöse Reizbarkeit des Dichters Schritt für Schritt. Außer den »Neuern Gedichten« (Stuttg. 1838, 2. vermehrte Auflage 1840) erschienen die größeren Dichtungen: »Savonarola« (das. 1837, 5. Aufl. 1866; vgl. Castle im »Euphorion«, Bd. 3 u. 4, Bamb. 1896–97) und »Die Albigenser« (Stuttg. 1842, 4. Aufl. 1873), die beide alle Vorzüge des Lenauschen Talents: die Glut und Farbenpracht der Schilderung, den Schwung echter Begeisterung, in einer Reihe glänzender Situationen und Bilder aufweisen, aber beide mehr geniale Fragmente als geschlossene Kunstwerke sind. Im »Savonarola« hielt Lenau wenigstens noch die einheitliche Form fest, in den »freien Gesängen« der »Albigenser« verzichtete er auch auf diese und erzielte darum nur fragmentarische Eindrücke. Sein letztbegonnenes Gedicht: »Don Juan« (im »Nachlass« erschienen), schloss sich in der Kompositionsweise völlig dem »Faust« an. Seine Vollendung war Lenau leider nicht beschieden. Im Sommer 1844 überraschte der Dichter seine Freunde durch die Nachricht von seiner glücklichen Verlobung (mit Marie Behrens, Tochter eines Frankfurter Senators); wenige Monate später aber ward er im Hause seines Freundes, des Hofrats Reinbeck in Stuttgart, vom Wahnsinn ergriffen. Lenau wurde nach der Irrenanstalt Oberdöbling bei Wien gebracht, wo ihn erst nach sechs Jahren der Tod von seinen Leiden erlöste. In seiner Geburtsstadt Csatád wurde ihm 1905 ein Denkmal errichtet, und auch in Esslingen wurde 1904 eine Büste von ihm aufgestellt. Seine »Gedichte« (Vereinigung der beiden obigen Sammlungen) sind seitdem in zahlreichen Auflagen erschienen; sonst ist von seinen Publikationen noch der »Frühlingsalmanach« (Stuttg. 1835–36, 2. Jahrg.) zu erwähnen. Seinen dichterischen »Nachlaß« (Stuttg. 1851) und seine »Sämtlichen Werke« (das. 1855, 4 Bde.; illustrierte Ausg. 1881, 2 Bde.) gab Anastasius Grün, dem Dichter im Leben eng befreundet, heraus. Von den neuern Ausgaben sind die vom Bibliographischen Institut in Leipzig veranstaltete (mit Biographie, Anmerkungen etc., 1882, 2 Bde.), die Hempelsche (Berl. 1883, 2 Bde.) und als die beste die von Castle für Hesses Klassikerausgaben besorgte (Leipz. 1900, 2 Bde.) zu nennen. Von Briefen Lenaus erschienen: »Lenaus Briefe an einen Freund« (hrsg. von K. Mayer, Stuttg. 1853); »Lenau und Sophie Löwenthal. Tagebuch und Briefe des Dichters etc.« (hrsg. von Frankl, das. 1892); »Lenaus Briefe an Emilie von Reinbeck und deren Gatten Georg von Reinbeck« (hrsg. von Schlossar, das. 1896). Vgl. Anton Schurz (Gatte von Lenaus Schwester Therese), Lenaus Leben, großenteils aus des Dichters eignen Briefen (Stuttg. 1855, 2 Bde.); Emma Niendorf, Lenau in Schwa ben (Leipz. 1853); Frankl, Zur Biographie N. Lenaus (2. Aufl., Wien 1885); Mulfinger, Lenau in Amerika (»Americana Germanica«, Bd. 1, New York 1897); Roustan, Lenau et son temps (Par. 1898); Saly-Stern, La vie d'un poèteEssai sur Lenau (das. 1902); Ernst, Leuaus Frauengestalten (Stuttg. 1902); v. Klenze, The treatment of nature in the works of Lenau (Chicago 1902); Faggi, Lenau e Leopardi (Palermo 1898); L. Reynaud, N. Lenau, poète lyrique (Par. 1905), sowie die kleinern Schriften und Vorträge von Witt (Marb. 1893), Sintenis (Hamb. 1899), Gesky (»Lenau als Naturdichter«, Leipz. 1902), Prem (Graz 1903).

Faust -Ein Gedicht

Der Morgengang

Ein hoher Berg, vom Morgen angeglüht,

Der hell und froh herauf im Osten sprüht;

Ein Wandrer kühn, der dort zum Gipfel strebt,

Von Fels zu Fels im raschen Fluge schwebt.

Was willst du, Faust, auf diesen Bergeszinnen?

Den Nebeln und den Zweifeln dort entrinnen?

Des Abgrunds Nebel werden nach dir schleichen,

Auch dort dir Zweifel an die Stirne streichen.

O freue dich am hellen Sonnenglanze,

Freu dich an seinem Kind, der stillen Pflanze,

Der Alpenlerche, die sich einsam schwingt,

Am Schneegebirg, das durch den Himmel dringt!

Laß Bergeslüfte froh dein Herz durchschauern

Und sie verwehn dein ungerechtes Trauern;

Laß nicht den Flammenwunsch im Herzen lodern,

Der Schöpfung ihr Geheimnis abzufordern;

O wolle nicht mit Gott zusammenfallen,

Solang dein Los auf Erden ist zu wallen.

Das Land der Sehnsucht ist die Erde nur;

Was Gott dir liebend in die Seele schwur,

Empfängst du erst im Lande der Verheißung,

Nach deiner Hülle fröhlicher Zerreißung! –

Umsonst, umsonst! Die ungestümen Fragen

Ihn ohne Rast von Fels zu Felsen jagen.

Viel Pflanzen hat er schon entpflückt dem Grund

Und, kaum besehn, geworfen in den Schlund;

Viel Steine schon hat dringend aufgerafft,

Am Fels zerschmettert seine Leidenschaft,

Und manch Insekt zerknickt des Forschers Hand,

Weils ihm von seiner Schöpfung nichts gestand.

Nun bleibt er stehn und lauscht dem Glockenklang

Vom Tal herauf, und fernem Kirchensang,

Der Glockenruf – die Lieder – mit den Winden

Dem Ohr des Wandrers schwellen und verschwinden;

Und wechselnd horcht er auf der Töne Flucht

Und spricht hinab in eine tiefe Schlucht:

»Wie wird mir nun zu Mut mit einem Mal!

Wie faßt mich plötzlich ungekannte Qual!

Ich fühls: des Glaubens letzter Faden reißt,

Anweht mein Herz ein kalter, finstrer Geist.

O, daß die Töne, die vom Tal sich schwingen,

Mich wie ein Aufschrei bittrer Not durchdringen!

Da unten Wandrer durch die Wüste ziehn

Und jetzt im Notgezelt, dem Kirchlein, knien,

Und die Verlaßnen rufen sehnsuchtsvoll

Dem Führer, daß er endlich kommen soll.

Ob eure Sehnsucht betet, fluchet, weint,

Der Führer nirgends, nirgends euch erscheint!«

Und weiter, höher, steiler treibt die Hast,

Der Unmut fort der Berge trüben Gast,

Auf Klippen, wo den Pfad die Furcht verschlingt,

Wohin verzweifelnd nur die Gemse springt.

Schon kann der Klang vom Tal ihn nicht erreichen;

Doch fernher tönts von dumpfen Donnerstreichen.

Zu Füßen jetzt dem ungestümen Frager

Erbraust ein sturmversammelt Wolkenlager,

Und wilder stets das Wetter blitzt und kracht;

Er ruft hinab frohlockend in die Nacht:

»Die Wetterwolken hab ich übersprungen,

Daß sie vergebens mir zu Füßen klaffen,

Nach mir ausstreckend ihre Feuerzungen:

So will ich mich der Geistesnacht entraffen!«

Da plötzlich wankt und weicht von seinem Tritt

Ein Stein und reißt ihn jach zum Abgrund mit;

Doch faßt ihn rettend eine starke Hand

Und stellt ihn ruhig auf den Felsenrand;

Ein finstrer Jäger blickt ins Aug ihm stumm

Und schwindet um das Felseneck hinum.

Der Besuch

Faust und sein Famulus Wagner im anatomischen Theater an einer Leiche.

FAUST.

Wenn diese Leiche lachen könnte, traun!

Sie würde plötzlich ein Gelächter schlagen,

Daß wir sie so zerschneiden und beschaun,

Daß wir die Toten um das Leben fragen.

Mein Freund, das plumpe Messer tappt vergebens

Verlaßnen Spuren nach des flüchtgen Lebens.

Längst ist das scheue Wild auf und davon;

Es setzte flüchtig durch den Acheron,

Drin sich dem Jäger seine Spur verloren.

Ich wills nicht länger hier im Walde suchen.

Mir dünkt das Los des blödgeäfften Toren,

Das Los des Forschers wahrlich zu verfluchen.

WAGNER.

Mir aber dünkt das stille Los des Weisen

Vor jedem andern glücklich und zu preisen.

Und schreiten wir auch ferne noch vom Ziel,

So wissen wir des Wahren doch schon viel.

FAUST.

Du weißt nicht mehr vom Leben, als das Vieh,

Trotz deiner sämtlichen Anatomie.

WAGNER.

Ihr scherzet, Meister; welch ein Hochvergnügen,

An dieser frischen Leiche zu erfahren,

Wie all die feingewebten, wunderbaren

Gebilde sich so schön zusammenfügen;

Wie sein Geschäft ein jegliches Organ

Einträchtig übt, dem Ganzen Untertan.

FAUST.

Dich mag beglücken, Freund, das tiefe Wissen,

Daß dieser Tote, als er war gesund,

Das Futter hat gesteckt in seinen Mund,

Und daß er mit den Zähnen es zerbissen.

Auch ist zu deinem Glücke nicht erdichtet,

Der Magen war zum Dauen eingerichtet,

Und daß dazu in dem erwähnten Falle

Getröpfelt aus der Leber kam die Galle,

Und daß die Säfte durchs Geäder kreisen,

Und was noch schlau der Forscher sonst erfrug;

Doch ist die ganze Weisheit nicht genug,

Auch nur den kleinsten Zweifel satt zu speisen.

WAGNER.

Ich ehre die Natur in ihrem Schweigen;

Erfreut sie mich mit noch so leiser Kunde,

So dank ich ihr aus tiefem Herzensgrunde.

Seht nur, wie diese Nerven sich verzweigen,

Durch die die ewge Seele fühlt und denkt,

Gebieterisch des Leibes Glieder lenkt.

FAUST.

Oft, wenn ich so die langen Forschernächte

Einsam mit stillen Leichen nur verkehrte

Und in der Nerven sinnigem Geflechte

Eifrig verfolgt des Lebens dunkle Fährte;

Wenn meinem Blicke dann sich aufgeschlossen

Der Nerven Stamm mit seinen Zweigen, Sprossen –

Da rief mein Wahn, entzückt ob solchem Funde:

Hier seh ich deutlich den Erkenntnisbaum,

Von dem die Bibel spricht im Alten Bunde;

Hier träumt die Seele ihren Kindestraum,

Süßschlummernd noch im Schatten dieser Äste,

Durch die sich Paradieseslüfte drängen

Und Vögel ziehn mit wonnigen Gesängen,

Aus andern Welten lieblich fremde Gäste.

Kaum aber ist vom Traum die Seel erwacht,

Wird glühend ihre Sehnsucht angefacht,

Die süße Frucht den Zweigen zu entpflücken,

Unheilbar ihren Frieden zu zerstücken.

Ich will, so rief ich, diese Frucht genießen,

Und wenn die Götter ewig mich verstießen!

MEPHISTOPHELES als fahrender Scholast plötzlich zur Tür herein.

Ha! ha! Herr Anatom, recht fein und zierlich!

Des Baumes vom verlornen Paradiese

Steckt die fatale Wurzel Euch possierlich

Im Schädel eingepflanzt als Zirbeldrüse?

FAUST.

Wer ist es, der so spät hier ein sich findet,

Da schon die Glocke zählte Mitternacht?

Der da so laut herein zur Türe lacht

Und mein zu spotten frech sich unterwindet?

Ich sprach von einem Traum aus frühern Tagen; –

Verloren ist zusamt dem Paradies

Der Baum der Wahrheit; 

MEPHISTOPHELES.

Wenn nicht all die Sagen

Die Lüg aus alter Zeit herüberblies.

Verzeiht, daß ich so spät mich eingedrungen.

Auch ich bin Arzt, des Kuren oft gelungen.

Es macht mir Spaß, des Nachts mit klugen Leuten

Das Menschenlos zu prüfen und zu deuten.

FAUST.

O unglückselig Wort: das Menschenlos!

Ich fühls in seiner ganzen Bitterkeit.

Vom Schoß der Mutter in den Grabesschoß

Jagt mich die ernste, tiefvermummte Zeit,

Die dunkle Sklavin unbekannter Mächte.

Sie spricht kein Wort auf alle meine Fragen,

Gleichgültig meinem Fluchen und Verzagen,

Stoßt sie mich weiter durch des Lebens Nächte.

In meinem Innern ist ein Heer von Kräften,

Unheimlich eigenmächtig, rastlos heiß,

Entbrannt zu tief geheimnisvolln Geschäften,

Von welchen all mein Geist nichts will und weiß.

So bin ich aus mir selbst hinausgesperrt,

Und stets geneckt von Zweifeln und gezerrt,

Ein Fremdling ohne Ziel und Vaterland,

Indem ich schwindelnd, strauchelnd fort mich quäle

Zwischen dem dunkeln Abgrund meiner Seele

Und dieser Welt verschloßner Felsenwand,

Auf des Bewußtseins schmalem, schwankem Stege,

Solang dem Herz belieben seine Schläge.

MEPHISTOPHELES.

Euch grämt, daß Kräfte rüstig in Euch schaffen

Und Euch nicht lassen in die Werkstatt gaffen!

Was kümmerts Euch, wohers die Kräfte geben

Und wie bereiten, was Ihr braucht zum Leben?

Der Geist soll einem Kavaliere gleichen,

Dem, was er braucht, die Untertanen reichen,

Der aber nicht begierig ist zu schauen,

Wie sie viehzüchten und die Felder bauen.

Doch ist vergeblich Forschen Euch verleidet,

Wie kommts, daß Ihr an dieser Leiche schneidet?

FAUST.

Wer was Verlegtes sucht in seinem Zimmer,

Kehrt wieder an die alte Stelle immer,

Wo er schon oft vergebens hat gesucht;

So zog mich stets mit kläglichem Betrug

Zu Leichen ein geheimer Hoffnungszug.

Nun aber sei die Stunde mir verflucht,

Die je mich äfft hier am verstockten Aase!

MEPHISTOPHELES.

Die Wissenschaft, die sich von Leichen nährt,

Da habt Ihr recht, ist nicht der Mühe wert,

Daß Ihr damit behelligt Eure Nase.

FAUST.

Warum doch muß in meiner Seele brennen

Die unlöschbare Sehnsucht nach Erkennen!

Nichts ist die Wissenschaft; doch wo ist Rettung

Aus meiner Zweifel peinlicher Verkettung?

MEPHISTOPHELES.