Flammenkinder - Lars Kepler - E-Book
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Flammenkinder E-Book

Lars Kepler

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Beschreibung

In einer Einrichtung für Suizid gefährdete junge Mädchen im Norden Schwedens wird eine Zwölfjährige ermordet aufgefunden - aufgebahrt in einem Bett, mit beiden Händen vor dem Gesicht. In der gleichen Nacht wird eine Krankenschwester brutal erschlagen. Niemand hat etwas gesehen.

Als in einem Zimmer ein blutverschmierter Hammer gefunden wird, scheint der Fall aufgeklärt, doch das Mädchen, das dort lebte, ist verschwunden. Ihm ist es gelungen, in einem Auto zu fliehen. Für die Polizei beginnt damit ein dramatischer Kampf gegen die Zeit, denn in dem Wagen saß ein kleines Kind. Das Auto wird kurze Zeit später in einem Fluss in der Nähe entdeckt und die Mörderin gilt auf tragische Weise als überführt.

Nur Kriminalkommissar Joona Linna ist skeptisch. Zu viele Fragen sind noch offen. Was war das Mordmotiv? Und warum wurde eines der Opfer so merkwürdig aufgebahrt?

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Seitenzahl: 654

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Inhalt

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Impressum

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LARS KEPLER

FLAMMENKINDER

KRIMINALROMAN

Übersetzungaus dem Schwedischenvon Paul Berf

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe

des in der Bastei Lübbe AG erschienenen Werkes

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

Titel der schwedischen Originalausgabe:

»Eldvittnet«

Für die Originalausgabe:

Copyright © 2011 by Lars Kepler

Published in the German language by arrangement with

Bonnier Group Agency, Stockholm, Sweden

Für die deutschsprachige Ausgabe:

Copyright © 2012 by Bastei Lübbe AG, Köln

Textredaktion: Anja Lademacher, Bonn

Umschlaggestaltung: Kirstin Osenau

Umschlagmotiv: © shutterstock/Olegusk, © shutterstock/Nik_Merkulov, © shutterstock/Nancy Bauer

E-Book-Produktion: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

ISBN 978-3-8387-1973-3

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

»allen Lügnern ist ihr Teil in dem See,

der von Feuer und Schwefel brennt«

Off., 21:8

ALS MEDIUM BEZEICHNET MAN einen Menschen, der von sich behauptet, eine paranormale Begabung zu haben und die Fähigkeit zu besitzen, Zusammenhänge jenseits der Erkenntnismöglichkeiten anerkannter Wissenschaften zu erfassen.

Manche Medien vermitteln bei spiritistischen Sitzungen Kontakt zu den Toten, andere bieten Lebensberatung mit Hilfe von Tarotkarten oder anderem an.

Der Versuch, über ein Medium Verbindung zu den Toten aufzunehmen, lässt sich in der Geschichte der Menschheit weit zurückverfolgen. Bereits tausend Jahre vor Christi Geburt versuchte der israelische König Saul den Geist des verstorbenen Propheten Samuel um Rat zu fragen.

Überall auf der Welt greift die Polizei bei komplizierten Ermittlungen auf die Hilfe von geistigen Medien und Spiritisten zurück. Dies geschieht viele Male pro Jahr, obwohl es keinen einzigen dokumentierten Fall gibt, bei dem ein solches Medium tatsächlich zur Aufklärung des Verbrechens beigetragen hat.

1

ELISABETH GRIMM ist einundfünfzig Jahre alt, und ihre Haare sind bereits leicht ergraut. Sie hat fröhliche Augen, und wenn sie lächelt, sieht man, dass sich der eine ihrer vorderen Schneidezähne ein wenig über den anderen schiebt.

Elisabeth arbeitet als Betreuerin im Haus Birgitta, einem Jugendheim nördlich von Sundsvall. Das Haus ist eine halboffene Einrichtung in privater Trägerschaft und beherbergt auf der Grundlage des Gesetzes über besondere Bestimmungen zur Betreuung von Jugendlichen eine Wohngruppe von acht Mädchen im Alter von zwölf bis siebzehn Jahren.

Wenn sie hierherkommen, nehmen viele dieser Mädchen Drogen, fast alle verletzen sich selbst und haben Essstörungen, und einige sind darüber hinaus ausgesprochen gewaltbereit.

Im Grunde gibt es keine Alternative zu geschlossenen Einrichtungen mit alarmgesicherten Türen, vergitterten Fenstern und Personenschleusen. Und von da aus führt der Weg dann in aller Regel in Gefängnisse und die psychiatrische Zwangsverwahrung der Erwachsenenwelt. Das Haus Birgitta bildet jedoch eine der wenigen Ausnahmen von dieser Regel. Hier werden Mädchen aufgenommen, die an offene Therapieformen herangeführt werden sollen.

Ins Haus Birgitta kommen die braven Mädchen, sagt Elisabeth immer.

Sie greift nach dem letzten Stück dunkler Schokolade, steckt es sich in den Mund und spürt die Süße und das bittere Kitzeln unter der Zunge.

Allmählich entspannen sich ihre Schultern. Es ist ein turbulenter Abend gewesen. Dabei hatte der Tag so gut angefangen. Am Vormittag Unterricht und nach dem Mittagessen Spiele und ein Bad im See.

Nach dem Abendessen war die Hausverwalterin nach Hause gefahren und Elisabeth als einzige Betreuerin in der Einrichtung geblieben, denn vier Monate nachdem die Holdinggesellschaft Blanchefords das Haus übernommen hatte, war das Nachtpersonal reduziert worden.

Die Mädchen durften bis zehn Uhr fernsehen. Sie selbst saß im Schwesternzimmer und versuchte, die vielen persönlichen Beurteilungen abzuarbeiten, als sie wütende Schreie hörte, woraufhin sie in den Fernsehraum eilte und sah, dass Miranda auf die kleine Tuula losging. Sie schrie, Tuula sei eine Fotze und Hure, zerrte sie von der Couch und trat ihr in den Rücken.

Elisabeth war an Mirandas Gewaltausbrüche schon gewöhnt. Sie rannte zu Miranda, zog sie von Tuula weg, steckte einen Schlag auf die Wange ein und musste Miranda lautstark klarmachen, dass ihr Verhalten inakzeptabel war. Ohne sich auf Diskussionen einzulassen, nahm sie Miranda zur Leibesvisitation und anschließend in das Isolierzimmer im Flur mit.

Elisabeth wünschte ihr noch eine gute Nacht, aber Miranda blieb stumm, saß lediglich mit gesenktem Kopf auf dem Bett und lächelte in sich hinein, als Elisabeth die Tür zuschlug und abschloss.

Eigentlich hatte das neue Mädchen, Vicky Bennet, einen Termin für ihr Abendgespräch, aber wegen des Konflikts zwischen Miranda und Tuula blieb dafür keine Zeit mehr. Vicky hatte schüchtern darauf hingewiesen, dass ihr eigentlich ein Vieraugengespräch zustand, und als es verschoben werden musste, wurde sie traurig, zerschlug eine Teetasse, nahm eine der Scherben und ritzte sich am Bauch und an den Handgelenken.

Als Elisabeth hereinkam, bedeckte Vicky ihr Gesicht mit beiden Händen und Blut lief ihre Unterarme herab.

Elisabeth säuberte die oberflächlichen Wunden, klebte ein Pflaster auf den Bauch, verband Vickys Handgelenke mit Mullbinden, tröstete sie und nannte sie »meine Kleine«, bis sie den Anflug eines Lächelns sah. Die dritte Nacht hintereinander gab sie dem Mädchen zehn Milligramm Sonata, damit es einschlafen konnte.

2

INZWISCHEN SCHLAFEN IHRE SCHÜTZLINGE ALLE, und es ist Stille eingekehrt im Haus Birgitta. Im Fenster des Schwesternzimmers brennt eine Lampe und lässt die Welt draußen undurchdringlich schwarz erscheinen.

Mit einer tiefen Falte auf der Stirn sitzt Elisabeth am Computer und hält die Vorkommnisse des Abends im Berichtsblatt fest.

Es ist fast zwölf, und sie merkt, dass sie noch nicht einmal dazu gekommen ist, ihre Abendtablette zu nehmen. Ihr bisschen Stoff, wie sie scherzhaft zu sagen pflegt. Nachtdienste und aufreibende Tage haben bei ihr zu Schlafstörungen geführt. Um zehn Uhr nimmt sie deshalb immer zehn Milligramm Stilnox, um gegen elf einschlafen zu können und ein paar Stunden Ruhe zu finden.

Die Septemberdunkelheit hat sich auf den Wald herabgesenkt, aber man kann noch erkennen, dass die spiegelglatte Fläche des Sees Himmelsjön schimmert wie Perlmutt.

Endlich kann sie den Computer herunterfahren und ihre Tablette nehmen. Sie zieht die Strickjacke enger um sich und denkt, dass ein Glas Wein jetzt nicht zu verachten wäre. Sie sehnt sich danach, mit einem Buch und einem Glas Wein in ihrem Bett zu sitzen, zu lesen und mit Daniel zu plaudern.

Aber heute hat sie Dienst und wird im Übernachtungszimmer schlafen. Als Buster draußen auf dem Hof plötzlich anschlägt, zuckt sie zusammen. Er bellt so aufgeregt, dass sie Gänsehaut auf ihren Armen bekommt.

Es ist spät geworden, sie sollte längst im Bett liegen.

Um diese Uhrzeit schläft sie sonst immer.

Als der Computerbildschirm erlischt, wird es dunkel im Zimmer. Auf einmal ist es unglaublich still. Elisabeth wird sich der Geräusche bewusst, die sie selber macht. Das Zischen der Gasdruckfeder, als sie aufsteht, das Knarren der Bodendielen unter ihren Füßen, als sie zum Fenster geht. Sie versucht hinauszuschauen, aber die Dunkelheit spiegelt nur ihr eigenes Gesicht, das Schwesternzimmer mit Computer und Telefon, die Wände mit ihren nach Schablonen gestrichenen Mustern in Gelb und Grün.

Plötzlich sieht sie, dass die Tür hinter ihrem Rücken ein wenig aufgleitet.

Ihr Herz schlägt schneller. Die Tür war einen Spaltbreit geöffnet, steht nun aber halb offen. Das muss am Luftzug liegen, versucht sie sich einzureden. Der Kachelofen im Esszimmer saugt große Mengen Luft an.

Elisabeth verspürt eine seltsame innere Unruhe, Angst kriecht in ihre Adern. Sie wagt es nicht, sich umzudrehen, starrt stattdessen das Spiegelbild der Tür in der dunklen Fensterscheibe an.

Sie lauscht der Stille und dem Computer, der noch tickt.

In dem Versuch, ihr Unbehagen abzuschütteln, streckt sie die Hand aus, löscht die Lampe im Fenster und dreht sich um.

Jetzt steht die Tür weit offen.

Ihr läuft ein Schauer über den Rücken.

Die Deckenlampe im Flur zum Esszimmer und den Zimmern der Mädchen ist eingeschaltet. Sie verlässt den Raum und nimmt sich vor, zu kontrollieren, ob die Luken des Kachelofens geschlossen sind, als aus den Zimmern der Mädchen auf einmal ein Flüstern dringt.

3

ELISABETH SCHAUT DEN KORRIDOR HINUNTER, rührt sich nicht von der Stelle und lauscht. Anfangs hört sie nichts, dann erahnt sie etwas. Ein leises Wispern, so zart, dass man es kaum versteht.

»Jetzt musst du die Augen zumachen«, flüstert jemand.

Elisabeth steht vollkommen still und schaut in die Dunkelheit hinein, kneift immer wieder die Augen zusammen, kann jedoch niemanden erkennen.

Sie denkt, dass bestimmt eines der Mädchen im Schlaf spricht, als sie ein seltsames Geräusch hört. Als ließe jemand einen überreifen Pfirsich zu Boden fallen. Und dann noch einen. Schwer und feucht. Ein Tischbein scharrt über den Fußboden, und anschließend fallen zwei weitere Pfirsiche.

Elisabeth erahnt aus den Augenwinkeln heraus eine Bewegung. Einen vorüberhuschenden Schatten. Sie dreht sich um und sieht, dass sich langsam die Tür zum Esszimmer schließt.

»Warte«, sagt sie, obwohl sie annimmt, dass es wieder nur die Zugluft ist.

Sie eilt hin, legt die Hand auf die Türklinke und spürt einen seltsamen Widerstand, dann gibt es ein kurzes Tauziehen, bis die Tür schließlich einfach aufgeht.

Elisabeth betritt das Esszimmer. Sie ist wachsam und versucht, den Raum zu überblicken. Der zerkratzte Esstisch glänzt schwach. Vorsichtig bewegt sie sich zum Kachelofen und sieht ihre eigenen Bewegungen in den geschlossenen Messingluken schimmern.

Die aufgeheizten Ofengänge verströmen Wärme.

Plötzlich raschelt und knackt es hinter den Luken. Sie weicht einen Schritt zurück und stößt gegen einen Stuhl.

Es ist nur glühendes Brennholz, das in sich zusammengefallen und gegen die Innenseite der Luken gestoßen ist. Der Raum ist vollkommen leer.

Sie holt tief Luft, verlässt das Esszimmer, schließt die Tür und geht den Gang zu ihrem Übernachtungszimmer zurück, bleibt dann jedoch wieder stehen und lauscht.

Aus der Abteilung der Mädchen dringt kein Laut an ihr Ohr. Säuerliche Düfte treiben, metallisch dampfend, durch die Luft. Ihr Blick sucht nach Bewegungen in dem dunklen Korridor, aber es herrscht vollkommene Stille. Trotzdem zieht es sie dorthin. Zu der Reihe unverschlossener Türen. Manche scheinen einen Spalt offen zu stehen, andere sind geschlossen.

Auf der rechten Seite des Korridors liegen die Toiletten und eine Nische mit der abgeschlossenen Tür zum Isolierzimmer, in dem Miranda schläft.

Der Türspion glimmt schwach.

Elisabeth bleibt stehen und hält die Luft an. In einem der Zimmer flüstert eine helle Stimme, verstummt jedoch abrupt, als Elisabeth weitergeht.

»Sei jetzt still«, sagt sie in den Raum hinein.

Ihr Herz pocht heftiger, als sie eine Reihe schneller, dumpfer Schläge vernimmt. Es ist schwer auszumachen, woher das Geräusch kommt, aber es klingt, als läge Miranda im Bett und würde mit nackten Füßen gegen die Wand treten. Elisabeth denkt darüber nach, zur Tür zu gehen und durch den Spion zu schauen, als sie sieht, dass in der dunklen Nische jemand steht. Es ist ein Mensch.

Sie atmet keuchend ein und geht mit einem träumerischen, wasserschweren Gefühl im Körper rückwärts.

Sie erkennt sofort, wie gefährlich die Situation ist, aber die Angst macht ihre Bewegungen langsam.

Erst als der Fußboden des Korridors knarrt, regt sich in ihr der Impuls, um ihr Leben zu laufen.

Die Gestalt in der Dunkelheit bewegt sich plötzlich sehr schnell.

Elisabeth dreht sich um, läuft los, hört Schritte hinter sich, rutscht auf dem Flickenteppich aus, stößt mit der Schulter gegen die Wand und rennt weiter.

Eine sanfte Stimme ermahnt sie, stehen zu bleiben, aber sie bleibt nicht stehen, sie läuft, stürzt durch den Gang.

Türen schlagen auf und werden wieder zurückgeworfen.

In panischer Angst eilt sie an dem Raum für Leibesvisitationen vorbei und stützt sich an den Wänden ab. Die gerahmte Kinderkonvention der Vereinten Nationen löst sich von ihrem Haken und fällt krachend auf den Fußboden. Sie erreicht die Haustür, tastet nach der Klinke, stößt die Tür auf und läuft in die kühle Nachtluft hinaus, rutscht auf der Eingangstreppe jedoch aus. Sie fällt auf die Hüfte und begräbt ein Bein unter sich. Der Schmerz im Fußgelenk ist so heftig, dass sie laut aufschreit. Sie rutscht die Treppe hinunter, hört schwere Schritte im Hauseingang, kriecht ein wenig weiter, verliert ihre Hausschuhe und kommt wimmernd auf die Beine.

4

DER HUND BELLT SIE AN, umkreist sie, hechelt und knurrt. Elisabeth entfernt sich humpelnd vom Haus und läuft über den dunklen Kiesplatz. Wieder bellt der Hund, erregt und abgehackt. Elisabeth weiß, dass sie nicht durch den Wald laufen können wird, denn bis zum nächsten Gehöft ist es weit – eine halbe Stunde mit dem Auto. Sie kann nirgendwohin. Sie schaut sich in der Dunkelheit um und schleicht hinter das Trockenhaus. Sie erreicht die Waschküche, öffnet sie mit zitternden Händen, tritt ein und zieht behutsam die Tür hinter sich zu.

Keuchend sinkt sie zu Boden und sucht nach ihrem Handy.

»Oh Gott, oh mein Gott …«

Elisabeths Hände zittern so, dass sie das Handy fallen lässt. Das Cover auf der Rückseite löst sich, und der Akku fällt heraus. Sie hebt die Teile auf und hört im selben Moment knirschende Schritte auf dem Kiesplatz.

Sie hält die Luft an.

In ihrem Körper donnert der Puls. Es rauscht in den Ohren. Sie versucht, etwas durch das niedrige Fenster zu erkennen.

Gleich dahinter bellt der Hund. Buster ist ihr gefolgt. Er scharrt an der Tür und wimmert aufgeregt.

Sie kriecht weiter in die Ecke neben der gemauerten Feuerstelle hinein, versucht lautlos zu atmen, verbirgt sich hinter dem Brennholzkorb und legt den flachen Akku in das Handy ein.

Als sich die Tür zur Waschküche öffnet, schreit Elisabeth auf. In panischer Angst rutscht sie an der Wand entlang, kommt aber nicht weit.

Sie sieht die Stiefel, die Gestalt im Schatten und dann das furchtbare Gesicht und den Hammer in der Hand, den dunklen Glanz und sein Gewicht.

Sie lauscht der Stimme, nickt und hält sich die Hände vors Gesicht.

Der Schatten zögert, gleitet dann jedoch durch den Raum, drückt sie mit dem Fuß zu Boden und schlägt kraftvoll zu. Kurz über dem Haaransatz brennt ihre Stirn. Sie sieht nichts mehr. Es tut schrecklich weh, aber gleichzeitig spürt sie ganz deutlich, dass ihr warmes Blut wie ein Streicheln über die Ohren und um den Hals läuft.

Der nächste Schlag trifft dieselbe Stelle, und ihr Kopf wird zurückgeworfen, und sie nimmt nur noch wahr, dass Sauerstoff in die Lunge gesogen wird.

Verwirrt denkt sie, dass die Luft wunderbar süß ist, dann verliert sie das Bewusstsein.

Die restlichen Schläge und wie der Körper unter ihnen erzittert, spürt Elisabeth nicht mehr. Sie merkt nicht, dass ihr die Schlüssel zum Schwestern- und Isolierzimmer aus der Tasche genommen werden und ebenso wenig, dass sie auf dem Boden liegen bleibt und der Hund in die Waschküche schlüpft und Blut aus ihrem zertrümmerten Schädel schleckt, während sie langsam ihr Leben aushaucht.

5

JEMAND HAT EINEN GROßEN ROTEN APFEL auf dem Tisch vergessen. Er glänzt und sieht wunderschön aus. Sie denkt, dass sie ihn essen und sich anschließend nichts anmerken lassen wird. Sich nicht um die Fragen scheren wird, die Litaneien gar nicht hören, sondern nur dasitzen und mürrisch aus der Wäsche gucken wird.

Sie streckt die Hand aus, aber als sie den Apfel endlich festhält, spürt sie, dass er vollkommen verfault ist.

Ihre Finger sinken in das Kalte und Feuchte ein.

Nina Molander wird davon wach, dass sie die Hand zurückzieht. Es ist mitten in der Nacht. Sie liegt in ihrem Bett. Das einzige Geräusch ist das Bellen des Hundes auf dem Hof. Das neue Medikament lässt sie nachts immer wach werden, weil sie aufstehen und pinkeln muss. Waden und Füße schwellen an, aber sie braucht das Medikament, denn sonst verfinstern sich ihre Gedanken, und sie interessiert sich für nichts mehr und hat für nichts anderes mehr Kraft, als dazuliegen und die Augen zu schließen.

Sie denkt, dass sie ein bisschen Licht gebrauchen könnte, etwas, worauf sie sich freuen kann. Nicht immer nur den Tod, nicht immer nur Gedanken an den Tod.

Nina schlägt die Decke zur Seite, setzt die Füße auf den warmen Holzfußboden und steigt aus dem Bett. Sie ist fünfzehn und hat glatte, blonde Haare. Sie ist kräftig gebaut, mit breiten Hüften und großen Brüsten. Das weiße Flanellnachthemd spannt über ihrem Bauch.

In der Einrichtung ist es still, und der Flur wird in das grüne Licht des Schildes getaucht, das den Notausgang markiert.

Hinter einer Tür hört Nina ein seltsames Flüstern und denkt, dass die anderen Mädchen feiern, aber mal wieder keiner von ihnen auf die Idee gekommen ist, sie zu fragen, ob sie mitmachen will.

Das will ich auch gar nicht, denkt sie.

Der Geruch von erloschenem Feuer hängt in der Luft. Wieder fängt der Hund an zu bellen. Im Flur ist der Fußboden kälter. Sie bemüht sich nicht, leise zu gehen, hat große Lust, die Tür zur Toilette ein paar Mal zuzuschlagen. Es ist ihr egal, dass Almira dann wütend wird, dass sie einem dann Sachen in den Rücken wirft.

Die alten Dielen knarren leise. Nina setzt ihren Weg zur Toilette fort, bleibt aber stehen, als sie unter ihrem rechten Fuß etwas Feuchtes spürt. Eine dunkle Pfütze hat sich unter der Tür zum Isolierzimmer gebildet, in dem Miranda schläft. Nina steht zunächst nur still da und weiß nicht, was sie tun soll, sieht dann jedoch, dass der Schlüssel im Schloss steckt.

Das ist merkwürdig.

Sie streckt die Hand nach der glänzenden Klinke aus, öffnet die Tür, tritt ein und schaltet das Licht an.

Überall ist Blut – es tropft, glänzt und fließt.

Miranda liegt auf dem Bett.

Nina weicht einige Schritte zurück und merkt nicht, dass sie sich in die Hose macht. Sie stützt sich mit der Hand an der Wand ab, sieht die blutigen Schuhabdrücke auf dem Fußboden und glaubt, dass sie ohnmächtig werden wird.

Sie dreht sich um, ist im Flur, öffnet die Tür zum Nebenzimmer, schaltet die Deckenlampe an, tritt ein und rüttelt an Carolines Schulter.

»Miranda ist verletzt«, flüstert sie. »Ich glaube, sie ist verletzt.«

»Was machst du in meinem Zimmer?«, fragt Caroline und setzt sich im Bett auf. »Verdammt, wie viel Uhr ist es überhaupt?«

»Da ist Blut auf dem Fußboden«, schreit Nina.

»Beruhige dich.«

6

NINA ATMET VIEL ZU SCHNELL, sieht Caroline in die Augen, muss dafür sorgen, dass sie es begreift, ist zugleich jedoch über ihre eigene Stimme verblüfft, darüber, dass sie sich traut, mitten in der Nacht so zu schreien.

»Da ist überall Blut!«

»Sei still«, zischt Caroline und steht auf.

Ninas Rufe haben die anderen geweckt, aus den übrigen Zimmern dringen bereits erste Stimmen.

»Komm mit«, sagt Nina und kratzt sich angsterfüllt die Arme. »Miranda sieht seltsam aus, du musst sie dir ansehen, du musst …«

»Kannst du dich jetzt bitte beruhigen? Ich sehe es mir ja an, aber ich bin mir sicher, dass …«

Aus dem Flur dringt ein Schrei zu ihnen herein. Er kommt von der kleinen Tuula. Caroline eilt aus dem Zimmer. Tuula starrt in das Isolierzimmer. Ihre Augen sind weit aufgerissen. Indie tritt in den Flur und kratzt sich in der Achselhöhle.

Caroline zieht Tuula weg, sieht jedoch kurz das Blut auf den Wänden und Mirandas weißem Körper. Ihr Herz schlägt schnell. Sie stellt sich Indie in den Weg, denkt, dass keiner von ihnen noch mehr Selbstmorde sehen muss.

»Es hat einen Unfall gegeben«, erklärt sie schnell. »Kannst du bitte alle ins Esszimmer bringen, Indie?«

»Ist etwas mit Miranda?«, fragt Indie.

»Ja, wir müssen Elisabeth wecken.«

Lu Chu und Almira kommen aus demselben Zimmer. Lu Chu hat nur eine Pyjamahose an, und Almira hat eine Decke um sich geschlungen.

»Geht ins Esszimmer«, sagt Indie.

»Darf ich mir vorher das Gesicht waschen?«, fragt Lu Chu.

»Nimm Tuula mit.«

»Was zum Teufel ist hier eigentlich los?«, erkundigt sich Almira.

»Das wissen wir nicht«, antwortet Caroline kurz.

Während Indie versucht, alle ins Esszimmer zu scheuchen, läuft Caroline den Gang zum Übernachtungszimmer des Personals hinunter. Sie weiß, dass Elisabeth Schlafmittel nimmt und deshalb nie hört, wenn eines der Mädchen aufsteht und herumläuft.

Caroline hämmert so fest sie nur kann gegen die Tür.

»Elisabeth, wach auf.«

Nichts passiert. Sie hört keinen Laut.

Caroline eilt zum Schwesternzimmer. Die Tür steht offen, und sie geht hinein, greift nach dem Telefon und ruft Daniel an, den ersten Menschen, der ihr in den Sinn kommt.

Es knistert in der Leitung.

Indie und Nina kommen ins Zimmer. Ninas Lippen sind bleich, sie bewegt sich ruckartig und zittert am ganzen Leib.

»Wartet im Esszimmer«, sagt Caroline kurz.

»Aber was ist mit dem Blut? Hast du das Blut gesehen?«, schreit Nina und kratzt eine Wunde an ihrem rechten Unterarm auf.

»Daniel Grim«, meldet sich eine müde Stimme.

»Ich bin’s, Caroline, hier ist ein Unglück passiert, und Elisabeth wacht nicht auf, ich kann Elisabeth nicht wecken, also habe ich dich angerufen, ich weiß nicht, was ich tun soll.«

»Ich habe Blut an den Füßen«, schreit Nina. »Ich habe Blut an den Füßen …«

»Jetzt komm mal runter«, schreit Indie und versucht, Nina mit sich zu ziehen.

»Was ist los?«, fragt Daniel mit einer Stimme, die plötzlich hellwach und konzentriert klingt.

»Miranda ist in der Zelle, aber da ist alles voller Blut«, antwortet Caroline und schluckt schwer. »Ich weiß nicht, was wir …«

»Ist sie schwer verletzt?«, fragt Daniel.

»Ja, ich glaube schon … oder ich …«

»Caroline«, unterbricht Daniel sie. »Ich rufe einen Krankenwagen und …«

»Aber was soll ich tun? Was soll ich …«

»Sieh nach, ob Miranda Hilfe braucht und versuche noch einmal, Elisabeth zu wecken«, antwortet Daniel.

7

DIE NOTRUFZENTRALE IN SUNDSVALL liegt in einem dreistöckigen roten Backsteinbau in der Björneborgsgatan am Bäckpark. Jasmin hat normalerweise keine Probleme mit der Nachtschicht, aber im Moment ist sie ungewöhnlich müde. Es ist vier Uhr morgens, und die Nacht neigt sich ihrem Ende zu. Jasmin sitzt mit einem Headset am Computer und pustet auf den schwarzen Kaffee in ihrer Tasse. Im Pausenraum gehen die Gespräche und Scherze weiter. Gestern verkündeten die Zeitungsschlagzeilen, dass jemand in der Notrufzentrale der Polizei sich nebenher etwas Geld mit Telefonsex verdient haben soll. Dann stellte sich zwar heraus, dass die Frau nur einen Nebenverdienst in der Verwaltung einer Firma hatte, die Telefonsex verkaufte, aber in den Boulevardblättern klang es, als würde sie in der Notrufzentrale zwei Arten von Gesprächen annehmen.

Jasmin schaut über den Computerbildschirm hinweg aus dem Fenster. Es dämmert noch nicht. Grollend fährt ein Lastwagen vorbei. Weiter die Straße hinauf steht eine Straßenlaterne. Ihr bleiches Licht fällt auf einen Laubbaum, einen grauen Verteilerschrank und einen Abschnitt des leeren Bürgersteigs.

Jasmin stellt ihre Kaffeetasse ab und nimmt einen Anruf entgegen:

»Notrufzentrale … Wie kann ich Ihnen helfen?«

»Ich heiße Daniel Grim, ich arbeite als Therapeut im Haus Birgitta. Eine unserer Jugendlichen hat mich gerade angerufen. Es klang sehr ernst. Sie müssen sofort hinfahren.«

»Können Sie mir bitte sagen, was passiert ist?«, fragt Jasmin, während sie in ihrem Computer nach dem Haus Birgitta sucht.

»Ich weiß es nicht, eines der Mädchen hat mich angerufen. Ich habe nicht genau verstanden, was sie gesagt hat, im Hintergrund haben alle geschrien, und sie hat geweint und gesagt, dass das ganze Zimmer voller Blut ist.«

Jasmin signalisiert ihrer Kollegin Ingrid Sandén, dass weitere Kollegen an den Telefonen benötigt werden.

»Sind Sie vor Ort?«, fragt Ingrid in ihr Headset.

»Nein, ich bin zu Hause, ich habe geschlafen, aber eines der Mädchen hat …«

»Sie sprechen über das Haus Birgitta nördlich von Sunnås?«, fragt Jasmin ihn ruhig.

»Bitte beeilen Sie sich«, erwidert er mit zitternder Stimme.

»Wir schicken einen Streifenwagen und einen Krankenwagen zum Haus Birgitta nördlich von Sunnås«, wiederholt Jasmin, um ganz sicherzugehen.

Sie übergibt das Gespräch an Ingrid und fordert die Polizei und einen Krankenwagen an, während Ingrid Daniel Grim weitere Fragen stellt:

»Ist das Haus Birgitta nicht ein Jugendheim?«

»Ja, es ist eine halboffene Wohneinrichtung für Jugendliche«, antwortet er.

»Müsste dann nicht eigentlich ein Betreuer vor Ort sein?«

»Das stimmt, meine Frau Elisabeth hat Dienst, ich werde sie gleich als Nächstes anrufen … ich weiß nicht, was los ist, ich weiß gar nichts.«

»Die Polizei ist unterwegs«, sagt Ingrid beruhigend in den Hörer. Aus den Augenwinkeln sieht sie, dass das blaue Licht des ersten Einsatzfahrzeuges bereits über die menschenverlassene Straße huscht.

8

DIE SCHMALE NEBENSTRAßE führt von der Landstraße 86 geradewegs in den finsteren Wald und zum Himmelsjön und dem Haus Birgitta hinauf. Kies knirscht unter den Reifen des Streifenwagens und prasselt gegen die Kotflügel. Das Licht der Scheinwerfer flackert zwischen den Stämmen der hohen Fichten.

»Du bist da schon einmal gewesen?«, fragt Rolf Wikner und schaltet in den vierten Gang.

»Ja … Vor zwei Jahren hat ein Mädchen versucht, eines der Gebäude anzuzünden«, antwortet Sonja Rask.

»Wieso zum Teufel können die eigentlich niemanden vom Personal erreichen?«, murrt Rolf.

»Die haben bestimmt alle Hände voll zu tun – was immer da passiert ist«, sagt Sonja.

»Aber für uns wäre es schon hilfreich, wenn wir ein bisschen mehr wüssten.«

»Ja«, erwidert sie ruhig.

Dann sitzen die beiden Kollegen schweigend nebeneinander und lauschen dem Funkverkehr. Ein Krankenwagen ist unterwegs, und ein weiterer Streifenwagen hat das Präsidium verlassen.

Die Straße verläuft wie so viele andere Forstwirtschaftswege schnurgerade. Die Reifen donnern über Schlaglöcher und Unebenheiten hinweg, Stämme flirren vorbei, und das Blaulicht leuchtet tief in den Wald hinein.

Als sie auf den Kiesplatz zwischen den dunkelroten Gebäuden des Hauses Birgitta biegen, meldet sich Sonja beim Präsidium.

Auf der Eingangstreppe zum Hauptgebäude steht ein Mädchen in einem Nachthemd. Seine Augen sind weit aufgerissen, aber das Gesicht ist leichenblass und abwesend.

Rolf und Sonja verlassen den Wagen und eilen im pulsierenden blauen Licht zu ihm, aber das Mädchen scheint sie gar nicht wahrzunehmen.

»Ist jemand verletzt?«, fragt Rolf mit lauter Stimme. »Braucht jemand Hilfe?«

Das Mädchen winkt diffus in Richtung Waldrand, wankt und versucht, einen Schritt zu machen, als seine Beine nachgeben. Es fällt auf den Rücken und schlägt mit dem Kopf auf.

»Wie geht es dir?«, fragt Sonja, als sie bei dem Mädchen ist.

Es bleibt auf der Treppe liegen, starrt zum Himmel hinauf und atmet extrem schnell und flach. Sonja sieht, dass es sich die Unterarme und den Hals blutig gekratzt hat.

»Ich gehe rein«, erklärt Rolf verbissen.

Sonja bleibt bei dem unter Schock stehenden Mädchen und wartet auf den Krankenwagen, während Rolf das Haus betritt. Er sieht blutige Abdrücke von Stiefeln und nackten Füßen auf dem Holzfußboden, die in mehrere Richtungen führen. Jemand ist mit großen Schritten durch den Korridor bis zum Eingangsbereich und wieder zurück gelaufen. Rolf spürt, wie sich das Adrenalin in seinem Körper verteilt. Er achtet sorgsam darauf, nicht auf die Spuren zu treten, gleichzeitig ist ihm klar, dass seine vordringlichste Aufgabe darin besteht, Leben zu retten.

Er blickt in einen Aufenthaltsraum und sieht, dass alle Lampen brennen und auf den beiden Sofas vier Mädchen sitzen.

»Ist jemand verletzt?«, ruft er.

»Ein bisschen vielleicht«, antwortet ein kleines rothaariges Mädchen in einem rosa Trainingsanzug lächelnd.

»Wo ist sie?«, fragt Rolf gestresst.

»Miranda liegt im Bett«, antwortet ein älteres Mädchen mit glatten dunklen Haaren.

»Da drüben?«, fragt er und zeigt zu den Schlafzimmern.

Das ältere Mädchen antwortet mit einem Kopfnicken, und Rolf folgt den blutigen Fußspuren, kommt am Esszimmer mit einem großen Holztisch und einem Kachelofen vorbei und gelangt in einen dunklen Flur mit Türen, die zu den Zimmern der Mädchen führen. Schuhe und nackte Füße sind durch Blut gelaufen. Der alte Fußboden knackt. Rolf bleibt stehen, hakt die Taschenlampe von seinem Gürtel los und leuchtet den Gang hinab. Schnell lässt er den Blick über die handgemalten Sprichwörter und Bibelzitate in verschnörkelter Schrift schweifen und richtet den Lichtkegel anschließend nach unten.

Unter einer Tür in einer dunklen Nische ist Blut auf den Boden im Flur hinausgelaufen. Der Schlüssel steckt im Schloss. Er nimmt die Taschenlampe vorsichtig in die andere Hand, beugt sich vor und drückt das äußere Ende der Klinke herab.

Es klickt, die Tür gleitet auf, und die Klinke federt klappernd zurück.

»Hallo? Miranda? Ich heiße Rolf und bin Polizist«, sagt er in die Stille hinein und tritt näher. »Ich komme jetzt zu dir …«

Das einzige Geräusch sind seine eigenen Atemzüge.

Vorsichtig tippt er die Tür auf und lässt den Lichtkegel der Taschenlampe durch das Zimmer huschen. Der Anblick, mit dem er sich konfrontiert sieht, ist so schockierend, dass er zurückwankt und sich am Türpfosten abstützen muss.

Reflexartig wendet er den Blick ab, aber seine Augen haben bereits gesehen, was er lieber nicht gesehen hätte. Seine Ohren hören das Rauschen des Pulses und den Klang der Tropfen, die in die Lache auf dem Fußboden fallen.

Auf dem Bett liegt eine junge Frau, aber große Teile ihres Kopfes scheinen zu fehlen. Blut ist auf die Wände gespritzt und tropft noch immer vom dunklen Schirm der Lampe herab.

Plötzlich fällt hinter ihm die Tür ins Schloss, und er bekommt eine solche Angst, dass er die Taschenlampe fallen lässt. Es wird stockfinster. Er dreht sich um, tastet blindlings in der Dunkelheit und hört, wie kleine Mädchenhände von außen gegen die Tür hämmern.

»Jetzt sieht sie dich«, ruft eine helle Stimme. »Jetzt guckt sie!«

Rolf findet die Klinke und versucht die Tür zu öffnen, aber sie ist blockiert. Der kleine Spion leuchtet ihm in der Dunkelheit entgegen. Mit zitternden Händen presst er die Klinke herab und drückt mit der Schulter gegen die Tür.

Schlagartig öffnet sie sich, und Rolf stolpert in den Korridor hinaus. Er atmet tief durch. Das kleine rothaarige Mädchen steht ein paar Meter weiter hinten und sieht ihn mit großen Augen an.

9

KRIMINALKOMMISSAR JOONA LINNA steht am Fenster seines Hotelzimmers in Sveg, vierhundertfünfzig Kilometer nördlich von Stockholm. Das Licht der Morgendämmerung ist kühl und dunstig blau. In den Häusern der Älvgatan brennt nirgendwo Licht. Es wird noch viele Stunden dauern, bis er erfährt, ob er Rosa Bergman gefunden hat.

Sein hellgraues Hemd ist nicht zugeknöpft und hängt über die schwarze Anzughose, seine blonden Haare sind wie immer zerzaust, und die Pistole liegt in ihrem Schulterhalfter auf dem Bett.

Trotz wiederholter Anfragen von verschiedenen Expertenteams ist Joona als Kommissar bei der Landeskriminalpolizei geblieben. Weil er seinen eigenen Weg geht, stößt er viele vor den Kopf, aber in weniger als fünfzehn Jahren hat er in Skandinavien mehr schwere Fälle gelöst als jeder andere Polizist.

Im Sommer ist in der Abteilung für interne Ermittlungen eine Anzeige gegen Joona eingegangen, weil er eine radikale Gruppe linker Extremisten vor einer Razzia des Staatsschutzes gewarnt haben soll. Seither ist Joona von gewissen Aufgaben freigestellt, ohne offiziell suspendiert worden zu sein.

Der Leiter der Ermittlungen hat deutlich gemacht, dass er den Oberstaatsanwalt bei der obersten Dienstaufsichtsbehörde einschalten wird, sollte er auch nur den geringsten Grund für eine Anklageerhebung finden.

Die Vorwürfe sind ernst, dennoch kann sich Joona momentan nicht damit beschäftigen, dass er eventuell mit einer Suspendierung oder anderen Strafmaßnahmen zu rechnen hat.

Seine Gedanken kreisen ausschließlich um die alte Frau, die ihm vor der Adolf-Fredriks-Kirche gefolgt war und Grüße von Rosa Bergman ausgerichtet hatte. Mit dünnen Händen hatte sie ihm zwei altertümliche Spielkarten aus einem Kille-Spiel, einem der ältesten Kartenspiele Europas, gezeigt.

»Das sind Sie, nicht wahr?«, sagte die Frau mit einem fragenden Unterton. »Und hier ist der Kranz, die Brautkrone.«

»Was wollen Sie?«

»Ich will nichts«, erwiderte die alte Frau. »Aber ich soll Ihnen etwas von Rosa Bergman ausrichten.«

Sein Herz begann zu pochen. Dennoch zwang er sich, mit den Schultern zu zucken und freundlich zu erklären, dass es sich um einen Irrtum handeln müsse:

»Ich kenne nämlich niemanden …«

»Sie möchte wissen, warum Sie so tun, als wäre Ihre Tochter tot.«

»Es tut mir leid, aber ich weiß nicht, wovon Sie sprechen«, antwortete Joona und lächelte.

Er lächelte, aber seine Stimme klang fremd, fern und kalt, als wäre sie unter einem großen Stein begraben. Die Worte der Frau wirbelten durch sein Inneres, und am liebsten hätte er ihre schmalen Arme gepackt und von ihr verlangt zu erfahren, was passiert war, aber er blieb ruhig.

»Ich muss jetzt gehen«, erklärte er und wollte sich gerade umdrehen, als die Migräne in sein Gehirn schoss wie die Klinge eines Messers, die sich durch sein linkes Auge bohrt. Gleichzeitig wird er von einem flimmernden, gezackten Halo-Effekt geblendet.

Während sein Sehvermögen allmählich zurückkehrte, sah er, dass Passanten einen Kreis um ihn gebildet hatten. Sie traten zur Seite und machten Rettungssanitätern Platz.

Die alte Frau war verschwunden.

Joona hatte abgestritten, Rosa Bergman zu kennen, er hatte gesagt, dass es sich um ein Missverständnis handeln müsse. Aber er hatte gelogen.

Er weiß ganz genau, wer Rosa Bergman ist.

Er denkt täglich an sie. Er denkt an sie, aber sie sollte eigentlich nichts von ihm wissen. Denn wenn Rosa Bergman weiß, wer er ist, dann ist etwas furchtbar schiefgegangen.

Einige Stunden später, nachdem Joona das Krankenhaus verlassen hatte, begann er unverzüglich nach Rosa Bergman zu suchen.

Er musste seine Nachforschungen alleine anstellen, also hatte er sich beurlauben lassen.

Den öffentlichen Melderegistern zufolge gibt es in Schweden niemanden mit dem Namen Rosa Bergman, obwohl mehr als zweitausend Personen mit dem Familiennamen Bergman in Skandinavien leben.

Systematisch durchforstete Joona eine Kartei nach der anderen. Vor zwei Wochen konnte er schließlich nur noch die Papierarchive über das schwedische Einwohnermeldewesen durchgehen, es war seine letzte Chance. Jahrhundertelang hatte sich die Kirche um das Einwohnermeldewesen gekümmert, bis es 1991 im Zusammenhang mit der Digitalisierung des Verfahrens von den Finanzämtern übernommen wurde.

Joona begann mit den Kirchenregistern im Süden des Landes, um sich von dort nach Norden vorzuarbeiten. Er saß mit einem Pappbecher Kaffee vor sich im Landesarchiv in Lund und suchte in Karteikästen mit den möglichen Geburtsdaten und Taufgemeinden nach Rosa Bergman. Danach reiste er nach Visby, Vadstena und Göteborg.

Er fuhr nach Uppsala und zu dem riesigen Archiv in Härnösand. Er durchsuchte mehrere hunderttausend Blätter mit Geburtsdaten, Orten und Familienkonstellationen.

10

AM NACHMITTAG DES VORTAGS hatte Joona im Landesarchiv in Östersund gesessen. Ein süßlicher Antiquariatsgeruch nach vergilbtem, fleckigem Papier und alten Aktenordnern erfüllte den Raum. Sonnenstrahlen wanderten langsam über die hohen Wände, glänzten im Glas der stehen gebliebenen Standuhr und bewegten sich weiter.

Kurz vor Schließung des Archivs fand Joona ein Mädchen, das vor vierundachtzig Jahren geboren und in der Gemeinde Sveg in Härjedalen, Provinz Jämtland, Rosa Maja getauft worden war. Die Eltern des Mädchens hießen Kristina und Evert Bergman. Joona konnte keine Angaben über ihre Trauung finden, aber die Mutter des Mädchens war neunzehn Jahre zuvor als Kristina Stefanson in derselben Gemeinde geboren worden.

Joona brauchte drei Stunden, um eine vierundachtzig Jahre alte Frau namens Maja Stefanson in einem Altersheim in Sveg ausfindig zu machen. Es war sieben Uhr abends, aber Joona setzte sich trotzdem ins Auto und fuhr nach Sveg. Als er dort ankam, herrschte bereits Nachtruhe, und man ließ ihn nicht mehr in das Heim.

Joona nahm sich ein Hotelzimmer, versuchte zu schlafen, wurde jedoch gegen vier Uhr wach und hatte seither am Fenster gestanden und auf den Morgen gewartet.

Er ist sich fast sicher, dass er Rosa Bergman gefunden hat, die offenbar beschlossen hatte, den Mädchennamen ihrer Mutter anzunehmen und ihren zweiten Taufnamen als Rufnamen zu benutzen.

Joona sieht auf die Uhr und denkt, dass es Zeit wird zu gehen. Er knöpft das Jackett zu, verlässt das Zimmer, geht zur Rezeption hinunter und in das kleine Dorf hinaus.

Das Alters- und Pflegeheim Haus Bläuling besteht aus einer Gruppe gelb verputzter Häuser mit gepflegten Rasenflächen und Wegen mit Bänken zum Ausruhen.

Joona öffnet die Tür des Altersheims und tritt ein. Er zwingt sich, den Korridor mit den Neonlampen an der Decke und den geschlossenen Türen zu Sekretariat und Küche mit langsamen Schritten hinabzugehen.

Sie hätte mich nicht finden dürfen, denkt er erneut. Sie hätte mich nicht kennen dürfen, irgendetwas muss da schiefgegangen sein.

Joona spricht nie über die Dinge, die zu seiner Einsamkeit geführt haben, aber in seinen Gedanken ist das alles stets gegenwärtig.

Sein Leben ist verbrannt wie Magnesium, es flammte kurz auf und verwandelte sich in einem einzigen Augenblick von grandiosem Weiß in schwelende Asche.

Im Aufenthaltsraum steht ein hagerer Mann von etwa achtzig Jahren und starrt auf den grellbunten Bildschirm eines Fernsehers. Es läuft ein Morgenmagazin, in dem ein Fernsehkoch in einer Schmorpfanne Sesamöl erhitzt und über verschiedene Möglichkeiten spricht, dem traditionellen Flusskrebsessen neuen Pfiff zu geben.

Der alte Mann wendet sich Joona zu und blinzelt.

»Anders?«, fragt der Mann knarzend. »Bist du das, Anders?«

»Ich heiße Joona«, antwortet er dem Greis in seinem sanften finnischen Tonfall. »Ich suche Maja Stefanson.«

Der Mann starrt ihn mit wässrigen, rot unterlaufenen Augen an.

»Anders, mein Junge, hör zu. Du musst mir helfen, hier wegzukommen. Hier sind überall nur alte Leute.«

Der Mann schlägt mit seiner dünnen Faust gegen die Sofakante, hört jedoch sofort auf, als eine Krankenschwester das Zimmer betritt.

»Guten Morgen«, sagt Joona. »Ich bin hier, um Maja Stefanson zu besuchen.«

»Das ist ja nett«, sagt sie, »aber ich muss Sie warnen, Maja ist mittlerweile sehr dement. Sobald sich ihr die Chance dazu bietet, nimmt sie Reißaus.«

»Ich verstehe«, erwidert Joona.

»Im Sommer hat sie es sogar bis Stockholm geschafft.«

Die Krankenschwester geleitet Joona durch einen frisch geputzten Korridor mit gedämpfter Beleuchtung und öffnet eine Tür.

»Maja?«, ruft sie mit freundlicher Stimme.

11

EINE ALTE FRAU macht gerade ihr Bett. Als sie aufschaut, erkennt Joona sie sofort wieder. Diese Frau ist ihm vor der Adolf-Fredriks-Kirche gefolgt. Sie hat ihm die Karten aus dem Kille-Spiel gezeigt und gesagt, sie wolle ihm etwas von Rosa Bergman ausrichten.

Joonas Herz pocht.

Sie ist die Einzige, die weiß, wo sich seine Frau und seine Tochter befinden, und sollte eigentlich nichts von seiner Existenz wissen.

»Rosa Bergman?«, fragt Joona.

»Ja«, antwortet sie und reckt die Hand in die Höhe wie ein Schulkind.

»Ich heiße Joona Linna.«

»Ja«, sagt Rosa Bergman lächelnd und schlurft zu ihm.

»Sie haben mir einen Gruß ausgerichtet«, sagt er.

»Mein Lieber, daran kann ich mich leider gar nicht erinnern«, entgegnet Rosa Bergman und setzt sich auf das Sofa.

Er schluckt hart und macht einen Schritt auf sie zu:

»Sie haben mich gefragt, warum ich so tun würde, als wäre meine Tochter tot.«

»Das sollten Sie aber auch wirklich nicht tun«, erklärt sie tadelnd. »Das ist überhaupt nicht nett.«

»Was wissen Sie über meine Tochter?«, fragt Joona und tritt noch einen Schritt näher an die Frau heran. »Haben Sie etwas von ihr gehört?«

Sie lächelt nur abwesend, und Joona senkt den Blick. Er versucht, klar zu denken und merkt, dass seine Hände zittern, als er zu der kleinen Kochnische geht und Kaffee in zwei Tassen gießt.

»Frau Bergman, die Sache ist sehr wichtig für mich«, sagt er langsam und stellt die Tassen auf den Tisch. »Sehr wichtig …«

Sie blinzelt und fragt anschließend mit ängstlicher Stimme:

»Wer sind Sie? Ist Mutter etwas zugestoßen?«

»Frau Bergman, erinnern Sie sich an ein kleines Mädchen namens Lumi? Ihre Mutter hieß Summa, und Sie haben den beiden geholfen zu …«

Als er dem starren, orientierungslosen Blick der alten Frau begegnet, verstummt Joona.

»Warum sind Sie zu mir gekommen?«, fragt er, obwohl er bereits weiß, dass es sinnlos ist.

Rosa Bergman lässt ihre Tasse fallen und fängt an zu weinen. Die Schwester kommt herein und beruhigt sie routiniert.

»Kommen Sie, ich begleite Sie hinaus«, sagt sie leise zu Joona.

Gemeinsam gehen Sie durch den behindertengerecht gestalteten Korridor.

»Wie lange ist sie schon dement?«, erkundigt sich Joona.

»Bei Maja ist es wirklich schnell gegangen … Die ersten Anzeichen sind uns vorigen Sommer aufgefallen, seit etwa einem Jahr ist sie also … früher hieß es, dass man wieder zum Kind wird, was der Wahrheit bei den meisten Menschen ziemlich nahekommt.«

»Sollte sie … sollte sie plötzlich wieder klar denken können«, sagt Joona ernst, »wäre es nett, wenn Sie mir Bescheid geben könnten.«

»Das kommt tatsächlich manchmal vor«, bestätigt die Frau kopfnickend.

»Rufen Sie mich dann bitte sofort an«, sagt er und gibt ihr seine Karte.

»Kriminalkommissar?«, liest sie erstaunt und klemmt die Visitenkarte an die Pinnwand hinter dem Schreibtisch im Sekretariat.

12

ALS JOONA LINNA AN DIE FRISCHE LUFT KOMMT, atmet er tief durch, so als hätte er die Luft angehalten. Vielleicht hatte Rosa Bergman mir etwas Wichtiges mitzuteilen, denkt er. Möglicherweise ist sie von jemandem beauftragt worden. Aber dann wurde sie dement, bevor sie ihren Auftrag erfüllen konnte.

Er wird niemals erfahren, wie es gewesen ist.

Zwölf Jahre sind vergangen, seit er Summa und Lumi verlor.

Die letzten Spuren zu ihnen wurden mit Rosa Bergmans verlorenem Gedächtnis ausradiert.

Jetzt ist es vorbei.

Joona setzt sich in den Wagen, wischt die Tränen von seinen Wangen, schließt kurz die Augen und dreht den Schlüssel im Zündschloss, um nach Stockholm zurückzufahren.

Er ist auf der Europastraße 45 etwa dreißig Kilometer nach Süden, in Richtung Mora gefahren, als ihn Carlos Eliasson, der Leiter der Landeskriminalpolizei, anruft.

»Wir haben einen Mord in einem Jugendheim bei Sundsvall«, sagt Carlos mit angespannter Stimme. »Der Anruf ging heute Morgen um kurz nach vier bei der Notrufzentrale ein.«

»Ich bin beurlaubt«, erwidert Joona tonlos.

»Du hättest trotzdem zu unserem Karaoke-Abend kommen können.«

»Ein anderes Mal«, sagt Joona wie zu sich selbst.

Die Straße verläuft schnurgerade durch Wald. Zwischen den Bäumen glitzert in der Ferne ein silbriger See.

»Joona? Was ist passiert?«

»Nichts.«

Im Hintergrund ruft jemand Carlos etwas zu.

»Ich habe jetzt eine Vorstandssitzung, aber ich möchte … Ich habe gerade mit Susanne Öst gesprochen, und sie sagt, dass die Polizei des Westlichen Norrlands nicht die Absicht hat, bei der Landeskripo offiziell Hilfe anzufordern.«

»Und warum rufst du mich dann an?«

»Ich habe ihr gesagt, dass wir einen Beobachter schicken werden.«

»Wir schicken doch sonst nie Beobachter.«

»Diesmal schon«, erläutert Carlos mit gesenkter Stimme. »Die Sache ist leider ein bisschen heikel. Erinnerst du dich noch an Janne Svensson, den Kapitän der Eishockeynationalmannschaft … die Presse wollte damals überhaupt nicht mehr aufhören, über die Inkompetenz der Polizei zu schreiben.«

»Denn sie fanden nie …«

»Sag nichts – es war Susanne Östs erster großer Fall als Staatsanwältin«, fährt Carlos fort. »Ich will damit nicht sagen, dass die Presse recht hatte, aber die Polizei im Westlichen Norrland hätte dich damals gut gebrauchen können. Sie waren zu langsam und hielten sich zu strikt ans Regelwerk, so dass wertvolle Zeit verloren ging … das ist zwar nichts wirklich Ungewöhnliches, aber manchmal stürzt sich die Presse eben darauf.«

»Ich kann jetzt nicht länger sprechen«, sagt Joona.

»Du weißt, dass ich dich nicht fragen würde, wenn es um einen simplen Mordfall ginge.« Carlos holt tief Luft. »Aber über diese Sache wird die Presse berichten, Joona … dieser Mord ist sehr, sehr brutal, sehr blutig … und die Leiche des Mädchens ist arrangiert worden.«

»Wie? Wie ist sie arrangiert worden?«

»Anscheinend liegt sie mit den Händen vor dem Gesicht auf einem Bett.«

Joona schweigt, seine linke Hand liegt auf dem Lenkrad. Zu beiden Seiten des Autos flimmern Bäume vorbei. Carlos atmet in den Telefonhörer. Im Hintergrund hört man Stimmen. Wortlos biegt Joona von der E 45 auf eine Straße ab, die in östlicher Richtung zur Küste und anschließend nach Sundsvall führt.

»Bitte, Joona, fahr einfach mal hin … sei so nett und hilf ihnen, den Fall selbst zu lösen, am besten, bevor irgendwelche Kommentare in der Presse stehen.«

»Dann bin ich also kein Beobachter mehr?«

»Doch, bist du … bleib einfach in der Nähe, beobachte die Ermittlungen, mach ihnen Vorschläge … Dir muss nur immer klar sein, dass du keine operativen Aufgaben hast.«

»Weil gegen mich intern ermittelt wird?«

»Es ist wichtig, dass du dich zurückhältst«, antwortet Carlos.

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