Flora Flitzebesen - Band 4 - Eleni Livanios - E-Book

Flora Flitzebesen - Band 4 E-Book

Eleni Livanios

4,8

Beschreibung

Es ist Sommer im Hexenrosental und Flora Flitzebesen freut sich auf den Schulausflug mit ihrer Klasse. Doch die schöne Wanderung durchs Tal endet jäh, als die Schüler auf ein verwüstetes und verlassenes Dorf stoßen. Hier haben die Grautriste gewütet: schaurige Wesen, die überall Trauer und Schwermut verbreiten. Nun suchen Familien aus dem Dorf in Floras Stadt Zuflucht. Aber die Grautriste rücken immer näher und im Hexenrosenstädtchen machen sich Angst und Missgunst breit – auch gegen die aufgenommenen Gäste. Flora und ihre Freunde suchen fieberhaft nach einer Lösung. Werden sie es rechtzeitig schaffen, die dunklen Gestalten zu stoppen? - Eine liebevoll gezeichnete Zauberwelt zum Hineinträumen.

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Dieses Buch widme ich meinen lieben Kindern Marie-Luise und Jonas, meinem Freund Martin, meinen Eltern, unserem Kater Findus und den beiden liebsten Hündinnen auf der Welt: Lucy und Zoe. Ganz herzlichen Dank an meine Lektorin Sara Mehring.

E.L.

In dieser Reihe erschienen:

ISBN 978-3-649-62085-3

ISBN 978-3-649-62086-0

ISBN 978-3-649-66882-4

Entdecke die Welt von Flora und ihren Freunden:

www.flora-flitzebesen.de

ISBN 978-3-649-62267-3

ISBN eBook: 978-3-649-62323-6

© 2017 Coppenrath Verlag GmbH & Co. KG,

Hafenweg 30, 48155 Münster

Alle Rechte vorbehalten, auch auszugsweise

Text: Eleni Livanios

Illustrationen: Eleni Livanios

Lektorat: Sara Mehring

Satz: Helene Hillebrand

www.coppenrath.de

Das Buch erscheint uner der ISBN: 978-3-649-62267-3

Inhalt

Geheimes Treffen auf den Dächern

Ausflug ohne Besen

Bootsfahrt mit Folgen

Eine hexige Erfindung

Wasserrutsche und Teekannen-Geflüster

Hilfe für die Fichtenwäldler

Zwei ganz besondere Gäste

Atropas Vorahnung

Dicke Luft auf dem Schulhof

Das geheimnisvolle Floß

Das Große Buch der Zauberei

Gemeinsam fürs Hexenrosental

Geheimes Treffen auf den Dächern

„Kommt schon, fliegt nicht so lahm!“, rief Flora über ihre Schulter.

Sie selbst zischte mit ihrem Besen dahin. Fledermäuse, Waldkäuze und was sonst noch alles in dieser lauen Juninacht unterwegs war, brachte sich hektisch flatternd in Sicherheit.

„Flora, nicht so schnell!“, riefen Malte und Laurus.

Die kleine Hexe ließ den Besen langsamer fliegen, damit ihre Freunde aufholen konnten. „Ich werde nicht umsonst Flora Flitzebesen genannt“, flüsterte Flora ihrem Kater Kringel zu. Der hockte in seinem Stoffbeutel und schaute zu Flora hoch. Es wirkte fast so, als würde Bewunderung in seinem Blick liegen.

„Auch wenn wir im Efeuwald die Zeit übersehen haben, ist das noch lange kein Grund, derart durch die Gegend zu rasen“, keuchte Laurus, der sie inzwischen eingeholt hatte.

Flora war da anderer Meinung. „Meine Omimi zieht mir die Hexenohren lang, wenn ich schon wieder zu spät zum Abendessen komme.“ „Da! Die ersten Häuser des Hexenrosenstädtchens.“ Malte schwebte nun ebenfalls neben ihnen und deutete nach unten. „Wir müssen auf die vorgeschriebene Flughöhe.“

„Ach, komm schon“, knurrte Flora. „Wer soll uns in dieser Dunkelheit sehen? Wir sind viel schneller, wenn wir einfach über die Häuser hinwegfliegen, anstatt im Schneckentempo die Gässchen entlangzuschleichen.“

Unbeirrt sauste Flora weiter und ihre Freunde folgten ihr seufzend. Nach kurzer Zeit schwebten sie mitten über dem Hexenrosenstädtchen. „Da, schaut mal!“, rief Laurus. „Auf dem Eichenplatz schimmern lauter Lichter. Das muss der Hexenrat sein.“

Flora nickte aufgeregt. Niemand, der dem Hexenrat nicht angehörte, durfte an seinen geheimen Sitzungen teilnehmen. Und damit davon auch nichts zu hören und zu sehen war, gab es kein einziges Fenster an den Hauswänden, die zum Eichenplatz zeigten. Von oben wurde die Versammlung von der Baumkrone der riesigen Eiche verdeckt, die dem Platz ihren Namen verlieh. Durch das dichte Laub konnte man nur einige Lichter schimmern sehen.

„Das ist die Gelegenheit“, wisperte Flora aufgeregt.

„Was meinst du?“, fragte Laurus.

Flora winkte ihn ungeduldig heran. „Wenn wir auf einem der Hausdächer sitzen, hören wir alles, was der Hexenrat bespricht.“

„Du bist ja wahnsinnig!“, entfuhr es Malte. „Das ist strengstens verboten! Was ist, wenn uns die Oberhexe erwischt?“

„Die erwischt uns nicht. Außerdem, wie sollen wir jemals richtig gute Hexen werden, wenn wir von allem Wichtigen ausgeschlossen werden?“ Unbeirrt steuerte Flora den Eichenplatz an und ließ sich ganz leise auf einem der umliegenden Hausdächer nieder. Malte und Laurus zögerten kurz, dann setzten sie sich neben Flora. Diese öffnete hastig den doppelten Boden von Kringels Stoffbeutel und zerrte mit einiger Mühe den Tarnmantel hervor, den die Spinne Linne für sie gesponnen hatte. Kringel maunzte ungehalten, dann sprang er aus dem Beutel und trat einen Spaziergang über die Hausdächer an.

Mit einem zufriedenen Lächeln warf Flora den hauchfeinen Stoff hoch in die Luft, wo sich dieser wie ein Fallschirm ausbreitete und sacht auf die drei Hexenkinder heruntersank. „Tarnmäntel sind etwas sehr Praktisches, wenn man jemanden heimlich belauschen will“, flüsterte Flora.

„Stimmt“, sagte Malte. „Aber Linne hätte ihn ruhig ein bisschen größer spinnen können. Wir müssen ja so dicht gedrängt wie die Ölsardinen sitzen.“

„Wird hier über den besten Tarnmantel aller Zeiten gemeckert?“, erklang da ein hohes Stimmchen. Die Spinne Linne hatte sich von Floras Hexenhut abgeseilt und baumelte nun mit vorwurfsvollem Gesicht an ihrem Faden hin und her.

„Nein, nein“, beeilte sich Malte zu sagen. „Er ist ganz wundervoll. Echt hexig. Machst du für mich auch so einen, liebe Linne? Vielleicht zum Geburtstag?“

„Jetzt mache ich erst mal ein paar Monate Urlaub“, sagte Linne.

„Seid doch endlich still“, zischelte Laurus. „Ich möchte verstehen, was da unten besprochen wird.“

„Die Gefahr darf nicht unterschätzt werden“, sagte Punica Granata, die Oberhexe, gerade.

Das Laub der Eiche war so dicht, dass man die Mitglieder des Hexenrats nicht sehen konnte. Aber man konnte jeden Einzelnen an der Stimme erkennen.

Flora, Malte und Laurus spitzten die Ohren.

Nun meldete sich Conius Maculatus, der Herausgeber vom Hexenklatschblatt, zu Wort. „Hat man eine Ahnung, wie diese Biester aus der ‚Schlucht der tiefen Seufzer‘ entkommen sind? Seit Jahrhunderten sind sie dort gefangen. Wie konnte das nur geschehen?“

„Das ist doch alles halb so schlimm“, meinte Melissa, die Apothekerin. Flora stieß Malte in die Seite. Es war schließlich seine Mutter, die da gerade sprach. „Für uns besteht keine Gefahr. Die ‚Schlucht der tiefen Seufzer‘ befindet sich siebzehn Tagesreisen von hier.“

„Halb so schlimm?“, echote eine wohlbekannte Stimme. Das war Anemona Floribunda, Floras Mutter. „Wir wissen ja nicht, wo die Grautriste hinwollen. Sie könnten in siebzehn Tagen bei uns sein. Und was dann?“

Flora und Malte tauschten besorgte Blicke unter dem Tarnmantel. Das hörte sich ja ziemlich übel an, aber was waren überhaupt diese Grautriste?

„Ich will nicht, dass sich irgendjemand beunruhigt.“ Die Oberhexe hatte wieder das Wort. „Unser Hexenvolk darf von alldem nichts erfahren, sonst bricht Panik aus. Deshalb wird alles, was heute Abend besprochen wird, streng geheim bleiben. Kann ich mich auf euch verlassen?“

In diesem Augenblick stieß Kringel einen lang gezogenen Laut aus, der fast wie ein Jaulen klang. „Wer ist da?“, fragte die Oberhexe scharf. Flora zuckte zusammen.

„Oh, das ist ja unser Kater Kringel“, hörte sie ihre Mutter ausrufen. „Wenn der da runterfällt, bricht er sich noch das Genick. Ich muss ihn herunterholen, wo ist mein Besen?“

„Schnell weg hier“, zischte Flora. Dann rutschten sie und Malte und Laurus auf ihren Hosenböden auf der anderen Seite des Daches hinunter bis zur Regenrinne. Dort nahmen sie den Tarnmantel ab und winkten ihre Besen heran. Gleich darauf flitzten die drei Hexenkinder auch schon davon. Das war knapp gewesen!

„Was sind Grautriste?“, fragte Laurus, als sie vor Floras Haus landeten. „Ich habe das Wort noch nie gehört“, sagte Flora. „Du, Malte?“

Der zog ratlos die Schultern hoch. „Nein. Ich bin auch in keinem meiner Bücher je darauf gestoßen.“

„Das alles müssen wir gleich morgen Hille erzählen“, sagte Flora. Ihre beste Freundin, die kleine Helfe Hille, hatte heute auf ihren Bruder aufpassen müssen und war darum zu Hause im Birkenwald geblieben. Flora sprang von ihrem Besen. „Aber jetzt muss ich ins Haus. Meine Omimi ist sicher schon stinksauer auf mich, weil ich nicht zum Abendessen gekommen bin.“

Als Flora sich ins Haus schlich, schlug die Rathausuhr gerade zehn. Sie hatte sich um ganze drei Stunden verspätet! Aber Omimi war gar nicht sauer. Sie schlief bereits in ihrem Ohrensessel im Wohnzimmer mit einem aufgeschlagenen Krimi auf den Knien.

Eigentlich war es ja ein Wunder, dass sie ohne das beruhigende Schnurren von Kringel hatte einschlafen können. Krimis machten Omimi immer ganz nervös. Sie las sie trotzdem, denn sie war der Meinung, dass sie den Verstand schärften.

In diesem Augenblick hörte Flora ein scharrendes Geräusch und dann ein Knarzen. Erschrocken fuhr sie zusammen. Waren das etwa die schaurigen Grautriste? Ach, Humbug, versuchte sie sich zu beruhigen. Wer oder was auch immer die waren, sie waren weit vom Hexenrosenstädtchen entfernt.

Das Knarzen war von der Haustür gekommen und im nächsten Moment trat Mama ins Wohnzimmer. Hinter ihr schlich sich Kringel herein. Anemona sah ihre Tochter überrascht an. „Flora Floribunda!“ Sie flüsterte, um Omimi nicht zu wecken. „Warum zum Hageldonnerwetter bist du noch nicht im Bett? Denkst du, dass du machen kannst, was du willst, wenn ich auf einer Sitzung des Hexenrats bin? Du hast morgen Schule und brauchst deinen Schlaf!“

„Ich war im Garten und habe nach Kringel gesucht“, log Flora.

„Den habe ich mit nach Hause gebracht“, sagte Mama. „Stell dir vor, er spazierte auf den Hausdächern rund um den Eichenplatz herum. Ich frage mich schon die ganze Zeit, wie er dort hinaufgekommen ist. Katzen können doch keine Hauswände hochklettern. Und von der Eiche aus kann er auch nicht auf die Hausdächer gelangt sein.“

Flora versuchte, ratlos dreinzusehen. Mama ins Gesicht zu lügen, fühlte sich gar nicht gut an.

„Jetzt aber schnell ins Bett“, sagte Mama und streichelte Flora über das zerzauste Haar.

„Gute Nacht“, murmelte Flora und drückte sich vorsichtig an Mama heran. Dann lief sie die Treppe hoch zu ihrem Zimmer. Bei der vorletzten Stufe stolperte sie. „Ja, ja, Lügen haben stolpernde Beine“, unkte die Spinne Linne aus dem Hut heraus.

„Ich dachte immer, es hieße, Lügen haben kurze Beine“, sagte Flora ein bisschen genervt.

„Mag sein. Aber wenn man sich nicht wohl in seiner Haut fühlt, stolpert man umso leichter.“ Linne hatte wieder eine ihrer weisen Stunden. „Na, wie gut, dass du nie über eines deiner acht Beine stolperst. Gute Nacht, Linne!“

Am nächsten Morgen stürzte Flora vor Schulbeginn gleich auf Malte zu. „Hast du in deinen Büchern etwas über Grautriste gefunden?“, fragte sie aufgeregt.

Malte schüttelte den Kopf. „Wann hätte ich denn Bücher wälzen sollen? Ich war gestern so müde, dass ich sofort ins Bett gegangen bin, und heute Morgen hatte ich auch keine Zeit.“

„Ach, Malte“, Flora gab ihm einen sanften Knuff in die Seite. „Ich war schon so gespannt.“

Laurus stieß zu ihnen. „Na, dann fragen wir heute eben unsere Lehrerin, die weiß doch bestimmt, was Grautriste sind.“

„Laurus, jetzt denk doch mal mit“, sagte Malte. „Wenn wir so aus heiterem Himmel anfangen, von Grautristen zu reden, dann weiß Frau Boswelia gleich, dass Kringel gestern nicht als Einziger auf dem Dach gehockt hat.“

Das sah Laurus ein. Sie durften diese komischen Grautriste auf keinen Fall erwähnen.

In der ersten Stunde hatten sie Zeichnen. Flora liebte dieses Fach, und außerdem erzählte Frau Boswelia immer Geschichten, während die Schüler zeichneten. Heute erklärte sie, wie wichtig es sei, die Magie nur für gute Zwecke einzusetzen. „Wir Hexen vom Hexenrosental haben die Aufgabe, anderen zu helfen und Gutes zu tun. Damit das besser klappt, haben wir die Magie. Denkt beim Zaubern also immer daran, ob ihr damit auch etwas Gutes für andere bewirkt. Im Hexenrosental achtet unser Hexenrat darauf, dass keine böse, also schwarze Magie eingesetzt wird.“

Flora lauschte der ruhigen Stimme und malte dabei den Blumengarten von Omimi. Ihre gesamte Schulbank war übersät mit Pastellkreiden. Auch die rot-violetten Blumen zeichnete Flora ein. Die waren Omimis neueste Züchtung. Eine Pflanze, die erspüren konnte, ob jemand in ihrer Nähe Gutes oder Böses vorhatte.

Bei guten Gedanken wuchsen der Sensitiv-Blume zusätzliche Blüten. Stand hingegen Unheil bevor, dann ließ diese Pflanze sofort die Blütenköpfe hängen. Omimi war sehr stolz auf ihre Züchtung. Seit ein paar Wochen stand die Pflanze auch in ihrem Blumenladen.

Flora blickte zu ihren Freunden herüber. Während Frau Boswelia weitersprach, zeichnete Malte geometrische Figuren und Laurus malte irgendetwas, wofür er nur graue Kreiden benutzte.

Draußen auf dem Schulhof, im hölzernen Glockenturm, ertönte schließlich die Schulglocke und läutete zur Pause. Flora sammelte ihre Kreiden ein und warf einen weiteren Blick hinüber zu Laurus.

Er hatte ein Ungeheuer gezeichnet. Es hatte eine gebückte Haltung, einen kleinen Kopf mit Schlitzaugen und sehr breite Schultern. Seine Zähne reichten ihm bis zu den Knien.

„Huch, was ist das denn für ein fieses Vieh?“, fragte Flora.

„So stelle ich mir einen Grautrist vor“, raunte Laurus Flora zu, und Flora merkte, wie es ihr ganz unheimlich im Nacken kribbelte.

Der nächste Tag war genauso sonnig und warm, wie es die vorigen gewesen waren. Am liebsten hätte Flora nur noch im Fluss gebadet, aber stattdessen musste sie in die Schule gehen. Doch zum Glück hatte Frau Boswelia heute für ihre Klasse eine Überraschung zu verkünden. „Morgen werden wir einen großen Klassenausflug machen. Über drei Tage!“, begann sie und wurde gleich vom Jubel der Hexenschüler überstimmt. Alle liebten Ausflüge.

Frau Boswelia wartete lächelnd und erzählte dann weiter. „Wir übernachten im Freien und schwimmen in Seen und werden ein anderes Hexendorf besichtigen. Das Dorf der Gauklerhexen. Ich dachte mir aber, es wäre gut, wenn es kein Flug wird, sondern eine Wanderung. Wir werden nur zu Fuß unterwegs sein!“ Frau Boswelia strahlte ihre Klasse an. Aber nun war bloß ein Murren die Antwort.

„Warum nicht fliegen?“, maulte Majoranus, der Sohn des Zeitungsmachers. Und bald nörgelten immer mehr Kinder. Warum sollten sie alle zu Fuß gehen, wo sie doch Besen hatten? Und dann auch noch die Rucksäcke schleppen! Wie anstrengend!

„Ihr sitzt ohnehin alle viel zu viel auf euren Besen“, wandte Frau Boswelia ein. „Ich habe gestern noch mit der Heilerin Anemona Floribunda gesprochen. Sie meinte auch, ihr solltet mal nur zu Fuß unterwegs sein. So eine Wanderung ist ein gutes Training für die Beine und die Ausdauer.“

Flora rutschte unbehaglich auf ihrem Stuhl herum. Was hatte sich Mama denn da einmischen müssen?

„Na super, das war also die Idee von deiner Mutter“, murrte Majoranus Flora prompt an.

„Packt nur so viel ein, wie ihr unbedingt braucht“, riet Frau Boswelia. „Hier ist eine Liste mit Dingen, die jeder von euch mitnehmen sollte. Die Zauberstäbe bleiben, ebenso wie die Besen, zu Hause. Wir werden drei Tage lang ‚zauberstabfasten‘. Das heißt, es wird nichts gehext, sondern alles selbst gemacht. Morgen früh, pünktlich um acht, treffen wir uns und wandern los. Übrigens wird uns die dritte Klasse der Helfenschule begleiten.“

Am Nachmittag flog Flora gleich in den Birkenwald, um Hille zu suchen. Die kleine Helfe saß in einer Birkenblattschaukel und sang mit ihrer rauen Stimme ein fröhliches Lied. Hille schien äußerst guter Laune zu sein.

„Ich freue mich so auf den Klassenausflug!“, verkündete sie gleich. „Nur dass es für uns Hexenkinder kein Ausflug, sondern eine Wanderung zu Fuß sein wird“, meinte Flora und rollte mit den Augen.

„Das ist doch gut“, fand Hille. „Dann können wir Helfen wenigstens mit euch Schritt halten. Also, ich meine, wir würden ja niemals nachkommen, wenn ihr auf euren Besen unterwegs wäret.“

Das sah Flora ein. Sie fand es großartig, dass Hille auch dabei sein würde. Die nächsten Tage würde sie Tag und Nacht mit ihren besten Freunden zusammen sein! Wenn sie daran dachte, wurde sie ganz zappelig. Vor Freude hob sie Hille aus ihrer Schaukel, setzte sie auf ihre Schulter und machte dann einen rasend schnellen Flitzeflug über den ganzen Birkenwald. Hille krallte sich an Floras Haar fest und kreischte vor Vergnügen.

Oh, wie Flora sich jetzt auf morgen freute!

Ausflug ohne Besen

Es war Punkt acht und alle Kinder der dritten Klasse hatten sich auf dem Schulhof eingefunden. Niemand war zu spät gekommen und das gestrige Gemurre wegen der Besen war verflogen. Alle waren guter Laune. Mit vollgestopften Rucksäcken wanderten sie los. Frau Boswelia ging voran und Herr Sambucus, der Kunstlehrer, bildete das Schlusslicht.

Die Sonne kam erst hinter den Hügeln hervor und so war es noch angenehm kühl. Trotzdem fand Flora es ungewohnt und anstrengend, zu Fuß laufen zu müssen. Noch dazu mit einem schweren Rucksack. Bei der ersten Flussbiegung kam ihnen die dritte Klasse aus der Helfenschule entgegen. Wie ein geschäftiger Schwarm Bienen schwirrten die Helfenjungen und -mädchen auf die Hexen zu. Sie hatten ebenfalls Rucksäcke dabei, die sie sich auf den Bauch geschnallt hatten. So konnten sie besser fliegen. Hille flatterte gleich zu Flora, Malte und Laurus und sie begrüßten sich stürmisch. Dann ging es gemeinsam weiter.

Kurz vor dem Efeuwald rief Frau Boswlia schließlich: „Wir machen eine Pause!“

„Zu nahe am Wald lassen wir uns aber lieber nicht nieder“, empfahl Herr Sambucus.

„Weil es im Efeuwald spukt“, ergänzte Salvia, ein Mädchen aus Floras Klasse. Mit einem beunruhigten Blick auf die dichten Tannen ließ sie ihren Rucksack vom Rücken gleiten und kramte dann zögernd ihren Proviant hervor.