Florian, der Sohn des Friedhofswärters - Peter Stohl - E-Book

Florian, der Sohn des Friedhofswärters E-Book

Peter Stohl

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Beschreibung

Schwere Wolken ziehen über den Himmel. Es regnet seit Tagen und ich habe das Gefühl, dass es nie mehr aufhören wird. Verloren stehe ich hinter den Bäumen, gegenüber dem Friedhof, und sehe zu, wie der Leichenwagen vorfährt."
Florian, der Sohn des Friedhofwärters, fühlt sich den Dingen des Todes oft näher, als es für einen Jungen seines Alters gut zu sein scheint.
Begleiten wir ihn auf seinen Wegen über Grüfte und Gräber. Treten wir mit ihm an den offenen Sarg und lauschen den Grabreden des Pfarrers. Stehen wir Florian in seinem Kampf gegen Untote, Ungeheuer und finstere Mächte bei!

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Seitenzahl: 61

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Inhaltsverzeichnis

1. ENTEN-JOHN IST TOT

2. EINE GEWÖHNLICHE BESTATTUNG

3. DER DÄMON

4. DIE TEUFELSMESSE

5. DIE TOTENGLOCKE

6. DIE TRAUERGEMEINDE

Impressum

Copyright © Yellow King Productions 2023

Mario Weiß

Neuöd - Gewerbepark 12a

92278 Illschwang

E-Mail: [email protected]

Web: www.yellow-king-productions.de

Autor: Peter Stohl

Herausgeber: Mario Weiß

Lektorat: Mario Weiß

Cover und Illustrationen: Boris Bashirov

Covergestaltung: Marco Rubenbauer

Kolorierung: Christian Krank

ISBN: 978-3-946309-75-8

Peter Stohl

Florian, der Sohn

des Friedhofswärters

Für Lea und Timo

1. ENTEN-JOHN IST TOT

Schwere Wolken ziehen über den Himmel. Es regnet seit Tagen und ich habe das Gefühl, dass es nie mehr aufhören wird. Verloren stehe ich hinter den Bäumen, gegenüber dem Friedhof, und sehe zu, wie der Leichenwagen vorfährt. Die Bestatter geben Acht, dass niemand auf dem Weg ist. Dann erst steigen sie aus und gehen zum hinteren Ende des Wagens. Mit unbewegter Miene heben sie den Sarg von der Ladefläche und fahren ihn auf einem klapprigen Gestell zur Kapelle, wo der Verstorbene bis zur Beisetzung aufgebahrt wird.

Ich heiße Florian und bin der Sohn des Friedhofswärters. Schon oft habe ich den Bestattern bei ihrer Arbeit zugesehen. Diesmal ist es der alte Enten-John, den sie bringen. Das weiß ich aus dem Schaukasten mit den Beerdigungsterminen. Natürlich ist Enten-John nicht sein richtiger Name, sondern in Wirklichkeit heißt er Herbert Müller. Meine Freunde und ich hassten ihn, denn jedes Mal, wenn wir auf der Wiese hinter seinem Garten Fußball spielten, kam er aus seinem Haus, um uns zu vertreiben. Dann stand er mit hochrotem Kopf am Gartenzaun und schrie uns an, dass uns Hören und Sehen verging. Das machte mir richtig Angst.

Einmal hatte ich ihn abends in seinem Garten beobachtet. Der lag im Schatten hoher Bäume und war völlig verwildert und voller Unkraut. Dort hatte er eine kleine Geflügelzucht mit Hühnern und Enten, die ziemlich verwahrlost aussahen. Ich stand hinter der Hecke und schaute ihm zu, wie er die Tiere mit altem Brot und Abfällen fütterte. Er war blass und wirkte krank, aber seine Augen waren wie die Hölle. Plötzlich sah er in meine Richtung und hatte mich auch schon entdeckt. Sein Gesicht verfärbte sich vor Zorn. Wütend hob er die Faust und kam auf mich zu. Und wie er mich ansah! Ich war starr vor Schreck. Augenblicke später kam ich endlich zu mir, stürzte davon und lief so schnell ich nur konnte nach Hause.

Die ganze Nacht träumte ich von Enten-John und seinem Geflügel. Träumte davon, wie er es mit seinen großen, dürren Händen fütterte und wie sich die ausgemergelten Tiere um jeden Brocken stritten. Als ich mitten in der Nacht aufwachte, meinte ich, er stehe vor dem Fenster und starre zu mir herein. Zitternd zog ich die Decke über den Kopf, doch es half nichts. Ich war mir sicher, dass er noch immer dort draußen war. Dann hörte ich sein Lachen und hatte eine solche Angst, dass ich nicht mehr einschlafen konnte.

Dauernd musste ich nun an Enten-John denken. Ich sah ihn vor mir, wie er in seinem Garten die Hühner und Enten fütterte. Selbst im Sommer trug er ein dickes Baumwollhemd mit Holzfällermuster und viel zu langen Ärmeln. Auf dem Kopf hatte er einen großen Schlapphut. Tagsüber sah man ihn nur selten. Er mied die Helligkeit des Tages und wenn er kam, um uns zu vertreiben, verschwand er sofort wieder in den Räumen seines großen, düsteren Hauses.

Es schien mir merkwürdig, dass er die Sonne so wenig leiden mochte. Lange hatte ich mir darüber den Kopf zerbrochen und es konnte dafür nur eine Erklärung geben. Und je länger ich nachdenke, umso klarer wird mir die Sache: Enten-John ist ein Untoter! Er ist ein Vampir, ein Wesen der Nacht! Es kann nicht anders sein. Und wenn die Sonne versinkt und es dunkel wird, erhebt er sich von seinem Lager und schleicht durch die Straßen und Gassen dieser Stadt!

Rasch laufe ich auf mein Zimmer und lese dort über Untote und Wiedergänger. Ich denke an die helle, durchscheinende Haut des Alten, an die Falten, die wie zerknittertes Papier auf seinen Wangen lagen. Seine Haare waren weiß und dünn und hingen ihm wie Spinnweben ins Gesicht. Seine schmalen Lippen wirkten blutleer, ja fast blau. Ganz typisch für Vampire! In meinen Gruselheften werden diese Menschensauger sehr genau beschrieben und ich erfahre erneut, wie verschlagen und böse die Kreaturen sind. Intelligent und erbarmungslos. Sie verfügen über außergewöhnliche Fähigkeiten und Kräfte. Nur mit dem größten Mut und eiserner Entschlossenheit kann man gegen sie bestehen.

Wie graut es mir, als ich das alles lese. Nicht weit von meinem Zimmer entfernt liegt der Vampir im offenen Sarg! Er ist nicht wirklich tot und bald schon wird er zu mir kommen! Als Motte oder Fledermaus wird er vor dem Fenster tanzen, mich rufen und mir bleibt keine andere Wahl als ihn hereinzulassen. Nacht für Nacht wird dies geschehen und er wird mich wie eine Saftpackung aussaugen! Niemand wird mir helfen können! Am Ende werde ich so tot sein wie er und in der kalten Erde dieses Friedhofs liegen.

Den ganzen Tag überlege ich, was ich tun soll. Es muss etwas geschehen, so viel ist klar. Ich muss seine bösen Pläne durchkreuzen und vor allem darf ich mir dabei keinen Fehler erlauben. Ich werde keine zweite Gelegenheit haben, den Vampir zu besiegen! Denn Enten-John hasst Kinder und würde selbst vor dem Leben eines kleinen Jungen nicht Halt machen!

Jedenfalls kann ich unmöglich länger warten. Es muss in dieser Nacht geschehen! Ich muss ihn aufhalten, bevor sie ihn beerdigen und ihm das Licht des Mondes zu neuem teuflischem Leben verhilft. Wenn es soweit kommt, bin ich machtlos. Dann wird ihn nichts mehr halten!

Ich bin voller Unruhe und meine Finger zittern. Beim Abendessen kriege ich keinen Bissen runter. Ich denke, meine Eltern müssten bemerken, dass etwas nicht in Ordnung ist. Doch sie schöpfen keinen Verdacht. Sie haben oft keine Zeit für mich und sind viel zu sehr mit ihren eigenen Dingen beschäftigt.

Aber das gibt mir die Möglichkeit mich in aller Ruhe vorzubereiten. Von meinem letzten Taschengeld habe ich frischen Knoblauch besorgt. Ein Kruzifix habe ich schon seit längerem – für alle Fälle. Ich nagle aus kleinen Hölzern ein weiteres Kreuz zusammen und lege es in meine Tasche. Natürlich fehlt auch der zugespitzte Pflock aus Eichenholz nicht, mit dem ich Enten-John den Garaus machen werde. Dazu eine Taschenlampe mit neuen Batterien und ein Fläschchen Weihwasser, das ich in der Kapelle abgefüllt habe.

Nun heißt es warten. Ich sitze in meinem Zimmer und weiß nicht, wie ich die Stunden herumbringen soll. Ich hoffe, meine Eltern werden bald zu Bett gehen, denn erst wenn sie schlafen, kann ich mir die Friedhofschlüssel besorgen und mich in die Kapelle schleichen.