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In diesem siebten Buch der beliebten Flynn-Reihe entführt die Autorin junge Leser in eine ganz besondere Welt - die Welt des Schachs. Mit einer kindgerechten Herangehensweise werden die verschiedenen Schachfiguren vorgestellt und ihre Bewegungen erklärt. Dazu gibt es eine zauberhafte Geschichte mit wertvollen Lektionen über Freundschaft, Familie und den Sieg über die eigenen Zweifel. Es ist das perfekte Buch für Kinder, Eltern und Lehrer, die auf der Suche nach einem unterhaltsamen und lehrreichen Einstieg in die Welt des Schachs sind.
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Seitenzahl: 37
Da saß er nun in seinem neuen Klassenraum.
Nervös schaute Flynn sich um. Langsam füllte sich der kleine Raum mit seinen Mitschülern. Bisher kannte er niemanden davon.
Traurig senkte Flynn den Blick. Wie gern wäre er wieder in seiner alten Klasse.
Warum musste ausgerechnet er in diesen kalten Räumen mit diesen fremden Gesichtern sitzen?
Er schaute zum Fenster hinaus. Der große Kastanienbaum vor dem Fenster bewegte seine Äste im Wind hin und her. Dieser Anblick erinnerte ihn an den vergangenen Sommer, als er sich mit Max und Marie auf den Weg gemacht hatte, um hinter das Geheimnis des rätselhaften Schreies auf der alten Burg im Wald zu kommen. Während die Erwachsenen lieber darüber spekulierten, was dahinterstecken könnte, hatten die drei Freunde ihren ganzen Mut zusammengenommen und liefen einfach los.
Als sie mit dem kleinen Schreihals, der für das rätselhafte Geräusch über der Stadt verantwortlich war, zurückkehrten, wurden sie wie Helden gefeiert.
Der Artikel aus der Tageszeitung, der Flynn, Max und Max vermutete, dass sie nur deshalb so gefeiert worden waren, weil die Erwachsenen vor Angst die Hosen voll gehabt hatten und nun erleichtert über die Aufklärung waren.
Außerdem wollten sie mit der ganzen Parade, wie Max das nannte, vermutlich nur davon ablenken, dass keiner von ihnen mutig genug gewesen war, um selbst zur Burg zu gehen. Die drei Freunde waren in diesem Sommer eng zusammengewachsen. Keiner dachte damals an den nahenden Schulwechsel, der die Freunde zumindest am Vormittag voneinander trennen würde.
Der war so weit weg wie der Mond von der Erde, bis zum heutigen Tag, seufzte Flynn.
In der alten Schule war alles viel kleiner und irgendwie auch wärmer. Herr Bergmann hatte immer so viel Wert auf einen gemütlichen Klassenraum gelegt. Gemeinsam hatten sie die Wände mit bunten Bildern dekoriert, die Fenster schmückten je nach Jahreszeit bunte Schmetterlinge oder Wichtelmützchen. In der Fensterbank standen kleine Töpfchen mit Pflanzen, um die sich die Schüler liebevoll kümmerten. Und hier? Hier starrten ihn nur kahle graue Wände an.
Auf dem Weg in seine neue Klasse waren Flynn bereits ein paar Schüler der neuen Schule über den Weg gelaufen. Einige von ihnen wirkten so erwachsen und doch waren auch sie Schüler dieser Schule.
Flynn spürte ein Zwicken in seinem Bauch. Vermutlich hatte es sich dort jetzt ein hässliches Gedankenmonster gemütlich gemacht und stampfte mit seinen stinkigen Käsefüßen herum wie Rumpelstilzchen. Flynn wollte sich gerade ein Wolkentaxi bestellen, um den kleinen Störenfried auf Nimmerwiedersehen hinfort zu pusten, als seine neue Lehrerin die Klasse betrat.
Flynn traute seinen Augen nicht. Frau Bärwinske trug eine lustige, bunte Latzhose mit Smiley.
Ihre Haare waren kurz und wuschelig; sie wirkte wie ein großes Kind, aber genau das machte sie so sympathisch. Allein ihre Anwesenheit machte diesen grauen, kahlen Raum gleich so viel freundlicher. Flynns Zwicken im Bauch war wie weggepustet, auch ohne Wolkentaxi.
Vielleicht war die neue Schule doch gar nicht so schlecht, wie er bisher gedacht hatte.
Frau Bärwinske schaffte es mit Hilfe der Kinder, den Klassenraum innerhalb des Vormittags in eine gemütliche Lernoase zu verwandeln. Aber nicht nur der einst so graue Raum wurde immer freundlicher, auch die Stimmung untereinander war nun deutlich aufgelockert. Flynn konnte sich zwar keinen der Namen merken, aber wie sagte Opa immer – Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut - und schließlich hatte er dafür ja noch ganz viel Zeit.
Kurz vor Schulschluss versammelten sich alle Klassen in der Aula. Herr Baumgarten, der Direktor der Schule, ließ es sich nicht nehmen, die Schüler an diesem besonderen Tag noch einmal mit einer persönlichen Ansprache zu begrüßen, beziehungsweise zu verabschieden.
Aufgeregt setzte sich Flynn neben Frau Bärwinske, als es auch schon losging.
Stolz präsentierte Herr Baumgarten das gesamte Kollegium, gefolgt von der Geschichte der Schule – vom ersten Spatenstich bis zum heutigen Tag. Er erzählte vom Anbau des Südflügels, von seinem hart erkämpften Klettergerüst in Form eines Segelschiffs für den Pausenhof und von zukünftigen Planungen, für die er natürlich auch die Hilfe der neuen Schüler benötigen würde.
Flynn musste gähnen und warf einen Blick auf die große Wanduhr. Noch 10 Minuten, dann wäre der erste Schultag endlich vorüber. Gefühlt hatte dieser Tag eine halbe Ewigkeit gedauert.
Flynn konnte es kaum erwarten, seinen Eltern von den Erlebnissen des ersten Schultages zu erzählen, als die Schulglocke endlich dem Direktor ins Wort fiel und die Veranstaltung beendete.
Lauter Beifall erfüllte die Aula, nach und nach leerte sich der Raum.
Flynn lief durch den kleinen Gang hinaus durch das bunte Regenbogentor der Schule und machte sich fröhlich auf den Weg nach Heimweg.