Forever Again (Band 1) - Für alle Augenblicke wir - Lauren James - E-Book

Forever Again (Band 1) - Für alle Augenblicke wir E-Book

Lauren James

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Beschreibung

Die junge britische Autorin Lauren James hat eine mitreißende Liebesgeschichte geschrieben, die Jugendliche und junge Erwachsene begeistern wird. Mit temporeichen Epochenwechseln und einem außergewöhnlichen Layout ist dieser All-Age-Roman für Fans von Outlander oder Rubinrot die perfekte Mischung aus Zeitreise-Abenteuer und romantischer Lovestory. Auf einer Burg in Schottland verliebt sich Kate in Matthew, an Bord eines Segelschiffes sieht sie ihn wieder und schließlich begegnen sich die beiden an der Universität von Nottingham. Allerdings liegen zwischen diesen drei Ereignissen fast 300 Jahre ...Immer wieder kreuzen sich die Wege von Katherine und Matthew, jedes Mal verlieben sie sich unsterblich und jedes Mal bringt der Lauf der Weltgeschichte sie auf tragische Weise auseinander. Doch wie oft kannst du die Liebe deines Lebens verlieren? Nottingham, 2019: "Das nächste Mal ziehen wir irgendwohin, wo es warm ist", seufzt Matt und küsst Kate leidenschaftlich. Carlisle 1745, während des Jakobiteraufstands: Matthew legt seine Hände um Lady Katherines Taille, um ihr auf den Kutschbock zu helfen. Einen langen Moment blicken sie sich in die Augen. Southampton, 1854: Als Junge verkleidet tritt Katy in den Dienst von Kriegsjournalist Matthew Galloway. Hoffentlich merkt er nicht, dass sie eine Frau ist. Nottingham, 2039: Beim Googeln entdeckt die Biologiestudentin Kate ein Foto ihres Laborpartners Matt. Doch das Foto ist bereits zwanzig Jahre alt. Wie kann das möglich sein? "Forever Again – Für alle Augenblicke wir" ist der erste von zwei Bänden.

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INHALT

Widmung

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Epilog

Quellen

Nachwort

Danksagung

Über die Autorin

Weitere Infos

Impressum

Im Gedenken an Aisha Ahmad 1991–2011

PROLOG

Bei ihrer letzten Begegnung war es bereits spät am Abend und sie wurden verfolgt.

»Es passiert schon wieder«, sagte Katherine und bereute ihre Worte sofort. Matthew schwieg und drückte nur ihre Hand etwas fester. Katherine wusste, was das bedeutete. Sie würden sterben.

Gehetzt liefen sie los. Katherine versuchte, leise zu sein, aber ihr Atem klang gefährlich laut in der Stille. Ihr Puls dröhnte in ihren Ohren. Matthew drückte ihr eine Hand in den Rücken und drängte sie weiter.

Katherine hörte Schritte hinter sich, die immer lauter wurden und schnell näher kamen.

Sie bogen um eine Ecke und versteckten sich im nächstbesten Raum. Mit zitternden Fingern verriegelte Matthew die Tür hinter ihnen. Dann schauten sie einander an und lauschten auf die Schritte ihrer Verfolger.

Einen Moment lang herrschte völlige Stille. Ihnen blieben ein paar Minuten, mehr aber auch nicht. Letztendlich würde man sie finden. Es stellte sich nur die Frage, ob sie es schafften, vorher noch ihre Aufgabe zu erledigen.

»Beim nächsten Mal ziehen wir irgendwohin, wo es schön warm und ruhig ist – bevor all das hier wieder passiert«, verkündete sie atemlos.

»Mir gefällt Spanien«, sagte Matthew und zog Katherine zu einem letzten, verzweifelten Kuss an sich.

KAPITEL 1

Folios/v7/Zeit-Landschaft 2019/MS-112

Campus der Universität Nottingham, England, 2039

Kate goss Glyzerin in ein Becherglas und maß die Menge ab, die sie für das Experiment an diesem Nachmittag benötigte. Eigentlich hatte sie gar keine Lust auf Laborarbeiten, aber das hier war erst ihr zweites Biologiepraktikum seit Semesterbeginn und sie durfte es nicht versäumen. Die Tatsache, dass sie die Einzige ohne Laborpartner war, machte die Sache auch nicht leichter, weil sie dadurch doppelt so viele Aufgaben erledigen musste wie die anderen Erstsemesterstudenten. Dabei machte ihr die zusätzliche Arbeit eigentlich nichts aus. Aber sie hätte einfach gern jemanden zum Quatschen gehabt – denn das war offensichtlich eine der Hauptbeschäftigungen aller anderen Erstsemester ihres Studiengangs, zumindest der großen Gruppe an Studenten neben dem Spülbecken nach zu urteilen.

Kate öffnete gerade das Laborbuch auf ihrem Tablet, als jemand ihr auf die Schulter tippte. Vor Schreck ließ sie den Eingabestift fallen und drehte sich um. Gleichzeitig schob sie die Hand in die Tasche und schloss die Finger um das Medaillon, das sie in der Woche zuvor abgenommen und weggesteckt hatte, weil es sie bei ihrer Arbeit am Abzugsschrank behindert hatte.

Vor ihr stand eine Tutorin, die gestresst auf einen jungen Mann neben sich deutete. »Hier ist dein neuer Laborpartner. Er hat gerade von Chemie zu uns gewechselt. Du kannst ihm doch alles zeigen, oder?«

Dann verschwand die Tutorin in einem Wirbel aus Hektik, um sich einem anderen Neuling zu widmen, dem gerade ein Becherglas mit einer faulig riechenden Substanz auf den Boden gefallen war und der nun inmitten der Scherben stand.

Kate starrte den jungen Mann vor sich an.

»Hi«, sagte sie skeptisch, fischte ihr Medaillon aus der Tasche und hängte es sich wieder um.

Er erwiderte ihren Blick mit undurchdringlicher Miene.

Dann nickte er zur Begrüßung. Unfassbarerweise trug er eine Tweedweste über einem schäbigen T-Shirt von irgendeiner Band. Seine hellbraunen Haare hingen ihm fransig ins Gesicht, eine Frisur, die irgendwann in den späten Nullerjahren einmal angesagt gewesen sein musste. Trotzdem stellte Kate erfreut fest, dass er trotz seines fragwürdigen Modegeschmacks genau ihrem Typ entsprach.

»Willkommen in meinem Reich. Mach’s dir bequem.« Kate zeigte auf das Labor, in dem sich allmählich der dezente Duft von gärender Gülle ausbreitete. Ein paar Tische weiter hatte sich eine Gruppe von Labor-Lästerern um die Scherben versammelt. Sie hielten sich die Ärmel ihrer Laborkittel vor die Nase und gaben der aufgeregten Tutorin gute Ratschläge.

Kate wandte sich wieder dem jungen Mann zu, der seinen Kittel auf die Laborbank legte, als hätte er auf ihre Genehmigung gewartet.

Der Kittel war nagelneu und er nutzte ihn offensichtlich als eine Art Transporttasche, da er nun eine Reihe von Notizbüchern daraus hervorholte und etwas, das nach einem Pausenbrot aussah. (In einem Biologielabor – besaß er denn gar keinen Überlebensinstinkt?) Während er den Apfel aufhob, der heruntergefallen und über den Boden gekullert war, stellte Kate fest, dass ihr Blick an seinen Nackenhaaren hängen blieb, die sich über dem Kragen seines T-Shirts kräuselten.

Als er bemerkte, dass sie ihn beobachtete, errötete er doch tatsächlich – ein leuchtendes Rosa färbte seine Wangenknochen, auf die Kate unverhohlen neidisch war. Wangenknochen wie diese waren bei einem Chemiker eigentlich reinste Verschwendung. Kate nahm ihre Schutzbrille ab, um die Tatsache zu kaschieren, dass er sie beim Gaffen erwischt hatte, und kämpfte einen Moment mit den Brillenbügeln, die sich in ihre zerzausten roten Haare gekrallt hatten.

War er tatsächlich rot geworden? Kate wusste nicht so recht, was sie davon halten sollte. War das ein gutes Zeichen, dass ein Typ errötete, wenn man ihn ansah? Genauso gut hätte er auch ein Namensschild tragen können mit der Aufschrift: »Hi, ich bin ein schüchterner, sozial gehemmter Wissenschaftler. Bitte schau mir nicht direkt in die Augen, sonst falle ich womöglich in Ohnmacht.« Kate malte sich in Gedanken gerade aus, wie er sich mit einem schottischen Akzent als »ein sozial gehemmter Wissenschaftler« vorstellte, als er sich räusperte und sie ansprach:

»Ich hab mir das Laborbuch noch nicht runtergeladen. An welchem Experiment arbeiten wir denn heute?«

Das war irgendwie seltsam: Er klang genau so, wie Kate es sich vorgestellt hatte – exakt der gleiche weiche schottische Akzent. Kate runzelte die Stirn. Wieso hatte sie überhaupt angenommen, dass er aus Schottland kam?

»Allem Anschein nach heißt das heutige Experiment Die Beseitigung von Pferdeäpfeln«, scherzte sie und warf einen Blick in Richtung der anderen Studenten, die noch immer um das Malheur herumstanden.

Er lächelte, wobei sich in seinen Wangen Grübchen bildeten, und entspannte sich ein wenig, während er seinen Laborkittel überstreifte.

»Wie heißt du?«, fragte er und musterte Kate von Kopf bis Fuß. Sein Blick ruhte einen Moment auf dem Revers ihres Laborkittels, der mit Buttons und Perlen dekoriert war, aber er sagte nichts dazu. Und das war auch besser so. Schließlich durfte er sich wohl kaum einen Kommentar darüber erlauben, dass Kate ihren Kittel persönlicher gestaltet hatte – immerhin ragte aus seiner Kitteltasche ein Schinkensandwich heraus. Eigentlich hätte das Ganze merkwürdig sein müssen, doch Kate empfand es überhaupt nicht als seltsam.

»Kate Finchley«, sagte sie strahlend und versuchte, einen etwas normaleren Ton anzuschlagen.

Seine Augenbrauen schossen in die Höhe; offenbar schien ihn ihre Antwort zu überraschen. Aber Kate wusste nicht, warum ihr Name eine Überraschung darstellen sollte.

»Matt«, erwiderte er. »Matt Galloway.«

»Hi, Matt. Schön, dich kennenzulernen. Willkommen im Studiengang Biologie undsoweiterundsoweiter. Du kommst mir irgendwie bekannt vor. Sind wir uns schon mal begegnet?«

Statt sich normal zu geben, konnte sie sich natürlich auch wie sein persönlicher Stalker aufführen. Das würde bestimmt gut ankommen.

»Nein, wir sind uns noch nicht begegnet. Daran würde ich mich erinnern.« Matt errötete erneut und stammelte dann: »Ich meine, ich war noch nie zuvor in England. Ich bin extra wegen der Uni hierhergezogen.«

Kate musterte ihn neugierig. Er musste ausgesprochen intelligent sein, wenn er die Erlaubnis zum Studium im Ausland erhalten hatte. Seit Schottlands Unabhängigkeit von England – nach dem letzten Weltkrieg vor etwa zwanzig Jahren – war es nahezu unmöglich, eine Genehmigung für ein Auslandssemester zu bekommen.

Hm. Er machte nicht den Eindruck, als würde er lügen. Aber woher kannte sie ihn?

Am besten konzentrierte sie sich wieder auf ihre Aufgabe und gab ihm etwa eine Woche, um sich hier einzuleben. Danach konnte sie ihn immer noch weiterquälen, indem sie ihn erneut ansprach oder etwas so Furchteinflößendes tat, wie ihn auf dem Gang mit einem Kopfnicken zu begrüßen. Es war offensichtlich, dass ihre natürliche Sexualität ihn überwältigte. Zumindest redete sie sich das ein – und sollte ihr jemand mal das Gegenteil beweisen! Aber sie schaffte es einfach nicht, den Blick von ihm abzuwenden. Matt hatte irgendetwas … Vertrautes an sich.

Jedenfalls unternahm er keine Anstalten, noch etwas hinzuzufügen, und betrachtete sie stattdessen verwirrt. Kate traute sich kaum, das Gespräch weiterzuführen, denn sie wollte verhindern, dass der Blutandrang in seinem Gesicht ernsthaften Schaden anrichtete. Aber die darauf entstehende Stille war so peinlich, dass sie schließlich fragte: »Warum bist du überhaupt hierher an die Fakultät für Biologie gewechselt?«

»Bei den Chemikern gab es nicht annähernd so viele Explosionen, wie ich erhofft hatte.« Seine Antwort klang irgendwie einstudiert; vermutlich hatte er diese Frage in letzter Zeit sehr oft beantworten müssen.

»Tja, auch bei uns gibt es nicht annähernd so viele Riesenkraken, wie man sich wünschen würde. Tut mir leid.«

Matt grinste. »Ein Jammer. Und wie sind die Physiker hier so?«

Kate spürte, dass er sie musterte, und versuchte, sich deswegen nicht unbehaglich zu fühlen. Ihre Großmutter hatte sie einmal als perfekte präraffaelitische Schönheit beschrieben – was vermutlich bedeutete, dass die Konturen ihrer Figur für das Schönheitsideal des 21.Jahrhunderts etwas zu weich waren. Außerdem besaß sie leuchtend rote Haare, weswegen man sie in der Schule manchmal gehänselt hatte. Aber Kate hatte ihre Haare schon immer viel zu sehr geliebt, um sich darüber zu ärgern. Doch obwohl sie mit ihrem Körper zumeist ziemlich zufrieden war, fühlte sie sich jetzt ein klein wenig befangen – jetzt, da ein süßer Typ sie anschaute, als wäre sie das Interessanteste, was er an diesem Tag zu sehen bekommen hatte.

»Ich würde den Physikern sechs von zehn Punkten geben. Zu wenige Dunkelhaarige«, sagte sie und erinnerte sich an eine enttäuschende Studentenparty während der Einführungswoche für Erstsemester.

Matt grinste erneut und Kate erwiderte sein Lächeln und fügte hinzu: »Aber nach allem, was ich gehört habe, kann das hiesige MRI-Forschungszentrum es mit dem von Cambridge aufnehmen.«

»Das schau ich mir dann an, wenn die Riesenkraken nicht halten, was sie versprechen.«

»Ach, ich bin mir sicher, das werden sie. Heute gibt’s allerdings keine Meeresungeheuer zu bestaunen. Wir testen gerade die Wirkung von Düngern auf die Entwicklungsgeschwindigkeit von Bakterienkulturen.«

»Das klingt wesentlich einfacher als die Anforderungen im Chemielabor. Ich musste eine Säure auf den Siedepunkt erhitzen – an meinem allerersten Tag.«

»Autsch. Keine Sorge, ich passe heute auf dich auf.« Als Kate ihm ein Paar Latexhandschuhe reichte, berührten sich ihre Hände ganz leicht.

> Kontakt hergestellt in Zeit-Landschaft 2039

Ein Schauer ging durch Kates Körper und sie schloss für einen kurzen Moment die Augen. Sie fühlte sich irgendwie seltsam.

Carlisle, England, 1745

Katherine starrte geistesabwesend aus dem Fenster der Kutsche, die durch die geschäftigen Straßen ihrer neuen Heimatstadt rollte. Es regnete stark und dicke Tropfen spülten den Dreck vom schmutzigen Kopfsteinpflaster. Kurz darauf brachte der Kutscher die Pferde mit klappernden Hufen abrupt zum Stehen und kam dann zum Türschlag, um ihr beim Aussteigen zu helfen. Er schenkte ihr ein freundliches Lächeln, als sie seine Hand fest umklammerte, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren.

> Kontakt hergestellt in Zeit-Landschaft 1745

Sie spürte, wie ihre Anspannung bei dieser Berührung etwas nachließ und ihre Gesichtszüge sich etwas lockerten, auch wenn sie kein Lächeln zustande brachte. Inzwischen waren mehrere Wochen vergangen, seit sie das letzte Mal richtig gelächelt hatte.

»Wir müssen dir zuerst ein neues Kleid schneidern lassen«, verkündete ihre Tante Elizabeth, während sie hinter Katherine aus der Kutsche kletterte. »In diesem alten Ding kannst du unmöglich in die Gesellschaft eingeführt werden.«

Katherine nickte vage. Elizabeth schien es kaum erwarten zu können, sie zu Bällen und mittäglichen Verabredungen mitzunehmen – als wäre es nicht erst eine Woche her, dass sich Katherines gesamtes Leben schlagartig verändert hatte.

Der Kutscher begleitete sie mit einem großen Regenschirm zum Geschäft der Damenschneiderin und versicherte den beiden Frauen, dass er sie am späten Nachmittag wieder abholen würde. Dabei sprach er mit einem schottischen Akzent. Die Haushälterin ihrer Großmutter hatte versucht, Katherine aufzuheitern, und ihr beim Packen von Katherines Habseligkeiten einige Geschichten über die geheimnisvollen und gefährlichen Schotten erzählt. Doch das hatte nicht funktioniert. Katherine war zu zerstreut gewesen – ihre Großmutter war tot und ihr Zuhause wurde um sie herum aufgelöst.

Als sie die Damenschneiderei betraten, schob Katherine eine Hand in ihre Tasche und tastete nach der Zeitungsanzeige, die sie für den Verkauf ihres alten Hauses aufgegeben hatte – das einzige Zuhause, das sie je gekannt hatte. Es musste veräußert werden, zusammen mit allen Möbeln.

Folios/v1/Zeit-Landschaft 1745/MS-1

Aktenvermerk: Ausschnitt aus dem Kleinanzeigenteil derTimes

Im Geschäft der Damenschneiderin wählte Elizabeth ein hellgrünes Seidenkleid mit rosa Borten aus und Katherine stand schweigend und reglos da, während das Kleid auf ihre Maße umgeändert wurde. Sie achtete darauf, ihre Dankbarkeit gegenüber ihrer Tante zu äußern, doch sie fühlte sich in dem eng geschnittenen, teuren Kleidungsstück ein wenig unwohl. Als ihre Großmutter noch gelebt hatte, hatte sie solch feine Kleidung nicht getragen.

Katherine besaß nur einen kleinen Bekanntenkreis, da sie die vergangenen Jahre mit der Pflege ihrer Großmutter verbracht hatte – was sie keineswegs bereute. Doch jetzt, da sie sich dem Rest der Welt stellen musste, wurde ihr bewusst, wie abgeschieden sie gelebt hatte. Inzwischen war sie fast achtzehn und es wurde Zeit, erwachsen zu werden. Unruhig drehte sie sich in ihrem neuen Kleid, plötzlich dazu bereit, ein neues Leben mit ihrer Tante, ihrem Onkel und ihrem Cousin zu beginnen.

Folios/v3/Zeit-Landschaft 1854/MS-2

Aktenvermerk: Ausschnitt aus dem Kleinanzeigenteil derTimes

Hafen von Southampton, England, 1854

Katy blickte von der Zeitungsannonce in ihrer Hand auf und schaute sich um. Inmitten der Menge rot uniformierter Soldaten, die an Bord des Dampfschiffs gingen, fühlte sie sich deplatziert und unsicher. Plötzlich war sie sich der Jungenkleidung – dunkelbraune Kniebundhose, Hemd und Jacke –, die sie jahrelang ohne Angst getragen hatte, nur allzu bewusst. Es schien eine Ewigkeit her, dass sie mit anderen Menschen Umgang hatte als mit denen im Haus des Lords. Und sie war sich ihrer Fähigkeit, sich als Junge auszugeben, im Laufe der Zeit etwas zu sicher geworden. Es war leicht, den vorpubertären Dienstjungen zu spielen, wenn die Leute bereits an dieses Märchen glaubten. Aber es war etwas völlig anderes, Fremde davon zu überzeugen.

Was wäre, wenn der Journalist einen Blick auf sie warf, laut loslachte und verkündete, er bräuchte einen Mann und kein dürres kleines Mädchen?

Katy wusste, dass sie recht feminine Züge besaß, aber mit den kurz geschnittenen Haaren und der Jungenkleidung hoffte sie, als leicht unterernährter, milchgesichtiger Bursche durchzugehen und nicht als sechzehnjähriges Mädchen. Wenn sie nicht so stolz auf diese Leistung gewesen wäre, hätte sie deswegen eigentlich ein wenig gekränkt sein müssen.

Sie straffte die Schultern und tadelte sich für ihre Zweifel. Dann machte sie sich auf die Suche nach ihrem neuen Arbeitgeber und bahnte sich einen Weg durch die Menge der Familien, die sich tränenreich von den Soldaten verabschiedeten. Nicht weit von ihr entfernt wurde gerade ein Pferd über eine Gangway hinauf an Deck geführt. Das Tier blieb alle paar Meter stehen und beäugte ängstlich die Wellen, die tief unter ihm gegen die Kaimauer schlugen.

Katy kletterte auf eine Proviantkiste, die zum Beladen bereitstand, warf einen Blick über die Menge und entdeckte den Journalisten sofort. Er las in einer Zeitung, umgeben von Gepäckstücken. Der Mann entsprach zwar nicht dem Bild, das sie sich von ihm gemacht hatte, doch Katy wusste instinktiv, dass er ihr neuer Arbeitgeber sein musste. Mit seinem zerknitterten Hemd und der zerknautschten Weste wirkte er inmitten der Menge tadellos uniformierter Soldaten vollkommen deplatziert.

Er war jung, nur wenige Jahre älter als sie, und fast genauso dürr. Mit seinen zerzausten Haaren und der Brille wirkte er kaum stark genug, um der frischen Brise standzuhalten, die durch den Hafen wehte, ganz zu schweigen von einem Krieg. Plötzlich fühlte Katy sich deutlich zuversichtlicher: Mit ihm würde sie schon fertigwerden.

»MrGalloway?«, fragte sie. Der Mann blickte von seiner Zeitung auf und lächelte. Er hatte hohe Wangenknochen, die seinem Gesicht markante Züge verliehen, und – oh! – Grübchen. Das da waren definitiv Grübchen. Oh.

»Du musst Christopher Russell sein! Matthew Galloway. Erfreut, deine Bekanntschaft zu machen.«

»Ich … Hallo.« Katy packte sich im Geiste an den Schultern und schüttelte sich. Sie klang wie ein Narr. Und ihre Wangen waren rot angelaufen, nur weil er ziemlich fesch aussah, auf eine feine Weise, wenn … wenn man so etwas mochte. Sie musste schlucken.

Ein wenig geistesabwesend nahm sie seine ausgestreckte Hand und erwiderte den Händedruck.

> Kontakt hergestellt in Zeit-Landschaft 1854

KAPITEL 2

Folios/v7/Zeit-Landschaft 2019/MS-113

Campus der Universität Nottingham, England, 2039

Kate saß an ihrem Schreibtisch und starrte an die weiß gestrichene Betonwand, die mit Fotos ihrer Familie bedeckt war. Sie hatte sie in der Woche zuvor aufgehängt, um ihr Zimmer im Studentenwohnheim etwas gemütlicher zu machen. Ihr Magen war total verkrampft. Und sie hatte das Gefühl, dass etwas immens Wichtiges passiert war. Allerdings wusste sie nicht, was genau.

Als sie am Vormittag zufällig Matts Hand berührt hatte, hätte sie schwören können, dass da etwas … irgendetwas gewesen war. Sie blinzelte und versuchte, sich zu erinnern, was im Detail passiert war. Irgendwie hatte sie sich merkwürdig gefühlt, als wäre ihr ein Albtraum aus der Nacht plötzlich wieder eingefallen – ein Albtraum, den sie völlig vergessen hatte.

Wer war dieser Typ? Er kam ihr so bekannt vor, aber sie konnte ihn einfach nicht zuordnen. Sie glaubte nicht, dass sie ihm schon mal begegnet war. Matt Galloway war in ihr Leben geplatzt und hatte ihren Verstand völlig durcheinandergewirbelt, und dabei wusste sie überhaupt nichts über ihn.

Kate berührte ihren Schreibtisch, woraufhin der Computermonitor in der Tischplatte ansprang. Irgendwie musste sie mehr über Matt herausbekommen und das ließ sich am leichtesten dadurch erledigen, dass sie ihn im Internet googelte. Das machten schließlich alle so. Und sie wollte ja nur ein paar Infos über ihn herausfinden – mehr auch nicht. Das war doch absolut normal.

Innerhalb weniger Sekunden fand sie sein Uni-Profil, das jedoch ärgerlicherweise auf »privat« eingestellt war. Sein Foto war das Einzige, wozu sie freien Zugang hatte. Es sah aus, als wäre es auf einem Schulball aufgenommen worden: Matt wirkte in seinem Anzug mit Fliege ziemlich unglücklich und machte den Eindruck, als würde er sich am liebsten verdrücken, woran er jedoch von einer anderen Person gehindert wurde. Diese Person – vielleicht ein älterer Bruder – hatte einen Arm um Matts Schultern gelegt und versuchte, ihn festzuhalten.

Kate betrachtete das Foto und lächelte. Er war wirklich süß.

Zögernd schwebte ihr Finger über dem Feld FREUNDE EINLADEN, aber sie drückte dann doch nicht darauf. Stattdessen startete sie eine Internetsuche. Er musste doch noch auf anderen Netzwerken zu finden sein, die leichter zugänglich waren.

Alle aufgeführten Webseiten waren über zwanzig Jahre alt und stammten noch aus der Zeit vor Beginn des Dritten Weltkriegs. Und sie handelten eindeutig nicht von Kates Laborpartner, obwohl dieser andere Matthew Galloway zufälligerweise mit jemandem namens Katherine verheiratet gewesen war. Kate musste grinsen. Matt und sie waren eindeutig füreinander bestimmt.

Kate klickte auf den ersten Link, woraufhin sich die Website eines alten Wissenschaftslabors öffnete, mit einem Artikel über dessen damalige Forschungen im Bereich Agrardüngemittel. Hastig überflog sie die Zeilen, auf der Suche nach der ersten Erwähnung von »Matthew Galloway«.

Zwei unserer Biologen – Matthew und Katherine Galloway (siehe Foto unten) – arbeiten derzeit an der Entwicklung eines Biodüngers für den großflächigen Einsatz in der Landwirtschaft. Dabei wurde festgestellt, dass die Verwendung unterschiedlicher Bakterien es ermöglicht, Agrardüngemittel sicherer zu machen und damit die Risiken für die einheimische Tier- und Pflanzenwelt deutlich zu reduzieren.

Diese Forschungsarbeiten könnten zu einer kommerziellen Nutzung des Düngers führen, da dessen potenzielle Umweltauswirkungen bei zahlreichen Feldfrüchten bisher nur einen begrenzten Einsatz erlaubt hatten.

Das hier war definitiv kein Artikel über ihren Laborpartner. Kate wollte gerade eine Seite zurückgehen und auf den nächsten Link klicken, als das Foto endlich runtergeladen wurde und sie abrupt innehielt. Schockiert vergrößerte sie die Auflösung und starrte auf die beiden Wissenschaftler, wobei sie sich Mühe geben musste, nicht gleich in Panik auszubrechen.

Das Foto zeigte einen Mann und eine Frau in fleckigen Laborkitteln und mit Schutzbrillen um den Hals. Die beiden hielten Bechergläser mit fluoreszierenden Flüssigkeiten hoch und lächelten strahlend in die Kamera.

Sie standen so dicht nebeneinander, dass sich ihre Schultern berührten. Und sie sahen exakt so aus wie Matt und sie.

Das da war ein Foto von ihr und ihrem neuen Laborpartner. Aufgenommen vor über zwanzig Jahren.

Hier ging es nicht nur um eine gewisse Ähnlichkeit – sie und die Personen auf dem Foto waren identisch. Katherine Galloway hatte sogar die gleiche Sommersprosse auf der Wange wie Kate. Wie war das möglich? Wie konnte sie auf einem Foto abgebildet sein, das jemand vor über zwanzig Jahren gemacht hatte? Ihre Eltern waren beide Einzelkinder und Kate besaß auch keine große Ähnlichkeit mit ihnen. Soweit sie wusste, war die Frau auf dem Foto niemand aus ihrer Familie. Sie hätte es doch wissen müssen, wenn sie eine Verwandte hatte, die genauso aussah wie sie. Zumindest sollte man davon ausgehen.

Oder etwa nicht?

Carlisle, England, 1745

Katherine zitterte und rieb sich die Arme, im Versuch, sie zu wärmen. Tante Elizabeth hatte keine Zeit verschwendet und umgehend die Kontrolle über das Liebesleben ihrer Nichte übernommen: Bei einer Abendgesellschaft hatte sie Katherine schon nach wenigen Minuten ein Gespräch mit einem Junggesellen aufgedrängt – dem ersten in einer vermutlich langen Reihe von potenziellen Heiratskandidaten. Nach kurzer Zeit hatte Katherine sich entschuldigt und verkündet, sie wolle sich gern den Garten der Gastgeber ansehen, solange es noch hell sei. Hier draußen lag zwar ein Hauch von Frost in der Luft, aber dieser Ort war trotzdem unendlich angenehmer als das, was sie im Inneren des Hauses erwartete.

Das Dinner fand in einem Anwesen am Rande von Carlisle statt und die Stadtmauer zog sich direkt hinter den Kutschen der Gäste entlang. Der antike Wall versperrte die Sicht auf die dahinter liegende Landschaft. Katherine schlenderte durch eine Allee von Lindenbäumen neben der Auffahrt und gelangte zu einem Teich, der vor lauter Algen grün schimmerte. Dort lehnte sie sich an einen der Bäume und beobachtete ein Entenpaar, das mit wackelnden Bürzeln immer wieder in das trübe Wasser hinabtauchte. Von den Pferden klangen die entfernten Stimmen der Kutscher zu ihr herüber, die sich leise unterhielten, während sie auf ihre Herrschaften warteten. Katherine spürte, wie sie sich langsam entspannte. Der Tag war sehr lang gewesen – und es kostete so viel Kraft, mit völlig fremden Menschen Konversation zu betreiben.

Plötzlich hoben die Enten ruckartig die Köpfe und schwammen rasch in eine geschützte Ecke mit hohem Schilf. Im nächsten Moment hörte Katherine das Geräusch von Schritten auf dem Kiesweg und drehte sich um. Jemand kam auf sie zu. Der Kutscher ihrer Tante. Er blieb etwa einen Schritt vor ihr stehen, sah sie zögernd an und hielt ihr etwas entgegen.

»Hier, Miss, eine Decke«, erklärte er. »Sie sehen aus, als würden Sie frieren.«

Katherine war völlig überrumpelt. »D…danke.« Sie nahm die Decke und faltete sie auseinander. Obwohl der Stoff ein wenig muffig roch, wickelte sie die Decke um ihre Schultern. Ihr war gar nicht bewusst gewesen, wie sehr sie gefroren hatte.

»Möchten Sie vielleicht, dass ich Sie nach Hause bringe, Miss Finchley?«

»Carlisle ist nicht mein Zuhause«, hörte Katherine sich viel zu scharf antworten.

Einen Moment lang weiteten sich die Augen des Kutschers.

»Ich muss um Entschuldigung bitten. Das war …« Katherine stockte. »Mir fehlt meine Großmutter. Ich vermisse mein Zuhause, mein richtiges Zuhause. Meine Tante und mein Onkel sind natürlich sehr freundlich, aber bis zum Tod meiner Großmutter wusste ich ja nicht einmal von ihrer Existenz. Meine Großmutter und meine Tante haben wohl viele Jahre nicht miteinander gesprochen, aber ich habe keine Ahnung, warum.«

Der Kutscher verlagerte sein Gewicht von einem Fuß auf den anderen und fuhr sich offenbar unsicher mit der Hand durch die Haare. Als er schließlich zu einer Antwort ansetzte, schien er zu wissen, dass er das lieber nicht tun sollte. »Ihre Tante und Ihr Onkel sind gute Menschen. Ich denke, es wird Ihnen hier gefallen.«

»Das hoffe ich sehr.« Eigentlich sollte Katherine nicht auf diese Weise mit ihm reden – schließlich war er nur ein Dienstbote. So etwas gehörte sich nicht. Doch dann kreuzten sich ihre Blicke und Katherine war sich bewusst, dass sich ihre Gefühle zu deutlich auf ihrem Gesicht spiegelten. Sie fürchtete sich. Sie wollte gern wieder glücklich sein, nur ein kleines bisschen, aber es fühlte sich so an, als würde sie nie wieder Glück empfinden können. Die freudige Erregung, die sie am Tag ihrer Ankunft im Geschäft der Damenschneiderin verspürte hatte, hatte nicht lange angehalten.

Bisher hatte sie dem einfachen Kutscher nicht viel Beachtung geschenkt, doch nun erkannte sie, dass er ziemlich gut aussah. Er war etwas älter als sie, vielleicht neunzehn oder zwanzig Jahre, dazu groß, aber nicht auf einschüchternde Weise, und eher schlaksig als muskulös. Katherine ließ ihren Blick über seinen Körper schweifen. Als sie wieder zu seinem Gesicht hochschaute, stellte sie fest, dass er sie dabei beobachtet hatte.

»Ich bin bei den Kutschen, falls Sie noch irgendetwas anderes benötigen, Miss«, sagte er errötend, verneigte sich kurz und wandte sich dann eilig ab.

»Wie heißen Sie?«, fragte Katherine hastig, damit er sich nicht entfernte und noch einen Moment blieb.

Er hielt inne und drehte sich schließlich wieder zu ihr um. »Galloway. Matthew Galloway.«

Katherine streckte ihm die Hand entgegen. Matthew zögerte, nahm sie dann und schüttelte sie feierlich, wobei ein Lächeln um seine Lippen spielte.

»Guten Abend, MrGalloway.« Sie wusste, dass es falsch war, auf diese Weise mit einem Dienstboten zu reden, aber sie fühlte sich in seiner Gegenwart seltsam entspannt.

»Bitten nennen Sie mich Matthew«, sagte er und errötete erneut, was Katherine einfach liebenswert fand. »Allerdings sollten Sie wohl lieber darauf verzichten, wenn andere Leute zugegen sind.«

Er lächelte sie an und Katherine spürte, wie sie sein Lächeln unwillkürlich erwiderte. Sie erinnerte sich an die Geschichten, die die Haushälterin ihrer Großmutter ihr über die wilden Männer Schottlands erzählt hatte. Doch obwohl Matthew ein Schotte war, erschien er ihr nicht wie ein Wilder.

Angeblich aßen die Highlander Menschenfleisch und tranken Blut aus den Wunden ihrer Opfer. Sie waren furchterregende, blutrünstige Barbaren. Aber diesen Eindruck machte Matthew Galloway überhaupt nicht.

> Fortschritt in Zeit-Landschaft 1745 verläuft nach Plan

Folios/v3/Zeit-Landschaft 1854/MS-3

Vor der französischen Atlantikküste, 1854

»Also, Christopher, ich freue mich, dass du es rechtzeitig geschafft hast!«, wandte sich der Journalist Matthew Galloway an Katy, während sie zum Abendessen anstanden. Das Schiff hatte den Hafen einige Stunden zuvor verlassen und befand sich nun im Atlantik, auf dem Weg ins Mittelmeer, wo die britischen Truppen für den Krieg zusammengezogen wurden. Die Sonne ging gerade unter und ihre orangeroten Strahlen spiegelten sich auf der ruhigen See. »Ich war mir nicht sicher, ob es möglich wäre, so kurzfristig einen Assistenten zu finden. Aber du hast ja prompt geantwortet.«

»Bitte nennen Sie mich Kit«, sagte Katy und trat einen Schritt beiseite, um nicht von einem ungestümen Soldaten überrannt zu werden, der sich in aller Eile vor ihr in die Schlange der Wartenden drängte. Seit der Abreise, die von lauten Jubelrufen und Gesängen begleitet gewesen war, hatten sich die Soldaten zwar etwas beruhigt, trotzdem war das Deck noch immer von Lärm und Gelächter erfüllt. »Ihr Angebot klang nach einer einmaligen Gelegenheit; daher war mein früherer Arbeitgeber gern bereit, mich in Ihre Dienste zu entlassen.«

Genau genommen war das Ganze sogar Lord Somersets Idee gewesen.

Drei Tage zuvor hatte sie sich in die Bibliothek auf dem Anwesen der Somersets geschlichen, um dort schnell ein Buch zu Ende zu lesen, bevor sie sich auf den Weg zum Gemüsehändler machte. Eigentlich war es ihr nicht gestattet, die Bücher in der Bibliothek anzufassen. Doch im Sommer zuvor, als sie dort die Dielen bohnern wollte, hatte sie sich eines Tages allein in dem großen Raum wiedergefunden und angefangen, in einem Roman zu blättern. Seitdem war sie wie besessen davon. Die Tage vergingen so viel schneller, wenn sie sich während ihrer langweiligen Pflichten im Haus mit der Frage beschäftigte, wie die Geschichte, die sie gerade las, wohl weiterging. Normalerweise hielten sich Lord und Lady Somerset in der Stadt auf und der Landsitz wurde nur von einer kleinen Gruppe von Dienstboten unterhalten. Deshalb fand Katy genügend Zeit zum Lesen, ohne dabei erwischt zu werden.

Aber vor drei Tagen hatte sie gerade mit dem letzten Kapitel ihrer derzeitigen Lektüre begonnen, als hinter ihr die Tür aufging. Erschrocken war sie zusammengezuckt und wie erstarrt stehen geblieben – zu verängstigt, um sich umzudrehen und nachzusehen, wer die Bibliothek betreten hatte. Falls es sich um ihren Arbeitgeber, Lord Somerset, handelte, würde sie großen Ärger bekommen oder womöglich sogar entlassen werden.

Die Dielen knarrten, als die Person – wer auch immer das sein mochte – auf sie zukam. Katy hielt den Atem an und hoffte darauf, dass vielleicht das Dienstmädchen hereingekommen war, um das Feuer zu entzünden. Oder vielleicht war es eines der Kinder? Denn dann hätte sie viel leichter eine Entschuldigung für ihr Verhalten gefunden.

»Oh, tut mir leid. Ich wusste nicht, dass hier jemand ist«, sagte eine überraschte Stimme. Katy atmete erleichtert auf. Die Stimme gehörte nicht Lord Somerset oder seiner Frau, sondern einem ihrer Gäste, einem General der britischen Armee. »Solltest du nicht irgendeine Arbeit erledigen?«, fügte er hinzu und musterte Katy von Kopf bis Fuß.

Katy verbeugte sich kurz. »Es tut mir leid, Sir. Ich werde mich sofort wieder an meine Pflichten machen.«

»Na schön«, sagte er und inspizierte das Bücherregal.

Katy gab sich Mühe, nicht panisch aus der Bibliothek zu stürmen, obwohl sie am liebsten so schnell wie möglich von dort verschwunden wäre.

Am späten Nachmittag bestellte Lord Somerset sie zu sich. Befangen klopfte Katy an der halb geöffneten Tür seines Arbeitszimmers. Bestimmt würde man sie wegen ihrer Faulheit entlassen. Sie hätte das Risiko nicht eingehen dürfen, während der Anwesenheit der Lordschaften zu lesen. Ganz gleich, wie gut sie sich auch durchs Haus schleichen konnte, das Ganze musste ja eines Tages in einer Katastrophe enden.

Lord Somerset schrieb gerade einen Brief. Zu Katys Überraschung entließ er sie jedoch nicht gleich an Ort und Stelle, sondern bedeutete ihr, sich zu setzen. Zögernd kam Katy der Aufforderung nach. Doch es sollte noch ein paar Minuten dauern, bis Somerset von seinem Brief aufblickte. Dann schaute er Katy lange an und nickte schließlich.

»Also gut – Kit. So heißt du doch, oder?«, fragte er.

»Ja, Sir.«

Katy hatte sich ab ihrem zwölften Lebensjahr, seit man sie aus dem Waisenhaus hinausgeworfen hatte, als ein Junge namens Kit ausgegeben. Eine Weile hatte sie auf der Straße leben müssen, bis ihr schließlich ein Mädchen, mit dem sie sich angefreundet hatte, eine Stelle als Küchenjunge im Haus eines Lords beschaffte. Dabei handelte es sich um einen Armeegeneral, was bedeutete, dass er fast nie zu Hause war; dementsprechend war auch die Arbeit leichter. Katy hatte großes Glück gehabt, dass das Mädchen ihr diesen Vorschlag gemacht hatte, statt sich selbst als Junge zu verkleiden und die Stelle anzunehmen.

»Du kannst doch lesen, oder, Kit?«, erkundigte Lord Somerset sich nun.

Katy schluckte nervös und kam zu dem Schluss, dass die beste Taktik darin bestand, einfach zu lügen. »Ich habe Lady Somerset um Erlaubnis gefragt, Sir.«

Er blinzelte und schaute sie erstaunt an. »Erlaubnis wofür?«

»Um die Bücher in der Bibliothek zu lesen.«

Sie musterten einander. Katy verschränkte die Arme, löste sie dann wieder und errötete.

Somerset wedelte abschätzig mit der Hand, sodass Tinte aus seiner Feder über den Schreibtisch spritzte. »Ach, das. Die Bücher interessieren mich nicht. Allerdings bin ich froh, dass George mich darauf aufmerksam gemacht hat. Ich werde wohl mit dem Butler reden müssen, damit er den Dienstboten mehr Aufgaben zuteilt, wenn du während des Tages so viel Freizeit hast.« Er warf ihr einen wissenden Blick zu, woraufhin Katy beschämt den Kopf senkte. »Aber ich habe dich aus einem anderen Grund herkommen lassen. Ich bin schon eine Weile auf der Suche nach jemandem wie dir. Ich nehme an, du kannst gut lesen und schreiben?«

»Ja, Sir.«

»Sehr schön. Und wie alt bist du?«

»Sechzehn, Sir.« Sie war verwirrt und nervös.

»Perfekt«, sagte er. »Ich habe eine besondere Aufgabe für dich, Kit. Etwas, bei dem wir deine Fähigkeiten sinnvoll nutzen können. Du bist ein loyaler Dienstbote und jetzt schon einige Jahre bei uns. Nun wird es Zeit, dass du deine Loyalität unter Beweis stellst. Die Times sendet einen Berichterstatter an die Front dieses verdammten Kriegs mit den Russen. Wie du dir sicher vorstellen kannst, hat dieser Beschluss eine Menge Staub aufgewirbelt. Was für eine absurde Idee! Einen Zivilisten! An die Front! Wo er sich in Armeeangelegenheiten einmischt!«, stieß Somerset verächtlich hervor und zog eine empörte Miene. Katy war von der schieren Menge an Ausrufezeichen, die sie in seiner Stimme hören konnte, sehr beeindruckt. Nie zuvor hatte sie ihn so aufgebracht erlebt.

»Bedauerlicherweise können wir nichts dagegen unternehmen«, fuhr er fort. »Die Regierung hat sich eingeschaltet und deshalb werden wir diesem Journalisten erlauben müssen, von den Ereignissen vor Ort zu berichten. Alles im Zuge der Informationsfreiheit und dergleichen. Wir müssen ihm sogar Proviant zur Verfügung stellen! Als würde er für unser Land kämpfen, anstatt uns zu bespitzeln!«

Missbilligend runzelte Katy die Stirn, was Lord Somerset offenbar von ihr erwartete.

»Na, jedenfalls hat dieser Mann eine Zeitungsannonce aufgegeben, in der er einen Assistenten sucht – einen jungen Dienstboten, der lesen und schreiben kann. Ich möchte, dass du dich auf diese Stelle bewirbst. Dann kannst du sicherstellen, dass er uns keine Scherereien macht oder irgendwelche militärischen Geheimnisse ausplaudert, die kurz darauf in einer landesweiten Tageszeitung erscheinen.«

Katy dachte sorgfältig über den Vorschlag nach. Ihr Arbeitgeber wollte also, dass sie an die Front auf der Krim reiste und einen Journalisten ausspionierte? War das vielleicht eine Art Strafe dafür, dass sie seine Bücher gelesen hatte? Das Ganze erschien ihr ein wenig übertrieben.

»Ich versteh nicht ganz, Sir«, sagte sie.

»Ich habe mit der Köchin gesprochen. Sie hat mir versichert, dass du zuverlässig bist. Außerdem verfügst du eindeutig über eine gewisse Intelligenz. Ich denke, du wärst hervorragend für diesen Posten geeignet. Deshalb kann ich wohl darauf vertrauen, dass du mir regelmäßig Informationen zukommen lässt.«

Katy hatte zwar immer schon gern auf Reisen gehen wollen, doch sie war sich nicht sicher, ob ihr der Gedanke gefiel, jemand anderen zu bespitzeln – und sei es auch nur einen Journalisten.

»Es würde mir sehr viel bedeuten, Kit«, sagte Lord Somerset. »Ansonsten … Nun ja, ich könnte sicherlich mühelos einen anderen Küchenjungen finden. Einen, der nicht meine Bücher stiehlt.« Er musterte sie mit hochgezogener Augenbraue.

Katy unterdrückte einen Seufzer. »Wie Sie wünschen, Sir.«

Daraufhin hatte Lord Somerset ihr ein Referenzschreiben entgegengehalten, das sie schweigend eingesteckt hatte. Vor lauter Fragen hatte ihr der Kopf geschwirrt, doch sie war zu dem Schluss gekommen, dass es am besten wäre, lieber keine davon zu stellen. In Anbetracht der Tatsache, dass dieses Gespräch ihr Leben völlig auf den Kopf gestellt hatte, war es erstaunlich kurz gewesen. Und sie fühlte sich für solch eine verdeckte Operation überhaupt nicht ausreichend vorbereitet. Trotzdem hatte sie sich am Abend auf die Stelle beworben und bereits am nächsten Nachmittag eine Antwort erhalten – was all ihre Hoffnungen zunichtegemacht hatte, dass ihr Schreiben vielleicht zu spät eingegangen war und sie sich diesem Auftrag entziehen konnte.

> Fortschritt in Zeit-Landschaft 1854 verläuft nach Plan

Katy hatte ein paar Nachforschungen über den Krieg gegen Russland angestellt und mehrere Artikel des Journalisten gelesen und fühlte sich jetzt etwas besser vorbereitet. Vielleicht würde sich das Ganze ja als nette kleine Reise erweisen, sodass sie in wenigen Wochen wieder zu Hause war. Vielleicht war der Journalist leicht zu beeinflussen und schickte von sich aus nicht allzu viele Informationen über das Kriegsgeschehen zurück nach England.

Außerdem war ihr der Gedanke gekommen, dass ein Referenzschreiben von Lord Somerset möglicherweise keine gute Idee gewesen sein könnte. Schließlich bedeutete dies, dass sie vor ihrer Anstellung bei dem Journalisten in Diensten eines Armeegenerals gestanden hatte – alles andere als ein unauffälliger Schachzug. Sie verstand nicht, wieso Somerset nicht selbst daran gedacht hatte. Aber glücklicherweise schien Matthew nicht zu wissen, dass ihr früherer Arbeitgeber der britischen Armee angehörte – zumindest noch nicht.

Matthew und sie setzten sich zu einer Gruppe von Soldaten und deren Ehefrauen, die das Regiment begleiteten. Die Männer am Tisch diskutierten über die Herkunft des Fleischs. Einer der Soldaten, der behauptete, früher als Metzger gearbeitet zu haben, war felsenfest davon überzeugt, dass es sich um Pferdefleisch handelte.

»Also, warum reisen wir eigentlich nach Bulgarien?«, wandte Katy sich an Matthew, um sich davon abzulenken, was sie da gerade aßen.

»Dort ist die Armee stationiert, die sich auf den Marsch gegen die russischen Truppen auf der Krim vorbereitet. Wir fahren um Frankreich und Spanien herum ins Mittelmeer und gehen im bulgarischen Warna an Land. Sieh selbst.« Matthew holte eine Landkarte aus seiner Tasche und zeigte ihr die Route. »Es dauert bestimmt mehrere Wochen, um die britischen und französischen Truppen in Warna zusammenzuziehen, und danach begleiten wir sie dann zur Front.«

Wochen, dachte Katy enttäuscht. Also würden sie viel länger unterwegs sein als erwartet.

»Dann folgen wir der Armee auf dem Fuß? Und machen Notizen von ihren Taten?«, fragte sie.

»Ja. Ich bin der erste Journalist, der an die Front reisen darf«, fügte er stolz hinzu.

»Aber wie sind die Nachrichten von irgendwelchen Kriegsgeschehen denn früher nach Hause gelangt?«

»Nun ja, normalerweise haben wir … die Berichterstattungen ausländischer Zeitungen übernommen.« Matthew hüstelte. »Wir haben zwar versucht, Soldaten anzuheuern, damit sie uns auf dem Laufenden halten, aber ihre Meldungen waren nicht sehr ergiebig. Also habe ich zugestimmt, an die Front zu reisen und selbst zu berichten, damit wir endlich einmal eine korrekte Beschreibung der Situation vor Ort erhalten.«

»Was meinen Sie mit ›korrekte Beschreibung‹?«

Matthew nahm einen Bissen, kaute nachdenklich und meinte dann: »Als die Soldaten uns von anderen Kriegen berichtet hatten, mussten wir im Nachhinein feststellen, dass sie uns nicht alle Informationen weitergegeben haben. Sie haben das Geschehen so dargestellt, als wäre alles einfach wunderbar gewesen – aus Loyalität gegenüber ihrem Regiment. Was durchaus verständlich ist. Aber das bedeutete auch: Als wir in England endlich erfuhren, wie die Situation an der Front tatsächlich aussah, war es bereits viel zu spät, um noch irgendetwas daran zu ändern.«

Katy runzelte die Stirn. Das klang nicht danach, als hätte Matthew vor, Militärgeheimnisse an den Feind weiterzugeben, sondern eher danach, als wollte er zum Schutz der britischen Truppen beitragen. »Was hätte man denn unternehmen können, um die Situation zu ändern?«, fragte sie.

»Nun ja, man hätte zum Beispiel Kleiderspenden und warme Decken an Soldaten in kalten Regionen schicken können. Solche Kleinigkeiten können einen entscheidenden Unterschied ausmachen, aber wenn die Öffentlichkeit nicht weiß, dass der Bedarf da ist, wird auch nichts geschehen.«

Katy nickte. Das war ganz und gar nicht das, was Lord Somerset ihr erzählt hatte – Matthews Pläne klangen doch sehr gut und vernünftig.

Folios/v3/Zeit-Landschaft 1854/MS-4

Aktenvermerk: Ursprüngliche Route der britischen Armee nach Warna (Bulgarien) während des Krimkriegs 1854. Damals verbündete Großbritannien sich mit Frankreich gegen Russland, um eine Expansion des Russischen Reichs im Süden des Schwarzen Meers zu stoppen und gleichzeitig zu verhindern, dass Russland die Kontrolle über die britischen Handelsrouten nach Indien gewann.

KAPITEL 3

Folios/v7/Zeit-Landschaft 2019/MS-114

Carlisle, England, 1745

Katherine war ihrer neuen Rolle in der Carlisler Gesellschaft allmählich müde. Die Feiern und Dinnerabende gefielen ihr zwar durchaus, aber Elizabeth machte sie fortwährend mit potenziellen Heiratskandidaten bekannt, was Katherine zunehmend anstrengend fand. Die meisten dieser Männer waren ja recht nett, aber sie brachte es einfach nicht fertig, länger als zehn Minuten mit einem von ihnen zu reden, ohne die Flucht zu ergreifen. Ihre übliche Taktik bestand darin, sich hinaus in den Garten zu schleichen, wo Matthew bei der Kutsche wartete, um sie und ihre Tante später nach Hause zu bringen. Im Garten war es friedlich, trotz des Lichts und des Lärms, der aus dem Inneren des Hauses bis zur Auffahrt drang. Statt der muffigen alten Pferdedecke reichte Matthew ihr dann immer ein Umhängetuch, das er inzwischen speziell für diese Anlässe unter den Sitzen aufbewahrte. Im Gegenzug brachte Katherine ihm ein Glas Whisky-Punsch mit und dann erkundeten sie gemeinsam den Garten und genossen die frische, kühle Nachtluft.

Eigentlich sollte sie nicht so viel Zeit mit einem Dienstboten verbringen, aber Matthew war wirklich bezaubernd. Er verstand sie. Er hörte zu, wenn sie von ihrer Großmutter erzählte, oder begleitete sie einfach schweigend, während Katherine sich von den prüfenden Blicken der wohlhabenden Gesellschaft von Carlisle erholte. Und er redete mit ihr wie mit einem Menschen und nicht so, als wäre sie ein Objekt bei einer Auktion. Außerdem unterhielten sie sich ja nur – daran konnte doch nichts Schlimmes sein.

»Matthew«, sagte sie eines Abends, als sie die sanft abfallende Wiese hinter dem Pfarrhaus hinabschlenderten und die Sterne bewunderten, die gelegentlich zwischen den dunklen Wolken aufblitzten. »Sie sind doch Schotte …«

»Gut beobachtet«, bemerkte Matthew und musterte sie mit hochgezogener Augenbraue.

»Nein, ich meine, was hat Sie nach Carlisle geführt?«

»Ich bin hierhergekommen, weil es hier Arbeit gab«, erklärte er, als sie an einem Brunnen stehen blieben. »Meine Familie lebt an der schottischen Grenze, etwa zehn Meilen nördlich von hier. Wir haben eine Farm in den Hügeln. Morgens sieht man oft meilenweit nichts als Nebel.«

»Das klingt zauberhaft. Warum sind Sie von dort fortgegangen?« Katherine versuchte, sich die schottischen Hügel vorzustellen. Vor ihrem inneren Auge tauchte plötzlich ein Bild von Matthew auf, wie dieser zwischen Kühen umherlief und ihnen nachjagte.

»Ich wünschte, ich hätte dort bleiben können«, sagte er. »Ich habe mir nie etwas anderes gewünscht, als Farmer zu werden wie mein Vater. Aber dann geriet unsere Familie in … finanzielle Schwierigkeiten. Ich schicke so viel Geld wie möglich nach Hause.«

»Vermissen Sie sie?« Katherine beugte sich über die Steinfassung des Brunnens und schaute hinein. Das dunkle Wasser in der Tiefe spiegelte das Licht der Sterne und Katherine atmete den klaren, sauberen Geruch tief ein. Sie vermisste ihre Großmutter.

»Ja, sie fehlen mir. Aber ich weiß, dass sie durch meine Arbeit jetzt genügend Geld zum Überleben haben.«

»Ich hoffe, dass Sie sie bald einmal besuchen können.«

»Das hoffe ich auch. Wahrscheinlich sollte ich mich den Rebellen anschließen – dann hätte ich die Chance zu reisen!« Er lächelte.

Katherine schwieg einen Moment; sie war sich nicht sicher, wer die Rebellen waren, wollte aber auch nicht unwissend erscheinen. Matthews Lächeln schwand, während er darauf wartete, dass sie lachte. Deshalb fragte sie: »Die … die Rebellen?«

Matthew starrte sie einen Augenblick an. »Sie haben noch nie von den Jakobiten gehört?«

»Nein«, gestand sie. Das Wort Jakobiten klang zwar irgendwie bekannt, aber sie konnte es nicht zuordnen. »Wer sind diese Leute?«

»Charles Stuart erhebt erneut Anspruch auf den Thron. Sie wissen aber von dem Aufstand während der Zeit seines Vaters?«

Plötzlich, als ihr weniges Wissen aus dem Geschichtsunterricht zurückkehrte, erinnerte sich Katherine wieder (sie hatte immer die naturwissenschaftlichen Fächer bevorzugt): Ende des vergangenen Jahrhunderts hatte ein Aufstand König Jakob