FOXFINDER - Dawn King - E-Book

FOXFINDER E-Book

Dawn King

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Beschreibung

Eine ländliche Gegend irgendwo in England steckt in einer wirtschaftlichen Krise und ist Gegenstand einer rigorosen behördlichen Untersuchung. Das Ehepaar Samuel und Judith Covey, geschockt vom plötzlichen Tod ihres Sohnes und verzweifelt wegen der schlechten Ernte, wird zur Zielscheibe des jungen "Foxfinders" William Bloor, der sich zum Zwecke seiner Ermittlungen bei ihnen einquartiert. Schuld an allem Elend ist der Fuchs, Todfeind der Menschen. Er kontaminiert die Bauernhöfe, beeinflusst das Wetter, manipuliert den Verstand und tötet unschuldige Kinder – für Bloor gibt es daran keinen Zweifel. Die Besessenheit des ominösen Foxfinders destabilisiert das soziale Dorfgefüge und führt schnell zu Misstrauen bis hin zu gegenseitigem Verrat der befreundeten Höfe. Den unschuldigen Samuel treibt es zunehmend in den Wahnsinn… Dawn King verortet ihr Stück, das sich nicht zuletzt auch mit dem Thema Fundamentalismus auseinandersetzt, parabelhaft in einer fiktiven, archaisch anmutenden Welt. 2011 gewann sie mit "Foxfinder" den Papatango New Writing Competition.

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Ausführliche Informationen über unsere Autoren und Theatertexte finden Sie auf unserer Websitewww.kiepenheuer-medien.de

© 2014Gustav Kiepenheuer Bühnenvertriebs-GmbH

Schweinfurthstraße 60, 14195 Berlin

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlags wiedergegeben werden.

Sämtliche Rechte der öffentlichen Wiedergabe (u. a. Aufführungsrecht, Vortragsrecht, Recht der öffentlichen Zugänglichmachung und Senderecht) können ausschließlich von der Gustav Kiepenheuer Bühnenvertriebs-GmbH erworben werden und bedürfen der ausdrücklichen vorherigen schriftlichen Zustimmung. Nicht genehmigte Verwertungen verletzen das Urheberrecht und können zivilrechtliche und ggf. auch strafrechtliche Folgen nach sich ziehen.

ISBN978-3-7375-0053-1

Danksagung

Außerordentlicher Dank gilt allen, die mir geholfen haben, insbesondere der Peggy Ramsay Foundation für die finanzielle Unterstützung. Paul Jenkins, der mir als Erster geholfen hat, Füchse zu sehen. Will Davis, Tom Mansfield, Teryy Saunders, Julia Mills and Matt Connell für ihre Ratschläge und Unterstützung. Der Papatango Theatre Company und dem Finborough Theatre. Meiner Mum, meinem Dad und meinem Mann, Richard George - für alles.

Personen

William BLOOR - ein Foxfinder, 19

Samuel COVEY - ein Landwirt, Ende 30

Judith COVEY, seine Frau, attraktiv, Anfang 30

Sarah BOX, eine Nachbarin, Anfang 30

1

Eine Bauernküche. Spartanisch eingerichtet, peinlich sauber.SamuelundJudithsitzen am Tisch. Beide in ihren Sonntagskleidern - schlicht und zeitlos. Draußen regnet es stark.

SAMUEL Bin alles abgelaufen heute Morgen. Ich schätze, der halbe Weizen ist hin.

JUDITH Vielleicht erholt er sich wieder.

SAMUEL Nicht, wenn das Wetter so bleibt.

Pause

SAMUEL Und das Feld am Osttor ... das ganze Saatgut, die reinste Verschwendung. Ein einziger Sumpf.

JUDITH Ein bisschen wird uns bleiben. Besser als nichts.

SAMUEL Ich hab's zu früh ausgesät. Sag's ruhig.

JUDITH Das können wir jetzt noch gar nicht wissen. Vielleicht hört der Regen morgen auf.

Pause

JUDITH Der Lauch wird gut.

SAMUEL Na ja. Gut würde ich das nicht nennen.

Pause

Der Regen schlägt gegen die Fenster.

SAMUEL Hör dir das an. Ziemlich dämlich, an einem Tag wie diesem zu reisen.

JUDITH Er wird klatschnass sein. Und durchgefroren.

SAMUEL Hm...

Pause

SAMUEL Zeig mir nochmal den Brief.

Judithholt einen Brief hervor.Samuelnimmt ihn. Schaut ihn sich an.

SAMUEL Eine raffinierte Handschrift hat er. Sehr hübsch.

JUDITH Es ist eine Ehre, einen von ihnen zu Gast zu haben. Jeder sagt das.

SAMUEL Ach ja. "Erforschung des Gebiets" was soll das heißen?

JUDITH Ich weiß es nicht.

Pause

SAMUEL Ich verstehe nicht, warum sie ausgerechnet zu uns kommen.

JUDITH Das hat nichts zu sagen.

SAMUEL Es gibt genügend andere, die mehr Land besitzen in "diesem Gebiet".

JUDITH Ja, aber er -

SAMUEL Er sollte auf einem der Anwesen übernachten.

JUDITH Er hat darum gebeten hierher zu dürfen.

SAMUEL Ja. Das hat er.

Pause

SAMUEL Wenn hier etwas nicht in Ordnung wäre, wüsste ich das doch. Ich kenne doch mein eigenes Land. Ich bin da draußen - zu allen Tages- und Nachtzeiten - und ich habe nichts gesehen. Da ist nichts.

JUDITH Die sind schlau. Sie verstecken sich, sagen die Leute.

SAMUEL Ich würd's wissen.

Judithnickt. Pause.

SAMUEL Ihm muss irgendetwas zu Ohren gekommen sein.

JUDITH Wie bitte?

SAMUEL Irgendwer verbreitet Lügen, wetten?

JUDITH Sag sowas nicht. Wer sollte das sein?

SAMUEL Irgend einer.

Judithschaut beunruhigt.

JUDITH Nein. Das kann nicht sein.

SAMUEL Ich werd ihn fragen, wenn er kommt.

JUDITH Untersteh dich! Sollte wirklich einer was gesagt haben, machst du es dadurch noch schlimmer!

Pause

JUDITH Wie spät ist es?

SAMUEL Zwanzig nach. Er kommt zu spät.

JUDITH Er wird bald da sein.

SAMUEL Das hast du schon vor einer Stunde gesagt.

JUDITH Vielleicht sind die Straßen überschwemmt.

SAMUEL Ja, das nehme ich an. Und die Brücke macht auch bald dicht.

JUDITH Es nützt nichts, du musst ihn suchen.

SAMUEL Das werde ich nicht. Ich muss die Tiere füttern. Die warten nicht.

JUDITH Und wenn er sich verirrt hat?

SAMUEL Dann wird er hier nicht aufkreuzen. Und alles bleibt wie gehabt.

Er steht auf.

JUDITH Nein, du lässt mich jetzt nicht alleine, wenn er kommt.

SAMUEL Also gut.

Samuelsetzt sich wieder.

JUDITH Wenn er kommt, darfst du nicht so grob zu ihm sein. Bleib höflich. Versprich mir das!

SAMUEL Er muss nehmen, was er kriegt, oder?

JUDITH Sam!

Es klopft.Judithspringt auf.

JUDITH Das ist er.

Sie zögert.

SAMUEL Dann mach auf.

JUDITH Ich kann nicht.

Samuelöffnet die Tür. DahinterWilliam. Er trägt einen schwarzen Wintermantel und einen Hut mit breiter Krempe. Er hat einige schwere Taschen bei sich.

SAMUEL William Bloor?

WILLIAM Ja.

SAMUEL Ich bin Samuel Covey. Kommen Sie rein.

Williamlächelt entschuldigend.

WILLIAM Noch nicht.

SAMUEL Ach so?

WILLIAM Ist die Dame des Hauses anwesend?

SAMUEL Judith!

Judithkommt zur Tür.

WILLIAM Sie sind Mrs Covey, Judith?

JUDITH Ja, das stimmt.

Sie streckt ihm die Hand hin.

JUDITH Kommen Sie rein. Sie müssen ja halb erfroren sein!

WILLIAM Und Sie sind Mr Covey, Samuel?

SAMUEL Der bin ich. Wie schon gesagt.

WILLIAM Können Sie sich ausweisen?

SAMUEL Entschuldigung?

WILLIAM Ich muss Ihren Ausweis sehen. Von Ihnen beiden. Bitte.

Judithlässt ihre ausgestreckte Hand fallen.

JUDITH Ähm...

Judithgeht an einen Schrank und durchwühlt einige Schubladen.Williambleibt im Regen stehen, setzt seine Taschen noch nicht ab.

SAMUEL Sie haben eine komische Art, Leuten "Guten Tag" zu sagen.

WILLIAM Es tut mir Leid, aber Sie könnten schließlich irgendjemand sein.

SAMUEL Ach so, und die wirklichen Coveys haben wir im Brunnen versenkt oder ...?

WILLIAM Das weiß ich nicht. Ist dem so?

Judithzeigt ihm die Papiere. Er nickt. Endlich betritt er das Haus und stellt die Taschen ab.

WILLIAM Sie müssen meine grobe Art entschuldigen. Judith.

Er streckt ihr die Hand entgegen. Sie schüttelt diese. Er lächelt.

WILLIAM Samuel.

Auch Samuel nimmt seine Hand.

WILLIAM Danke, dass sie mich bei sich aufgenommen haben. Wir wissen ihre Unterstützung in dieser Sache zu schätzen.

Pause

JUDITH Keine Ursache. Wir freuen uns, dass Sie da sind. Wir bekommen nicht gerade viel Besuch. Ich setz mal das Wasser auf.

WILLIAM Wenn es Ihnen nichts ausmacht, würde ich zuerst mein Gepäck abstellen.

JUDITH Oh. Ja. Das Zimmer ist nicht sehr groß.

WILLIAM Ich bin mir sicher, dass es mehr als ausreichend ist.

Samuelbückt sich nach den Taschen.

WILLIAM Nein, die trage ich, falls es Ihnen nichts ausmacht.

Samueltritt zurück.

JUDITH Hier entlang.

Judithverschwindet.Williamnimmt seine Taschen, nicktSamuelzu und folgt ihr.

2

William,nun in einem schlichten Hemd, schwarzer Weste und Hose, sitzt mitJudithundSamuelam Tisch. Die Reste des Essens, Suppe und Brot, stehen vor ihnen.

WILLIAM Vielen Dank. Das war vorzüglich.

JUDITH Zum Abschluss noch ein Glas Apfelwein? Wir haben auch Bier?

WILLIAM Nein -

JUDITH Oder Tee? Kaffee?

WILLIAM - vielen Dank. Nein.

JUDITH Ich räum das weg.

Judithsteht auf und räumtWilliamsGeschirr weg.Williamwischt die Krümel vom Tisch. Er holt ein Notizbuch hervor und breitet eine Karte auf dem Tisch aus.Samuelsieht ihm dabei zu.

WILLIAM Ich muss Ihnen nun einige Fragen stellen.

SAMUEL Jetzt? Hat das nicht Zeit bis morgen?

WILLIAM Nur kurz.

Judithsetzt sich wieder dazu.

WILLIAM Der Hof umfasst 60 Morgen?

SAMUEL Ja.

Williamnotiert etwas.

WILLIAM Und welche Tiere haben Sie?

JUDITH Sie meinen ... wir haben nichts gesehen.

WILLIAM Ich meine lediglich, welche Tiere sie hier auf dem Hof halten?

SAMUEL Ein paar Kühe, Schweine, Hühner. Mehr nicht.

WILLIAM Das Land ist gut nutzbar?

SAMUEL Ja.

WILLIAM Haustiere?

JUDITH Wir hatten eine Katze, aber die ist uns davon gelaufen.

Williamnotiert etwas.

JUDITH Ist das wichtig?

WILLIAM Eine verschwundene Katze als einzelner, isolierter Vorfall ist nicht wichtig.

JUDITH ...ach so.

WILLIAM Wann war das?

JUDITH Im März.

Williamdeutet auf die Karte.

WILLIAM Dies ist die Grenzlinie, die uns für Ihr Anwesen vorliegt. Ist das korrekt?

SAMUEL Na ja. Sieht so aus.

WILLIAM Ist das korrekt?

SAMUEL Ja.

WILLIAM Und dieses Gebiet gehört Mr Johnson, David.

SAMUEL Ja.

WILLIAM Und dieses Mr Box, Abraham.

SAMUEL Das steht bereits auf der Karte.

WILLIAM Ich überprüfe meine Daten. Was ist das?

JUDITH Das ist der Wald.

WILLIAM Wald? Ausgewachsene Bäume, junge Bäume ... Gebüsch?

SAMUEL Also...ja.

WILLIAM Was, ja?

SAMUEL Beides.

WILLIAM Entschuldigung?

SAMUEL Alles. Wollte ich sagen.

WILLIAM Und wem gehört das?

SAMUEL Niemandem.

Williamnotiert etwas.

WILLIAM Haben Sie Fasane auf Ihrem Gebiet gesichtet?

SAMUEL Ja. Johnson züchtet sie für die Jagd. Die fliegen über den Zaun.

WILLIAM Wie ist es mit Wild? Haben Sie Wild auf ihrem Gebiet gesichtet?

SAMUEL Also...

JUDITH Nein, nicht oft.

WILLIAM Ihre Antwort lautet also: ja?

JUDITH Ja.

WILLIAM Enten? Haben Sie Enten gesehen, fliegend oder am Boden?

JUDITH Ehmm...

SAMUEL Nein.

WILLIAM Sie haben hier niemals Enten gesehen?

SAMUEL Gesehen ja, aber wir haben hier keinen Enten.

WILLIAM