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Hilfe bei Frauenbeschwerden Tipps von Apotheker Arnold Achmüller Welcher Tee hilft bei Menstruationsbeschwerden? Wie bereitet man mit Frauenmantel ein Sitzbad zu? Und welches Öl hält die Haut in der Schwangerschaft elastisch? Die Frauengesundheit ist eines der zentralen Themen der Kräuterkunde. Milde Heilmittel lindern die Beschwerden von Menstruation, Schwangerschaft, Stillzeit und Wechseljahren. Mit den Ratschlägen und Rezepten des Kräuterexperten Arnold Achmüller kann man die wertvollen Hausmittel ganz einfach herstellen und sich selbst helfen.
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Seitenzahl: 53
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1. Auflage
© Edition Raetia, Bozen 2019
Projektleitung: Magdalena Grüner
Korrektur: Helene Dorner, Katharina Preindl
Grafik und Umschlaggestaltung: Philipp Putzer, www.farbfabrik.it
Grafik Logo „Kraut und Wurzel“: Astrid Felderer
Titelfoto: Frauenmantel (Astrid Felderer)
Umbruch und Druckvorstufe: Typoplus, Frangart
Druck: Printer Trento, Trient
ISBN 978-88-7283-681-1
ISBN E-Book 978-88-7283-690-3
Band 4 der Reihe „Kraut und Wurzel“
Mehr Rezepte und Tipps finden Sie auf dem Blog „Kraut und Wurzel“: www.krautundwurzel.com.
Unseren Gesamtkatalog finden Sie unter www.raetia.com.
Bei Fragen und Anregungen wenden Sie sich bitte an [email protected].
Alle Fotos stammen von Astrid Felderer, außer S. 8 (aus Walahfrid Strabo: Hortulus nuper apud Helvetios in S. Galli monasterio repertus, qui carminis elegantia tam est delectabilis, que doctrine cognoscendarum quarundam herbarum varietate utilis, Nürnberg 1512) und S. 39 (Archiv Arnold Achmüller, Ansichtskarte Bad Wörishofen)
Die Angaben zu den Kräutern in diesem Buch wurden sorgfältig geprüft. Autor und Verlag lehnen jedoch jegliche Haftung für allfällige Schäden ab, die sich aus dem Gebrauch oder Missbrauch der hier vorgestellten Anwendungen ergeben. Die in diesem Buch enthaltenen Ratschläge ersetzen nicht eine ärztliche Therapie.
Gedruckt mit Unterstützung der Südtiroler Landesregierung, Abteilung Deutsche Kultur
ARNOLD ACHMÜLLER
Allerorts genutzt, kaum erforscht
Brauchtum und Mythologie
Die Bettstrohkräuter: für eine sichere Geburt
Abtreibungsmittel: verheimlicht und dämonisiert
Sitzbäder und Wickel
Heilpflanzen mit hormonellen Einflüssen
Heilpflanzen in Schwangerschaft und Stillzeit
Grenzen der Selbstmedikation und Zutaten der Heilmittel
Rezepte
Menstruationsbeschwerden
Teemischung bei zu starker Menstruationsblutung
Krampflösende Gänsefingerkrautmilch
Gänsefingerkrauttinktur
Krampflösendes Massageöl
Teemischung bei ausbleibender Menstruation
Prämenstruelles Syndrom (PMS)
Teemischung bei PMS
PMS-Tinktur
Krampflösender Unterleibswickel
Kalte Brustwickel nach Kneipp
Ansteigendes Fußbad
Ausfluss
Sitzbad bei Ausfluss
Unterstützende Teemischung bei Ausfluss
Badesalz bei Vaginalinfektionen (Candida)
Unerfüllter Kinderwunsch
„Kinderbringer“-Tee
Unterstützendes Sitzbad bei Unfruchtbarkeit
Schwangerschaftsbeschwerden
Teemischung bei Sodbrennen
Teemischung bei Schwangerschaftserbrechen
Quellende Leinsamen gegen Verstopfung
Knieguss nach Kneipp bei Venenbeschwerden
Geburtsvorbereitung
Ölmischung gegen Schwangerschaftsstreifen
Geburtsvorbereitende Teemischung
Damm-Massageöl
Stillzeit
Tee zur Milchbildung
Umschlag bei entzündeten Brustwarzen
Topfenwickel
Sitzbad bei Dammriss
Wechseljahre
Teemischung gegen Wechseljahrbeschwerden
Kaltes Fußbad nach Kneipp
Massageöl gegen Unruhe und Schlafstörungen
Teemischung gegen Unruhe und nervöse Herzbeschwerden
Verzeichnisse
Verzeichnis der Krankheitsbilder
Verzeichnis der Heilmittel
Literatur
Die Bekämpfung von Frauenbeschwerden mit Mitteln der Naturheilkunde ist durchaus sinnvoll. Ob es nun Heilpflanzen sind oder andere Maßnahmen wie etwa die Wasseranwendungen nach Sebastian Kneipp: Die sanften Methoden der Naturheilkunde eignen sich vor allem bei leichteren Beschwerden. Aber auch bei stärkeren Beschwerden können sie in einigen Fällen begleitend zur ärztlichen Therapie hilfreich sein.
Die Frauenheilkunde nimmt in der traditionellen europäischen Kräuterkunde seit jeher eine zentrale Rolle ein. Im Alpenraum werden beispielsweise von den etwa 400 verschiedenen verwendeten Pflanzen mehr als 120 Arten auch in der Frauenheilkunde eingesetzt. Somit gehört dieser Bereich zu den stärksten Indikationsgebieten der europäischen Volksmedizin. Das mag damit zu tun haben, dass Schwangerschaft und Geburt bis ins letzte Jahrhundert für die Frau mit großen Risiken verbunden waren und man hier so weit wie möglich auch auf den Einsatz von Heilpflanzen zurückgriff. Zusätzlich waren es vor allem die Frauen, die in der Gesellschaft für die Gesundheit der Familie zuständig waren. Sie waren traditionellerweise die Heilkräuterexpertinnen der Familie. Sprich: Die Heilkunde ist seit jeher eng mit Frauen verbunden und so stellt die Gesundheit der Frau ein bedeutendes Anwendungsfeld dar.
Die wissenschaftliche Erforschung hat diesem Umstand bisher allerdings nur am Rande Rechnung getragen. Abgesehen von einigen wenigen Heilpflanzen wie Traubensilberkerze oder Mönchspfeffer sind die meisten Pflanzen in diesem Bereich bis heute nur unzureichend erforscht.
Das hat sicherlich auch damit zu tun, dass es Heilpflanzen für die Schwangerschaft und Stillzeit schon aufgrund möglicher Nebenwirkungen für Mutter und Kind nicht in aussagekräftige Studien schaffen. Andererseits sind Pflanzen wie Frauenmantel, Schafgarbe, Taubnessel oder Gänsefingerkraut allgemein kaum erforscht. Themen wie Menstruation, Geburtenplanung und Schwangerschaftsabbruch berühren zudem Bereiche, die bis vor wenigen Jahrzehnten großen religiösen und gesellschaftlichen Tabus unterlagen und dementsprechend von Forschungsgruppen auch nicht angetastet wurden.
Bedauerlicherweise erfolgen daher viele Anwendungen lediglich aufgrund einer volksmedizinischen Tradition, während der Mangel an Studien eine Etablierung in der Schulmedizin verhindert.
Die europäische Frauenheilkunde ist voll von Legenden, Bräuchen, Ritualen und mythologischen Erzählungen. Diese ranken sich insbesondere rund um die Geburt: Es galt, durch die Wahl der richtigen Kräuter eine Schwangerschaft zu begünstigen, zu verhindern, Schwangerschaftsbeschwerden abzumildern oder eine sichere Geburt für Mutter und Kind zu unterstützen.
In keinem anderen Indikationsgebiet gibt es mehr Sagen und mystische Verknüpfungen als in der Frauenheilkunde. Auch das hat sicherlich mit den religiösen und kulturellen Tabus rund um Fruchtbarkeit, Fortpflanzung, Schwangerschaftsabbruch und Geburt zu tun. Gleichzeitig wurden Fortpflanzung und Fruchtbarkeit eng mit der Natur und dem jahreszeitlichen Kontext verknüpft: Im Frühling blüht die Natur auf, Pflanzen und Tiere vermehren sich – das sichert das Überleben des Menschen. Möglicherweise gab es im Zusammenhang mit den typischen Fruchtbarkeitsfesten und -ritualen des Frühlings (Ostern, Maibaum, Sonnwendfeiern) auch eine Art Geburtenplanung. Denn in einer sehr rauen Umgebung mit zehrenden Wintern hatten Kinder bessere Überlebenschancen, wenn sie im Frühling geboren wurden. Da es hierzu allerdings keinerlei Untersuchungen gibt, kann nur spekuliert werden.
Frauen im Kräutergarten
Besonders interessant sind die Bettstrohkräuter, auf die sich die Frauen während der Geburt legten. Möglicherweise benutzte man diese teilweise auch zum Räuchern, denn einige der Pflanzen, die man als Bettstrohkräuter definiert, sind typische Räucherpflanzen. Verwendet wurden Quendel, Thymian, Lab- und Leinkraut, Oregano, Schafgarbe, Mariengras, Johannis- und Hirtentäschelkraut, Beifuß, Weidenröschen, Steinklee, Kamille, Gundelrebe, Frauenmantel und Echter Ziest.
Lange Zeit betrachtete man den Duft dieser meist aromatischen Kräuter als Möglichkeit, Mutter und Kind vor bösen Einflüssen zu beschützen. Dahinter dürfte dieselbe Überlegung stecken wie bei den Pestkräutern: Durch wohlriechende Pflanzen sollten „schlechte Düfte“, die man für Infektionen verantwortlich machte, abgewehrt werden. Möglich ist aber auch ein noch älterer Ursprung, denn auffallend viele dieser Heilkräuter waren in der Antike den Fruchtbarkeitsgöttinnen wie der germanischen Freya oder der griechischen Artemis geweiht.
Inwieweit unsere Vorfahren tatsächlich Möglichkeiten zur Geburtenplanung und Empfängnisverhütung kannten, ist aufgrund fehlender Quellen unklar. Der Verdacht liegt nahe, dass sich die Empfängnisverhütung erst mit dem Aufkommen unserer modernen Methoden ab dem 19. Jahrhundert etablierte. Falls Frauen in den Jahrhunderten davor ungewollt schwanger wurden, gab es nur den frühzeitigen Schwangerschaftsabbruch.
Der Schwangerschaftsabbruch war spätestens ab dem christlich geprägten Mittelalter bis noch vor einigen Jahrzehnten in vielen europäischen Ländern verboten, in manchen außereuropäischen ist er es bis heute.