8,99 €
Freddy wohnt seit kurzem mit seiner Mutter und zwei Meerschweinchen auf dem Land. Anfangs gefällt es ihm dort nicht. Das ändert sich schlagartig, als die schlaue Kuh Frieda dem Elfjährigen zeigt, dass er die Sprache der Tiere verstehen kann. Plötzlich steht Freddys Leben Kopf. Alle Tiere haben Wünsche, von denen die Menschen nichts ahnten. Langweilig ist Freddy nun nicht mehr. Und er findet neue Freunde, die ihn unterstützen. Als Freddy, Sandra und Benno in einem verwilderten Garten ein Meerschweinchen-Rudel in Not entdecken, beginnt ein großes Abenteuer. Denn sie ahnen nicht, dass sie einer Diebesbande auf der Spur sind. Zum Glück gibt es Frieda, die weiß was zu tun ist. Nach und nach lernen die Kinder, dass jedes Tier einen eigenen Charakter, unterschiedliche Wünsche und Bedürfnisse hat. Am Ende wissen sie, eigentlich ist es bei den Tieren wie bei den Menschen. Jedes Lebewesen ist einzigartig. ****** Die Geschichte basiert auf Erlebnissen in einer Meerschweinchen-Notstation. Die Tipps im Buch entsprechen den neuesten Erkenntnissen zur artgerechten Haltung dieser Tiere.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 69
Impressum
Freddy - Meerschweinchen sind auch nur Menschen
Autorin: Maria Keck
Redaktion: Sigrid Schnellbacher
Edition Joelly
im Verlag
Günter Keck GmbH
Postfach 10 41
63809 Stockstadt/Main
E-Mail: [email protected]
Bilder:
Verlagsarchiv und Bernd Carl, Clingen (Kühe)
e-ISBN 978-3-9813268-2-6
1. Auflage
©2016, Edition Joelly
im Verlag Günter Keck GmbH
Titelfoto: Jeanny u. Krümel
Alle Rechte im In- und Ausland vorbehalten.
Freddy war wütend. Stinksauer stürmte er in den Stall. Wie konnte seine Mutter ihn so vor seinen Klassenkameraden blamieren? Sie waren erst vor kurzem in den kleinen Ort gezogen und er musste sich gegen die verschworene Klassengemeinschaft behaupten. Und jetzt nannte ihn seine Mutter vor allen anderen „Friedrich“! Wie oft hatte er ihr schon gesagt, dass er den Namen nicht leiden konnte und sie ihn „Freddy“ rufen sollte! Wie lange hatte es gedauert, bis er endlich seine Lehrerin, Frau Schneider, soweit hatte, dass sie ihn „Freddy“ rief? Und heute holte ihn seine Mutter überraschenderweise von der Schule ab und sie rief „Friiiiiedrich“. Bestimmt würden sie ihn morgen wieder ärgern mit seinem altmodischen Namen.
Nun saß Freddy im Stall von Nachbar Kilian und war wütend, so wütend wie schon lange nicht mehr. Zum Glück gab es im Kuhstall eine Ecke, wo ihn keiner sehen konnte. Hier hatte er schon oft gesessen, vor allem am Anfang, als er mit seiner Mutter von der Stadt in dieses kleine Nest gezogen war nach der Trennung seiner Eltern. Es war alles so anders hier, in der Stadt war immer was los, er hatte seine Freunde dort, er konnte ins Kino gehen, wann er wollte, aber hier... Immer die gleichen Gesichter, denen er auf der Straße begegnete, im Kino lief nur einmal die Woche nachmittags ein Kinderfilm – wie öde!
Freddy konnte nicht verhindern, dass ihm ein paar Tränen die Wangen herunter liefen. Es war immer noch schwer für ihn, sich zurechtzufinden, obwohl sie jetzt schon einige Monate hier wohnten. Sein Vater holte ihn auch mehr oder weniger regelmäßig an den Wochenenden ab, wenigstens dann konnte er ein bisschen Stadtluft schnuppern. Er war ein Stadtkind, er würde sich auf dem Land nie wohl fühlen, das wusste er ganz sicher.
„Warum glaubst du das?“ hörte er plötzlich eine Stimme. Erschrocken fuhr Freddy auf, es sollte ihn keiner weinen sehen. Aber er sah niemanden.
„Warum glaubst du das?“ fragte die Stimme wieder.
Das konnte doch nicht sein, wer machte sich da einen Spaß mit ihm?
Jetzt hörte er „Warum antwortest du nicht?“
„Weil ich nicht weiß, wer du bist und wo du bist.“
„Na hier, schau doch mal.“
Freddy schaute sich um, er sah niemanden, nur die Kuh Kathrin schaute ihn eindringlich an, während sie am Heu kaute.
„Na endlich hast du es begriffen!“
Freddy hatte gar nichts begriffen, wer um alles in der Welt sprach da mit ihm?
„Es wird Zeit, dass du in die Geheimnisse der Tiere eingeweiht wirst. Das hilft dir und das hilft uns.“
„Geheimnisse der Tiere?“ Freddy verstand nur Bahnhof.
„Du bist ein guter Junge, deshalb haben wir dich ausgewählt. Den anderen können wir nicht trauen.“ Und schmunzelnd kam hinterher „Es steckt eine große Verantwortung in dem Job.“ Freddy hatte genug, fluchtartig lief er aus dem Stall, das war ihm unheimlich.
Die nächsten paar Tage mied er den Bauernhof, aber ewig konnte er nicht wegbleiben. Bauer Kilian fragte schon, was los wäre, weil er nicht mehr käme und auch sein Sohn Georg meinte besorgt, ob er Freddy ein bisschen zu viel geärgert hätte, weil er nicht mehr kommen würde? Schließlich gingen Freddy die Ausreden aus und er half den beiden doch wieder beim Misten und Füttern, nur den Kuhstall betrat er nicht mehr.
Einige Tage später fragte ihn Georg, ob er schon einmal eine Milch frisch von der Kuh probiert hätte? Die würde besonders lecker schmecken. Freddy ahnte, dass er mit in den Kuhstall musste, er brachte ein paar lahme Ausreden, aber es half alles nichts, Georg schob ihn direkt in den Kuhstall hinein.
Freddy hielt die Luft an, es passierte – nichts. Georg hatte sich mittlerweile einen Hocker und einen Eimer geschnappt und meinte „die Kathrin gibt die beste Milch, das ist unser Star hier. Du wirst sehen, so eine gute Milch hast du noch nie in deinem Leben getrunken.“
„Ich heiße Frieda“, hörte Freddy eine wohlbekannte Stimme. Er fuhr herum, schaute Georg an, der schien nichts gehört zu haben?
„Ich heiße nicht Kathrin, ich heiße Frieda“, bekam Freddy wieder zu hören.
Georg reagierte immer noch nicht.
„Du musst nicht so entsetzt schauen, Georg kann mich nicht hören, nur du hörst mich“, sagte die Stimme.
Freddy zweifelte an seinem Verstand. Wie es schien, sprach gerade eine Kuh mit ihm?!?!?! War er jetzt durchgedreht? Oder was war los?
„Freddy, Freddy, wie die Milch schmeckt, will ich wissen. Wo bist du denn mit deinen Gedanken?“ Georg schüttelte verwundert den Kopf.
„Gut, gut, rrrichtig köstlich und ganz warm, sehr lecker“. Freddy bemühte sich, seine Fassung wieder zu finden. Seine Gedanken fuhren Karussell. Eine Kuh sprach mit ihm, nein, das konnte nicht wahr sein, war er jetzt verrückt?“ Eine Kuh...!!! Freddy beschloss, sich an seine Hausaufgaben zu machen und Kathrin oder Frieda oder wie sie hieß und überhaupt alle Kühe dieser Welt aus seinem Kopf zu verbannen.
In dieser Nacht schlief Freddy sehr schlecht. Immer wieder drehten sich seine Gedanken um die Stimme, die er gehört hatte. Es konnte einfach nicht eine Kuh sein, die mit ihm gesprochen hatte. Seit wann sprachen Kühe die menschliche Sprache? Die unmöglichsten Erklärungen fielen ihm ein. Vielleicht hatte jemand ein Mikrofon im Stall versteckt, um sich einen Spaß zu machen, vielleicht sogar Georg? Nein, das konnte er nicht glauben, dass Georg solche schrägen Späße mit ihm trieb. Vielleicht Ronny, der ihn in der Schule immer auf dem Kieker hatte? Aber wie sollte der in den Kuhstall kommen, der wohnte am anderen Dorfende. Freddy wusste keine Lösung, nur eines wusste er, eine Kuh sprach nicht! Er beschloss, morgen im Kuhstall alles abzusuchen, ob er ein Mikrofon oder etwas in der Art entdeckte, mit diesem Gedanken schlief er ein.
In der Schule war er unkonzentriert, zum Glück war es ein ganz normaler Schultag. Beim Mittagessen konnte er es kaum erwarten, endlich wegzukommen und die ganze Sache zu überprüfen. Seine Mutter fragte sogar „Friedrich, was ist los, warum rutschst du so auf deinem Stuhl herum?“ Routinemäßig antwortete Freddy: „Du sollst mich Freddy nennen, das weißt du doch“ und genauso routinemäßig antwortete seine Mutter „Du heißt aber Friedrich“.
Nach den schnell hin gekritzelten Hausaufgaben verschwand Freddy im Kuhstall. Bevor er mit seiner Suche nach versteckten Mikrofonen anfangen konnte, hörte er wieder die Stimme „Du glaubst mir immer noch nicht, stimmts? Du glaubst nicht, dass ich es bin, Frieda, die Kuh, die alle Kathrin nennen.“
Freddy fiel zum ersten Mal auf, dass es tatsächlich eine weibliche Stimme war, die da sprach.
Frieda sprach weiter „Ich erzähle dir jetzt etwas, was du nicht weißt. Prüfe es nach und dann mach nicht mehr so ein Aufheben davon, dass du mit Tieren reden kannst, sondern akzeptiere es einfach so, wie es ist. Ich habe es dir doch schon erklärt, wir haben dich ausgewählt, Es wird Zeit, dass wir vernünftig mit dir reden können.“
„In Ordnung,“ meinte Freddy, „dann erzähle mir, was ich nicht weiß“.
„Heute früh hat uns Bauer Kilian gemolken, nicht der Georg, der hatte sich in den Finger geschnitten, das hat so heftig geblutet, dass er uns nicht melken konnte. Schau nach, er hat ein großes Pflaster auf dem linken Zeigefinger. Er hat sich beim Brot schneiden geschnitten. Das macht er nämlich immer von Hand, obwohl sie eine Schneidemaschine haben.“
„Wenn ich wirklich mit dir spreche, dann sag mir noch, warum du Frieda heißt und nicht Kathrin?“
„Weil ich die Chefin hier bin und für den Frieden im Stall zuständig, deshalb heiße ich Frieda.“
Freddy lachte: „Komische Sache, du heißt Kathrin und willst Frieda heißen und ich heiße Friedrich und will Freddy heißen, aber keiner ruft uns so, wie wir möchten. Ich sag dir was Kathrin, wenn die Geschichte mit dem Pflaster stimmt, dann nenne ich dich ab sofort Frieda, aber dann musst du mich auch Freddy nennen.“