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Thomas Neumann

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  • Herausgeber: GRIN Verlag
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2009
Beschreibung

Studienarbeit aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Philosophie - Philosophie der Antike, Note: 1,0, Universität Augsburg, Veranstaltung: Aristoteles: Nikomachische Ethik, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Frage nach der Freiheit des menschlichen Willens gehört sicher zu den größten Problemen der Philosophie überhaupt. Die Beantwortung dieser Frage ist nicht nur zentral für das Verständnis des Menschen von sich selbst, sondern auch Grundlage einer jeden Ethik. Auch in der Nikomachischen Ethik des Aristoteles spielt daher das Problem der Freiwilligkeit eine wichtige Rolle. Allerdings muss man hier eine Einschränkung hinzufügen. Die Freiwilligkeit, von der Aristoteles spricht, lässt sich nämlich nicht ohne weiteres gleichsetzen mit dem modernen Begriff der Willensfreiheit. Nach Ansicht vieler Forscher besaß Aristoteles entweder überhaupt keinen Begriff des Willens oder zumindest keinen solchen, wie er in den modernen europäischen Sprachen als vom Intellekt isoliertes Phänomen vorkomme. Der vorliegenden Arbeit soll es jedoch nicht um die Frage nach der Willensfreiheit bei Aristoteles gehen, sondern sie will vielmehr klären, was Aristoteles unter Freiwilligkeit und Unfreiwilligkeit in III 1–7 der Nikomachischen Ethik versteht. Die Kapitel über Freiwilligkeit stehen im Kontext einer Abhandlung über die Formen der ethischen Tüchtigkeit (II-V). Die Frage nach der Freiwilligkeit ist dabei für Aristoteles eng mit der Frage moralischer Verantwortung verknüpft. Da es “Lob und Tadel nur bei dem gibt, was freiwillig geschieht, während das Unfreiwillige Nachsicht und manchmal auch Mitgefühl findet” (54, 1109b 30-1110a 14), ist eine Unterscheidung von Freiwilligkeit und Unfreiwilligkeit erforderlich. Der erste Teil der Arbeit widmet sich der Abgrenzung von Freiwilligkeit und Unfreiwilligkeit. Da diese Unterscheidung im Rahmen der aristotelischen Lehre moralischer Verantwortlichkeit von zentraler Wichtigkeit ist, wird ihr auch in der Darstellung größerer Umfang eingeräumt. Die Bestimmung der Freiwilligkeit erfolgt dabei über den Umweg einer Bestimmung der Unfreiwilligkeit. Der zweite Teil behandelt die Entscheidung als das spezifische Menschliche der Freiwilligkeit. Hier wird die Abgrenzung zu anderen Phänomenen im Mittelpunkt stehen. Im Dritten Teil schließlich werden Fragen der Zurechnung behandelt. Besonders die These von der Freiwilligkeit des Charakters wird kritisch untersucht, um aufzuzeigen, dass die aristotelische Theorie der Freiwilligkeit letztlich aporetischen Charakter hat.

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Ähnliche


Inhaltsverzeichnis
I. Einleitung.
II. Freiwilligkeit und Unfreiwilligkeit.
1. Definition der Unfreiwilligkeit.
2. Das Kriterium des Zwangs.
2.1. Handlungen mit Mischcharakter.
2.2. Unzulässige Gründe für Zwang.
3. Das Kriterium der Unwissenheit.
3.1. Nichtfreiwilliges und Unfreiwilliges.
3.2. Handeln aus Unwissenheit und Handeln im Nichtwissen.
3.3. Arten der Unwissenheit.
4. Definition der Freiwilligkeit.
III. Entscheidung.
1. Verhältnis von Entscheidung und Freiwilligkeit.
2. Abgrenzung der Entscheidung zu alternativen Definitionsvorschlägen.
2.1. Begehren und Aufwallung.
2.2. Wünschen.
2.3. Meinung.
3. Erste Definition der Entscheidung.
4. Überlegung.
4.1. Gegenstandsbereich der Überlegung.
4.2. Methode der Überlegung.
5. Zweite Definition der Entscheidung.
6. Wünschen.
IV. Fragen der Zurechnung.
1. Freiwilligkeit und Rechtsprechung.
2. Eigenverantwortlichkeit des Charakters.
3. Probleme der Eigenverantwortlichkeit.
V. Zusammenfassung.
VI. Literaturverzeichnis

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I. Einleitung

Die Frage nach der Freiheit des menschlichen Willens gehört sicher zu den größten Problemen der Philosophie überhaupt. Die Beantwortung dieser Frage ist nicht nur zentral für das Verständnis des Menschen von sich selbst, sondern auch Grundlage einer jeden Ethik. Auch in der Nikomachischen Ethik des Aristoteles spielt daher das Problem der Freiwilligkeit eine wichtige Rolle. Allerdings muss man hier eine Einschränkung hinzufügen. Die Freiwilligkeit, von der Aristoteles spricht, lässt sich nämlich nicht ohne weiteres gleichsetzen mit dem modernen Begriff der Willensfreiheit. Nach Ansicht vieler Forscher besaß Aristoteles entweder überhaupt keinen Begriff des Willens1oder zumindest keinen solchen, wie er in den modernen europäischen Sprachen als vom Intellekt isoliertes Phänomen vorkomme.2

Der vorliegenden Arbeit soll es jedoch nicht um die Frage nach der Willensfreiheit bei Aristoteles gehen3, sondern sie will vielmehr klären, was Aristoteles unter Freiwilligkeit und Unfreiwilligkeit in III 1-7 der Nikomachischen Ethik versteht4. Die Kapitel über Freiwilligkeit stehen im Kontext einer Abhandlung über die Formen der ethischen Tüchtigkeit (II-V). Die Frage nach der Freiwilligkeit ist dabei für Aristoteles eng mit der Frage moralischer Verantwortung verknüpft. Da es “Lob und Tadel nur bei dem gibt, was freiwillig geschieht, während das Unfreiwillige Nachsicht und manchmal auch Mitgefühl findet”5(54, 1109b 30-1110a 14), ist eine Unterscheidung von Freiwilligkeit und Unfreiwilligkeit erforderlich. Der erste Teil der Arbeit widmet sich der Abgrenzung von Freiwilligkeit und Unfreiwilligkeit. Da diese Unterscheidung im Rahmen der aristotelischen Lehre moralischer Verantwortlichkeit von zentraler Wichtigkeit ist, wird ihr auch in der Darstellung größerer Umfang eingeräumt. Die Bestimmung der Freiwilligkeit erfolgt dabei über den Umweg einer Bestimmung der Unfreiwilligkeit. Der zweite Teil behandelt die Entscheidung als das spezifische Menschliche der Freiwilligkeit. Hier wird die Abgrenzung zu anderen Phänomenen im Mittelpunkt stehen. Im Dritten Teil schließlich werden Fragen der Zurechnung behandelt. Besonders die These von der Freiwilligkeit des Charakters wird kritisch untersucht, um aufzuzeigen, dass die aristotelische

1 Vgl. Anthony Kenny: Aristotle’s Theory of the Will, London 1979, Einführung, vii.

2 Vgl. Albrecht Dihle: Die Vorstellung vom Willen in der Antike, Göttingen, 1985, S. 31.

3 Für eine neuere Abhandlung zu diesem Thema vgl. Christoph Jedan: Willensfreiheit bei Aristoteles?, Göttingen 2000. Nach Jedan vertritt Aristoteles die Position eines “deterministischen Kompatibilismus”.

4 Anstatt der Übersetzung ‚freiwillig‘ für den griechischen Begriff deshekousionwird in der Forschung oft ‚willentlich‘ verwendet, um die Assoziation von Willensfreiheit zu vermeiden. Aus Gründen der Übereinstimmung mit dem benutzten Quellentext soll hier dennoch der Begriff ‚freiwillig‘ verwendet werden.

5 Aristoteles: Nikomachische Ethik. Übersetzung und Nachwort von Franz Dirlmeier. Anmerkungen von Ernst A. Schmidt, Stuttgart 2007, S. 54, 1109b 30 - 1110a 14. Im Folgenden in Klammern hinter dem Zitat mit Seitenzahl und Bekker-Zählung der Seite angegeben.