Frithjofs Sage - Esaias Tegnér - E-Book

Frithjofs Sage E-Book

Esaias Tegnér

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Beschreibung

Tegnérs Hauptwerk beruht auf der Frithjofssage, einer altnordischen Heldensage. Mittelpunkt ist die Titelfigur Frithjof, Sohn des Großbauern Torstein Vikingson, und dessen romantischer Liebe zu Ingibjorg, der schönen Tochter von Beles, des Königs von Sogn am Sognefjord in Norwegen.

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Frithjofs-Sage

Esaias Tegnér

Inhalt:

Esaias Tegnér – Biografie und Bibliografie

Frithjofs-Sage

Vorbemerkung.

Erster Gesang.

Zweiter Gesang

Dritter Gesang.

Vierter Gesang.

Fünfter Gesang.

Sechster Gesang.

Siebenter Gesang

Achter Gesang

Neunter Gesang.

Zehnter Gesang.

Elfter Gesang.

Zwölfter Gesang.

Dreizehnter Gesang.

Vierzehnter Gesang.

Fünfzehnter Gesang.

Sechzehnter Gesang.

Siebzehnter Gesang.

Achtzehnter Gesang.

Neunzehnter Gesang.

Zwanzigster Gesang.

Einundzwanzigster Gesang.

Zweiundzwanzigster Gesang.

Dreiundzwanzigster Gesang

Vierundzwanzigster Gesang.

Erklärungen.

Frithjofs-Sage, Esaias Tegnér

Jazzybee Verlag Jürgen Beck

Loschberg 9

ISBN: 9783849637408

86450 Altenmünster

www.jazzybee-verlag.de

[email protected]

Esaias Tegnér – Biografie und Bibliografie

Berühmter schwed. Dichter, geb. 13. Nov. 1782 zu Kyrkerud in Wermland, gest. 2. Nov. 1846 in Wexiö, Sohn eines Pfarrers, ward als zehnjährige Waise in Wermland als Schreiber beschäftigt, fand aber hier Gelegenheit zu weiterer Bildung, die er mit solchem Erfolg benutzte, dass er schon 1799 die Universität Lund beziehen konnte, wo er sich philologischen Studien widmete und 1805 zum Adjunkten der Ästhetik, 1812 zum Professor der griechischen Sprache ernannt wurde. Nachdem er 1818 Mitglied der Akademie geworden und die theologische Doktorwürde erhalten hatte, erfolgte 1824 seine Ernennung zum Bischof von Wexiö, wo er, gegen das Ende seines Lebens an zeitweiliger Geistesstörung leidend, starb. Seine ersten größeren poetischen Produkte waren das von der Akademie gekrönte Gedicht »Svea« (1811), das durch tiefen religiösen Ernst und anmutige Naturschilderungen ergreifende Idyll »Die Nachtmahlskinder« (1820; deutsch von Mohnike, Simrock, Zoller u. a.) und die etwas sentimentale, aber an schönen lyrischen Episoden reiche poetische Erzählung »Axel« (1822; deutsch von Esmarch u. von Vogel), deren Stoff dem Zeitalter Karls XII. entnommen ist. Ein bereits in Lund begonnenes großes Gedicht, »Gerda«, deren Fabel der Zeit Waldemars d. Gr. angehört, kam nicht zur Vollendung; sein letztes großes Gedicht war »Kronbruden«. Den größten Ruhm erwarb ihm seine allbekannte Dichtung »Frithjofs Saga« (Stockh. 1825 u. ö.; mit Wörterbuch hrsg. von Silberstein, Frankf. a. M. 1873), die fast in alle lebenden Sprachen Europas übersetzt worden ist, ins Deutsche über 20mal, unter andern von Amalie v. Helwig (Stuttg. 1826), Mohnike (28. Aufl. von Willatzen, Halle 1902), Berger, v. Leinburg, Simrock (mit den »Abendmahlskindern«), Zeller (mit Einleitung von W. Söderhjelm, Stuttg. 1893), Freytag u. a., alle wiederholt neu aufgelegt (auch in Reclams Universal-Bibliothek, Meyers Klassikerausgaben). Eine Auswahl der kleineren Gedichte übersetzten Zeller (Stuttg. 1862 u. ö.), G. v. Leinburg (2. Aufl., Leipz. 1885), der auch die »Lyrischen Gedichte« übertrug (3. Aufl., das. 1893), und Willatzen (Halle 1889). Sie sind meist Gelegenheitsgedichte, voll schöner Gedanken, männlicher Gesinnung und religiöser Weihe oder Naturschilderungen voll Gemüt und Sinn für das Idyllische. Außer den poetischen Arbeiten sind seine »Reden« (deutsch von Mohnike, Strals. 1829) und seine bedeutsamen »Schulreden« (in Auswahl deutsch von Mohnike, 2. Aufl., Jena 1882; von Schultz, Halle 1905) als Zeugnisse einer eminenten Rednergabe hervorzuheben. T. schlug in seinen Poesien frei und unabhängig seinen eignen Weg ein; er hielt sich ebenso fern von der blinden Sucht, die Franzosen nachzuahmen, wie von der neuern Schule, die nach dem Vorbild Atterboms die deutsche Romantik als alleiniges Muster der Nachahmung aufstellte. Seine bilderreiche, bewegliche, leicht erregbare Phantasie, seine reiche Witzesader, sein lebendiges poetisches Gefühl ließen sich in keine Fesseln schlagen. In reichen sichern Rhythmen, glänzenden Bildern, geistvoll geformten Sentenzen schuf er einen eigenartigen Stil, der rhetorisch hinreißend wirkt und lange Zeit vorbildlich blieb. Die Tiefe und Freiheit seiner Anschauungen und Gedanken kennzeichnen ihn als den größten Geist der schwedischen Literatur. Tegnérs sämtliche Werke wurden von seinem Schwiegersohn Böttiger gesammelt (Stockh. 1847–51, 7 Bde., mit Biographie). Die Jubelausgabe (Stockh. 1882–85, 7 Bde.) und seine nachgelassenen Schriften (das. 1873–74, 3 Bde.) gab sein Enkel Elof Tegnér heraus. Eine Auswahl seiner poetischen und prosaischen Werke in deutscher Übersetzung veröffentlichte Leinburg (Leipz. 1882, 7 Bde.). 1853 wurde in Lund eine Kolossalstatue des Dichters errichtet. Vgl. Böttiger, Tegnérs Leben (in der genannten Gesamtausgabe; deutsch, Berl. 1848); Brandes, Esaia T. (Stockh. 1878); Erdmann, Esaias T. (das. 1897), und in deutscher Sprache die biographischen Schriften von Christensen (3. Aufl., Leipz. 1890), Peschier (Lahr 1882), Kippenberg (Leipz. 1884).

Frithjofs-Sage

Vorbemerkung.

Von Tegnérs Frithjofs-Sage hatte ich bereits eine Anzahl Gesänge übertragen, und zwar einige derselben seit Jahren, als mein Herr Verleger den Wunsch äußerte, die Mohnikesche Übersetzung dieses Gedichtes einer sorgfältigen Bearbeitung durch mich unterzogen zu sehen und sie in dieser Form als Bestandteil in meine deutsche Ausgabe der "Poetischen Werke" Tegnérs aufzunehmen. – Erst widerstrebte ich diesem Ansinnen, da ich selbständig schon so weit mit der mir besonders lieb gewordenen Arbeit vorgeschritten war, und ich glaube, daß meine anfänglichen Bedenken ihre Berechtigung hatten. Ich sagte mir aber, daß es der Frithjofübersetzungen bei uns nachgerade genug gebe, und ferner mußte ich gestehen, daß der alte Mohnike es wohl verdiene, daß sein Name in Ehren bleibe, da an Treue keiner seiner Nachfolger ihn erreicht hat. Bei seinem gänzlichen Mangel an musikalischem Verständnis, der Unbeholfenheit seiner Diktion, die so auffallend gegen das Original absticht, war die mir gestellte Aufgabe keineswegs eine leichte, und natürlich habe ich Mohnike zu liebe nichts an meiner eigenen Arbeit geändert; mit den übrigen Gesängen ist jedoch eine so gründliche Umwandlung vorgenommen, daß jeder Vergleich den Beweis liefert, wie hingebend ich mich meiner Aufgabe widmete.

Erster Gesang.

Frithjof und Ingeborg.

Es wuchsen in getreuer Hut Zwei Pflanzen einst auf Hildings Gut. Nie war zuvor auf Nordlands Auen Solch wunderherrlich Paar zu schauen.

Die eine wie ein Eichbaum sproß. Dem Speer gleicht seines Stammes Schoß; Die Krone rauscht so lind, so leise, Zum Helm gewölbt, des Windes weise.

Die andre einem Röslein glich, Das, wenn der Winter eben wich,Noch in der Knospenwiege säumet Und ahnungsvoll vom Lenze träumet.

Doch wenn ein Sturm durchrast die Welt, Dann kühn die Eiche stand ihm hält; Wenn Sonnengluten Lenz verkünd'gen, Erschließt die Ros' ihr Purpurmündchen.

So wuchs bei Scherz und Spiel das Paar. Die junge Eiche Frithjof war, Schön Ingborg hieß jedoch die Rose In dieses Thales grünem Schoße.

Sähst du die zwei im Sonnenstrahl, Du wähntest dich in Freias Saal, Wo Liebende, im Goldhaar Rosen, Purpurbeschwingt sich haschend kosen.

Doch sähst du sie im Mondenschein Im grünen Hain beim Ringelreih'n, Dir wär's, als wenn im bleichen Glanze Elfkönig mit der Königin tanze.

So traut war's Frithjof und so lieb, Als er die erste Rune schrieb: Kein König schien ihm gleich an Ehren – Die Rune mußt' er Ingborg lehren.

Wie schön, wenn übers dunkle Meer Mit ihr im Boot er fuhr daher, Und wenn sie dann beim Segelwenden Klascht' mit den kleinen weißen Händen!

Zu hoch kein Nest auf Baum und Joch: Für Ingeborg erklomm er's doch; Zum Adlerhorst selbst aufgeschwungen, Bracht' er die Eier ihr und Jungen.

Stob auch der Wildbach sonder Rast, Hindurch trug er die süße Last; Wie schön, wenn in des Tobels Branden Die weißen Ärmchen ihn umwanden!

Die erste Blum' an Baches Rand, Die erste Erdbeer', die er fand, Die erste Ähre, reif und golden, Die bot er Ingborg, seiner Holden.

Doch schnell entflieht die Kinderzeit. Bald steht ein Jüngling vor der Maid Mit Glut im Blick und voll Verlangen, Und sie erbebt in süßem Bangen.

Oft zog jung Frithjof aus zur Jagd, Die andre hätte grau'n gemacht: Der Kühne! sonder Speer und Klingen Liebt' er es, Bären zu bezwingen.

Dann kämpften Brust sie gegen Brust, Und Frithjof bracht' in heller Lust, Wenn auch oft blutend, ihr die Beute, Und stolz sich Ingborg dessen freute.

Denn Mannesmut das Weib stets ehrt; Das Starke ist des Schönen wert: Wie Helm und Stirn, so passen beide Zusammen sie in Lust und Leide.

Doch las er in der Winternacht Beim Schein, den Herdesglut entfacht, Von Göttern und Göttinnen allen In Odins strahlenreichen Hallen,

Dann dacht' er: "Freias Goldhaar fliegt, Wie sich im Wind ein Kornfeld wiegt; Ein golden Netz, umrahmen lose Auch Ingborgs Locken Lilj' und Rose.

"Idunas Busen, schön und reich, Wogt unter grüner Seide weich, Doch lächeln unter andrer Seide Lichtelfen zwei, wie Röslein beide.

"Und Friggas Augen sind wohl blau, Gleichwie der Himmel ob der Au; Doch kenn' ich Augen, ach, vor denen Wir Nacht das Licht des Lenzes wähnen.

"Wie frischer Schnee bei Nordlichtschein, So sollen Gerdas Wangen sein: Zwei Morgenröten aber flammen Auf Wangen, die ich sah, zusammen,

Ich weiß ein Herz, das Nannas gleich An Lieb', nur nicht an Ruhm so reich, O Balder, der einst die errungen, Wohl wird mit Recht dein Glück besungen!

Wie du, wär' ich zum Tod bereit, Beweinte mich so treue Maid; Ja, Hel, dein wär' ich sonder Bangen, Dürft' eine Nanna ich umfangen!" –

Die Königstochter aber hob Ein Heldenlied an, wenn sie wob, Und wob ein Bild alsdann des Kühnen In Wogenblau und Waldesgrünen.

Dann wuchs auf weißem Wollengrund Der goldnen Schilde blankes Rund, Rot flogen Lanzen hin und wieder Im Kampf auf Silberpanzer nieder.

Doch wie sie wob: der Recke trug Stets Frithjofs Antlitz, Zug um Zug, Und sie, gewahrte sie's beim Weben. Errötete – vor Freude eben.

Und Frithjof schnitt im Birkenhain Ein I und F den Rinden ein; Verbunden so die Runen standen, Wie längst sich ihre Herzen fanden.

Und prangt der Tag am Himmel klar, Weltkönig mit dem goldnen Haar, Wenn Leben pulst, wenn Menschen wandern, Denkt eines treulich nur des andern.

Und prangt die Nacht am Himmel klar, Weltmutter mit dem dunkeln Haar, Wenn Schweigen herrscht, wenn Sterne wandern. Dann träumen sie nur eins vom andern.

"Du Erde, die sich stets, wenn's lenzt, Das grüne Haar mit Blumen kränzt, Laß mich zum Kranz die schönsten pflücken, Um Frithjofs Stirn damit zu schmücken!"

"Unendlich Meer, des dunkler Saal An Perlen reich ist ohne Zahl, O, laß die herrlichsten mich finden, Um Ingborgs Hals will ich sie winden!"

"Du Knauf an Odins Königsthron, Weltauge Sonn' in ew'gen Loh'n, O, wärst du mein: fürs Schlachtgefilde Dann gäb' ich Frithjof dich zum Schilde!"

"Du Mond mit deinem bleichen Strahl, Der Ampel gleich im Göttersaal, O, wärst du mein, gäb' zum Geschmeide Ich dich der lieblichsten der Maide!"

Doch Hilding sprach: "Mein Pflegesohn, Hier ist nur Leid der Liebe Lohn. Laß ab von ihr, hör', ich befehl' es! Bedenk': die Tochter König Beles!

"Zu Odin – ungezählt fürwahr! – Hinauf reicht ihrer Ahnen Schar; Du, der nur Thorstens Sohn, mußt weichen, Denn Gleiches fügt sich nur zum Gleichen."

Doch Frithjof lacht: "Zum Todesthal Hinab reicht meiner Ahnen Zahl. Waldkönig Bär fällt' ich – beim Sterben Ließ er mich Fell und Ahnen erben.

"Der Freie thut, was ihm gefällt; Des Freigebornen ist die Welt. Was Glück versah, giebt Glück zum Lohne; Hoffnung trägt eine Königskrone.

"Nur Kraft hebt aus dem Staub empor, In Thrudwang wohnt ihr Ahnherr Thor; Der mißt die Welt nach ihrem Werte – Ein mächt'ger Freier steckt im Schwerte.

"Ich kämpf' um meine junge Braut, Und selbst vorm Donn'rer mir nicht graut. Du Lilie, bleib getrost im Leiden! Weh dem, der dich und mich will scheiden!"

Zweiter Gesang

König Bele und Thorsten Wikingssohn

König Bele stand im Hochsaal,gestützt aufs Schwert, Und bei ihm Thorsten Wikingssohn,der Bonde wert, Der zählt', sein Waffenbruderim Silberhaare, Vielnarbig wie ein Runstein,fast hundert Jahre.

Sie standen, wie im Thalezwei Tempel stehn, Geheiligt Heidengöttern,doch im Vergehn, An deren Wänden Runender Weisheit prangen, Und die von Tagen künden,die längst vergangen.

Und Bele sprach, der König:"Die Nacht kommt her; Der Met will mir nicht munden,der Helm dünkt schwer; Das Leben rückt mir fernermit seinen Bahnen, Und näher scheint Walhallmir im Todesahnen.

"Drum rief ich meine Söhneund deinen her, Gehören doch zusammenstets sie und er. Ich will noch warnend mahnender Aare jeden, Eh' toten Mannes Zungeverlernt das Reden."

Da traten in den Saal sienun nach Befehl; Der erste, Helge, blickteso scheu, so scheel; Am liebsten mit den Priesternstets im Vereine, Kam jetzt mit blut'ger Hand ervom Opferhaine.

Dann kam der junge Halfdanim Lockenhaar, Der edel wohl von Antlitzdoch weichlich war. Ihm schien das Schwert am Gurt nurzum Spiel zu dienen; Er, nach der Rüstung Recke,war Maid an Mienen.

Zuletzt, im blauen Mantel,trat Frithjof ein. Er mocht' um Hauptes Längewohl höher sein Und glich, so neben ihnen,dem Tagsgefunkel Bei ros'gem Frühlingsmorgenund Waldnachtsdunkel.

"Ihr Söhne," sprach der König,"mein Tag sinkt hin, Nun herrscht nach mir in Eintrachtmit Brudersinn. Eintracht macht stark, sie gleichetdem Ring der Lanze, Die nichts ohn' ihn: die Eintrachterhält daß Ganze.

"Die Kraft bewach' als Hüterdes Landes Thor, Im Innern blüh' der Friedenim vollen Flor. Das Schwert soll nur beschirmendden Feind bekriegen, Der Schild vor Bauernscheunenals Thürschloß liegen.

"Sein Volk bedrücket nur einbethörter Mann, Denn das nur kann der König,was jenes kann. Es muß der Wipfel welken,sobald dem Stamme Das Mark verdorrt auf nacktemGebirgeskamme.

"Vier Säulen stützen sicherdes Himmels Rund –: Der Thron ruht einzignur auf Gesetzes Grund. Geht Macht vor Recht am Thinge,muß Unheil kommen, Denn Recht bringt Ruhm dem König,dem Lande Frommen.

"Die Götter, Helge, wohnenim goldnen Haus, Doch nicht wie Schnecken engeso überaus; So weit die Stimmen lautenund Sonnen lohen Und die Gedanken fliegen,da sind die Hohen.

"Des Opferfalken Lungetäuscht oft genug, Und manche Balkenrunensind nichts als Trug. Ein redlich Herz, o Helge,mit offnen Zügen, Schrieb Odin voll mit Runen,die nimmer trügen.

"Sei hart nicht, König Helge,doch immer fest, Wie ja der Schwerter bestessich biegen läßt.Es schmückt die Huld den Fürsten,wie Blumen Schilde, Und mehr als Winterstrengeschafft Lenzesmilde.

"Zu Grund' geht jeder,dem es an Freunden fehlt, Dem Stamm gleich, dem die Rindewird abgeschält; Wer freundreich, gleich dem Baume,der reich an Blättern, Des Wurzeln Wässer tränkenim Schutz vor Wettern.

"Sei stolz nur auf die Ehre,die du gewannst; Dein Bogen ist nur jener,den selbst du spannst, Was kann dir frommen andrerbegrabne Ehre? Der starke Strom bahnt Weg sichdurch weite Meere.

"O Halfdan, Frohsinn ziert auchden weisen Mann, Doch Tändeln steht vor allemnicht Kön'gen an. Im Met braut man zum Honigder Hopfen viele: Nimm Stahl zum Schwert, o König,füg' Ernst zum Spiele.

"Zu vielen Witz hat keiner,ob Mann, ob Greis, Doch weiß zu wenig jeder,der gar nichts weiß. Den Dummen ehrt kein Hochsitz,dem Gast von Witze Lauscht alles gern beim Feste,wo er auch sitze.

"Zum Waffenbruder, Halfdan,ist nah der Pfad, wie fern auch seine Wohnungder treue hat; Ob auch an deiner Straße,liegt doch dagegen Der Hof des Feindes immerweit abgelegen.