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Kampf, Liebe und Magie: Die »Frithjofsage« hat alles, was eine echte Heldengeschichte braucht. Die altnordische Sage aus der Zeit um 1300 wurde in Mitteleuropa bekannt durch das Versepos des Schweden Esaias Tegnér (1782–1846). Held der Geschichte ist Frithjof, unsterblich verliebt in Prinzessin Ingeborg. Zwar ist er tapfer und wohlhabend, jedoch nicht adlig, weshalb Ingeborgs Brüder die Heirat der Liebenden vehement verbieten. Doch Frithjof stellt sich sämtlichen Abenteuern und Herausforderungen, unter anderem als Wikinger auf hoher See.
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Seitenzahl: 140
Esaias Tegnér
Aus dem Schwedischenvon Julius Minding
Anaconda
Die schwedische Originalausgabe dieses Bandes, die in Anlehnung aneine altnordische Heldensage entstand, erschien unter dem Titel »Frithiofssaga« im Jahr 1825 in Stockholm, gedruckt bei Direct. Henrik A. Nordström.Die deutsche Übersetzung erschien 1842 bei Cornelius, Berlin.Der vorliegenden Übersetzung liegt die 2. Aufl., Stuhr’sche BuchhandlungBerlin, 1846 zugrunde. Die abgebildeten Stahlstiche nach Zeichnungen, dieebenfalls in dieser Berliner Ausgabe enthalten sind, stammen von Baronvon Kittlitz und Johann Friedrich Böhmer. Orthografie und Interpunktionwurden unter Wahrung von grammatischen Eigenheiten auf neueRechtschreibung umgestellt.
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Umschlagmotiv: Celtic print. Bear and swords. Northern ethnic celticmythology ornaments art / intueri / adobe stock; ScandinavianViking design. Warship of the Vikings – Drakkar /bourbonbourbon / adobe stock
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Satz und Layout: InterMedia – Lemke e. K., Heiligenhaus
ISBN 978-3-641-31148-3V001
www.anacondaverlag.de
Inhalt
I.Frithjof und Ingeborg
II.König Bele und Thorsten Vikingsson
III.Frithjof nimmt Besitz von seines Vaters Erbe
IV.Wie Frithjof freit
V.König Ring
VI.Wie Frithjof Schach spielt
VII.Frithjofs Glück
VIII.Der Abschied
IX.Ingeborgs Klage
X.Frithjof auf dem Meere
XI.Frithjof bei Angantyr
XII.Frithjofs Heimkehr
XIII.Balders Scheiterhaufen
XIV.Frithjof wird landflüchtig
XV.Wikingerbalk
XVI.Frithjof und Björn
XVII.Frithjof kommt zu König Ring
XVIII.Die Eisfahrt
XIX.Frithjofs Versuchung
XX.König Rings Tod
XXI.Rings Drapa
XXII.Die Königswahl
XXIII.Frithjof auf seines Vaters Hügel
XXIV.Die Versöhnung
Anmerkungen des Übersetzers, 1842
I.
Frithjof und Ingeborg
Es wuchsen einst auf Hildings Gut
Zwei Pflanzen unter Pflegers Hut,
Nie war auf Nordens grünen Auen
Ein schöner Paar zuvor zu schauen.
Die eine wie die Eiche spross.
Und wie die Lanze ist ihr Schoß,
Um welche stolz im Wind getragen
Dem Helmbusch gleich die Wipfel ragen.
Die andre wuchs der Rose gleich,
Wenn jüngst verschwand des Winters Reich,
Und Lenz, der holde Freund der Rose,
Noch träumend liegt in ihrem Schoße.
Doch Sturm wird ziehen über Land,
Da wird der Eiche Kraft erkannt;
Und Frühlingsonnen werden glühen,
Da sieht man Rosenlippen blühen.
So wuchsen fröhlich sie beisamm’
Und Frithjof hieß der Eichenstamm,
Die Rose, für des Tales Söhne,
Hieß aber Ingeborg die Schöne.
Sahst Du die Zwei in Tages Strahl,
Du dachtest Dich in Freyjas Saal,
Wo kleine Liebespaare springen
Mit blondem Haar und Rosenschwingen.
Doch sahst Du sie bei Mondenschein
Im schatt’gen Walde ziehn den Reihn,
Du dachtest, dass in Haines Kranze
Elfkönig mit der Fürstin tanze.
Wie war es doch so süß und traut,
Als er die erste Run’ erschaut;
Da glich kein König ihm an Ehren;
Die Rune durft’ er Ingborg lehren. –
Wie freudig schwamm sein kleines Schiff
Mit ihr um Klipp’ und Felsenriff;
Wie herzlich zu des Segels Wende
Klatscht sie in kleine, weiße Hände.
So hoch war nie ein Nest versteckt,
Das er für sie nicht aufgedeckt;
Zum Aareshorst emporgedrungen,
Holt er die Eier, wie die Jungen.
Kein Bach so wilde Wellen schlug,
Dass er nicht sie hinübertrug.
Schön ist’s, bei Wasserfalles Tosen
In Armen, zart und weiß, zu kosen.
Die erste Blum’ im Lenz erwacht,
Der ersten Erdbeer’ rote Pracht,
Die erste Ähre reif und golden,
Entbot er freudig seiner Holden.
Doch Kindheitstage fliegen fort,
Und sieh, es steht ein Jüngling dort,
Deß Feuerauge Liebe flehet;
Entfaltet dort die Jungfrau stehet.
Jung Frithjof zog zur Jagd hinaus.
Solch Jagen machte manchem Graus:
Dass ohne Spieß und ohne Klinge
Der starke Knab’ den Bären zwinge.
Und Brust an Brust beginnt ihr Krieg;
Den Jäger schmücken Wund’ und Sieg.
Er kehret heim mit zott’ger Beute –
Wie das die Maid so hoch erfreute!
Denn Mannesmut das Weib verehrt,
Des Starken ist das Schöne wert,
Das ist’s, was sich zusammenpasset,
Wie Helmesring die Stirn umfasset.
Doch wenn die Winternacht hinein
Er lesend saß beim Feuerschein,
Ein Lied von Walhalls Strahlenhallen,
Den Göttern und Göttinnen allen:
Da dacht’ er: »Freyjas Haar ist gold,
Ein Kornfeld, das im Winde rollt.
Nicht anders kann ich Ingborgs schätzen,
Um Ros’ und Lilj’ in goldnen Netzen.
Idunas Brust ist voll und steigt
Schön unterm Seidentuche leicht;
Ich weiß ein Tuch, darunter liegen
Lichtelfen zwei in Rosenwiegen.
Und Friggas Augenpaar erblaut
Wie man den tiefen Himmel schaut;
Ich kenne Augen, deren Glänzen
Verdunkelt selbst das Blau des Lenzen.
Was preist man Gerdas Wangenlicht,
Ein Nordschein, der am Schnee sich bricht?
Ich kenn’ ein Wangenpaar, als brächten
Zwei Morgenröten Tag den Nächten.
Ein Herz auch, unberühmter zwar,
Weiß ich, wie Nannas treu und wahr.
Wohl preiset sich im Skaldenliede
Durch Nannas Liebe Balders Friede.
O könnt’ ich sterben, so in Leid
Beweint, wie Du, von treuer Maid,
Wie Nanna hold und fromm ergeben:
Bei Hel dann würd’ ich gerne leben.«
Die Königstochter saß und sang
Ein Heldenlied, und webend schlang
Sie in das Tuch des Helden Taten,
Und Wogen blau und grüne Saaten.
Da wuchs in weiße Woll’ hinein
Getriebner Schilde goldner Schein,
Rotleuchtend fliegt des Streites Lanze,
Der Panzer strahlt im Silberglanze.
Doch wie sie emsig Fäden schlägt,
Der Held die Züge Frithjofs trägt,
Und wie sie aufwärts blickt vom Weben
Errötet sie und freut sich eben.
Doch Frithjof ritzt, wo er mag sein,
Ein F, ein I den Birken ein:
Die Runen wachsen froh zusammen,
Wie dieser jungen Herzen Flammen.
Wenn Tag, der Weltenfürst, ersteht
Und goldgelockt am Himmel geht
Und Leben wacht und Menschen wandern,
Da denket Eines nur des Andern.
Wenn Weltenmutter Nacht ersteht
Und schwarzgelockt am Himmel geht
Und Schweigen herrscht und Sterne wandern,
Da träumet Eines nur vom Andern.
»Du Erde, die sich jedes Jahr
Mit Blumen schmückt das grüne Haar,
Die schönsten lass zum Kranz mich pflücken,
Damit des Lieblings Haupt zu schmücken.«
»Du Meer, das seinen dunklen Saal
Mit Perlen füllet ohne Zahl,
Gib mir die schönsten, mir die besten,
Um Ingborgs Nacken sie zu festen.«
»Du, Knauf an Odins Königzelt,
O goldne Sonne, Licht der Welt,
Wärst Du nur mein, du Himmelszeichen,
Zum Schild würd’ ich Dich Frithjof reichen.«
»Du Leuchte in Allvaters Saal,
O Mond mit Deinem bleichen Strahl
Wärst Du nur mein, dem teuern Leben
Wollt ich zum Schmucke froh Dich geben.«
Doch Hilding sagte: »Pflegesohn,
Auf diese Liebe harrt kein Lohn;
Nicht gleich ist Schicksals Los gefallen,
Denn Ingborg stammt aus Beles Hallen.
Zu Odin auf im Sternensaal
Erhebt sich ihrer Ahnen Zahl.
Du bist nur Thorstens Sohn; drum weiche;
Denn nur das Gleiche sucht das Gleiche.«
Doch Frithjof lacht: »Die Ahnenzahl
Geht abwärts zu der Toten Tal!
Vom zott’gen Bären, jüngst bezwungen,
Hab’ Fell und Ahnen ich errungen.
Freibürt’ger Mann weicht nimmerdar;
Des Freien ist die Welt fürwahr.
Was Glück verbrach, auch Glück versöhnet:
Die Hoffnung wandelt goldgekrönet.
Wohl ahnenreich die Stärke thront,
Da Thor, ihr Ahn, in Thrudwang wohnt.
Er wägt nach Adel nicht, nach Werte,
Ein kräft’ger Freier lebt im Schwerte!
Die junge Braut erwerb’ ich schon
Und wär’ es von des Donn’rers Thron.
Du Lilie blüh’ in Fried’ und Freuden;
Weh dem, der Dich und mich will scheiden!«
II.
König BeleundThorsten Vikingsson
Im Saal stand König Bele, gestützt aufs Schwert,
Daneben Thorsten Vikingsson, der Bauer wert,
Sein alter Waffenbruder, bald hundertjährig,
Und narbig wie ein Runstein und silberhärig.
So stehn zwei Opferhäuser in Berges Spalt,
Geweiht der Heiden Götter, in Schutt nun bald:
Doch manche Weisheitsrune bedeckt die Mauer,
Und im Gewölbe leben der Vorzeit Schauer. –
Es will nun Abend werden, spricht Bele hehr,
Nicht will der Met mir schmecken, der Helm drückt schwer.
Vor meinen Augen dunkeln des Lebens Bahnen,
Doch näher leuchtet Walhall im Todesahnen.
So ließ ich meine Söhne und Deinen nahn,
In Einigkeit zu walten, wie wir getan,
Den jungen Aaren will ich noch Warnung sprechen,
Eh’ auf des Toten Zunge die Worte brechen.
Da traten sie zum Saale, wie er gebot,
Zuerst der düstre Helge, bleich wie der Tod;
Gern war er bei den Priestern am Altarsteine
Und kam mit blutgen Händen vom Opferhaine.
Dahinter nahte Halfdan, lichtlockig Kind,
Mit adlig freien Zügen, nur noch zu lind,
Zum Spiele, schien es, trag’ er am Gurt die Klinge,
Als ob in Heldenkleidern ein Mädchen ginge.
Zuletzt, im blauen Mantel, trat Frithjof ein,
Um Haupteslänge ragend ob jenen Zwei’n,
So zwischen beiden Brüdern, wie Tag, der Reine,
Steht zwischen Rosenmorgen und Nacht im Haine.
Ihr Söhne, sprach der König, mein Licht wird bleich,
So lenkt in Brüdereintracht und Fried’ das Reich;
Denn Eintracht hält zusammen; sie gleicht dem Ringe
Der Lanze, ohn’ ihn wäre die Kraft geringe.
Die Stärke steh’ als Wächter an Landes Port
Und Fried’ erblühe drinnen umhegten Ort,
Sorgt, dass das Schwert nur schütze und nimmer schade,
Und legt das Schild als Schloss vor des Bauern Lade.
Sein eigen Land bedrückt nur betörter Mann,
Der Fürst kann nur was eben sein Volk auch kann:
Grünlaub’ge Krone welket, sobald im Stamme
Das Mark verdorrt auf nacktem Gebirgeskamme.
Der Pfeiler viere tragen des Himmels Rund,
Doch Throne stützet einzig Gesetzes Grund,
Wenn überm Thing Gewalt herrscht, droht Unheils Schwere;
Doch Recht ist Landes Frommen und Königs Ehre.
Wohl hausen Götter, Helge, im Disarsaal,
Doch nicht wie Schnecken hausen in dunkler Schal’ –
So weit die Stimme reichet und Sonn’ und Wetter,
So weit das Sinnen flieget sind hehre Götter.
Oft täuschen Lungenzeichen am Opferfalk
Und viele Runen lügen, geschnitzt im Balk;
Doch redlich Herz und frisches schrieb Odin immer,
O Helge, voll mit Runen, die täuschen nimmer!
Sei niemals hart, Fürst Helge, nur fest im Brauch.
Das Schwert, am schärfsten beißend, ist biegsamst auch.
In Milde schmückt der Fürst sich, wie Schild in Blüten,
Und Frühling wecket Bessres, als Winters Wüten.
Ein Mann, dem Freunde fehlen, ob noch so stark,
Stirbt wie geschälte Eiche auf öder Mark.
Wie Baum im feuchten Haine, wo Sturm gebunden,
Gedeiht, wer viele Freunde zum Schutz gefunden.
Prahl’ nicht ob Väterehre, halt Deine rein.
Spannst Du nicht selbst den Bogen, ist er nicht Dein.
Was willst Du mit begrabner Hoheit der Ahnen:
Der starke Strom wird selbst sich den Meerweg bahnen.
Du Halfdan: Heitrer Sinn wird mit Recht geschätzt,
Doch Tändeln ziemet Keinem, und Dir zuletzt.
Nicht Honig bloß, auch Hopfen heischt Metes Labe;
Tu’ Stahl ins Schwert, und Ernst auch zum Scherze, Knabe!
Zu vielen Witz hat keiner, wie klug er heiß’,
Doch wenig g’nug weiß Mancher, der gar nichts weiß.
Verschmäht am Hochsitz thronet der Tor, im Kreise
Hat auch auf letztem Platze das Wort der Weise.
Zum treuen Freund, o Halfdan, an Rate reich,
Führt jeder Weg hin, wär’ er auch ferne gleich,
Doch abwärts, weit zur Seite ist stets gelegen
Des Feindes Hof und ständ’ er an Deinen Wegen.
Wähl’ nicht den ersten Besten zum Freunde Du,
Ein leeres Haus ist offen, ein reiches zu;
Wähl’ Einen, jeden Zweiten kannst leicht Du missen,
Es weiß die Welt schon, Halfdan, was Dreie wissen.
Darauf erhob sich Thorsten, dies sprach er aus:
Nicht einsam ziemt der Weg Dir zu Odins Haus,
Wir teilten, König Bele, des Lebens Drängen,
So teilen auch den Weg wir durch Grabes Engen.
Sohn Frithjof, meinem Ohre raunt Greisentum
Manch Warnungswort, das merke zu Deinem Ruhm.
Die Vögel Odins kreisen um Grabes Pforte,
So um des Alten Lippen viel weise Worte.
Vor Allem ehr’ die Götter; was bös und gut,
Wie Sturm und Lichtblau kommet von Himmels Hut;
Sie schaun des Herzens Tiefen –, wer mag sich hehlen?
Und lange Jahre büßen, was Stunden fehlen.
Den König ehre. Herrschen nur Einer soll!
Tag überleuchtet Mittnacht, ob sternenvoll,
Den Besten wird der Bess’re gern walten lassen,
Und an der Klinge brauchst Du den Griff zum Fassen.
Mannskraft ist Gottesgabe, doch wenig nützt
Die Stärke, wenn daneben nicht Klugheit schützt.
Den Bär, mit Zwölfer Stärke, schlägt Einer nieder,
Schild steht dem Schwert, der Willkür Gesetz zuwider.
Den Stolzen fürchten Wen’ge, doch hasst ihn Jedermann,
Und Übermut geht, Frithjof, dem Fall voran;
Hoch sah ich Manchen fliegen, nun an der Krücke,
Denn was den Saaten Wetter ist Wind dem Glücke.
Den Tag magst, Sohn, Du loben nach Sonnenuntergang,
Getrunknen Met, und Ratschlag wenn er gelang,
Auf Vielerlei verlässt sich wer unerfahren,
Im Streite probe Schwerter, Freund’ in Gefahren.
Trau nicht einnächt’gem Eise, dem Lenzschneekleid,
Der Schlange Schlaf, den Worten geherzter Maid;
Gedreht ward Weibesbusen auf Rades Flügeln
Und Wankelmut wohnt unter den Lilienhügeln.
Du selber stirbst und hin stirbt was Kraft erwirbt,
Doch Etwas weiß ich, Frithjof, das nimmer stirbt:
Das ist der Richtspruch über des Toten Truhe,
Drum wolle nur das Edle, das Rechte tue.
So warnten beide Greise im Königsaal,
Wie später warnt der Skalde im Hávamál;
Von Sohn zu Sohn sind Sprüche getragen worden,
Die tief aus Hügeln flüstern noch heut im Norden.
Und weiter sprachen Beide manch herzlich Wort
Von ihrer treuen Freundschaft, berühmt im Nord,
Wie treulich bis zum Tode, in Flut und Flammen,
Sie hielten, wie zwei Hände verstrickt, zusammen.
Wir standen Rück’ an Rücken, wo irgend her
Die Norne kam, Sohn, stieß sie auf Schildeswehr.
Nun wollen wir nach Walhall voran Euch eilen,
Doch Eurer Väter Geist mag auf Euch auch weilen.
Und Vieles sprach der König von Frithjofs Mut
Und Heldenkraft, die mehr ist als Königsblut,
Und Vieles sagte Thorsten vom Glanz, der kröne
Des Nordens hohe Herrscher, die Asensöhne.
Und werdet ihr zusammen, ihr Söhne, stehn,
Wird euren Obmann nimmer der Norden sehn,
Denn Kraft, der Königshoheit fest angeschlossen,
Gleicht blauem Stahlrand, rings um Goldschild gegossen.
Und grüßt auch meine Tochter, das Rosenkind.
Im Stillen, wie sich’s ziemte, erwuchs sie lind;
Umhegt sie friedlich; sorget, dass Sturm nicht wüte,
Und sich zum Helmschmuck breche die späte Blüte.
Auf Dich, o Helge, leg ich des Vaters Sorg’
Wie eine Tochter liebe Du Ingeborg;
Zwang reizet edle Geister, doch Sanftmut lehret
Dem Manne wie dem Weibe, was frommt und ehret.
Uns aber höhlt, ihr Söhne, zwei Hügel hehr
Am Fjord zu beiden Seiten, durchwallt vom Meer.
Gern mag den Wogenliedern der Geist noch lauschen,
Wie Totennachruf klinget am Strand ihr Rauschen.
Streut um den Berg der Mond dann den bleichen Schein,
Wenn Mitternachttau netzet den Bautastein,
Dann sitzen wir, Freund Thorsten, auf hoher Runde
Und sprechen übers Wasser von alter Kunde.
Und nun lebt wohl, ihr Söhne. Kehrt nicht zurück;
Uns wendet zu Allvater sich Weg und Blick,
Wie müde Ströme meerwärts vom heim’schen Boden,
Euch aber mögen segnen Frey, Thor und Odin.
III.
Frithjof nimmt Besitz von seines Vaters Erbe
Nun in den Hügel gesetzt war Bele und Thorsten, der Alte,
Wo sie es selber gewollt; an jeglicher Seite der Seebucht
Wölbten die Gräber ihr Rund, zwei Brüste im Tode geschieden.
Helge und Halfdan, nach Volkes Beschluss, übernahmen gemeinsam
Erbend des Vaters Gebiet, doch Frithjof als einziger Sohn nur
Teilte mit Keinem; in Frieden bezog er die Wohnung auf Framnäs.
Auf drei Seiten umgaben, gestreckt drei Meilen, die Hofmark
Täler und Hügel und Berg, an der vierten erbrauste die Meerflut.
Birkwald krönte die Gipfel der Höh’n, die Gelände des Abhangs
Prangten von goldenem Korn und mannshoch wogte der Roggen.
Vielfach hielten den Spiegel dem Berg hellglänzende Seen,
Hielten den Wäldern ihn vor, wo stattlich geschaufelt das Elen
Schritt, majestätischen Gangs, aus hundert Gewässern zu trinken.
Doch in den Talen umher zog weithin über den Weidgrund
Glänzender Rinder Gewühl, mit Eutern schwellend zum Eimer.
Zwischen die Herden zerstreut, unzählbar wogten der Schafe
Scharen mit blendendem Vlies, weiß glänzenden Wollen vergleichbar,
Welche in Flocken am Himmelsgewölb’ hinkräuselt der Lenzwind.
Stampfend, die strotzenden Raufen entlang, in gedoppelter Zwölfzahl
Standen die Renner gereiht, unbändig, gefesselte Winde;
Rot durchflochten die Mähnen und blinkend vom Eisen die Hufe.
Föhrengezimmert, ein Haus für sich selber, erglänzte der Trinksaal.
Nicht fünfhundert der Männer – zu zehnmal Zwölfen das Hundert –
Füllten den hallenden Raum zum Gelage versammelt am Julfest.
Über die Länge des Saals hin lief steineichene Tafel,
Blank und gebohnt wie Stahl; als Hochsitzpfeiler am obern
Endplatz standen daran zwei Götter, geschnitten aus Ulmholz:
Odin mit herrschenden Blicken und Frey mit der Sonne zum Hauptschmuck.
Jüngst noch saß auf dem Pelze des Bärs –, kohlschwarz war das Pelzwerk,
Rot wie Scharlach der Rachen, gefasst in Silber die Klauen –,
Thorsten zwischen den Freunden, die Gastlichkeit neben der Freude.
Oft, wenn Wolken umflogen den Mond, erzählte der Alte
Wunder an fremden Gestaden gesehn und Wikingerfahrten