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Der Schriftsteller Waclaw Slovacki ist auf der Suche nach der Frau, die er einst liebte und die im faschistischen Portugal unter Salazar spurlos verschwand. Zwischen Lissabon, Macao und Neapel sucht er jene, die Isabel kannten – darunter ihre Kinderfrau, ein philosophierender Fotograf und ein Dichter, mehr Geist als Mensch. Doch ist die Geschichte eines Menschen auch seine Wahrheit? Und Isabel am Ende nur der Traum eines Dichters? Dieser Roman aus Tabucchis Nachlass ist so kunstvoll wie bewegend, ein Verwirrspiel aus Wahrheit und Erzählung über die Sehnsucht, der Wirklichkeit durch Geschichten ein Gesicht zu geben.
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Seitenzahl: 151
Hanser E-Book
ANTONIO TABUCCHI
FÜR ISABEL
Ein Mandala
Aus dem Italienischen von Karin Fleischanderl
Mit einem Nachwort von Michael Krüger
Carl Hanser Verlag
Die italienische Originalausgabe erschien 2013unter dem Titel Per Isabel. Un mandalabei Feltrinelli in Mailand.
ISBN 978-3-446-24586-0
© Antonio Tabucchi 2013
Alle Rechte der deutschen Ausgabe
© Carl Hanser Verlag München 2014
Satz im Verlag
Schutzumschlaggestaltung und Fotografie: Peter-Andreas Hassiepen, München
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Rechfertigung in Formeines Vorworts
1. ERSTER KREISMónica. Lissabon.Beschwörung
2. ZWEITER KREISBi. Lissabon.Orientierung
3. DRITTER KREISTecs. Lissabon.Vertiefung
4. VIERTER KREISOnkel Tom. Reboleira.Wiedereingliederung
5. FÜNFTER KREISTiago. Lissabon. Bild
6. SECHSTER KREISMagda. Priester. Macao.Kommunikation
7. SIEBTER KREISDer Wandelnde Geist.Macao. Zeitlichkeit
8. ACHTER KREISLise. Xavier. Schweizer Alpen.Ausdehnung
9. NEUNTER KREISIsabel. Bahnhof an der Riviera.Verwirklichung. Rückkehr
Notiz zu Für Isabel. Ein Mandala
Addio, Antonio!Nachwort von Michael Krüger
Im Raum des Mandalas widme ich dieses Buch einer weiblichen Figur, die im »Kreis der Beschwörung« in Erscheinung tritt. Im Raum des irdischen Lebens widme ich es meiner Freundin Tecs, die eigentlich anders heißt, nur ich nenne sie so. Und neben ihr meinem alten Freund Sergio.
Wer weiß, vielleicht haben die Toten einen anderen Brauch.
SOPHOKLES, Antigone
Private Obsessionen, Bedauern, das von der Zeit zwar ausgehöhlt, aber nicht verändert wird – so wie das Wasser eines Flusses Kieselsteine abschleift –, und unlogische, der Wirklichkeit nicht gerecht werdende Phantasien liegen diesem Buch zugrunde. Ich kann jedoch nicht abstreiten, dass mich auch die Tatsache inspiriert hat, dass ich einen rot gekleideten Mönch gesehen habe, der in einer Sommernacht mit feinstem buntem Sand ein Bewusstseins-Mandala für mich auf nackten Stein streute. Und dass ich in derselben Nacht Gelegenheit hatte, einen kurzen Text von Hölderlin zu lesen, den ich seit einem Monat im Koffer mit mir herumtrug, ohne dass ich Gelegenheit gehabt hätte, ihn zu lesen. In dieser Nacht, kurz vor Vollmond, unterstrich ich darin folgende Worte: »Das tragischmäßige Zeitmatte, dessen Object dem Herzen doch nicht eigentlich interessant ist, folgt dem reißenden Zeitgeist am unmäßigsten, und dieser erscheint dann wild, nicht, dass er die Menschen schonte, wie ein Geist am Tage, sondern er ist schonungslos, als Geist der ewig lebenden ungeschriebenen Wildniß und der Todtenwelt.«
Es mag seltsam erscheinen, dass ein Schriftsteller, der schon älter als fünfzig ist und schon viele Bücher veröffentlicht hat, noch immer das Bedürfnis verspürt, das Abenteuer seines Schreibens zu rechtfertigen. Sogar mir erscheint es seltsam. Offenbar habe ich das Dilemma noch nicht gelöst und mich noch nicht entschieden, ob es sich einfach um ein Schuldgefühl gegenüber der Welt handelt oder um nicht erfolgte Trauerarbeit. Natürlich gibt es auch noch andere Hypothesen. Ich möchte nur darauf hinweisen, dass ich in jener Sommernacht auf den Flügeln der Phantasie nach Neapel flog, denn an diesem fernen Himmel stand ein Vollmond. Und es war ein roter Mond.
A. T.
ERSTER KREIS Mónica. Lissabon. Beschwörung
Ich war noch nie im Tavares gewesen. Das Tavares ist das luxuriöseste Restaurant in ganz Lissabon, mit Spiegeln im Stil des 19. Jahrhunderts und Samtstühlen, internationaler Küche, aber auch typisch portugiesischen, allerdings sehr verfeinerten Speisen; wenn man zum Beispiel Venusmuscheln mit Schwein, ein typisches Gericht aus dem Alentejo bestellt, bekommt man eine Speise wie in einem feinen Pariser Restaurant, so hat man mir jedenfalls erzählt. Ich fuhr mit dem Autobus bis zur U-Bahn-Station Intendente. Dort wimmelte es von Huren und Zuhältern. Es war später Nachmittag, ich war zu früh dran. Ich betrat ein altes Café, in dem ich schon einmal gewesen war, ein Café mit Kegel-Billardtischen, und sah den Spielern zu. Ein alter Mann mit nur einem Bein stützte sich beim Spielen auf seine Krücke, er hatte helle Augen und weißes Kraushaar, er traf die Kegel wie selbstverständlich, erleichterte seine Mitspieler um ihr Geld, und dann setzte er sich auf einen Stuhl und tätschelte seinen Bauch, als wollte er damit seine Verdauung anregen.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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