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Johann Peter Uz war ein deutscher Dichter. Als ausdrucksstarkes Talent des Dichterkreises in Halle (Saale) verkörperte Uz die bürgerliche Ausformung der teils höfisch beeinflussten Rokokokultur. In diesem Sammleband finden sich seine schönsten lyrischen Schöpfungen.
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Seitenzahl: 199
Veröffentlichungsjahr: 2012
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Gedichte
Johann Peter Uz
Inhalt:
Johann Peter Uz – Biografie und Bibliografie
Erstes Buch - Lobgesang des Frühlings
Der Frühling
An Chloen
An Chloen
An Chloen
An Chloen
Ein Traum
Der Morgen
Morgenlied der Schäfer
Frühlingslust
Die Zufriedenheit
Magister Duns
Die Wünsche
An Amor
Die Muse bey den Hirten
Das bedrängte Deutschland
Die Lyrische Muse
Zweytes Buch - Der Weise auf dem Lande
An das Glück
Die Weinlese
Die alten und heutigen deutschen Sitten
An ***
Das neue Orakel
Die Eigenschaften einer Geliebten
Die Liebesgötter
Einladung zum Vergnügen
An Venus
Die versöhnte Daphne
Der verlohrne Amor
Der May
Die Wollust
Silenus
Drittes Buch - Die fröhliche Dichtkunst
Tempe
Morpheus
Ein Gemählde
Neujahrs-Wunsch des Nachtwächters zu Ternate
Amor und sein Bruder
Die Wissenschaft zu leben
Der standhafte Weise
Die Sommerlaube
Die Rose
Der Sommer und der Wein
Die Freude
Die wahre Grösse
Der Winter
Die Nacht
Viertes Buch - Die Liebe
Die Glückseligkeit
Der Tobacksraucher
An die Musen
Die Trinker
An Galathee
Die Grotte der Nacht
Die Dichtkunst
An die Deutschen
An Herrn Baron von C**
Empfindungen an einem Frühlings-Morgen
Der Schäfer
Palinodie
An die Scherze
Die ruhige Unschuld
Theodicee
Fünftes Buch - Ode an die Weisheit
Der wahre Muth
Das Erdbeben
Amor
An Herrn Canonicus Gleim
An die Freyheit
Den Tod Des Freyherrn Johann Friedrich von Cronegk beklagen Seine Freunde
Auf den Tod des Majors von Kleist
Horaz
Der Schmaus
Das Schicksal
Sehnsucht nach dem Frühlinge
Auf den Frieden
Laura
Der Patriot
An die Freude
Sechstes Buch - Lob des Höchsten
An die Sonne
Gott, ein Erretter
Dank
Preis des Höchsten
Der allgegenwärtige Gott
Erinnerung des letzten Gerichts
Vertrauen auf Gott
Der Erlöser
Die Strafgerichte Gottes
Lob des Höchsten
Demüthigung vor Gott
Gott, im Frühlinge
Gott im Ungewitter
Der gute Hirte
Gott, der Gesetzgeber
Gott, der Weltschöpfer
Versuch über die Kunst stets fröhlich zu seyn
Vorrede
Innhalt
Erster Brief
Zweiter Brief
Dritter Brief
Vierter Brief
Gedichte, J. P. Uz
Jazzybee Verlag Jürgen Beck
Loschberg 9
86450 Altenmünster
ISBN: 9783849637996
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www.jazzybee-verlag.de
Dichter, geb. 3. Okt. 1720 in Ansbach, gest. daselbst 12. Mai 1796 als Geheimer Justizrat, studierte seit 1739 in Halle die Rechte, schloss dort Freundschaft mit den Anakreontikern Gleim und Götz und machte sich schon 1746 durch seine mit Götz vollendete Übersetzung des Anakreon bekannt. 1743 kehrte er in sein kleines Heimatland zurück und widmete sich dem Staatsdienst. Unter Uz' Dichtungen ist besonders bemerkenswert der »Sieg des Liebesgottes«, ein durch Popes »Lockenraub« angeregtes komisches Epos (1753); Uz wurde durch diese Dichtung in eine Fehde mit dem jungen Wieland verwickelt, der ihm gegenüber den strengen Sittenrichter hervorkehrte. Uz' vielbewunderte Ode »Theodicee« enthält in schwungvoller Sprache eine Paraphrase der Grundgedanken des gleichnamigen Leibnizschen Werkes. Seine »Poetischen Schriften« gab Weiße heraus (Wien 1804, 2 Bde.; eine neue Ausgabe veranstaltete Sauer, Stuttg. 1890). Im Schlossgarten zu Ansbach wurde 1825 seine Büste (von Heideloff) aufgestellt. Vgl. Henriette Feuerbach, Uz und Cronegk (Leipz. 1866); »Briefe von Uz an einen Freund (Grötzner) 1753–1782« (hrsg. von Henneberger, das. 1866); Petzet, Johann Peter Uz (Ansb. 1896).
An Hrn. Gleim in Berlin
1741.
Wie lang hat meine Muse schon,
Die Witz und edle Einfalt ehret,
Am blumenvollen Helikon,
Den Musen Griechenlands begierig zugehöret!
Nun aber will sie selbst einmal
Die hochgestimmte Cyther schlagen;
Doch Mavors blutbefleckter Stal
Verbeut ihr, sich ins Feld, voll Furchtsamkeit, zu wagen.
Sie schlich sich zwar, mit seltnem Muth,
Jüngsthin ins dicke Kriegsgedränge,
Und sann auf Leichen und auf Blut
Und in erhitztem Kampf, auf kriegrische Gesänge.
Sie drang mit Zittern an den Ort,
Wo, trotz der Glut, die donnernd krachte,
Durch Muth und durch sein mächtig Wort
Sich Brandenburgs Monarch das Kriegsglück dienstbar machte.
Doch Phöbus riß sie aus dem Brand,
Und bracht, durch ihre Furcht gerühret,
Sie in das sonnenreiche Land,
Allwo der Wahrheit Faust den sanften Zepter führet.
Hier, sprach er, wo kein Mörsel wühlt,
In diesen ungestörten Gründen,
Versuche, wie dein Finger spielt;
Du kannst auch hier den Stoff zu hohen Liedern finden.
Dort, in der Göttinn Heiligthum,
Wo Licht und reiner Schimmer lachen,
Da thront ihr Liebling und ihr Ruhm,
Wolf, der für Eifer glüht, die Wahrheit groß zu machen.
Sie reicht, auf unschätzbarem Gold,
Ihm necktarreiche Götterspeise,
Die jener fette Weinstock zollt,
Der um den Tempel kriecht, gepflanzt von ihrem Fleiße.
Wolf reicht es nun dem Grafen dar,
Der Philurenens Fluren schmücket;
Den schon die frohe Musenschaar,
Die seine Rechte schützt, bis an die Sterne rücket.
Der hat, von hoher Glut entbrannt,
Den lorbernwerthen Bund errichtet,
Der durch ein neugeknüpftes Band,
Der Wahrheit beyzustehn, jedweden Freund verpflichtet.
Was kömmt da für ein kühner Held?
Es fliegt der Sieg an seiner Seite;
Die Klugheit ist ihm beygesellt;
So sieht der Kriegsgott aus, erhitzt vom scharfen Streite.
Wer kann es sonst, als Friedrich, seyn?
Der ist es, ja, des Feindes Schrecken.
Er hängt in jenem Palmenhäyn
Die güldnen Waffen auf, die Staub und Blut bedecken.
Ihn küßt der Göttinn holder Mund;
Es ruht auf ihm ihr ganzes Glücke:
Er thut ihr seine Liebe kund,
Und schaut auf Wolfen hin, mit gnadenvollem Blicke.
Nun sieh ihn an, nun gleicht er mir;
Die Flöte reizt in seinen Händen,
Es schweigt das lüsterne Revier
Bey seiner Töne Pracht, die meinen Ruhm entwenden.
Drum fliehn die Musen öffentlich
Zu diesem weisen Ueberwinder;
In Friedrichs Arme flüchten sich
Geschmack und ächter Witz, der Wahrheit schönste Kinder.
Nun, da sein Anblick sie belebt,
So springt in freudenvollen Tänzen,
Dort, wo ein kühler Schatten schwebt,
Die fest verschlungne Schaar, geziert mit Rosenkränzen.
O laß dir diese güldne Zeit
Noch mehr als Friedrichs Muth gefallen:
Hiervon, und nicht von Krieg und Streit,
Du junge Muse! laß die neuen Saiten schallen.
So sprach er! und die Muse brennt,
So hohe Dinge zu besingen;
Doch, weil sie ihre Schwäche kennt,
So läßt ihr Mund vorher ein niedrers Lob erklingen.
1741.
Ich will, vom Weine berauscht, die Lust der Erde besingen,
Ich will die Zierde der Auen erhöhn,
Den Frühling, welcher anitzt, durch Florens Hände bekränzet,
Siegprangend unsre Gefilde beherrscht.
Fangt an! was säumet ihr euch? Fangt an, holdselige Saiten!
Entzückt der Echo begieriges Ohr!
Auch ich entbrenne bereits: da stehn schon lauschende Nymphen,
Nur halb durchs junge Gesträuche bedeckt.
Was seh ich? Blicket hinauf! die Luft wird plötzlich erheitert;
Es grünt der Erde befruchtete Schooß;
Wohin mein Auge geräth, da sprossen frühe Violen;
Was soll hier diese beflügelte Schaar?
Wer zieht im Pompe daher? Du, Lenz, Geschenke des Himmels!
Du hast die schreckliche Kälte besiegt,
Und nun, o liebliches Haupt der nicht mehr traurigen Auen!
Dein langverlassenes Erbe besucht.
Der Reiz, den Hebe gebahr, schwebt, vom Cupido begleitet,
Der siegbegierige Pfeile bewegt,
Bey dir geschäfftig umher, bey dir, dem Freunde Cytherens,
Dem Glanz die selige Stirne bestralt.
Ein Chor der Freuden ereilt des Zephyrs flüchtige Söhne
In Tänzen, welche die Flöte belebt,
Rings um den Wagen herum, worinn die gütige Sonne
Dich, Kind derselben! auf Erde gesandt.
Durchzeuch nicht länger, o Nord! verheerend unsre Gefilde!
Flieht wieder, stürmische Winde! zurück.
Der Frühling herrschet hieselbst, den, in beschwerlicher Hitze,
Der West durch sänftere Fittige kühlt.
Wie reizt mich eure Gestalt, seitdem der prächtige Frühling
Euch, anmuthsvolle Gefilde! bewohnt!
Erlaubt mir, ewig in euch, durch Laub und Blüthe beschattet,
Um lieblich murmelnde Bäche zu ruhn.
Hier lacht die heitere Luft und droht durch keine Gewölke;
Es lacht die ganze schmaragdene Flur,
Sie ist, vom Thaue beperlt, ein Sitz der schmeichelnden Anmuth,
Und lädt zum Kusse, den Amor erhitzt.
Da stehn die Blumen umher und düften kräftigen Ambra;
Die süßen Früchte der ehligen Huld,
Womit der zärtliche West, in holder Stille des Abends,
Um Florens reizende Brüste gescherzt.
Sey itzt, o Flora gegrüßt, dieweil du liebliche Kinder,
Zumal die göttliche Rose, gebahrst,
Die selbst der Gratien Hand zum stolzen Throne geführet,
Und durch bedornte Gesträuche beschützt;
Und mit der Könige Tracht, dem Purpurkleide, geschmücket,
Womit, durch artige Hände geraubt,
Sie Amors güldenes Haar, der Nymphen Schläfe bekränzet,
So oft sie fröliche Feste begehn.
Wohlan, bekränzet anitzt auch mich, o göttliche Rosen!
So flieht die traurige Sorge dahin;
So naht kein Kummer heran; so wird der prächtige Frühling
Mit Lust durch meine Gesänge gerühmt.
Er hat durch himmlische Gluth euch, meine Töne, begeistert;
Durch ihn sind alle Geschöpfe beseelt,
Und selbst das todte Gehölz und Thal und alle Gebürge
Und euch, bevölkerte Lüfte! belebt.
Drum ist die Stille geflohn und herrscht in wenigen Oertern;
Der Lärm regieret im heiligen Häyn,
Wo bald das sichere Wild, das Lust und Liebe gejaget,
Mit Brüllen rasche Gebüsche bestreicht:
Bald tönt durchs ganze Revier die Brunst entzündeter Heerden;
Dann girrt die zärtliche Taube dazu,
Und tief im Busche beseufzt Pandions einsame Tochter
Den Brand, der ihre Gebeine bekämpft.
Denn alles fühlet anitzt des Frühlings mächtige Triebe;
Nun hat der Liebe gefürchteter Arm
Was lebt, im Wasser, auf Erd und in den ewigen Höhen;
Nur dich nicht, stolze Dorinde! besiegt.
Wie hast du, Schönste! gewagt, mit diesem Feinde zu streiten?
Ich seh ihn; eile geschwinde davon!
Er kömmt, zum Kampfe bereit, und hat die Pfeile geschärfet,
Und schon die blutige Sehne gespannt.
Vor seinem streitbaren Arm ist noch kein Herze bestanden:
Auch du wirst, stolze Dorinde! besiegt,
Wann itzt der feurige Lenz ihm hilft im Streite gewinnen,
Der allzeit seine Triumphe gemehrt.
Genug vor itzo gescherzt; genug der Liebe geschmeichelt!
Nun sind mir größre Geschäffte bestimmt.
Hört auf! was säumet ihr euch? Hört auf, holdselige Saiten!
Ich bin auf höhere Töne bedacht.
O Chloe! Höre du!
Der neuen Laute zu,
Die jüngst, bey stiller Nacht,
Mir Cypripor gebracht.
Nimm diese, war sein Wort,
Statt jener Stolzen dort.
Die buhlt so lange schon
Um Pindars hohen Ton:
Doch da sie Siegern fröhnt,
Wird sie und du verhöhnt.
Thu, wie der Tejer Greis,
Der keines Helden Preis
In seine Leyer sang,
Die nur von Liebe klang.
Er sang voll Weins und Lust
Und an der Mädchen Brust.
Da sang er erst ein Lied,
Das noch die Herzen zieht:
Das machten ihm alsdenn
Ich und die Grazien.
Auf! trit in seine Spur;
Da trit man Rosen nur:
Und singe nur berauscht
Und wo man Küsse tauscht.
Lyäen kennst du schon,
Doch nicht Cytherens Sohn.
Den mache dir anitzt
Ein Blick, der feurig blitzt;
Und meine schnelle Hand
Durch diesen Pfeil bekannt.
Kaum sprach der Bube so,
So schoß er und entfloh;
So fühlte schon mein Herz
Noch ungefühlten Schmerz;
So sah ich, voll Begier,
O Chloe! nur nach dir.
Nun siege, wer da will!
Mein neues Saitenspiel
Soll nur dem frohen Wein
Und Chloen heilig seyn.
Ich merke, wann sich Chloe zeiget,
Daß nun mein Auge nicht mehr schweiget;
Daß Suada nach den Lippen flieget
Und glühend roth im Antlitz sieget;
Daß alles sich an mir verjüngt,
Wie Blumen, die der Thau durchdringt.
Ich seh auf sie mit bangem Sehnen,
Und kann den Blick nicht weggewöhnen:
Die Anmuth, die im Auge wachet
Und um die jungen Wangen lachet,
Zieht meinen weggewichnen Blick
Mit güldnen Banden stets zurück.
Da strömt mein Blut mit schnellen Güssen;
Ich brenn', ich zittre, sie zu küssen;
Die Glut verstirbt in meinen Blicken
Und Ungedult will mich ersticken,
Indem ich immer Sehnsucht voll
Sie sehn und nicht umarmen soll.
So weiß nun Chloe mein Verlangen?
Mein Auge sagt es ihr vielleicht,
Das nach den Rosen ihrer Wangen
Durch manchen Umweg lüstern schleicht.
Sie übersieht nicht meine Blicke:
Ihr Auge sieht mich schalkhaft an,
Zwar nur im Flug und schnell zurücke;
Doch daß ichs wohl bemerken kann.
Oft blitzen, von Gefahr begleitet,
Die blauen Augen frey auf mich,
Aus welchen Amor mich bestreitet,
Der stets aus ihnen siegreich wich.
Ich kann die Grazien darinnen
Ein schmeichlend Lächeln bilden sehn.
Das überrascht mir Herz und Sinnen:
Wer mag demselben widerstehn?
Ihr Arm (kein Schnee gleicht seiner Weisse,)
Fliegt aus dem Fenster in die Luft,
Aus einem ungewohnten Fleisse,
Der meine Sehnsucht sinnreich ruft.
Nun schaut sie rückwärts, schlau gestrecket,
Bis sich die volle Brust empört,
Und halb entwischt und, unverdecket,
Auch eines Cato Ruhe stört.
Ich aber steh' und strampf und glühe
Und flieh im Geiste hin zu ihr,
Und bin, indem ich immer fliehe,
Zwar unstät und doch immer hier:
Weil, bis mich Glück und Freundschaft retten,
Die oft ein langer Schlaf befällt;
Mich hier, mit Diamantnen Ketten,
Das Schicksal angefesselt hält.
Du weißst, wie lange schon
Cytherens holder Sohn,
O Chloe! bey mir ist
Und mir mein Leid versüßt.
Sang meine Muse doch
So ziemlich artig noch.
Oft hielt ihn schon im Lauf
Ihr schmeichlend Liedgen auf.
Oft lockte wohl dein Blick
Liebkosend ihn zurück.
Nun lockest du nicht mehr
Und zürnst, wer weiß wie sehr.
Drum schweigt mein Saitenspiel,
Das Amorn sonst gefiel;
Und Amor will entfliehn,
Und nichts besänftigt ihn.
Halt, wenn er mich verläßt,
Du deinen Sclaven fest:
Weil dirs ein leichtes ist,
Und du ihm Venus bist.
Bewölke nur, mein Licht!
Die blauen Augen nicht.
Ein holder Blick von dir
Versöhnet ihn mit mir.
O Traum, der mich entzücket!
Was hab ich nicht erblicket!
Ich warf die müden Glieder
In einem Thale nieder,
Wo einen Teich, der silbern floß,
Ein schattigtes Gebüsch umschloß.
Da sah ich durch die Sträuche
Mein Mädchen bey dem Teiche.
Das hatte sich, zum Baden,
Der Kleider meist entladen,
Bis auf ein untreu weiß Gewand,
Das keinem Lüftgen widerstand.
Der freye Busen lachte,
Den Jugend reizend machte.
Mein Blick blieb sehnend stehen
Bey diesen regen Höhen,
Wo Zephyr unter Lilien blies
Und sich die Wollust greifen ließ.
Sie fieng nun an, o Freuden!
Sich vollends auszukleiden;
Doch, ach! indems geschiehet,
Erwach ich und sie fliehet.
O schlief ich doch von neuem ein!
Nun wird sie wohl im Wasser seyn.
Auf! auf! weil schon Aurora lacht;
Ihr Gatten junger Schönen!
Ihr müßt nunmehr, nach fauler Nacht,
Dem Gott der Ehe fröhnen.
Erneuert den verliebten Zwist,
Der süsser, als die Eintracht ist,
Nach der sich Alte sehnen.
Ists möglich, daß zu solcher Lust
Ein Gatte nicht erwache?
Daß eine nahe Liljen Brust
Ihn nicht geschäftig mache?
Indeß schwebt um der Gattinn Haupt
Der Morgentraum, mit Mohn belaubt:
Ihr träumt von eitel Rache.
Da, wo Cytherens waches Kind
Den Schlaf vom Bette scheuchet;
Da rauschts, wie wann ein Morgenwind
Bethautes Laub durchstreichet.
Da lauschet meine Muse nun,
Die, wie die Mädchen alle thun,
Verliebte gern beschleichet.
Der Vorhang weicht: welch reizend Weib!
Ich sehe Venus liegen,
Und zarten Flohr den Marmorleib
Unachtsam nur umfliegen.
Wie sucht ihr Blick, der kriegrisch glüht,
Den süssen Feind, der noch verzieht;
Und dürstet nach Vergnügen.
Du itzo noch verliebtes Paar,
Was mangelt deinem Glücke?
Ich werde, selbst entzückt, gewahr,
Daß Hymen auch entzücke.
Die Muse sieht hinweg und weicht:
Doch manchmal und verstohlen schleicht
Ein halber Blick zurücke.
Die düstre Nacht ist hin;
Die Sonne kehret wieder.
Ermuntre dich, mein Sinn!
Und dichte Freudenlieder.
Laßt, was mein Herz begehrt,
Auch diesen Tag geschehen,
Ihr Götter, die ihr hört,
Wann fromme Hirten flehen.
Gebt mir ein weises Herz,
Das allen Gram verfluche;
Und mehr den Jugendscherz,
Als Gold und Sorgen suche.
Es rufe nie die Nacht
Den güldnen Tag zu Grabe,
Bis ich mich satt gelacht,
Das ist, gelebet habe.
Schützt Amors frohes Reich
Und auch die frohen Reben;
Daß Lieb und Wein zugleich
Stets iedes Herz beleben.
Wird Bacchum Geiz und List
Mit Wasserbädern schwächen;
Wird stündlich nicht geküßt:
So wollet ihr es rächen.
Nie soll ein artig Kind
Die wilde Strenge lieben.
Nur die nicht artig sind,
Laßt Grausamkeit verüben.
Auch segnet nun den May,
Der manche zärtlich machte;
Daß keine Schöne sey,
Die nicht nach Küssen schmachte.
Wenn mancher, den ihr wißt,
Sich doch verleugnen könnte,
Daß, was ihm unnütz ist,
Er seinem Nächsten gönnte!
Was soll der schwache Mann
Beym jungen Weibgen keichen?
Was er nicht brauchen kann,
Das gönn er meines gleichen.
So müsse meine Brust
Ein ieder Tag entzücken,
Und eine frische Lust
Mit ieder Nacht beglücken!
Bey Mädchen und bey Wein,
Mit Blumen um die Haare,
Will ich euch dankbar seyn,
Im Frühling meiner Jahre.
Seht den holden Frühling blühn!
Soll er ungenossen fliehn?
Fühlt ihr keine Frühlingstriebe?
Freunde! weg mit Ernst und Leid!
In der frohen Blumenzeit
Herrsche Bacchus und die Liebe.
Die ihr heute scherzen könnt,
Braucht, was euch der Himmel gönnt,
Und wohl morgen schon entziehet.
Denn wer ists, der wissen mag,
Ob für ihn ein Frühlingstag
Aus Aurorens Armen fliehet?
Hier sind Rosen! Hier ist Wein!
Soll ich ohne Freude seyn,
Wo der alte Bacchus lachet?
Herrsche, Gott der Frölichkeit!
Herrsche, denn es kommt die Zeit,
Die uns trübe Stirnen machet.
Aber, Phyllis läßt sich sehn!
Seh ich Amorn mit ihr gehn?
Ihm wird alles weichen müssen.
Weiche, Wein! Wo Phyllis ist,
Trinkt man seltner, als man küßt:
Bacchus, weg! ich will nun küssen.
Ein Geist, der sich zu keiner Zeit
In feiger Ungedult verlieret,
Und stets die Weisheit hört, die, wie das Glück uns führet,
Den Pfad mit Rosen überstreut.
Ein solcher Geist ist stets beglückt,
Und sucht nicht Hülf in fauler Klage,
Und braucht in Fröhlichkeit auch selbst die trüben Tage,
Die ihm des Himmels Vorsicht schickt.
Was schilt man dessen Tyranney?
Von ihm kommt unser wenigst Leiden.
Kein Zustand ist so hart; ein Chor der stillen Freuden
Gesellt sich ihm mitleidig bey.
Bestraf' ein ieder sein Gemüth,
Das auch bey nahen Qvellen schmachtet.
Vergnügen beut sich an: umsonst, es wird verachtet;
Wir wollen nichts, als was uns flieht.
Zu eckel sind wir, uns zur Pein:
Wir wollen oft nach Zephyrs Weichen,
Zur Zeit der Winterlust, in schattigten Gesträuchen,
Um murmelnd Wasser fröhlich seyn.
Der warme Frühling kommt zurück:
Dann braucht ein Weiser ihn beyzeiten.
Er läßt Vernunft und Zeit die blinden Wünsche leiten,
Vergnügt auch ohne schimmernd Glück.
Kein lärer Schein bethört sein Herz:
Er schätzt nicht bloß ein theures Lachen,
Und kann des Pöbels Wahn durch sich zu schanden machen,
Ob flöh' uns Arme Lust und Scherz.
Weil ich nicht prächtig schmausen kann,
Soll ich nicht fröhlich schmausen können?
Will Flora, für mein Haar, mir holde Rosen gönnen;
Was geht der Fürsten Pracht mich an?
Was hilfts zur Lust, wann ihre Wand
Sich in gewirktes Gold verhüllet,
Und ein Bedientenschwarm die Marmorsäle füllet,
Mit güldnen Schüsseln in der Hand?
Sieh hin, wo keine Pracht gebricht!
Man gähnt auch mitten im Gepränge.
Der Nektar Jupiters, der Speisen eckle Menge,
Die fesseln, ach! die Freude nicht.
Die Freude, des Lyäus Kind,
Entflieht unruhigen Pallästen,
Und schwärmt zur Hütte hin, wo unbeschwert von Gästen
Vertraute Freunde freyer sind.
Fleußt nicht für sie der Reben Blut,
Die Chios edle Berge schwärzen?
Auch Bacchus an dem Rhein flößt in zufriedne Herzen
Vertraulichkeit und guten Muth.
Hier läßt Lyäus nichts betrübt:
Der Gott begeistert aller Busen,
Und läßt den Satyr los, und lädt die muntern Musen,
Und Amorn, der die Musen liebt.
Und Lieder der Zufriedenheit
Ertönen aus dem freyen Munde;
Bis, nach durchscherzter Nacht, die kühle Morgenstunde,
Die Schatten und den Schmaus zerstreut.
Magister Duns, das grosse Licht,
Der deutschen Dichtkunst Ehre:
Der, dessen Muse finster spricht,
Wie seine Ding er lehre.
Der lauter Metaphysick ist,
Auch wann er scherzt und wann er küßt;
Ließ jüngst bey seiner Schönen
Ein zärtlich Lied ertönen.
Er sang: O Schmuck der besten Welt!
Du Vorwurf meiner Liebe!
Dein Aug ists, das den Grund enthält
Vom Daseyn solcher Triebe.
Die Monas, die in mir gedenkt,
Vermag, in deinen Reiz versenkt,
Die blinden Sinnlichkeiten
Nicht länger zu bestreiten.
Drauf nannt' er gründlich hier und dort
Den Grund des Widerspruches,
Und noch so manches Modewort,
Die Weisheit manches Buches.
Der Mann bewies, wie sichs gehört,
Und bat, abstract und tiefgelehrt,
Durch schulgerechte Schlüsse,
Um seiner Chloris Küsse.
Das arme Kind erschrack und floh;
Die Grazien entsprungen.
Kein Dichter hatte noch also,
Seit Musen sind, gesungen.
Das bange Mädchen hört' ihn an,
Als ob der graduirte Mann
Mit einem Zauberfluche
Sie zu beschwören suche.
Sie rettet sich ins nahe Thal
Voll angenehmer Linden.
Da sang Damöt von gleicher Qval,
Nicht mit gelehrten Gründen.
Sein Lied, vermischt mit stillem Ach!
Floß heiter, wie der sanfte Bach,
Und floß ihm aus dem Herzen,
Der Qvelle seiner Schmerzen.
Ihm konnte Chloris nicht entfliehn;
Ihm ward ein Kuß zum Lohne.
Die holden Musen schmückten ihn
Mit einer Myrthenkrone.
So sinnlich urtheilt alles noch!
Ihr dummen Musen, laßt euch doch,
Der besten Welt zu Ehren,
Die Metaphysick lehren.
Welche Gottheit soll auch mir
Einen Wunsch gewähren?
Unentschlossen irr ich hier
Zwischen den Altären.
Sorgen schwärmen rund herum
Um den Gott der Schätze;
Und der Ehre Heiligthum
Liegt voll falscher Netze.
In der Schönheit Schoosse liegt
Amor, der mit Küssen
Sich an ihren Busen schmiegt,
Da wir zittern müssen.
Amor soll willkommen seyn;
Doch ich will nur lachen,
Und er muß bey meinem Wein
Mich nicht irre machen.
Ruhm und du, geflügelt Gold!
Ich entsag euch beyden.
Wenn ihr selbst mich suchen wollt,
Will ich euch nicht meiden.
Amor, Vater süsser Lieder,
Du mein Phöbus, kehre wieder!
Kehre wieder in mein Herze!
Komm, doch mit dem schlauen Scherze.
Komm und laß zugleich Lyäen,
Dir zur Seite lachend gehen.
Komm mit einem holden Kinde,
Das mein träges Herz entzünde,
Und durch feuervolle Küsse
Zum Horaz mich küssen müsse.
Willst du, Gott der Zärtlichkeiten!
Laß auch Schmerzen dich begleiten:
Ich will lieber deine Schmerzen,
Als nicht küssen und nicht scherzen.
O Muse! darf ich trauen?
Willst du auf unsern Auen
Mit schlechten Hirten weiden
Und aus den Städten scheiden?
Die Stadt mag immer prangen!
Ich bin aus ihr gegangen.
Da will man Musen dingen:
Sie sollen iedem singen,
Bey ieder Hochzeit leyern
Und Nahmenstage feyern.
Wie schickt sich dieß für Musen
Voll Himmels in dem Busen?
Das ist für Gratulanten,
Die wir vom Pindus bannten.
Laß dich, o Muse! wieder
Auf unsern Triften nieder.
Du wirst bey frohen Chören
Die Freyheit und Cytheren;
Und in den kühlen Gründen
Die holde Stille finden.
Wie lang zerfleischt mit schwerer Hand
Germanien sein Eingeweide?
Besiegt ein unbesiegtes Land
Sich selbst und seinen Ruhm, zu schlauer Feinde Freude?
Sind, wo die Donau, wo der Mayn
Voll fauler Leichen langsam fließet;
Wo um den rebenreichen Rhein
Sonst Bacchus fröhlich gieng, und sich die Elb' ergießet:
Sind nicht die Spuren unsrer Wuth
Auf ieder Flur, an iedem Strande?
Wo strömte nicht das deutsche Blut?
Und nicht zu Deutschlands Ruhm: Nein! meistens ihm zur Schande!
Wem ist nicht Deutschland unterthan!
Es wimmelt stets von zwanzig Heeren:
Verwüstung zeichnet ihre Bahn;
Und was die Armuth spart, hilft Uebermuth verzehren.
Vor ihnen her entflieht die Lust;
Und in den Büschen öder Auen,
Wo vormals an geliebter Brust
Der satte Landmann sang, herrscht Einsamkeit und Grauen.
Der Adler sieht entschlafen zu,
Und bleibt bey ganzer Länder Schreyen
Stets unerzürnt in träger Ruh,