Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Über Geld spricht man nicht. Schon gar nicht im Zusammenhang mit Lebenssinn. Nach wie vor tabuisiert, wird Geld in unserer Gesellschaft immer noch häufig als schmutzig angesehen. Wer reich ist, gilt als Protzer oder Betrüger, und wer viel Geld haben will, wird als gierig gebrandmarkt. Dabei ist Geld zunächst einmal völlig wertfrei betrachtet ein neutrales Tauschmittel. Was das Problem noch verschärft: Weder in der Schule noch später lernen wir, Geld wirklich zu verstehen. Eine Katastrophe, denn Geld ist die Basis unseres kapitalistischen Wirtschaftssystems und für jeden Einzelnen schlichtweg lebensnotwendig. Höchste Zeit also, dass wir anfangen, uns unvoreingenommen mit Geld zu beschäftigen und eigenverantwortlich mit unseren Finanzen umzugehen – der Spiegel-Bestseller "GeldRICHTIG" ist dabei der erste Schritt auf Ihrem Weg zu einem bewussten und selbstbestimmten Umgang mit Geld. Philipp J. Müller, Spiegel-Bestseller-Autor, Finanzmentor und Inhaber der europaweit größten und in Deutschland einzigen staatlich anerkannten Finanzakademie, will wachrütteln. Der vielfache Einkommens- und Vermögensmillionär, der seinen Wohlstand selbst geschaffen hat, hat sich zum Ziel gesetzt, ein neues Geldbewusstsein in der Gesellschaft zu etablieren. Ein umfassendes Verständnis von Finanzen, das Menschen ermöglicht, sich selbst aus ihrem finanziellen Hamsterrad zu befreien und zu Wohlstand zu führen. Insbesondere in Zeiten von Negativzinsen und den Auswirkungen des demografischen Wandels, verschafft das Sicherheit, Wohlstand und persönliche Freiheit. Philipp J. Müller zeigt in seinem Buch die Grundlagen für dieses neue Geldverständnis auf, das geprägt ist von einem hohen Wertebewusstsein, persönlicher Reife und sozialer und ökonomischer Verantwortung. Sie erfahren, warum die Entwicklung Ihrer Persönlichkeit am Anfang des Weges steht und dass das Geld darauf folgt. Sie lernen, das Finanzsystem zu verstehen, und erfahren die Grundregeln, wie Sie mehr verdienen können, indem Sie ein regelmäßiges Einkommen an der Börse generieren. Über Geld spricht man nicht? Philipp J. Müller schon! Und zwar auf eine vollkommen neue Weise.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 408
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Einkommen erhöhen, moralisch handeln, persönliche Freiheit leben
Von einem Selfmade-Millionär mit Bodenhaftung
PHILIPP J. MÜLLER
Externe Links wurden bis zum Zeitpunkt der Drucklegung des Buches geprüft. Auf etwaige Änderungen zu einem späteren Zeitpunkt hat der Verlag keinen Einfluss. Eine Haftung des Verlags ist daher ausgeschlossen.
©2020 GABAL Verlag GmbH, Offenbach
Das E-Book basiert auf dem 2020 erschienenen Buchtitel »GeldRICHTIG« von Philipp J. Müller ©2020 GABAL Verlag GmbH, Offenbach.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
ISBN Buchausgabe: 978-3-86936-997-6
ISBN epub: 978-3-95623-972-4
Lektorat: Eva Gößwein, Berlin | www.textstudio-goesswein.de
Covergestaltung: Atelier Bea Klenk, Berlin
Umschlaggestaltung: Martin Zech, Bremen | www.martinzech.de
Autorenfoto: Christian Hesselmann
Satz und Layout: Das Herstellungsbüro, Hamburg | www.buch-herstellungsbuero.de
Copyright © 2020 GABAL Verlag GmbH, Offenbach
Alle Rechte vorbehalten. Vervielfältigung, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags.
Die im Buch veröffentlichten Ratschläge wurden vom Verfasser und vom Verlag sorgfältig erarbeitet und geprüft. Eine Garantie kann dennoch nicht übernommen werden. Ebenso ist die Haftung des Verfassers beziehungsweise des Verlags und seiner Beauftragten für Personen-, Sach- und Vermögensschäden ausgeschlossen.
www.gabal-verlag.de
www.facebook.com/Gabalbuecher
www.twitter.com/gabalbuecher
www.instagram.com/gabalbuecher
Prolog: Frei werden
I.GELD REGIERT DIE WELT: DAS FINANZSYSTEM VERSTEHEN
1.Wie wir Geld nicht lernen – die Bildungslücke
Das Armutszeugnis: Wir lernen nichts über Geld
Finanzielle Bildung gehört in die Schulen
Frieden schließen mit sich selbst
2.Geld ist das, was wir daraus machen – Geld verstehen
Projektion auf eine neutrale Energieform
Dein Commitment zum Geld
Der Fülle-Test
3.Es gibt kein Ressourcenproblem, nur ein Verteilungsproblem – Philosophie eines neuen Geldmodells
Lars, der Banker, der nur Bank kann
Warum Bank- und Finanzberater nicht helfen
Henning, der Investmentbanker, wird Teil der Akademie
Der Fitnesstrainer
Das Finanzsystem verstehen
Unsere Möglichkeiten: Jeder kann alles tun!
Das Verteilungsproblem
Die drei möglichen Haltungen zum Thema Geld
4.Ich kann nur Geld – und warum das der einzige Unterschied zwischen uns ist
Meine Mission: Geldbildung für alle
II.DAS GUTE GELDVERHALTEN: DIE EIGENE EINSTELLUNG ÄNDERN
5.Geld in deiner Hand – warum wir unsere finanziellen Belange selbst regeln müssen
Staatliche Umverteilung oder eigenverantwortliche Initiative?
Warum es so schwer ist, Eigenverantwortung zu übernehmen
Wie wir Geld lernen
Das Parkhaus: Beharrlich dranbleiben zahlt sich aus
Warum es kein passives Einkommen gibt
Die eigenen Geldwerte bestimmen
Über den Entschluss, sich um sein Geld zu kümmern
6.Ein System für deine Finanzen – das Töpfesystem
Die richtigen Fragen stellen
Wie ein paar Töpfe das Geldverhalten revolutionieren können
Mit dem Töpfesystem programmierst du dich auf finanzielle Fülle
7.Auf dem Weg zum Wohlstand – Einkommen erhöhen durch gutes Geldverhalten
Wie stehst du zu Geld? Das Bargeld in deiner Tasche
Freiwillig melden und engagierter arbeiten
Loyal sein
Wertschätzen
Bezahlung verhandeln
Unternehmerin, Unternehmer werden
Nutzen stiften und alles mit voller Kraft tun
Mitarbeiter einstellen, delegieren, Geschäftsfelder hinzufügen
Um Hilfe bitten
Netzwerke knüpfen
Positionierung schärfen und begeistern
Ein Ausstiegsszenario kennen
Prozesse beschreiben
Entscheidungen treffen, weglassen, fokussieren
Lernen
Fokussierung auf Monetarisierung: Hoher Wert – fairer Preis
Energie im Fluss: Alles kommt wieder zu uns zurück
8.Sparsam und schuldenfrei – die Abkürzung zur finanziellen Freiheit
Die 5-Euro-Sparkiste
Weniger und bewussterer Konsum
Monetarisierung beachten
Schulden vermeiden
In sieben Schritten Schulden abbauen
Wer Geld verleiht, verlängert das Leiden
III.PERSÖNLICHKEIT FÜHRT, DAS GELD FOLGT: WARUM LOTTOMILLIONÄRE IHR GELD WIEDER VERLIEREN
9.Geld kommt selten allein – die gute Geldpersönlichkeit
Die vielen Widerstände, sich mit Geld zu beschäftigen
Die finanzielle Komfortzone
Ist der Schüler bereit, kommt der Lehrer
Die Auslöser für Geldblockaden finden und lösen
Wie viel ist dir deine Persönlichkeitsentwicklung wert?
10.Es soll dir gut gehen, das reicht – das Genug-Gefühl
Warum wir nicht reich werden, wenn wir uns Geld wünschen
Wir brauchen die Handtasche nicht
Dankbarkeit
Geld verdirbt nicht den Charakter
11.Respekt – wie eine gute Beziehung zu uns selbst, zu anderen und zu Geld unseren Kontostand beeinflusst
Jeder hat etwas, was sich kennenzulernen lohnt
Respekt durch gute Bezahlung
Wie unser Selbstwert unser Einkommen bestimmt
Eine gute Beziehung zu Geld aufbauen
Kohle, Kröten, Knete: Wie man in den Wald hineinruft …
Was wir durch Pünktlichkeit und Zuhören gewinnen
12.Das Ganze ist ein Spiel – Spaß und Ernst als Grundhaltung
Kniffel und Finanzen: Spielen zum Spaß und zum Gewinnen
Monopoly-Selbsterfahrung
IV.DU BIST DIE BANK: WARUM WIR GELD SELBST KÖNNEN MÜSSEN
13.Unser Geld selbst in die Hand nehmen – die Möglichkeiten
Über die schlimmsten Vorbehalte gegen die Börse
Die vier größten Anlagekategorien
Keine Angst vorm Börsencrash
Die zwei Entscheidungen
14.Wie es an der Börse läuft – die wichtigsten Regeln für die Börse
Rechte, Pflichten und Kontrolle an der Börse
Sind Aktieninvestments ethisch vertretbar?
Die zwölf Regeln für Erfolg an der Börse
15.Geld mit Geld verdienen – Aktienhandel kann man lernen
Die Investoren-Quadranten-Formel
Dividenden kassieren
Der amerikanische Broker und die deutschen Steuern
V.WOHLHABEND WERDEN: WIE WIR MIT GELD UNSER PERSÖNLICHES WARUM LEBEN
16.Das persönliche Warum – wozu wir auf der Welt sind
Der Selbst-Transzendenz-Lauf
Was ist dein Synonym für Geld?
Die Relativität der eigenen Probleme
Warum »Nicht mehr arbeiten« noch kein persönliches Warum ist
Die vier Fragen für dein persönliches Warum
Das persönliche Warum und was uns hilft, es zu leben
17.Sorge dich nicht, gebe – wie wir mit Geld die Welt besser machen können
Was wohlhabende Menschen von Reichen unterscheidet
Freiheit bedeutet Verantwortung
Etwas abgeben geht immer
1997, mexikanisch-amerikanische Grenze
Epilog: Die Dinge, die man nicht getan hat
Dank
Meine Literaturempfehlungen
Der Autor
In diesem Buch geht es um finanzielle Unabhängigkeit. Für dich. Für die Verkäuferin. Für den 16-Jährigen, der seine Ausbildung finanzieren will, weil seine Eltern dafür nicht genug Geld übrig haben. Für die 57-Jährige, die erkennt, dass sie ähnlich wie der Durchschnitt der Frauen in Deutschland 46 Prozent weniger Rente als ein Mann bekommen wird. Diese finanzielle Unabhängigkeit ist möglich. Aber nicht einfach. Nicht mal nebenbei. Es geht hier nicht um die schnelle Million. Du wirst hier nicht die ultimative Strategie für ein sogenanntes »passives Einkommen« lernen, das dir ein sorgloses Leben in Saus und Braus ermöglicht. Denn ein passives Einkommen gibt es gar nicht. Du erfährst auch nicht, wie du angeblich momentan total unterbewertete Immobilien oder Aktien kaufst, bald mit umwerfenden Gewinnen wieder verkaufst und dann als Multimillionär in deiner Luxusvilla sitzt und Tequila auf Eis schlürfst.
Denn all das ist nicht möglich. Auch wenn wir es uns noch so sehr wünschen.
Statt diese kindlichen Wünsche zu nähren, damit in einer Traumwelt zu bleiben und gerade deshalb weiterhin keine echte Verantwortung für die eigenen Finanzen zu übernehmen, kannst du mithilfe dieses Buches einen verantwortungsvollen Umgang mit Geld entwickeln. Das geht nicht von jetzt auf gleich, sondern es ist ein Entwicklungsprozess. Du brauchst dafür ein neues Bewusstsein für Geld, ein verändertes Geldverhalten, die Entwicklung deiner Geldpersönlichkeit, handfestes Wissen über Möglichkeiten der Geldvermehrung und vor allem: dein persönliches Warum, für das du dein Geld einsetzen willst. Darüber hinaus brauchst du ein ethisch-moralisches Wertesystem, in dem Geld im Kontext von Verantwortung für dich selbst und für andere und für die Welt steht. Nicht dagegen für persönliche Bereicherung, maßlosen Konsum, Geldgier und Egoismus.
Klingt also nicht so, als ob man das in drei Tagen lernen kann. Aber hast du jemals gehört, es bei anderen oder bei dir selbst erlebt, dass etwas so existenziell Wichtiges, das dein Leben komplett und zum Guten verändern kann, in drei Tagen und nachhaltig möglich ist? Du kennst die Antwort, wenn du ehrlich mit dir bist. Alle Menschen kennen sie tief in ihrem Innern, selbst wenn sie noch so leichtgläubig, naiv oder wütend über Rentenlücke und Negativzinsen auf eine leichte Lösung hoffen.
Gut so. Denn zu wissen, dass es nicht leicht ist, wird dir helfen, motiviert auf einem neuen Entwicklungsweg zu bleiben, auf dem dir eine Menge Hindernisse und die eine oder andere handfeste Geldblockade begegnen werden. Es ist ein Geld-Entwicklungsweg, für den du Zeit, Hingabe und Beständigkeit investieren musst, der dich oftmals Nerven und mindestens zerraufte, wenn nicht gar ein paar graue Haare kosten wird. Aber dieser Weg ist zugleich spannend, aufregend, voller Freude und Spielergeist und – wenn du ihn konsequent weitergehst – zutiefst lebensverändernd.
Wenn dir das noch nicht reicht: Welche Argumente sprechen noch dafür, diesen Weg ab sofort zu gehen?
Nun, sobald der deutsche Durchschnittsbürger, in Hinblick auf Geld von mir manchmal auch »Vogel Strauß« genannt, den Kopf aus dem Sand zieht und sich mit einem realistischen Weitblick umsieht, erkennt er die Tatsachen: Laut Rentenversicherungsbericht* der Bundesregierung wird die gesetzliche Rente in Deutschland in den nächsten Jahrzehnten nur noch eine Art Grundversorgung der Rentner ermöglichen. Auf Deutsch: Ohne private Vorsorge wird das Geld im Alter nicht reichen. Auch das mühsam Ersparte wird immer weniger, denn die aktuelle Niedrigzinspolitik verändert unser herkömmliches Verständnis. Das klassische Sparen auf dem Sparbuch – des Deutschen liebste Anlageform – funktioniert nicht mehr. Das Geld reicht im Alter erst recht nicht für Selbstständige: Von den rund vier Millionen Selbstständigen in Deutschland sind drei Millionen nicht für das Alter abgesichert. Es reicht auch nicht für Frauen, die wegen Kinderbetreuung einige Zeit nicht voll arbeiten.
Aber es gibt noch mehr Gründe für eine gute Geldbildung als »nur« die Altersvorsorge. Ich zeige dir in diesem Buch, dass finanzielle Unabhängigkeit erreichbar ist und welche Möglichkeiten sich dadurch für dein Leben eröffnen. Dass es diese Möglichkeit gibt, muss man aber erst mal erkennen. Wir sind fast alle mit der Überzeugung aufgewachsen, dass wir für unser Geld hart arbeiten müssen, und die meisten leben mit der Erfahrung, dass das Geld immer nur knapp reicht, wenn überhaupt. Mithilfe dieses Buches kannst du eine andere Sichtweise entwickeln.
Du kannst dich nach und nach in eine neue Phase deines Lebens begeben, in der Wohlstand und ein »Genug-Gefühl« herrschen. In der du gut für dich sorgst und vorsorgst und in der du auch Verantwortung für andere übernimmst, denen es nicht so gut geht. Dazu gehört ein Mindset, mit dessen Hilfe Gier und Größenwahn, Angst und Kurzschlussreaktionen, Verdrängung und Scham als die größten Feinde eines besonnenen Geldverhaltens in den Hintergrund treten.
Genug Geld zu haben heißt für mich nicht, Sportwagen fahren. Geld heißt nicht goldene Uhr oder Gucci-Täschchen. Der Wunsch nach viel Geld sollte nicht getragen sein von dem Ziel, sich Statussymbole oder anderes zu kaufen, oft verbunden mit der unbewussten Hoffnung, sich dadurch wertvoll zu fühlen. Denn es gibt jenseits von sinnlosem Konsum immens wichtige Gründe, um genug Geld zu haben: Wir wünschen uns, mit unserer Familie zu verreisen und dadurch gemeinsam etwas Schönes zu erleben. Wir wollen uns gut, ökologisch sinnvoll und gesund ernähren. Wir wollen nachhaltig leben, um die Umwelt zu schützen und unseren Kindern eine lebenswerte Zukunft zu ermöglichen. Wir wünschen uns, immer weiter zu lernen, weshalb wir für uns selbst und unsere Kinder Geld für Bildung brauchen. Wir möchten auch für eine alternativmedizinische Behandlung Geld ausgeben können, wenn wir uns sicher sind, dass sie bei einer Erkrankung besser hilft als die schulmedizinische Kassentherapie.
Wir leben mit unserer westlichen, kapitalistischen Gesellschaftsform in einem System, in dem Geld eine absolut zentrale Rolle spielt. Geld regiert die Welt. Das können und müssen wir akzeptieren, solange wir in diesem System leben. Und je besser wir damit umgehen, desto leichter wird es. Wenn dein Konto voll genug ist, wird mehr möglich in deinem Leben. Du kannst deinen Lebenssinn besser leben, du kannst anderen helfen, denen es schlechter geht als dir. Du kannst erfüllter und gesünder leben. Ich wünsche mir, dass du das, was du kannst, um etwas ergänzt: das Geld. Ein fünfstelliges Einkommen durch die Börse ist möglich. Wie wäre es im ersten Schritt mit 500 Euro netto pro Monat mehr als bisher? Ich möchte, dass es dir besser geht, weil du genug Geld hast. Ich möchte, dass du wohlhabend wirst.
Wohlhabend ist für mich ein wichtiges Wort. Es bedeutet: genug Geld haben plus soziale und ökologische Verantwortung übernehmen. So lebe ich. Ich kann Geld. Mein Leben lang mache ich nichts anderes. Und ich bin wohlhabend, ich werde es nicht erst durch meine Seminare oder durch dieses Buch. Ich schreibe dieses Buch nicht, um damit reich zu werden. Ich schreibe dieses Buch, um mein Wissen über Geld zu vermitteln. Und um Ideen zu geben und zu zeigen, dass es mit Geld auch anders gehen kann als protzig, ausbeuterisch, persönlich bereichernd. Vielleicht kann ich dabei sogar als Vorbild fungieren, auch wenn das Wort »Vorbild« schnell nach Mister Perfect klingt. So will ich nicht sein. So will ich nicht auftreten. So will ich nicht gesehen werden. Ich bin weder ein Super-star noch ein Spendenonkel und ganz gewiss nicht einer, der alles richtig macht. Ich habe meine Stärken, die eindeutig beim Thema Geld liegen, aber ich habe auch jede Menge Schwächen. Ich will auf dem Boden bleiben, denn mir geht es bei allem, was ich tue, um die menschliche Seite: Ich tue nicht mehr, als Know-how und Erfahrungen weiterzugeben, um meinen Beitrag zur Entwicklung in eine aus meiner Sicht gute Richtung zu leisten.
An dieser Stelle sind auch ein paar Worte zu Ulrike Scheuermann angebracht. Ulrike hat mich als erfahrene Bestsellerautorin beim Schreiben dieses Buches begleitet und wird mit ihren Impulsen an einigen Stellen im Buch auftauchen, und zwar immer dann, wenn es um Persönlichkeitsentwicklung und Lebenssinn geht. Denn Ulrike ist Diplom-Psychologin und in diesen Bereichen eine absolute Expertin. Mit ihrer Arbeit hilft sie Menschen, innerlich frei ihr Wesentliches zu leben. Wir unterhalten uns viel über Geld im Zusammenhang mit persönlicher Entwicklung und ich freue mich sehr, dass Ulrike ihre 25-jährige Berufserfahrung in dieses Werk eingebracht hat.
Das Buch ist in fünf Teile gegliedert. Im ersten Teil geht es darum, einen umfassenden Überblick über die Bedeutung von Geld für uns Menschen zu gewinnen. Dabei gehe ich auch darauf ein, dass wir einen unfassbaren Bildungsmangel in Bezug auf Geld haben.
Im zweiten Teil beschreibe ich, wie aus meiner Sicht ein gutes Geldverhalten aussieht: Was kannst du konkret tun, um einen guten Umgang mit Geld zu entwickeln und mit einem System für deine Finanzen, mit guten Strategien in Arbeit und Leben, mit Sparsamkeit und Schuldenabbau Geld zu generieren?
In dritten Teil geht es um deine Geldpersönlichkeit: Welche persönlichen Entwicklungen kannst du machen, welche Haltungen solltest du entwickeln, welche Geldblockaden verstehen und lösen, um mit Geld weiterzukommen?
Im vierten Teil stelle ich Möglichkeiten vor, an der Börse durch kluges Investieren Geld zu verdienen. Davon erhältst du hier einen ersten Eindruck, auch wenn das für die Umsetzung wohl nicht reichen wird. So etwas lässt sich in einem Zweihundertachtzigseitenbuch nicht vollständig vermitteln. Das zu versprechen wäre unseriös. Aber ich will, dass du zumindest eine Idee davon bekommst, wie – und dadurch vor allem dass – es gehen könnte.
Im fünften Teil sehen wir uns an, was wir tun können, um mit finanzieller Unabhängigkeit unseren persönlichen Sinn zu leben und unseren Wohlstand mit anderen zu teilen: Welche ethisch-moralischen Werte brauchen wir und wie leisten wir konkret unseren Beitrag zu einer besseren Welt?
Liebe Leserin, lieber Leser: Ich wünsche dir von Herzen, dass dir dieses Buch dabei hilft, freier und erfolgreicher mit Geld umzugehen und Geld zu nutzen, um damit erfüllter zu leben und zum großen Ganzen, zum Wohle der Welt beizutragen.
Philipp J. Müller, im Februar 2020
*https://www.bmas.de/DE/Themen/Rente/Rentenversicherungsbericht/rentenversicherungsbericht.html (Aufgerufen am 17.02.2020.)
Mein älterer Sohn hatte vor einigen Jahren im Mathematikunterricht das Thema »Münzen und Scheine«. Zweite Klasse. An einem Nachmittag komme ich nach Hause und meine Frau sagt zu mir:
»Schatz, hier steht was im Hausaufgabenheft.«
»Was denn?«
»Da steht, du sollst Frau Patrick anrufen.«
Na ja, eigentlich stand da sehr höflich: »Würden Sie sich bitte bei mir melden?« Meine Frau hatte das nur übersetzt. Also rufe ich Frau Patrick an.
»Hallo Frau Patrick, Philipp Müller hier. Sie haben ins Hausaufgabenheft geschrieben, dass wir uns bei Ihnen melden sollen.«
»Ach«, sagt sie, »das ist aber toll.«
Jetzt muss man dazusagen, sie könnte fast meine Tochter sein. Sie ist sehr engagiert und ich finde es großartig, dass sie sich so kümmert.
»Was ist denn das Problem?«
»Nun«, sagt sie, »wir haben heute über Geld gesprochen. Dazu hatten wir Münzen zum Ausdrücken und Scheine, zur zweiten Klasse passend. Also alle Münzen und die Fünfer, Zehner und Zwanziger. Und dann meldet sich Ihr Sohn und sagt vor der ganzen Klasse: ›Mir fehlen die Fünfziger, die Hunderter, die Zweihunderter, die Fünfhunderter.‹«
»Okay«, sage ich, und ich ahne, was jetzt kommen könnte. Gut, dass gerade ich das Telefonat führe.
»Ich habe daraufhin zu ihm gesagt«, fährt Frau Patrick fort, »›Das ist noch nichts für dich.‹«
Ich muss grinsen. Ich weiß, dass mein Sohn genauso vorlaut ist wie ich.
»Und dann hat er gesagt …«
Frau Patrick will weiterreden, aber ich falle ihr ins Wort.
»Ich weiß, was er gesagt hat.«
Ruhe. Gefühlt eine Minute.
»Er hat gesagt, er mag den Fünfhunderter so gerne, stimmt’s?«, sage ich fröhlich.
Frau Patricks Stimme klingt jetzt nicht mehr so ruhig, eher etwas schrill und empört, aber gleichzeitig auch besorgt.
»Warum mag er den so gerne? Er hat gesagt: ›Der Fünfhunderter ist mein Lieblingsschein und der Zweihunderter ist der zweitbeste‹!«
Ich überlege kurz: Anfang der zweiten Klasse, noch drei Jahre Matheunterricht bei Frau Patrick. Philipp, wie bringst du die Botschaft so rüber, dass sie pädagogisch wertvoll ist? Ich sage also:
»Frau Patrick, Sie wissen ja, dass ich beruflich mit Geld zu tun habe, ich bin auch Lehrer, nur für Erwachsene, und zwar Lehrer für Geld. Deshalb reden wir manchmal auch zu Hause über Geld, und einmal wollte mein Sohn alle Geldscheine sehen. Dann haben wir uns gemeinsam an den Küchentisch gesetzt und ich habe alle Bank-noten, die es gibt, feinsäuberlich ausgebreitet: einen Fünfhunderter, einen Zweihunderter, einen Hunderter. Und er hat gesagt: ›Papa, der Fünfhunderter ist der Hammer!‹«
Jetzt ist wieder Ruhe am Telefon, aber ich höre eine gewisse Nervosität in ihrer Atmung. Vielleicht fühlt sie sich veralbert? Ich weiß also, ich muss das Ding irgendwie noch geraderücken.
»Frau Patrick, Sie können natürlich nichts dafür, denn Sie sind im Lehrplan gefangen. Aber ich halte es für einen pädagogisch völlig falschen Weg, einem Kind beizubringen, dass der Fünfziger, der Hunderter, der Zweihunderter und der Fünfhunderter nichts für Kinder sind, wenn man ihm das Geldsystem erklären will. Denn Kinder speichern die Information wertneutral ab und fangen anschließend an, Beweise zu suchen, dass das, was sie gerade gelernt haben, richtig ist. Dabei sollten Kinder von klein auf das Gegenteil lernen: dass Geld, auch großes Geld, etwas für sie ist. Damit sie sich schon jetzt Gedanken darüber machen, was sie tun können, um zu solch einem Fünfhunderter zu kommen. Und ein paar Jahre später, vielleicht in zehn Jahren, tun sie selbstverständlich etwas dafür, um dieses Geld zu verdienen, das dann sehr wohl etwas für sie ist und das sie dringend brauchen, um gut zu leben, eine gute Ausbildung zu machen und etwas Sinnvolles arbeiten zu können.«
Das Telefonat geht dann etwas ratlos zu Ende. Frau Patrick sagt nicht mehr viel und wir verabschieden uns freundlich voneinander. Ich hoffe, ich habe rübergebracht, was ich vermitteln wollte, ohne überheblich zu wirken. Vielleicht ist sie nachdenklich geworden. Ich bin auch nachdenklich.
Wer bin ich jetzt in ihren Augen? Bin ich für sie ein reicher Protzer, der so im Geld schwimmt, dass er achtlos mit den Fünfhundertern zum Spielen für Kinder um sich werfen kann und diese geld-verachtende Haltung auch noch seinem Sohn beibringt? Oder bin ich in ihren Augen ein arroganter Geldschnösel, der einer Lehrerin, die ihr Gehalt mit vorlauten Schülern hart verdienen muss, erklären will, wie Matheunterricht aussehen sollte? Oder aber einer dieser gewitzten Geldhaie, die mit schlauen oder sogar verbotenen Methoden zu viel Geld gekommen sind? Solche Gedanken wären kein Wunder, denn Protzer, Schnösel und Geldhaie sind in unserer Gesellschaft weit verbreitete negative Zuschreibungen für Menschen mit viel Geld. Das trägt natürlich nicht dazu bei, dass man zu dieser Gruppe gehören will. Und diese Zuschreibungen sind falsch, aber dazu später mehr.
Jetzt möchte ich erst einmal verdeutlichen, was es bedeutet – für jeden Einzelnen und für uns als Gesellschaft –, dass Geld auf diese Art in der Schule vermittelt wird.
Sind reiche Leute Protzer, Schnösel und Geldhaie?
Nach dem Telefonat mit der Grundschullehrerin rumorte es in mir. Weil ich so sehr auf das Thema fokussiert bin, fällt es mir wohl mehr als vielen anderen auf, dass wir Geld nirgends lernen und die meisten es dementsprechend auch nicht können. Das ist ein trauriger Fakt, der mich abwechselnd betrübt und wütend macht oder auch mal bitter werden lässt. Was würde passieren, wenn diese finanzielle Nichtbildung in den Schulen beendet würde, bei der Geld auf Scheine und Münzen reduziert wird und Lehrer mit begrenztem Gelddenken die wenigen Kinder zurechtweisen, die groß denken? Was könnte sich für die Menschen alles ändern, wenn echte finanzielle Bildung in den Schulen stattfinden würde?
Und dann, ein paar Wochen später, kam mir plötzlich ein Gedanke, der sich kurz sehr verwegen anfühlte, aber dann schnell realistisch schien: Was wäre, wenn eine gute Haltung zu Geld und ein gutes Geldverhalten überall in den Schulen gelehrt würde? Welche Chancen würden zum Beispiel Kinder aus armen Verhältnissen hinzugewinnen? Könnte sogar ich derjenige sein, der diese finanzielle Bildung in den Schulen initiiert, damit es nicht bei dem Geldmünzen-Zählen bleibt? Jetzt, nicht erst in 30 Jahren, soll sich in den Schulen etwas ändern!
Gemeinsam mit einer Produzentin von Schulfilmen, die ein Seminar an meiner Investment Akademie besuchte, plante ich, einen Bildungsfilm in deutsche Schulen zu bringen. Schon die Planung war hochinteressant: Wir haben uns zuerst einmal die Lehrpläne aller 16 Bundesländer im Internet heruntergeladen. Mal ganz nebenbei: Das ist alles öffentlich und du kannst das auch tun. Wir haben die Lehrpläne sämtlicher Klassenstufen nach dem Stichwort »Geld« durchsucht. Dabei ist die Misere in ihrem ganzen Umfang noch viel deutlicher geworden: Im gesamten Unterrichtsleben eines durchschnittlichen deutschen Schülers finden ungefähr 15 bis 20 Unterrichtsstunden zum Thema Geld statt – mehr nicht.
Dass wir somit schulisch in Sachen Geld komplett allein gelassen werden, ist, wenn man im kapitalistischen System lebt, tatsächlich bemerkenswert. Inzwischen denke ich, es ist eine Katastrophe. Es gibt nur diese wenigen Stunden über Geld, das unsere Welt regiert. Über Geld, das die Basis unseres kapitalistischen Wirtschaftssystems ist. Über Geld, ohne das wir nicht überleben und gesund bleiben würden, ohne das wir nicht genug zu essen und kein Dach über dem Kopf hätten. Über Geld, das rauf und runter die Menschen beschäftigt, unter dem die Menschen leiden, das Exzesse an den Finanzmärkten, Korruption, Lügen und Skandale auslöst. Über Geld, das Menschen in den Selbstmord treibt, zu Mord und Krieg anstiftet und eine Gier entfacht, die neben einzelnen Menschen auch Unternehmen und ganze Länder in den Ruin treibt oder Einzelne zu Multimilliardären macht. Natürlich ist es nicht das Geld, das all das tut, sondern das, was wir aus dem Geld machen; also das, was wir selbst dem Geld zuschreiben.
Ich habe diese finanzielle Bildungslücke erst vor ein paar Jahren bewusst wahrgenommen, obwohl ich die Erfahrung als Kind und Jugendlicher selbst gemacht habe. Das zeigt mir, wie meilenweit wir im Bildungssystem und damit als Gesellschaft bisher noch von einem selbstverständlichen und unvoreingenommenen Umgang mit Geld entfernt sind. Und dann wundern wir uns, warum so wenige Menschen wirklich vermögend sind? Wenn man danach geht, wie sehr Geld unser Leben, die Politik und alle Arten von Entscheidungen in der Welt beherrscht, müsste Geld ein eigenes Schulfach sein. Wie Mathematik, Deutsch, Englisch und Biologie. Stattdessen ist es ein lächerliches Anhängsel im Matheunterricht der ersten oder zweiten Klasse.
Geld müsste ein eigenes Schulfach sein.
Doch nicht nur das Thema Geld und Finanzen im engeren Sinne ist scheinbar komplett vergessen worden. Ebenso fehlen: Kaufen, Verkaufen, Kapitalismus, Steuern, Sparen, Spenden, Zinsen, Börse und Bilanzen-Lesen. Auch weitere wichtige Themen, die im weiteren Sinne dazugehören, wie Kommunikation, Persönlichkeitsentwicklung, Rhetorik, Unternehmertum, Verhandeln, Menschen begeistern und Menschen führen sind den Kultusministerien weniger wichtig als der längste Fluss Afrikas, die griechische Antike und Drosophila-Kreuzungen zur Bestimmung des Genotyps im Biounterricht. Es fehlt eben fast alles, was bereits Kinder lernen könnten, um auf ein erfolgreiches, das heißt vor allem freies Leben vorbereitet zu werden. Auf ihr Leben mitten in einem kapitalistischen, von Geld angetriebenen System.
Und später geht diese Notwendigkeit weiter: Jeder braucht bei dem Thema Geld auch als Erwachsener Coaches, Trainer, Mentoren und Vorbilder. Auch ich habe mir immer Mentoren gesucht, die mit dem Thema weiter waren als ich. Ein solches Vorbild kann der erfolgreichste Mensch in der eigenen Gemeinde sein, von dem man lernt, wie man verkauft. Verkaufen, Präsentieren und Reden wird jeder irgendwann lernen müssen, wenn er oder sie gutes Geld verdienen will.
Ich – oder wir – können uns nun weiterhin über das Schulsystem aufregen. Das habe ich hier zwei, drei Seiten lang gemacht. Abgehakt. Lieber sollten wir uns fragen, was wir selbst tun können. Ich zum Beispiel arbeite daran, dass im deutschsprachigen Raum flächendeckend Zentren entstehen, in denen Geld gelehrt wird. Eine gute finanzielle Bildung soll für möglichst viele Erwachsene zugänglich sein. Auch schon für Jugendliche. Darum freue ich mich auch jedes Mal wie ein Kind, wenn Eltern ihren Sohn oder ihre Tochter im Teenageralter zu uns in die Finanzausbildung mitbringen. Um es mit den Worten eines glücklichen Teilnehmers zu sagen: »Diese beiden Seminartage sind für die Entwicklung meines Sohnes wichtiger als die gesamte Schulbildung der letzten acht Jahre.«
Für diese Idee der flächendeckenden finanziellen Bildung schreibe ich auch dieses Buch, und dafür arbeite ich weiter an meinem Herzensprojekt »Geld gehört in die Schulen«. Den Bildungsfilm in jede Schule in Deutschland zu bringen hat bisher aus verschiedenen Gründen nicht geklappt, so wie ich wohl Frau Patrick am Telefon nicht von meiner Haltung überzeugen konnte. Aber es wird noch klappen, da bin ich mir sicher. Ich brenne für dieses Projekt, damit Schulabgänger bereits mit 16 oder 18 wissen, was Geld ist, wie sie gutes Geld verdienen können und dass dies für jeden möglich ist, auch für Menschen aus armen Verhältnissen, für verschuldete Haushalte und für diejenigen, die sich als Verlierer in unserer Gesellschaft sehen und fühlen.
Ich will, dass alle Kinder Geld lernen, nicht erst als Erwachsene, wo viele glückliche Umstände zusammentreffen müssen, damit man etwas dazulernt: Er oder sie muss irgendwie davon erfahren, sich dafür interessieren, ohne sich von den vielen Vorurteilen abschrecken zu lassen. Bitte tu dir selbst den Gefallen und such dir einen Mentor für diesen Bereich. Und wenn du es absolut nicht selbst machen möchtest, such dir wenigstens einen Honorarberater, der keine Provision für die Vermittlung von zum Beispiel Aktienfonds oder Versicherungen bekommt, sondern direkt für seine Beratungsleistung bezahlt wird. Das ist zwar etwas anderes, als seine Finanzen komplett selbst in die Hand zu nehmen. Aber nicht jeder möchte diesen sehr verantwortungsvollen Weg gehen, manche haben auch keine Zeit dafür. Es ist immer noch besser, als sein Geld an einen herkömmlichen Finanzberater oder oft schlimmer noch einen Bankberater abzugeben.
Such dir einen Mentor für Geld!
Wie auch immer dein Weg zu mehr Geldkompetenz aussehen mag: Aus der finanziellen Bildungslücke folgt vor allem die Erkenntnis, dass wir es nicht lernen konnten.
Uns allen hat keiner gezeigt, wie das mit dem Geld funktioniert, denn wir alle haben Geld von Leuten gelernt, die kein Geld können. Die finanzielle Bildungsmisere ist zwar ein Drama, sie führt uns jedoch zu folgender hilfreicher Erkenntnis: Wenn wir für uns verstanden haben, dass es nicht an uns, an mir, an dir als Einzelnem liegt, dass wir Geld nicht können, dann schließen wir leichter Frieden mit uns: Wenn du mit Geld nicht so gut zurechtkommst, wenn du vielleicht Schulden hast oder das Geld nicht mal für das Nötigste reicht oder wenn du dir kein bisschen Freude, Erholung, Entspannung und Erleichterung in deinem Leben leisten kannst, so könnte das daran liegen, dass du bisher nicht lernen konntest, wie Geld geht. Es hat dir niemand gezeigt. Du bist also nicht schuld.
Ich wünsche mir von Herzen, dass du damit jetzt Frieden schließt. Denn ich weiß sehr gut, wie es ist, wenn man mit einer Sache nicht im Reinen ist. Der erste Schritt zur Veränderung ist immer, sich über etwas bewusst zu werden und dann zu verstehen, warum man so ist, wie man ist. Dann erst können wir mit diesem ungeliebten Ist-Zustand Frieden schließen und sagen: Es ist gut so, wie es ist. Von dort aus können wir weitergehen.
Ich kenne das eher aus anderen Lebensbereichen. Ich stehe zum Beispiel vor dem Spiegel, sehe mich im Profil an und denke: Mein Bauch steht vor, wo keiner sein sollte. Deswegen ist mein Bauch auch noch nicht weg. Mit Schulden, knapper Kasse und Neid auf Reiche ist es genau das Gleiche. Solange wir weiterhin in den Spiegel sehen und sagen: »Ich bin zu klein, zu groß, zu dick, zu dünn, mein Bauch oder meine Brüste hängen« – oder eben: »Ich habe Schulden und schäme mich dafür, weil ich selbst schuld daran bin« –, so lange werden wir uns nicht verändern, weil wir immer gegen uns selbst ankämpfen. Druck erzeugt Gegendruck.
Wer mit dem Ist-Zustand Frieden schließt, kann sich entwickeln.
Wir müssen beginnen, uns von ganzem Herzen zu akzeptieren und uns zu lieben, wie wir jetzt sind. Sonst brauchen wir gar nicht erst zu versuchen, wohlhabend zu werden. Und zum Akzeptieren gehört es eben in diesem Fall, anzuerkennen, dass wir Geld bisher nicht lernen konnten. Vor allem deshalb habe ich diesen ganzen langen Abschnitt über die finanzielle Bildungslücke geschrieben.
Dass ich dich ermutige, Frieden mit deinem aktuellen Geld-Zustand zu schließen, heißt natürlich nicht, dass es dabei bleiben muss. Bei mir und hier in diesem Buch kannst du Geld lernen. Es geht dabei erst einmal darum, dein Geldverhalten, deine Haltung zu Geld und deine Geldpersönlichkeit in Richtung Geldfülle weiterzuentwickeln. Durch das Buch zieht sich dabei folgende Grundidee:
Die Persönlichkeit führt, das Geld folgt.
So ist die Reihenfolge, nie andersherum. Persönliche Entwicklung braucht Zeit, Entwicklungsbereitschaft und Methoden, damit du gut vorankommst und nicht an deinen Blockaden scheiterst oder unnötig lange aufgehalten wirst. Wenn deine Geldpersönlichkeit reift, kannst du nach und nach mehr Richtiges tun, um dir neue finanzielle Möglichkeiten zu erschließen, Einkommen zu generieren und Vermögen aufzubauen. Du kannst neue Erfahrungen machen und lernen, deinen eigenen Weg zu finden. Vielleicht beginnst du mit neuen Formen des Vermögensaufbaus. Immobilien, Sparen, Investieren an der Börse. Wichtig ist, dass du verantwortungsvoll einen Weg beschreitest, der zu dir passt und mit dem du genug Geld zur Verfügung hast, um gut davon zu leben, auch im Alter. Nicht jeder muss Millionär, Millionärin werden, darum geht es nicht. Das will ich auch niemandem versprechen, es wäre unseriös. Aber es darf dir gut gehen, indem du genug Geld für ein gutes Leben zur Verfügung hast. Und jetzt kommt ein wichtiger Satz:
Genug Geld für ein gutes Leben zu haben, ist im Rahmen unseres Wirtschafts- und Finanzsystems grundsätzlich möglich.
Nachdem du nun Frieden mit dem aktuellen Stand geschlossen hast, kannst du Geld auch zu deinem Thema machen. Jetzt geht es so richtig los, erst einmal mit den Grundlagen des Finanzsystems: Was ist Geld? Wie ist es verteilt? Wie kann ein Geldmodell der Zukunft aussehen?
Was ist Geld eigentlich? Das lässt sich nicht so leicht beantworten. Könntest du es jetzt, aus dem Stegreif, deinem Kind, deinen Schülern in der Schule – wenn du zum Beispiel Mathelehrerin bist – erklären? Was genau würdest du sagen? Ist Geld etwas, womit man etwas anderes kaufen kann? Das ist ein guter Anfang: Geld ist nicht mehr und nicht weniger als ein Tauschmittel. Man tauscht Geld gegen das, was man kauft. Das hast du vielleicht schon mal gehört oder gelesen, denn so lautet auch die offizielle Definition. Früher haben wir Brot gegen Eier getauscht, Kuh gegen Schwein oder Obst gegen ein Heilkraut. Es wurde also Ware gegen Ware getauscht, während heute ein äquivalenter Geldbetrag fließt. Geld dient also der Vereinfachung des Güteraustausches. Weil man eben nicht immer ein Huhn zur Hand hat, wenn man gerade Brot haben will.
Was ist Geld? Nur ein Tauschmittel.
Tauschmittel ist die einfachste Beschreibung für Geld, aber es gibt noch andere. Wenn Geld ein Tauschmittel ist, dann ist es auch eine Ausdrucksform von Energie. Das ist schon viel schwieriger zu vermitteln, weil es schwer vorstellbar ist. Wenn wir etwas tauschen, dann ist etwas im Fluss: Ein Gegenstand oder Wert geht zum Beispiel zu einem anderen hin, das Geld kommt im Tausch dafür zu mir. Für das, was wir gegen Geld eintauschen, investieren wir Energie, indem wir zum Beispiel unser Wissen einsetzen, das wir im Laufe der Zeit gesammelt haben. Wir investieren Zeit, Mühe oder auch – besonders wichtig für dieses Buch – Erfahrungen und persönliche Entwicklung.
Was bedeutet diese erste Erkenntnis über das Wesen von Geld als Tauschmittel und als Ausdrucksform von Energie nun für deine Haltung zum Thema? Meine Antwort darauf ist wichtig, denn wenn wir sie wirklich begreifen, beeinflusst sie tiefgreifend, wie wir mit Geld umgehen: Alle Vorstellungen, Glaubenssätze, Emotionen – all diese unendlichen Geschichten, die sich um das Geld ranken – haben wir nur dazugedichtet. Dass Geld böse oder schmutzig oder auch seligmachend ist, das stimmt alles nicht. Das Geld macht das alles nicht. Geld ist und bleibt Geld, ein Tauschmittel. Nichts weiter.
Geld für sich genommen ist nichts Gutes oder Schlechtes. Es ist neutral.
Erst dahinter, nur aufs Geld projiziert, ist Geld dann das, was wir daraus machen, was wir darin sehen und was andere daraus machen: Jemand eröffnet mit seinem Geld eine Klinik für schwerkranke Kinder, ein anderer baut einen Produktionsstandort für Kriegswaffen. Eine Regierung forstet Wälder wieder auf, eine andere lässt die Abholzung von Regenwald für Rinderweiden zu, die in drei Jahren verdorrt sein werden. Menschen lügen, stehlen, morden, führen Kriege – für Geld. Menschen arbeiten hart, verhalten sich unternehmerisch kompetent, investieren klug – für Geld. Menschen tun alles für Geld oder gerade nicht: Sie lügen nicht, sie ergreifen günstige Gelegenheiten nicht, weil sie sonst betrügen müssten, oder sie ergreifen andere günstige Gelegenheiten nicht, weil sie ihnen nicht auffallen oder weil sie Glaubenssätze im Kopf haben, die sie davon abhalten. Wir können in Geld auch das sehen, was es scheinbar mit der Persönlichkeit macht: Menschen werden dadurch geldgierig, egoistisch, verlogen, verbittert, krank, abhängig. Oder freigiebig, glücklich, frei, ihre Mission lebend.
Alles ist möglich im Zusammenhang mit Geld, alles ist nur unsere Projektion auf Geld. Es bleibt dabei: Geld ist neutral.
Somit verdirbt Geld auch nicht den Charakter. Darüber werden wir später im Buch noch genauer nachdenken, und das ist auch ein wichtiger Grund, warum ich dieses Buch schreibe: Ich will, dass es endlich aufhört, dass Menschen bei Reichtum und Wohlstand an egoistische Protzer denken, die betrügerisch vorgegangen sind, um reich zu werden. Ich will ebenso, dass keiner mehr glaubt, Geld falle vom Himmel und sei reine Glückssache. Die Welt ist zwar ungerecht, manch einer erbt, ein anderer nicht. Einer gewinnt im Lotto, Millionen andere nicht. Aber es gibt viel, was wir ganz bodenständig für unser Geld tun können. Jenseits von Glück, Pech, Betrug und Abzocke.
Nein, Geld verdirbt nicht den Charakter.
Ich will, dass die Menschen in unserem Land ein neues, positives Bild von Wohlstand und von einem wohlhabenden Leben mit genug Geld entwickeln. Dafür will ich sogar Vorbild sein, denn ich bin kein geldgieriger Protzer, obwohl ich viel Geld habe. Wenn Geldverhalten in die eine oder andere Richtung ansteckend ist, dann will ich anstecken mit hohen ethischen und moralischen Werten und möglichst viele Menschen dazu verleiten, Geld nur noch im Zusammenspiel mit diesen Werten, mit einer persönlichen Mission, mit sozialer und ökologischer Verantwortung und mit einem guten Gleichgewicht von Geben und Nehmen zu leben. Dazu sage ich es noch einmal: Geld ist das, was wir daraus machen. Und damit kommen wir zum Machen. Wir müssen nämlich etwas machen, um mehr Wohlstand zu entwickeln. Du musst Energie (Wissen, Tun, Zeit) in etwas investieren, um Geld dafür zu bekommen.
Es gibt kein passives Einkommen, wir müssen immer etwas für unser Geld tun. Energie kommt in Fluss, indem wir etwas investieren. Dadurch entsteht Geld. Dennoch gibt es erstaunlich viele Leute, die sind zu faul, diesen Preis zu bezahlen. Alle, die wohlhabend werden wollen, so wie du, wenn du dieses Buch liest, müssen sich also ernsthaft und ehrlich der Frage stellen, ob sie bereit sind, Zeit, Mühe, Arbeit und Persönlichkeitsentwicklung für ihren Wohlstand zu investieren. Wie viel bist du bereit in deinem Leben zu verändern, damit es ein bisschen besser wird? Würdest du zum Beispiel von nun an darauf achten, wie du über Geld redest, und deine Wortwahl verändern, indem du nicht mehr von »Knete« oder »Kohle« sprichst, sondern von »Geld«? Es wäre schon ein Anfang, wenn du »nur« einen einzigen Impuls aus diesem Buch umsetzt.
Das »nur« steht nicht ohne Grund in Anführungszeichen. Denn ich weiß, dass die Umsetzung meiner Vorschläge für den einen oder die andere eben nicht so leicht ist, wie es auf den ersten Blick scheint. Es ist nicht leicht, Geld nicht mehr »Kohle« zu nennen, wenn alle deine Freunde so reden. Es fällt schwer, reich werden zu wollen, wenn deine Eltern dir vermittelt haben, dass Geld schmutzig ist und reiche Leute skrupellos sind. Und es ist schwierig, mehr Zeit mit seinem Geld zu verbringen, wenn man drei kleine Kinder hat, seit Kurzem alleinerziehend ist und nach vielen Überstunden im Job abends am liebsten sofort ins Bett fallen würde, sobald die Kinder schlafen.
Aber ich verspreche dir, du gehst auf eine Reise, und du kannst es dir heute nicht vorstellen, was passieren wird, wenn du diesen Weg gehst. Es lohnt sich für dein ganzes weiteres Leben, in eine gute Beziehung zu deinem Geld zu investieren, und langfristig wird es dir auch dabei helfen, weniger zu arbeiten und besser zu verdienen, sodass du mehr Energie, Zeit und Kraft für dich und für die Dinge zur Verfügung hast, die dir wirklich wichtig sind.
Investiere in eine gute Beziehung zu deinem Geld!
Den folgenden Selbsttest, genannt »Fülle-Test«, bringe ich in meinen Seminaren und Vorträgen ein und ernte dafür oft irritierte Blicke. Nun, umso besser, diese Blicke zeigen mir, dass der Test funktioniert. Du kannst das nun selbst ausprobieren: Du wirst gleich zwei einzelne Sätze lesen. Deine Aufgabe ist es, beim Lesen sehr genau wahrzunehmen, was du spürst. Sei ganz ehrlich zu dir selbst. Welche Gedanken, Emotionen und Körperempfindungen fallen dir auf? An welcher Stelle in deinem Körper kannst du etwas spüren? Auch das ist wichtig. Es kann hilfreich für die Selbstwahrnehmung sein, nach dem Lesen des Satzes die Augen zu schließen.
1. Satz: »Ich liebe mein Geld so sehr wie meine Familie.«
Wie fühlt sich das für dich an? Spüre sehr genau, was du fühlst: deine Emotionen. Nimm auch wahr, was du im Körper spüren kannst und wo. Ist da Wut, Empörung, Trotz, Hass? Kommen die Adern am Hals raus und du denkst »Das kann man doch nicht vergleichen!«? Wenn du willst, schreib alle Gedanken und Gefühle auf, die in dir auftauchen, und auch sonst alles, was gerade passiert. Das gilt übrigens nicht nur für diese Übung. Es kann hilfreich sein, wenn du beim Lesen dieses Buches immer ein Blatt Papier und einen Stift bereitliegen hast, um wichtige Erkenntnisse und Entscheidungen zu notieren.
2. Satz: »Ich liebe meine Gesundheit so sehr wie meine Familie.«
Findest du diesen Satz besser? Fühlt er sich anders an als der Satz davor? Auch hier sind deine Wahrnehmungen und Körperempfindungen interessant.
Nach dieser Übung stelle ich im Seminar folgende Frage an die Teilnehmenden: »Was ist wichtiger: Gesundheit oder Familie?« Es gibt immer viele gute Argumente für die eine und die andere Seite. Ich unterbreche diese Diskussion dann allerdings schnell wieder, weil ich lediglich die Erfahrung vermitteln möchte, dass die Frage »Gesundheit oder Familie?« offenbar schwer zu entscheiden ist. Wenn ich allerdings frage: »Was ist wichtiger: Familie oder Geld?«, oder: »Gesundheit oder Geld?«, dann sind die Antworten eindeutig: Familie und Gesundheit sind beide wichtiger als Geld.
Das ist tatsächlich auch in unserer Gesellschaft zu sehen. Wir schreiben unserer Gesundheit und unserer Familie einen höheren Wert zu als Geld. Interessanterweise arbeiten die meisten allerdings acht bis zehn Stunden am Tag und verbringen nur wenig Zeit mit ihren Liebsten oder ihren Hobbys.
Nun kommt die Auflösung des Fülle-Tests: Diese Vergleichsfragen, die eine Entscheidung zwischen Gesundheit, Geld oder Familie verlangen, sind Armutsdenken. Ich bin nicht besonders gläubig, aber schon in der Bibel steht, dass wir in der Fülle leben. Wie kommen die Menschen auf die Idee, dass sie eine Entscheidung treffen müssten, ob Gesundheit, Familie, Sport, Freizeit oder Geld wichtiger sind? Ich sage den ersten Satz noch einmal: »Ich liebe mein Geld so sehr wie meine Familie.« Ich kann diesen Satz sagen, weil jeder mit 100 Prozent Energieeinsatz, mit vollem Enthusiasmus mehrere Dinge tun und lieben kann.
Gesundheit, Familie oder Geld? Vergleichsfragen sind Armutsdenken.
Ich möchte dir eine Geschichte erzählen von einem Freund, den ich schon lange kenne. Lars heißt er. Anhand von Lars lässt sich sehr gut zeigen, wie das Finanzsystem funktioniert und was da fehlt.
Lars hat ähnliche Interessen wie ich, nämlich Geld. Vor rund 20 Jahren, als ich meine erste Firma im Bereich Finanzen aufbaute, absolvierte Lars zuerst eine Ausbildung zum Bankkaufmann, arbeitete dann einige Zeit in einer Bank und machte noch einen weiteren Abschluss. Wir haben uns damals selten gesehen, weil er durch die Weiterbildung neben der Arbeit viel zu tun hatte.
Doch eines Abends klingelt das Telefon. Lars, der eigentlich eine Frohnatur ist, klingt gedämpfter als sonst: »Philipp, lass uns mal treffen, wir müssen was besprechen.« Ich höre gleich, dass wir uns unbedingt treffen müssen, da ist ein dringlicher Unterton in seiner Stimme, den ich vorher noch nicht kannte.
Wenig später sitzen wir also bei unserem Lieblingsitaliener. Im Rückblick war dieses Gespräch ein Schlüsselerlebnis für mein eigenes Leben, eines dieser Gespräche, deren wirkliche Botschaft man erst Jahre später erkennt. Damals habe ich die tiefere Botschaft nicht verstanden. Sonst hätte ich sie sofort in mein Leben integrieren können. Aber damals fehlte mir noch etwas, um den Sinn zu verstehen.
Das Gespräch war ein Schlüsselerlebnis für mich.
Wir sitzen also in einer ruhigen Ecke beim Italiener, jeweils eine große Pizza vor uns. Lars erzählt von seiner Bank: »Philipp, stell dir mal vor: Ich habe damals Bankkaufmann gelernt, ich war Banker und habe Bank gemacht. Weißt du, was das bedeutet? Du verkaufst Lebensversicherungen, Rentenversicherungen, Bausparverträge, Fondssparpläne, Festgeldsparen und manchmal eine Finanzierung. Und weil ich darin recht erfolgreich war, also gut verkauft habe, hat mein Chef nach einem Jahr zu mir gesagt: ›Lars, ich habe eine Überraschung für Sie. Sie können sich fortbilden auf unsere Kosten. Sie werden Bankfachwirt, wenn Sie möchten. Sie dürfen die nächste Stufe erklimmen.‹«
»Und da hast du nicht Nein gesagt«, werfe ich ein. Ich kenne Lars gut und weiß, er ist ein hochmotivierter Mensch.
»Na klar wollte ich!«, ruft Lars, etwas schrill in der Stimme, sodass einer der Kellner nach uns sieht. Lars ist in Schwung und erzählt weiter.
»Natürlich war ich glücklich über seinen Vorschlag, auch stolz. Ich habe ihn dann noch gefragt, was danach anders wäre. ›Sie haben dann eine Führungsposition, Sie verdienen auch etwas mehr Geld.‹«
Ich nicke und stelle mir vor, was noch dazugehört. »Du hast jetzt bestimmt auch eine neue Visitenkarte, aus festerem Karton, mit besonderer Schrift und einem geprägten Logo.« Lars nickt und zieht sein Etui mit den Visitenkarten aus der Tasche. Wir stecken die Köpfe zusammen und bestaunen die Visitenkarte, die wirklich hochwertig aussieht. Ich lege meine daneben, die im Vergleich eher schlicht daherkommt. Wir lachen jetzt doch ein wenig, immerhin, endlich.
»Zwei Jahre lang bin ich immer samstags beim Bankenverband in die Akademie gerannt. Jetzt bin ich Bankfachwirt. Und weißt du was, Philipp? Es geht jetzt weiter wie vorher. Ich verkaufe weiter Lebensversicherungen, Rentenversicherungen, Bausparverträge, Fondssparpläne und manchmal eine Finanzierung oder Tagesgeld.«
Ich reiße die Augen auf und vergesse meine Pizza. »Aber irgendwas muss doch anders sein! Du hast zwei Jahre jeden Samstag gebüffelt. Was hast du denn da gelernt?«
»Tja, mehr vom Gleichen, würde ich sagen. Na gut, es gibt einen großen Unterschied: Meine Kunden brauchen jetzt einen Termin, die können nicht einfach so zu mir kommen. Denn als Fachberater sitze ich in einem Glaskasten. Außerdem haben sie etwas mehr Geld auf ihrem Konto, sonst dürfen sie nicht in den Glaskasten.«
»Und natürlich das hochgeprägte Logo und die Schrift auf der Visitenkarte.« Ich merke, dass ich sarkastisch klinge. Das will ich eigentlich nicht, weil Lars mehr als ratlos ist. Er klingt fast verzweifelt. Deswegen war es auch so dringend, dass wir uns treffen.
»Lars, sag mal, was bedeutet das alles denn jetzt für dich?«
»Philipp, ich weiß es nicht. Ich merke, dass ich irgendwie in einer Falle sitze. Wozu mache ich das alles? Wo führt das hin? Hocke ich in 35 Jahren immer noch in diesem Glaskasten? Was lerne ich denn überhaupt noch dazu? Und kann ich eigentlich noch mit gutem Gewissen Rentenversicherungen verkaufen, wenn ich doch weiß, wie es darum bestellt ist?«
Ehrlich gesagt bin ich nicht sonderlich glücklich mit diesem Gespräch, wenn ich zurückblicke. Nicht nur, weil ich die tiefere Botschaft für mich nicht erkannt habe. Sondern auch, weil ich Lars nicht helfen konnte. Weil ich nicht wusste, wie es anders gehen könnte. Aber das ist Teil der Botschaft. Ich war damals eben selbst noch nicht so weit. Damals dachte ich: Lars hat doch Bank gelernt, er ist immer ein begeisterter Banker gewesen. Hätte ich ihm raten sollen, sich selbstständig zu machen so wie ich? Hätte ich ihm sagen sollen, schmeiß alles hin? Das schien mir damals noch nicht überzeugend genug. Heute könnte ich ihm aus vollem Herzen etwas anderes vorschlagen.
Stattdessen haben wir es beim Status quo belassen, uns noch ein wenig unterhalten, über alte Zeiten gelacht und bald bezahlt, weil er morgens immer früh raus musste, zur Bank. Für ihn war es wohl entlastend, einfach mal darüber zu reden, und er hat später den Absprung aus der Bankanstellung geschafft.
Was machen Banken eigentlich? Sie arbeiten mit dem Geld der Kunden. Das ist ihr Geschäftsmodell: Wir Bankkunden geben unser Geld an die Bank. Was kriegen wir dafür? Die Älteren unter meinen Lesenden kennen das noch: Zinsen. In zehn Jahren wird man den jungen Menschen erklären müssen, dass es mal Zinsen für Finanzierungen und fürs Sparen gab. Dass die Banken kein Zinsgeschäft mehr haben, ist übrigens die größte Herausforderung für unser Finanzsystem. Wenn wir mit unserem Wirtschaftssystem weiterleben wollen, brauchen wir Zinsen, doch leider hat keiner Geld dafür. Länder, Kreise, Städte, Gemeinden, viele Unternehmer und Privatpersonen können Zinsen nicht bezahlen. Was wäre, wenn all diejenigen, die in den letzten Jahren eine Immobilie gekauft haben, plötzlich so wie früher 8, 9, 10 Prozent Zinsen zahlen müssten für ihre Finanzierung? Ich schätze, 80 Prozent aller Immobiliengeschäfte der letzten fünf Jahre würden in Schieflage geraten. Also, kurz gesagt: Das alte Geschäftsmodell der Banken ist dahin. Das ist nur noch nicht bei den normalen Bankkunden angekommen.
Das alte Geschäftsmodell der Banken ist dahin.
Doch das ist nur eine Nebenbemerkung, wenn auch eine wichtige. Die Kernbotschaft von Lars, die ich erst viel später verstanden habe, war eine andere, denn vor 20 Jahren hat das Geschäftsmodell der Banken noch funktioniert. Seine Botschaft lautete: »Ich kann jetzt Bank.« Lars hat mir nicht gesagt: »Ich kann jetzt Geld.« Und das ist der entscheidende Unterscheid, um den es in diesem Buch geht. Wir glauben intuitiv, ein Banker wisse alles über Geld, wie Geld funktioniert und wie man Geld vermehren kann. Er könne seinen Kunden dabei helfen, mehr Geld zu produzieren. Doch das stimmt nicht. Lars hat in seiner Ausbildung zum Bankkaufmann und zum Bankfachwirt gelernt, wie man als Bankmitarbeiter seinen Kunden Bankprodukte verkauft. Das hat mehr mit Verkaufen als mit Geldvermehren zu tun, wie ich es in diesem Buch vermittle. Es gibt einen entscheidenden Unterschied: Wer Bank kann, sorgt dafür, dass die Bank Geld mit ihren Kunden verdient. Wer dagegen Geld kann, kann sein Geld oder das Geld von anderen vermehren. Er oder sie braucht dann keine Bank und keinen Banker mehr.
Du denkst, ich sei überheblich und ungerecht gegenüber Bankern und ihren Kompetenzen? Dann möchte ich dir einen sehr einfachen Test vorschlagen:
Hast du einen Bankberater, einen Versicherungsmakler, einen Agenten, einen Finanzberater, wie auch immer er oder sie sich nennt? Oder kennst du jemanden, der oder die einen hat? Wenn du zumindest etwas Geld zum Sparen übrig hast, nickst du bestimmt. Die meisten Menschen im deutschsprachigen Raum mit einem gewissen Vermögen haben einen Berater für ihre Geldangelegenheiten. Jetzt kommt der zweite Teil des Tests: Ist dieser Berater mindestens Millionär?
Genau das ist das Problem. Es ist für uns, die wir unser Geld vermehren und spätestens im Alter davon leben wollen, sogar mehr als ein Problem, es ist ein Desaster. Die meisten Menschen in Deutschland delegieren die Verantwortung für ihr Geld an einen Dritten, der ihnen nicht wirklich hilft. Ich sage das mit allem Nachdruck und in dem Wissen, dass ich mir damit nicht nur Freunde mache: Die meisten Menschen geben ihr Geld bei einem Berater ab und erhalten dafür ein enttäuschendes Ergebnis. Warum?
Ist dein Finanzberater Millionär?