Gesamtwerk 2 - Helmuth Dippner - E-Book

Gesamtwerk 2 E-Book

Helmuth Dippner

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Beschreibung

Dieser Titel ist der zweite Band des Gesamtwerks von Helmuth Dippner und enthält Gedichte.

Das E-Book Gesamtwerk 2 wird angeboten von BoD - Books on Demand und wurde mit folgenden Begriffen kategorisiert:
sinnlich intellektuelle Genauigkeit,leuchtende Bildsprache,Fixierung von Augenblicken,Schönheit und Brüchigkeit,Leben und Träume

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 138

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhaltsverzeichnis

Anmerkungen des Herausgebers

Statt eines Vorwortes

Der frühe Helmuth Dippner

In anderen Sprachen

Das Bleibende

Geleit

Erwachen

Weg zwischen Gärten

Regenfahrt im Bayerischen Wald

Das Gewitter

An den Geliebten

Jene Abende

Vor einem Brunnen

Angst

Terzinen auf den Tod des Vaters

Landstreicher Herbst

Verwelkte Sonnenblume

In der Frühe

Stillleben

Mit der Zeit

Später Sommer

Der Falke

Hora incerta

Collagen

Diskussion

Gelassenheit

In dieser Stadt

Serenade

Suche

Nachtschatten-Gedanken

Nachdenkliche Nachtfahrt

Die Wolke

Gestreifter Tag

Veränderungen

Gewitter

Nachtvogel

Das Ewige in einer Rose Glut

Sommertag 2

Nachtstück

Morgen

Trüber Tag

Press deinen Kopf um

Boothia Felix

Nachtfahrt

Die Nacht von Bethlehem

Ohne Titel

Liebe ist anders

An den Dichter

Unerfülltes Leben

Im April

Wind am Fluss

Die weißen und die schwarzen Vögel

Wo?

Vor einem Brunnen

Wort, Dolch oder Brücke?

Schlaf

Sommerlicher Weg

Schau in die Nacht

Am Stauwehr

Löwenzahn

Planlandschaft

Abendliche Terzinen

Prozession

Draußen vor der Tür

Schattenspiel

Polarkreis in Brusthöhe

Ausgesetzt

Im Gegenlicht

Aus einem April

Regentag

Entwurf einer Landschaft

Sommer im Isarmoos

Septembermorgen

Impromptu

Winterlandschaft

Das Werk Karl Tischendörfers

Schwüler Tag

Konversation

Durchs Rheintal

Derriere le miroir

Forschungsauftrag

Die Weisheit der Fichten

Momentaufnahme

Januar

Blau

Oktoberpsalm

Ausgesetzt

Eines Tages

Nebel-Parolen

Ich sehe den Tag kommen

Novembermorgen

Leere

Zeitinsel

Gesicht in der Menge

Gelassenheit

Auf dem Leuchtturm

Lichtlose Jahre

Fortsetzung der Märchen

Die Stillen im Lande

Luftstück

Warten

Traumtänzerin

März im Schöntal

Spiegelbild

Wo wir uns finden

Ein einfacher Satz

Ich achte auf Lauffeuer

Durchgänge

Einer setzt das Wort

Seltenheit

Unter dem Meer

Beschwörung

Keine Zeichen

Schneereste

Ankommen

Die Falltür

Am Floßhafen

Zwei Körper

Aufgehoben

Wie ein Volkslied

Dahinter

Bei geschlossenen Augen

Abschied von der Insel

Beschwörung

Die Muschel

Die weißen Steine

Mond und Wolke

Frau in den Dünen

Bleiben dürfen

Erinnerungs-Sonate

Unsere Wege

Brief

Nocturno

Im Gegenwind

Das Bleibende

Momentaufnahme

Unsere Zeit

Windstille

Treffpunkte

Brunnenstube

Die Zeitinsel

Graue Verse

Der Liebende

Lauffeuer

Interieur

Rückblick

Durchgänge

Rufe

Zwischen den Jahren

Wortfallen

Datumsgrenze

Konversation

Planlandschaft

Lebt sich leichter

Schweigespirale

Die Sandbank

Landüber, landunter

Vorfrühling

Man ist uns nicht grün

Keine Zeichen

Inselzeit

Zuneigung

Feierabend

Obertöne

Die Jahre, die Ringe

Das neue Ufer

Mit offenen Augen

Leere

Intermezzo

Der Pantomime

Fingerzeig

Steinsetzung

Pavane

Die Nichtssager

Wortfallen

Kurpark Baden-Baden

Nachsaison

Hauptbahnhof, z.B. Frankfurt

Frankfurt-Niederrad

Nach Darmstadt

Spessartherbst

Winterbild

Oktoberabend

Winterlicher Weg

Frühmorgens durch die Wetterau

Abend am Meer

Unter dem Meer

Das Alltägliche

Augenblick

Absichten

Das steigende Jahr

Fantasie

Mittagsgesicht

Winterschlaf

Krähen

Stimmen im Strom

Nachrichten

Wartet ein Weilchen

Worte wie junge Blätter

Eines Morgens

Raum der Stille

Nachruf

Beschwörung

Monolog

Wo ich wohne

Mir sind Raben zugeflogen

Von nichts die Rede

Erbe

Suche

Innehalten

Niemandsland

Gespräch

Es kann sein

Unterwegs

Nachtfahrt

Ländliche Bahnstation

Rauchfahnen

Flugplan

Ende August

Regentag

Frühherbst

Spät im Jahr

Plötzlich Rauhreif

Rückblick

Weiße Flecken

Probezeit

Zwischenhoch

Betäubter Tag

Altstadttreppe, Aschaffenburg

Park Schönbusch, Aschaffenburg

Am Keltergraben

An Jedermann

San Zeno di Montagna

Bardolino

Cannobio

Place Stanislas, Nancy

Place St. Pierre, Bar-le-Duc

Am Tyrifjord

Fluchtversuch

Schleifspur des Tages

Urformen

Hoffnung allein

Beim Anschauen der Wetterkarte

Verweigerung

Klopfzeichen

Verstrickung

A la mode

Aufbruch

Offene Horizonte

Maske

Unruhe

Angewiesen

Leben in Dünen

Leicht werden

Fortwährend Karneval

Nach der Schneeschmelze

Mit fünfzig Jahren

Keine Zeichen

Spuren

Münchhausen

Und nur ein Hauch von Schnee

Zeit der Stille

Ruhige Stunde am Mittag.

Fliegende Fische

Rückfahrt

Kirchheimer Dreieck

Nach Süden

Teestunde

Aus einem April

Märkische Winterreise

Sommertag

Befindlichkeit

Vielleicht

Die Sanduhr

Der letzte Tag

Plötzlich Kälte

Nachtfahrt

Ruhiger Morgen

Verlassenes Haus

Vorläufig

Die Greisin

Einzelne Bäume

Spät im März

Agadir

Elsterpfeil

Sommertag

Rückblick

Jeder Abend

Vokabeln

Maske

Schleifspur des Tages

Erben der Angst

Wasserscheide

Ende März

Lubko malt

Ländliche Gegend

Reisebericht

Weltende

Der späte Helmuth Dippner

Unsere Träume

Eure Hände

Fallen lassen

Deine Nähe

Trost

Lasciatemi cantare

Glückliche Tage

Die Erinnerung bleibt

Ernte

Schatten

Wegweiser

Dein Bild

Die Stillen im Lande

Allegro moderato

Lebensspuren

Gegenrede

Babel

Stichworte

Kartenhaus

Aufmerksam leben

Ablasszettel

Freiheit, schöne Partisanin

Konspirativ

Konspirativ 2

Was draußen vorgeht

Wen es angeht

Lautlose Veränderung

Blindekuh

Eines Tages werden hier Bienen hausen

Träume der Füchse

Erzähl es den Wölfen

Befindlichkeit

Mein Tag

Alltag

Nachtgedanken

Nicht programmiert

Vorsätze

Alter jüdischer Friedhof

Unter wachsenden Mond

Schwalben

Wanderung

Bilder einer Ausstellung

Nachruf

Herbstlektüre

An der Schwelle des Jahres

Provencalische Miniaturen

Mittag in der Provence

In Lothringen

Malta

Malta 2

Venedig

Wind in den Bäumen

Mit unseren Augen

Aus einem August

Oktobermorgen

Piemontesische Notizen

Lago Maggiore

Stresa

Isola Bella

Isola Pescatore

Isola Madre

Tronzano

Inselsommer

Das kalte Land

Zeiträume

Herbst-Sonett

Verlassener Garten

Lebenslauf

Weitere Werke

Anmerkungen des Herausgebers

Am 27. März 2018, seinem 93. Geburtstag, nahm mich mein Vater auf die Seite. „Junge“, sagte er, „ich habe in meinem Leben so viel geschrieben, ich habe beschlossen aufzuhören. Ich fühle mich leer und habe nichts mehr zu sagen. Außerdem habe ich in meinem Alter keine Lust mehr, mich mit den jungen Schnöseln von Lektoren herum zuärgern. Denen geht es nur ums Geld und nicht um Sprache. Wenn du willst, kannst du alles von mir haben und dich selbst mit dieser Mischpoke rumärgern.“ Ich war so unvorsichtig, ja zu sagen, denn ich wusste nicht, was mich erwartete. Es war ein Schrank voll mit Manuskripten von Kurzgeschichten, Theaterstücken und sehr vielen Gedichten, gefühlt eine halbe Tonne Papier. Seinen 94. Geburtstag wollte er nicht feiern. „94 ist kein Grund zu feiern, nächstes Jahr, wenn ich 95 werde, feiern wir wieder mal im großen Stil“, waren seine Worte. Diesen Geburtstag sollte er nicht mehr erleben. Am 10. Januar 2020 verstarb mein Vater, Helmuth Dippner.

Ich stand vor einem Berg Papier und vor einem Problem: Mein Vater hatte nie in seinem Berufsleben einen Computer oder ein Textverarbeitungssystem benutzt. Alles was er geschrieben hatte, schrieb er auf seiner Schreibmaschine. Um diese Texte in einen prozessierbaren Zustand zu versetzen, habe ich während der Jahre 2018–2024, der Coronazeit und der heißen Sommer, alles gescannt, formatiert, editiert etc. Während des Korrekturlesens kam ich den Texten näher und je mehr ich las, desto mehr kam ich zu der festen Überzeugung, dass ich eigentlich sehr wenig über meinen Vater wusste. Ich hatte mir immer das Gegenteil eingebildet. Aus diesem Grund fühlte ich mich auch ziemlich befangen, ein Vorwort mit einer Würdigung zu schreiben. Deshalb habe ich einen Freund der Familie, Pfarrer Markus Geißendörfer, der auch meinen Vater beerdigt hat, gebeten, mir die Trauerrede als Vorwort zur Verfügung zu stellen. Dafür danke ich Markus.

Ein Schlüssel zu seinem Werk war ein kleines fragmentarisches Tagebuch, das ich zufällig auf der Suche nach dem Familienstammbuch fand. Es war ein Geschenk seiner Mutter zur Konfirmation am 2.4.1939. Der erste Eintrag ist vom 4.4.1939 und der letzte vom 17.9.1946. Dieses Tagebuch deckt sowohl die Zeit seiner Pubertät als auch die Zeit des zweiten Weltkrieges ab.

Die erste Erkenntnis aus diesem fragmentarischen Tagebuch war, dass er schon im Alter von 14 Jahren wusste, dass er Schriftsteller werden wollte. Der zweite bemerkenswerte Aspekt war seine beeindruckende, unverdrossene Hartnäckigkeit. Zwischen 1939 und 1944 reichte er 14 Theaterstücke und Erzählungen ein, deren Veröffentlichung alle abgelehnt wurde. Dies entmutigte ihn nicht, sondern spornte ihn an, weiter zu machen. Die Themen, die er behandelte, lassen sich anhand der kurzen Darstellungen einteilen in Fernweh und Heimweh, Liebe und Treue sowie Pflichtbewusstsein oder nordisches Heldentum. Personen, mit denen er sich beschäftigte, waren Vercingetorix, die Staufer oder Graf Götzen. Von diesen sehr frühen Werken ist nichts erhalten.

Der dritte und interessanteste Punkt war zu lernen, was er dachte und fühlte und was ihn im jugendlichen Alter prägte. Es sind dies drei Dinge, das Christentum, dem er in diesem Alter besonders kritisch gegenüber stand, die NS Propaganda eines Hans Friedrich Blunck, der in der Zeit des Nationalsozialismus verschiedene kulturpolitische Positionen unter anderem die des ersten Präsidenten der Reichsschrifttumskammer inne hatte, und vor allem aber die Romantik des 19. Jahrhunderts wie z.B. die Rheinsagen von Wilhelm Ruland.

Nach Sichtung des gesamten Materials war es nahe liegend, das Gesamtwerk in die drei Bände Erzählungen, Gedichte und Theaterstücke zu unterteilen. Der Band Erzählungen ist historisch nicht sortiert, da mein Vater sehr selten Angaben zur Datierung gemacht hat. Die Geschichte „Ersatz“, die 1945 im Zeitfenster zwischen Kapitulation und Jahresende spielt, ist sein letztes Werk und seine längste Erzählung.

Nach dem Notabitur 1944 wurde er sofort zur Wehrmacht einberufen und war in den Niederlanden und in Italien bei der Artillerie an der Front. Trotz öfteren Nachbohrens war er nicht bereit, über den Krieg und seine Erfahrungen zu erzählen. Die Erzählung „Pontecorvo“ lässt ansatzweise vermuten, welche traumatischen Erlebnisse dazu führten, nicht über den Krieg sprechen zu wollen.

In einigen Erzählungen und Theaterstücken kommt die Figur eines Landstreichers oder Hausierers vor. Für ihn waren Landstreicher aus einer verklärten Romantik heraus der Inbegriff von absoluter Freiheit. Er begegnete zeitlebens diesen Menschen mit höchstem Respekt.

Beim Band „Gedichte“ war eine grobe zeitliche Zuordnung etwas einfacher, da aufgrund des Pseudonyms Karl Tischendörfer eine Dreiteilung möglich war. Deshalb ist dieser Band unterteilt in die Kapitel „Der frühe Helmuth Dippner“, „Das Werk Karl Tischendörfers“ und „Der späte Helmuth Dippner“. Er legte sich das Pseudonym zu, als er als Journalist den Arbeitgeber wechselte und vom „Main Echo“ zur „Frankfurter Rundschau“ ging. Auf meine Frage, „Warum das Pseudonym?“ war seine Antwort, er möchte den Journalisten der Frankfurter Rundschau vom Literaten trennen.

Aus dieser Zeit stammt auch ein Briefwechsel mit Karl Krolow aus Darmstadt, der ihn ermutigte, weiter zu schreiben. Eine weitere zeitliche Zuordnung war im frühen Helmuth Dippner möglich aufgrund des benutzten Papiers, das in der Nachkriegszeit rar war. Mein Vater schrieb deshalb auf alles, was ihm in die Finger kam. Ein handschriftliches Gedicht war auf der Rückseite eines DIN A5 Formblattes des Sozialgerichts Landshut geschrieben.

Der Umzug von Landshut nach Aschaffenburg änderte auch seine Landschaftsbeschreibungen, ein weiteres Hilfsmittel der zeitlichen Zuordnung. Ich lernte beim Lesen das mir bis dahin unbekannte Versmass der Terzinen kennen und war beeindruckt, zu sehen, dass er auch in jungen Jahren Sonette schrieb, bis er schließlich seine ihm eigene Bildsprache entwickelte, zu der vermutlich auch der enge Kontakt mit der Künstlerszene in Aschaffenburg und die Freundschaften mit Siegfried Rischar und Joachim Schmidt beigetragen haben.

Mein Vater liebte die Kunst, egal ob Musik, Literatur, Malerei oder Theater. Er war ein großer Freund des Boulevardtheaters, in das er gern mit der Familie ging, soweit es seine Zeit erlaubte. Seine Theaterstücke lassen sich ebenfalls kaum zeitlich zuordnen. Das älteste Stück „Der vierte Mann am Tisch“ ließ sich anhand der Papierqualität zuordnen. Vom Stück „Zur letzten Station“ gibt es drei verschiedene Schlussszenen. Hier ist dank einer zufälligen Datierung die letzte Version abgedruckt.

Ich wünsche allen Lesern viel Freude am Werk eines der letzten Romantiker.

Rostock 2025

Dr. Joachim Dippner

Statt eines Vorwortes

Liebe Trauergesellschaft,

Liebe Inge, lieber Joachim,

ich erinnere mich noch gut, als er sich mir vor 27 Jahren vorstellte, damals war er gerade drei Jahre im Ruhestand und er nannte mir gleich die gesamte Biographie: Sein Kommen aus dem Rheinland, seine erste Stelle in Landshut bei der „Isar Post“, dann „Main Echo“ mit dem mühsamen Umzug hier her nach Aschaffenburg und nächtlichen Ankunft, wie es damals noch war, in der zerstörten Stadt der Kleiderfabrikanten, dann die Chance bei der Frankfurter Rundschau, verantwortlich für die Seiten 1 und 2. Als Abschluss seiner Laufbahn sei bei der kassenärztlichen Vereinigung gewesen und, weil er nie die Chance hatte zu studieren, macht er eben jetzt Geschichte im ich weiß nicht wievielten Semester. Dann kannte er alle Künstler Aschaffenburgs und Ihre Geschichten, seine Frankreichfahrten, konnte innerhalb seiner Reiseerzählungen immer gleich die Literatur nennen, die genau diese Landschaft beschrieben hatte und die regionalen Färbungen der entsprechenden Fremdsprache präsentieren. Er überfuhr einen mit seinem Wissen, mit seinem Auftreten, mit seiner Sprachgewalt und seinem Humor. Die Show war perfekt. Aber auch anstrengend. Nie langweilig und er wiederholte sich dabei nicht. Ihre Mutter stand oft daneben und man hatte oft den Eindruck, dass sie ihn einbremsen musste in seinem überschäumenden Wesen und Wissen, das er nie vernachlässigte und immer und immer anreicherte. Ob es Medizin war und man lernte von ihm Fachbegriffe. Seine Diagnosen waren so berichtet, dass eine längere Übersetzungsarbeit notwendig wurde. Seine Referieren über Reformationsgeschichte ließen jeden Theologen alt aussehen. Dann wieder Rilke und Brecht und dann sein eigenes schriftstellerisches Arbeiten, vor allem kleinere Gedichtbände. Helmuth Dippner war ein Vulkan von Worten. Ich fand das immer sehr amüsant und dabei sehr bereichernd. So werde ich ihn auch in Erinnerung behalten.

Er stellte seine Sprache anderen zur Verfügung: Künstlern, dem Diakonischen Werk, dem Bildungswerk. Er war ehrenamtliches viel unterwegs und die Solidarität mit der Christuskirchengemeinde begleitete ihn, für die er viele Jahre ein streitbarer und kompetenter Kirchenvorsteher war. Er war immer ein überzeugter Protestant. Die Betonung lag auf Protestant. Und die Sprache war seine Art, sich zu zeigen, so ordnen und Dinge voranzutreiben und zu korrigieren. Seine Art, knapp Worte zu setzten, sie zu konzentrieren, vom allgemeinen Plauderton bis in die lyrische Verknappung. Helmuth Dippner war ein Mensch der Sprache, er verschrieb sich ihr. Und: Er hatte einen wunderbaren sarkastischen und etwas arroganten Witz. Das war manchmal sehr wohltuend.

Sprache ist bekanntlich ein Mittel der Kommunikation. Was steckte hinter seiner Freude und Lust an der Sprache?

Sicher, das Wissen, dass er das konnte. Er konnte vier Fremdsprachen. Seine Ausdrucksweise war sicher in den Sätzen, in den Begriffen und wusste, wie man auf den Punkt kam. Man musste ihm nicht immer Recht geben, weiß Gott nicht, aber man wusste immer, was er sagen wollte.

Sicher war es die Suche nach Anerkennung. Er litt immer darunter, dass er nicht studieren konnte. Seine Mutter wollte nach dem Krieg die Kosten nicht aufbringen. Deshalb war er sehr stolz und vielleicht auch mit sich innerlich versöhnt, als er im Ruhestand einen Magister machen konnte. Damit erfüllte er sich einen großen Wunsch. Vielleicht stand hinter diesem Verlangen die Angst, doch nicht mit wirklichem Wissen aufwarten zu können. Das war natürlich überflüssig.

Sicher aber verbarg sich dahinter eine intensive Suche nach Wahrheit und ganz gewiss suchte er nach Nähe. Vielleicht war die Tragik seines Lebens, dass man das nicht gleichzeitig haben kann oder nicht gleichzeitig von jedem, so ließ sein Wesen immer eine Einsamkeit spüren, aus der man ihn auch nicht herausholen konnte. Zu sehr schlugen dieses beiden Herzen in seiner Brust, die Absicht, bewundert zu werden und die Suche nach Vertrautheit. Letztlich ist es die Idee, asymmetrische Beziehungen und partnerschaftliche gleichzeitig zu haben. Er konnte nicht von einen oder anderen Abschied nehmen um seine innere Einsamkeit zu überwinden.