Geschichte einer Freundschaft - Laura Mund - E-Book

Geschichte einer Freundschaft E-Book

Laura Mund

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Beschreibung

Cro ist aufgeregt: Heute ist sein erster Schultag. Wie alle kleinen Vampir-Dämonen macht er sich auf und fliegt zur Grundschule, wo neue Freunde, neue Lehrer und magische Schulfächer auf ihn warten, aber auch Aufgaben und Regeln. Außerdem, so heißt es, soll der Prinz der Vampir-Dämonen-Höhle in seiner Klasse sein! Aber was hat es eigentlich mit Xaeven auf sich, seinem Banknachbarn, der irgendwie merkwürdig wirkt? Schon bald lernt Cro, sich nicht auf den ersten Eindruck zu verlassen und hinter die Fassade seiner Klassenkameraden zu schauen. Freundschaften entstehen und werden auf die Probe gestellt - bis sich zeigt, wie stark echte Freundschaft sein kann.

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Inhaltsverzeichnis

Der erste Schultag

Der Morgen der Einschulung

Der Schulweg

Die Mitschüler

Nicht jeder teilt die Meinung

Wer ist Xaeven wirklich?

Eine Rüstung für Casey?

Die Geschichte der Nachtwind-Königsfamilie

Wie ist der erste Schultag gelaufen?

Der nächste Tag

Der Morgen

Wer ist die neue Lehrerin?

Die aufgeschobene Antwort auf Xaevens Frage an Cro

Die Beinah-Katastrophe

Der Ehrgeiz wird geweckt

Anwendung der vier Grundelemente

Was hat es mit der bedrohlichen Aura auf sich?

Mitte der Woche

Immer zu spät

Der unerwartete Vorschlag

Die Sprachenstunde

Nimm deinen Mut zusammen und stell die Frage

Die Musikstunde

Die kleine Lehrstunde von Cros Vater

Der vierte Schultag

Der Morgen und die Theorie der Magiestunde

Das Wettrennen

Wird Cro mal ein Künstler?

Wie funktioniert das Schulsystem?

Die Bitte von Cro

Der letzte Tag vor dem Wochenende

Ein unerwarteter Gast

Wer kommt alles mit am Wochenende auf den Spielplatz?

Spaß auf dem Spielplatz

Die Elementzauber-Prüfung

Eine unbekannte Person

Die Vorbereitung auf die Prüfung

Das Geheimnis des rotgeflügelten Vampir-Dämons

Die Prüfungen

Das erste Mal außerhalb der Schule

Spaß muss sein

Außerhalb der Höhle

Die Magiestufen

Der Strand und das Geheimnis von Xaevens Magie

Die Freude der anderen

Das Versprechen

Die Gedankenübertragung

Der erste Schultag

Der Morgen der Einschulung

Es war früh am Morgen, da rief eine Stimme aus dem Wohnzimmer: „Aufstehen! Heute ist dein erster Schultag!“ Der kleine Junge sprang mit einem breiten Grinsen aus dem Bett, seine Vampirzähne funkelten dabei. Er hatte oranges halbkurzes Haar und die dunkelblauen Augen strahlten. Er ging zum Schrank, um sich ein neues Hemd zu holen – da kam die Mutter. Sie hatte ebenso oranges, aber ellenbogenlanges Haar und auch die Augenfarbe ähnelte der ihres Kindes. Auf ihren Wangen befanden sich je zwei dünne wellenartige Streifen, die wie eine Tätowierung aussahen. Die Male zeigten, dass sie auf Zaubererstufe eins war, was ihre Magiefähigkeiten anbelangte. Sie trug goldfarbene Ohrringe, ein knielanges grünes Kleid und dazu passende Schuhe. Auf der Haut an ihrem rechten Arm prangte eine Zeichnung, die sich wie eine Blätterranke um ihren Arm wand. Sie reichte bis in die Handinnenfläche, in der das Tattoo in einen aufblühenden Rosenkopf mündete. „Ich habe dir schon etwas herausgelegt“, sagte sie und griff zum Stuhl, der zwischen Schrank und Schreibtisch stand. Sie reichte ihm eine dunkelbraune Hose und ein weißes Hemd.

Der Junge hatte an seinem rechten Arm dasselbe Tattoo, das bis zu den Fingern reichte. Es ging direkt in ein Sternenmuster mit einer aufgehenden Rose über. Die Kleidung hatten sie in der vergangenen Woche extra für den heutigen Tag besorgt. „Bitte schön, Cro.“ „Vielen Dank, Mama. Stimmt, das hattest du ja bereits rausgelegt – ich bin schon so gespannt auf meine Klasse!“ Die Mutter lächelte ihn an.

Er war gerade einmal so groß, dass er seiner Mutter bis zum Bauchnabel reichte. Sie betraten das Wohnzimmer und setzten sich an den reichlich gedeckten Frühstückstisch. Der Vater saß bereits auf einem der Stühle. Er trug ein schickes weißes Hemd und auf seinen Wangen prangten ebenfalls zwei zarte Streifen mit einem leicht goldenen Schimmer. „Guten Morgen, mein Sohn, heute ist dein großer Tag!

Heute hast du deinen ersten Schultag …“ Ein Kinderweinen unterbrach das Gespräch und Cros Mutter schaltete sich ein: „Kay ist wach geworden, ich gehe zu ihm.“ Kays Zimmer befand sich genau neben Cros. „Ich werde dir mal eine Blutschokolade machen“, sagte der Vater und verschwand in der Küche. „Dann gehe ich ins Badezimmer“, antwortete sein Sohn und machte sich auf den Weg dorthin.

Sein Vater nahm etwas von dem Blut, das in dem Küchenschrank neben dem Kühlschrank stand. Damit das Rinderblut länger hielt, war es in Flaschen abgefüllt und wurde gekühlt. Er nahm das Kakaopulver von der Küchenarbeitsplatte und gab drei Löffel in eine Tasse. Anschließend schüttete er das Blut dazu und rührte ordentlich um. Zurück beim Esstisch stellte er das rötlich-braune Getränk auf Cros Platz. Als dieser das Badezimmer gerade wieder verlassen wollte, konnte er ein Gespräch seiner Eltern belauschen. „Die Königin und der König sollen auch zur Einschulung kommen“, sagte Katarina. Dirk stimmte ihr zu: „Ja, ihr erster Sohn wird ebenfalls eingeschult.“ „Stimmt! Ob er mit unserem in dieselbe Klasse kommt?“ „Das kann gut sein, dass Cro in derselben Klasse ist wie der Prinz.“ „Ich weiß ja nicht … Cro ist nicht gerade ein unauffälliger Typ. Ich habe gehört, dass sich der Prinz schnell reizen lässt. Und ich möchte nicht, dass Cro in einen Konflikt mit ihm gerät, nur weil er sich nicht so konform verhält, wie der Prinz es von ihm erwartet“, entgegnete Katarina. „Das wird schon. Cro, möchtest du dich setzen?“ Er war inzwischen von der Badezimmertür ins Wohnzimmer gestolpert, unabsichtlich, denn eigentlich wollte er dem Gespräch noch weiter lauschen. Aber er hatte sich so vehement an die Tür gelehnt, dass diese abrupt ein Stück aufging. Mit einem nachdenklichen Blick setzte er sich an den Tisch. Katarina bugsierte seinen kleinen Bruder liebevoll in einen Kinderstuhl. Er war erst ein Jahr alt und hatte braunoranges Haar und hellblaue Augen. Der weiße Strampler zeigte einen kleinen aufgenähten Drachen. Während die Familie frühstückte, meldete sich Cro zu Wort: „Wieso denkt ihr, ich würde zu auffällig sein?“ Sein Vater antwortete mit einem Lächeln, da er schon erwartet hatte, dass sein Sohn so etwas fragen würde. Schließlich hatte er das Gespräch belauscht. „So, wie du bist, ist es gut.“ „Wieso hat Mama gesagt, dass ich zu auffällig bin?“ Die Eltern blickten einander an, als würden sie sich gedanklich abstimmen.

Wie sollten sie Cro das am besten erklären?

„Na ja, ich meinte damit, dass du dich mit deiner offenen Art eventuell in Schwierigkeiten bringen könntest, denn der Prinz nimmt manche Aussagen ziemlich ernst, da kannst du nicht einfach einen Witz über Alltägliches machen. Er würde sich angegriffen fühlen, anstatt mit dir zu lachen“, sagte die Mutter in der Hoffnung, Cro würde verstehen, was sie meinte. „Oh, so spät schon!“ Ihr Blick fiel auf die Uhr. Dann sprang sie auf, machte in der Küche ein Brötchen mit Käse und packte es in die Frühstücksbox für die Schule. Das Schulkind sprintete nach einem kurzen Zeichen seines Vaters, der ihn anwies, sich schnell die Zähne zu putzen, ins Badezimmer.

Als Cro fertig war, wartete Katarina schon mit dem gepackten Schulrucksack an der Tür. Er schlüpfte in die Schlaufen des Rucksacks und drückte die Schnalle hinunter, doch seine Mutter hielt ihn fest, sodass er die Wohnung nicht verlassen konnte. „Hast du nicht was vergessen?“, fragte sie und sah ihn auffordernd an. Cro überlegte, was sie wohl meinen könnte. Dann fiel es ihm schlagartig ein – wie konnte er das nur vergessen? „Papa, Kay!“, rief er und ging mit offenen Armen auf sie zu. Dirk fütterte gerade seinen kleinen Bruder. Cro drückte erst seinen Vater fest an sich, gab ihm einen Kuss auf die Stirn und dann wiederholte er diese Geste bei Kay.

Dann drehte er sich entschlossen zur Wohnungstür – dieses Mal ließ seine Mutter ihn gehen. Sie verabschiedete sich auch noch schnell von Dirk und Kay. Sie gab ihrem Sohn einen Kuss auf die Stirn und umarmte ihren Mann, der ihr deutete, sie solle Cro folgen. Als sie ging, schloss sie die Tür hinter sich.

Die Familie wohnte in einer riesigen Höhle.

Cro ging bis zur gegenüberliegenden Seite des Weges seiner Wohnungstür und schaute über das Geländer in die Ferne. Sie wohnten weit oben auf der zehnten Etage, so konnte man dem Treiben der Leute gut zusehen. Auf der linken Seite – ein Stück weiter weg von Cros Wohnung – befand sich eine Einbuchtung, von der aus von Weitem eine Schaukel und ein Teil einer Rutsche zu sehen waren. Der Rest des Spielplatzes war von der Höhlenwand verdeckt. Auf der gegenüberliegenden Seite waren ebenfalls Wohnungen.

Cro schaute nach oben, dort sah er den Himmel und es schien, als wäre dort ein großes Loch. Seine Eltern hatten ihm erklärt, dass man es von außen nicht sehen konnte, weil ein Zauber dafür sorgte, dass die Höhle verborgen blieb. Blickte man nach unten, gab es auf jeder Etage Geländer und vier Stellen ohne ein solches. Von diesen halbrunden Vorsprüngen starteten und landeten Vampir-Dämonen. Pflanzen, die in Einbuchtungen in der ganzen Höhle zu finden waren, schufen ein gutes Klima. Cro beobachtete das Treiben der Vampir-Dämonen, einige flogen von einer Etage zur anderen. Ihre Flügel waren fledermausähnlich und sahen bei jedem gleich aus, nur farblich unterschieden sie sich voneinander. Die Besonderheit war, dass Vampir-Dämonen die Flügel nicht immer zeigten, da sie diese, wenn sie sie nicht gerade zum Fliegen brauchten, verbargen. Im verborgenen Zustand wirkten die Schwingen für Beobachter wie eine Tätowierung auf dem Rücken des Vampir-Dämons. Jeder Bewohner hatte auf dem rechten Arm ein weiteres Tattoo, das bis in die Handinnenfläche reichte, so wie bei Cro und seiner Familie.

Der Schulweg

Cro beobachtete das Treiben der Leute. Er sah, dass ein junger Vampir-Dämon Schwierigkeiten beim Fliegen hatte. Das war auch kein Wunder, denn er schien ein für ihn zu schweres Schwert mit sich zu tragen. Noch bevor er darüber nachdenken konnte, wieso der junge Nachbar ein übergroßes Schwert mit sich trug, mit dem er kaum geradeaus fliegen konnte, hörte er seine Mutter: „Cro, komm, wir sind spät dran.“ Sie nahm seine Hand. Dann gingen sie den Weg entlang, bis sie an eine Stelle kamen, die kein Geländer mehr hatte.

Auf einmal rief eine Stimme: „Katarina Silberstar! Wie schön, dich mal wieder zu sehen. Oh, dein Sohn geht jetzt zur Schule?“

Cros Mutter antwortete lächelnd: „Oh, Timo Eiswind, lange nicht gesehen. Ja, er hat heute seinen ersten Schultag. Deine Tochter wird doch auch eingeschult, oder?“ Cro sah zu seiner Mutter hinauf, dann musterte er den Gesprächspartner. Er hatte eine Lederrüstung an seinem Körper und trug ein Schwert auf der linken Seite seines Gürtels. Er hatte blondes Haar und stechend blaue Augen. „Ich komme gerade von einem Auftrag zurück, meine Frau wird unser Mädchen schon in die Schule gebracht haben und …“ Katarina fiel ihm ins Wort, bevor er Luft holen konnte, um weiterzuerzählen. „Es tut mir leid, wir können ein anderes Mal plaudern. Wir sind schon spät dran.“ Daraufhin breitete sie ihre Flügel aus.

An der Innenseite schimmerten sie violett und außen dunkelbraun. Cro tat es ihr gleich.

Seine Flügelfarbe war ihrer ähnlich, nur waren seine ein wenig dunkler. Gemeinsam flogen sie zwei Etagen hinab und winkten Timo Eiswind während des Fluges, bis sie wieder an einer Stelle waren, wo kein Geländer war, um dort zu landen. Katarina nahm Cro an die Hand. Sie gingen auf eine Ansammlung von Vampir-Dämonen zu, die vor einer großen offenen Schulhof-Halle standen. Sie war nur durch einen hüftgroßen Zaun von der Haupthalle abgetrennt. Katarina und Cro kamen näher und fragten sich, wo die Kinder seien. Ein Junge mit kurzem weißem Haar kam auf sie zu. Die Mutter machte die Andeutung einer Verbeugung, denn es handelte sich um den zweiten Prinzen – der zweitgeborene Sohn des Königspaares. Sie flüsterte Cro unauffällig zu: „Das ist Dris Nachtwind, er ist der zweite Prinz.“ Und schon stand Dris vor ihnen. „Du musst der sein, der noch gefehlt hat. Die anderen sind alle schon in der Klasse“, sagte er und deutete auf Cro.

Katarina wurde leicht rot, doch prompt kam schon Karim, Dris’ Vater und damit der König.

Er lächelte und sagte: „Dein erster Schultag, und schon zu spät? Na ja, dann mal schnell rein mit dir in die Klasse.“ Er wandte seinen Blick zu Cros Mutter. „Er soll in die 1b. Du weißt sicher noch, wo das ist, du warst ja letztes Jahr noch Vertretungslehrerin, oder?“ Katarina schluckte. Es war ihr peinlich, dass sie ausgerechnet heute zu spät kommen mussten und dass alle es mitbekamen. „Hey, ihr solltet jetzt losgehen, die Klasse ist gerade reingegangen. Nicht, dass dein Sohn die Vorstellungsrunde verpasst“, sagte Karim.

Katarina nickte und bekam nur ein zögerliches „Ja“ heraus. Sie ging mit Cro an Dris, Karim und den anderen Eltern vorbei auf den Schulhof. Dann bogen sie nach links ein – dort befand sich eine große Doppeltür, die sie durchschritten. Sie kamen in einen Flur, in dem mehrere kleinere Eingänge waren.

Katarina klopfte an die Tür, auf der groß „1b“ stand.

Die Mitschüler

Eine Stimme ertönte von drinnen: „Bitte, kommt doch herein.“ Katarina öffnete die Tür.

Cro und sie betraten den Raum und konnten sehen, dass sich soeben ein Schüler wieder auf seinen Platz setzte. Er trug eine schwarze Hose und ein schwarzes kurzärmeliges Hemd, dazu schwarz-weiße Schuhe – alles wirkte edel. Sein Sitzplatz war direkt links neben der Tür, rechts neben ihm war noch ein Platz frei.

Der Lehrer schaute auf sein Blattpapier, das er in der Hand hielt, und wandte sich zu Cro. „Du musst Cro sein, setz dich doch bitte auf den Platz, der noch frei ist.“ Cro sah kurz zu seiner Mutter hinauf. Diese lächelte. „Setz dich, wir sehen uns nach dem Unterricht.“ Katarina schob ihn unauffällig in die Richtung des Sitzplatzes. Cro drehte sich noch einmal zu ihr um, umarmte sie und sagte: „Bis nachher.“ Sie streichelte seinen Kopf und drehte sich zum Lehrer. „Es tut mir leid, dass wir zu spät sind.“ „Das ist ja jetzt nicht zu ändern. Cro, bitte setz dich, und Frau Silberstar, Sie können Ihren Sohn nachher um dreizehn Uhr abholen.“

Katarina antwortete: „Ja, das werde ich. Viel Spaß dir, Cro!“ „Danke“, erwiderte er und setzte sich auf seinen Stuhl. Seine Mutter verließ das Klassenzimmer und schloss die Tür hinter sich. „Dann stelle ich mich noch mal für dich vor, Cro, ich bin Herr Neuwind und bin dein Klassenlehrer. Wir haben gerade die Vorstellungsrunde begonnen. Alies Starwind, du bist an der Reihe, erzähle uns, wie alt du bist, aber bitte in Menschenjahren. Schließlich ist es Tradition, unsere Lebensjahre in menschlichen Jahren zu zählen. Verrate uns auch, was deine Eltern beruflich machen.“

Herr Neuwind blickte dabei kurz auf einen Zettel, den er in der Hand hielt. Das Mädchen, das mittig an der Fensterseite saß, stand auf und ging nach vorn. Sie hatte rotoranges ellenbogenlanges Haar und an ihrem Körperbau konnte man sehen, dass sie sehr sportlich sein musste. Ihre Augen waren in einem satten Grün. Die Jeans trug sie zusammen mit einem grünen Oberteil, das ihre Augenfarbe gut zur Geltung brachte. Die Füße verzierten weiße Turnschuhe. Sie ging auf die Tafel zu und drehte sich ruckartig um einhundertachtzig Grad, sodass sie sich der Klasse zuwandte, stützte die Hände in die Hüften und fing an, sich vorzustellen: „Ich bin Alies Starwind, ich bin einhundert Jahre alt.

Ich bin die Zwillingsschwester von Jalies Starwind.“ Sie deutete auf den Platz, von dem sie sich erhoben hat. Dort saß ein Junge, der genau wie sie rotoranges Haar und grüne Augen hatte. Wie sie trug er eine Jeans, hatte dazu aber ein blaues T-Shirt an. Jalies richtete sich auf und hob die Hand, damit jeder im Raum wusste, dass sie ihn meinte. „Unser Vater ist Verkäufer im Lebensmittelgeschäft und …“ Jalies fiel ihr ins Wort: „Er ist Filialleiter!“ Herr Neuwind ermahnte ihn: „Lass deine Schwester ausreden und ruf bitte nicht dazwischen.“ Cro beobachtete, dass der Junge neben ihm mit den Augen rollte. Dabei bemerkte er auch, dass die Streifen auf seinen Wangen golden und zudem schon ausgeprägter waren als bei anderen Kindern im selben Alter. Alies fuhr unbeirrt fort:

„Unsere Mutter arbeitet bei Instrument Hallo.

Sie ist dort die Beste, wenn es darum geht, Kunden dabei zu beraten, welches Instrument am besten zu ihnen passt. Außerdem tanze ich gerne und lerne gerade Geige und mein Bruder Kontrabass. Wenn ihr wollt, können wir ja irgendwann als Klasse zusammen musizieren.“ Sie lächelte. Jalies machte eine Geste mit der Hand, um seiner Schwester zu verstehen zu geben, dass er doch selbst erzählen wollte, dass er Kontrabass lerne.

„Okay, dann erzähl uns doch was von dir, Jalies. Du kannst dich wieder setzen, Alies“, sagte Herr Neuwind. Sie ging zu ihrem Platz und ließ sich schwungvoll auf ihren Stuhl fallen. Jalies erhob sich und ging nach vorn.

„Ich bin Jalies und den Rest kennt ihr schon, meine Schwester hat ja schon einiges erzählt.

Oh, eine Sache wisst ihr noch nicht: Ich schließe gerne Freundschaften.“ Er sah genau in Cros Richtung. Herr Neuwind sagte: „Wenn es sonst nichts gibt, dann rufe ich jetzt den nächsten Mitschüler auf.“ Jalies schüttelte den Kopf und setzte sich. Der Klassenlehrer las den nächsten Namen vor: „Daemendt Nachtland.“ Der Junge direkt hinter Cro erhob sich. Er war muskulöser als die anderen Mitschüler und trug eine dunkelgrüne Funktionshose mit jeder Menge Taschen. „Ich bin Daemendt Nachtland und bin einhundertzwanzig Jahre alt. Meine Familie ist seit Generationen für den Schutz der Höhle verantwortlich.“ Er sagte das mit einem stolzen Lächeln und ließ seinen Blick durch die Klasse schweifen. „Ich bin sehr oft mit meinen Eltern auf dem Kampfplatz und habe jetzt schon mein eigenes Schwert zur Einschulung bekommen. Wenn ihr möchtet, zeige ich euch das in der Pause. Xaeven und Alies, gerne können sich die anderen das auch ansehen“, sagte Daemendt. Dabei schaute er den Sitznachbarn von Cro an, dann schweifte er mit dem Blick zu Alies. „Ja, gerne, wie cool, ich habe schon einen Freund gefunden!“, rief Alies. Sie stupste dabei ihren Bruder an, der flüsterte ihr zu: „Ich weiß ja nicht, ob du so gerne mit so jemandem befreundet sein möchtest. Der hat doch nichts als Kämpfen im Sinn.“ „Ruhe bitte!“, rief Herr Neuwind.

Daemendt hatte nicht gehört, was Jalies zu Alies gesagt hatte, deshalb fuhr er fort:

„Xaeven, willst du dir mein Schwert auch in der Pause anschauen?“ Während er das sagte, sah er erneut in Cros Richtung. „Das besprecht ihr bitte nach dem Unterricht. Tom Nachtblatt, bitte stelle dich vor.“ Tom saß ebenfalls auf der Fensterseite. Während Daemendt sich setzte, stand Tom auf und ging nach vorn zur Tafel. Sein braunes halbkurzes Haar und die gelben Augen wirkten imposant.

Er fing an, sich vorzustellen: „Ich bin Tom Nachtblatt. Ich bin einhundertfünfzehn Jahre alt. Meine Eltern besitzen die Schmiede Nachtblatt. Ich will später auch Schmied werden wie meine Eltern.“ Er war beim Erzählen sehr sicher, man hätte denken können, sein Werdegang wäre schon in Stein gemeißelt. Herr Neuwind registrierte die Uhr, die über der Klassentür hing, und klatschte in die Hände. „Okay, jetzt Sabrina Schwarzwind, komm bitte nach vorn. Tom, setz dich bitte wieder.“ Sabrina hatte ihren Platz direkt neben Tom an dem Fenster. Zur Feier des ersten Schultages trug sie ein schwarzes Kleid mit dem Aufdruck einer roten Rose, dazu passende schwarze Schuhe. Vorn angekommen, stellte sie sich vor: „Ich bin Sabrina Schwarzwind, ich bin einhundertneunzehn Jahre alt. Mein Vater arbeitet in der Postzustellung. Meine Mutter arbeitet als Heilerin im Krankenhaus. Ich habe noch einen großen Bruder, der macht jetzt eine Ausbildung als Architekt und er hat mir versprochen, dass er mir meine erste Wohnung designt.“ „Bist du nicht noch zu jung, um schon an eine eigene Wohnung zu denken?“, fragte Herr Neuwind. „Ja, schon, trotzdem werde ich irgendwann dieses Versprechen in Anspruch nehmen“, antwortete sie lächelnd. Der Lehrer ging weiter die Liste durch. „Als Nächstes ist Desielja Eiswind dran, komm bitte nach vorn. Sabrina, du kannst dich setzen.“ Desieljas langes blondes Haar und ihre strahlend blauen Augen wirkten beeindruckend. Als sie sich vor die Klasse stellte, sagte Cro leise zu sich selbst: „Sie ist wunderschön.“ Ihr knielanges Kleid war mit blauen Blumen verziert, das betonte ihre Augen. Sie war das einzige Mädchen, das eine Halskette trug und an ihrem linken Handgelenk ein Armband. Cro ließ kurz den Blick schweifen und bemerkte, dass alle Jungen wohl denselben Gedanken hatten.

Desielja stellte sich vor: „Ich bin Desielja Eiswind, einhundertvierzehn Jahre alt. Mein Vater ist auch ein Beschützer der Höhle und meine Mutter ist ebenfalls Heilerin im Krankenhaus. Ich interessiere mich sehr für das Heilen. Meine Mutter hat mich mal mit zu sich in die Arbeit mitgenommen. Da durfte ich zusehen, wie sie einen Mann verarztet hat.“ Cro verzog das Gesicht, da er sich das eklig vorstellte. Desielja fuhr fort: „Ich durfte dann Verbandsmaterial mit nach Hause nehmen.

Damit konnte ich meinen Vater zum Spaß verbinden.“ Während sie das erklärte, war sie voller Euphorie. Herr Neuwind sagte: „Das ist echt schön, dass du dich jetzt schon dafür interessierst. Mach weiter so. Die Zeit drängt leider, sonst müssen wir die Vorstellungsrunde bis in die Pause fortsetzen. Alles Weitere kannst du deinen Mitschülern nach der Stunde erzählen. Setz dich bitte wieder, Desielja. Jetzt ist Keilina Nachtrose dran, bitte stell dich vor.“

Desielja setzte sich und das Mädchen, das neben ihr am Fenster saß, erhob sich. Sie hatte braunrotes ellenbogenlanges Haar und ihre Augenfarbe war blau. Sie trug eine Jeans mit Sternenaufdruck und ein schickes rotes Oberteil. „Hallo, ich bin Keilina Nachtrose, ich bin einhundertzwanzig Jahre alt. Meine Mutter ist als Klamottenverkäuferin tätig und mein Vater ist Bankangestellter. Ich liebe es, mit meiner Mutter Kleidung zu shoppen“, sagte sie freudig. „Gut, dann ist jetzt Casey Eisblume dran“, sagte Herr Neuwind. „Keilina, setz dich bitte wieder.“ Casey saß direkt hinter Cro und ging zur Tafel. „Ich bin Casey Eisblume. Ich bin einhundertneunzehn Jahre alt. Meine Eltern arbeiten in der Landwirtschaft.“ Herr Neuwind fragte: „Habt ihr auch Tiere oder besitzt ihr nur ein Feld?“ Casey antwortete unsicher: „Wir, äh, ich meine, meine Eltern besitzen fünf Kühe, einen Fledermausreider, fünf Hühner und einen Hahn.“ Sie blickte unsicher in Cros Richtung. Cro fiel ein, dass die Ställe der Fledermausreider ganz oben auf der letzten Etage der Höhle waren. Diese Tiere sahen einer Fledermaus recht ähnlich, nur dass sie sehr viel größer waren und man auf ihnen reiten konnte. Sie konnten in kurzer Zeit lange Flugstrecken hinter sich bringen.

Trotz der Flügel hatten sie vier Tatzen. Anders