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Was macht es mit dir, wenn nicht viel mehr bleibt als ein Glasscherbenhaus? Wenn du keine Ahnung hast, wie du Dinge ertragen und verarbeiten sollst. Wenn es dich auffrisst und du gelernt hast, dass es besser ist zu schweigen. Macht es dich kaputt? Was macht es mit dir, wenn du nicht mehr als eine Wette bist? Wenn du nicht mehr, als das Mädchen bist, über das alle lachen und reden. Wenn du das Nichts bist. Wenn der Gestank von »Du wirst niemals gut genug sein!« auf deiner Haut und deiner Seele klebt. Wenn er sich einfach nie wieder verliert. Was macht es mit dir?
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Seitenzahl: 86
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Was macht es mit dir, wenn nicht viel mehr bleibt als ein Glasscherbenhaus?
Wenn du keine Ahnung hast, wie du Dinge ertragen und verarbeiten sollst.
Wenn es dich auffrisst und du gelernt hast, dass es besser ist zu schweigen.
Macht es dich kaputt?
Was macht es mit dir, wenn du nicht mehr als eine Wette bist?
Wenn du nicht mehr, als das Mädchen bist, über das alle lachen und reden.
Wenn du das Nichts bist.
Wenn der Gestank von »Du wirst niemals gut genug sein!« auf deiner Haut und deiner Seele klebt.
Wenn er sich einfach nie wieder verliert.
Was macht es mit dir?
June Spring hört auf den Spitznamen Elli. Im Juni 1996 erblickte sie in Dresden das Licht der Welt.
Mit 16 begann sie eine Ausbildung zur Altenpflegefachkraft und arbeitet noch mit großer Leidenschaft in diesem Beruf.
Sie hat eine Faszination für Bücher, Fußball, Musik,
Geschichtsdokumentationen und dunklen Humor.
Seit ihrem 14. Lebensjahr schreibt sie Texte und Gedichte.
Glasscherbenhaus ist ihr Debüt.
zu finden auf Instagram unter:
june_zwischen_buchstaben
oder Bookstagram: spice_books
Dieses Buch kann auf Menschen mit psychischen Erkrankungen oder instabilen Zuständen belastend wirken. Deswegen bitte ich dich darum, es nur zu lesen, wenn du dich emotional stark genug fühlst. Solltest du beim Lesen merken, dass es für dich einfach nicht funktioniert, so empfehle ich dir, dieses Buch zu unterbrechen oder gar abzubrechen.
Wenn du danach Redebedarf hast, wende dich an eine
Vertrauensperson, um über deine Gefühle zu reden. Das Letzte, was ich möchte, ist, dir in irgendeiner Art und Weise zu schaden.
Ich verarbeite in diesem Buch meine Gedanken, Gefühle und auch Erinnerungen. Einige Texte sind schon etwas älter, aber auch sie haben hier ihren Platz verdient.
Themen sind:
Depression
Trauer nach Todesfall
Angststörung und Panikattacken
selbstverletzendes Verhalten in leichter Form
Suizidgedanken
Flashbacks
Da Krankheiten unglaublich facettenreich auftreten, kann es sein, dass du dich – trotz gleichen Krankheitsbildes – nicht in meinen Texten wiederfindest. Das ist nicht ungewöhnlich und völlig in Ordnung. Bei keinem von uns macht das unterschiedliche Empfinden der Krankheit diese weniger real. Wenn du der Meinung bist, bereit für dieses Buch zu sein, dann auf zur nächsten Seite.
In Liebe,
June Spring
Ich bin June Spring, weil der Juni ein bedeutender Monat im
Leben meiner Eltern war. Sie haben sich kennengelernt,
geheiratet und ihr erstes ersehntes Kind ist in diesem Monat
geboren.
Ich bin June Spring, weil ich den Frühling so sehr liebe. Ich bin
voller Hoffnung, da alles in seiner Blütezeit ist.
Ich bin June Spring, weil die Monster in meinem Kopf schon
mehr als nur einmal gesagt haben: »Spring endlich, June!«
Aber ich bin hier und deswegen bin ich June Spring.
Für April,
damit dein Name nie vergessen wird.
Disclaimer
Intro
Rastlosigkeit
Nichtschwimmer
Schmerzgefühle
Maskerade
Resignation
Sonnengedanken
April ist für immer
Zu viel Liebe
Outro
Danksagung
Anmerkung
Ich bin ständig damit beschäftigt, Kommas und Semikolons an Ereignisse zu setzen. An Ereignisse, hinter die ich eigentlich schon lange einen Punkt oder ein Ausrufezeichen hätte setzen müssen.
- Punkt
Ich lass dich nie nah genug an mich `ran,
damit ich immer flüchten kann.
Ich bin lieber die, die verlässt,
als wieder die zu sein, die verlassen wird.
Ich suche mir den Abschied lieber selbst heraus,
als mit großen Augen davor zu stehen und die Welt wieder nicht zu verstehen.
- Sicherheitsabstand
Ja, ich wollte bleiben, doch ich bin gegangen.
Ich musste gehen, weil ich mich in dieser Situation nicht mehr ausgehalten habe.
Es tut mir leid, ich wollte nicht fliehen. Aber ich bin besser auf der Flucht.
- Für immer unterwegs
Versuch nicht, mich zu fangen, denn du kannst mich niemals halten. Ich werde niemals aufhören, dich und alle anderen von mir zu stoßen, sobald es mir zu nah wird.
Nichts ist mir sicher genug. Ich bin nie genug in Sicherheit, wenn andere mir viel zu nah sind.
- Fang mich nicht!
Manchmal waren wir zu leer und rastlos – auf der Suche nach uns selbst und unserem Ziel.
Meistens kamen wir nie richtig an. Ein Teil blieb immer leer, rastlos, auf der Suche.
- Auf der Suche
DieWelt dreht sich viel zu schnell für mich.
Ich bin überflutet von all ihren Reizen. Ich fühle mich verloren in der großen Welt, zwischen all ihren Stärken und Schwächen, ihrer Schnelllebigkeit.
Ich verliere mich in der Welt und in mir selbst.
- Überdreht
Ich habe dich so viele Wochen nicht gesehen und habe nicht verstanden wieso. Es tat mir weh, jeder Tag tat mir so weh.
Dann waren da die Kabel und so ein merkwürdiges Teil an deinem Hals. Du hast nicht mehr geredet, du hast einfach nicht mehr mit mir geredet.
Ich hab’s nicht verstanden. Was sie vorher zu mir gesagt haben? Ich weiß es nicht mehr.
Es ist stumm, aber in meinen Ohren dröhnt es.
Ich bin leer, aber in mir ist noch Hoffnung.
Du lebst, irgendwie lebst du noch. Aber ich hab’s nicht verstanden, das alles nicht verstanden.
Dann bist du irgendwann gegangen, dein Körper war zu schwach. Ich wollte das alles nicht glauben. Ich habe noch nie so einen Schmerz gefühlt. Du warst weg und ich habe das alles nicht verstanden.
- Ich hab’s nicht verstanden
Wenn ich dich halten könnte, würde ich dich halten - richtig festhalten, damit du nie wieder gehen musst. Damit du am Ende hierbleiben kannst, hier bei mir.
Aber ich kann dich nicht halten, du bist weg, wie immer.
Es macht keinen Sinn und doch schreie ich laut: »April!!« So lange, bis meine Lunge mir weiteren Sauerstoff verweigert. Der Traum hat das Glück abgebildet und es gleichzeitig zum Einstürzen gebracht. Wenn du mich halten kannst, richtig festhalten kannst, dann muss ich nie wieder gehen.
- Nie wieder gehen
Ich hasse den Winter, weil er mich erdrückt. Er nimmt mir jeden Raum. Er nimmt mir die Luft zum Atmen. Er schenkt sie mir - die ganzen Flashbacks. Aber ich kann die ganzen Bilder nicht mehr sehen. Ich will sie nicht mehr sehen, weil es mir wehtut.
- Flashbacks
Verstehst du nicht?
Sie war ein Schmetterling, der stabile Flügel hatte, nur dass sie sich kaum noch an diese Zeit erinnern kann.
Verstehst du nicht?
Diesem Schmetterling wurden die Flügel gebrochen, doch sie lernte zu überleben. Sie kannte nicht den Preis dafür, keiner
wusste, wie hoch er sein würde.
Verstehst du nicht?
Sie entwickelte Denkweisen und Gefühle, die auf Dauer nicht gut für sie waren, aber so hat sie die schlimmsten Stürme überlebt.
Verstehst du nicht?
Dieser Schmetterling wusste, wie man ohne Flügel fliegen kann, doch eines Tages brachte es ihm nichts mehr.
Der Schmetterling wusste nicht, was er zu tun hatte, um zu überleben.
Er fand sich nicht mehr in der Welt zurecht.
Er zweifelte immer stärker an seinem Dasein.
Er dachte, er sei schwach, weil er keine Flügel mehr besaß.
Er konnte nicht sehen, wie stark er war, weil er ohne Flügel überleben konnte.
Verstehst du? Ich bin dieser Schmetterling.
- Schmetterling
Natürlich weiß ich, dass ich unglaublich viel Zeit mit den Unannehmlichkeiten meiner Erkrankung verschwendet habe.
Tick tack, die Zeit läuft ab.
Ja, ich habe Angst davor, dass ich noch viel mehr Zeit verschwenden werde.
Tick tack, die Zeit läuft ab.
Sie gleitet mir immer wieder aus der Hand, die Uhr, und ich kann sie nicht festhalten.
Tick tack, die Zeit läuft ab.
Sie läuft mir davon, mit all den Chancen, die ich verloren habe und weiter verlieren werde.
Tick tack, die Zeit läuft ab.
Am Ende des Tages wird sie mir alles nehmen, vor allem weitere Lebenszeit verschwenden.
Tick tack, meine Zeit läuft ab.
- Tick tack
Mein Herz rast, der Puls steigt. Das Kopfkino geht an. Das
Gefühl überwältigt mich. Das Gefühl der Machtlosigkeit. Da ist er, der Kontrollverlust.
Ich will mich an der Sicherheit festkrallen. Ich will sie nicht loslassen. Mein überwältigender Schrei.
Aber da ist nur Stille. Ich ringe nach Luft. Tränen laufen an meinen Wangen hinunter. Die letzte Blase der Sicherheit, der Hoffnung, ist geplatzt. Mein Körper zittert. Angst, dieses riesige Wort. Panik, der Berg, der unüberwindbar scheint. Attacke und ich kann mich nicht schützen.
Angststörung, weil mir nie etwas sicher genug scheint.
Weil ich mir Szenarien ausmale.
Weil mich die Vergangenheit einholt.
Störung, weil mein Verhältnis zur Angst gestört ist.
Mein Atem beruhigt sich. Ich habe alles wieder unter Kontrolle.
Ich bin in Sicherheit – in diesem Moment.
- Panikattacke
Ich mag kein Wasser und ich kann immer noch nicht schwimmen.
Dieser Satz löst immer wieder Verwunderung aus. Aber wie könnte ich es mögen, wenn ich jedes Mal gezwungen wurde, in das tiefeWasser hinein zu springen, obwohl ich schreckliche Angst hatte? Ich bin in das Wasser eingetaucht und dann habe ich immer so sehr dafür gekämpft, nach oben zu kommen.
Anschließend habe ich um Hilfe geschrien, die immer erst kam, als ich fast ertrunken war. Ich sollte schwimmen lernen, aber ich war anders als die anderen Kinder. Ich war gerade erst untergegangen und ich hatte Angst, dass es wieder passiert.
Warum ich das erzähle? Es ist meine Metapher für das Leben. Ich bin Nichtschwimmer und ich fürchte das Wasser, manchmal auch das Leben. Ich habe Angst vor dem Untergehen, weil mich das erste Mal niemand gerettet hat.
- Untergang
Ich sitze in einer Gruppe, umzingelt von vielen Menschen. Wir werden nach unseren Wünschen gefragt. Das Mädchen mir gegenüber fängt an: »Ich will die Welt bereisen.« Ich mag ihre Idee, denn es gibt auch viele Orte, die ich gerne sehen würde.
Aber dann wird mir wieder bewusst, dass es mit meiner Angststörung kaum vereinbar ist. Also bleibt mir nur übrig, mich für sie zu freuen.
Danach spricht das Mädchen neben mir. »Ich würde gerne meinen Partner heiraten und Kinder mit ihm bekommen.« Ich bewundere ihren Mut, einem Menschen so sehr zu vertrauen.
Diese Dinge mit einer anderen Person anzugehen. Ich weiß, dass ich höchstwahrscheinlich nicht mehr dazu in der Lage sein werde. Meistens ist das okay für mich.
Es kommen weitere Leute zuWort und sie erzählen von sich.
Dabei wird mir bewusst, dass ich niemandem eine Antwort darauf geben möchte. Nicht mehr zumindest. Also versuche ich, mich unsichtbar zu machen. Wieder habe ich das Gefühl, dass ich nicht in diese Welt passe.