Glaub mir, es muss Liebe sein - Gabriele Diechler - E-Book

Glaub mir, es muss Liebe sein E-Book

Gabriele Diechler

3,7

Beschreibung

Nach zwei Affären ihres Mannes und einem Sexleben, das völlig erlahmt ist, beschließt Franziska noch einmal ganz von vorne anzufangen. Zusammen mit ihrer zwölfjährigen Tochter Melanie findet sie eine vorübergehende Bleibe im Haus ihres alten Schulfreunds David, der nach einem Burn-out zurückgezogen am Tegernsee lebt. Franziska stürzt sich in ihr neues Leben, als gäbe es kein morgen. Sie versucht als Autorin beruflich durchzustarten und stolpert gleichzeitig von einem amourösen Abenteuer ins nächste. Immer auf der Suche nach der großen Liebe …

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Gabriele Diechler

Glaub mir, es muss Liebe sein

Personen und Handlung sind frei erfunden.

Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen

sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

Besuchen Sie uns im Internet:

www.gmeiner-verlag.de

© 2010 – Gmeiner-Verlag GmbH

Im Ehnried 5, 88605 Meßkirch

Telefon 07575/2095-0

[email protected]

Alle Rechte vorbehalten

Lektorat: Claudia Senghaas, Kirchardt

Umschlaggestaltung: U.O.R.G. Lutz Eberle, Stuttgart

unter Verwendung 

Prolog

Ich befand mich vermutlich in den mittleren Jahren. Doch wann immer sie auch beginnen mochten– schließlich kann man die Mitte nur bemessen, wenn man Anfang und Ende kennt, und wer kann schon von sich behaupten, noch dazu mit Gewissheit!, im Besitz derart wichtiger Koordinaten seines Daseins zu sein? –, in diesen gefürchteten mittleren Jahren lügt die Liebe im großen Stil.

Plötzlich kommt sie mit Misstrauen und Angst daher. Mir schien es geradezu, als wolle ich mich Tag für Tag mehr in die Schwierigkeiten einleben. Immer öfter warf ich mir einen Mantel aus Melancholie über und dachte, er sei durchaus kleidsam. Dabei fraß die mühsame Beseitigung des Alltäglichen den letzten Rest Sarkasmus auf, den ich in Reserve hielt. Sarkasmus, der trösten sollte, weil ich mir so einredete, noch nicht aufgegeben zu haben. Wer zurückschlug oder zurückdachte, hatte nicht resigniert!

Die ursprünglich hoffnungsfrohe Sicht auf ein Leben in Liebe war vom Leben selbst verschluckt worden, und lag mir schwer im Magen. Es ist doch meist so: Entweder man lebt schon einige Jahre in einer Beziehung, und sie ist sicher nicht mehr das leichte Ding von damals, sondern hat ein wenig Rost angesetzt. Oder die nächste Variante: Man hatte die Liebe noch nicht gefunden, suchte inzwischen panisch nach ihr und geriet dabei in Atemnot.

Das Wort ›Outlet‹ benennt eine Verkaufsstelle, in der ältere Modeartikel oder Restposten verkauft werden. Zu günstigen Preisen. Genauso schien es mir in meinen mittleren Jahren auf der Suche nach Liebe zu ergehen. Ich fühlte mich als Restposten, der zu Sonderkonditionen abzugeben war. Abstruse Entwicklung!, dachte ich bei mir. All das kann nur der himmelschreiende Verfall meiner einst mühsam zusammengehaltenen Gehirnzellen sein.

Ich wusste, dass ich zwischen zwei Welten lebte. Einer vorstellbaren Welt und einer optisch-mentalen Täuschung. Ich überprüfte noch immer die Beziehung zu meinem Mann Thomas, die mehr und mehr verwässerte. Insgeheim war ich mir sicher, dass Liebe etwas anderes war als das, was ich durchstand.

Unser Sexualleben war irgendwann während der letzten zwei Jahre träger geworden und schließlich vollständig zum Erliegen gekommen. Anfangs hatte ich nur hin und wieder darüber nachgedacht, was mit mir und ihm los war. Doch je mehr Monate vergingen, umso drängender wurde der schreckliche Verdacht, es könne sich um den Beginn einer sterbenden Liebe handeln. Einer, von der ich nicht mal mehr sagen konnte, wann sie ihren emotionalen Höhepunkt gefeiert hatte.

Immer öfter stand ich morgens vorm Spiegel und versuchte, die letzten Reste Frausein irgendwo zwischen meinen üppigen rotbraunen Haaren, den noch ungeschminkten braunen Augen und meinen, wie ich fand, gerade richtig ausgeprägten Lippen zu finden. Meine Figur war zwar immer schon ein heikles Thema gewesen, aber mit dem Rest, vor allem mit meinem Gesicht, war ich durchaus zufrieden. Was trieb also ausgerechnet meinen Mann dazu, jegliches Interesse an der körperlichen Liebe zu verlieren? Und wieso war ich gezwungen, dieses Spiel mitzuspielen? Immer, wenn ich ihn auf unser Desaster ansprach, redete er sich heraus. Von wegen viel zu viel Arbeit und Rückenschmerzen. Es gab auch keine Anzeichen dafür, dass eine andere Frau dahintersteckte. Zumindest keine offensichtlichen. Und eine Therapie kam für Thomas schon gar nicht infrage. Von so was hielt er so viel wie ich von einem Urlaub in der Antarktis. Er brauche lediglich ein bisschen Zeit für sich. Aber den Zeitrahmen, den er dabei im Auge hielt, konnte ich bald nicht mehr übersehen. Ich war verzweifelt.

Anstatt glücklich zu sein, hatte ich mich, vorläufig zumindest, mit allem abgefunden und ein Spinnennetz aus scheinbarer Gleichgültigkeit in meinem Gehirn ausgebreitet. Darin zappelte ich ums Überleben.

Das Einzige, was ich machen konnte, war leben!

Vielleicht hatte mir bisher aber auch nur eine Anleitung zur Liebe gefehlt?

Wenn ich richtig deprimiert war, las ich mir immer dasselbe Gedicht vor und las es immer wieder:

Manchmal,

wenn du müde

von der Anstrengung um dein Glück bist

und traurig

über den Menschen neben dir

der nicht falsch und doch nicht richtig ist,

und auch

wenn du erschrickst

wegen all der Worte

die einsam machen,

dann

soll Hoffnung

dich wiegen,

sicher sollst du sein

im Schoß des Lebens …

… denn irgendwo ist Liebe!

Der Schulfreund

Es kam eines Montags wie ein schweres Gewitter über mich. Ich stand, wie immer, als Franziska Durvos, die meist gegen zwei, drei Kilo zu viel auf den Hüften ankämpfte, gegen sechs Uhr auf. Als ich im Badspiegel registrierte, dass meine Haare längst in die Hände eines Friseurs gehörten, ich jedoch jedes Interesse an ihnen verloren hatte und danach die auberginefarbenen Schatten unter meinen Augen sah, war klar, dass ich gehen musste. Eine Ehe als Vergangenheit im Gepäck und eine provisorische Zukunft im Visier. Keine vage Trennlinie, sondern ein harter, sauberer Schnitt.

In letzter Zeit wäre ich am liebsten in der Beschämung über mein eigenes Unglück versunken. Darüber, dass ich nur noch eines tat: auf Thomas warten, auf seinen Beschluss das Leben noch mal anzugehen. Dabei hatte ich mich völlig verloren. In dieser Beziehung hatte ich nur noch ein Bleiberecht, kein Genussrecht. Zu wenig zum emotionalen Überleben.

Ich grübelte lange, wo ich mit unserer Tochter Melanie hin sollte und rief schließlich meinen Freund David an. Wir hatten vor einer Ewigkeit an Jahren drei Sommer und Winter lang dasselbe Internat in Süddeutschland besucht. Ich in der Bank vor ihm. Seine feuerroten Haare und seine zündholzdünnen Ärmchen waren ein ewiger Stempel, der ihn bei Mädchen einerseits unübersehbar, andererseits unerwünscht machte. Er hatte mein Mitgefühl. Wir verbrachten oft die Pausen miteinander, tuschelnd wie zwei Freundinnen. Bald wurde nicht nur über ihn geredet und gekichert, sondern über uns. Das schweißte uns noch mehr zusammen. Wir waren geradezu euphorisiert von unserer Beziehung, die die anderen Paare, die in Mustern und Schablonen dachten (von wegen muskulöse Arme, dunkle, gewellte Haare und eine breite Brust, um als Mann dazustehen), erbärmlich wirken ließ. Wir peilten Gedankenfreiheit an. Jeder sollte so sein dürfen, wie er wollte. In erschöpfender Ausführlichkeit diskutierten wir miteinander, während wir in unseren Schuluniformen durch den Park schlichen. Zwei Banditen, die neues Terrain auskundschafteten.

Ich mochte ihn, weil er ungefährlich und warmherzig war. Die Jahre, nachdem ich das Internat verlassen hatte, weil meine Eltern sich das Schulgeld nicht länger leisten konnten, hatten wir hin und wieder telefoniert, einander kurze Briefe geschrieben, später Mails.

»Du kannst fürs Erste bei mir wohnen«, hatte David bestürzt-freundlich gemeint, als ich ihm von meinem privaten Desaster mit Thomas berichtete. Kurz und präzise. So kannte ich ihn. Er blieb cool, auch wenn ich an seinem Leben zu säbeln schien wie ein Pirat. Er wollte mutig sein und gab sich als Gentleman.

Vor einigen Jahren, nach einer sensationellen Karriere als Banker und einem anschließenden Burnout, war David an den Tegernsee gezogen. Ohne seine Frau Lola und den Pinscher, den sie ständig auf dem Schoß gefangen gehalten hatte wie eine jaulende und hechelnde Trophäe.

Seitdem lebte er allein und verschanzte sich hinter Hügeln und Wald, weil er Frauen angeblich als Krawall in seinem privaten Universum wahrnahm. »Ich will endlich meine selige Ruhe haben«, beschwor David mich. Er schrieb Sachbücher zu allen möglichen Themen, vorwiegend wirtschaftlichen Hintergrunds. Seine Augen blühten wie frisch gewässert, als er mich sah und in seine noch immer dürren Arme zog. Eine Mini-Trutzburg, vor der ich blass stehen blieb und mich dann ergab.

»Hab ich dir nicht immer gesagt, ein Mann, der zwar lieb daherredet, dich aber als Frau voll auflaufen lässt, ist nicht der Richtige. War höchste Zeit, dass du dich trennst«, nuschelte David, in der Hoffnung, Melanie würde nichts von seinem Kommentar mitbekommen.

Ich ignorierte seinen durchaus passenden Exkurs zum Thema funktionierende Beziehungen, weil ich Melanie aus dem Ganzen raushalten wollte, und fing von etwas anderem an. »Du hast dir ja ein ziemlich großes, arbeitsintensives Landhaus gekauft«, stellte ich geradeheraus fest, als ich den an einigen Stellen bröckelnden Putz sah und das Loch in der Regenrinne. Ich hatte David nie zuvor an seinem Rückzugsort besucht.

»Drei Wohneinheiten, Franziska. Zurzeit steht eine leer. Nenne es dein Glück im Anfangsstadium.« Er wuschelte meiner Tochter mit großer Geste über den Kopf. Sie schüttelte sich wie ein nass gewordener Pudel. Seine Hand fiel von ihr ab. »Melania«, David schaffte es einfach nicht, Melanies Namen richtig auszusprechen, »und du, ihr seid hier herzlich willkommen.« Er grinste, als müsse er mich wegen meines vertanen Lebens trösten. Ich peilte seine Augen an und schob Melanie vor, die die ganze Zeit über hinter mir gestanden war.

»Und was ist mit deinem Verfolgungswahn Frauen betreffend?«, wollte sie altklug wissen. Sie hatte mir wohl die ganzen Jahre über gut zugehört, wenn ich von ihm gesprochen hatte.

»Wie alt bist du, zwölf?« David schüttelte den Kopf. »Der ist sicher hinter Gittern verwahrt«, meinte er, deutete auf die schmiedeeisernen Stäbe vor den Fenstern im ersten Stock und verzog den Mund dabei.

Mein Wagen stand vor der wurmstichigen Fassade der Garagen, wie ein blecherner Wachhund. »Das ist also der Beginn eines neuen Lebens«, seufzte ich.

Die Zweifel in Davids Gesicht, die ich anfangs hinter seltsam schief hochgehobenen Mundwinkeln vermutet hatte, traten mit einem Mal offen zutage. Wir waren beide vor der plötzlichen räumlichen Nähe zwischen uns erschrocken. Waren wir inzwischen nicht längst Fremde? Was zählten schon drei gemeinsame Jahre, wenn man unser Alter erreicht hatte? Immerhin würde ich im nächsten Jahr meinen 40. Geburtstag feiern und David auch. Ich begriff unversehens, dass sein Angebot, mich und Melanie bei sich wohnen zu lassen, ein kostspieliger Schnitzer war. Zumindest für ihn. »Leben ist ein bildgebendes Kuriosum«, nuschelte er, sackte in sich zusammen und enterte vor uns das Haus. Wir stapften ihm nach und warteten auf das nächste Ereignis an diesem Tag.

Doch richtig los ging es erst am nächsten.

David kannte alle und keinen. Alle, die am Tegernsee etwas zu sagen hatten, kannte er ein bisschen, aber niemanden richtig.

Er hatte es aufgegeben, sich um die Stabilität seiner Immobilie zu kümmern und auch um die seiner Seelenlage. Er sondierte seine eigene Wirklichkeit. Die bestand hauptsächlich aus seinem PC, in den er den ganzen Tag über seinen Text tippte. Ansonsten schob er seine Stimmungen und Gedanken von einer Ecke in die nächste. Aber vor allem verbiss er sich in das Bild, das er von sich selbst angefertigt hatte. Der rothaarige Loser, zwar ehemals beruflich erfolgreich, aber selbst das zurzeit nicht mehr, und vor allem bei Frauen ein Reinfall.

Ich war David dankbar für das Dach, das er uns gewährte, aber das Band von früher war elastisch geworden. Ich wusste nicht, wie lange es halten würde.

Ich streifte die ersten Tage, die wir in unserem neuen Zuhause verbrachten, durch die Gegend. Der Tegernsee zeigte sich in diesem Herbst von seiner abweisenden Seite. Früher Nebel, der sich den ganzen Tag über hartnäckig hielt. Geschlossene Fensterläden, die mir klarmachten, hier lebte noch lange nicht jeder das ganze Jahr über. Das Wasser ein dunstiges Mahnmal sämtlicher Grautöne.

Ich kam mir wie ein weiblicher Vagabund vor. Melanie, die eine neue Schule besuchen sollte, befand sich auch nicht gerade im Höhenflug. Wir waren in unserer Existenz beispiellos träge und irgendwie undurchschaubar. Und doch, ich war in meinem tiefsten Inneren fest entschlossen, das Glück der Liebe doch noch zu packen. Schon um meinem Kind vorzuleben, dass es etwas gab, worauf man hoffen und das man schaffen konnte.

Plötzlich, als wir wieder einmal zu zweit die engen Straßen absuchten, standen wir vor einem kleinen Lokal, in das uns eine halb geöffnete Tür, und das bei diesen Temperaturen, geradezu hineinzog.

Maja, die Besitzerin, wurde schnell ›Biene‹ von Melanie genannt. Sie war schätzungsweise Mitte40 und nicht nur untersetzt, sondern stark übergewichtig. Aber sie lächelte, dass man wieder an den Frieden zu Weihnachten glauben mochte. Sie wurde meine Freundin. Anfangs redeten wir kaum miteinander. Stattdessen statteten wir dem Blick des jeweils anderen einen Besuch ab. Jedes Mal, wenn ich an ihrem Lokal vorbeikam, ging ich hinein, bestellte etwas, saß da, nickte ihr zu und ging wieder.

»Hallo!«, sagte sie nach meinem dritten Erscheinen, diesmal allein, und nickte in Richtung Ecktisch. Einer braunen Platte, die von einem Kerzenstummel im Messinghalter und einer Topfpflanze beherrscht wurde. Ich setzte mich, bestellte Kaffee und Mineralwasser und saß da. Maja zwinkerte mir zu und ich fühlte, wie es in mir warm wurde. Sie tat mir gut. Es ging nicht so sehr darum, was sie sagte, sondern in welchem Ton sie es tat und mit welchen Gesten. Ich spürte, dass sie viel erlebt, aber nie aufgegeben hatte. Sie stand zu sich, zu ihrem Gewicht und ihren kleinen optischen Mäkeln, die alle Frauen, oft sogar mit einer perfiden Freude, an sich suchten und fanden. Maja ging anders damit um als die meisten. Sie machte sich zwar manchmal über sich lustig, meist jedoch meinte ich, ihr im Gesicht ablesen zu können, dass es aufs Optische tatsächlich weniger ankam als auf das, was ein Mensch im Herzen trug. Maja war dabei, meine emotionale Wärmflasche zu werden. David bekam mir ebenfalls. Ich konnte es nur nicht richtig benennen, weil ich von Gedanken und Ängsten beherrscht wurde.

Fortan versuchte ich, die Besuche bei Maja als kleine Kostbarkeiten zu inszenieren. Ich roch den kalten Qualm, der sich über die Jahre ins Holz der Wandvertäfelung gefressen hatte, strich über die Unebenheiten des Holztisches unter meinen Fingerkuppen und saugte Majas Blick in mich hinein. Ihre Stupsnase, die blaugrauen wachen Augen, die seltsam grellgelb getönte Welle, die ihr pausbäckiges Gesicht mehr oder weniger wirr umwarb. »Butterlöckchen!«, murmelte ich vor mich hin und erschrak. Doch sie hatte mich nicht gehört. Mein Gesicht glitt stumm hin und her, bis es wenig später bei Maja zum Stillstand kam.

»Hör auf zu suchen! Das macht mich nervös«, meinte sie mit rauchiger Stimme, als sie irgendwann, vermutlich zwei oder drei Wochen nach meinem Umzug hierher, an meinen Tisch kam. Wir waren längst beim Du.

»Damit will ich eigentlich erst anfangen.«

»Und was suchst du?« Sie steckte sich eine Zigarette in den Mund, zündete sie aber nicht an.

»Männer, die was taugen. Einer würde schon reichen.«

»Herrje, Süße. Überleg dir gut, was du dir vornimmst. Hier gibt’s nicht so viele, die für dich infrage kämen.« Sie nahm die Zigarette aus dem Gefängnis ihrer Lippen. Ich sah den feuchten roten Rand ihres Lippenstifts daran kleben.

»Hier nicht, aber vermutlich woanders.« Ich vergaß mich selbst und schlang meine Finger um den Messinghalter mit der Kerze, als wäre er der erste Mann, den ich mit nach Hause nehmen wollte. Dabei war ich mir längst nicht sicher, ob das, was ich, rein optisch, zu bieten hatte, ausreichte. Ich besaß keine Traumfigur, war aber auch keine absolute Entgleisung. Ich hatte ein ansehnliches Gesicht, einen dicken Busch Haare und wunderschöne Augen, die Thomas immer seine Sterntaler genannt hatte. Eigentlich war ich während der letzten Jahre meiner Ehe zufrieden mit mir gewesen. Trotz allem. Zumindest halbwegs. Doch davon war inzwischen nur noch ein kläglicher Rest übrig.

Wie es wohl wäre, jemanden in mein neues weiches Bett mitzunehmen? Melanie und ich bewohnten 90

Der Politiker

»Verdammt, ich schaff meinen Abgabetermin nicht«, schimpfte David, als er sich eines Morgens – Melanie und ich wohnten bereits knappe vier Wochen bei ihm –, zu mir an den Frühstückstisch gesellte. Ich hatte starken Kaffee aufgebrüht, frische Croissants, zumindest frisch aufgebackene, auf den Tisch gestellt, dazu Feinkostmarmelade und Rührei. Das mochte er besonders gern. Rührei mit Schnittlauch garniert und nicht zu trocken, bitte schön.

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