Grimms Märchen - Jacob Grimm - E-Book

Grimms Märchen E-Book

Grimm Jacob

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Beschreibung

Die Märchen der Brüder Grimm neu entdecken. Genießen Sie die wundervollen und inspirierenden Zeichnungen der erfolgreichen Kinder- und Jungendbuch-Illustratorin Christa Unzner beim Stöbern durch bekannte und auch unbekannte Märchen der Brüder Grimm. Die Märchen liegen in originaler, nur leicht überarbeiteter Fassung vor. Dieses Buch ist ein wahres Leseerlebnis für Jung und Alt und ist besonders zum Vorlesen geeignet. Mit 38 bunten, großformatigen Zeichnungen Die in Kassel aufbewahrten Handexemplare der Brüder Grimm mit wertvollen handschriftlichen Einträgen wurden 2005 von der UNESCO zum Weltdokumentenerbe erklärt. Die Märchen im Einzelnen: Allerleirauh Aschenputtel Brüderchen und Schwesterchen Die kluge Gretel Das Meerhäschen Das Waldhaus Der Froschkönig oder der eiserne Heinrich Die kluge Else Der Meisterdieb Der junge Riese Des Teufels rußiger Bruder Der Mond Die Gänsehirtin am Brunnen Die Gänsemagd Der Teufel mit den drei goldenen Haaren Die kluge Bauerntochter Die schöne Katrinelje und Pif Paf Poltrie Die sechs Diener Die sieben Raben Die zwei Brüder Die vier kunstreichen Brüder Dornröschen Einäuglein, Zweiäuglein und Dreiäuglein Frau Holle Hänsel und Gretel König Drosselbart Rapunzel Rotkäppchen Rumpelstilzchen Schneeweißchen und Rosenrot Schneewittchen Die Sterntaler Von dem Fischer und seiner Frau Null Papier Verlag

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Seitenzahl: 319

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Jacob und Wilhelm Grimm

Grimms Märchen

mit Bildern von Christa Unzner

Jacob und Wilhelm Grimm

Grimms Märchen

mit Bildern von Christa Unzner

Veröffentlicht im Null Papier Verlag, 2024Klosterstr. 34 · D-40211 Düsseldorf · [email protected]: Christa Unzner 3. Auflage, ISBN 978-3-954181-31-5

null-papier.de/neu

Inhaltsverzeichnis

Chris­ta Unz­ner

Al­ler­lei­rauh

Aschen­put­tel

Brü­der­chen und Schwes­ter­chen

Die klu­ge Gre­tel

Das Meer­häs­chen

Das Wald­haus

Der Frosch­kö­nig oder der ei­ser­ne Hein­rich

Die klu­ge Else

Der Meis­ter­dieb

Der jun­ge Rie­se

Des Teu­fels ru­ßi­ger Bru­der

Der Mond

Die Gän­sehir­tin am Brun­nen

Die Gän­se­magd

Der Teu­fel mit den drei gol­de­nen Haa­ren

Die klu­ge Bau­ern­toch­ter

Die schö­ne Ka­tri­nel­je und Pif Paf Pol­trie

Die sechs Die­ner

Die sie­ben Ra­ben

Die zwei Brü­der

Die vier kunst­rei­chen Brü­der

Dorn­rös­chen

Ein­äug­lein, Zwei­äug­lein und Drei­äug­lein

Frau Hol­le

Hän­sel und Gre­tel

Kö­nig Dros­sel­bart

Ra­pun­zel

Rot­käpp­chen

Rum­pel­stilz­chen

Schnee­weiß­chen und Ro­sen­rot

Schnee­witt­chen

Die Stern­ta­ler

Von dem Fi­scher und sei­ner Frau

In­dex

Dan­ke

Dan­ke, dass Sie sich für ein E-Book aus mei­nem Ver­lag ent­schie­den ha­ben.

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Ihr Jür­gen Schul­ze

Mär­chen bei Null Pa­pier

An­der­sens Mär­chen

Die Mär­chen des Wil­helm Hauff

Weih­nach­ten

Grimms Mär­chen

Tau­send­und­ei­ne Nacht - 4 Bän­de - Er­wach­se­ne Mär­chen aus 1001 Nacht

Grimms Sa­gen

Bun­te Mär­chen

Sa­gen des klas­si­schen Al­ter­tums

Grimms Mär­chen – Il­lus­trier­tes Mär­chen­buch

Ali­ce hin­ter den Spie­geln

und wei­te­re …

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Christa Unzner

Chris­ta Unz­ner, ge­bo­ren 1958 in Ber­lin, stu­dier­te Ge­brauchs­gra­fik.

Seit 1982 hat sie als frei­be­ruf­li­che Il­lus­tra­to­rin über 100 Bü­cher il­lus­triert.

Nach vie­len Jah­ren im Aus­land lebt und ar­bei­tet sie heu­te in Ber­lin und Süd­frank­reich.

www.christa-unzner.de

Allerleirauh

Es war ein­mal ein Kö­nig, der hat­te eine Frau mit gol­de­nen Haa­ren, und sie war so schön, daß sich ih­res­glei­chen nicht mehr auf Er­den fand. Es ge­sch­ah, daß sie krank lag, und als sie fühl­te, daß sie bald ster­ben wür­de, rief sie den Kö­nig und sprach: »Wenn du nach mei­nem Tode dich wie­der ver­mäh­len willst, so nimm kei­ne, die nicht eben­so schön ist, als ich bin, und die nicht sol­che gol­de­nen Haa­re hat, wie ich habe; das mußt du mir ver­spre­chen.« Nach­dem es ihr der Kö­nig ver­spro­chen hat­te, tat sie die Au­gen zu und starb.

Der Kö­nig war lan­ge Zeit nicht zu trös­ten und dach­te nicht dar­an, eine zwei­te Frau zu neh­men. End­lich spra­chen sei­ne Räte: »Es geht nicht an­ders, der Kö­nig muß sich wie­der ver­mäh­len, da­mit wir eine Kö­ni­gin ha­ben.« Nun wur­den Bo­ten um­her­ge­schickt, eine Braut zu su­chen, die an Schön­heit der ver­stor­be­nen Kö­ni­gin ganz gleich­käme. Es war aber kei­ne in der gan­zen Welt zu fin­den, und wenn man sie auch ge­fun­den hät­te, so war doch kei­ne da, die sol­che gol­de­nen Haa­re ge­habt hät­te. Also ka­men die Bo­ten un­ver­rich­te­ter Sa­che wie­der heim.

Nun hat­te der Kö­nig eine Toch­ter, die war ge­ra­de­so schön wie ihre ver­stor­be­ne Mut­ter und hat­te auch sol­che gol­de­ne Haa­re. Als sie her­an­ge­wach­sen war, sah sie der Kö­nig ein­mal an und sah, daß sie in al­lem sei­ner ver­stor­be­nen Ge­mah­lin ähn­lich war, und fühl­te plötz­lich eine hef­ti­ge Lie­be zu ihr. Da sprach er zu sei­nen Rä­ten: »Ich will mei­ne Toch­ter hei­ra­ten, denn sie ist das Eben­bild mei­ner ver­stor­be­nen Frau, und sonst kann ich doch kei­ne Braut fin­den, die ihr gleicht.« Als die Räte das hör­ten, er­schra­ken sie und spra­chen: »Gott hat ver­bo­ten, daß der Va­ter sei­ne Toch­ter hei­ra­te, aus der Sün­de kann nichts Gu­tes ent­sprin­gen, und das Reich wird mit ins Ver­der­ben ge­zo­gen.«

Die Toch­ter er­schrak noch mehr, als sie den Ent­schluß ih­res Va­ters ver­nahm, hoff­te aber, ihn von sei­nem Vor­ha­ben noch ab­zu­brin­gen. Da sag­te sie zu ihm: »Eh’ ich Eu­ren Wunsch er­fül­le, muß ich erst drei Klei­der ha­ben, eins so gol­den wie die Son­ne, eins so sil­bern wie der Mond und eins so glän­zend wie die Ster­ne; fer­ner ver­lan­ge ich einen Man­tel von tau­sen­der­lei Pelz und Rauh­werk zu­sam­men­ge­setzt, und ein je­des Tier in Eu­rem Reich muß ein Stück von sei­ner Haut dazu ge­ben.« Sie dach­te aber: Das an­zu­schaf­fen ist ganz un­mög­lich, und ich brin­ge da­mit mei­nen Va­ter von sei­nen bö­sen Ge­dan­ken ab.

Der Kö­nig ließ aber nicht ab, und die ge­schick­tes­ten Jung­frau­en in sei­nem Rei­che muß­ten die drei Klei­der we­ben, eins so gol­den wie die Son­ne, eins so sil­bern wie der Mond und eins so glän­zend wie die Ster­ne; und sei­ne Jä­ger muß­ten alle Tie­re im gan­zen Reich auf­fan­gen und ih­nen ein Stück Haut ab­zie­hen; dar­aus ward ein Man­tel von tau­sen­der­lei Rauh­werk ge­macht. End­lich, als es fer­tig war, ließ der Kö­nig den Man­tel her­beiho­len, brei­te­te ihn vor ihr aus und sprach: »Mor­gen soll die Hoch­zeit sein.«

Als nun die Kö­nigs­toch­ter sah, daß kei­ne Hoff­nung mehr war, ih­res Va­ters Herz um­zu­wen­den, so faß­te sie den Ent­schluß, zu ent­flie­hen. In der Nacht, wäh­rend al­les schlief, stand sie auf und nahm von ih­ren Kost­bar­kei­ten drei­er­lei, einen gol­de­nen Ring, ein gol­de­nes Spinn­räd­chen und ein gol­de­nes Has­pel­chen; die drei Klei­der von Son­ne, Mond und Ster­nen tat sie in eine Nuß­scha­le, zog den Man­tel von al­ler­lei Rauh­werk an und mach­te sich Ge­sicht und Hän­de mit Ruß schwarz. Dann be­fahl sie sich Gott und ging fort und ging die gan­ze Nacht, bis sie in einen großen Wald kam. Und weil sie müde war, setz­te sie sich in einen hoh­len Baum und schlief ein.

Die Son­ne ging auf, und sie schlief fort und schlief noch im­mer, als es schon ho­her Tag war. Da trug es sich zu, daß der Kö­nig, dem die­ser Wald ge­hör­te, dar­in jag­te. Als sei­ne Hun­de zu dem Baum ka­men, schnup­per­ten sie, lie­fen rings­her­um und bell­ten. Sprach der Kö­nig zu den Jä­gern: »Seht doch, was dort für ein Wild sich ver­steckt hat.«

Die Jä­ger folg­ten dem Be­fehl, und als sie wie­der­ka­men, spra­chen sie: »In dem hoh­len Baum liegt ein wun­der­li­ches Tier, wie wir noch nie­mals eins ge­se­hen ha­ben: an sei­ner Haut ist tau­sen­der­lei Pelz; es liegt aber und schläft.« Sprach der Kö­nig: »Seht zu, ob ih­r’s le­ben­dig fan­gen könnt, dann bin­det’s auf den Wa­gen und nehm­t’s mit.« Als die Jä­ger das Mäd­chen an­faß­ten, er­wach­te es voll Schre­cken und rief ih­nen zu: »Ich bin ein ar­mes Kind, von Va­ter und Mut­ter ver­las­sen, er­barmt euch mein und nehmt mich mit.«

Da spra­chen sie: »Al­ler­lei­rauh, du bist gut für die Kü­che, komm nur mit, da kannst du die Asche zu­sam­men­keh­ren.« Also setz­ten sie es auf den Wa­gen und fuh­ren heim in das kö­nig­li­che Schloß. Dort wie­sen sie ihm ein Ställ­chen an un­ter der Trep­pe, wo kein Ta­ges­licht hin­kam, und sag­ten: »Rauh­tier­chen, da kannst du woh­nen und schla­fen.« Dann ward es in die Kü­che ge­schickt, da trug es Holz und Was­ser, schür­te das Feu­er, rupf­te das Fe­der­vieh, be­las das Ge­müs, kehr­te die Asche und tat alle schlech­te Ar­beit.

Da leb­te Al­ler­lei­rauh lan­ge Zeit recht arm­se­lig. Ach, du schö­ne Kö­nigs­toch­ter, wie soll’s mit dir noch wer­den! Es ge­sch­ah aber ein­mal, daß ein Fest im Schloß ge­fei­ert ward, da sprach sie zum Koch: »Darf ich ein we­nig hin­auf­ge­hen und zu­se­hen? Ich will mich au­ßen vor die Tür stel­len.« Ant­wor­te­te der Koch: »Ja, geh nur hin, aber in ei­ner hal­b­en Stun­de mußt du wie­der hier sein und die Asche zu­sam­men­tra­gen.«

Da nahm sie ihr Öl­lämp­chen, ging in ihr Ställ­chen, zog den Pelz­rock aus und wusch sich den Ruß von dem Ge­sicht und den Hän­den ab, so daß ihre vol­le Schön­heit wie­der an den Tag kam. Dann mach­te sie die Nuß auf und hol­te ihr Kleid her­vor, das wie die Son­ne glänz­te. Und wie das ge­sche­hen war, ging sie hin­auf zum Fest, und alle tra­ten ihr aus dem Weg, denn nie­mand kann­te sie, und mein­ten nicht an­ders, als daß es eine Kö­nigs­toch­ter wäre. Der Kö­nig aber kam ihr ent­ge­gen, reich­te ihr die Hand und tanz­te mit ihr und dach­te in sei­nem Her­zen: So schön ha­ben mei­ne Au­gen noch kei­ne ge­se­hen.

Als der Tanz zu Ende war, ver­neig­te sie sich, und wie sich der Kö­nig um­sah, war sie ver­schwun­den, und nie­mand wuß­te wo­hin. Die Wäch­ter, die vor dem Schloß stan­den, wur­den ge­ru­fen und aus­ge­fragt, aber nie­mand hat­te sie er­blickt.

Sie war aber in ihr Ställ­chen ge­lau­fen, hat­te ge­schwind ihr Kleid aus­ge­zo­gen, Ge­sicht und Hän­de schwarz ge­macht und den Pelz­man­tel um­ge­tan und war wie­der Al­ler­lei­rauh. Als sie nun in die Kü­che kam und an ihre Ar­beit ge­hen und die Asche zu­sam­men­keh­ren woll­te, sprach der Koch: »Laß das gut sein bis mor­gen, und ko­che mir die Sup­pe für den Kö­nig, ich will auch ein­mal ein biß­chen oben zu­gu­cken; aber laß mir kein Haar hin­ein­fal­len, sonst kriegst du in Zu­kunft nichts mehr zu es­sen.«

Da ging der Koch fort, und Al­ler­lei­rauh koch­te die Sup­pe für den Kö­nig und koch­te eine Brot­sup­pe, so gut es konn­te, und wie sie fer­tig war, hol­te es in dem Ställ­chen sei­nen gol­de­nen Ring und leg­te ihn in die Schüs­sel, in wel­che die Sup­pe an­ge­rich­tet ward. Als der Tanz zu Ende war, ließ sich der Kö­nig die Sup­pe brin­gen und aß sie, und sie schmeck­te ihm so gut, daß er mein­te, nie­mals eine bes­se­re Sup­pe ge­ges­sen zu ha­ben. Wie er aber auf den Grund kam, sah er da einen gol­de­nen Ring lie­gen und konn­te nicht be­grei­fen, wie er da­hin ge­ra­ten war. Da be­fahl er, der Koch soll­te vor ihn kom­men.

Der Koch er­schrak, wie er den Be­fehl hör­te, und sprach zu Al­ler­lei­rauh: »Ge­wiß hast du ein Haar in die Sup­pe fal­len las­sen; wenn’s wahr ist, so kriegst du Schlä­ge.« Als er vor den Kö­nig kam, frag­te die­ser, wer die Sup­pe ge­kocht hät­te? Ant­wor­te­te der Koch: »Ich habe sie ge­kocht.« Der Kö­nig aber sprach: »Das ist nicht wahr, denn sie war auf an­de­re Art und viel bes­ser ge­kocht als sonst.« Ant­wor­te­te er: »Ich muß es ge­ste­hen, daß ich sie nicht ge­kocht habe, son­dern das Rauh­tier­chen.« Sprach der Kö­nig: »Geh und laß es her­auf­kom­men.«

Als Al­ler­lei­rauh kam, frag­te der Kö­nig: »Wer bist du?«

»Ich bin ein ar­mes Kind, das kei­nen Va­ter und Mut­ter mehr hat.« Frag­te er wei­ter: »Wozu bist du im Schloß?« Ant­wor­te­te es: »Ich bin zu nichts gut, als daß mir die Stie­fel um den Kopf ge­wor­fen wer­den.« Frag­te er wei­ter: »Wo hast du den Ring her, der in der Sup­pe war?« Ant­wor­te­te es: »Von dem Ring weiß ich nichts.« Also konn­te der Kö­nig nichts er­fah­ren und muß­te es wie­der fort­schi­cken.

Über eine Zeit war wie­der ein Fest, da bat Al­ler­lei­rauh den Koch wie vo­ri­ges­mal um Er­laub­nis, zu­se­hen zu dür­fen. Ant­wor­te­te er: »Ja, aber komm in ei­ner hal­b­en Stun­de wie­der und koch dem Kö­nig die Brot­sup­pe, die er so gern ißt.«

Da lief es in sein Ställ­chen, wusch sich ge­schwind und nahm aus der Nuß das Kleid, das so sil­bern war wie der Mond, und tat es an. Da ging sie hin­auf und glich ei­ner Kö­nigs­toch­ter, und der Kö­nig trat ihr ent­ge­gen und freu­te sich, daß er sie wie­der­sah, und weil eben der Tanz an­hub, so tanz­ten sie zu­sam­men. Als der Tanz zu Ende war, ver­schwand sie wie­der so schnell, daß der Kö­nig nicht be­mer­ken konn­te, wo sie hin­­­ging. Sie sprang aber in ihr Ställ­chen und mach­te sich wie­der zum Rauh­tier­chen und ging in die Kü­che, die Brot­sup­pe zu ko­chen. Als der Koch oben war, hol­te es das gol­de­ne Spinn­rad und tat es in die Schüs­sel, so daß die Sup­pe dar­über an­ge­rich­tet wur­de.

Da­nach ward sie dem Kö­nig ge­bracht, der aß sie, und sie schmeck­te ihm so gut wie das vo­ri­ge­mal, und ließ den Koch kom­men, der muß­te auch dies­mal ge­ste­hen, daß Al­ler­lei­rauh die Sup­pe ge­kocht hät­te. Al­ler­lei­rauh kam da wie­der vor den Kö­nig, aber sie ant­wor­te­te, daß sie nur dazu da wäre, daß ihr die Stie­fel an den Kopf ge­wor­fen wür­den, und daß sie von dem gol­de­nen Spinn­räd­chen gar nichts wüß­te.

Als der Kö­nig zum drit­ten­mal ein Fest an­stell­te, da ging es nicht an­ders als die vo­ri­gen Male. Der Koch sprach zwar: »Du bist eine Hexe, Rauh­tier­chen, und tust im­mer was in die Sup­pe, da­von sie so gut wird und dem Kö­nig bes­ser schmeckt, als was ich ko­che«; doch weil es so bat, so ließ er es auf be­stimm­te Zeit hin­ge­hen. Nun zog es ein Kleid an, das wie die Ster­ne glänz­te, und trat da­mit in den Saal. Der Kö­nig tanz­te wie­der mit der schö­nen Jung­frau und mein­te, daß sie noch nie­mals so schön ge­we­sen wäre. Und wäh­rend er tanz­te, steck­te er ihr, ohne daß sie es merk­te, einen gol­de­nen Ring an den Fin­ger und hat­te be­foh­len, daß der Tanz recht lan­ge wäh­ren soll­te.

Wie er zu Ende war, woll­te er sie an den Hän­den fest­hal­ten, aber sie riß sich los und sprang so ge­schwind un­ter die Leu­te, daß sie vor sei­nen Au­gen ver­schwand. Sie lief, was sie konn­te, in ihr Ställ­chen un­ter der Trep­pe; weil sie aber zu lan­ge und über eine hal­be Stun­de ge­blie­ben war, so konn­te sie das schö­ne Kleid nicht aus­zie­hen, son­dern warf nur den Man­tel von Pelz dar­über, und in der Eile mach­te sie sich auch nicht ganz ru­ßig, son­dern ein Fin­ger blieb weiß. Al­ler­lei­rauh lief nun in die Kü­che, koch­te dem Kö­nig die Brot­sup­pe und leg­te, wie der Koch fort war, den gol­de­nen Has­pel hin­ein. Der Kö­nig, als er den Has­pel auf dem Grun­de fand, ließ Al­ler­lei­rauh ru­fen.

Da er­blick­te er den wei­ßen Fin­ger und sah den Ring, den er im Tan­ze ihr an­ge­steckt hat­te. Da er­griff er sie an der Hand und hielt sie fest, und als sie sich los­ma­chen und fort­sprin­gen woll­te, tat sich der Pelz­man­tel ein we­nig auf, und das Ster­nen­kleid schim­mer­te her­vor. Der Kö­nig faß­te den Man­tel und riß ihn ab. Da ka­men die gol­de­nen Haa­re her­vor, und sie stand da in vol­ler Pracht und konn­te sich nicht län­ger ver­ber­gen. Und als sie Ruß und Asche aus ih­rem Ge­sicht ge­­wa­schen hat­te, da war sie schö­ner, als man noch je­mand auf Er­den ge­­se­hen hat. Der Kö­nig aber sprach: »Du bist mei­ne lie­be Braut, und wir schei­den nim­mer­mehr von­ein­an­der.« Da­rauf ward die Hoch­zeit ge­fei­ert, und sie leb­ten ver­gnügt bis an ih­ren Tod.

Aschenputtel

Ei­nem rei­chen Man­ne, dem wur­de sei­ne Frau krank, und als sie fühl­te, dass ihr Ende her­an­kam, rief sie ihr ein­zi­ges Töch­ter­lein zu sich ans Bett und sprach: »Lie­bes Kind, blei­be fromm und gut, so wird dir der lie­be Gott im­mer bei­ste­hen, und ich will vom Him­mel auf dich her­abbli­cken, und will um dich sein.« Da­rauf tat sie die Au­gen zu und ver­schied. Das Mäd­chen ging je­den Tag hin­aus zu dem Gra­be der Mut­ter und wein­te, und blieb fromm und gut. Als der Win­ter kam, deck­te der Schnee ein wei­ßes Tüch­lein auf das Grab, und als die Son­ne im Früh­jahr es wie­der her­ab­ge­zo­gen hat­te, nahm sich der Mann eine an­de­re Frau.

Die Frau hat­te zwei Töch­ter mit ins Haus ge­bracht, die schön und weiß von An­ge­sicht wa­ren, aber gars­tig und schwarz von Her­zen. Da ging eine schlim­me Zeit für das arme Stief­kind an. »Soll die dum­me Gans bei uns in der Stu­be sit­zen!«, spra­chen sie, »wer Brot es­sen will, muss ver­die­nen: hin­aus mit der Kü­chen­magd!« Sie nah­men ihm sei­ne schö­nen Klei­der weg, zo­gen ihm einen grau­en, al­ten Kit­tel an und ga­ben ihm höl­zer­ne Schu­he.

»Seht ein­mal die stol­ze Prin­zes­sin, wie sie ge­putzt ist!«, rie­fen sie, lach­ten und führ­ten es in die Kü­che. Da muss­te es von Mor­gen bis Abend schwe­re Ar­beit tun, früh vor Tag auf­ste­hen, Was­ser tra­gen, Feu­er an­ma­chen, ko­chen und wa­schen. Oben­drein ta­ten ihm die Schwes­tern al­les er­sinn­li­che Her­ze­leid an, ver­spot­te­ten es und schüt­te­ten ihm die Erb­sen und Lin­sen in die Asche, so­dass es sit­zen und sie wie­der aus­le­sen muss­te. Abends, wenn es sich müde ge­ar­bei­tet hat­te, kam es in kein Bett, son­dern muss­te sich ne­ben den Herd in die Asche le­gen. Und weil es dar­um im­mer stau­big und schmut­zig aus­sah, nann­ten sie es Aschen­put­tel.

Es trug sich zu, dass der Va­ter ein­mal in die Mes­se zie­hen woll­te, da frag­te er die bei­den Stief­töch­ter, was er ih­nen mit­brin­gen soll­te. »Schö­ne Klei­der«, sag­te die eine, »Per­len und Edel­stei­ne«, die zwei­te. »Aber du, Aschen­put­tel«, sprach er, »was willst du ha­ben?«

»Va­ter, das ers­te Reis, das Euch auf eu­rem Heim­weg an den Hut stößt, das brecht für mich ab!« Er kauf­te nun für die bei­den Stief­schwes­tern schö­ne Klei­der, Per­len und Edel­stei­ne, und auf dem Rück­weg, als er durch einen grü­nen Busch ritt, streif­te ihn ein Ast und stieß ihm den Hut ab.

Da brach er das Reis ab und nahm es mit. Als er nach Haus kam, gab er den Stief­töch­tern, was sie sich ge­wünscht hat­ten, und dem Aschen­put­tel gab er das Reis von dem Ha­sel­busch. Aschen­put­tel dank­te ihm, ging zu sei­ner Mut­ter Grab und pflanz­te das Reis dar­auf, und wein­te so sehr, dass die Trä­nen dar­auf nie­der­fie­len und es be­gos­sen. Es wuchs aber und ward ein schö­ner Baum. Aschen­put­tel ging alle Tage drei­mal dar­un­ter, wein­te und be­te­te, und al­le­mal kam ein wei­ßes Vög­lein auf den Baum, und wenn es einen Wunsch aus­sprach, so warf ihm das Vög­lein her­ab, was es sich ge­wünscht hat­te.

Es be­gab sich aber, dass der Kö­nig ein Fest an­stell­te, das drei Tage dau­ern soll­te, und wozu alle schö­nen Jung­frau­en im Lan­de ein­ge­la­den wur­den, da­mit sich sein Sohn eine Braut aus­su­chen möch­te. Die zwei Stief­schwes­tern, als sie hör­ten, dass sie auch da­bei er­schei­nen soll­ten, wa­ren gu­ter Din­ge, rie­fen Aschen­put­tel und spra­chen: »Kämm uns die Haa­re, bürs­te uns die Schu­he und ma­che uns die Schnal­len fest, wir ge­hen zur Hoch­zeit auf des Kö­nigs Schloss.«

Aschen­put­tel ge­horch­te, wein­te aber, weil es auch gern zum Tanz mit­ge­gan­gen wäre, und bat die Stief­mut­ter, sie möch­te es ihm er­lau­ben. »Aschen­put­tel«, sprach sie, »bist voll Staub und Schmutz, und willst zur Hoch­zeit? Du hast kei­ne Klei­der und Schu­he, und willst tan­zen!« Als es aber mit Bit­ten an­hielt, sprach sie end­lich: »Da habe ich dir eine Schüs­sel Lin­sen in die Asche ge­schüt­tet, wenn du die Lin­sen in zwei Stun­den wie­der aus­ge­le­sen hast, so sollst du mit­ge­hen.« Das Mäd­chen ging durch die Hin­ter­tür nach dem Gar­ten und rief:

»Ihr zah­men Täub­chen, ihr Tur­tel­täub­chen, all ihr Vög­lein un­ter dem Him­mel, kommt und helft mir le­sen, die gu­ten ins Töpf­chen, die schlech­ten ins Kröpf­chen.«

Da ka­men zum Kü­chen­fens­ter zwei wei­ße Täub­chen her­ein, und da­nach die Tur­tel­täub­chen, und end­lich schwirr­ten und schwärm­ten alle Vög­lein un­ter dem Him­mel her­ein und lie­ßen sich um die Asche nie­der. Und die Täub­chen nick­ten mit den Köpf­chen und fin­gen an pick, pick, pick, pick, und da fin­gen die üb­ri­gen auch an pick, pick, pick, pick, und la­sen alle gu­ten Körn­lein in die Schüs­sel. Kaum war eine Stun­de her­um, so wa­ren sie schon fer­tig und flo­gen alle wie­der hin­aus.

Da brach­te das Mäd­chen die Schüs­sel der Stief­mut­ter, freu­te sich und glaub­te, es dürf­te nun mit auf die Hoch­zeit ge­hen. Aber sie sprach: »Nein, Aschen­put­tel, du hast kei­ne Klei­der, und kannst nicht tan­zen: du wirst nur aus­ge­lacht.« Als es nun wein­te, sprach sie: »Wenn du mir zwei Schüs­seln voll Lin­sen in ei­ner Stun­de aus der Asche rein le­sen kannst, so sollst du mit­ge­hen«, und dach­te: »Das kann es ja nim­mer­mehr.« Als sie die zwei Schüs­seln Lin­sen in die Asche ge­schüt­tet hat­te, ging das Mäd­chen durch die Hin­ter­tür nach dem Gar­ten und rief:

»Ihr zah­men Täub­chen, ihr Tur­tel­täub­chen, all ihr Vög­lein un­ter dem Him­mel, kommt und helft mir le­sen, die gu­ten ins Töpf­chen, die schlech­ten ins Kröpf­chen.«

Da ka­men zum Kü­chen­fens­ter zwei wei­ße Täub­chen her­ein und da­nach die Tur­tel­täub­chen, und end­lich schwirr­ten und schwärm­ten alle Vög­lein un­ter dem Him­mel her­ein und lie­ßen sich um die Asche nie­der. Und die Täub­chen nick­ten mit ih­ren Köpf­chen und fin­gen an pick, pick, pick, pick, und da fin­gen die üb­ri­gen auch an pick, pick, pick, pick, und la­sen alle gu­ten Kör­ner in die Schüs­seln.

Und ehe eine hal­be Stun­de her­um war, wa­ren sie schon fer­tig, und flo­gen alle wie­der hin­aus. Da trug das Mäd­chen die Schüs­seln zu der Stief­mut­ter, freu­te sich und glaub­te, nun dürf­te es mit auf die Hoch­zeit ge­hen. Aber sie sprach: »Es hilft dir al­les nichts: du kommst nicht mit, denn du hast kei­ne Klei­der und kannst nicht tan­zen; wir müss­ten uns dei­ner schä­men.« Da­rauf kehr­te sie ihm den Rücken zu und eil­te mit ih­ren zwei stol­zen Töch­tern fort.

Als nun nie­mand mehr da­heim war, ging Aschen­put­tel zu sei­ner Mut­ter Grab un­ter den Ha­sel­baum und rief:

»Bäum­chen, rüt­tel dich und schüt­tel dich, wirf Gold und Sil­ber über mich.«

Da warf ihm der Vo­gel ein gol­den und sil­bern Kleid her­un­ter und mit Sei­de und Sil­ber aus­ge­stick­te Pan­tof­feln. In al­ler Eile zog es das Kleid an und ging zur Hoch­zeit. Sei­ne Schwes­tern aber und die Stief­mut­ter kann­ten es nicht und mein­ten, es müs­se eine frem­de Kö­nigs­toch­ter sein, so schön sah es in dem gol­de­nen Klei­de aus.

An Aschen­put­tel dach­ten sie gar nicht und dach­ten, es säße da­heim im Schmutz und such­te die Lin­sen aus der Asche. Der Kö­nigs­sohn kam ihm ent­ge­gen, nahm es bei der Hand und tanz­te mit ihm. Er woll­te auch sonst mit nie­mand tan­zen, also dass er ihm die Hand nicht losließ, und wenn ein an­de­rer kam, es auf­zu­for­dern, sprach er: »Das ist mei­ne Tän­ze­rin.«

Es tanz­te bis es Abend war, da woll­te es nach Hau­se ge­hen. Der Kö­nigs­sohn aber sprach: »Ich gehe mit und be­glei­te dich«, denn er woll­te se­hen, wem das schö­ne Mäd­chen an­ge­hör­te. Sie ent­wisch­te ihm aber und sprang in das Tau­ben­haus. Nun war­te­te der Kö­nigs­sohn, bis der Va­ter kam, und sag­te ihm, das frem­de Mäd­chen wär in das Tau­ben­haus ge­sprun­gen.

Der Alte dach­te: »Soll­te es Aschen­put­tel sein?« und sie muss­ten ihm Axt und Ha­cken brin­gen, da­mit er das Tau­ben­haus ent­zwei­schla­gen konn­te; aber es war nie­mand dar­in. Und als sie ins Haus ka­men, lag Aschen­put­tel in sei­nen schmut­zi­gen Klei­dern in der Asche, und ein trü­bes Öl­lämp­chen brann­te im Schorn­stein; denn Aschen­put­tel war ge­schwind aus dem Tau­ben­haus hin­ten her­ab­ge­sprun­gen, und war zu dem Ha­sel­bäum­chen ge­lau­fen: da hat­te es die schö­nen Klei­der ab­ge­zo­gen und aufs Grab ge­legt, und der Vo­gel hat­te sie wie­der weg­ge­nom­men, und dann hat­te es sich in sei­nem grau­en Kit­tel­chen in die Kü­che zur Asche ge­setzt.

Am an­de­ren Tag, als das Fest von neu­em an­hub, und die El­tern und Stief­schwes­tern wie­der fort wa­ren, ging Aschen­put­tel zu dem Ha­sel­baum und sprach:

»Bäum­chen, rüt­tel dich und schüt­tel dich, wirf Gold und Sil­ber über mich!«

Da warf der Vo­gel ein noch viel stol­ze­res Kleid her­ab als am vo­ri­gen Tag. Und als es mit die­sem Klei­de auf der Hoch­zeit er­schi­en, er­staun­te je­der­mann über sei­ne Schön­heit. Der Kö­nigs­sohn aber hat­te ge­war­tet, bis es kam, nahm es gleich bei der Hand und tanz­te nur al­lein mit ihm. Wenn die an­de­ren ka­men und es auf­for­der­ten, sprach er: »Das ist mei­ne Tän­ze­rin.« Als es nun Abend war, woll­te es fort, und der Kö­nigs­sohn ging ihm nach und woll­te se­hen, in wel­ches Haus es ging: aber es sprang ihm fort und in den Gar­ten hin­ter dem Haus.

Da­rin stand ein schö­ner großer Baum, an dem die herr­lichs­ten Bir­nen hin­gen, es klet­ter­te so be­händ wie ein Eich­hörn­chen zwi­schen die Äste, und der Kö­nigs­sohn wuss­te nicht, wo es hin­ge­kom­men war. Er war­te­te aber, bis der Va­ter kam, und sprach zu ihm: »Das frem­de Mäd­chen ist mir ent­wischt, und ich glau­be, es ist auf den Birn­baum ge­sprun­gen.« Der Va­ter dach­te: »Soll­te es Aschen­put­tel sein?« ließ sich die Axt ho­len und hieb den Baum um, aber es war nie­mand dar­auf. Und als sie in die Kü­che ka­men, lag Aschen­put­tel da in der Asche, wie sonst auch, denn es war auf der an­de­ren Sei­te vom Baum her­ab­ge­sprun­gen, hat­te dem Vo­gel auf dem Ha­sel­bäum­chen die schö­nen Klei­der wie­der­ge­bracht und sein grau­es Kit­tel­chen an­ge­zo­gen.

Am drit­ten Tag, als die El­tern und Schwes­tern fort wa­ren, ging Aschen­put­tel wie­der zu sei­ner Mut­ter Grab und sprach zu dem Bäum­chen:

»Bäum­chen, rüt­tel dich und schüt­tel dich, wirf Gold und Sil­ber über mich!«

Nun warf ihm der Vo­gel ein Kleid her­ab, das war so präch­tig und glän­zend, wie es noch keins ge­habt hat­te, und die Pan­tof­feln wa­ren ganz gol­den. Als es in dem Kleid zu der Hoch­zeit kam, wuss­ten sie alle nicht, was sie vor Ver­wun­de­rung sa­gen soll­ten. Der Kö­nigs­sohn tanz­te ganz al­lein mit ihm, und wenn es ei­ner auf­for­der­te, sprach er: »Das ist mei­ne Tän­ze­rin.«

Als es nun Abend war, woll­te Aschen­put­tel fort, und der Kö­nigs­sohn woll­te es be­glei­ten, aber es ent­sprang ihm so ge­schwind, dass er nicht fol­gen konn­te. Der Kö­nigs­sohn hat­te aber eine List ge­braucht, und hat­te die gan­ze Trep­pe mit Pech be­strei­chen las­sen: da war, als es hin­ab­sprang, der lin­ke Pan­tof­fel des Mäd­chens hän­gen ge­blie­ben. Der Kö­nigs­sohn hob ihn auf, und er war klein und zier­lich und ganz gol­den. Am nächs­ten Mor­gen ging er da­mit zu dem Mann und sag­te zu ihm: »Kei­ne an­de­re soll mei­ne Ge­mah­lin wer­den als die, an de­ren Fuß die­ser gol­de­ne Schuh passt.«

Da freu­ten sich die bei­den Schwes­tern, denn sie hat­ten schö­ne Füße. Die äl­tes­te ging mit dem Schuh in die Kam­mer und woll­te ihn an­pro­bie­ren, und die Mut­ter stand da­bei. Aber sie konn­te mit der großen Zehe nicht hin­ein­kom­men, und der Schuh war ihr zu klein, da reich­te ihr die Mut­ter ein Mes­ser und sprach: »Hau die Zehe ab: wenn du Kö­ni­gin bist, so brauchst du nicht mehr zu Fuß zu ge­hen.« Das Mäd­chen hieb die Zehe ab, zwäng­te den Fuß in den Schuh, ver­biss den Schmerz und ging hin­aus zum Kö­nigs­sohn. Da nahm er sie als sei­ne Braut aufs Pferd und ritt mit ihr fort. Sie muss­ten aber an dem Gra­be vor­bei, da sa­ßen die zwei Täub­chen auf dem Ha­sel­bäum­chen und rie­fen:

»Ru­cke di guck, ru­cke di guck, Blut ist im Schuh, der Schuh ist zu klein, die rech­te Braut sitzt noch da­heim.«

Da blick­te er auf ih­ren Fuß und sah, wie das Blut her­aus­quoll. Er wen­de­te sein Pferd um, brach­te die falsche Braut wie­der nach Hau­se und sag­te, das wäre nicht die rech­te, die an­de­re Schwes­ter sol­le den Schuh an­zie­hen. Da ging die­se in die Kam­mer und kam mit den Ze­hen glück­lich in den Schuh, aber die Fer­se war zu groß. Da reich­te ihr die Mut­ter ein Mes­ser und sprach: »Hau ein Stück von der Fer­se ab: wann du Kö­ni­gin bist, brauchst du nicht mehr zu Fuß ge­hen.« Das Mäd­chen hieb ein Stück von der Fer­se ab, zwäng­te den Fuß in den Schuh, ver­biss den Schmerz und ging her­aus zum Kö­nigs­sohn. Da nahm er sie als sei­ne Braut aufs Pferd und ritt mit ihr fort. Als sie an dem Ha­sel­bäum­chen vor­bei­ka­men, sa­ßen die zwei Täub­chen dar­auf und rie­fen:

»Ru­cke di guck, ru­cke di guck, Blut ist im Schuh. Der Schuh ist zu klein, die rech­te Braut sitzt noch da­heim.«

Er blick­te nie­der auf ih­ren Fuß und sah, wie das Blut aus dem Schuh quoll und an den wei­ßen St­rümp­fen ganz rot her­auf­ge­stie­gen war. Da wen­de­te er sein Pferd und brach­te die falsche Braut wie­der nach Hau­se. »Das ist auch nicht die rech­te«, sprach er, »habt ihr kei­ne an­de­re Toch­ter?«

»Nein«, sag­te der Mann, »nur von mei­ner ver­stor­be­nen Frau ist noch ein klei­nes ver­but­te­tes Aschen­put­tel da: das kann un­mög­lich die Braut sein.« Der Kö­nigs­sohn sprach, er soll­te es her­auf­schi­cken, die Mut­ter aber ant­wor­te­te: »Ach nein, das ist viel zu schmut­zig, das darf sich nicht se­hen las­sen.« Er woll­te es aber durch­aus ha­ben, und Aschen­put­tel muss­te ge­ru­fen wer­den.

Da wusch es sich erst Hän­de und An­ge­sicht rein, ging dann hin und neig­te sich vor dem Kö­nigs­sohn, der ihm den gol­de­nen Schuh reich­te. Dann setz­te es sich auf einen Sche­mel, zog den Fuß aus dem schwe­ren Holz­schuh und steck­te ihn in den Pan­tof­fel, der war wie an­ge­gos­sen. Und als es sich in die Höhe rich­te­te und der Kö­nig ihm ins Ge­sicht sah, so er­kann­te er das schö­ne Mäd­chen, das mit ihm ge­tanzt hat­te, und rief: »Das ist die rech­te Braut.« Die Stief­mut­ter und die bei­den Schwes­tern er­schra­ken und wur­den bleich vor Är­ger: er aber nahm Aschen­put­tel aufs Pferd und ritt mit ihm fort. Als sie an dem Ha­sel­bäum­chen vor­bei­ka­men, rie­fen die zwei wei­ßen Täub­chen:

»Ru­cke die guck, ru­cke di guck, kein Blut im Schuh. Der Schuh ist nicht zu klein, die rech­te Braut, die führt er heim.«

Und als sie das ge­ru­fen hat­ten, ka­men sie bei­de her­ab­ge­flo­gen und setz­ten sich dem Aschen­put­tel auf die Schul­tern, eine rechts, die an­de­re links, und blie­ben da sit­zen.

Als die Hoch­zeit mit dem Kö­nigs­sohn soll­te ge­hal­ten wer­den, ka­men die falschen Schwes­tern, woll­ten sich ein­schmei­cheln und teil an sei­nem Glück neh­men. Als die Braut­leu­te nun zur Kir­che gin­gen, war die äl­tes­te zur rech­ten, die jüngs­te zur lin­ken Sei­te: da pick­ten die Tau­ben ei­ner je­den das eine Auge aus. Her­nach, als sie her­aus­gin­gen, war die äl­tes­te zur lin­ken und die jüngs­te zur rech­ten: da pick­ten die Tau­ben ei­ner je­den das an­de­re Auge aus. Und wa­ren sie also für ihre Bos­heit und Falsch­heit mit Blind­heit auf ihr Leb­tag be­straft.

Brüderchen und Schwesterchen

Brü­der­chen nahm sein Schwes­ter­chen an der Hand und sprach: »Seit die Mut­ter tot ist, ha­ben wir kei­ne gute Stun­de mehr. Die Stief­mut­ter schlägt uns alle Tage, und wenn wir zu ihr kom­men, stößt sie uns mit den Fü­ßen fort. Die har­ten Brot­krus­ten, die üb­rig blei­ben, sind un­se­re Spei­se, und dem Hünd­lein un­ter dem Tisch geht’s bes­ser, dem wirft sie doch manch­mal einen gu­ten Bis­sen zu. Dass Gott er­barm! Wenn das un­se­re Mut­ter wüss­te! Komm, wir wol­len mit­ein­an­der in die wei­te Welt ge­hen!«

Sie gin­gen den gan­zen Tag über Wie­sen, Fel­der und Stei­ne, und wenn es reg­ne­te, sprach das Schwes­ter­chen: »Gott und un­se­re Her­zen, die wei­nen zu­sam­men!« Abends ka­men sie in einen großen Wald und wa­ren so müde von Jam­mer, Hun­ger und dem lan­gen Weg, dass sie sich in einen hoh­len Baum setz­ten und ein­sch­lie­fen.

Am an­de­ren Mor­gen, als sie auf­wach­ten, stand die Son­ne schon hoch am Him­mel und schi­en heiß in den Baum hin­ein. Da sprach das Brü­der­chen: »Schwes­ter­chen, mich dürs­tet, wenn ich ein Brünn­lein wüss­te, ich ging und tränk ein­mal; ich mein, ich hört eins rau­schen.« Brü­der­chen stand auf, nahm Schwes­ter­chen an der Hand, und sie woll­ten das Brünn­lein su­chen.

Die böse Stief­mut­ter aber war eine Hexe und hat­te wohl ge­se­hen, wie die bei­den Kin­der fort­ge­gan­gen wa­ren, war ih­nen nach­ge­schli­chen, heim­lich, wie die He­xen schlei­chen, und hat­te alle Brun­nen im Wal­de ver­wünscht. Als sie nun ein Brünn­lein fan­den, dass so glit­ze­rig über die Stei­ne sprang, woll­te das Brü­der­chen dar­aus trin­ken. Aber das Schwes­ter­chen hör­te, wie es im Rau­schen sprach: »Wer aus mir trinkt, wird ein Ti­ger, wer aus mir trinkt, wird ein Ti­ger.«

Da rief das Schwes­ter­chen: »Ich bit­te dich, Brü­der­lein, trink nicht, sonst wirst du ein wil­des Tier und zer­rei­ßest mich!« Das Brü­der­chen trank nicht, ob es gleich so großen Durst hat­te, und sprach: »Ich will war­ten, bis zur nächs­ten Quel­le.« Als sie zum zwei­ten Brünn­lein ka­men, hör­te das Schwes­ter­chen, wie auch die­ses sprach: »Wer aus mir trinkt, wird ein Wolf, wer aus mir trinkt, wird ein Wolf.« Da rief das Schwes­ter­chen: »Brü­der­chen, ich bit­te dich, trink nicht, sonst wirst du ein Wolf und frisst mich!«

Das Brü­der­chen trank nicht und sprach: »Ich will war­ten, bis wir zur nächs­ten Quel­le kom­men, aber dann muss ich trin­ken, du magst sa­gen, was du willst, mein Durst ist gar zu groß.« Und als sie zum drit­ten Brünn­lein ka­men, hör­te das Schwes­ter­lein, wie es im Rau­schen sprach: »Wer aus mir trinkt, wird ein Reh; wer aus mir trinkt, wird ein Reh.«

Das Schwes­ter­chen sprach: »Ach Brü­der­chen, ich bit­te dich, trink nicht, sonst wirst du ein Reh und läufst mir fort.« Aber das Brü­der­chen hat­te sich gleich beim Brünn­lein nie­der­ge­kniet, hin­ab­ge­beugt und von dem Was­ser ge­trun­ken und wie die ers­ten Trop­fen auf sei­ne Lip­pen ge­kom­men wa­ren, lag es da als ein Reh­kälb­chen.

Nun wein­te das Schwes­ter­chen über das arme ver­wünsch­te Brü­der­chen, und das Reh­chen wein­te auch und saß so trau­rig ne­ben ihm. Da sprach das Mäd­chen end­lich: »Sei still, lie­bes Reh­chen, ich will dich ja nim­mer­mehr ver­las­sen.« Dann band es sein gol­de­nes Strumpf­band ab, tat es dem Reh­chen um den Hals und rupf­te Bin­sen und flocht ein wei­ches Seil dar­aus. Da­ran band es das Tier­chen und führ­te es wei­ter und ging im­mer tiefer in den Wald hin­ein.

Und als sie lan­ge, lan­ge ge­gan­gen wa­ren, ka­men sie end­lich an ein klei­nes Haus, und das Mäd­chen schau­te hin­ein, und weil es leer war, dach­te es: Hier kön­nen wir blei­ben und woh­nen. Da such­te es dem Reh­chen Laub und Moos zu ei­nem wei­chen La­ger, und je­den Mor­gen ging es aus und sam­mel­te sich Wur­zeln, Bee­ren und Nüs­se, und für das Reh­chen brach­te es zar­tes Gras mit, das fraß es ihm aus der Hand, war ver­gnügt und spiel­te vor ihm her­um.

Abends wenn Schwes­ter­chen müde war und sein Ge­bet ge­sagt hat­te, leg­te es sei­nen Kopf auf den Rücken des Reh­kälb­chens, das war sein Kis­sen, dar­auf es sanft ein­sch­lief. Und hät­te das Brü­der­chen nur sei­ne mensch­li­che Ge­stalt ge­habt, es wäre ein herr­li­ches Le­ben ge­we­sen.

Das dau­er­te eine Zeit lang, dass sie so al­lein in der Wild­nis wa­ren. Es trug sich aber zu, dass der Kö­nig des Lan­des eine große Jagd in dem Wald hielt. Da schall­te das Hör­ner­bla­sen, Hun­de­ge­bell und das lus­ti­ge Ge­schrei der Jä­ger durch die Bäu­me, und das Reh­l­ein hör­te es und wäre gar zu ger­ne da­bei ge­we­sen. »Ach!«, sprach es zu dem Schwes­ter­lein, »lass mich hin­aus in die Jagd, ich kann es nicht län­ger mehr aus­hal­ten!« und bat so lan­ge, bis es ein­wil­lig­te.

»Aber«, sprach es zu ihm, »komm mir ja abends wie­der, vor den wil­den Jä­gern schließ ich mein Tür­lein; und da­mit ich dich ken­ne, so klopf und sprich: ›Mein Schwes­ter­lein, lass mich her­ein!‹ Und wenn du nicht so sprichst, so schließ ich mein Tür­lein nicht auf.« Nun sprang das Reh­chen hin­aus, und war ihm so wohl und war so lus­tig in frei­er Luft. Der Kö­nig und sei­ne Jä­ger sa­hen das schö­ne Tier und setz­ten ihm nach, aber sie konn­ten es nicht ein­ho­len und wenn sie mein­ten, sie hät­ten es ge­wiss, da sprang es über das Ge­büsch weg und war ver­schwun­den. Als es dun­kel ward, lief es zu dem Häu­schen, klopf­te und sprach: »Mein Schwes­ter­chen, lass mich her­ein!«

Da ward ihm die klei­ne Tür auf ge­tan, es sprang hin­ein und ruh­te sich die gan­ze Nacht auf sei­nem wei­chen La­ger aus. Am an­de­ren Mor­gen ging die Jagd von neu­em an, und als das Reh­l­ein das Hif­torn1 hör­te und das »Ho, Ho!« der Jä­ger, da hat­te es kei­ne Ruhe und sprach: »Schwes­ter­chen, mach mir auf, ich muss hin­aus.« Das Schwes­ter­chen öff­ne­te ihm die Türe und sprach: »Aber zum Abend musst du wie­der da sein und dein Sprüch­lein sa­gen.«

Als der Kö­nig und sei­ne Jä­ger das Reh­l­ein mit dem gol­de­nen Hals­band wie­der sa­hen, jag­ten sie ihm alle nach, aber es war ih­nen zu schnell und be­händ. Das währ­te den gan­zen Tag, end­lich aber hat­ten es die Jä­ger abends um­zin­gelt, und ei­ner ver­wun­de­te es ein we­nig am Fuß, so­dass es hin­ken muss­te und lang­sam fort­lief.

Da schlich ihm ein Jä­ger nach bis zu dem Häu­schen und hör­te, wie es rief: »Mein Schwes­ter­lein, lass mich her­ein!« und sah, dass die Tür ihm auf ge­tan und als­bald wie­der zu­ge­schlos­sen ward. Der Jä­ger be­hielt das al­les wohl im Sinn, ging zum Kö­nig und er­zähl­te ihm, was er ge­se­hen und ge­hört hat­te. Da sprach der Kö­nig: »Mor­gen soll noch ein­mal ge­jagt wer­den!«

Das Schwes­ter­chen aber er­schrak ge­wal­tig, als es sah, dass sein Reh­kälb­chen ver­wun­det war. Es wusch ihm das Blut ab, leg­te Kräu­ter auf und sprach: »Geh auf dein La­ger, lieb Reh­chen, dass du wie­der heil wirst.« Die Wun­de aber war so ge­ring, dass das Reh­chen am Mor­gen nichts mehr da­von spür­te. Und als es die Jagd­lust wie­der drau­ßen hör­te, sprach es: »Ich kann’s nicht aus­hal­ten, ich muss da­bei sein; so­bald soll mich kei­ner krie­gen!« Das Schwes­ter­chen wein­te und sprach: »Nun wer­den sie dich tö­ten, und ich bin hier al­lein im Wal­de und bin ver­las­sen von al­ler Welt. Ich lass dich nicht hin­aus.«

»So st­er­be ich dir hier vor Be­trüb­nis«, ant­wor­te­te das Reh­chen, »wenn ich das Hif­torn höre, so mein ich, ich müss­te aus den Schu­hen sprin­gen!« Da konn­te das Schwes­ter­chen nicht an­ders und schloss ihm mit schwe­rem Her­zen die Tür auf, und das Reh­chen sprang ge­sund und fröh­lich in den Wald. Als es der Kö­nig er­blick­te, sprach er zu sei­nen Jä­gern: »Nun jagt ihm nach den gan­zen Tag bis in die Nacht, aber dass ihm kei­ner et­was zu­lei­de tut!«

So­bald die Son­ne un­ter­ge­gan­gen war, sprach der Kö­nig zum Jä­ger: »Nun komm und zei­ge mir das Wald­häus­chen!« Und als er vor dem Tür­lein war, klopf­te er an und rief: »Lieb Schwes­ter­lein, lass mich her­ein!« Da ging die Tür auf, und der Kö­nig trat her­ein, und da stand ein Mäd­chen, das war so schön, wie er noch keins ge­se­hen hat­te. Das Mäd­chen er­schrak, als es sah, dass nicht sein Reh­l­ein, son­dern ein Mann her­ein­kam, der eine gol­de­ne Kro­ne auf dem Haupt hat­te. Aber der Kö­nig sah es freund­lich an, reich­te ihm die Hand und sprach: »Willst du mit mir ge­hen auf mein Schloss und mei­ne lie­be Frau sein?«

»Ach ja«, ant­wor­te­te das Mäd­chen, »aber das Reh­chen muss auch mit, das ver­lass ich nicht.« Sprach der Kö­nig: »Es soll bei dir blei­ben, so­lan­ge du lebst, und soll ihm an nichts feh­len.« In­dem kam es her­ein­ge­sprun­gen, da band es das Schwes­ter­chen wie­der an das Bin­sen­seil, nahm es selbst in die Hand und ging mit ihm aus dem Wald­häus­chen fort.

Der Kö­nig nahm das schö­ne Mäd­chen auf sein Pferd und führ­te es in sein Schloss, wo die Hoch­zeit mit großer Pracht ge­fei­ert wur­de, und war es nun die Frau Kö­ni­gin, und leb­ten sie lan­ge Zeit ver­gnügt zu­sam­men; das Reh­l­ein ward ge­hegt und ge­pflegt und sprang in dem Schloss­gar­ten her­um. Die böse Stief­mut­ter aber, um de­rent­wil­len die Kin­der in die Welt hin­ein­ge­gan­gen wa­ren, die mein­te nicht an­ders, als Schwes­ter­chen wäre von den wil­den Tie­ren im Wal­de zer­ris­sen wor­den und Brü­der­chen als ein Reh­kalb von den Jä­gern tot­ge­schos­sen.

Als sie nun hör­te, dass sie so glück­lich wa­ren, und es ih­nen so wohl­ging, da wur­den Neid und Miss­gunst in ih­rem Her­zen rege und lie­ßen ihr kei­ne Ruhe, und sie hat­te kei­nen an­de­ren Ge­dan­ken, als wie sie die bei­den doch noch ins Un­glück brin­gen könn­te. Ihre rech­te Toch­ter, die häss­lich war wie die Nacht und nur ein Auge hat­te, die mach­te ihr Vor­wür­fe und sprach: »Eine Kö­ni­gin zu wer­den, das Glück hät­te mir ge­bührt.«