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Greta Stübinger lebte zwölf Jahre lang alleine mit vielen ehemals entsorgten und von ihr aufgenommenen Hunden und Katzen auf einem Berg in den Ausläufern der Sierra Nevada. Sie schildert in ihrem zweiten Buch, gewürzt mit ihrem unvergleichlichen Humor, die Erlebnisse ihrer andalusischen Jahre. „Schnecken“-Lesern werden bekannte Tiere wieder begegnen und man darf sich über neue Geschichten mit neuen Vierbeinern freuen. Dazu erzählt die Autorin kleine Episoden, die das tägliche andalusische Leben schrieb und wohl immer noch schreibt. Das Leben ist nirgendwo vollkommen und in Andalusien zeigen sich Spuren von Vollkommenheit nur äußerst spärlich. Auch in „Guten Morgen, Frau“ zeigt sich, wie schon im ersten Band „Schnecken an der Kaffeekanne“, dass ein Lebenslauf nicht planbar ist, sondern von Zufall, Bestimmung und Vorsehung geprägt wird!
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Seitenzahl: 195
…die andalusischen Jahre
© 2013 Greta Stübinger
© 2013 Hierophant-Verlag
© Coverfoto: Greta Stübinger
ISBN: 978-3-944163-96-3
Wer träumte nie von einem Leben ohne Hektik, Ärger, Krach? Ohne Chef, ohne nervige Kollegen, ohne drückende Termine, ohne überzogenes Konto?
Wer hat sich noch nie gewünscht, nicht nur für einen kurzen Urlaub, den ganzen Krempel für immer hinzuwerfen, in den sonnigen Süden zu entfliehen, nur noch in der Sonne am Strand zu liegen, die Beine ins Meer zu hängen, die Hände im warmen Sand zu vergraben?
Einerseits hat man den dringenden Wunsch „auszusteigen“ möchte nur noch seine Ruhe haben, will nichts mehr hören und sehen von der bösen Welt.
Andererseits will man aber unter keinen Umständen auf den kleinen Luxus wie Elektrizität, fließend warmes Wasser, Fernseher, Zentralheizung, Geschirrspüler, Auto und den Italiener oder Chinesen an der Ecke verzichten.
Alles kann man im Leben leider nicht haben. Vernünftig, sich auf Kompromisse einzulassen, mit denen man leben kann.
Ich habe mich - eher zufällig - entschieden, auf die Zentralheizung und den Italiener an der Ecke zu verzichten.
Beides fällt mir gar nicht so leicht, da ich sehr verfroren bin, verfressen dazu!
Zumindest brachte ich den Mut auf, den ganzen „Krempel“ hinzuwerfen, ohne zu wissen was mich im sonnigen Süden erwartet.
Mit „im-Sand-liegen und Seele-baumeln-lassen“ habe ich immer noch so meine Schwierigkeiten. Irgendwie sind das zwei Dinge, die nur im Urlaub Gültigkeit haben. Sich mit „Alltag“, egal wo der stattfindet, überhaupt nicht in Einklang bringen lassen, nirgendwo auf der Welt. Man kann nicht „aussteigen“, allerhöchstens „umsteigen“!
Chef und Kollegen habe ich nun nicht mehr, ein überzogenes Konto auch nicht – nur ein leeres. Krach, Hektik und Ärger sind geblieben - allerdings in total veränderter Form.
Katzen und anderes Getier
Die heiße Zeit hat begonnen. Draußen veranstalten die Grillen ohrenbetäubenden Spektakel. Hunderte dieser Biester überbieten sich an Lautstärke.
Wenn Grillenzirpen unaufhaltsam näher an die Hundeterrasse kommt, ständig lauter wird, weiß ich, dass Heini naht. Heini - schneeweiß, mit grau getigerten Ohren - hat sich auf Grillenfangen spezialisiert. Gehe ich auf die Terrasse, erwartet mich meist das gleiche Bild:
Kater Heini mit Grille im Mäulchen sitzt in der Mitte. Um ihn herum mindestens sechs, sieben der anderen Katzen, die gebannt auf die entsetzt zirpende Grille in seinem Maul starren. Heini genießt es sehr, Mittelpunkt zu sein. Sobald die Grille aufgegeben hat zu schrillen, lässt er sie fallen, stolziert davon. Die anderen Katzenviecher amüsieren sich nun mit der nie mehr zirpenden Grille.
Ella, graue Persermischlingsdame, inzwischen 16 Jahre alt, hat sich auf Cucarachas (Küchenschaben) spezialisiert.
Dasselbe Bild, aber ohne Geräusch… diesmal eine riesige Küchenschabe in Ellas Maul(nicht aus meiner Küche, diese Biester fliegen hier einfach so in der Gegend herum). Die Schabe bekommt einen Pfotenschlag auf die Flügel, ist flugunfähig. Nur krabbelnd kann sie den Katzen nicht entkommen.
Minou, rabenschwarz, klein und dünn, und Ronny Tigerkatze, sind die Spatzenfänger. Attacke-Siam fängt und spielt stundenlang mit Gottesanbeterinnen, die fauchen so schön, beißen auch schon mal zu.
Welches der bösen Katzentiere mir ständig tote Eidechsen, Babyschlangen und Ratten ins Haus schleppt konnte ich bisher noch nicht feststellen.
In meinem Tal, es gehört gar nicht mir, ich schaue nur von oben von meinem Berg (der gehört mir wirklich) in das Tal hinunter, stehen Orangen, Zitronen-, Mandel- und Olivenbäume, wilde Feigenbäume, ab und zu ein Apfel, Pfirsich- oder Mirabellenbaum.
Mit Düngemitteln und Giften gehen die Bauern im Tal sehr sparsam um - Dünger und Gift sind teuer.
Hier hat man noch Zeit - ist sie beinahe stehengeblieben. In den Orangen- und Zitronenhainen werden an die Äste der Bäume Plastikkanister gehängt, etwas Zuckerwasser darinnen. Die meisten der Schädlinge krabbeln hinein, ertrinken in diesen Kanistern im Zuckerwasser.
Aus diesem Grunde wohl habe ich noch nie in meinem Leben so köstlich schmeckende Orangen gegessen wie die aus meinem Tal. Alonso, der Nachbar(sein Haus steht 100 Meter unterhalb meines Hauses), bewirft mich in der Erntezeit - Januar bis April - mit saftigen Orangen und Mandarinen.
Auch die Ernte meiner eigenen Mandelbäume ist biologisch - einziger Dünger, wenn die Hunde an den Baumstämmen Pipi machen!
Das Tal liegt im Bereich des offenen Naturschutzgebietes der Sierra Nevada. Mit anderen Worten: im Tal tummelt sich alles was da kreucht und fleucht - Gut und Böse. Von der kleinsten Ameise bis zur größten Zecke. Das komplette ABC des Ungeziefers kann sich ungestört vermehren. Doch ebenso vom Aussterben bedrohte Tiere und Vögel.
Für einen Spatz macht es sicherlich kaum einen großen Unterschied ob er von einer meiner Katzen vom Dach geholt wird oder von einem Bussard, Sperber oder Steinkauz. Ob nun der Bussard die Eidechse vom Stein schlägt oder der Siamkater Momo sie fängt…
Nicht dass ich den Spatzen nicht helfen würde! Mit viel Geld habe ich die Dachplatten von unten mit Zement zuschmieren lassen. Die blöden Spatzen picken mit Gewalt den Zement wieder heraus. Täglich kehre ich Zementbröckchen, schaufelweise, vor dem Haus zusammen. Im Tal stehen vereinzelt leere Häuser, Ruinen. Aber nein, unter den Dachplatten eines Hauses, in welchem neunzehn Katzen wohnen, müssen sie brüten!
Vorigen Sommer wäre Ella, die hellgraue Persermischlingsdame, um ein Haar Beute eines Adlers geworden. Ella saß gegen Abend am Rande des Schwimmbades. Ich zupfte Unkraut im Schatten des Hauses. Plötzlich ein Rauschen in der Luft, als ob Sturm aufkommen würde. Ich schaue auf, sehe gerade noch wie ein Adler abdreht, das Wasser im Schwimmbad Wellen schlägt. Ich schreie, der Adler kreist noch einmal über dem Hausdach, verschwindet mit langsamen, enttäuschten Flügelschlägen hinter meinem Berg.
Ella schaut mich verdutzt an, hatte sich wie hypnotisiert keinen Millimeter bewegt. Auch damit muss ich leben, nicht nur mit toten Spatzen, Babyschlangen und Gottesanbeterinnen!
Mini, reinrassige Schildpatt Perserdame, liegt mit Vorliebe direkt neben mir auf dem Schreibtisch, sie wird bald neunzehn Jahre alt. Inzwischen sieht man, dass sie eine alte Katze ist. Sie läuft seit einiger Zeit etwas wackelig, besonders auf den Hinterbeinen. Springen kann sie noch - ich stellte einen Hocker vor die Anrichte, dort werden die Katzen wegen der Hunde gefüttert – doch sie springt nicht mehr so hoch, auch nicht mehr so weit wie noch vor einem halben Jahr.
Seit einigen Wochen mische ich ihr täglich ein Vitamintablettchen unter das Futter und bilde mir ein, dass Mini dadurch wieder etwas kräftiger, gelenkiger wurde.
Stanislaus, schwarzweiß, mein alter listiger Kater Niño, ist seit einem halben Jahr im Katzenhimmel. Er war im Verlauf einer Spatzenjagd auf dem Dach zusammen mit einer Dachplatte heruntergefallen. Unglücklich auf das Vordach der Eingangstür geknallt, dann auf die Fliesen vor dem Haus. Nach diesem Sturz hinkte er, fraß kaum mehr, magerte rasch ab, verweigerte sogar seine heißgeliebte Milch. Der Tierarzt vermutete eine Leberquetschung.
Susl, meine alte Zwergschnauzerin, bekam fast über Nacht ein Geschwür direkt unter dem Schwanzansatz. Hatte kurz hintereinander zwei Schlaganfälle. Lief nach dem letzten Schlaganfall nur noch im Kreis herum, war fast erblindet. Sie war immerhin sechzehn Jahre alt geworden.
Mit Gala, schwarzweißes Hunde-Mischlingsmädchen, fuhr ich zum Krallenschneiden zu einem neuen jungen Tierarzt, der in der Nähe seine Praxis eröffnet hat. Eine kleine Spazierfahrt für uns (mit Susl musste ich noch sechzig Kilometer - einfache Strecke - zum nächsten Tierarzt fahren) Juan Jesus schnitt die Krallen, schaute sich Gala genauer an, meinte, es könne sein dass dieser Hund Leishmaniose hätte. Ihre Ohrenspitzen waren etwas verdickt und ohne Fell, für einen Laien sah der Hund jedoch kerngesund aus.
Entsetzt sah ich ihn an. Sagte ihm, dass ich insgesamt noch sieben Hunde hätte. Gehört hatte ich von dieser Leishmaniose schon früher. Sie wird von einer bestimmten Sorte Stechmücken von Hund zu Hund übertragen. Viele Hunde zeigen jahrelang keine Symptome, bis die Krankheit ausbricht. Wunden heilen nicht mehr, die Krallen wachsen unnatürlich schnell, die mikroskopisch winzigen Parasiten breiten sich rasch in den Organen der Tiere aus, fressen sie von innen auf.
In unserer Gegend gibt es von Mai bis September ganz kleine weiße Mücken, die fliegen ihre Beute - auch mich - an, stechen sofort zu, egal wo sie angedockt haben. Diese Stiche schmerzen und jucken hundsgemein.
Also wurden ab sofort auch die Hunde abends eingeschmiert. Manolito, Gala und Snoopy ließen sich nie die Bäuche einschmieren. Rannten davon, versteckten sich, wenn sie nur die Flasche sahen. Eigens für die Hunde kaufte ich die teure Antimückenmilch - sie stinkt nicht gar so bestialisch wie das Zeug in der gelben Flasche. Nichts zu machen, wenn ich bei Dämmerung mit der Stinkeflasche auf die Terrasse kam, rief
„Hunde - Bäuchlein schmieren!“ waren Manolito, Snoopy und Gala weg wie der Blitz.
Friedchen, Püppi, Samuel und Kuki jedoch kamen angelaufen, hielten mir widerstandslos ihre Bäuche hin. Frieda schnupperte nach dem Eincremen stets intensiv an mir „Ja, mein Friedchen, du riechst jetzt genauso wie ich!“
Irgendwie stolz hinkelte sie anschließend ins Hundehaus.
Wenn man so viele Tiere hat wie ich, soviel alte Tiere, kommt unweigerlich einmal der Zeitpunkt, an dem man sich von dem einen oder anderen Tier verabschieden, trennen muss. Das ist mir immer bewusst. Doch bitte, bitte nicht alle auf einmal!
Juan Jesus kam zu uns ins Haus. Entnahm jedem der Hunde einige Tropfen Blut, um einen speziellen Leishmaniosetest zu machen.
Schon am nächsten Tag rief er mich an.
Manolito, Gala und Snoopy, die sich nie hatten einschmieren lassen, waren positiv. Bei Snoopy und Gala die Leber und Nierenwerte schon sehr schlecht.
Bei Manolito noch im unteren Grenzbereich.
Drei Monate fuhr ich abends mit Manolito zu Juan Jesus, alle zehn Tage eine Spritze. Dann zehn Tage morgens und abends eine Tablette, dann wieder zehn Tage Pause. Für Snoopy und Gala konnte ich nichts mehr tun. Außer mich damit zu trösten, dass sie - solange sie bei mir lebten - ein artgerechtes, trotzdem behütetes Hundeleben führen durften. Und wären sie nicht durch glückliche Umstände bei mir gelandet, wären sie schon längst tot.
Diesen Sommer bekommen die Hunde alle vier Wochen Tropfen in den Nacken. Zum Schutz gegen die Stechmücken. Die Tür im Hundehaus versah ich mit einem Moskitonetz, alle drei Tage sprühe ich die Wände mit Mückengift ein.
Meine Freundin Brigitte besuchte mich, schenkte mir für mein Bett ein Moskitonetz:
„Damit du nicht auch eingeschläfert werden musst!“
Hitze und andere Unannehmlichkeiten
Wenn alle Tiere gut versorgt sind, kein Poniente oder Levante geht (stürmischer West- bzw. Ostwind), die Sonne nicht allzu heftig knallt, schnappe ich mir das Mountainbike, erkunde meine nähere Umgebung. Wirklich mutterseelenallein bin ich in und auf den Bergen rings um mein Tal.
Auf Andreas (meine Tochter) Bitten hin kaufte ich ein Handy. Sie bat mich, in Zukunft nie mehr „ohne“ die Radltouren zu unternehmen. Recht hat sie. Teilweise war es leichtsinnig, was ich mit dem Bike angestellt habe. Hinauf auf den Berg geht es allemal. Hinunter jedoch kann es unter Umständen gefährlich werden. Eines Tages wurde es brandgefährlich als ich den Trampelpfad verließ, der bergab führte.
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