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Fachbuch aus dem Jahr 2013 im Fachbereich Führung und Personal - Sonstiges, Note: keine, , Sprache: Deutsch, Abstract: Unternehmen stehen im Wettbewerb um gutes Personal. Doch wie wählt man sie aus, die kompetenten und engagierten Bewerber? Nette Vorstellungsgespräche, die eher an einen Plausch erinnern, eignen sich nicht, um die Qualifikation zu beurteilen. Eignungsdiagnostische Verfahren, die mit wissenschaftlichen Methoden hellseherisch den Beufserfolg prognostizieren, ignorieren Gefühle und sind für die Bewerberauswahl ungeeignet. Um herauszufinden, ob Bewerber geeignet sind, Fach- und Sozialkompetenz besitzen und ins Team passen, braucht ein Unternehmen Führungskräfte, die sich mit Menschen auskennen und mit Empathie ein Interview führen können. Wer Interviews führt, sollte eine gute Wahrnehmung haben, genau hinhören, was jemand sagt und wie er es sagt: Auf Mimik und Stimme achten und die Gefühle wahrnehmen, die damit ausgedrückt werden. Bei der Entscheidung, wer eingestellt wird, gibt es keine Gewissheit. Es bleibt eine Prognose. Bei der Einstellungsentscheidung sollten wir auf die Ratio nicht ganz verzichten. Doch die letzte Instanz sollte die Intuition sein.
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Veröffentlichungsjahr: 2013
Impressum:
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Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Teil I. Was Führungskräfte wissen müssen
1. Paradigmenwechsel
Von Napoleon bis zur Eignungsdiagnostik
Es gibt keine objektive Eignungsbeurteilung
Deutsche Industrienorm (DIN 33430
Wie Unternehmen Personal auswählen
Beispiel: Das ABC-Verfahren
2. Suchmethoden
Interne Stellenausschreibung
Printanzeigen
Online-Stellenanzeigen
Social Media (Facebook, XING, Linkedin)
Agentur für Arbeit
Private Arbeitsvermittler, Personalberater
Zeitarbeit
Anreize
Mitarbeiter werben neue Kollegen
3. Gefühle
Gefühl und Vernunft
Spiegelneuronen
Das limbische System
Wenn bei der Bewerberauswahl die Neuronen feuern
Lügen
Was das Gesicht zeigen kann
Empathie als Grundhaltung (Carl Rogers)
Empathie als Führungseigenschaft
Emotionale Intelligenz
4. Intuition (Bauchgefühl)
Intuition und Entscheidungen
Intuition und Bewerberauswahl
Wann können wir unserem Bauch vertrauen?
Faustregeln
Das evolvierte Gehirn
Intuitive Urteile: Ein einziger Grund reicht
Einstellungsentscheidung
Vom Opfer zum Sieger
Plusbereich Psychopathie: Minusbereich Psychopathie
Von Psychopathen lernen
Passen Psychopathen zur Unternehmenskultur?
5. Mimik und Stimme
Was das Gesicht verrät
Gesichtsausdruck bei Bewerbern
Die Stimme
6. Kommunikation
Kommunikation und Gefühl
Der Glaube an das Echte: Authentisch kommunizieren
Vier-Seiten-Modell
Zuhören können
Bewerber zu Wort kommen lassen
7. Was Führungskräfte sonst noch wissen müssen
Soziale Kompetenz
Die Frage nach den Stärken und Schwächen
Die Frage nach Misserfolgen
Selbstdarstellung des Bewerbers
Wir tragen alle Masken
Beurteilung der Eignung
Faustregeln für das Bewerberinterview
8. Alles, was Recht
Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz (AGG)
Diskriminierung wegen des Alters und des Geschlechts
Auskunftsanspruch abgelehnter Bewerber
Foto bei der schriftlichen Bewerbung
Zulässige Fragen: Krankheit, Schwerbehinderung, Vorstrafen
Auskünfte über Bewerber einholen
Interne Stellenausschreibung
Vorstellungskosten
Tests
Einstellungsuntersuchung
Mitwirkung des Betriebsrats
Absage bei Bewerbungen
Teil II Was Führungskräfte können müssen
9. Interview führen
Übersicht: Fach- und Sozialkompetenz des Interviewers:
Anforderungskriterien bei Bewerbern (Übersicht)
Sammlung Interviewfragen
Ergänzung zum Interview: Rollenspiel, Aufgaben,
Beispiel: Personalleiter gesucht
Anforderungen
Checkliste Personalsuche
Stellenanzeige
Interviewfragebogen erstellen (Personalleiter)
Interviewverlauf (Übersicht)
Eignungsbeurteilung
Beobachtungsbogen: Mimik, Stimme
Literatur
Unternehmen stehen im Wettbewerb um gutes Personal. Doch wie wählt man sie aus, die kompetenten und engagierten Bewerber? Eignungsdiagnostische Verfahren, die den Anspruch haben, mit wissenschaftlichen Methoden den Berufserfolg vorherzusagen, haben sich als praxisuntauglich herausgestellt. Unternehmen stellen Menschen ein. Und Gefühle sind es doch, die sie zu Menschen machen. Doch in der Eignungsdiagnostik kommen Gefühle nicht vor.
Um herauszufinden, ob Bewerber geeignet sind, Fach- und Sozialkompetenz besitzen und ins Team passen, braucht ein Unternehmen Führungskräfte, die sich mit Menschen auskennen und mit Empathie ein Interview führen können. Wer Interviews führt, sollte eine gute Wahrnehmung haben, genau hinhören, was jemand sagt und wie er es sagt: Auf Mimik und Stimme achten und die Gefühle wahrnehmen, die damit ausgedrückt werden. Sollen wir uns bei der Bewerberauswahl von der Ratio verabschieden? Bestimmt der Verstand die Gefühle oder ist es umgekehrt? Ist die Vernunft in der Lage, die Gefühle zu beherrschen? Die Kinder der Aufklärung verlassen sich lieber auf den Verstand als auf das Gefühl.
Intelligenz folgt den Gesetzen der Logik. Doch ein Großteil unseres geistigen Lebens vollzieht sich unbewusst und beruht auf Prozessen, die mit Logik nichts zu tun haben: Bauchgefühl oder Intuition, so der Wissenschaftler Gerd Gigerenzer (Bauchentscheidungen, 2008).
Wer wird eingestellt? Wer am besten reden und sich präsentieren kann? Nein. Sollen wir den Verstand ganz ausschalten? Nein. Bei der Entscheidung, wer eingestellt wird, soll trotz des rationalen und systematischen Vorgehens die letzte Instanz das Gefühl, die Intuition sein. Warum? Ist auf die Ratio kein Verlass mehr?
Hirnforscher nehmen an, dass alle kognitiven und psychischen Vorgänge auf biologisch-chemischen Abläufen beruhen. Die letzten Jahre hat die Hirnforschung einen enormen Erkenntnisgewinn gebracht. Die Kernspinresonanztomografie ermöglicht es, die Gehirnaktivität im Menschen zu kartieren und damit verständlich zu machen, welche Gehirnbereiche aktiviert werden, wenn wir Entscheidungen treffen, eine Sprache lernen oder Mitleid empfinden.
Die Tradition der Unterwerfung der Gefühle unter den Verstand ist noch nicht ganz überwunden. Gleichwohl: Hirnforscher und Psychologen entdecken die Rolle der Gefühle bei der Entscheidungsfindung. Intelligenz folgt den Gesetzen der Logik. Doch ein Großteil unseres geistigen Lebens vollziehe sich unbewusst und beruhe auf Prozessen, die mit Logik nichts zu tun haben, schreibt Gerd Gigerenzer (Bauchentscheidungen, 2008). Das gilt auch und gerade für die Entscheidung, wer eingestellt wird. Intuitive Urteile, so Gigerenzer, stützen sich auf einen einzigen guten Grund. Wissenschaftliche Experimente haben gezeigt, dass ein guter Grund besser sei als viele.
Wissenschaftliche Methoden wie etwa eignungsdiagnostische Verfahren machen Bewerber zu Objekten; Gefühle kommen dabei nicht vor. Bei der Bewerberauswahl haben wir es mit Menschen zu tun, mit ihren Fehlern, ihren Einstellungen, ihren Werten, den Ängsten, ihrem Antrieb, ihren Schwächen und Stärken, ihren Zukunftsvorstellungen und ihren Gefühlen. Bewerber haben Erwartungen und soziale Bedürfnisse. Sie wollen Anerkennung, Selbstbestätigung, Wertschätzung, streben nach Selbstentfaltung und Autonomie.
Was aber bedeutet jetzt Intuition bei der Bewerberauswahl? Wenn von Intuition die Rede ist, denken viele an Esoterik, aber nicht an die Wissenschaft. Neurologen, Hirnforscher und Psychologen erforschen die neuronalen Vorgänge, die sich bei Entscheidungen vollziehen. Der amerikanische Neurologe Antonio Damasio ist davon überzeugt, dass jede Entscheidung einen „emotionalen Anstoß“ brauche, weil aus purem Verstand heraus ein Mensch nicht handeln könne. Er ersetzt den Satz des französischen Philosophen Decartes´ „Ich denke, also bin ich“ so: „Ich fühle, also bin ich.“
Das Zeitalter der Rationalität geht zu Ende
Der Neurobiologe Gerald Hüther schreibt in seinem Buch >Was wir sind – Ein neurobiologischer Mutmacher, 2012< (Seite 86):
Sind wir gut beraten, wenn wir uns bei Personalentscheidungen allein auf unseren Verstand und unserer Fähigkeit zum rationalen Denken verlassen? [....]
1 Paradigmenwechsel?
2 Suchmethoden
3 Gefühle
4 Intuition (Bauchgefühl)
5 Mimik und Stimme
6 Kommunikation, Führung
7 Alles, was Recht ist
Napoleon soll seine Unteroffiziere nach der Nasengröße ausgesucht haben. Diese Methode hat sich ganz offensichtlich nicht durchgesetzt. In Zuckmayers Theaterstück „Der Hauptmann von Köpenick“ wurde der Schuster Vogt beim Vorstellungsgespräch gefragt: Haben Sie gedient? Andere Methoden sind zwar nicht ganz ausgestorben, haben aber an Bedeutung verloren, wie etwa die Deutung der Handschrift oder die Konfiguration der Sterne. Selbst der Glaube an die Wirksamkeit wissenschaftlicher Methoden hat nachgelassen. Die Rede ist von psychometrischen Verfahren: Eignungsdiagnostik, Persönlichkeits- und Eignungstests. Die Forscher wollen mit naturwissenschaftlichen Methoden dem Geheimnis Mensch auf die Spur kommen.
Eignungsdiagnostische Verfahren sind bestimmt durch wissenschaftliche Methoden, die ausschließlich vom Verstand und der Logik bestimmt sind, ganz in der Tradition der Aufklärung. Gefühle werden ignoriert, ebenso die Erkenntnisse der Hirn- und Emotionsforschung. Eignungsdiagnostiker haben den Anspruch, den Berufserfolg von Bewerbern vorherzusagen. Ihr hellseherischen Fähigkeiten leiten sie von den unfehlbaren Grundsätzen der Validität, der Reliabilität und Objektivität ab.
Man hört immer wieder, dass die Beurteilung von Verhalten und Leistung objektiv sein müsse. Was ist Objektivität? Dazu der Philosoph Paul Feyerabend (Irrwege der Vernunft, 1990)
Wenn man sagt, eine Verfahrensweise (oder ein Standpunkt) sei objektiv (bzw. objektiv wahr), dann behauptet man damit, dass sie unabhängig von den Erwartungen und Vorstellungen, Einstellungen und Wünschen der Menschen gilt. Dies ist einer der grundlegenden Ansprüche, den moderne Wissenschaftler und Intellektuelle für ihre Arbeit erheben. Die Idee der Objektivität ist älter als die Wissenschaft und von ihr unabhängig.
Seit Juni 2002 gibt es gar eine Deutsche Industrienorm (DIN 33430):
Anforderungen an Verfahren und deren Einsatz bei berufsbezogenen Eignungsbeurteilungen.