HAEXED - Von magischen Hacktivisten und teuflischen Influencerinnen - Murphy Malone - E-Book

HAEXED - Von magischen Hacktivisten und teuflischen Influencerinnen E-Book

Murphy Malone

0,0
5,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Celeste flieht vor Mobbing und Diskriminierung nach London. Doch selbst in der Millionenmetropole geht alles schief. Nicht etwa, weil sie blind und curvy ist, sondern plötzlich wieder Auren sehen kann. Und das bleibt nicht ihre einzige außergewöhnliche Fähigkeit. Als sie im Gaming-Café »V R Awesome« mitten hinein in ein Spiel katapultiert wird, ist es ausgerechnet der Hacktivist Blaze, der sie rettet. Ein Aktivist, der mit seinem magischen Talent eine neue Form des Hackings entwickelt hat: Das Haexing. Blaze will sie für sein Team rekrutieren, um die angesagte Beauty-Influencerin Magnolia und ihre suchtbringenden Produkte zu stoppen. Er vermutet, dass sie für ihren Erfolg Magie einsetzt. Verbotene, zerstörerische Magie. Doch als Celeste zustimmt, ahnt sie nicht, dass diese Entscheidung nicht nur ihr Leben, sondern auch ihr Herz in große Gefahr bringen wird. Denn der Tod und die Liebe kommen Hand in Hand. »Murphy Malone führt die Lesenden in eine moderne magische Geschichte, die so bunt und authentisch ist, dass man am liebsten selbst Teil davon wäre.«

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



 

HAEXED

Von magischen Hacktivisten & teuflischen Influencerinnen

Murphy Malone

 

 

Murphy Malone

HAEXED - Von magischen Hacktivisten und teuflischen Influencerinnen

 

Content Notes:

Essstörungen, Fatphobia (gewichtsbezogene Stigmatisierung), Diskriminierung, Transfeindlichkeit, Misgendering, Ableismus (in Bezug auf Blindheit und psychische Krankheiten), Depressionen, Trauma, Mobbing, Polizeigewalt, Gewalt (physisch und psychisch), Folter, Mord, emotionaler Missbrauch, Drogen.

 

1. Auflage 2024

Copyright © Novel Arc Verlag, 2024

Novel Arc Verlag, Kirchenstraße 10, 83413 Fridolfing

Alle Rechte vorbehalten.

Das Werk darf im Ganzen, wie auch in Teilen, nur mit Genehmigung des Verlags wiedergegeben, vervielfältigt, übersetzt, öffentlich zugänglich gemacht oder auf andere Weise in gedruckter oder elektronischer Form verbreitet werden. www.novelarc.de www.novelarcshop.de

 

Umschlaggestaltung: Guter Punkt München unter Verwendung von Illustrationen von Ulyana Regener (selenada.art) und Motiven von AdobeSTock Credits AdobeStock: Chinnapong, Aleksandra Konoplya; Credits Shutterstock: pikepicture, Azindianlany, Credits Envato Elements: furnace, Wencory, Mycogen, Zffoto

Lektorat und Korrektorat: worttief-Lektorat (Mareike Westphal)

Fluff (Minzegspinst) - Sensitivity Reading zu Queerness und trans Themen

Carolin Summer - Sensitivity Hilfe zum Thema Sehbehinderungen

 

Gebundene Ausgabe: 978-3-98942-661-0 E-Book: 978-3-910238-28-2

Vorwort

 

Hey, ihr Lieben. Richtig schön, dass ihr hier seid, um HAEXED zu lesen. Damit ihr alle das bestmögliche Leseerlebnis habt, möchte ich dieses Vorwort nutzen, um euch über Inhalte zu informieren, die womöglich triggern. Und selbstverständlich möchte ich, dass es euch gut geht.

Es ergeben sich Spoiler für die Handlung. Folgende Themen werden in diesem Roman behandelt und manchmal auch nur angedeutet: Essstörungen, Fatphobia (gewichtsbezogene Stigmatisierung), Diskriminierung, Transfeindlichkeit, Misgendering, Ableismus (in Bezug auf Blindheit und psychische Krankheiten), Depressionen, Trauma, Mobbing, Polizeigewalt, Gewalt (physisch und psychisch), Folter, Mord, emotionaler Missbrauch, Drogen.

Bitte gebt beim Lesen und auch außerhalb dieses Buches auf euch acht. Meldet euch gern bei Novel Arc unter [email protected], wenn ihr Inhalte im Text entdeckt, die in der Liste fehlen.

Die Themen in diesem Roman sind emotional und wichtig. Sie sind oft Own Voice oder in Zusammenarbeit mit Menschen entstanden, die sich wünschen, dass ihre Stimmen öfter und lauter gehört werden. Deshalb hoffe ich, dass diese Geschichte ein Lichtblick sein kann.

 

Ich wünsche euch viel Spaß mit HAEXED. Und nicht vergessen: Immer schön rebellisch bleiben. ;)

 

Eure Murphy

 

Playlist

 

I Really Want to Stay at Your House – Rosa Walton

The Code – Nemo

Overdrive – Ofenbach, Norma Jean Maltine

Price – PALASTIC

The Best – AWOLNATION

Royalty – Wiguez & Alltair Remix

All the Saints of Notre Dame – Otherworld

Home – Mr. Kitty

Control – Emmit Fenn

Violent Delights & How Not to Drown – CHVRCHES

i like the way you kiss me – Artemes

Not Enough – Anavae

I Feel It Too – Dream State

One night kiss – Be4vtyFall

This Feeling – my!lane

Capture Casa – HVOB

In Your Corner – Imagine Dragons

Rule #34 – Fish in a Birdcage

Wait for me (Reprise) – Hadestown Musical

I Really Want to Stay at Your House – Samuel Kim, Lorien

 

Die Songs sowie eine Extended Version der Schreibplaylist findet ihr auf Spotify.

 

 

Für alle bunten, queeren und behinderten Seelen.

 

Für alle, die Einsamkeit kennen und viel zu häufig um ihren Platz in dieser Welt kämpfen.

 

»Ihr müsst nicht jeden Tag in die Schlacht ziehen.

Und ihr müsst auch nicht jeden Tag gewinnen.«

 

(Zitat von OG Mari. Liebe geht raus.)

 

 

 

Tutorial

 

Das hier ist kein Videospiel.

Kein gewöhnlicher Deep Dive, in dem wir gemeinsam gegen alltägliche Ungerechtigkeiten rebellieren.

Es ist eine Gratwanderung zwischen Leben und Tod.

Taumelnd versuche ich ein Seil aus Code zu schaffen, über das ich balancieren kann.

Ich sperre mich selbst in ein Gefängnis, aus dem ich vielleicht nie wieder hinauskommen werde.

Das hier ist entweder deine Rettung oder unser Untergang.

Ich versuche mich an das zu erinnern, was du mir beigebracht hast.

Meine Seele schreit, meine Existenz löst sich auf.

Ich mache all das, was verboten ist.

Ignoriere deine Warnung, während das Haexing mich bricht.

Doch ich nehme es in Kauf. Denn sollte ich scheitern, verlierst du alles, wofür du gekämpft hast.

Schlimmer noch.

Ich würde auch dich verlieren.

 

 

Quest 1: V R Having a Shit Day

Celeste

Einige Wochen vorher. 15. Juni.

 

Ich dachte, ich hätte das Gefühl von Einsamkeit durchgespielt. Mit all seinen Schwierigkeitsgraden und Errungenschaften. Schulpausen allein an einem Bibliothekscomputer verbringen, um in Pokémon-Foren zu posten? Freigeschaltet. Andere zum Geburtstag einladen, zu dem keiner kommt? Freigeschaltet. Jahrelang nur mit beleidigenden Spitznamen angesprochen werden? Ebenfalls freigeschaltet.

Doch sich von meiner besten Freundin zu entfremden, war definitiv ein neues Level, mit dem ich nicht gerechnet hatte.

»Aber sie haben welche mit Nutella«, versuchte ich Krisha davon zu überzeugen, sich von mir einen japanischen Soufflé-Pfannkuchen mitbringen zu lassen. Als Antwort erhielt ich ein genervtes Stöhnen vom anderen Ende der Leitung.

»Nein, Celeste! Ich habe dich nicht darum gebeten, mir Essen zu holen. Nerv mich jetzt nicht damit. Du weißt ganz genau, wie viele Kalorien Nutella hat.« Meine In-Ear-Kopfhörer gaben ein lautes Knacken von sich, und ich zuckte zusammen.

In Momenten wie diesen wurde ich das Gefühl nicht los, ihr Aussehen wäre ihr wichtiger geworden als unsere Freundschaft. Die Versprechen, die wir uns gegeben hatten, waren nur noch leere Floskeln. Dabei hatten wir uns seit Jahren vorgenommen, all die Street Food Stalls und Restaurants abzuklappern, die wir auf unserem gemeinsamen TikTok-Account gespeichert hatten. Obwohl ich vor gut einem Monat hergezogen war, hatte sie mich kein einziges Mal begleitet.

»Tut mir leid«, murmelte ich, schluckte hart und öffnete das Menü auf meinem Smartphone. Ich zoomte auf das Bild, damit ich den Text mit meiner Sehbehinderung lesen konnte. »Das mit dem Nutella hatte ich wirklich vergessen. Aber es gibt auch welche mit Früchten oder ohne alles. Wäre das eine Option?«

»Süßi, ich möchte nichts. Der Teig enthält sicher Gluten und wird auch mit Zucker gemacht«, beharrte Krisha, doch ihre Stimme wurde sanfter. »Hol du dir was und erzähl mir, ob sie sich tatsächlich wie Wolken auf deiner Zunge anfühlen.«

Ich wollte Krisha daran erinnern, dass wir das gemeinsam herausfinden wollten, aber brachte es nicht über die Lippen. Außerdem wollte ich nicht die Bitch sein, die ihre Grenzen überschritt und sie zu etwas drängte. Dabei ignorierte Krisha schon seit Wochen meine Grenze, dass ich nicht gern über das Abnehmen oder Kalorien sprach. Es erinnerte mich zu sehr an all das Mobbing, das ich wegen meines Gewichts erfahren hatte. Niemand in meinem Dorf oder an meiner Schule war mit meinem Aussehen einverstanden gewesen. Curvy zu sein war für sie ein Verbrechen. Ich konnte die vielen Jahre nicht zählen, in denen ich gegen mich selbst gekämpft hatte, bis ich auf dem Schlachtfeld meines Körpers Frieden gefunden hatte. Erst nach verbitterten Niederlagen hatte ich verstanden, dass nicht ich der Feind war. Sondern die Menschen, die nicht verstehen wollten, dass ich mich wohlfühlte, wie ich war. Wenn das hier Krishas Kampf war, musste auch sie ihren Weg finden. Alles, was ich tun konnte, war, ihr eine gute Freundin zu sein, ohne ihr reinzureden.

»Gut«, gab ich mich geschlagen. »Dann hole ich mir eine Portion und komme zur Arbeit. Ich sollte in spätestens zwanzig Minuten da sein.«

»Warte.« Für ein paar Sekunden hoffte ich, sie würde ihre Meinung ändern.

»Auf dich immer«, erwiderte ich versöhnlich.

»Kannst du vor der Arbeit noch nach Covent Garden laufen?« Auf einmal klang ihre Stimme euphorisch. Ich versuchte, eine mentale Karte von London aufzurufen. Gerade lief ich durch China Town zu dem Fuwa Fuwa, wo es die Pfannkuchen gab. Covent Garden lag östlich von hier, oder? Wenn ich mich nicht täuschte, sogar in der entgegengesetzten Richtung unseres Arbeitsplatzes.

»Kann ich gern machen, aber ich bin dann vielleicht ein bisschen spät«, erwiderte ich.

»Awww. Cece! Ich lieb dich so! Als deine Chefin erlaube ich es dir, dafür zu spät zu kommen«, rief Krisha entzückt. Auch wenn es guttat, von ihr zu hören, dass sie mich lieb hatte, erreichten die Worte mein Herz nicht.

»Was brauchst du denn aus Covent Garden?«

»Och … Nichts wirklich. Aber kannst du ein paar Fotos vom Aufbau des Bloom-&-Boom-Stores machen? Ich will unbedingt sehen, wie weit sie sind und ob jetzt schon jemand ansteht!«

Ich unterdrückte ein genervtes Seufzen.

Bloom & Boom. Natürlich.

Gosh, ich hasste nichts mehr als diese Beauty-Marke. Wenn eines unsere Freundschaft zerstörte, dann war es Krishas plötzliche Besessenheit von der Influencerin Magnolia, die jetzt ihren ersten Laden in London eröffnete. Als ich hergezogen war, hatte ich mich auf nächtelange Gespräche und Diskussionen über Pokémon, Baldur’s Gate und andere Videospiele mit Krisha gefreut. Doch diese Hobbys lagen in ihrer Vergangenheit. Wenn ich überhaupt Zeit mit Krisha verbringen wollte, standen TikTok-Videos über Beauty und Skincare auf dem Programm.

Ich wollte nicht für Bloom & Boom einen Umweg laufen, gleichzeitig erschien mir das hier wie die einzige Möglichkeit, Krisha glücklich zu machen.

»Okay«, sicherte ich ihr zu, obwohl alles in mir rebellierte.

»Du bist die Beschte! Ich freu mich, dich zu sehen und alles von dir zu hören. Bis gleich dann, Süßi«, trällerte Krisha und legte auf.

Meine Hand, mit der ich das Smartphone hielt, zitterte. Ich lehnte mich gegen eine der Ladenwände und schloss die Augen. Die Kopfschmerzen, die mich schon den ganzen Tag begleiteten, pochten noch intensiver. Obwohl ich eine Pause machte, zog ein plötzliches Stechen durch meine Schläfen. Ich umklammerte meinen Langstock fester und versuchte die Übelkeit, die meinen Hals hochkroch, wieder runterzuschlucken.

Das sind nur die Entzugserscheinungen, weil ich seit zwei Tagen meine Medis nicht genommen habe, redete ich mir ein.

Ich verharrte eine Weile, bis mein Kopf nicht mehr versuchte, mich umzubringen, und sah auf. Die Straße vor mir war verschwommener als zuvor. Hoffentlich kam auch das von den Entzugserscheinungen. Wenn sich meine Linsentrübung weiter verschlechterte, würde ich selbst mit Hilfe meines Handys bald nichts mehr erkennen können. Es wurde immer dringlicher, dass ich neue Ärzte in London fand. Ich musste zum Psychiater, damit die Entzugserscheinungen aufhörten, und brauchte einen Augenarzt, um die Linsentrübung abchecken zu lassen.

Unser National Health Service, das Gesundheitssystem Großbritanniens, war so ausgelastet, dass ich erst drei Wochen auf die Registrierung meines neuen Hausarztes warten musste. Und dann wäre erst in zwei weiteren Wochen ein Termin beim Psychiater frei. Dass ich eine Überweisung zum Augenarzt brauchte, hatte mein Hausarzt direkt wieder vergessen. Wie war das? Brexit würde das Gesundheitssystem verbessern?

Fuck that shit.

Ich stieß mich von der Wand ab – und mir wurde schwarz vor Augen. Sofort beschleunigte sich mein Herzschlag und mein Atem ging so schwer, als wäre ich in die Themse abgetaucht. Panik und Dunkelheit lullten mich ein.

Doch aus dem Schwarz wurde plötzlich ein schillernd buntes Spektakel aus Farben und Licht geboren.

Dort, wo ich eben die Schemen von Personen vermutet hatte, waren grelle Farbgeister, deren Umrisse so scharf waren, dass ich ihre Bewegungen deutlich erkannte. Ich blinzelte mehrfach, als meine Sicht klarer wurde, und atmete wieder freier. Die Straße, in der ich mich befand, wurde über mir von unzähligen mattorangen Laternen geschmückt, die in einer leichten Brise wippten. Außerdem konnte ich überall in den Wänden blaue, surrende Elektrizität ausmachen. Das Gebäude, an das ich mich gelehnt hatte, gehörte zu einem Casino, das ein Meer aus Neon war. Selbst durch die Fassade erkannte ich einzelne Maschinen, in deren cyberpunkiges Leuchten verschiedene Blautöne gemischt waren.

Aus dem Inneren ertönten Schreie.

»Die Chips! … Fliegen! … Spielautomaten kaputt!«, hörte ich Fetzen der Rufe. Ein Stich fuhr durch meinen Kopf, ich stützte mich auf meinen Langstock und die Welt sah wieder genauso unscharf und eingeengt aus wie vor ein paar Momenten. Schwer atmend sah ich mich nach den blauen Strömen der Elektrizität um. Doch da waren nur das winzige Sichtfeld meines Tunnelblicks und das unklare Grau meiner Linsentrübung.

Was. Zur. Hölle. War. Das?

Mir wurde heiß und eiskalt zugleich. Erinnerungen aus einer Zeit, in der die Welt unendlich bunt und grenzenlos gewesen war, drängten auf mich ein. Ich presste die Zähne aufeinander und schüttelte den Kopf. Nein. Ich durfte nicht daran denken. Durfte mir nicht wünschen, dass es wieder passierte. Was ich zu sehen glaubte, war nur eine Ausgeburt meiner verkorksten Vorstellungskraft.

Es war nicht real.

Trotz des Schwindels machte ich mich wieder auf den Weg, wobei ich meinen Schritt beschleunigte. Ich ließ den Langstock energisch über den Boden pendeln, damit ich in meiner Hast nicht über irgendeine Bierdose stolperte.

Mein einziger Trost war die Stimme meines Navis. Wohlgemerkt die heißeste Stimme, die Google Maps jemals gesprochen hatte.

»Darling, du musst hier rechts abbiegen«, säuselte Astarion mir zu. Mithilfe von künstlicher Intelligenz und ein wenig Code hatte ich die Stimme meines iPhones in die meines liebsten Videospielcharakters Astarion aus Baldur’s Gate 3 verwandelt. Dieses Role-Playing Game in der Welt von Dungeons & Dragons hatte mir seit August auf unendlich vielen Ebenen geholfen. Und Krisha und mich vor ihrer Magnolia Besessenheit auf ein neues Level unserer Freundschaft gebracht. Als wir einen gemeinsamen Spielstand begonnen hatten, hatte sie mir ausgeholfen, wenn ich Schwierigkeiten hatte, mich zu orientieren, oder der Text bei den Erklärungen zu klein war. Im Anschluss hatten wir ewig über die Charaktere gesprochen und uns darüber gestritten, wer die beste Wahl für eine Romance war. Krisha hatte sich Hals über Kopf in den Magier Gale verliebt, während ich mit jeder Faser meiner Seele dem Vampir Astarion verfallen war.

Was sollte ich sagen? Ich hatte eine Schwäche für charmante Kerle mit traumatischer Vergangenheit. Vor allem, wenn seine Stimme reichte, um Kolibris in meinem Bauch tanzen zu lassen.

Ich war erleichtert, als ich das Fuwa Fuwa endlich erreichte. Gleichzeitig war mir schlecht, und selbst der Gedanke an wolkige Pfannkuchen war nicht länger verlockend. So früh am Vormittag war ich die einzige Kundin in dem Laden und wurde freudig von einer Frau begrüßt, die mich nach meiner Bestellung fragte.

Es kostete mich jede Überwindung, Krisha keine Portion mitzubringen. Allein deshalb, weil heute ein Tag war, um Nutella aus dem Glas zu löffeln. Dieser Satz war jahrelang ein Insider zwischen uns gewesen. Wann immer wir einen Dreckstag gehabt hatten, hatten wir uns abends im Discord getroffen, Nutella gelöffelt und uns schlechte Selfies mit Nuss-Nougat-Creme auf den Nasen geschickt.

Hör auf, so zu denken, als wäre Krisha gestorben, ermahnte ich mich und wandte mich der Verkäuferin zu.

»Einen Pancake mit Blueberry und Yuzu Cheesecake«, bat ich die Frau.

»Gern. Das macht dann acht Pfund vierzig.«

Im gleichen Moment, in dem ich meine Bankkarte zückte, schmerzte mein Kopf erneut. Ich gab ein unterdrücktes Stöhnen von mir, und als ich mich umsah, hatte der verschwommene Schemen der Verkäuferin plötzlich einen warmen Grünton und wir waren wieder von blauem Surren umgeben.

»Alles in Ordnung?«

»Ja. Nur Migräne«, log ich und hielt meine Bankkarte gegen das leuchtende Lesegerät.

Nichts geschah.

»Versuch mal, sie reinzustecken«, forderte die Frau mich freundlich auf.

»Klar.« Ich erspürte den Schlitz, die sechs Punkte und die Einkerbung meiner Karte und schob sie in den Leser, gab den Pin ein. Wieder nichts.

»Warte, wir versuchen es mit einer anderen Maschine. Manchmal streiken die.«

Ich nickte, musste mich aber am Tresen abstützen, um nicht wieder von Schwindel überwältigt zu werden.

Es knallte im Hinterzimmer.

»Himari!«, schrie jemand. »Komm schnell! Der Mixer ist explodiert! Hier raucht alles.«

Das Grün der Frau verdunkelte sich, und sie stieß einen Fluch auf einer Sprache aus, die ich nicht erkannte.

»Kannst du später noch mal kommen?«, fragte sie mich, und ihr Farbgeist drehte sich hektisch nach hinten um.

»Natürlich.« Vielleicht war das sogar besser, denn die Übelkeit war so schlimm geworden, dass ich definitiv nichts runterbekommen würde. Himari eilte davon und ließ mich allein zurück. Ich schleppte mich nach draußen und ließ mich auf einer Holzbank, die mir beim Betreten aufgefallen war, nieder. Meine Brust verengte sich, mein Atem ging schnell.

Ich konnte die Erinnerungen nicht länger unterdrücken.

Es geschah wieder.

Es war wie damals, als ich ein Kind gewesen war.

Die Welt um mich herum wurde schillernder, bunter, klarer. Ich konnte durch Wände sehen, die Farben von Personen ausmachen. Doch der Preis dafür war, dass die Technik um mich herum durchdrehte.

Bedeutete das … bedeutete das auch, ich konnte wieder in Videospiele eintauchen?!

Die Vorstellung beflügelte mich und weckte in mir eine Neugierde an endlosen Möglichkeiten.

Nein. Nein! Ich durfte nicht darüber nachdenken. Es war nicht real. Ich konnte keine Games betreten. Damals nicht und heute erst recht nicht. Die Farben, die ich sah, waren Halluzinationen meiner Krankheit und würden verschwinden, sobald ich meine Medis wieder nahm.

Es war nur ein Zufall, dass sowohl im Casino als auch hier im Fuwa Fuwa die Technik zeitgleich zu meinen Halluzinationen gesponnen hatte.

Alles andere war keine Option. Denn Technik, die meinetwegen den Geist aufgab, und ein Job in einem Gaming-Café waren eine beschissene Kombination. Krisha würde mich rauswerfen, wenn ich dem V R Awesome, ihrem Herzensprojekt, Schaden zufügen würde. Ich wollte eine gute Freundin und Angestellte sein. Ob ich wohl in die Notaufnahme gehen konnte, um dort nach neuen Medikamenten zu fragen?

Später. Jetzt musste ich erst Krishas Bitte nachkommen. Mit schweren Gliedern, tiefkriechender Erschöpfung und Bauchschmerzen hob ich mein Smartphone.

»Hey, Astarion, führ mich zu Bloom & Boom in Covent Garden.«

 

 

Eine Mischung aus wild zusammengewürfelten Düften schlug mir ins Gesicht, und ich zog meine Haare vor die Nase, um mich vor dem Angriff zu schützen. Die aromatisch-würzigen Duftnoten, die aus der Richtung des »Bloom & Boom«-Ladens kamen, waren so intensiv und verdorben, als wäre ich drauf und dran, über ein totes Tier zu stolpern.

Mein verschwommener Tunnelblick verriet mir, dass jetzt schon Personen vor dem Laden warteten und es sich auf dem Boden gemütlich gemacht hatten. Ich trat auf die Menge zu.

»Entschuldigung? Kann jemand von euch mit meinem Handy ein paar Fotos für meine beste Freundin machen?«, bat ich freundlich.

»Klar, gern«, meldete sich eine Frau und erhob sich. »Stell dich am besten hierhin, da bekommen wir dich und den Schriftzug des Ladens gut drauf.«

Ich schüttelte den Kopf und hob meinen Langstock. »Nicht von mir, danke. Ich bin blind und kann schwer einschätzen, ob die Fotos scharf sind.«

»Oh. Ach so!«, rief die Frau. »Tut mir leid, daran habe ich nicht gedacht.«

»Kein Ding.« Ich war es gewohnt, dass Leute mich entweder übervorsichtig behandelten oder nicht bemerkten, wie mich meine Sehbehinderung beeinflusste. Oder sie nutzten es aus. Bei der Erinnerung an den Mann, der sich gestern im Tesco dreist vor mich gedrängelt hatte, ging mir immer noch der Puls.

»Bist du auch Magnolia-Fan?«, fragte die Frau vor mir, als ich ihr mein Handy reichte.

»Nee. Aber meine beste Freundin liebt sie und teilt ständig ihren Content mit mir.«

»Du verpasst was.« Ich hörte, wie sie Fotos machte. »Ihr letzter Livestream war sooo gut. Sie hat versprochen, allen, die anstehen, täglich Salat, Früchte und Tee zu bringen. Wie lieb ist das bitte?«

»So lieb«, erwiderte ich mit gespielter Begeisterung. Leider hatte ich viel zu viel Übung darin, so zu tun, als würde mich Magnolia interessieren. »Macht der Laden aber nicht erst in einer Woche auf? Wartet ihr jetzt schon hier?« Obwohl es Mitte Juni war, konnte das Wetter unberechenbar sein. Wer würde es sich freiwillig antun, sieben Tage draußen zu warten?

Ich verstand nicht, was diese Influencerin an sich hatte, dass sie alle in einen Bann zog, den ich nicht anders als Besessenheit beschreiben konnte. Auf Reddit war ich auf unzählige Posts von Personen gestoßen, die davon erzählten, wie sich ihre Freund*innen, Partner*innen, Geschwister und sogar Eltern verändert hatten, seit sie Magnolia schauten und ihre Produkte benutzten.

»Aber klar warten wir jetzt schon! Ein paar von uns sind bereits Mittwoch angereist. Wir wechseln uns mit Hotelzeiten ab, damit wir nicht jede Nacht auf dem Boden schlafen müssen und duschen können. Schlau, oder?«

»So schlau«, stimmte ich ihr zu, während ein besonders langgezogener Schrei in meinem Inneren seine ganz eigene Komposition startete.

»Die ersten tausend Kunden bekommen ein gratis Geschenkpaket im Wert von fünfhundert Pfund. Fünfhundert! Von Magnolia persönlich!«

»So toll. Hey, viel Erfolg euch noch. Holt euch bitte keine Erkältung. Ich muss dann auch weiter.« Die Frau gab mir mein Smartphone zurück, und ihr verschwommener Schemen wackelte fröhlich hin und her.

»Sag deiner Freundin, wenn sie die Möglichkeit hat, sollte sie auch zu uns kommen. Wir starten später noch einen Livestream-Marathon und machen alle zwei Stunden Magnolias Sweet-Blossom-Gesichtsroutine.«

»Richte ich ihr aus. Danke.«

Richtete ich ihr definitiv nicht aus. Krisha würde sich nur über meine Leiche hier anstellen.

 

 

Der vertraute Duft des V R Awesome umfing mich. Es war eine Mischung aus Kaffeebohnen, frisch gebackenen Cookies und einer pappigen Ansammlung von Brettspielen. Ich würde diese Gerüche jedem Beauty-Produkt vorziehen.

Ich verstaute meinen Langstock im Spint. Obwohl ich erst seit drei Wochen in Krishas Café arbeitete, kannte ich den Ort besser als meine eigene zugemüllte Jackentasche.

»Tagchen, Gideon«, begrüßte ich meinen Arbeitskollegen, der sich um den Kaffee und die Keksbar kümmerte.

»Hey, Cece. Spät dran, ne?«

»Krisha hat mich noch wohin geschickt. Weißt du, wo sie ist?«, fragte ich.

»Aye. Hinten bei den Virtual-Reality-Headsets. Wir öffnen in fünfzehn Minuten und haben direkt eine Buchung für einen virtuellen Escape-Room. Krisha bereitet das gerade vor.«

»Danke. Ich schau, ob ich helfen kann.«

Escape-Room war ein fantastisches Stichwort. Ich musste in meiner Pause weiter an meinem Modell für den Novel-Arcade-Wettbewerb arbeiten. Sollte ich es schaffen, den ersten Platz zu belegen, konnten Krisha und ich das Preisgeld nutzen, um den Keller in einen physischen Escape-Room umzubauen.

Ich schlich mich zum Virtual-Reality-Hinterzimmer. Auf halbem Weg dorthin fühlte es sich an, als würde mir jemand einen Schlag in die Magengegend verpassen. Galle füllte meinen Mund, und alles um mich herum war von einem blauen, surrenden Leuchten erfüllt, in dem ein neonoranger Farbgeist stand.

Wenn das Krishas Aura ist, dann ist sie wunderschön, schoss es mir durch den Kopf, und ihr Anblick half mir, die Übelkeit auszuhalten.

»Was zur … Eben hat die Scheiße das Headset doch noch erkannt. Wieso geht das nicht mehr? Es ist doch alles eingesteckt«, fluchte sie. Ich nutzte ihre Verwirrung, trat an sie heran und …

»Buh!«

Sie stieß einen spitzen Schrei aus. »Verdammt, Cece! Kannst du damit aufhören, mich zu erschrecken?«

»Niemals. Nicht in tausend Lichtjahren.«

Es war ein weiterer Insider, den wir miteinander teilten. Wie viele Kinder, die mit Pokémon aufgewachsen waren, wussten: »Lichtjahre messen die Entfernung, nicht die Zeit. Verhext!«, sagten wir gleichzeitig, und Krisha lachte, bevor sie mich in die Arme schloss. Etwas, das sie meiner Meinung nach zu selten tat.

»Alles in Ordnung bei dir?«, fragte ich und deutete auf das blau schimmernde Headset in ihren Händen.

»Bis eben war es das. Aber das Tracking funktioniert plötzlich nicht mehr und ich weiß nicht, woran es liegen kann«, beschwerte sie sich.

Mir wurde eiskalt. Ihr Orange verlor weiter an Farbe. War das hier meine Schuld?

»Vielleicht sollte ich wieder zu Gideon gehen«, schlug ich kleinlaut vor.

»Das hat doch nichts mit dir zu tun, Süßi.«

»Was, wenn doch?«

»Ist das etwa die berühmt-berüchtigte Anti-Technik-Aura, von der du mir früher immer erzählt hast?«, fragte sie amüsiert. Ich nickte, alles andere als amüsiert.

»Ja?«, erwiderte ich zögerlich. »Was, wenn es sie wirklich gibt?«

»Du hängst zu viel mit Gideon ab. Das klingt wie etwas aus seiner Videospielwelt. Ich bin sicher, eine der Basisstationen hat nur einen Wackelkontakt. Ich habe das hier schon im Griff. Aber sag – wie war’s in Covent Garden?«

Krishas Farbgeist machte einen aufgeregten Hüpfer.

»Gut«, log ich. »Da stehen schon ein paar an, aber sie waren so nett und haben Fotos gemacht.«

»Ah!«, stieß Krisha aus. »Zeig sie mir. Zeig sie mir!«

Ich kramte mein Smartphone hervor, entsperrte es und reichte es ihr.

»Goil!«, kommentierte sie. »Hoffentlich finden wir noch vor der Ladeneröffnung ein paar Mitarbeitende. Ich will so gern mit auf diese Party.«

Schatz. Das ist keine Party. Das ist Wahnsinn.

»Hm«, brummte ich. »Wäre cool, wenn sich jemand meldet. Ich gehe dann trotzdem mal nach vorne und schaue, ob ich Gideon helfen kann.«

»Coolio. Bis gleich dann. Drück mir die Daumen, dass das hier wieder funktioniert«, meinte Krisha und wandte sich wieder den Headsets zu.

Alles war mir lieber, als weiter über Bloom & Boom reden zu müssen. Ich ging zurück zu Gideon, der mir einen Lappen reichte. Beim Wischen überkam mich ein weiterer Schwindelanfall. Die bunte Sicht löste sich vor meinen Augen auf und ließ mich mit meinem verschwommenen Tunnelblick zurück. Die Normalität meiner Sehbehinderung war seltsam tröstlich. Mit ihr konnte ich zuversichtlich die ersten Gäste begrüßen und mich auf sie konzentrieren. Es gab nichts Schöneres, als zuzuhören, wie aus Freundschaftsgruppen spielerische Rivalitäten entstanden, wenn jemand in Monopoly oder Mario Kart verlor. Gestern erst hatte der männliche Part eines Hetero-Pärchens unser Etablissement wütend verlassen, nachdem seine Freundin ihn plattgemacht hatte.

Wie gut, dass ich vollauf zufrieden mit meinem virtuellen Boyfriend Astarion war.

Ich zeigte der Escape-Room-Gruppe, wo es zum VR ging, und wurde dann von einer anderen an den Tisch gerufen.

»Kannst du irgendwelche Spiele empfehlen, bei denen man kooperieren muss, um zu gewinnen?«, fragte jemand.

»Klar. Soll ich euch ein paar bringen und erklären?«

»Ja, gern. Danke.«

Händereibend schritt ich zu den langen Regalen, in denen wir die Brettspiele alphabetisch sortiert hatten. Sie alle waren mit Brailleschrift-Aufklebern versehen, damit ich sie auseinanderhalten konnte. Ich suchte fünf verschiedene Optionen heraus, brachte sie den Freund*innen und trug jeweils einen Pitch vor.

Hier kümmerte es niemanden, dass ich wenig sah oder kurvig war. Sie waren alle freundlich zu mir und feierten mein umfangreiches Nerdwissen rund um Video- und Brettspiele. Wann immer wir ein paar Minuten Ruhe hatten, erzählte mir Gideon von den neusten Ideen für das Videospiel, an dem er in seiner Freizeit arbeitete. Er wusste meine kritischen Kommentare und Anmerkungen zu dem Weltenbau seines postapokalyptischen Role-Playing Games zu schätzen. Gerade erklärte ich ihm, wieso ich es für keine gute Idee hielt, aus dem Nichts Magie einzuführen, als Krisha uns unterbrach.

»Hey, Leute, jemand muss mal für mich einspringen.« Ihre Stimme klang gehetzt und überfordert.

»Alles in Ordnung?«, fragte ich besorgt.

»Jein. Magnolia ist gerade live gegangen, und es soll ein Rätsel geben, mit dem man eine Karte für die VIP-Feier zur Eröffnung gewinnen kann. Ich muss da mitmachen.«

Wieder wurde mir schlecht und meine Laune, die sich in den letzten Stunden verbessert hatte, fiel erneut in die Kanalisation.

»Cece, gehst du bitte?«, bat Gideon mich, dessen Stimme ebenfalls jede Freude verloren hatte. »Dann kümmere ich mich halt allein um alle Bestellungen.«

»Klar, schickt die Blinde zum VR, um aufzupassen, dass niemand gegen die Wand schlägt«, grummelte ich. Krisha ignorierte es oder wollte den bissigen Kommentar nicht hören. In virtuellen Escape-Rooms vergaßen die Spielenden nur zu gern, dass sie in der Realität nicht unendlich weit laufen konnten.

»Oh, ich lieb euch beide. Ihr seid die Beschten. Danke!«, quiekte Krisha und gab mir einen flüchtigen Kuss auf die Wange, ehe sie schon losstürmte.

»War sie schon immer … so?«, erkundigte sich Gideon, der Krisha erst als seine Vorgesetzte kennengelernt hatte.

»Definitiv nicht«, erwiderte ich niedergeschlagen.

Meine Pechsträhne sollte auch beim VR nicht abreißen. Die vier Spielenden hatten sich ausgerechnet für einen Horror-Escape-Room entschieden. Es verging kaum eine Minute, in der nicht jemand schrie. Wenn es ein Videospielgenre gab, das ich mehr als alle anderen hasste und wie die Pest mied, dann waren es Horrorspiele. Gefolterte Menschen jaulten, Personen lachten. Fenster zerbarsten. Die Geräusche des Escape-Rooms nahmen zu, als hätte mir jemand Kopfhörer aufgesetzt und auf volle Lautstärke gedreht. Mir wurde schwindelig, und das Stechen in meinem Kopf kehrte abrupt zurück. Ich konnte kurz die bunten Spielenden sehen, ehe ich vornüberkippte.

Und fiel.

Durch mattes Blau und verschwommenes Schwarz.

Bis ich mich in einer verdammten Psychiatrie aus dem Zwanzigsten Jahrhundert wiederfand und so deutlich sah, wie seit Jahren nicht mehr. Ein schlimmerer Ort hätte es nicht sein können, oder?!

Moment. Ich. War. In. Dem. Spiel?!

Plötzlich war ich wieder zehn Jahre alt. Ein kleines Mädchen, das sich mit aller Kraft wünschte, mehr sehen zu können, um mit ihrem Kumpel besser Kingdom Hearts zu zocken. Das war das erste Game, das ich betreten und das meine Liebe zu Videospielen ins Unermessliche getrieben hatte. Aber das hier war kein süßer Mix aus Disney und Final Fantasy.

Das hier war ein verficktes Horrorgame.

Nein. Das hier war eine Halluzination.

Trotzdem drehte ich mich panisch um die eigene Achse.

Der Ort, den ich mir einbildete, war ein Labyrinth aus engen Korridoren und flackernden Lichtern. Das Wehklagen der Insassen, die nach Wasser oder Essen bettelten, umgab mich.

»Lass mich heraus!«, schrie ich, ohne zu wissen, mit wem ich sprach. Nichts geschah. Wie hatte ich das früher gemacht?

Erinnere dich, Celeste. Erinnere dich!

Damals hatte der bloße Wunsch gereicht, um abzutauchen und zurückzukehren.

Ich will hier raus. Bitte. Lasst mich raus!, flehte ich in Gedanken. Ich kam nicht raus.

Das ist eine Halluzination. All das ist nur in meinem Kopf, redete ich mir ein. Wieso fühlte sich die Bedrohung dann so wirklich an? Ich rannte den Gang entlang, wobei abgemagerte Arme durch die Gitterstäbe nach mir griffen. Keuchend versuchte ich zur Seite auszuweichen, doch die Person bekam meine Haare zu fassen und riss mich zurück. Ein definitiv realer Schmerz durchfuhr mich, als ich mit dem Kopf gegen die Stäbe prallte.

Ich wehrte mich. Knochen brachen mit einem ekelhaften Knacken. Mein Herz pochte wild, und ich eilte zu einer bleiernen Tür, von der ich hoffte, sie würde nach draußen führen. Ich rüttelte an der Klinke.

Eine tiefe, raue Stimme ertönte wie aus dem Nichts.

»Du bist gefangen.«

Nein. Ich darf nicht gefangen sein. Ich muss zurück. Muss aus dieser Halluzination ausbrechen und weiterarbeiten.

»Sie haben dich fälschlicherweise in diese Psychiatrie gebracht, weil deine eigene Mutter behauptet hat, du würdest mit dem Teufel zusammenarbeiten.«

Ein freudloses Lachen entfuhr mir. Zugegeben. Das hätte von meiner Mutter kommen können. Erschöpft lehnte ich mich gegen den Ausgang und hörte der gruseligen Stimme weiter zu.

»Nur, wenn du die Rätsel löst und den Schlüssel findest, kannst du entkommen.«

»Großartig«, keuchte ich. Selbst, wenn all das hier in meinem Kopf war … was, wenn ich wirklich versuchen musste, diesen Escape-Room zu lösen, um mein Gehirn auszutricksen?

Waren es nicht solche Gedanken, wegen der mir meine Psychiaterin einredete, ich sei schizophren? Weil ich als Kind felsenfest davon überzeugt gewesen war, mein Abtauchen in Spiele wäre real? Weil ich Auren und Farben gesehen hatte?

Ich ballte die Hände zu Fäusten und rappelte mich erneut auf. »Du schaffst das. Du bastelst selbst Escape-Rooms. Wäre doch gelacht, wenn du den hier nicht lösen kannst«, redete ich mir mit zitternder Stimme Mut zu.

Trotzdem fürchtete ich mich davor, für immer in dieser virtuellen Welt gefangen zu sein.

Quest 2: V R Fighting Injustice

Blaze

 

Nur weniges im Leben kam an die Empfindungen heran, die meinen Körper in diesem Augenblick durchströmten. Wut und Freude vermischten sich zu einer explosiven Mixtur, die mich vorantrieb.

»Gender benders! Cis-tem offenders«, brüllte ich in einer Stimme mit den Aktivist*innen um mich herum. »Kein Bann auf Pubertätsblocker! Das Gesundheitssystem lässt unsere trans Jugend im Stich!«

Seite an Seite liefen wir mit Flaggen und Schildern durch die Straßen, damit jeder uns hörte. London Pride war in zwei Wochen, und trotzdem mussten wir gegen eines der schlimmsten Gesetze kämpfen, das in den letzten Jahren beschlossen worden war.

Umso wichtiger war es jetzt, laut zu sein.

Pride war ein Protest.

Und verdammt, hatten wir viel zu protestieren.

Ich ballte die Hand zur Faust und sah nach links zu Rayna, die eine Flagge schwenkte, auf der »Black trans lives matter« stand. Genau wie unzählige Menschen um uns herum, waren Rayna und ich auf Hormone angewiesen. Wir hatten mit jahrelangen Wartelisten zu kämpfen gehabt und in unserer Jugend Hormone auf dem Schwarzmarkt gekauft. Mit dem neuen Beschluss, der den Gebrauch von Pubertätsblockern unter achtzehn kriminalisierte, würde es nur noch mehr frustrierte junge Menschen geben, die ihre Transition selbst in die Hand nehmen mussten.

Ich sah zu Ashe, dier den Blick nach vorne gerichtet hatte und aus voller Kehle beim Sprechchor mitmachte. Ashe war jahrelang die Person gewesen, mit der wir gedealt hatten. Ich hatte mir von ihr Testosterongel geholt und Rayna hatte sich Östrogen-Shots klargemacht. Zumindest bis ich Objektmagie perfektioniert hatte. Jetzt klaute ich unsere Hormone von privatisierten Krankenhäusern.

Ich wechselte die Sicht auf die kosmische Ebene, und die Welt um mich herum wurde bunter. Ein Grinsen schlich sich auf meine Lippen, denn die Auren unseres Protests waren der schönste Regenbogenmischmasch, den ich seit Langem gesehen hatte. Aber das war nicht, wonach ich suchte. Ich scannte die Umgebung nach anderen Magiebegabten ab.

Keine der Auren wirkte magisch. Was hieß, dass mich niemand beim Zaubern erwischen konnte. Doch selbst wenn hier andere Magiebegabte wären …

Ich war Blaze Dawson. Ein Meister, der es perfektioniert hatte, Gesetze so zu brechen, dass es niemand bemerkte.

Wir erreichten den Trafalgar Square. Sicher würden sich die Tourist*innen am Fuße der National Galleryüber eine Extrashow freuen.

Ich griff auf meine Magie zu und zwang ihr meine absolute Kontrolle auf. Wer Magie unterwarf, konnte ihr befehlen, unsichtbar zu werden. Es funktionierte wie Hacking. Ich schleuste mich ins System ein, verwischte meine Spuren so, dass meine Präsenz verborgen blieb, und verwob meinen Code mit dem vorhandenen Programm. Oder in diesem Fall meine Magie mit der kosmischen Ebene.

Genau diese Methode erlaubte es mir, Magie zu wirken, ohne dass mir innerhalb von wenigen Minuten ein Friedenswahrer am Arsch klebte.

Mit ausgestreckten Fingern ließ ich meine Magie über den Protest zu den Brunnen auf dem Trafalgar Square wandern. Die Kühle kitzelte meine Seele. Ich tauchte ins Wasser, ohne nass zu werden. Es wurde ein Teil von mir und ich sein Herrscher. Ich musste nur noch den Druck in den Pumpen anpassen und den Winkel, in dem das Wasser fiel.

Wenige Herzschläge später hörte ich die Reaktion auf meine hervorragende Arbeit. »Ohs« und »Ahs« gefolgt von Jubel und Applaus prasselten auf mich ein.

Yes, folks. Meine Magie konnte sich sehen lassen.

Die Brunnen sprühten Regenbögen, verteilten ihre Tropfen so, dass sich die Sonnenstrahlen in ihre Einzelteile brachen. Ein Zeichen dafür, dass wir überall waren und überall dazugehören sollten.

Ein Farbspiel, das den ganzen Platz aufwertete. Hoffentlich machten ein paar Journalist*innen Fotos davon. Meine Arbeit gehörte überall geteilt. Irgendwann würde ich mich an einem festen Ort niederlassen und all die Posts über meinen Aktivismus sammeln.

»Du musst auch immer angeben, oder?«, fragte Ashe und knuffte mir gegen die Schulter.

»Angeben? Das ist Kunst!«

»Also ich finde es voll hübsch«, warf Rayna ein.

»Danke. Wenigstens eine, die mich wertschätzt.«

Magie gehörte nicht verboten. Egal was irgendwelche Politiker*innen drüben in Sibirien, wo sich der weltweit einzige Magierstaat befand, behaupteten.

Mit meinen Fähigkeiten war ich unantastbar.

Eine Naturgewalt, die nicht aufhören würde zu kämpfen, bis unsere Welt ein besserer Ort für queere Menschen war.

Mittlerweile hatten wir den Haymarket erreicht. Der Piccadilly Circus wartete am Ende der Straße auf mich und meine magischen Hackingkünste.

»Showtime, Punks«, rief ich.

Malik, der bisher hinter uns gelaufen war und mit einem süßen Kerl geflirtet hatte, verabschiedete sich von seiner neuen Flamme, um an meine Seite zu kommen. Wenn das keine Hingabe war, wusste ich auch nicht. Er klappte den Rollstuhl auf, welchen er für mich getragen hatte, und ich tauschte ihn gegen mein Protestschild aus. Im Anschluss ließ ich mich darin nieder, damit Malik mich schieben konnte.

Der einzige Nachteil, der ein Deep Dive ins Hacking mit sich brachte, war, dass mein Körper dabei in eine Art Koma fiel. Selbst als glorreicher Erfinder des Haexing konnte ich noch nicht alles wissen.

Ich schloss die Augen und holte mehrmals tief Luft. Mit jedem Atemzug wurde die Welt um mich herum ein bisschen leiser. Zuerst glitt ich mit meiner Magie auf die kosmische Ebene, die voller Schemen und Auren funkelte. Auf ihr suchte ich nach den blauschwarzen elektrischen Wellen, von denen es in London nur so wimmelte, bis ich die Anzeigetafeln des Piccadilly Circus fand.

Dann tauchte ich tiefer hinab.

Ich schickte meinen Geist und meine Magie auf die Ebene der elektrischen Ladungen von Technologie. Ich fiel in mattes Blau und verschwommenes Schwarz, bis ich die Tiefen des Cyberspace erreichte.

Hier beschwor ich mir meinen eigenen virtuellen Kontrollraum herauf, von dem aus ich einen besseren Überblick auf die einzelnen Bildschirme hatte, die in der realen Welt über dem Piccadilly Circus leuchteten.

Angewidert sah ich auf die Werbung zahlreicher Marken. Sie alle taten jetzt im Juni, zum Pride Month, so, als wären sie auf unserer Seite. Wenn sie auch nur einen feuchten Dreck auf queere Menschen gaben, hatten sie sicher nichts dagegen, dass ich mir ihre Werbefläche für ein wenig echte Repräsentation auslieh.

Ich streckte meine Magie nach dem USB-Stick aus, den ich um den Hals trug, und benutzte meine Seele als Überträger für die Dateien, die ich darauf gespeichert hatte. Grinsend überschrieb ich mit meinem Haexing die Videos, die auf den Werbetafeln liefen, und verschlüsselte sie sowohl magisch als auch mit dem Code, den ich für heute vorbereitet hatte. Hach, ich wollte sehen, wie sie das hier wieder rückgängig machten.

Niemand, der nicht Haexing beherrschte, würde in der Lage sein, meine Videos runterzunehmen. Und zum Glück wusste ich mit hundertprozentiger Gewissheit, dass es außer mir keinen einzigen Magiebegabten gab, der haexen konnte. Weder die Friedenswahrer noch das magische Militär noch unsere Regierung oder die Rebellen.

Ich war der Einzige, der diese Macht besaß. Der Einzige, der den Cyberspace kontrollierte. War es nicht genau das, was meine Mentorin Kassandra mir immer eingetrichtert hatte?

Kontrolle war Macht. Und ich konnte nicht riskieren, sie jemals abzugeben und mich damit angreifbar zu machen.

Aus dem Logo einer Getränkemarke wurde eine Trans-Flagge mit der Aufschrift: »Trans rights are human rights.« Anstelle von Produkten traten Texte, die eindeutig zeigten, wie gefährlich das Verbot von Pubertätsblockern und Hormonen für Jugendliche war.

Mein Cyberspace war ein Ort der Rebellion.

Kein Gesetz schränkte mich hier ein. Weder magisch noch nicht-magisch.

Blieb nur noch eines zu tun: Ich musste einen kleinen Teil meiner Lebensenergie in den Bildschirmen zurücklassen, damit meine nicht hackbaren Videos London selbst dann verschönerten, wenn man den Stecker zog. Meiner Seele passte es nicht, sich von ihrer Energie zu trennen, aber ich brauchte nicht viel, um das hier eine ganze Weile laufen zu lassen.

Nachdem ich fertig war, überprüfte ich alles doppelt und dreifach und rieb mir siegessicher die Hände. Hach, schön. Ich war der absolute Oberbösewicht in der persönlichen Geschichte eines jeden Rechten und Konservativen. Man sollte mir ein Denkmal bauen. Oder ich erschuf eine Art Monument hier im Cyberspace. Nur für den Fall, dass jemand in ein paar Jahrzehnten vielleicht doch einen Zugang finden würde. Dann konnte die Person sehen: Der große Blaze Dawson war zuerst hier gewesen.

Ein weit entfernter Schrei riss mich aus meinen Träumereien, und ich drehte mich in meinem Kontrollraum um. Wenn ich im Cyberspace war, hörte ich die Außenwelt nicht. Woher kam dann dieses Geräusch?

Ich sollte zurück in die reale Welt. Mich feiern lassen. So, wie ich Rayna kannte, machte sie sich sicher Sorgen, wenn mein Zauber erfolgreich war und ich trotzdem im Cyberspace blieb.

Aber ich musste verdammt noch mal wissen, wer oder was da geschrien hatte.

Was, wenn der Cyberspace nicht mehr nur mein Ort war?

Wenn mir jemand meinen Safe Space der Rebellion rauben wollte? Das konnte ich nicht zulassen. Ich würde meine Kontrolle nicht abgeben. Ich würde die Oberhand behalten. Denn wenn ich sie verlor, brachte ich alle, die mir am Herzen lagen, in Gefahr. Schlimmer noch. Wenn diese Fähigkeit in die falschen Hände geriet, könnte sie von denjenigen ausgenutzt werden, die mich bis an mein Lebensende wegsperren wollten.

Wer auch immer hier drin war, musste beseitigt werden.

Ich konnte den Ursprung der Stimme nur ausmachen, wenn er nahe genug an mir dran war. Durch ein paar unschöne Experimente hatte ich herausgefunden, dass man sich im Cyberspace nicht zu weit von seinem Körper entfernen sollte. Doch ich musste das Risiko eingehen. Von Wut geleitet ließ ich meinen Geist durch die elektrischen Leitungen wandern und lauschte.

»Du scheiß Mistding! Wie soll ich da rankommen?«

Bingo!

Ich tauchte weiter und stellte mich auf einen lebensbedrohlichen Kampf gegen das magische Militär ein.

»Wieso kann ich diese Knochensäge nicht zum Schlagen benutzen? Geh kaputt du dreckiges Stück Abschaum von einem Schrank!«

Was. Zum. Dunkelstrom.

Was ging hier vor sich? Mein Geist überschlug sich vor Verwirrung, als ich die Grenze eines fucking Videospiels erreichte.

War das ein Trick? Wollte das Militär mich in einen Hinterhalt locken? Selbst, wenn es gefährlich war, musste ich wissen, was hier vor sich ging. Denn als ich das Game betrat, bewahrheiteten sich meine schlimmsten Befürchtungen:

Ich war definitiv nicht mehr der einzige Magier, der Haexing beherrschte und der den Cyberspace betreten konnte.

Der virtuelle Raum war nicht länger meine Zuflucht. Nicht länger ein Ort, an dem ich unantastbar war.

Denn vor mir stand eine gefährlich attraktive Frau mit regenbogenbunten Haaren.

 

Quest 3: V R Destined to Meet

Celeste

 

Wenn ich dachte, die beiden kleinen Mädchen mit den gruseligen Teddybären hätten mir den Jumpscare meines Lebens verpasst, hatte ich mich gewaltig geirrt. Ich kreischte auf, machte einen Satz nach hinten und hielt die rostige Knochensäge, die ich gefunden hatte, vor mich.

Aus dem Nichts war ein junger Mann aufgetaucht. Für eine Sekunde glaubte ich, er wäre einer der Wächter, die mich eben verfolgt und in einen weiteren Raum gesperrt hatten. Doch er war viel zu scharf, um in diese Pixelhölle zu passen. In zweierlei Hinsicht. Zum einen war er unglaublich detailliert. Ich hatte seit dreizehn Jahren keinen realen Menschen mehr in seiner Gesamtheit gesehen. Und der Mann, der vor mir stand, war heiß.

What. The. Fuck.

Sein Gesicht war so perfekt, dass es wie gezeichnet wirkte. Mit kantigen Wangenknochen, einer Symmetrie jenseits von Gut und Böse und sinnlichen Lippen. Seine Kleidung passte auch nicht ins Zwanzigste Jahrhundert. Er trug eine zerrissene Jeans, ein T-Shirt mit der Aufschrift »Trans rights are human rights« und eine schwarze Lederjacke darüber. Um seinen Hals hingen mehrere Ketten, seine Ohren waren gepierct und neben einigen Lederarmbändern schmückte ein herzförmiger Regenbogenring seinen Zeigefinger. Was auch immer mein Kopf sich dachte – ich hatte Geschmack.

Allerdings sah er mich so wütend an, dass ich mir sicher war, er würde sich jede Sekunde auf mich stürzen und mich umbringen. Die papierweiße Haut seiner Stirn war in tiefe Falten gelegt, als er einen Schritt auf mich zu machte.

Eines wusste ich mit absoluter Sicherheit. Er war kein Charakter aus diesem Videospiel. Aber was war er dann? Ein weiteres Gespinst meiner Fantasie? Wie konnte ich mir etwas vorstellen, was ich noch nie gesehen hatte?

»Wag es nicht, näher zu kommen. Ich bin bewaffnet«, warnte ich ihn und packte die Knochensäge fester. Er legte den Kopf schief und musterte mich. Dabei fielen ihm die lila zerzausten Haare ins Gesicht.

»Wie bist du hierhin gekommen?«, fragte er mit einem bedrohlichen Unterton.

»Hierhin? Sag mir lieber, wie ich hier wieder rauskomme«, forderte ich. Der Fremde streckte eine Hand nach meiner Waffe aus, doch noch bevor er sie greifen konnte, schlug ich mit aller Kraft gegen seinen Arm.

Er zuckte mit keiner Wimper.

»Du sagst mir jetzt sofort, wer dir beigebracht hat, den magischen Cyberspace zu betreten, oder ich zeige dir, wie eine richtige Waffe aussieht.«

»Den was?!«

Magischer … Cyber … Space? Magisch?!

Er schnaubte, machte eine Handbewegung und meine Knochensäge zerfiel in tausend Pixel.

»Ich brauch das Ding, um das letzte Rätsel zu lösen!«, blaffte ich ihn an.

»Spiel keine Spielchen mit mir. Für wen arbeitest du?«

»Ich arbeite in einem Gaming-Café, das sich V R Awesome nennt«, erklärte ich ihm ganz langsam.

»Ist klar«, erwiderte er sarkastisch. »Wo wurdest du ausgebildet, hm? Naivalis? In einem anderen Magierdistrikt?«

»Nai-was?«

Da war wieder dieses Wort. Magie.

Hatte ich zu lange mit Gideon diskutiert? Fantasierte ich mir deswegen einen attraktiven Magier herbei?

»Ich habe nicht den blassesten Schimmer, wovon du redest. Ich arbeite im V R Awesome«, wiederholte ich. »Ich will hier nur raus und weiterarbeiten, aber dieser Escape-Room ist, glaube ich, verbuggt.«

Der Fremde überbrückte die Distanz zwischen uns, packte mich mit beiden Händen an meinem Hoodie und stieß mich abrupt gegen den Schrank, mit dem ich gekämpft hatte. Ein unangenehmer Schmerz fuhr mir durch den Rücken.

»Du tust mir weh«, beschwerte ich mich keuchend.

»Wieso betrittst du auch ein Horror-Game mit eingeschalteten Sinnen? Bist du lebensmüde?«, fragte er ungläubig, ließ mich aber sofort wieder los.

»Wie. Oft. Denn. Noch?« Ich verlor die Geduld. »Ich bin nichtfreiwillig hier. Ich. Bin. Reingefallen.«

»Fuck. Dann machen wir das jetzt eben auf die altmodische Art und Weise«, brummte er und deutete auf den Folterstuhl neben uns. »Du setzt dich da hin.«

»Einen Scheißdreck werde ich tun.«

Der Fremde hob die Hände vor sich, in der sich gleißende Blitze formten. Ein kleiner schoss auf mich zu und versengte mir den Handrücken. Ich schrie auf, meine Finger verkrampften sich und ich krümmte mich zusammen. Meine rasenden Gedanken kamen nicht mit. Da war nur noch eine Empfindung, die alles einnahm: Angst.

Blanke Furcht vor der Halluzination, die ich erschaffen hatte.

»Du setzt dich da hin. Oder ich pulverisiere dich«, forderte er erneut. Wieso sehnte sich mein Kopf danach, dass ich mich selbst zerstörte? Wieso schenkte mir meine Einbildung einen attraktiven Fremden, nur um ihn gegen mich aufzuhetzen? Nichts ergab mehr einen Sinn. Mein Körper reagierte nur noch auf den Wunsch, nicht erneut verbrannt zu werden. Ohne zu protestieren, aber mit zitternden Beinen, ließ ich mich auf dem Folterstuhl nieder.

Mit der bloßen Bewegung seiner Hand schossen die Fesseln des Stuhls hoch und nagelten mich fest. Er trat nach vorne und griff meine Hand, die wie die Hölle brannte. Mein Herz setzte ein paar Schläge aus.

»Sorry«, murmelte er griesgrämig. Er verharrte, sah auf die Wunde, die er mir verpasst hatte, fluchte und fuhr mit den Fingern darüber. Sofort verebbte der Schmerz, und ich stieß erleichtert die Luft aus.

»Das ist deine Belohnung dafür, dass du kooperierst«, behauptete er und richtete sich vor mir auf. Ein schelmisches Grinsen huschte über seine Lippen. Mein Herz versuchte, die Schläge, die es ausgelassen hatte, aufzuholen. Ich stemmte mich gegen die Fesseln. Wäre ich in Baldur’s Gate und hätte Astarion vor mir, wäre all das weniger bedrohlich. Aber das hier war nicht Baldur’s Gate und auch keine sexy Geschichte. Das hier war gefährlich.

Panisch beäugte ich den Fremden, der die Hände zu Fäusten geballt hatte und auf mich herabsah, als sei ich alles, was er an dieser Welt hasste.

»Wie heißt du?«, begann er sein Verhör. Ich entschied, mitzumachen. Etwas anderes blieb mir nicht übrig. Nicht, wenn ich nicht zu Staub zerbröseln und weiter nach einem Ausweg suchen wollte. Ich würde nicht aufgeben. Nicht verlieren. Nicht mal gegen mich selbst.

»Celeste Cowcaddens. Und du?«

»Tu nicht so, als wüsstest du das nicht. Ich stelle hier die Fragen.«

»Entschuldige, wenn ich dich nicht nur als Halluzination betiteln will«, entgegnete ich atemlos. Vielleicht war es sogar besser, wenn diese Ausgeburt meiner Vorstellungskraft keinen Namen hatte.

»Was meinst du mit Halluzination?«

»Na ja. Das ist doch, was du bist. Ich bilde mir das alles hier ein. Inklusive dir.«

Der Kerl zog ungläubig die Brauen zusammen und schüttelte den Kopf.

»Was denkst du denn, wo du bist?«

»In meinem Unterbewusstsein. Bewusstlos«, erwiderte ich und wandte den Blick ab. Das laut auszusprechen, tat mehr weh, als ich befürchtet hatte. »Mir war schon den ganzen Tag schwindelig, weil ich meine Medikamente seit zwei Tagen nicht mehr genommen habe. Das V R Awesome ist ein Gaming-Café und ich sollte beim VR aufpassen. Da bin ich umgekippt und jetzt in diesem Traum von dem Spiel gefangen, das unsere Kund*innen gezockt haben.«

Obwohl ich mich von ihm abgewandt hatte, trat der Fremde an meine Seite, streckte die Hand nach meinem Gesicht aus und zwang mich, ihn anzusehen. Seine Finger waren kühl und elektrisierend, so als lauerten die Blitze unter seiner Haut.

»Was für Medikamente?«, hakte er nach.

»Zentiva.«

»Und das noch mal auf Englisch.«

»Psychopharmaka gegen Schizophrenie. Ich muss sie nehmen, damit ich keine bunten Auren sehen kann oder mir einbilde, Videospiele betreten zu können.«

Seine Augen weiteten sich. »Seit wann nimmst du die?«

»Zentiva nehme ich erst seit vier Jahren. Davor Paliperidon, aber ich habe die Injektionen auf Dauer nicht gut vertragen. Deshalb bin ich auf Tabletten zurück.«

Er seufzte schwer. »Okay, ich habe mich unklar ausgedrückt. Seit wann nimmst du Zeug gegen Schizophrenie?«

Warum erzählte ich meiner Halluzination das alles? Mein Unterbewusstsein sollte meine Krankengeschichte kennen. War das meine Art und Weise, all das aufzuarbeiten? Brauchte ich die Vorstellung eines attraktiven Fremden, der Fesselspiele mit mir durchführte, um daran zu glauben, wie krank ich war?

»Ich war zehn Jahre alt, als ich anfing, Videospiele zu betreten und die Welt in schillernd bunten Farben zu sehen«, erwiderte ich und sah ihn fest an. Ich wollte stark bleiben. Mir nicht anmerken lassen, wie angespannt ich war und wie sehr ich mir wünschte, von hier zu verschwinden. »War cool, damals. Ich konnte mit meiner neuen Sicht die besten Streiche spielen. Allerdings habe ich den Fehler gemacht und mit dreizehn meinen Eltern davon erzählt, weil sie mir eine ziemlich heftige Augenoperation aufdrücken wollten. Ich sagte ihnen, ich brauche all das nicht, weil ich mithilfe der bunten Auren besser sah als je zuvor in meinem Leben. Die OP musste ich trotzdem machen, und zusätzlich schleppten sie mich zu einem Psychiater.«

Meine Halluzination sog scharf die Luft ein und beugte sich zu mir herab. Sein Gesicht war meinem so nahe, dass ich seinen unregelmäßigen Atem auf meinen Lippen spürte. Wieder überschlug sich mein Herzschlag. Doch diesmal war ich mir nicht sicher, ob vor Furcht oder wegen seiner Nähe. In seinen silbernen Augen tobte ein wütendes Feuer. Seine Finger, die mein Kinn gehalten hatten, wanderten hoch, und er strich die Kontur meiner Wange nach, wie um mich zu examinieren. Die Sanftheit seiner Berührung passte nicht zu dem Zorn, den er ausstrahlte.

»Verdammt«, presste er hervor.

»Yep. War nicht geil«, stimmte ich ihm zu. »Wenn du genau hinsiehst, bemerkst du vielleicht meinen Katarakt. Die OP hat nämlich rein gar nichts gebracht und das Ding verschlimmert sich weiterhin.« Ich hob die Augenbrauen, damit er meine Linsentrübung besser erkennen konnte.

»Ich sehe, was du meinst.« Wir beäugten uns misstrauisch, bis er geschlagen die Luft ausstieß. »Du willst mich echt verarschen, oder?«

»Klar«, erwiderte ich sarkastisch. »Ich chille hier nur, damit du, herzallerliebste Halluzination, genauso einen miesen Tag hast wie ich.«

Ein freudloses Lachen entfuhr ihm. Endlich ließ er mich los und machte einen Schritt nach hinten.

»Wenn das stimmt, dann …« Ich hörte den Rest seines Satzes nicht.

Denn mein Kopf explodierte. Hatte ich ihn nicht besänftigt? Nein. Ich hatte mich nichtbesänftigt. Es spielte keine Rolle, ob ich mir meine Vergangenheit eingestand. Das hier war meine Strafe dafür, dass ich meine Medis nicht genommen hatte. Die Entzugserscheinungen würden mich das Leben kosten.

Denn der Schmerz, der plötzlich durch mich brannte, fühlte sich wie Sterben an.

»Hör … auf!«, schrie ich verzweifelt. »Ich … deine Fragen … beantwortet!«

Ich wollte mich gegen die Fesseln wehren, doch Muskelspasmen ließen meinen Körper erzittern.

»Netter Versuch, Spionin. Aber so leicht glaube ich dir deine wehleidige Geschichte nicht.«

Die Qualen überwältigten mich. Tränen schossen mir in die Augen.

»Bitte … Ich … Aaargh!«, flehte ich ihn an. Es war, als würde meine Halluzination mich in seinen Blitzen ertränken und gleichzeitig mit der Knochensäge meinen Kopf zersplittern. Der Raum um uns herum begann zu glitchen und wurde von grauen und weißen Balken zerrissen.

Der lilahaarige Kerl sah sich panisch um. Meine Fesseln lösten sich abrupt, aber ich konnte nicht aufstehen. Die Schmerzen waren zu allumfassend. Stattdessen krümmte ich mich auf dem Folterstuhl zusammen, der seinen Namen definitiv verdient hatte.

Der Fremde beugte sich zu mir und half mir auf einmal hoch. Auch seine Gestalt flackerte. Ich versuchte, ihn von mir zu stoßen, aber er umklammerte mich stärker.

»Hör … auf …«, wimmerte ich erneut.

»Das bin ich nicht. Wir müssen hier raus. Sofort«, befahl er mit einer tödlichen Dringlichkeit. Mein Dasein fühlte sich an, als würde es von Säure zersetzt werden.

»Sag … ich … ja. Argh!«

Schwindel drohte mich in die Dunkelheit zu ziehen. Stattdessen zog der Fremde mich an sich, platzierte seine Arme unter meinen Körper und griff meine Beine. Er hob mich problemlos hoch und rannte mit mir durch den Korridor. Hilflos klammerte ich mich an ihn und sah in sein Gesicht, das genau wie der Raum von einem gleißenden Nichts zerfetzt wurde. Am Ende des Gangs war nur noch der Umriss der bleiernen Tür, an der ich angefangen hatte. Sie war weiterhin verschlossen.

Wir waren gefangen. Wir starben. Beide.

Er setzte mich ab, hielt mich jedoch weiter an sich gedrückt, damit ich nicht vor ihm auf die Knie ging. Mit erhobener Hand deutete er auf den Ausgang, vollführte ein paar Bewegungen und in seiner Hand erschien ein Schlüssel.

»Ihr habt es geschafft«, ertönte die Stimme des Erzählers um uns herum. »Ihr könnt fliehen. Doch erwartet nicht, die Welt dort draußen wird sanfter zu euch sein.«

Endlich öffnete sich unser Gefängnis. Bevor ich etwas sagen oder denken konnte, schubste er mich durch die Tür. Weißes Leuchten sog mich auf, während er sich auflöste.

»Deine Halluzination heißt übrigens Blaze«, rief er mir nach.

Das Nächste, was ich hörte, war das ohrenbetäubende Kreischen von Krankenwagensirenen.

 

 

Blaze

 

Ich tauchte schwer atmend und orientierungslos aus dem Cyberspace auf. Selbst, wenn ich meine Sinne dort ausgeschaltet hatte, zahlten meine Muskeln es mir hier in der Realität heim. Jede Faser meines Körpers schmerzte, und ich versuchte, ein Zittern und Wimmern zu unterdrücken.

»Jesus fucking Christ, Blaze«, beschwerte sich Ashes vertraute Stimme. »Was, zur Hölle, ist passiert?«

Mein T-Shirt klebte schweißnass an meinem Brustkorb, und meine Haare hingen mir strähnig ins Gesicht. Wir waren nicht mehr beim Piccadilly Circus. Sondern in einem Park.

Ich sah mich hektisch um, rechnete fest damit, weiterhin auseinanderzufallen. Die anderen Protestierenden hatten es sich auf dem Gras gemütlich gemacht, während ich noch immer im Rollstuhl saß. Ashe, Malik und Rayna mit besorgten Gesichtern um mich herum.

»Wie viel Energie hast du in die Piccadilly Tafel reingesteckt? Wolltest du unsere Botschaften ein Jahr lang übertragen, oder wieso bist du so platt? Du musst sparsamer mit deiner Magie umgehen«, fuhr Ashe mich an, sodass ich nicht in der Lage war, meine Gedanken zu ordnen.

Ich deutete Ashe an, die Stimme zu senken. Mittlerweile sollte sier wissen, wie gefährlich es war, in der Öffentlichkeit über meine Magie zu reden. Zwar erlaubte das magische Gesetz, dass nicht-magische Familienmitglieder von den Kräften Angehöriger Bescheid wussten, aber ich wollte mich nicht mit irgendwelchen naivalisischen Anwälten darüber streiten, ob auch selbst gewählte Familie dazuzählte.

Meine Familie. Die Haexonymous. Die beste Hacktivistengruppe, die die Welt jemals gesehen hatte.

Meine Familie, die nach meinem Fund im Cyberspace in schrecklicher Gefahr schwebte.

Ich rutschte aus dem Rollstuhl auf die Wiese und winkte die Haexonymous näher heran. Wir steckten die Köpfe zusammen, wobei mich Raynas weicher Afro kitzelte und sich Ashes weißblonde Zwei-Millimeter-Haare wie eine Kiwi an meiner Stirn anfühlten.

»Da war noch jemand im Cyberspace.«

»Was? Wer? Ein Friedenswahrer? Jemand von den Rebellen?«

Ashe fuhr hoch, aber ich legte eine Hand auf siesen Rücken, um sier zurück in den Kreis zu holen.

Ich biss die Zähne fest aufeinander und ging die ganze Begegnung mit dieser Celeste noch einmal durch.

»Ich … weiß es nicht«, gab ich frustriert zu. Fuck. Etwas nicht zu wissen, bedeutete, keine Kontrolle zu haben, und das passte mir ganz und gar nicht.

»Das kann kein Zufall sein«, zischte Ashe. »Wir haben gerade ein neues Ziel ins Visier genommen und plötzlich taucht jemand in deinem Cyberspace auf?!«

Deswegen liebte ich Ashe, sier war genauso misstrauisch wie ich.

»Was soll das heißen: Du weißt es nicht?«, hakte Rayna nach.

»Das finden wir vielleicht heraus, wenn wir Blaze erst mal erzählen lassen«, warf Malik ein.

»Sie behauptete, sie sei aus Versehen ins Spiel gefallen.« Laut ausgesprochen klang die Vorstellung noch lächerlicher.

Ashe schnaubte erzürnt. »Ja nee, ist klar. Das stinkt schlimmer nach Spionin als Maliks Meerschweinchen.«

»Ey. Meine Piggies stinken nicht!«

»Bleibt beim Thema«, forderte Rayna. »Hast du sonst noch etwas über sie herausfinden können?«

Ich umriss den dreien alles, was ich gesehen und erlebt hatte. Einzig das Detail, wie unverschämt attraktiv die Fremde gewesen war, ließ ich aus.

»Es gibt also drei Möglichkeiten. Die wahrscheinlichste: Sie ist eine Spionin der Friedenswahrer. Die zweite: Sie gehört zu den Rebellen. Die dritte …« Ich zögerte. »Sie ist eine Rogue und damit komplett durch das magische System gerutscht.«

Mein ganzes Leben lang war Haexing mein größter Verdienst gewesen. Die eine Sache, auf die ich am meisten stolz war. Ich wollte nicht wahrhaben, dass eine Person, die nicht mal wusste, dass sie magisch war, ebenfalls Haexing entdeckt hatte. Das war unmöglich. Trotzdem: Wieso sollte sie sich in Lebensgefahr begeben, um mich zu verfolgen?

Ihr Cyberspace hatte sich aufgelöst. Der Grund dafür blieb mir ein Rätsel. Ich wusste nur, dass wir beide draufgegangen wären, wenn unsere Seelen zum Zeitpunkt des Auflösens in dem Videospiel geblieben wären.

»Wieso hast du sie gerettet?«, wollte Ashe wissen, so als hätte sier meine Gedanken gelesen.

»Weil …«, begann ich und kannte die Antwort selbst nicht. Als sie sich in meinen Armen verkrampft hatte, war ihre Furcht vor dem Tod real gewesen.

Egal, ob sie meine Feindin war oder nicht.

Ich wollte nicht jemandes Tod verantworten.

Nicht noch einmal.

»Weil ich herausfinden muss, für wen sie arbeitet und wer zum Dunkelstrom ihr Haexing beigebracht hat«, redete ich mich heraus. »Wenn es Friedenswahrer sind, muss ich mit weiteren Angriffen rechnen.«

»Oder sie ist wirklich eine Rogue und du hast das Leben einer Unschuldigen gerettet«, ergänzte Rayna, und ich schnaubte. So sehr ich die Idee mochte, den Helden zu spielen, war das nicht der richtige Zeitpunkt gewesen. Ich könnte mir niemals verzeihen, wenn diese Rettung meinen Haexonymous schadete.

---ENDE DER LESEPROBE---