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Hallo Leben Der Autor will zeigen, dass man Erinnerungen nicht einfach wie Müll entsorgt, sondern sammelt und aufschreibt. Er hat viele Ereignisse zu Geschichten verarbeitet und in sein Buch Hallo Leben einfließen lassen. Seine Erinnerungen setzten im Alter von 5 Jahren ein und begleiten ihn bis heute. Die Geschichten und Reiseerlebnisse sind so bunt, wie das Leben nur sein kann.
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Seitenzahl: 621
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Für meine Familie, Freunde und Bekannte, aber auch für alle Leser, die Kurzgeschichten mögen, habe ich hier einige aufgeschrieben, weil ich sie vor dem großen “Papierkorb der Zeit“ bewahren möchte.
„Die Erinnerung ist eine mysteriöse Macht und bildet den Menschen um. Wer das, was schön war, vergisst, wird böse - Wer das, was schlimm war, vergisst, wird dumm.“
(Erich Kästner)
09.12.2019 - 83 Jahre
Ich wurde am 5. Juni 1936 in Bottrop geboren.
Wegen der häufigen Bombenangriffe evakuierte man uns 1943 nach Kleinendorf Kreis Minden-Lübbecke. Hier erlebte ich meine Kindheit und Schulzeit. 1953-1956 machte ich eine Ausbildung als Industriekaufmann. Durch Aus- und Weiterbildung wurde ich EDV-Fachmann und später Organisator. Der Umgang mit Mitarbeitern und Vorgesetzten aus vielen Abteilungen und Bereichen prägte mein Leben.
Ich begann meine Erinnerungen aufzuschreiben in Tagebüchern, die ich seit meinem 18. Lebensjahr führe. 2005 wurde ich Mitglied in der Schreibwerkstatt Hüllhorst und 2012 in der Schreibgruppe Tintenfass Espelkamp.
Das Schreiben von Kurzgeschichten ist zu meinem Hobby geworden.
Georg Trümper
Vorwort
Sage nicht alles, was du weißt; aber wisse immer, was du sagst
Kindheitserinnerungen
Aufregende Blaubeerernte im August 1945
Ein spannendes Klettererlebnis
Bombenalarm
Mein erstes selbst gebautes Boot
Meine Kindheit in Ostpreußen
Leben auf dem Lande in dörflicher Gemeinschaft
Kurzgeschichten
Brücken bauen
Die Sage von der Ritterburg im Wiehengebirge
Das alte Fachwerkhaus
Träume am Schlossteich
Augenblicke
Alles Einbildung oder?
Ein Frühling mit Hindernissen
Frühlingserwachen
Herbstimpressionen – Party
Winter - die vierte Jahreszeit
Menschliche Schwächen können auch Stärken sein
Körper Geist und Seele
Güte oder Gutmütigkeit
Tod Sarah Lührmann
Zwischen Hoffen und Bangen
Bandbreite
Verlockung
Meine Fabelwesen
Der Schläfer
Erinnerungen eines Forstangestellten zur Entstehung Espelkamps
Relativität
-Fast Millionär
Vom Teufelchen und der Zitrone
Ein besonderes Klassentreffen
Jeder Käfer ist eine Gazelle in den Augen seiner Mutter
Männer und Frauen Gleiche Aufgabe – gleiche Lösung?
Große Aufregung bei Familie Zaunkönig
Sommer - die zweite Jahreszeit
Späte Versöhnung
Frische Kräfte tanken
Ironie und Sarkasmus
Wo Licht ist, gib es auch Schatten
Der alte Mann und der Vogel
Der Ball ist rund und muss ins Eckige
Das Café Waldkristall
Kunst, Kitsch und Kommerz
Reim über Kunst, Kitsch und Kommerz
Was ist Wert wert?
Gedanken über meinen Glückskeks
Eine ungewöhnliche Reise zur Konferenz der Fabelwesen
Rätselhafter Fund auf dem Kornspeicher
Momente, die den Alltag durchbrechen
Espelkamp, 28.10.2014 Mein lieber Georg
Tokkayer Wein
Im Urwald Kanadas
Brief: Liebe Tochter
Drei Hexen
Rosamunde Pilcher—Film: „Der gestohlene Sommer“
Parodie auf R.-Pilchers Film „Der gestohlene Sommer“
Schreiber, die das Schreiben lernen
Äpfel und Erdäpfel-auf dem Biohof
Im Heißluftballon über das Lübbecker Land
Auf nach Züssow zum 85. Geburtstag von Gerda
Gedanken zum Advent 2015
Ein Nikolaus berichtet
Reisen in der Vergangenheit
Eine ungewöhnliche Entdeckung
Jugenderinnerungen -- Röstkaffee
Ottokar und die kleine Meerjungfrau am Gartenteich
Winzling Willi und das Ungeheuer
Das war der Januar
Backen für den Nikolaus
Georg und die Welt von morgen
Jugenderinnerungen (das Schatzkästchen)
Der braune Bogen Einpackpapier
Spaziergang im Herbst
Ein Stück des Weges mit dem Tod an seiner Seite
Weihnachtstradition
Wie könnte mein Wunschzettel aussehen?
Stecken geblieben in einem Fahrstuhl
Eisdiele des Schreckens
Eine Geschichte mit dem Begriff orange
Renn, denn dein Schicksal verfolgt dich!
Schalt ab und zu den Kopf aus, um wieder klar zu sehen
Er nimmt ihre Hand und weiß, er wird sie nie loslassen
Du triffst im Wald ein merkwürdiges Tier was geschieht?
Ostfriesische Windmühle an der Westfälischen Mühlenstraße
Vollbremsung eines Busses verhindert Autorenlesung
Der Oktopus – ein seltsames Lebewesen
Gedächtnislücken?
Abschied
Ein goldgefiedertes Greifvogelpaar
Halloween und einige seiner Bräuche
Lebenskräfte tanken
Fenster
Verloren
Besichtigung einer 10 Millionenstadt in Osteuropa 2004
Telekommunikation im Jahr 2018
Ein nicht ganz normaler Samstag
Schreibe von der Sehnsucht
Sehnsucht - ein tierisches Gleichnis
Kohl und Pinkel
Hommage an mein Lieblingsessen Kohl und Pinkel
Was würde geschehen, wenn- die Sonne plötzlich mit grünem Licht scheint?
Eine Gutenachtgeschichte für Leser ab 14
Eine verschollene Liebe
Ein schöner Tag im Herbst
Kekse für die Adventszeit
Busfahrt endet im Restaurant
Eine vorweihnachtliche Nascherei
Eine individuelle Schreibanregung durch Literaturkarten
Man muss mal über seinen eigenen Schatten springen
Über Missgeschicke und Träumereien mit 4 Satzvorgaben.
Was würde das Kind von damals zu dem Menschen sagen, der du heute bist
Was würdest du tun, wenn du wüsstest du kannst nicht scheitern
Grabrede für einen Freund
Hauptfigur eines Buches verliebt sich in seinen Leser
Erinnerungen an die Kornernte 1950
Das dritte Wort
Ich denke, also spinn ich
Hör mal zu Jumbo - ich muss dir was erzählen!
Mache ich was falsch oder funktioniert das wirklich nicht?
Aufbruch in die unendlichen Weiten des Weltalls
Erinnerungen im Alltagsgeschehen
Miniweltreise in der Nachbarschaft
Der Zauberspiegel
Die Einladung
Ein Reicher verarmt im Weltraum und wird danach ein Museumswärter
Sei achtsam im Leben
Mutige Frauen im Iran
Reiseerlebnisse
Entdeckung eines Bergdörfchens bei Hercegnovi früher Jugoslawien
Kururlaub in Bad Soden-Salmünster
Im Doppeldeckerbus an die Costa Brava
Ausflug nach Leipzig
Flugreise in die Türkei am 14.04.2002
Urlaub in Spanien
Auf nach Kanada am 23.07.2003
St. Petersburg – Moskau mit dem Flussschiff
Zu Gast in einem Vielsterne-Hotel am Rande der Sahara
Reise in die DDR am 30.04.1989
Dieses Zitat von Matthias Claudius ging mir durch den Kopf als ich die Geschichten für dieses Buch zusammenstellte.
Es hat meine spätere Tätigkeit als Organisator besonders geprägt:
In 8 Lehrgängen an der Akademie für Führungskräfte der Wirtschaft in Bad Harzburg war es das Ziel, einen neuen Führungsstil, Arbeitsplatzanalysen, Stellenbeschreibungen und Führungsanweisungen zu erlernen. Ich war damals ein junger Mann um die 40, als ich mich dieser Herausforderung stellte.
Die Firmenleitung übertrug mir das Projekt, einen neuen Führungsstil und zwar „Führung im Mitarbeiterverhältnis.“ einzuführen, was bedeutet:
Die betrieblichen Entscheidungen werden nicht mehr nur von einigen Führungskräften des Unternehmens getroffen, sondern jeweils von den Mitarbeitern auf den Ebenen, zu denen sie wirklich gehören. Der Mitarbeiter trägt die Handlungsverantwortung, der Vorgesetzte die Führungs-verantwortung.
Alle wussten damals, dass es eine sehr umfangreiche, langfristige Aufgabe werden würde und die Belegschaft gründlich darauf vorbereitet werden musste.
Meine Aufgabe war, die Mitarbeiter und deren Arbeiten bis ins Detail kennen zu lernen.
Ich begann die Bereichsleiter, die Abteilungsleiter und dann die Mitarbeiter zu befragen. Geduldiges Zuhören war das oberste Prinzip. Dadurch erwarb ich ein sehr großes Wissenspotential. Es war manchmal sogar sehr gefährlich, mit diesem Wissen richtig umzugehen. Allmählich lernte ich, welche Aufgaben tatsächlich von den Mitarbeitern durchgeführt wurden und welche Arbeiten von anderen Bereichen abgeschoben wurden.
Dieses Wissen war wie scharfe Munition, die jederzeit auch in meine Richtung explodieren konnte.
Es war ein stahlharter Lernprozess, den ich durchlaufen habe.
Je öfter ich mir die Hörner abstieß, desto härter wurde es.
Die Einführung des neuen Führungsstiles dauerte mehrere Jahre, weil es sehr mühsam war, von allen Führungskräften und Mitarbeitern Stellenbeschreibungen und Führungsanweisungen zu erstellen.
Welche gewaltige Aussagekraft in dem Zitat von Matthias Claudius steckt, habe ich in allen Phasen meiner beruflichen Laufbahn zu spüren bekommen.
Damals musste ich vieles detailliert beschreiben. Heute kann ich mir selber aussuchen, was ich schreiben möchte. Ich wählte kurze Geschichten und Erinnerungen aus meinem Leben.
Ich greife auch gern auf wichtige Ereignisse und Gedanken zurück, die ich meinen Tagebüchern anvertraut habe.
Es ist die Liebe zum Schreiben, die ich mit 15 entdeckte.
Meine Freundinnen haben sich damals immer über Liebesbriefe von mir auf selbst gestaltetem Briefpapier gefreut.
Vier Freunde: Herbert, Willi und Markus, die Zwillinge und ich, hatten eine Idee.
Herbert, der älteste der Gruppe und gleichzeitig Anführer, hatte vor wenigen Tagen seinen 15. Geburtstag gefeiert. Die Zwillinge waren 11 und ich, als jüngster, gerade 9 Jahre alt, als wir beim Kühe hüten einen Entschluss fassten: Wir wollten Blaubeeren sammeln gehen. Dafür gab es in Espelkamp einen guten Platz.
Nachdem der schwierigste Teil, das Überzeugen unserer Eltern, geschafft war, hätte es eigentlich losgehen können. Schließlich hatten wir den Ausflug schon sorgfältig vorbereitet und uns mit großen, verschließbaren Milchkannen ausgerüstet. Mit Blick auf meine Schuhe gab Herbert jedoch zu bedenken: „Du, Georg, es ist ein weiter Weg, mindestens 7 km!“ Wie recht er hatte, meine Schuhe waren viel zu klein! Das wäre ein schmerzhafter Spaziergang geworden. So mussten meine Holzschuhe herhalten.
Schnell nagelte ich Gummistücke von einem alten Autoschlauch darunter. Jetzt würde ich ohne zu klappern gut vorwärts kommen. An jedem Fuß wurden die Holzpantinen noch mit 2 zusätzlichen Einmachgummis für Weckgläser gesichert. Perfekt! Voller Erwartung marschierten wir zum Bahnhof nach Rahden. Von dort aus ging es schnurstracks an den Bahngleisen entlang. Als wir die Häuser fast hinter uns gelassen hatten, liefen wir – wie Kinder nun mal so sind - in einer Art Hüpfgang direkt auf den Schwellen weiter. Am Ziel angekommen, war das Gelände durch ein riesiges Metalltor verschlossen. Enttäuschung stand auf unseren Gesichtern! Getreu nach dem Motto: Hindernisse können überwunden werden, machten wir uns auf die Suche. Schon bald entdeckten wir eine Vertiefung im Boden. Hier konnten wir unter dem Zaun hindurchkriechen. Einige Zeit später stießen wir auf eine freie Fläche mit herrlich duftenden und reifen Blaubeeren. Das Pflücken machte großen Spaß, denn die eine oder andere Beere verschwand nicht in unseren Kannen, sondern im Mund. Auch Herbert trug zu unserer Unterhaltung bei. Er hatte viele Geschichten seiner Oma im Kopf, die er nach eigenen Vorstellungen, so wie es ihm gefiel und gerade passte, veränderte. Vertieft in seine Worte hörten wir gespannt zu. Doch plötzlich knackte es im Gebüsch und jemand befahl mit tiefer Stimme: „Stand up, boys!“ Zu Tode erschrocken fuhren wir herum. Hinter uns stand ein mit Gewehr bewaffneter Soldat. Sein finsterer Blick versprach nichts Gutes. - -
Keiner von uns hatte mit so etwas gerechnet! Hätten wir das nicht müssen? 1945!? Nachkriegszeit!? In einem Sperrgebiet bzw. Munitionslager!!!? Doch, eigentlich schon, aber die Abenteuerlust war stärker. --
„Ah, blueberry, very gut“, hellte sich seine Miene unerwartet auf, und er lächelte uns an. Die Erleichterung, die wir verspürten, hielt jedoch nicht lange an, denn schon griff er zu seiner Pistolentasche. Vor Schreck stand uns der Mund, in den wir eben noch so fröhlich Blaubeeren geschoben hatten, weit auf. Hoffentlich erschießt er uns nicht, fuhr es mir durch den Kopf. Voller Furcht schaute ich die anderen an. Auch ihnen stand die nackte Angst ins Gesicht geschrieben. Niemand wagte es, sich zu rühren. Ungeachtet dessen beschäftigte sich der Soldat weiter mit seiner Pistolentasche, öffnete den Druckknopf, hob die Lasche, sah uns noch einmal forschend an und zog etwas Längliches heraus. Doch was kam da zum Vorschein? Das konnte doch nicht wahr sein! Eine ganze Tafel Schokolade! Mit einem Augenblinzeln warf er sie Herbert zu, der die köstliche Gabe geschickt auffing. Unsere Gefühle fuhren Achterbahn: Angst, Schrecken und Erleichterung rasten an uns vorbei. Am Schluss überwog allein die Freude. Lächelnd verschwand der Offizier wieder im Gebüsch. Gott sei Dank, der Schock war bald überwunden, die Schokolade köstlich, vor allem nach dem Krieg 1945! Der Heimweg verging wie im Flug, obwohl die Kannen zum Schluss immer schwerer wurden.
Ein spannendes Klettererlebnis
Im Jahre 1941 war ich ein wissbegieriger, kleiner Knirps von fünf Jahren und habe, wie meine Mutter mir später erzählte, allen Leuten „Löcher in den Bauch“ gefragt. Alles wollte ich genau wissen, alles untersuchen. Ich kann mich noch sehr gut an eine Kletterpartie aus dem ersten Stock unserer Wohnung in Bottrop erinnern. Mutter wollte zum Kaufmann um die Ecke gehen. Bevor sie die Zimmertür abschloss, sagte sie noch zu mir: „Sei brav und spiele schön. Ich bin bald zurück!“ Als Kind hatte ich noch keine richtige Zeitvorstellung. Irgendwann wurde mir langweilig und so begann ich, mein Umfeld zu erforschen. Ich schob einen Stuhl an die Fensterbank, kletterte hinauf und öffnete das Fenster. Mit den Füßen voran und mit den Händen in den Blättern und Ästen hangelnd, wagte ich mich immer ein Stückchen mehr nach unten an dem wilden Wein entlang. Es knackte und raschelte fürchterlich und plötzlich ging es immer schneller abwärts. Schließlich erreichte ich unbeschadet den Boden. Sofort machte ich mich auf den Weg zum Kaufmann, den ich ja schon oft gegangen war. Frau Karwelage hatte mich in ihr Herz geschlossen und immer ein paar rote Bonbons aus dem großen Glas mit gelbem Deckel für mich. Meine Mutter drehte sich um. Als sie mich wahrnahm, schrie sie auf: „Wie kommst du denn hierher? Hat dir Oma die Tür geöffnet?“ Ich erzählte ihr von meinem Abstieg aus dem Fenster. Vor Schreck rutschte ihr die Hand aus und ich erhielt eine solche Ohrfeige, dass ich mich um die eigene Achse drehte. Daran kann ich mich am besten erinnern. Niemals wieder habe ich eine derartige Backpfeife erhalten.
Ich glaube, sie war froh, dass mir nichts passiert war, und tröstete mich anschließend.
Bombenalarm
1943 wohnten wir in Bottrop, im Ruhrgebiet. Die Häuser der Bergmannsiedlung lagen nur wenige Meter von der Mauer des großen Werkes Ruhröl / Ruhrgas entfernt. Dieser gewaltige Komplex war ein beliebtes Ziel der Kampfflugzeuge (Kampfverbände) der Engländer. Kaum eine Nacht verging, in der die Sirenen nicht heulten.
Meine Mutter legte uns jeden Abend vollständig angezogen in eines der Ehebetten. Sie wartete nur darauf, dass das Licht der Ruhröl-AG ausgeschaltet wurde. Dann weckte sie uns auf, setzte meinen jüngeren Bruder in den Kinderwagen und machte sich mit uns auf den zwanzigminütigen Weg zu einem Luftschutz-Bunker. So schnell es ging, rannten wir ihm entgegen. Doch in dieser Nacht war alles unheimlicher als sonst. Die Sirenen heulten in markerschütterndem, schnellem Rhythmus. Alles vermischte sich noch mit dem dumpfen Brummen der Militärmaschinen, die sich jetzt fast über uns befanden. Von oben kam ein fürchterliches Zischen und Heulen auf die Straße nieder. Plötzlich tauchten direkt hinter uns gleißende Flammen auf. Die geteerte Straße brannte lichterloh. Einige der Schutzsuchenden wurden von dem Phosphor getroffen. Wir sahen sie noch als brennende Menschenfackeln wild um sich schlagend herumlaufen, bis sie schreiend in verschiedene Richtungen auseinanderströmten. Die letzten 200 m bis zum Bunker rannten wir um unser Leben.
Schnell öffneten sich die Türen. Kräftige Hände zogen uns hinein. Dann brach meine Mutter erschöpft zusammen. - Dieses schreckliche Erlebnis hat sich in meine Kinderseele eingebrannt und verursachte noch eine lange Zeit schlimme Träume. Von diesem Tage an ist meine Mutter niemals mehr mit uns in diesen Bunker geflüchtet. Stattdessen hat sie es vorgezogen, im eigenen Keller Schutz zu suchen, selbst auf die Gefahr hin, dort vor den verschiedenen Bomben- und Minenarten nicht sicher zu sein. Im Sommer 1943 wurden wir aus der Gefahrenzone nach Rahden – Kleinendorf evakuiert. Dort konnte ich meine Kindheit ohne Fliegeralarm genießen. Nur ein einziges Mal beobachteten wir zwei Militärmaschinen, die ihre Bombenlast sowie einen Benzintank abwarfen. Alles landete auf dem frisch gepflügten Acker des Bauern Bückendorf. So plötzlich wie die Bomber auftauchten, so schnell waren sie auch wieder fort. Außer den zwei großen Löchern der Bomben war nichts zu sehen. Doch was uns kleine Bengel besonders interessierte, war der silbrig glänzende Benzintank. Mein Freund Rudolf und ich zogen ihn hinter uns her und versteckten ihn in einer alten Scheune. Drei Jahre später war es genau dieser Flugzeug-Benzintank, den ich zum Bau eines Paddelbootes verwenden wollte. Aber das erzähle ich in der nächsten Geschichte
Mein erstes selbst gebautes Boot
Schon seit Wochen reifte in meinem Kopf der Plan, ein eigenes Boot zu bauen. Längst hatte ich Onkel Hermann gefragt, ob ich seine Werkstatt benutzen dürfe. Mit seiner Erlaubnis konnte ich mir den Schlüssel nehmen, wann immer es notwendig war.
Schließlich kannte ich mich inzwischen recht gut dort aus, denn Onkel Hermann, ein alter Zimmermann, hatte mir schon oft fachgerechte Anleitung zur Benutzung der Werkzeuge gegeben.
Mein erstes selbst angefertigtes Stück war ein Bücherregal, das genau hinter mein Bett passte. Stolz verfolgte der Onkel meine Fortschritte. Nun wollte ich mein eigenes Wasserfahrzeug bauen.
Zuerst musste der versteckte Flugzeugtank, den zwei englische Bomber in den letzten Kriegstagen 1945 abgeworfen hatten, aus Nachbars Scheune hervorgeholt werden. Unter vielen Lagen Stroh kam der Leichtmetalltank zum Vorschein. Ich schaffte ihn in die Werkstatt und begann, meine Baupläne zu entwerfen.
Meine Kenntnisse in Geometrie und Maßstabsrechen konnte ich nun praktisch anwenden und so beschloss ich, den Bauplan im Maßstab 1:5 auf weißen Karton zu zeichnen. Die Maße des Flugzeugtanks waren: 2,50 m Länge und in der Mitte einen Umfang von 1,32 m. Den Durchmesser teilte ich durch Π (3,14). Das ergab eine Breite von 40 cm.
Doch nun begannen erst die Schwierigkeiten. Um den Tank zu halbieren, bedurfte es einer kräftigen Blechschere. Da Onkel Hermann so etwas leider nicht besaß, lief ich zu Quaden Wilhelm, der am Ende des Weges „Up den Thie“ seine Schmiede hatte. „Dach Willem“, begrüßte ich ihn. „ Kiek di mol en beeten üm, ik kome gliks“, antwortete er. Geradewegs steuerte ich auf die Wand zu, an der viele seiner Werkzeuge hingen. Wenig später stand er neben mir, klopfte mir derb auf die Schulter, und wir gingen gemeinsam ein Stück weiter. Dabei berichtete ich von meiner Idee, ein Boot aus einem Benzintank zu bauen und natürlich von den Schwierigkeiten, diesen Tank in der Mitte durchschneiden zu müssen. Er griff nach einer großen Blechschere und zeigte mir, wie man damit umzugehen hatte. Sein Rat, dabei beide Hände zu benutzen, sollte sich noch als nützlich erweisen Wieder zurück an meinem Arbeitsplatz, stand ich vor dem Flugzeugtank und überlegte, wie ich beginnen könnte. Die Mitte des Tankes war gut zu ermitteln, dort verlief eine Naht.
Hier war die Verstärkung angebracht für die inneren Querstreben. Zuerst einmal musste ein Loch in den Tank gestemmt werden. Dazu kam mir ein Zinken von einer Eisenegge gerade recht.
Mit Schraubzwingen gelang es, den „Bootsrumpf“ zu befestigen.
Nun kletterte ich auf einen alten geflochtenen Korbstuhl, nahm die Blechschere in beide Hände und begann, immer an der Naht entlang zu schneiden. Es wird wohl einige Stunden gedauert haben, bis ich mit dem Schneiden fertig war. Doch die harte Arbeit hatte sich gelohnt. Es sah sehr gut aus im Inneren meiner Jolle.
Die Querstreben saßen an der richtigen Stelle. Ein Brett von ungefähr 2 cm Stärke passte genau über die Spanten, ohne Löcher bohren zu müssen. Die scharfen Kanten wurden mit dem Zimmererhammer und einem Stück Dachlatte bearbeitet. Jetzt musste mein Werkstück umgedreht werden. Die runde Wölbung bearbeitete ich mit dem dicksten Hammer, der vorhanden war und der zum Schluss so schwer wurde, dass ich ihn in beide Hände nehmen musste. Mit meinen Holzschuhen wurden die dickeren Beulen geglättet. Hierzu kletterte ich ins Boot, hielt mich am Rand fest und sprang auf und nieder. Zum Schluss war der Boden meines Wasserfahrzeuges einigermaßen glatt und ich stolz auf mein „Meisterwerk“!
Probefahrt auf der großen Aue
Mein Boot erhielt den Namen “Georg“. Ich fieberte dem Tag der Probefahrt entgegen. Unser Handwagen sollte zum Transport dienen. Vorn und hinten entfernte ich die Bretter zwischen den Rungen, legte das Boot in die Mitte und band es mit mehreren Bindfäden fest. Außerdem wurde vorn in der Öse ein Kälberstrick eingehakt. Mein Freund Herbert wollte mich begleiten, und gemeinsam machten wir uns mit dem Gespann auf den Weg zur großen Aue. In den Tagen zuvor hatte es viel geregnet, so dass der Fluss bis zum Rand voller Wasser war. Der Einstieg in die Jolle erwies sich als schwierig. Doch als ich endlich saß, gab Herbert mir mit der Wagendeichsel einen kräftigen Anstoß.
Schon bald war die Mitte der großen Aue erreicht. Durch die starke Strömung gewann mein kleines Gefährt schnell an Fahrt.
Mutig geworden, wollte ich mein Paddel einsetzen. Doch durch eine zu ruckartige Bewegung drehte sich das Boot, und mein Kopf verschwand unter Wasser. Nur mit großer Anstrengung gelang es mir, mich zu befreien und an Land zu schwimmen. Mit Schuhen und dicker Jacke war das gar nicht so einfach. Von dem schönen Boot war nichts mehr zu sehen. Herbert reichte mir die Deichsel und zog mich heraus. Es war bitterkalt. Meine Kleidung trockneten wir über dem Zaun eines Kuhunterstandes. Herbert zog seine Jacke aus und wir krochen beide darunter. Ich konnte gar nicht so schnell zittern wie ich fror. Durch den eiskalten Wind war meine Kleidung steif gefroren. Zum Glück kehrten wir unversehrt nach Hause zurück. Meine Mutter war blass vor Entsetzen, nachdem sie alles erfahren hatte. Mit Handtüchern wurde ich so trockengerieben, dass bald wieder Leben in meine Gliedmaßen kam. Nach einem großen Glas heißen Tee mit Zucker und frischer Wäsche ging es mir bald wieder gut. Krank bin ich nicht geworden! Dass ich am nächsten Tag zur Schule gehen konnte, daran erinnere ich mich auch nach fast 60 Jahren noch.
Meine Kindheit in Ostpreußen
Dieses Thema ist durch eine Schreibaufgabe entstanden. Wir sollten ein Buch aus dem Regal nehmen und den ersten Satz für unsere Geschichte verwenden.
Ich wählte das Buch des Autors Dr. med. Eckart von Hirschhausen: „Wunder wirken Wunder“ Sein erster Satz lautete:
„Wenn ich als Kind hingefallen war, tröstete mich meine Mutter, pustete und sprach immer die magischen Worte: „Schau Eckart, da fliegt das Aua durchs Fenster!“
Dieser Satz könnte auch von meiner Mutter gewesen sein, denn sie hatte für fast alle Ereignisse auch immer bestimmte Redewendungen parat, die mich ablenken sollten. So werden Kindheitserinnerungen wach, die ich bis heute nicht vergessen habe und die für meine Geschichte passen könnten. Wenn ich daran denke, wie oft ich mit aufgeschrammten Knien, blutenden Fingern und zerrissenen Hosen Trost suchen musste, dann kann ich verstehen welche beruhigende Wirkung von den Sprüchen unserer Eltern und Großeltern ausging.
Kindheitserinnerungen habe ich seit dem 5ten Lebensjahr. Meine Mutter und ebenso andere Mütter mit ihren Kindern sollten vor den Bombenangriffen im Ruhrgebiet in Sicherheit gebracht werden. Dieses Privileg hatten besonders die Familien der Bergleute, die für den Kohleabbau unentbehrlich waren. Da meine Großeltern aus Ostpreußen von einem großen Bauerngut stammten, durfte Mutter wählen, nach dorthin evakuiert zu werden. Es war ein kleiner Ort Tolniken von etwa 150 Einwohnern ungefähr 15 km vor Königsberg gelegen. Viele Mitarbeiter waren bei dem Großgrundbesitzer Ochsenknecht beschäftigt, der einen Hof von 550 ha zu bewirtschaften hatte. Dort machte ich erste Erfahrungen mit Menschen und Tieren auf dem Gutshofhof. Das Ehepaar hatte keine Söhne, sondern nur 2 Töchter Erika 10 Jahre und Paula 18 Jahre alt. Ich wurde in einer kleinen Landschule, die 4 Klassenräume besaß, eingeschult. Der Gutsherr ließ es sich nicht nehmen, jeden Morgen „seine 3 Kinder“, wie er immer stolz sagte, selbst zur Schule zu fahren. Ich erinnere mich heute noch wenn Onkel Ochsenknecht (so nannte ich ihn) in seinen blankgeputzten Lederstiefeln in den Stall ging und den schwarzen Hengst vor die Kutsche spannte.
Wenn er zurückkam schloss er die Stalltüre. Der Hengst schaute zur Seite, wieherte kurz und stampfte mit dem Vorderhuf auf den Boden. Er konnte es kaum abwarten, dass es endlich losging. Ein Landweg führte uns an Wiesen, Ländereien und Wäldern vorbei. Nach 10 Minuten erreichten wir den Markt und die Schule, die hinter einer Rosenhecke versteckt war. In unserem Klassenraum unterrichtete Fräulein Ludrigkeit die Klassen 1-4 gleichzeitig. Gerti, die Tochter unserer Köchin und ich waren die Erstklässler, 2 Jungen gehörten zur Klasse 2 und die übrigen 7 Schüler besuchten Klasse 3 und 4. Der Unterricht war sehr spannend für mich, denn ich lernte gleichzeitig auch das mit, was für die beiden Jungen in der Klasse 2 bestimmt war. Allerdings hatte ich keine so guten Erinnerungen an den übrigen Vorfällen, die mir passierten. Das lag an dem angriffslustigen Schafsbock und dem laut schreienden Gänserich. Selbst wenn Erika und Paula, die Geschwister, mich an die Hand nahmen, kam es immer wieder vor, dass sich der Gänserich und 20 Gänse mit lautem Geschrei und Flügel schlagend auf uns stürzten. Mich allein pickte er heraus und zupfte heftig an der Kleidung. Oft hatte es auch der Schafsbock auf mich abgesehen. Mit einem gezielten Schubs gegen meinen Allerwertesten flog ich in hohem Bogen durch die Luft. Ich schien wohl doch noch nicht richtig zum Hof dazu zu gehören.
Der große schwarze Hengst, der uns jeden Morgen zur Schule brachte, mochte mich aber sehr gut leiden, denn ich durfte ihn streicheln und sogar reiten. Einmal setzte mich der Stallmeister auf das große Pferd und gab ihm einen Klapps. Übermütig verspürte der Hengst wohl seine Freiheit und galoppierte mit mir die letzten 500 m in Richtung Stall. Ich legte mich flach nach vorne und hielt mich in seiner Mähne fest. Auf den letzten Metern nahm er die Geschwindigkeit zurück und ging ganz gemütlich durch die geöffnete Stalltüre. Er wartete geduldig bis jemand kam und mich auf den Boden stellte.
Die schönsten Erlebnisse jedoch hatte ich an den verschneiten Winter, wenn Onkel Ochsenknecht unseren stolzen Hengst vor den großen Schlitten spannte. Wir Kinder durften auf die hintere Bank Er hüllte uns in ein Bärenfell, sodass nur noch die Gesichter heraus guckten. Dann sausten wir auf schnellen Kufen durch die Winterlandschaft. Diesmal waren wir schon von Ferne zu hören, weil unser Pferd 2 Glöckchen am Geschirr baumeln hatte.
Die Bäuerin, Tante Klara, steckte mir immer eine Dose in den Schulranzen, die mit Gänseschmalzbroten gefüllt war. Unsere Lehrerin, Fräulein Ludrigkeit, mochte diese ebenfalls sehr gern.
Mutter bekam in Ostpreußen sehr großes Heimweh. Es war ihr unheimlich dort in der rauen Umgebung. Sie hielt es einfach nicht länger aus. Nach etwa 9 Monaten reisten wir zurück in unsere Bergarbeiter Siedlung nach Bottrop. Die Bombenangriffe wurden jedoch immer stärker und eine neue Evakuierung war schon wieder geplant, diesmal in den Kreis Minden Lübbecke.
Das ist jedoch eine eigene Geschichte.
Espelkamp, den 20. November 2018
Leben auf dem Lande in dörflicher Gemeinschaft
In dieser Geschichte schildere ich einen Ausschnitt meines Lebens auf dem Lande im Kreis Minden-Lübbecke.
Hier habe ich das Landleben besonders intensiv in meiner Kindheit und Jugend kennengelernt. (1943 bis 1956) Danach bin ich nach Espelkamp gezogen und habe die Dorfgemeinschaften aus meiner neuen Umgebung beobachtet. Die guten Kontakte zur früheren Landbevölkerung und deren Nachkommen blieben aber weiter erhalten. Viele Erlebnisse stammen aus meinen Tagebucheintragungen und aus Gesprächen mit Freunden und Bekannten.
Ich wurde in Bottrop im Ruhrgebiet geboren. Im August 1943 als die Bombenangriffe der Engländer immer heftiger wurden, hat die Stadt entschieden, die Frauen und Kinder der Bergarbeiter zu evakuieren.
Als Knirps von 7 Jahren wurde ich in einem kleinen Dorf in Klasse zwei der Volksschule eingeschult. Das Dörfchen trägt sogar den Namen „Kleinendorf“ und liegt bei Rahden in Westfalen. Ich kann mich noch gut an den ersten Tag unserer Ankunft erinnern, weil uns ein Landwirt mit einem Leiterwagen vom Bahnhof Rahden abholte, der mit frischem, herrlich duftendem Heu ausgelegt war. Wir waren die letzten, die er abliefern musste, nämlich meine Mutter, meinen Bruder und mich. Ein zornig schimpfender Landwirt stand mitten in seiner Hofeinfahrt und hielt eine Mistgabel auf uns gerichtet. Die Bäuerin aus der Nachbarschaft packte meine Mutter am Ärmel und führte uns zu ihrem Bauernhof. Wir wurden freundlich aufgenommen. Das Ehepaar selber hatte keine Kinder.
Der Klassenlehrer der Volksschule beachtete mich überhaupt nicht, weil er einen Groll gegenüber Evakuierten hegte. Ich meldete mich selbständig zur Realschule an und bestand die Aufnahmeprüfung mit ordentlichen Ergebnissen.
Das wurde meinem Klassenlehrer dann doch zu „bunt“. Er bestellte Mutter zur Schule und wollte sie mit lauter Stimme ein wenig einschüchtern. „Wenn der Vater Bergmann ist, könnte der Sohn ebenfalls Bergmann werden. Auf der Realschule hätte er dann aber nichts zu suchen. Wir sollten am besten wieder verschwinden. Unsere Mutter schickte mich trotzdem zur Realschule. Ich bekam neue Lehrer. Einige von ihnen hatten an Gymnasien in der Umgebung unterrichtet; mussten aber gerade eine „Entnazifizierungsphase“ durchlaufen. An Realschulen durften sie unterrichten, an Gymnasien jedoch noch nicht.
So startete ich mein Leben in ländlicher Umgebung. Ich wurde im wahrsten Sinne des Wortes groß und stark und das Leben in Kleinendorf fand ich wirklich gut. Das Schulgeld von 15 Mark monatlich habe ich mir damals selber verdient, weil ich die Tageszeitungen ausgetragen habe. Wir hatten deshalb stets genügend Geld für Klassenfahrten, Möbel und weitere kleine Anschaffungen zur Verfügung.
Von den Bauern wurde ich akzeptiert. Ich unterhielt mich mit ihnen auf Plattdeutsch und konnte kräftig zupacken. An einem Nachmittag beim Zeitungaustragen holte ich den Viehhändler mit dem Fahrrad ein. Als ich mit ihm auf gleicher Höhe war, fragte ich ihn: „Na Heinrich, wat kosset denn de Schwiene?“ „ Warümme wuld du dat den weten?“ „Nachbars Sofi kunn di fif van knappe dreii zentner verkoupen.“ „Es goud, säch ör ik kome vorbi.“
Etwa mit 13 Jahren beherrschte ich alle Arbeiten, die auf einem Bauernhof zu tun waren. Ich wurde Mitglied im Sportverein Rahden. Meine Stärken waren Leichtathletik und Kraftsport.
Beim Ringen waren mindestens ein Sportlehrer und einige Schüler erforderlich, um mich auf die Matte zu zwingen.
Der Bauer, bei dem wir lebten, war gelernter Zimmermann und brachte mir den Umgang mit Werkzeugen bei. Er gab mir sogar seinen Werkstattschlüssel, sodass ich jederzeit dort arbeiten konnte. Mit 13 baute ich mir ein Boot aus einem Flugzeugtank und mit 14 ein Bücherregal, das genau die Breite meines Bettes hatte. In den Schulferien nahm mich der Zimmermann mit auf die Baustellen, weil damals viele alte Bauernhäuser neue Dächer bekamen. Ich war immer ganz stolz wenn der Meister unter dem Richtkranz seine Rede hielt. Dann saß ich mit einigen anderen Zimmerleuten auf dem Firstbalken und hörte gespannt zu. Die Zeit möchte ich nicht missen.
Sie hat mein Leben geprägt und ist bis heute in meinen Erinnerungen fest verankert.
Anfang März 1953 fuhr ich mit dem Rad zu einer neu gegründeten Firma nach Espelkamp. Im Eingang stand ein freundlicher Herr, den ich mit Fragen überhäufte. Er hörte geduldig zu und wollte wissen wer ich bin. Dann stellte er sich als Dr. Erich Naue, Gründer der neuen Firma vor und bestellte mich einige Tage später zu sich. Ich wurde sein erster Lehrling, der zum Industriekaufmann ausgebildet wurde. Alle drei Jahre meiner Lehrzeit bin ich bei Wind und Wetter die 10 km von Kleinendorf nach Espelkamp gefahren. Auf diese Weise habe ich gleichzeitig das Landleben und die Gründung der neuen Stadt Espelkamp kennengelernt. Ich habe schnell begriffen, dass einmal geschlossene Freundschaften auf dem Lande etwas sehr kostbares sind und dass man immer füreinander da ist, auch ohne viel Worte zu verlieren.
Aus der Ferne musste ich erleben, wie viele Landwirte so nach und nach ihre Betriebe schlossen oder starben. Einige Höfe haben aber doch noch weitere Generationen erlebt.
Der Enkelsohn meines bekannten Landwirtes heiratete eine Bankangestellte, die sich hervorragend mit Computern auskannte. Sie modernisierten nach dem Tode der Eltern die Stallungen.
Als die Kinder der Ehefrau geboren wurden, gründeten sie einen Schweinemastbetrieb. Der Ehemann, gelernter Landmaschinenbauer, konnte seinen Beruf Vollzeit ausüben. In Spitzenzeiten haben sie sogar bis zu 1000 Schweine gemästet in ihren automatisierten Stallungen. Die Ehefrau steuerte den Mastbetrieb mittels spezieller Computerprogramme der Landwirtschaftskammer und führte die erforderlichen Kontrollgänge und Sicherheitsmaßnahmen durch. Eine erstaunliche Leistung für einen landwirtschaftlichen Nebenerwerb mit 2 Erwachsenen und 2 Kindern.
Das waren Beobachtungen und Erinnerungen zu dem Thema „Leben auf dem Lande“
Espelkamp, den 28. 02 2019
Als ich mir über dieses Thema Gedanken machte, musste ich feststellen, dass es unterschiedliche Bedeutungen gibt.
Im ersten Abschnitt handelt es sich um Brückenbauer, die Brücken erschaffen haben, damit sie zu Fuß, mit dem Auto oder der Bahn überquert werden können. Eines haben sie jedoch gemeinsam: Sie überbrücken Hindernisse wie Täler, Flüsse, Seen, Meeresengen, Wohnsiedlungen und vieles mehr. Einige Brücken sind wegen ihrer besonderen Bauweise oder ihrer historischen Bedeutung besonders bekannt und berühmt geworden.
In Kanada stand ich vor der12 km langen Confederationsbücke, deren Ende nicht zu erkennen war. Ich erinnere mich auch noch sehr gut an die Brücke von Mostar in Bosnien-Herzegowina. Vor der Zerstörung im Krieg, Anfang der neunziger Jahre, habe ich sie mehrfach überschritten. Damals sprach ich mit einem 15 jährigen Schüler, der von dem 30 m hohen Torbogen mit dem Kopf voran in das eiskalte Wasser der Neretva sprang. Voller Stolz schrieb er später, dass nach 10 Jahren Bauzeit die Brücke mit den alten Steinen wieder aufgebaut wurde und die Hoffnung über die Barbarei des Krieges gesiegt hat. Die Brücke von Mostar zeigt den einzigartigen Übergang von der Unterdrückung zur Freiheit. Sie macht aber auch deutlich, dass der Freiheitsdrang der Menschen viel größer ist, als alle politische Willkür.
Ein weiterer Abschnitt handelt von Brücken, die man körperlich nicht betreten oder überbrücken kann. Diese sind allerdings oft schwieriger zu errichten als Brücken aus Stein, Eisen und Mörtel.
Hier gilt es, folgende Brücken zu bauen:
Von der Gegenwart in die Zukunft
von Völkern zu anderen Völkern
von Menschen zu Menschen
von der Dunkelheit zum Licht
von der Traurigkeit zur Freude
von der Mutlosigkeit zur Begeisterung
Zahllose „Baumeister“ versuchen ständig, solche virtuellen Brücken zu errichten, aber oft sind es ganz Unbekannte, die Großes bewirken, weil sie dem Geist der Zeit weit voraus waren.
Wir können ebenfalls unseren Teil dazu beitragen, wenn wir ganz einfach an den vielen kleinen Schritten mitwirken, die dazu erforderlich sind.
Brücken schlagen, bzw. Kontakte knüpfen zu Menschen, die wir bewusst oder unbewusst vernachlässigt haben, sollten unsere neuen Aufgaben werden. Dabei müssen wir uns bemühen, in gewisser Weise „goldene Brücken“ zu bauen. Gemeint ist damit, dass wir diesen Menschen das Nachgeben erleichtern. Hier werden für beide Seiten Auswege aufgezeigt, festgefahrene Situationen friedlich beizulegen.
Dieser Weg bedarf allerdings einer gewissen Beharrlichkeit, denn es funktioniert nicht so schnell wie der Druck auf einen Lichtschalter.
15.07.2013
Die Sage von der Ritterburg im Wiehengebirge
Es soll einmal eine alte Ritterburg im Wiehengebirge gegeben haben, die seit vielen Hundert Jahren unter Felsen und Erdreich verschüttet ist. Überreste von Ruinen und alte Tonkrüge lassen darauf schließen.
Ich erzähle Ihnen dazu eine Geschichte von der Burg im Wiehen und dem Ritter Kuno, der hier vor 700 Jahren lebte. Seine Tochter, das Burgfräulein Lilli lebte zusammen mit ihrem Vater auf dieser Wiehenburg.
Es begann alles damit, dass sich Ritter Kuno von einem seiner Raubzüge eine Frau aus dem Lipperland mitbrachte. Seine Tochter Lilli war gerade erst 16, als ihre Mutter an den Pocken verstarb. Die neue Frau des Ritters hieß Adelgunde und benahm sich von Anfang an wie eine böse Stiefmutter. Sie schikanierte den ganzen Hofstaat. Alle nannten sie nur die Hexe Adelgunde.
Zwischen Lilli und ihrer Stiefmutter Adelgunde gab es täglich viele gemeine Sticheleien, die immer unerträglicher wurden.
Gut, dass sie in der alten Haushälterin eine treue Verbündete gefunden hatte. Eines Tages beschlossen sie, die „Hexe Adelgunde“ zu bestrafen. Beide dachten über einen geeigneten Plan nach.
Doch zunächst ließ Ritter Kuno 10 seiner Getreuen rufen und beriet mit ihnen den nächsten Beutezug. Keiner erfuhr den wahren Grund der Abreise. In fünf Tagen sollten Ross und Reiter aufbrechen. Man munkelte zwar, dass sie einen großen Schatz bergen wollten, der von den Kreuzrittern in den Externsteinen versteckt worden sei **
In der Abwesenheit von Ritter Kuno besprachen nun Lilli und ihre Haushälterin, wie sie Adelgunde zur Vernunft bringen könnten. Um den Plan aber zu verwirklichen, mussten sie die Frau des Ritters vom übrigen Hofstaat trennen.
Eines Abends bereitete die Haushälterin einen Schlaftee aus Baldrianwurzeln, Ingwer, Hopfenzapfen, getrockneten Schlüsselblumen und Goldregenblüten zu. Zum Abendbrot servierte sie ihr den Tee. Nun verbreiteten sie das Gerücht, dass Ritter Kuno im Turmzimmer seine Goldschätze versteckt hielt. Gegen Ende des Mahles verschwand Adelgunde, holte sich den Schlüssel ihres Mannes aus der Truhe und schloss das Turmzimmer auf. Der Tee zeigte inzwischen seine Wirkung und als Lilli sich davon überzeugte, schnarchte Adelgunde bereits auf den Fußbodendielen. Schränke, Schubladen und Truhen waren weit geöffnet. Lili verriegelte die Türe des Turmzimmers und versteckte nun den Schlüssel in ihrer eigenen Wäschetruhe. Dann berichteten sie am nächsten Morgen, dass die Gräfin Adelgunde plötzlich abgeholt wurde, weil ihre Schwester erkrankt sei. Alle waren froh, dass sie abgereist war.
Zwei Tage ließen sie sie in ihrem Versteck im Turmzimmer allein. Lili und ihre Haushälterin glaubten, dass sich ihr Zorn und ihre böse Zunge wohl etwas beruhigt hätten. Zu ihrer Strafe gehörte auch, dass sie nur einmal am Tag eine Mahlzeit essen durfte. Als Getränk gab es Tee nach einem Rezept der kräutererfahrenen Haushälterin. Sie mischte reichlich Süßholz darunter, damit Adelgunde die bitteren Heilkräuter nicht schmeckte. Es dauerte über eine Woche, bis das Böse so nach und nach von Adelgunde wich. Selbst Kater Musch und Katze Mimi hatte sie inzwischen zu Freunden gewonnen. Noch vor wenigen Tagen fauchten sie die Gräfin an, wenn sie sich ihnen nährte. In dem großen Schrank, der einstmals der verstorbenen Mutter von Lilli gehörte, war eine Schublade, gefüllt mit glitzernden Perlen und Edelsteinen, von denen eine magische Wirkung ausging. Diese können nämlich schlimme Gedanken vertreiben und böses in gutes verwandeln. Eine Tochter wie Lilli hatte sich Adelgunde schon immer gewünscht, die fröhlich und unbeschwert das Leben meistert. Beide konnten sich inzwischen gut leiden. Adelgunde selber fühlte sich glücklich und zufrieden. Jeder mochte und respektierte sie inzwischen.
Der ganze Hofstaat blühte auf. Man sang und war fröhlich bei der Arbeit und traf man sich auf den Fluren und im Burggelände, fand man immer ein paar nette Worte zu einem Gespräch.
Einige Zeit später traf die Kunde von der Rückkehr des Ritters Kuno ein. Alle warteten voller Spannung. Am nächsten Abend konnte Lilli ihren Vater in die Arme schließen.
Auch Adelgunde begrüßte ihren Ehemann mit großer Freude und einer heftigen Umarmung.
Aufregung und Erwartung war überall zu spüren, denn Ritter Kuno war mit seltenen Kostbarkeiten heimgekehrt. (ob es sich um den Schatz der Templer aus den Externsteinen handelte, ist nicht bekannt).
Für jedes Familienmitglied verteilte der großzügige Ritter Geschenke. Dem Hofstaat spendierte er ein rauschendes Fest.
**Fußnote zu Nachforschungen an den Externsteinen.
Höhlenzeichnungen, wie sie der Ritterorden der Templer in seinen Kirchen und Klöstern hinterließ, wurden auch an den Wänden einer Höhle in den Externsteinen gefunden. Dipl.Ing. Horst Burger und Achim Köppen veröffentlichten in ihrem Buch: „Der Parzival-Code und die Externsteine“, ihre Nachforschungen über den verborgenen Schatz. Erstmals wurde ein Gammastrahlen-Detektor verwendet, weil dieser schon die geringsten Veränderungen in Form von bildhaften Darstellungen aufzeichnen konnte.
Das alte Fachwerkhaus
Ich kenne Erwin Volmer aus Dresden. Seine Wohnung war im 10-ten Stock eines Hochhauses. Er hatte Zimmermann gelernt und reichlich berufliche Erfahrungen gesammelt während seiner Wanderjahre durch das Land. .
Schon gleich nach der Lehre, entwickelte er eine Vorliebe für alte Fachwerkhäuser.
Eines Tages packte er seine Habseligkeiten ins Auto und kam zu uns in den Mühlenkreis. Hier entdeckte er ein ganz besonderes Fachwerkhaus mit einer alten Mühle, das 10 Jahre unbewohnt war.
Mit einem Zuschuss vom Amt für Denkmalspflege und einem kleinen Kredit von der Bank, begann er in seiner Freizeit mit den Renovierungsarbeiten.
Das alte Anwesen wurde 1810 erbaut. Mitten durch das Fachwerkhaus führt eine Durchfahrt, früher für Pferd und Wagen gedacht. Im Hof steht ein gewaltiger Turm aus Felssteinen. Er gehört zu einer 18 m hohen Kornmühle.
Herr Volmer teilt sein Interesse mit seiner Frau, einer Architektin für Garten- und Landschaftspflege. Sie haben eine lebhafte und intelligente Tochter Gitti, die seit drei Jahren das Gymnasium besucht. Außerdem gibt es auch noch eine Hündin mit hellbraunem Fell und etwas zu lang geratenen Beinen, die ebenfalls Gitti gerufen wird. Ist doch klar, dass es oft zu kleinen Verwechslungen und merkwürdigen Situationen kommt, denn wird eine von beiden gerufen, kommen stets beide angerannt.
In Gittis Schulklasse ist ein neuer Mitschüler hinzugekommen.
Beide sitzen nebeneinander. In der Pause werden immer die neuesten Ereignisse ausgetauscht.
An einem der nächsten Tage kamen beide Gitti’s angerannt, die eine fröhlich singend, die andere munter bellend. Hallo, Mama!
Ich habe einen neuen Freund. Gernot heißt er. Ich möchte ihm die Mühle und unser Fachwerkhaus zeigen.
Gernot hat bis zum Ende des letzten Schuljahres noch bei seiner Oma in einem schönen Fachwerkhaus an der Elbe gewohnt.
Der Schulbus kam und setzte beide an der Straße ab. Den letzten Rest bis zum Tor rannten sie um die Wette. Gitti, die Hündin kam ihnen laut bellend entgegen. Sie beschnupperte Gernot und war zufrieden. Frau Volmer begrüßte beide recht herzlich und meinte: „Lauft nicht weg, denn das Mittagessen ist gleich fertig!“
Plötzlich schnellte die Hündin in die Höhe und bellte laut und „ärgerlich“ Über ihnen klapperte es so heftig, als ob Kinder mit Kochlöffeln auf verschieden großen Töpfen hämmern würden.
Ach so, meinte Gitti, das sind nur die Storcheneltern, die Futter für ihre Kinder gebracht haben. Die schauen wir uns später an.
Inzwischen war der Tisch gedeckt und ein großer Topf dampfte in der Mitte des Tisches. Gitti, die Hündin wartete brav an ihrem Fressnapf. Alle freuten sich auf den Eintopf mit frischem Gemüse, Kräutern und Wiener Würstchen.
Gitti, Gitti und Gernot wollten nach dem Mittagessen als erstes die Mühle besichtigen. Immer wenn das Mädchen Gitti ihrem Schulgefährten etwas erklärte, bellte Gitti die Hündin einmal kurz zur Bestätigung. Wir beginnen mit den Kellerräumen. Hier sind die Mauern besonders dick, ungefähr 1,80 m, nach oben jedoch werden sie dünner. Es ist immer schön kühl hier unten.
Hinter der roten Eisentür lagern Wein und Lebensmittel. Eine enge Wendeltreppe führt in den ersten Stock. „Hier ist ja alles rund und in der Mitte steht ein dicker Schornstein mit einem Kamin.“ Gitti erklärte ihm, dass er bis über das Mühlendach reicht und alle Zimmer angenehm warm werden. Wir gehen jetzt ein Stockwerk höher. Dort liegt auch mein Zimmer. Von hier oben wurde auch das Korn eingefüllt. Es lief durch Gänge aus Holz bis unten auf den Mahlstein. Wenn Mehl und Schrot getrennt waren, wurde alles wieder in die Säcke gefüllt und von den Bauern abtransportiert.
„Das ist mein Zimmer. Mutter und ich haben es selbst entworfen und Vater hat es mit einigen Kollegen umgebaut“. Gernot schaute in die Runde und bewunderte die tolle Aussicht. Die Sonne scheint wohl den ganzen Tag durch deine Fenster. Gitti ergänzte, aber nicht nur die Sonne, sondern auch der Mond wandert rings um die Mühle. Gernot, nächste Woche haben wir Vollmond. Du musst mal bei uns schlafen, dann beobachten wir den Mond durch mein großes Fernglas dort auf dem Stativ.
Freitagabend erschien Gernot mit dem Schlafsack unter dem Arm. Er wurde schon stürmisch begrüßt von Gitti, Gitti. Draußen wurde es allmählich dunkel. Die Hündin rollte sich auf ihrer Decke zusammen. Gitti erzählte ihm, was sie über den Mond wusste. Manchmal nimmt er ab und manchmal wieder zu, seltsam oder? Weißt du eigentlich wie lange es dauert, bis wieder Vollmond ist? Ja, meinte Gernot. Es sind 29 Nächte. Mein Onkel Albert, der Steuermann auf einem Öltanker ist, erzählte mir, dass am Äquator die Mondsichel auf dem Rücken liegt. Beide vertieften sich in ein Sachbuch mit gestochen scharfen Bildern über die Mondoberfläche. „Schau, da ist ja der Mond, noch ein wenig rötlich, aber gleich wird er ganz hell.“
Gitti, kennst du eigentlich die Geschichte vom Mann im Mond?
Nein, aber ich habe die Astronauten auf dem Mond gesehen, nicht mit dem Fernglas hier, sondern in einem Fernsehbeitrag.
„Komm Gernot, lass uns in die helle Mondnacht nach draußen gehen.“ Die Wiese war überzogen von einem silbrig glänzenden Schleier. Beide hüpften über das feuchte Gras und spielten „mondsüchtig“. Gittis Eltern standen in der Tür und amüsierten sich köstlich. Dann flog mit klagendem Laut ein Käuzchen dicht über ihre Köpfe und hatte eine Maus in den scharfen Krallen.
Hinter ihnen knackte es verdächtig in den Büschen. Ein dumpfes Grollen und Quieken kam direkt auf sie zu. Sie schauten sich ratlos an. Da, ein großer Eber mit seiner Wildschweinfrau und vier gestreiften Frischlingen rannte grunzend auf sie zu. Seine gebogenen Zähne sahen furchterregend aus. Wir ergriffen die Flucht. Doch sie ließen sich überhaupt nicht stören, obwohl Gitti, die Hündin aufgeregt bellte. Erst kurz vor der Treppe bog die grunzende Gruppe nach links ab.
Ein kleiner Schreck in der Abendstunde mit einem glücklichen Ende.
21. März 2013
Träume am Schlossteich
Vor einigen Jahren machte ich eine Woche Urlaub in Bad Holzhausen. Gemeinsam mit meiner Freundin unternahmen wir Erkundungsspaziergänge. Dabei lernten wir auch diese schöne Wassermühle kennen. Doch inzwischen ist das alles etwas in Vergessenheit geraten. Auf einmal jedoch erwachte die Neugier als es hieß, unsere Schreibwerkstatt Tintenfass wird in der Wassermühle Bad Holzhausen lesen.
Passend hierzu fällt mir eine Geschichte von einem Schlossteich und einer Wassernixe ein:
Der Busfahrer fuhr durch malerische Täler und Höhen des Spessarts. Unser Ziel war das Wasserschlösschen Mespelbrunn. Wir folgten den Wegweisern „Wirtshaus im Spessart“ und „Wasserschloss Mespelbrunn“.
Als die Straße auf einem Parkplatz endete, gingen alle schnurstracks zum Wasserschloss. Ich jedoch folgte dem Schild „Pferdestall“ und war sehr überrascht, statt des Pferdestalles, eine umgebaute Gaststätte vorzufinden. Ein Kellner saß auf einem Gartenstuhl am Ecktisch und schaute kopfschüttelnd der Menschenmenge nach. Ich setzte mich zu ihm und wurde sofort bedient. Er brachte zwei Gläser Tee, für jeden ein Zuckerbretzel und hatte wohl Zeit und Lust, mit mir zu plaudern.
So erfuhr ich viele interessante Dinge über das Wasserschloss, die Besitzer und die gepflegten Parkanlagen.
Nachdem ich mich für seine anschaulichen Informationen bedankt hatte, machte ich mich auf Erkundungsreise: Ich schritt über naturbelassene Bruchsteinplatten mitten durch die Blumenbeete bis zu einer Statue aus hellem Marmor. Sie stellt eine Wasserfee in Gestalt einer Meerjungfrau dar und ist etwa 2 Meter groß. Auf der unteren Stufe zu ihren Füßen nahm ich Platz.
Den Kopf lehnte ich an ihre gefalteten Hände. So fühlte ich mich vollkommen entspannt. Die Fee blickte in Richtung Wasserschloss; ich tat es ihr gleich. So hatte ich nun die ganze Fassade im Blickfeld. Die Ruhe und der schöne Anblick des Schlosses ließen meine Augenlider immer schwerer werden. Dann tauchte ich ein in eine Welt der Träume. Fast über mir, vernahm ich das Rauschen eines Rinnsales, das sich aus einem Felsvorsprung kopfüber in den See stürzte.
Ganz langsam bewegten sich die Hände meiner schönen Meerjungfrau hinter mir. Sie bettete vorsichtig meinen Kopf auf die untere Stufe, legte jedoch eine Hand voll Schilf auf den Felsstein. Dann sang sie das Lied von der Loreley und stürzte sich in den See. Alles war auf einmal so lebendig. Die Nixe vollführte Freudensprünge auf und unter der Wasseroberfläche. Wenn sie direkt vor mir auftauchte, konnte ich in ihre Augen blicken, die hellblau, wie die Farbe des Wassers strahlten. Mit einem gewaltigen Platsch ins Wasser, tauchte sie unter! Etliche Minuten war sie sehr aktiv unter der Wasseroberfläche, denn im Umkreis von 100 m blubberten dicke Blasen nach oben.
Da, eine Fontaine! Die gute Fee springt kerzengerade in die Höhe und wirft mir eine wild zappelnde Riesenforelle in die Arme.
Als sie wieder eintaucht, schlug sie übermütig mit ihrer mächtigen Schwanzflosse auf die Oberfläche.
Der Wasserschwall erwischt mich und befördert mich mit der zappenden Forelle in das tosende Wasser. Da ich beide Hände benötigte, um wieder an die Oberfläche zu gelangen, habe ich mich natürlich von meiner Forelle verabschieden müssen. Jetzt tanzte die Fee übermütig auf dem Wasser. Man spürte förmlich ihre Lebensfreude. Kein Wunder. Wer weiß, wie lange sie auf ihrem Sockel stillstehen musste.
Auf einmal berührte ihre nasse Hand meine Stirn. Ihre melodische Stimme sprach: „Ich habe drei Wünsche an dich!“ -Eine Wasserfee, die Wünsche an ein ganz gewöhnliches Menschenkind hat? Tatsächlich?
Dann nenne mir deine Wünsche liebe Fee. Ja, mein lieber.
1.) Für meinen Schneider benötige ich 50€ für mein Abendkleid, das ich nicht mit Perlen bezahlen kann.
2.) Begleite mich zum Geisterball ins Schloss um Mitternacht.
3.) Ich möchte gern Urlaub an der Wassermühle in Bad Holzhausen machen.
Ich dachte kurz nach. - Ja, das alles tue ich gern für dich! Deinen Urlaubstermin muss ich allerdings noch mit dem Touristikverein abstimmen.
Die Fee schaute mich an. Und nun zu Dir liebes Menschenkind, räusperte sie sich ein wenig verlegen!
„Du weißt, wenn ich als Wasserfee keine deiner geheimsten Wünsche erfüllen dürfte, wäre ich sehr, sehr traurig. Sie lächelte:
„Gut, du wünscht dir noch 20 Jahre Gesundheit und Fitness, damit du mit deiner Liebsten in ferne Länder verreisen kannst.
Geht in Ordnung, meinte sie augenzwinkernd! - Aber besuche mich anschließend und berichte mir, wie es dir in den 20 Jahren ergangen ist“!
Vielleicht mache ich dann gerade wieder Urlaub in Bad Holzhausen an der schönen Wassermühle.
Espelkamp, 10.07.2013
Augenblicke
Bei einer Lesung in Kirchlengern wurde über das Thema Rückblick – Einblick – Durchblick gesprochen.
Das war Anregung für mich, eine Kurzgeschichte über das Thema Blick-Blicke-Augenblicke zu schreiben.
Noch regnete es draußen ein wenig. Beim Frühstück genügte ein Blick durchs Fenster um festzustellen, dass der Ausblick wohl getrübt bleiben wird. Sollte ich vielleicht morgen die Fenster putzen, um einen klaren Durchblick zu haben? Einen Augenblick wünschte ich mir, dass sich die Sonne blicken lässt. Ich lächelte in mich hinein. Plötzlich lugte ein Sonnenstrahl vorsichtig durch die Wolken. Augenblicklich erhob ich mich vom Frühstückstisch und zog mein weißes T-Shirt mit der „Gauselmannsonne“ über.
Gut gelaunt ging ich nach draußen. Mir war klar, dass ich die Blicke meiner Nachbarn auf mich ziehen würde. Ich fühlte förmlich wie sie sagten: „Jetzt hat er völlig den Verstand verloren!“ Ich musste mit den Augen zwinkern, denn die Sonne strahlte direkt auf mein weißes T-Shirt. Ich glaube sie lächelte ebenfalls, genau wie die „Gauselmann-Sonne.
Geblendet von so viel Helligkeit, holte ich die Aufsteckgläser meiner Brille mit den getönten Gläsern. Jetzt hatte ich einen klaren Durchblick und genoss unbeschwert den Rundblick über das Geschehen. Ich stand natürlich voll im Blickfeld meiner Nachbarin, die die Hand schützend vor Augen hielt. Im Blickwinkel meines rechten Auges bekam ich kurz Blickkontakt mit Mareike, ihrer dreijährigen Tochter. Sie rannte in meine Blickrichtung direkt zur Straße. So spurtete ich los und erwische sie im letzten Augenblick am Kragen ihres Kleidchens, bevor sie die Straße erreichte. Ein etwas sonderbarer Anblick mit der zappelnden Mareike im Kleidchen. Meine Nachbarin fing an zu lachen. Ihre Augen leuchteten wie die Sonne auf meinem weißen T-Shirt.
Manchmal gibt es Augenblicke, an die man sich rückblickend gern erinnert.
Espelkamp, den 22.02.13
Alles Einbildung oder?
Im September unternahmen mein Sohn und ich eine Busreise nach Spanien, und zwar an die Costa Brava. Von unserem Urlaubsort Lloret de Mar unternahmen wir verschiedene Ausflüge.
Einer unserer Ausflüge führte uns in eine über 1000-jährige Stadt mit Namen Besalu. Unser Reiseführer zeigte uns eine sehr alte Kirche, die im Jahre 975 erbaut wurde.
Etwas müde von den Anstrengungen des Tages setzte ich mich in eine der vorderen Holzbänke, schloss die Augen einen Moment und ließ die Gerüche der über 1000 Jahre alten Mauern auf mich wirken. Es dauerte nicht lange, dann war ich eingeschlafen.
Wilde Träume zogen durch meinen Kopf. Ich versuchte mich in eine Zeit hinein zu versetzen, als diese Kirche erbaut wurde.
Stabile Karren, von kräftigen Pferden gezogen, luden grob behauene Felssteine ab. Eine ganze Schar von Steinmetzen stürzte sich in die Arbeit, um die groben Steinbrocken in handliche Formate zu bringen. In meinem Kopf verspürte ich ein dauerndes Hämmern, das allmählich leiser wurde. Ich öffnete die Augen, und fühlte ich mich gut erholt nach 15 Minuten Tiefschlaf! Doch eine eigenartige Stimmung hatte sich meiner bemächtigt.
Plötzlich blieb mein Blick auf einer kleinen braunen Statue haften, die ich vorher gar nicht wahrgenommen hatte. Sie war aus braunem Edelstein. Ein Sonnenstrahl aus dem gegenüberliegenden schmalen Kirchenfenster ließ sie in unterschiedlichen Brauntönen glänzen.
Es war eine kniende Madonna, den Blick nach oben gerichtet, nur etwa 40-50 cm groß.
Diese alte Kirche war ganz schlicht und nicht wie viele andere katholischen Kirchen sehr prunkvoll. Ich habe Filmaufnahmen in dieser alten Kirche gemacht, denn so eine Gelegenheit bekommt man so schnell nicht wieder. Noch leicht benommen von all den Wahrnehmungen, ließ ich meine komplette Kameraausrüstung auf der Kirchenbank liegen.
Etwas später kam ich zurück. Sie lag noch auf der Bank, wo ich gesessen hatte.
Doch was war das! Die kleine Madonna war verschwunden! Ich traute meinen Augen nicht und sagte das auch unserem Reiseführer. Der hatte keine Erklärung dafür. Vielleicht wurde sie zur Renovierung abgeholt, meinte er nachdenklich. Sein Blick zeigte jedoch mildes Unverständnis einem alten Herren gegenüber. Ich glaube, er dachte „Etwas zu viel Sonne gehabt“ Umso mehr war ich erstaunt, als in meinem Hotelzimmer ein schwarzer Beutel stand, der für mich abgegeben wurde. In einem großen Umschlag stand auf der Rückseite einer Speisekarte in ungelenken Buchstaben: „Ich konnte sie nicht stehlen! Bringen Sie Madonna für mich zurück!“ Bin abgeflogen und habe Gespräch mit Reiseleiter gehört“. Danke!
Mein Erstaunen schlug in pures Entsetzen um. Wie sollte ich die Madonna zurück in die Kirche bekommen. Der Hotelmanager bestellte den Leiter der Polizei zu sich und übersetzte ihm, was geschehen war. Es wurde Stillschweigen vereinbart und die Madonna am Abend zurückgebracht. Unglaublich oder wahr?
20.02.2013
Ein Frühling mit Hindernissen
Doch bevor ich beginne, den Frühling zu beschreiben, möchte ich ein Gedicht von Alfons Pillach über die vier Jahreszeiten einfügen:
Die vier Jahreszeiten von Alfons Pillach
1. Frühling, Sommer, Herbst und Winter sind des Jahres stolze Kinder.
Auf dem Jahreskarussell zeigen sie ihr Naturell:
2. Frühling zeigt auf seine Art eine Welt, noch frisch und zart. Sommer bringt des Frühlings Tracht zu gereifter Farbenpracht.
3. Herbst versetzt dem Sommer Narben und er krönt das Spiel der Farben. Winter stellt sich dann die Weichen und er lässt die Welt erbleichen
4. Alle vier sind sich getreu, folgen jährlich sich aufs Neu, zeigen, dass dem Erdenleben steter Wandel ist gegeben
Endlich ist es März. Der astronomische Beginn des Frühlings ist auf den 21. März festgelegt. Doch so sehr wir alle auf den Beginn des Frühlings gewartet haben, der Winter hatte zu diesem Zeitpunkt bei uns noch nicht einmal eine kleine Tür geöffnet, damit die ersten Frühlingsboten zu uns kommen konnten. Der morgendliche Blick auf das Außenthermometer ließ uns im März und April manchmal sogar erschrecken. Als dann noch eines Morgens bei 10 cm Neuschnee die Ligusterhecke sich vornüber neigte, musste ich sogar den Schneeschieber einsetzen, damit sie sich wieder aufrichten konnte. Auch ein stacheliger Wintergast, der sich in der Hundehütte des Nachbarn einquartiert hatte, wollte einfach noch nicht richtig wach werden. Er nahm gelegentlich ein Stückchen Katzenfutter zu sich und schlief weiter.
Der Lieferant eines Bau- und Blumenmarktes hatte in seinen Gewächshäusern die Frühlings- und Sommerblumen rechtzeitig lieferbereit. Keiner wollte sie allerdings kaufen. Er hatte dann schweren Herzens seine 125.000 Frühjahrsblumen in die Kompostieranlage entsorgen müssen.
Hurra, mit etwa drei Wochen Verspätung ist das Frühjahr dann doch noch eingetroffen.
Ich setze mich auf die Terrasse mit warmer Winterjacke und lasse den Frühling auf mich wirken. Die Tage sind inzwischen wesentlich länger und heller geworden. Das geht bis zum 21. Juni so weiter. Tag und Nacht sind dann 12 Stunden lang.
Die Vögel zwitschern in den Bäumen, die ein wunderschönes helles Grün zur Schau stellen. Überall Frühlingserwachen durch Blüten und Blumen. Auf meinem10 Meter langen Blumenbeet vor der Terrasse und in den Blumenkästen und Kübeln habe ich selber kräftig die verschiedensten Sorten gemischt.
Viele Begriffe und Bräuche mit der Bezeichnung Frühling schwirren mir durch den Kopf, aber auch durch meine Glieder. Z. B.
Frühjahrsmüdigkeit - Frühlingsgefühle – Frühjahrskur Was bedeutet Frühjahrsmüdigkeit und woher mag sie kommen.
So ganz genau konnte mir das auch keiner erklären. Sie tritt bei jungen und auch bei älteren Menschen auf. Vielleicht sind das noch die Ausläufer der Winterdepressionen, weil unsere Vorräte an Glückshormonen Serotonin aufgebraucht sind.
Das Gegenteil von Frühjahrsmüdigkeit mögen wohl Frühlingsgefühle sein. In diesem Zustand spielen unsere Hormone verrückt und produzieren reichlich Endorphin, Testosteron, und Östrogen.
Es wird geflirtet auf „Teufel komm raus“ sowohl bei uns Menschen als auch bei den Tieren.
Die Zahl der Angebote für Frühjahrskuren steigt. Eigentlich hatte ich mir ja vorgenommen, regelmäßig eine Frühjahrskur zu buchen. Ich hatte bisher gute Erfahrungen gesammelt. Gesundheitlich erlebte man eine Runderneuerung, lernte nette Menschen kennen und konnte Dinge tun, die oft in Vergessenheit geraten sind.
Frühlingsfeste und Brauchtum zeigen, wie wichtig der Frühling für uns ist. Neben den christlichen Festen wie Ostern und Pfingsten beschäftigen sich die meisten Riten und Gebräuche mit der Vertreibung des Winters. In der Walpurgisnacht, besonders im Harz und auch überall bei uns mit den Osterfeuern will man den „Winter“ verbrennen, damit er Platz macht für den Frühling und Sommer. In überwiegend ländlichen Gebieten gibt es noch die „Fruchtbarkeitsbräuche“ Hier wird ein Maibaum für die Freundin aufgestellt oder man trifft sich zum „Tanz in den Mai“. Alle großen Dichter, aber auch wir kleinen drücken unsere Gefühle durch Leidenschaft und Inbrunst aus, besonders jetzt im Frühling.
Schon seit vergangenen Zeiten wurde immer vom Wonnemonat Mai gesprochen, auch bekannt als Frühlings- und Hochzeitsmonat, in dem die Brautleute die meisten Hochzeiten feiern.
Volkslieder sind entstanden, die wir sogar mitsingen können.
Winter ade, scheiden tut weh aber dein Scheiden macht, dass mir mein Herze lacht. Winter ade, scheiden tut weh!
Alle Vögel sind schon da, alle Vögel, alle. Welch ein Singen Musiziern, Pfeifen, Zwitschern, Tireliern! Frühling will nun einmarschiern, kommt mit Sang und Schalle
Zu jeder beschriebenen Jahreszeit gehört auch ein selbstverfasstes Gedicht. Ich setze mich auf die Terrasse, schließe die Augen und lasse mich inspirieren:
„Lieber Frühling entstand“
Lieber Frühling!
Schon lange warten wir auf dich!
Des Winters Grau erst jetzt verblich
Ich wünsche mir das zarte Grün,
sich Knospen öffnen, Blumen blühn
Doch erst im Wonnemonat Mai,
der Winter ging – Jetzt ist‘s vorbei!
Eines Morgens gegen acht,
ist auch der Frühling aufgewacht!
Und plötzlich singen alle Vögel wieder
Sie trällern ihre schönsten Lieder.
Zwei Hummeln schau‘n sich mit Gebrumm
nach Blüten und nach Nektar um
Drei Regenwürmer buddeln sich aus der Erde
und hoffen, dass es wärmer werde.
Sogar der Rasen plötzlich grün!
Auch weiße Gänseblümchen blühn!
Hurra, hurra,
jetzt ist der Frühling wirklich da!
Espelkamp, 02.06.2013
Frühlingserwachen
Hurra, endlich war der Frühling da! Die Vögel sangen fröhlich ihre Lieder und die Luft war erfüllt von dem Duft des Waldes und der sprießenden Hecke meines Grundstückes. Ich konnte es kaum erwarten, nach draußen zu gehen und die wärmende Sonne auf meiner Haut zu spüren.
Den Winter über hatte ich in meinem gemütlichen Haus verbracht und mich nach draußen gesehnt. Endlich konnte ich meine große Terrasse wieder nutzen, um in der Sonne zu entspannen und meine Gedanken schweifen zu lassen für neue Schreibideen. Ich ging in die Küche und machte mir eine Kanne schwarzen Ostfriesentee. Außerdem zog ich eine warme Strickjacke an, denn die wärmende Frühlingssonne war noch nicht wirklich warm. Jetzt konnte ich es aushalten und das Schreiben machte mir Spaß. Es fiel mir eine Liebesgeschichte ein.
„Ich erinnerte mich an eine junge Frau, die mir im Kurhaus Holsing in Bad Holzhausen eine Geschichte über ihre erst Liebe bei Kaffee und Schwarzwälder Kirschtorte erzählte. Es war eine interessante junge Frau nicht älter als 30, die die Welt bereiste und sich auf die Suche nach ihrem Glück gemacht hatte. Emma erzählte spannend und ihre schwarzen langen Haare wirbelten auf und ab, besonders wenn sie etwas betonen wollte. Ich konnte mich besonders gut in die junge Dame hineinversetzen und spürte, wie auch ich mich auf Reisen begab - wenn auch nur in Gedanken. Ich hatte ja selber ähnliche Erlebnisse. Sie berichtete mir, dass sie in den nächsten Wochen viel Zeit im Freien verbrachte. Sie schlenderte durch die Parks und Gärten ihrer Stadt Essen, besuchte den Markt und kaufte frische Blumen für ihr Zuhause. Sie traf sich mit Freunden und genoss die gemeinsamen Stunden in der Sonne.
Eines Tages traf Emma einen Mann namens Max im Park. Er war ebenfalls allein und genoss die warme Frühlingssonne. Sie kamen ins Gespräch und merkten schnell, dass sie viele gemeinsame Interessen hatten. Sie verabredeten sich für den nächsten Tag und Emma konnte es kaum erwarten, ihn wiederzusehen.
In den nächsten Wochen trafen sie sich immer öfter und lernten einander besser kennen. Max war ein aufgeschlossener und neugieriger Mensch, der Emma inspirierte, ihre Träume zu verfolgen. Sie begann, sich für Fotografie zu interessieren und begleitete ihn auf seinen Streifzügen durch die Stadt, die er als Architekt mit geschulten Augen betrachtete.