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Als ich zu Unrecht wegen Mordes verurteilt und zu harter Arbeit auf einem außerirdischen Gefängnisplaneten verbannt wurde, dachte ich, mein Leben sei vorbei. Bis meine Rettung in Form des besten Freundes meines älteren Bruders Shaede, erscheint - ein blauhäutiger Außerirdischer, der mir vor Yaros das Herz gebrochen hat. Aber auch er wird geschnappt, und ehe man sich versieht, sind wir aneinandergefesselt und in einer Zelle mit nur einer Koje eingesperrt. Shaede ist entschlossen, uns zu retten, koste es, was es wolle. Und in der Zwischenzeit will er mich davon überzeugen, dass es ein großer Fehler war, mich gehen zu lassen. Er will mich zu seiner Gefährtin machen ...
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HANDSCHELLEN FÜR DEN ALIEN
Bestialische Alien-Boss-Serie, Buch 6
Copyright © 2022 Ava Ross
Alle Rechte vorbehalten.
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Titelbild von Natasha Snow Designs
Übersetzer: Anne Lomberg
Enchanted Star Press/Imprint
Serien auf Deutsch von AVA
Handschellen Für Den Alien
1. Charlie
2. Shaede
3. Charlie
4. Shaede
5. Charlie
6. Shaede
7. Charlie
8. Shaede
9. Charlie
10. Shaede
11. Charlie
12. Shaede
13. Charlie
14. Shaede
15. Charlie
16. Shaede
17. Charlie
18. Shaede
19. Charlie
20. Shaede
21. Charlie
22. Shaede
23. Charlie
24. Shaede
25. Charlie
26. Shaede
27. Charlie
28. Shaede
29. Charlie
30. Shaede
31. Charlie
32. Shaede
33. Charlie
34. Shaede
35. Charlie
36. Shaede
37. Charlie
38. Epilog: Charlie
39. Bonus-Szene
DER AUßERIRDISCHE PIRAT
Über den Autor
Serien auf Deutsch von AVA
Für meine Mutter, die
immer an mich geglaubt hat.
Galaxie-Spiele
Bestialischer Alien-Boss
Die Schicksalsgefährten der Ferlaern-Krieger
Monsterville
Frost
Sleye
Mein außerirdischer Held will mich nicht nur retten, er will mich auch für sich beanspruchen.
Als ich zu Unrecht wegen Mordes verurteilt und zu harter Arbeit auf einem außerirdischen Gefängnisplaneten verbannt wurde, dachte ich, mein Leben sei vorbei. Bis meine Rettung in Form des besten Freundes meines älteren Bruders Shaede, erscheint - ein blauhäutiger Außerirdischer, der mir vor Yaros das Herz gebrochen hat. Aber auch er wird geschnappt, und ehe man sich versieht, sind wir aneinandergefesselt und in einer Zelle mit nur einer Koje eingesperrt.
Shaede ist entschlossen, uns zu retten, koste es, was es wolle. Und in der Zwischenzeit will er mich davon überzeugen, dass es ein großer Fehler war, mich gehen zu lassen. Er will mich zu seiner Gefährtin machen ...
Handschellen für den Alien ist Buch 6 der Bestialischen Alien-Boss-Serie. In jedem Buch dieser Serie geht es um eine Frau, die für einen Job außerhalb der Erde angeheuert wird und auf einen ruppigen Außerirdischen stößt, der nicht widerstehen kann, sich in seine Schicksalsgefährtin zu verlieben.
„Sehen Sie sich die Galaxien an", sagte der Mitarbeiter der Interstellaren Arbeitsvermittlung. „Genießen Sie neue Köstlichkeiten und treffen Sie spannende Außerirdische!"
Ich bezweifle, dass der Mann von der Agentur ein Vessar-Gefängnis im Sinn hatte, als er das sagte. Eben so wenig wie ich.
Ich war gerade von Interstellar Interpol entlassen worden, und als sich mir die Gelegenheit bot, zur Plushier-Raumstation zu reisen, um dort für die Sicherheit bei einer Paarungs-Soiree zu sorgen, habe ich sofort zugesagt. Es war nicht meine übliche Art von Auftrag. Wer hätte erwartet, während eines Matchmaking-Events eine Drogenrazzia durchzuführen?
Aber eine kürzliche Trennung von einem anständigen Kerl, der einfach nicht der Richtige war, gab mir den zusätzlichen Schub, den ich brauchte, um den Job anzunehmen. Er war einer in einer langen Reihe von Typen, die auch nicht "richtig" waren, dank meines Teenagerschwarms Shaede, der mein Herz mit Füßen getreten hat. Er ließ mich erkennen, dass jeder Kerl, den ich danach getroffen hatte, nicht genug war.
Es ist doch nichts dabei, wenn eine Frau sich nach einem heißen Alien-Typen sehnt, der sie abweist, oder?
Okay, das ist jetzt sechs Jahre her, aber das Zwicken in meinem Herzen ist immer noch da.
Wenn die außerirdische Echsenmafia, die Vessars, nicht versucht hätte, die Soiree zu infiltrieren, und ich nicht einen Haufen von ihnen ausgeknockt hätte, hätten sie mich nicht entführt und auf ihren Gefängnisplaneten geschickt.
Es ist schon komisch, wie ein einfacher Schritt das Leben einer Frau in eine völlig andere Richtung lenken kann.
Und da war ich nun und schlich durch das Gefängnis, während alle anderen schliefen.
Als ich in der Halle zwischen den langen Reihen von Gefängniszellen stand, zog ich meine Perücke tiefer in die Stirn. Ein kurzer Wisch mit dem Finger versicherte, dass meine kastanienbraunen Locken nicht unter dem falschen Haar hervorlugten. Ein Blick nach unten verriet mir, dass meine Uniform wie die aller anderen aussah und dass meine Brüste unter dem engen Stoff an Ort und Stelle blieben.
Für den Fall, dass einer meiner Mitgefangenen mich beobachtete, achtete ich darauf, dass meine Schritte denen eines Mannes glich. Ich dankte dem Schicksal, dass der Aufseher und meine Mitgefangenen meine Verkleidung nicht durchschaut hatten, während ich im Frachtraum des Vessar-Schiffs eingesperrt war, das mich hierherbrachte. Alle hielten mich für einen Teenie-Jungen. Es zahlte sich aus, immer eine Perücke und ein Tuch bei sich zu haben.
Vielleicht hätte mein Boss mich nicht so voreilig entlassen sollen. Sieh mich an, ich arbeite umsonst an dem Fall, den er verworfen hatte, weil er behauptete, wir würden nie herausfinden, was die Vessars auf ihrem Gefängnisplaneten vorhatten.
Heute Nacht hatte ich eine weitere Aufklärungsmission abgeschlossen, die zu nichts führte, also lag mein Boss vielleicht gar nicht so falsch mit seiner Annahme, dass der Fall erledigt war.
Ein unangenehmes Gefühl in der Mitte meiner Wirbelsäule - der Bereich, der immer noch schmerzte, als ich mich auf Quixan 5 auf einen Hornburr stürzte und er sich wehrte - sagte mir, dass hier etwas Merkwürdiges vor sich ging. Wenn ich es doch nur herausfinden könnte. Ich hatte mich während des Mondzyklus, in dem ich hier eingekerkert war, so oft wie möglich aus meiner Zelle geschlichen, um die Bereiche des Geländes zu durchsuchen, die ich erreichen konnte, aber ich hatte nicht viel gefunden, auf das ich einen Fall aufbauen konnte.
Meine Zellentür gab mit einem leisen Knarren nach, als ich sie aufstieß, sodass ich erstarrte und mich umschaute.
Ein leises Fiepen ertönte hinter mir, und ich sprang auf. Ich drehte mich um und hob Rosie vom Steinboden auf. Ich hatte mich mit der nagetierähnlichen Kreatur innerhalb eines Tages nach meiner Ankunft angefreundet. Sie kam unter meiner Koje hervorgekrochen und kletterte auf meine Brust. Ich nahm an, dass derjenige, der vor mir in der Zelle war, sie gezähmt hatte.
Die Schnurrhaare an der Spitze ihrer Nase zuckten, und ihr langer Schwanz schlängelte sich um mein Handgelenk, um daran festzuhalten.
Ich streichelte ihr flauschiges, hellblaues Fell und lauschte.
Als niemand nach mir rief, schlüpfte ich in meine Zelle und zog die Gittertür zu. Mein Herz blieb stehen, als das Schloss einrastete, und ich fuhr mir mit den Zähnen über die Unterlippe und fragte mich, ob ich Zeit haben würde, den Plan des Aufsehers zu aufzudecken, bevor meine Tarnung aufflog.
Mit einem Grunzen trat ich meine Stiefel weg und sank auf meine harte Pritsche, während ich Rosie an meine Seite legte. Sie schmiegte sich eng an meine Wärme und seufzte. Ich zog die kratzige Decke über uns und rieb mein Gesicht mit meinen Handflächen. Es gab nichts, was ich tun konnte, außer diese Mission fortzusetzen.
Als ich die Vessars auf der Raumstation während der Paarungs-Soiree entwaffnete, hätte ich nie gedacht, dass sie mich schnappen würden. Sie warfen mich in den Frachtraum ihres Schiffes, wo ich schnell meine Verkleidung anlegte. Andere Vessars brachten mich auf den Gefängnisplaneten, wo sie mich einem überstürzten Prozess unterzogen, bei dem ich keine Chance hatte, mich zu verteidigen. Ein verpixteltes Video zeigte, wie ich die Vessars ‚angriff‘, und das war alles, was die Jury aus wütenden Echsen brauchte.
Ich würde zu einem Yaro Zwangsarbeit verurteilt werden, die ich selbst absitzen müsste, wenn sie erkannt hätten, dass ich weiblich war.
Wie alle anderen arbeitsfähigen Häftlinge schickte man mich zur Arbeit in die Minen.
Wenn ich Glück hatte, würde ich ihnen das, was sie suchten, so lange vorsetzen, bis ich genug Informationen gesammelt hatte und fliehen konnte. Ich befürchtete, dass ich sie mit meiner Ausbeute nicht zufriedenstellen könnte, denn sie liebten das, was ich unter der Oberfläche des Planeten gefunden hatte.
Nachdem ich mich eine Weile hin und her gewälzt hatte, gab ich es auf zu schlafen und starrte an die Decke. Rosies leises Schnarchen ertönte neben mir, und ich streichelte ihr Fell, dankbar, dass ich sie als Freundin hatte.
Das vergitterte schmale Fenster in der Steinmauer zu meiner Linken ließ einen Hauch von Morgengrauen herein. Die Wachen würden bald hier sein, um mich zu meinem nächsten Arbeitstag zu eskortieren.
Ich warf meine löchrige Decke zur Seite und rutschte von der Pritsche, um Rosie zuzudecken, damit sie weiterschlafen konnte. Ich ging zur Wand am Fußende meines Bettes und kratzte vorsichtig eine Markierung in die Steinplatte. Einunddreißig. Nur noch dreihundertvierunddreißig Tage meiner Strafe.
Ja klar, ich würde schon viel früher fliehen.
Ich sollte zurück in meine Koje kriechen und das bisschen Wärme, dass ich zurückgelassen hatte, aufsaugen, aber ich konnte nur daran denken, was ich bald versuchen würde. Ich hatte den größten Teil des Hauptgefängnisses und ein paar der umliegenden Gebäude durchsucht, und es war an der Zeit, den Rest des Geländes zu untersuchen. Leider würde ich in Sichtweite der Wachen sein, wenn ich die offenen Bereiche zwischen hier und den Gebäuden überquerte.
Während ich mit nackten Füßen leise durch den winzigen Raum schritt, hakte ich zum tausendsten Mal alles auf meiner Liste ab. Sobald ich die Geheimnisse des Gefängnisses entdeckt hatte, würde ich fliehen müssen.
Lebensmittel und Wasser wurden versteckt.
Beides hatte mich einiges an Körpereinsatz gekostet, aber es sollte reichen, um das Ödland um das Gefängnis herum zu durchqueren. Sobald ich die andere Seite erreicht hatte, würde ich einen Weg von diesem verlassenen Planeten finden. Dann würde ich die Tür meines ehemaligen Bosses eintreten und ihm die Beweise zeigen, für die ich hart gearbeitet hatte - vorausgesetzt, ich könnte sie beschaffen.
Ich würde Verstärkung schicken, um meine Mitgefangenen zu befreien.
Würden die Credits, die ich im Tausch mit den Wächtern erworben hatte, ausreichen, um mich von dem Planeten wegzukaufen? Vielleicht sollte ich noch ein paar mehr eintauschen.
Ich hatte bereits einen Sack mit Kleidung und allem anderen versteckt.
Was brauchte ich noch? Ich hatte jede wache Minuta damit verbracht, meinen endgültigen Fluchtplan durchzugehen, bis er reibungslos funktionierte, aber es gab so viele unbekannte Variablen, die mir einen Strich durch die Rechnung machen konnten.
Und wenn ich ...
Schritte näherten sich im Gang.
Ich flüchtete in meine Koje. Nur das Verrutschen der Decke verriet mich, als ich mich neben Rosie zudeckte.
Ich durchbrach die Morgendämmerung mit einem leisen Stöhnen und murmelte etwas Unverständliches, um den Eindruck zu verstärken, dass ich einen Albtraum hatte. Das war nichts Neues. Meine Träume wurden von Bildern heimgesucht, in denen mich jemand bei der Minenarbeit packte und mir klar wurde, dass sich unter meiner schmutzigen Kleidung eine Frau verbarg.
Wenn die Brugeer-Ader, die ich entdeckt hatte, versiegen würde und ich keine neue fand, würden sie mich vielleicht in eine andere Mine zum Arbeiten schicken. Dann müsste ich wieder von vorne anfangen, Essen, Wasser und alles andere verstecken, was ich für die Flucht durch das Ödland brauchen würde.
Nur wegen dem Brugeer war ich sicher. Und weil einer der Insassen auf mich aufpasste. Er sagte, ich erinnere ihn an seinen kleinen Bruder, was mich innerlich zum Lachen brachte.
Ich drehte mich um und wandte mich der Tür meiner Zelle zu. Es war immer noch dunkel genug, dass jeder, der sich mir näherte, denken würde, dass ich schlafe, selbst mit halb offenen Augen. Man kann nie zu vorsichtig sein, vor allem nicht bei Echsen-Aliens.
Die Schritte kamen näher, die Person hielt vor meiner Zelle inne und beobachtete mich. Als eine Reihe von leisen Klicks ertönte, verkrampfte ich.
„Charlie", flüsterte eine männliche Stimme, dessen Gesicht im Schatten verborgen war.
Groß. Kräftig. Vielleicht bläuliche Haut. Er war weder einer meiner Echsen-Mitgefangenen noch ein Wächter.
Anspannung übermannte mich. Ich mochte keine Veränderungen.
„Charlie? Scheiße, bist du tot?" In der Stimme des Mannes schwang Verzweiflung mit.
Mir stockte der Atem.
Nein, nein, nein.
Er konnte es nicht sein.
Es waren sechs Yaros gewesen. Ich muss mich geirrt haben.
Shaede Dil'in Chorkain konnte nicht auf der anderen Seite meiner Zellentür stehen.
„Geh weg", knurrte ich.
Das ist wirklich schwach, Charlie, sagte die Stimme auf meiner rechten Schulter - mein Gewissen -. Wirklich schwach.
Sie ist weise, sagte die Stimme in meiner linken Schulter - meine bissige Seite.
Als Mädchen, das über einen Monat lang eingesperrt war, musste ich mit jemand anderem als einem flauschigen blauen Nagetier sprechen.
„Behandelt man so seinen Retter?" Das eingebildete Selbstvertrauen in der Stimme des Mannes hatte sich mir schon vor Yaros eingebrannt.
Damals war ich gerade achtzehn Jahre alt geworden und er vierundzwanzig, aber dass ich endlich mündig war, machte mich nicht attraktiv genug für einen interstellaren Agenten, wie ihn.
„Ich sagte, geh weg." Ich muss geträumt haben. Nein, es war ein echter Albtraum.
„Raus aus dem Bett, Charlie. Ich werde deinen Arsch hier rausholen."
Das letzte Mal, als ich diese kultivierte Stimme gehört hatte, war dieselbe Abfälligkeit in seiner ach so höflichen, aber ebenso vernichtenden Ablehnung zu hören gewesen.
Das Licht in der Zelle wurde heller und machte deutlich, dass er sich kein bisschen verändert hatte, seit ich ihn das letzte Mal gesehen hatte.
Ich ließ meinen Blick an seinem großen, breiten Körper hinuntergleiten und betrachtete die neue Narbe in seinem silbrig-blauen Gesicht. Ich hoffte, Fehler zu finden, die es mir leichter machen würden, zu vergessen, wie ich mich ihm an den Hals geworfen hatte, nur damit er mir sagte, ich sei zu jung. Zu unschuldig. Zu unsympathisch. Das Letzte hatte er zwar nicht direkt gesagt, aber es war laut und deutlich in seiner Stimme zu hören.
Er schob eine Strähne seines weißen Haares zurück und gab den Blick auf die stechend blauen Augen frei, die mich von dem Moment an, als ich ihn zum ersten Mal sah, in den Bann gezogen hatten - als mein älterer Bruder den besten Freund mit nach Hause brachte, den er bei der interstellaren Polizeiausbildung kennengelernt hatte.
Matis war zwar nicht mein Blutsbruder, aber er nahm mich unter seine Fittiche, als ich fünf und er vierzehn Jahre alt war. Er hat mich vor den anderen Kindern im Waisenhaus beschützt, und seitdem sind wir uns sehr nahe.
Als ich Shaede kennenlernte, war ich siebzehn und lebte noch im Waisenhaus. Damals waren meine Augen voller Sterne nach den Geschichten, die Matis über Raumschiffe und Gefahren erzählte. Ich sah in Shaede einen Helden, genau wie den Bruder, zu dem ich aufschaute. Ein Krieger. Jemand, in den ich mich verlieben könnte.
Er hatte eine Galaxie von Träumen für mein armes kleines Herz geschaffen. Bis er diese Träume in den Boden stampfte.
„Wenigstens bist du nicht tot." Er räusperte sich und sprach leise. Das war klug von ihm. Die Typen um mich herum hatten einen leichten Schlaf. Man konnte nie wissen, was sich anschleicht, während man schlummert. „Ich bin hier, um dich zu retten."
„Ich bin noch nicht bereit zu gehen", zischte ich. Obwohl ich ihm am liebsten den Rücken zugedreht und so getan hätte, als würde er nicht existieren, schlug ich die Decke zurück und setzte mich auf den Rand meiner Koje.
Rosie hüpfte auf den Boden und verkroch sich.
Shaede lehnte sich gegen die Gitterstäbe. „Das macht absolut keinen Sinn. Zieh deine Stiefel an und mach dich bereit, Soldatin."
„Du bist nicht mein Boss."
„Das ist dasselbe."
„Nicht einmal annähernd."
„Ich bin für diese Mission verantwortlich."
„Nicht, was mich betrifft."
„Ich werde mich nicht mit dir darüber streiten. Matis hat mich wissen lassen, dass du hier bist, und ich bin gekommen, um dich zu retten."
„Wo ist Matis?" Ich hatte erwartet, dass mein Bruder einen Weg finden würde, mich zu befreien, und nicht, dass Shaede es für ihn tun würde.
„Er ist ... nicht verfügbar."
Also auf einer Mission.
„Deshalb hast du mich", fügte Shaede hinzu.
Interessante Art, es zu formulieren. Wenn nur mein dummes Herz bei dem Gedanken, Shaede zu haben, nicht herumflattern würde.
„Ich brauche dich nicht." Wollen und Brauchen waren zwei verschiedene Dinge, und ich konnte verhindern, dass Ersteres die Kontrolle übernahm und mit meiner Seele davonlief. Ich war nicht mehr achtzehn und unschuldig. Wenn es um Attraktivität ging, so konnte eine Frau nicht viel anrichten, vor allem, wenn sie eine schwarze Perücke und eine Brustbinde trug.
Wen kümmerte es schon, was Shaede über mich dachte? Der Gedanke, dass die harte Schale um mein Herz immer noch einen Riss haben könnte, der breit genug war, dass er wieder hineinkriechen konnte, gefiel mir überhaupt nicht.
„Wenn ich bereit bin zu gehen, komme ich hier alleine raus", sagte ich.
„Du bist in einer Zelle eingesperrt." Sein eingebildetes Glucksen ertönte.
„Lach nicht. Und ich bin nicht eingesperrt."
„Ich lache nicht. Du schon."
Es war sein Grinsen, das mich zum Knurren brachte, dasselbe Grinsen, das er vor sechs Yaros aufgelegt hatte, als er mich abschoss. Wut loderte in meiner Seele auf.
Er hielt sich an den Gitterstäben fest, und ich bemerkte einen Rucksack, der neben seinen Füßen lag. „Willst du raus oder nicht?"
Selbst wenn ich Hilfe bräuchte, wäre er der Letzte, dem ich mein Schicksal anvertrauen würde.
„Du musst gehen", erwiderte ich, sprang von der Pritsche und steckte meine Füße in die Stiefel. „Ich komme schon noch nach."
Sein Blick wanderte an meinem Körper entlang, wie er es vor sechs Yaros noch nicht getan hatte.
Als könnte ein Blick von Shaede einen Schalter betätigen, den noch niemand entdeckt hatte, pulsierten meine Adern wie verrückt. Ich trug schmuddelige Kleidung und eine Perücke. Meine Brüste waren eingeschnürt. Die Kurven, die ich so liebte, waren geschrumpft, weil es hier nicht viel zu essen gab. Wie sein Blick Bewunderung auslösen konnte, war mir unbegreiflich.
„Sieh mich nicht so an", grummelte ich und wünschte, meine Stimme wäre kräftiger.
„Du hast dich verändert, Charlie."
„Das passiert, wenn Zeit vergeht."
Stirnrunzelnd fuhr er mit den Fingern durch sein Haar. Es war ein Wunder, dass er sich nicht alles mit seiner Daumenkralle abschnitt. „Du siehst ..."
Schreie ertönten auf dem Gang, und seine Augen weiteten sich vor Entsetzen.
Das Adrenalin ließ meinen Puls in die Höhe schießen. Meine Handflächen wurden feucht.
„Großartig", schnauzte ich. „Du musst dich verstecken, Shaede."
Er stieß die Tür auf, ergriff meine Hand und drängte mich in den Gang. „Bleib einfach hinter mir."
Ich würde nie hinter einem Mann stehen, nicht einmal hinter einem so heißen wie ihm.
Zwei Wachen stürmten auf uns zu, und ein Blick über die Schulter machte deutlich, dass fünf weitere aus der entgegengesetzten Richtung kamen. Mit zwei konnte ich allein fertig werden. Sieben könnten eine Herausforderung darstellen.
„Vielleicht solltest du hinter mir bleiben", erwiderte ich, ging an ihm vorbei und lief auf die Wachen zu.
Ich hatte vor, mich durch das Ödland zu schleichen, sobald ich herausgefunden hatte, was hier vor sich ging, und mir nicht mit den Fäusten den Weg nach draußen zu bahnen. Und wieder einmal ist es Shaede, der über mein Schicksal entscheidet.
Shaede wirbelte herum, um die Typen herauszufordern, die aus der anderen Richtung kamen; seine dicken Hörner schnitten durch die Luft. Als ich einem der Wachmänner den Boden unter den Füßen wegtrat und einen soliden Treffer in den Solarplexus des anderen landete, sah ich wie Shaede in die anderen Wachmänner hineinraste wie eine Kugel in seine Kegel. Sie verhedderten sich ineinander und krachten auf den Steinboden.
Meine Mitgefangenen klammerten sich an die Gitterstäbe ihrer Zellen, die meisten schauten schweigend zu, einige wenige feuerten mich und Shaede an. Keiner feuerte die Wachen an.
„Was machst du da?", fragte mein Freund Pralk von seiner Zelle aus, und seine Stimme klang besorgt.
Ich hatte keine Zeit, zu antworten.
Mit einer meiner Lieblingsbewegungen packte ich die Hälse der beiden, gegen die ich kämpfte, und knallte ihre Köpfe zusammen, wobei ich das befriedigende Knacken genoss, das dabei entstand. Die Echsenaliens sackten in sich zusammen, und ich drehte mich rechtzeitig um, um zu erkennen, dass zwei Wachen außer Gefecht gesetzt worden waren, aber die anderen drei Shaede festhielten, während sie sein hübsches Gesicht bearbeiteten.
Ich war mir nicht sicher, warum es mir etwas ausmachte, dass sie blaue Flecken hinterließen, anscheinend hatte ich immer noch Gefühle für den besten Freund meines älteren Bruders. Ich versuchte die Gefühle zu verdrängen, aber eine kleine Flamme flackerte immer noch.
„Lauf!", rief er und versuchte sich von den Wachen loszureißen.
Ich knurrte und sprang auf sie zu, wobei ich die Brust eines besonders großen, grauhäutigen Vessar-Wächters traf. Wir stürzten zu Boden; Eidechsen waren nicht nur gerissen, sondern auch glitschig, wenn sie wütend waren, ihre schuppige Haut sonderte ein Öl ab, das es besonders schwer machte, sie festzuhalten. Wir kämpften, aber meine Hände rutschten immer wieder weg.
Im Handumdrehen lag ich unter ihm, was angesichts der Krallen, der spitzen Schwänze und der bösartigen Zähne von Vessar kein Vergnügen war.
Er zog mich hoch, während die anderen beiden mit Shaede rangen. Shaedes Brüllen verwandelte sich in Grunzen, das auf einmal verstummte. Meine Eingeweide zogen sich zusammen.
Der Vessar zerrte mich über den reglosen Körper von Shaede. Er schleuderte mich in meine Zelle; ich knallte gegen die Wand über meiner Pritsche und ließ mich auf die ebenso harte Oberfläche fallen, die noch immer meine Wärme innehielt.
Der Wachmann schloss die Tür ab und schnappte sich Shaedes Tasche, bevor er zu den anderen hinüber stapfte.
Ich rutschte von der Pritsche und verkniff mir das Stöhnen, das ich unbedingt loswerden wollte. Ich hatte mir das rechte Bein verletzt, als ich gegen die Wand stieß, aber ich konnte mir nicht anmerken lassen, dass ich verletzt war. So etwas würde als Schwäche angesehen werden, und in einem Gefängnis führte Schwäche zu einem schnellen Tod.
Eine Wache hob Shaedes Bein an. Shaede reagierte nicht, sodass ich befürchtete, dass er tot war. Bei dem Gedanken an eine Galaxie ohne ihn zog sich mein Herz zusammen.
Ich war am Boden zerstört, als er mich vor sechs Yaros abblitzen ließ. Er verdiente kein bisschen Mitleid von mir, geschweige denn so etwas wie Zuneigung.
Während sich die Häftlinge um mich herum in ihre Kojen zurückzogen, stapften die Wachen den Gang entlang und zogen Shaede über den Steinboden hinter sich her.
Ich träumte von Charlie, die herüberkroch, wo ich lag. Sie kniete neben mir und berührte meine Stirn mit ihren warmen Fingern.
Etwas huschte in der Nähe herum und trommelte mit den Krallen auf den Boden, aber ich öffnete meine Augen nicht. Ich wollte in dem Traum bleiben, denn da kümmerte sich Charlie noch um mich.
„Herrje, Shaede, was haben sie dir angetan?", sagte sie. Seltsam, wie die Verzweiflung in ihrer Stimme durchkam, selbst wenn alles nur Fantasie war.
Weil ich eine gewisse Kontrolle über diesen Traum hatte, sollte sie mir alles erfüllen, was ich mir jemals gewünscht hatte.
Sie strich zaghaft an meinem Kiefer entlang zu meinem Hals, als ihr Keuchen ertönte. „Du trägst immer noch den Anhänger, den ich dir geschenkt habe."
Es war die einzige Verbindung, die ich noch zu ihr hatte, und ich würde ihn nie ablegen.
Wasser plätscherte und ihre Finger wurden durch ein feuchtes Tuch ersetzt. Sie wischte mein Gesicht ab und schimpfte über blaue Flecken.
Der Stoff wanderte an meinem Hals hinunter bis zum Saum meines Hemdes.
„Tolle Idee, mich zu retten und selbst gefangen zu werden", fauchte sie. „Was soll ich nur mit dir machen?"
Ich hatte ein paar Ideen, die in den sechs langen Yaros hochköchelten, nachdem sie mir gesagt hatte, dass sie mich mochte. Nachdem sie mich gebeten hatte, sie zu küssen.
Es gab nichts, was ich lieber getan hätte, aber sie war die jüngere Schwester meines besten Freundes. Es gibt Grenzen, die man nicht überschreiten sollte, vor allem nicht bei einem süßen, verletzlichen Weibchen wie Charlie.
Aber das war ein Traum, also konnte ich meinem unendlichen Bedürfnis nach dem Weibchen, zu dem sie herangewachsen war, nachgeben, oder?
Ich nahm ihr das Tuch ab und warf es zur Seite. Ein Ruck, und sie lag auf meiner Brust. Es gefiel mir, wie sie ihre Schenkel um meine Hüften spreizte. Sie legte ihre Handflächen auf meine Schultern und ich wollte mir vorstellen, wie sie mich durch den dicken Stoff meines Hemdes streichelte.
„Was machst du, Shaede?