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Der kleine Geist Harzi lebt in einer abgelegenen Gegend im Schwarzwald namens Harzwald. In seinem gemütlichen Wurzelhäuschen backt er Fladenbrote und zieht Kerzen, und draußen im Wald sammelt er Kräuter. Eines Tages entdeckt er dabei eine geheimnisvolle Höhle mit einem unterirdischen Gang. Zusammen mit seiner besten Freundin, der alten Eule Waldtrude, will er herausfinden, wohin dieser Gang führt. Damit beginnt eine abenteuerliche Reise. Als Waldtrude sich unterwegs böse den Flügel verletzt, lernen sie die Kräuterhexe Miralda kennen, die sie heilen kann. Aber sie braucht auch selbst Hilfe: Die böse Hexe Kunigunde hat Miralda vor vielen Jahren das Zauberamulett und das Kräuterheilbuch gestohlen, und ohne diese beiden Dinge kann Miralda keine heilenden Salben und Tinkturen mehr herstellen! Außerdem herrscht Kunigunde über den ganzen Wald und alle Waldbewohner fürchten sich vor ihr. Harzi und Waldtrude schmieden einen Plan, wie sie Kunigunde das Amulett und das Buch wieder abnehmen können - aber dazu müssen sie sich mitten unter das garstige Hexenvolk begeben ...
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Seitenzahl: 81
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Harzi, der kleine Waldgeist
Eule Waldtrude
Der Weg in die Dunkelheit
Das Floß
Der kleine Fuchs in Not
Der Jäger
Hubo, das Gespenst
Höhlenforscher
Der nächtliche Ausflug
Fledermäuse
Die Ruine
Fliegenpilzkobolde
Im Mykorrhizadorf
Steingeröll
Schlichemklamm
Der Plan
Hexen-Vollmondparty
Der Hexenritt mit dem Besen
Das Zauberamulett
Die wiederkehrende Heilkraft
Der Abschied
Harzi, der kleine Geist, lebte in einem der schönsten Wälder im Schwarzwald. Nirgendwo war die Luft frischer und der Himmel klarer und die Tannen höher als in dieser abgelegenen Gegend. Für alle Waldbewohner und auch für die Menschen war der Harzwald ein ganz besonderer Ort. Der kleine Waldgeist konnte sich keinen schöneren Fleck auf dieser Erde vorstellen. Harzi wohnte in einer knorrigen alten Tanne tief unter einer großen Wurzel. Ein grünes moosbewachsenes Dach gab ihm Schutz vor Kälte und Regen. In dem kleinen unterirdischen Wurzelhaus befanden sich ein Holztisch mit zwei Stühlen und ein alter gusseiserner Backofen. Dort stand der kleine Waldgeist meist täglich mehrere Stunden, um Fladenbrot aus Wildkräutern zu backen, Wurzelgemüse einzukochen oder Bienenwachskerzen zu ziehen. Die selbst gezogenen Kerzen aus Bienenwachs waren für Harzi sehr wichtig, damit er am Abend in seinem Heim nicht im Finstern saß. Besonders in der dunklen Jahreszeit, wenn der Wald von der Sonne nur wenig erhellt wurde, musste er darauf achten, dass immer genügend Kerzen im Vorratskeller waren. Oft lag Harzi nach getaner Arbeit in seinem Schaukelstuhl aus einer alten Baumrinde, nahm sich ein spannendes Buch zur Hand und konnte sich so von einem arbeitsreichen Tag ausruhen.
Der Harzwaldgeist war ein ziemlich kleines Gespenst mit schwarzen Knopfaugen und feinen struppigen Wurzelhaaren, die wild in alle Richtungen standen. Um seinen Körper wuchsen kleine und große Efeuranken, die nur kräftig gediehen, wenn er ausreichend vitaminreiches Wurzelgemüse aß. Auf seiner kleinen rötlichen Nase hatte er unzählige Sommersprossen, was ziemlich niedlich aussah.
Heute war er mit seiner täglichen Arbeit fertig und konnte es kaum erwarten, dass die Sonne unterging, denn er musste so schnell wie möglich zu seiner Freundin Waldtrude, um ihr von seiner Entdeckung im Harzwald zu erzählen. In Windeseile flog Harzi stürmisch an Büschen und Tannenzweigen vorbei, sodass die Zweige und Äste des Waldes nur so wackelten, und wenn jemand in diesem Moment im Wald spazieren gegangen wäre, hätte er meinen können, ein sanfter Wind wehe durch den Harzwald. Du musst wissen, dass sich in dem Gebiet niemand so gut auskannte wie dieser kleine Waldgeist. Er kannte jeden Weg, jeden Baum und jeden Grashalm und wusste, wo die besten Wildkräuter wuchsen. Wieder einmal war ein Tag vorübergegangen und die letzten Sonnenstrahlen färbten die Gräser und Bäume des Waldes in einen strahlenden, warmen Goldton. Harzi fand die Abendstimmung im Harzwald ganz besonders schön und liebte es, wenn die letzten Lichtstrahlen den Wald in einen wunderschönen Zauberwald verwandelten.
So kehrte langsam Ruhe ein. Nur ab und zu hüpften ein paar Hasen in ihre Höhlen und die Vögel zwitscherten den Tieren im Wald ein Abendlied, bevor sie sich zur Ruhe legten. Der kleine Geist hoffte, dass seine Freundin, die weise alte Eule Waldtrude, schon wach war. Normalerweise erwachte sie erst bei Dämmerung und mochte vorher nicht gestört werden. Aber heute konnte er keine Rücksicht nehmen, denn er musste ihr unbedingt etwas Wichtiges berichten.
Waldtrude wohnte hoch oben in einem großen Baumspalt der uralten Weißtanne im Harzwald. Sie war seine allerbeste Freundin und die Eule und der kleine Geist waren unzertrennlich. Harzi besuchte sie jeden Tag und manchmal verabredeten sie sich zur späten Abendstunde am Waldesrand. Dort erzählten sie sich gegenseitig spannende Geschichten und betrachteten den silbernen Mond und die unzähligen Sterne, die am Himmel leuchteten.
Harzi konnte nicht mehr bis zum späten Abend warten, er musste seiner Vertrauten dringend von der spannenden Entdeckung im Harzwald erzählen.
Harzi weckte seine alte Freundin ungern in den frühen Abendstunden, da er wusste, dass sie ziemlich mürrisch und ungemütlich werden konnte, wenn sie zu wenig geschlafen hatte. Harzi setzte sich auf den Ast vor ihrem Eingang und klopfte sachte an die lila gestrichene Eingangstür. Die Aussicht von Waldtrudes großer Tanne war einfach atemberaubend. Man konnte bei klarer Sicht bis ins Neckartal sehen.
„Waldtrude, bist du schon wach oder schläfst du noch, du alte Schlafmütze?“, flüsterte er sanft.
Er wartete ein paar Sekunden und lauschte – aber nichts regte sich.
„Hallo, Waldtrude“, flüsterte Harzi etwas lauter.
Es raschelte und rumpelte in dem Baumspalt und kurze Zeit später schaute die Eule verschlafen durch die Luke. Ihre flauschigen braunen Federn, die schon einen leichten Graustich hatten, standen in alle Richtungen. Auf ihrer kleinen Eulennase saß eine leicht schiefe Halbmondbrille, denn Waldtrude war wegen ihres hohen Alters etwas kurzsichtig. Sie rückte ihre Brille zurecht und schüttelte ihr Federkleid. Sie blinzelte ein paarmal, um sich an die Helligkeit zu gewöhnen und um zu erkennen, wer schon so früh vorbeikam.
„Ach Harzi, du bist es. Ich hoffe, du hast einen triftigen Grund, warum du mich schon aus meinen Träumen holst“, murmelte die Eule und rieb sich mit den Flügeln den Schlaf aus den Augen. Ihre kauzige Stimme klang kratzig und müde. Sie sperrte ihren Eulenschnabel noch einmal auf und gähnte herzhaft. „Was willst du denn von mir, wir wollten uns doch später am Waldesrand treffen?“
Harzi beugte sich ein wenig nach vorn und kam ganz dicht an Waldtrude heran, damit sie niemand im Wald hören konnte. Er kratzte sich unbeholfen an seinen struppigen grünen Wurzelhaaren und flüsterte: „Stell dir vor, ich habe heute im Wald zufällig eine unscheinbare Höhle entdeckt. Sie befindet sich in der Nähe der Hofboschhütte.“
Waldtrude schaute ihn ungläubig an. Auch sie kannte die Wanderhütte, aber eine Höhle hatte sie dort noch nie entdecken können. Harzi erzählte der alten Eule, wie es zu dieser Entdeckung kam. Vor Aufregung kribbelte es immer noch in seinem Geisterbauch.
„Ich dachte zuerst, es ist ein Fuchsbau, aber da täuschte ich mich ungemein. Der Eingang ist in einer tiefen Senke zwischen hohen Gräsern versteckt, sodass ich die Höhle nicht sofort erkennen konnte. Ich stolperte über einen spitzen Stein, machte einen Purzelbaum nach vorn und saß auf einmal im Finstern. Ich erschrak gewaltig und konnte mich zuerst gar nicht bewegen. Meine Geisteraugen mussten sich erst einmal an die Dunkelheit gewöhnen, bis ich schemenhaft erkennen konnte, wo ich mich befand.“
Die Eule hörte Harzi aufmerksam zu und flatterte unruhig mit den Flügeln. „Erzähle schon weiter, wie sah die Höhle aus?“
Der kleine Waldgeist schilderte ausführlich seinen interessanten Fund. „Zuerst schaute ich mich neugierig um. Die Höhle war riesengroß und überall tropfte ein wenig Wasser von der Decke und es roch sehr muffig und feucht, sodass ich mir meine Nase zuhalten musste. Als ich mich so umschaute, sah ich etwas glitzern. Zuerst dachte ich, es seien die Augen von einem wilden Tier, und wollte schon zum Ausgang rennen. Beim zweiten Blick erkannte ich, dass es Tropfsteine waren, die durch die Feuchtigkeit glitzerten und in allen Farben schimmerten. Als ich mir die Steine genauer betrachtete, sah ich, dass es in der Höhle noch einen unterirdischen Gang gab.“
Waldtrude dribbelte unruhig auf dem Ast hin und her und klapperte nervös mit ihren großen Eulenaugen.
„Ich war sprachlos, traute mich nicht weiterzugehen, denn es war stockdunkel und so ging ich zurück zum Ausgang. Aber ich möchte auf jeden Fall so bald wie möglich zurückkehren. Ich muss wissen, wo dieser Gang hinführt, und wollte dich fragen, ob du das nächste Mal mitgehst“, sagte Harzi und schaute Waldtrude erwartungsvoll an.
Die alte Eule überlegte nicht lange und willigte sofort ein, denn dieses Abenteuer wollte sie auf keinen Fall verpassen. Die beiden verabredeten sich für den nächsten Tag vor der Hofboschhütte.
Harzi wartete schon eine ganze Weile vor der Wanderhütte auf Waldtrude und flog unruhig von einer Tanne zur nächsten. Zum Glück waren die Wanderer schon gegangen, sodass er ungestört war, denn dieser Platz war ein sehr beliebtes Ausflugsziel. An manchen sonnigen Tagen kamen Wanderer, Schulklassen oder Kindergartenkinder in den Wald. Bei den Kindern war besonders der Abenteuerspielplatz begehrt. Sie rutschten und tobten dann durch die Bäume und spielen Räuber und Gendarm. So musste Harzi bei Tageslicht immer gut achtgeben, dass er von den Menschen nicht entdeckt wurde.
Plötzlich hörte Harzi ein „Uhu-Uhu“ und Waldtrude flog gehetzt auf einen Tannenzweig neben dem kleinen Waldgeist.
„Endlich bist du da, ich warte schon seit einer Ewigkeit auf dich. Ich dachte schon, du kommst nicht“, moserte Harzi genervt.
„Ich habe verschlafen. Es tut mir leid“, entgegnete die alte Eule.
„Komm, flieg mir nach, ich zeige dir den Weg“, sagte Harzi.
Endlich ging die Erkundung los und die beiden flogen zum Eingang der verborgenen Höhle. Die Eule war überrascht, als sie eintrat, denn so groß hatte sie sich die Höhle nicht vorgestellt.
Als sie die vielen Tropfsteine bewundert hatten, gingen die beiden den geheimnisvollen Höhlenweg weiter. Waldtrude und Harzi fanden es unheimlich spannend und fragten sich immer wieder, wo der Weg wohl hinführte.
„Vielleicht entdecken wir einen Schatz“, sagte Harzi aufgeregt.
Sie kamen immer tiefer in die Höhle und es wurde immer dunkler. Das kleine Gespenst durchsuchte seinen kleinen roten Rucksack und kramte eine etwas rostige Metalllaterne mit einer selbst gemachten Bienenwachskerze hervor. Als Harzi sie angezündet hatte, breitete sich durch das Wachs ein angenehmer Honigduft aus.
Harzi leuchtete in alle Ecken und in jede Ritze und manchmal sahen sie eine kleine Spinne oder andere Krabbeltiere, die vor ihrer Nase vorbeiflitzten. Je tiefer sie flogen, desto schmaler wurde der Höhlenweg, sodass sie nicht mehr ungehindert fliegen konnten. Ein Stück des Weges mussten sie manchmal sogar zu Fuß ge