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Heinrich V. (englisch The Life of Henry the Fifth) ist ein Drama von William Shakespeare, dessen Handlung sich auf das Leben des Königs Heinrich des Fünften bezieht und im Hundertjährigen Krieg rund um die Schlacht von Azincourt angesiedelt ist. Seine Uraufführung fand vermutlich 1599 statt, 1600 wurde es erstmals veröffentlicht. Es bildet den Abschluss der sogenannten Lancaster-Tetralogie. Heinrich V. ist ein Stück mit breiter gesellschaftlicher Streuung und einer Figurenkonstellation, die den nationalen Rahmen sprengt.
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Seitenzahl: 131
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William Shakespeare
Heinrich V.
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Inhaltsverzeichnis
Titel
König Heinrich V.
Erster Aufzug
Zweiter Aufzug
Dritter Aufzug
Vierter Aufzug
Fünfter Aufzug
Impressum neobooks
London. Ein Vorzimmer im Palast des Königs.
Der Erzbischof von Canterbury und Bischof von Ely treten auf.
CANTERBURY.
Mylord, ich sag' Euch, eben die Verordnung
Wird jetzt betrieben, die im eilften Jahr
Von der Regierung des verstorbnen Königs
Beinahe wider uns wär' durchgegangen,
Wenn die verworrne, unruhvolle Zeit
Aus weitrer Frage nicht verdrängt sie hätte.
ELY.
Doch sagt, Mylord, wie wehrt man jetzt sie ab?
CANTERBURY.
Man muß drauf denken. Geht sie durch, so büßen
Wir unsrer Güter beßre Hälfte ein.
Denn all das weltlich Land, das fromme Menschen
Im Testament der Kirche zugeteilt,
Will man uns nehmen; nämlich so geschätzt:
So viel, um für des Königs Staat zu halten
An funfzehn Grafen, funfzehnhundert Ritter,
Sechstausendundzweihundert gute Knappen;
Zum Trost für Sieche dann und schwaches Alter.
Für dürft'ge Seelen, leiblich unvermögend,
Einhundert wohlbegabte Armenhäuser;
Und sonst noch in des Königs Schatz des Jahrs
Eintausend Pfund: so lautet die Verordnung.
ELY.
Das wär' ein starker Zug.
CANTERBURY.
Der schlänge Kelch und alles mit hinab.
ELY.
Allein wie vorzubeugen?
CANTERBURY.
Der König ist voll Huld und milder Rücksicht.
ELY.
Und ein wahrhafter Freund der heil'gen Kirche.
CANTERBURY.
Sein Jugendwandel zwar verhieß es nicht:
Doch kaum lag seines Vaters Leib entseelt,
Als seine Wildheit auch, in ihm ertötet,
Zu sterben schien: ja in dem Augenblick
Kam beßre Überlegung wie ein Engel
Und peitscht' aus ihm den sünd'gen Adam weg.
Daß wie ein Paradies sein Leib nun blieb,
Das Himmelsgeister aufnimmt und umfaßt.
Nie ward so schnell ein Zögling noch gebildet;
Nie hat noch Besserung mit einer Flut
So raschen Stromes Fehler weggeschwemmt,
Und nie hat hydraköpf'ger Eigensinn
So bald den Sitz verloren, und mit eins,
Als jetzt bei diesem König.
ELY.
Die Umwandlung ist segensvoll für uns.
CANTERBURY.
Hört ihn nur über Gottsgelahrtheit reden.
Und, ganz Bewund'rung, werdet Ihr den Wunsch
Im Innern tun, der König wär' Prälat.
Hört ihn verhandeln über Staatsgeschäfte,
So glaubt Ihr, daß er einzig das studiert;
Horcht auf sein Kriegsgespräch, und grause Schlachten
Vernehmt Ihr vorgetragen in Musik.
Bringt ihn auf einen Fall der Politik,
Er wird desselben gord'schen Knoten lösen,
Vertraulich wie sein Knieband; daß, wenn er spricht,
Die Luft, der ungebundne Wüstling, schweigt
Und stumm Erstaunen lauscht in aller Ohren,
Die honigsüßen Sprüche zu erhaschen,
So daß des Lebens Kunst und praktisch Teil
Der Meister dieser Theorie muß sein.
Ein Wunder, wie sie Seine Hoheit auflas,
Da doch sein Hang nach eitlem Wandel war,
Sein Umgang ungelehrt und roh und seicht,
Die Stunden hingebracht in Saus und Braus,
Und man nie ernsten Fleiß an ihm bemerkt,
Auch kein Zurückziehn, keine Sonderung
Von freiem Zulauf und von Volksgewühl.
ELY.
Es wächst die Erdbeer' unter Nesseln auf,
Gesunde Beeren reifen und gedeihn
Am besten neben Früchten schlechtrer Art;
Und so verbarg der Prinz auch die Betrachtung
Im Schleier seiner Wildheit; ohne Zweifel
Wuchs sie, wie Sommergras, bei Nacht am schnellsten,
Das, ungesehn, doch kräft'gen Wachstum hat.
CANTERBURY.
Es muß so sein, denn Wunder gibt's nicht mehr;
Deshalb muß man die Mittel eingestehn,
Wie was zu stande kommt.
ELY.
Doch, bester Lord,
Was nun zu tun zur Mild'rung dieses Vorschlags,
Den die Gemeinen tun? Ist Seine Majestät
Für oder wider?
CANTERBURY.
Er scheint unbestimmt,
Doch neigt er mehr auf unsre Seite sich,
Als daß er wider uns den Antrag fördert.
Denn ein Erbieten tat ich Seiner Majestät,
Auf unsre geistliche Zusammenrufung
Und in Betracht von jetzt vorhandnen Gründen,
Die Seiner Hoheit näher ich eröffnet,
Anlangend Frankreich: eine größre Summe
Zu geben, als die Geistlichkeit noch je
Auf einmal seinen Vorfahr'n ausgezahlt.
ELY.
Wie nahm man dies Erbieten auf, Mylord?
CANTERBURY.
Es ward von Seiner Majestät genehmigt,
Nur war nicht Zeit genug, um anzuhören
(Was Seine Hoheit, merkt' ich, gern getan)
Das Näh're und die klare Ableitung
Von seinem Recht an ein'ge Herzogtümer
Und überhaupt an Frankreichs Kron' und Land
Von Eduard, seinem Ältervater, her.
ELY.
Was war die Hind'rung, die dies unterbrach?
CANTERBURY.
Den Augenblick bat Frankreichs Abgesandter
Gehör sich aus; die Stund' ist, denk' ich, da,
Ihn vorzulassen. Ist es nicht vier Uhr?
ELY.
Ja.
CANTERBURY.
Gehn wir hinein, die Botschaft zu erfahren,
Die ich jedoch gar leichtlich raten wollte,
Eh' der Franzose noch ein Wort gesagt.
ELY.
Ich folg' Euch; mich verlangt, sie anzuhören.
Ab.
Ein Audienzsaal im Palast.
König Heinrich, Gloster, Bedford, Exeter, Warwick, Westmoreland und Gefolge.
KÖNIG HEINRICH.
Wo ist der würd'ge Herr von Canterbury?
EXETER.
Nicht gegenwärtig.
KÖNIG HEINRICH.
Sendet nach ihm, Oheim.
WESTMORELAND.
Mein König, soll man den Gesandten rufen?
KÖNIG HEINRICH.
Noch nicht, mein Vetter; Dinge von Gewicht,
Betreffend uns und Frankreich, liegen uns
Im Sinne, über die wir Auskunft wünschen,
Eh' wir ihn sprechen.
Der Erzbischof von Canterbury und Bischof von Ely treten auf,
CANTERBURY.
Gott samt seinen Engeln
Beschirme Euren heil'gen Thron und gebe,
Daß Ihr ihn lange ziert!
KÖNIG HEINRICH.
Wir danken Euch.
Fahrt fort, wir bitten, mein gelehrter Herr,
Erklärt rechtmäßig und gewissenhaft,
Ob uns das Salische Gesetz in Frankreich
Von unserm Anspruch ausschließt oder nicht.
Und Gott verhüte, mein getreuer Herr,
Daß Ihr die Einsicht drehn und modeln solltet
Und schlau Eu'r wissendes Gemüt beschweren
Durch Vortrag eines mißerzeugten Anspruchs,
Des eigne Farbe nicht zur Wahrheit stimmt.
Denn Gott weiß, wie so mancher, jetzt gesund,
Sein Blut zu des Bewährung noch vergießt,
Wozu uns Eu'r Hochwürden treiben wird.
Darum gebt acht, wie Ihr Euch selbst verpfändet,
Wie Ihr des Krieges schlummernd Schwert erweckt,
In Gottes Namen mahn' ich Euch: gebt acht!
Denn niemals stritten noch zwei solche Reiche,
Daß nicht viel Blut floß; des unschuld'ge Tropfen
Ein jeglicher ein Weh und bittre Klage
Sind über den, der schuldig Schwerter wetzte,
Die so die kurze Sterblichkeit verheeren.
Nach der Beschwörung sprecht, mein würd'ger Herr:
Wir wollen's merken und im Herzen glauben,
Das, was Ihr sagt, sei im Gewissen Euch
So rein wie Sünde bei der Tauf' gewaschen.
CANTERBURY.
So hört mich, gnädiger Monarch, und Pairs,
Die diesem Herrscherthron eu'r Leben, Treue
Und Dienste schuldig seid: – nichts einzuwenden
Ist wider Seiner Hoheit Recht an Frankreich,
Als dies, was sie vom Pharamund ableiten:
»In terram Salicam mulieres ne succedant.«
Auf Weiber soll nicht erben Salisch Land.
Dies Sal'sche Land nun deuten die Franzosen
Als Frankreich fälschlich aus, und Pharamund
Als Stifter dieser Ausschließung der Frauen.
Doch treu bezeugen ihre eignen Schreiber,
Daß dieses Sal'sche Land in Deutschland liegt,
Zwischen der Sala und der Elbe Strömen,
Wo Karl der Große, nach der Unterjochung
Der Sachsen, Franken angesiedelt ließ,
Die, aus Geringschätzung der deutschen Frau'n,
Als die in unehrbaren Sitten lebten,
Dort dies Gesetz gestiftet, daß kein Weib
Je Erbin sollte sein im Sal'schen Land,
Das, wie ich sagte, zwischen Elb' und Sala
In Deutschland heutzutage Meißen heißt.
So zeigt sich's klar, das Salische Gesetz
Ward nicht ersonnen für der Franken Reich;
Noch auch besaßen sie das Sal'sche Land,
Als bis vierhunderteinundzwanzig Jahre
Nach dem Hinscheiden König Pharamunds,
Den man den Stifter des Gesetzes wähnt.
Er starb im Jahr nach unsers Heiland Kunft
Vierhundertsechsundzwanzig, und Karl der Große
Bezwang die Sachsen, setzte Franken ein
Jenseit des Flusses Sala, in dem Jahr
Achthundertfünf. Dann sagen ihre Schreiber,
König Pippin, der Childrich abgesetzt,
Gab Recht und Anspruch vor an Frankreichs Krone
Als allgemeiner Erbe, von Blithilden,
Der Tochter stammend Königes Chlotar.
Auch Hugo Capet, der die Kron' entriß
Herzogen Karl von Lothring, einz'gem Erben
Vom echten Haus und Mannsstamm Karls des Großen,
Mit ein'gem Schein den Anspruch zu beschönen,
Der doch in Wahrheit schlecht und nichtig war,
Gab sich als Erben aus von Frau Lingaren,
Der Tochter Karlmanns, der von Kaiser Ludwig
Der Sohn war, so wie Ludewig der Sohn
Von Karl dem Großen. Auch Ludwig der Zehnte,
Des Usurpators Capet einz'ger Erbe,
Konnt' im Gewissen keine Ruhe haben
Bei Frankreichs Krone, bis man ihm erwies,
Daß Isabell', die schöne Königin,
Von der er Enkel war in grader Reih',
Abstamme von Frau Irmengard, der Tochter
Des vorerwähnten Herzogs Karl von Lothring;
Durch welche Eh' die Linie Karls des Großen
Mit Frankreichs Krone neu vereinigt ward,
So daß so klar wie Sonnenlicht erscheint:
Das Recht Pippins und Hugo Capets Vorwand
Und Ludewigs Beruhigung, sie gründen
Sich auf der Frauen Recht und Anspruch alle;
Wie Frankreichs Kön'ge tun bis diesen Tag,
Wiewohl sie gern das Salische Gesetz
Behaupten möchten, Euer Hoheit Anspruch
Von Frauen Seite damit auszuschließen,
Und lieber sich verstricken in ein Netz,
Als die verdrehten Rechte bloß zu legen,
Von Euch und Euren Vordern angemaßt.
KÖNIG HEINRICH.
Kann ich nach Pflicht und Recht die Fod'rung tun?
CANTERBURY.
Die Sünde auf mein Haupt, gestrenger Fürst!
Denn in dem Buch der Numeri steht geschrieben:
»Der Tochter sei das Erbe zugewandt,
Wenn der Sohn stirbt.« Behauptet, gnäd'ger Herr,
Was Euch gebührt; entrollt Eu'r Blutpanier,
Schaut Euch nach Euren mächt'gen Ahnen um,
Geht, Herr, zu Eures Ältervaters Gruft,
Auf den Ihr Euch mit Eurer Fod'rung stützt;
Ruft seinen tapfern Geist und Eduards an,
Des Schwarzen Prinzen, Eures Großoheims,
Der dort auf fränk'schem Grund ein Trauerspiel,
Die Macht von Frankreich schlagend, aufgeführt,
Indes sein großer Vater lächelnd stand
Auf einer Höh' und seinen jungen Löwen
Sich weiden sah im Blut des fränk'schen Adels.
O edle Englische, die trotzen konnten
Mit halbem Heere Frankreichs ganzem Stolz,
Und lachend stand dabei die andre Hälfte,
Ganz unbeschäftigt und um Kampf verlegen.
ELY.
Weckt die Erinn'rung dieser tapfern Toten,
Mit mächt'gem Arm erneuet ihre Taten!
Ihr seid ihr Erb', Ihr sitzt auf ihrem Thron,
Das Blut, der Mut rinnt in den Adern Euch,
Der sie erhob; mein dreimal mächt'ger Fürst
Ist in dem Maienmorgen seiner Jugend,
Zu Tat und großer Unternehmung reif.
CANTERBURY.
Die Herrn der Erde, Eure Mitmonarchen,
Erwarten alle, daß Ihr Euch ermannt,
So wie die vor'gen Löwen Eures Bluts.
WESTMORELAND.
Sie wissen, Ihr habt Grund und Macht und Mittel;
Die hat Eu'r Hoheit auch: kein König Englands
Hat einen reichern Adel je gehabt
Noch treu're Untertanen, deren Herzen
Die Leiber hier in England heim gelassen
Und sich in Frankreichs Feldern schon gelagert.
CANTERBURY.
O laßt die Leiber folgen, bester Fürst,
Gewinnt Eu'r Recht mit Blut und Feu'r und Schwert,
Wozu wir von der Geistlichkeit Eu'r Hoheit
Solch eine starke Summ' erheben wollen,
Als nie die Klerisei mit einem Mal
Noch einem Eurer Ahnen zugebracht.
KÖNIG HEINRICH.
Man muß nicht bloß sich wider die Franzosen
Zum Angriff rüsten, auch zum Widerstand
Die Vorkehrungen gegen Schottland treffen,
Das einen Zug sonst wider uns wird tun
Mit allem Vorteil.
CANTERBURY.
Die an den Marken dort, mein gnäd'ger Fürst,
Sind stark genug zur Mau'r, das innre Land
Vor Plünderern der Grenze zu beschützen.
KÖNIG HEINRICH.
Wir meinen nicht die leichten Streifer bloß,
Die Hauptgewalt des Schotten fürchten wir,
Der stets für uns ein wilder Nachbar war.
Denn Ihr könnt lesen, daß mein Ältervater
Mit seinen Truppen nie nach Frankreich zog,
Daß nicht der Schott' ins unbewehrte Reich
Hereinbrach, wie die Flut in einen Riß,
Mit reicher Überfülle seiner Kraft,
Das leere Land mit heißem Angriff plagend,
Die Städt' und Burgen mit Belag'rung gürtend,
Daß unsre Landschaft, aller Wehr entblößt,
Gebebt vor solcher üblen Nachbarschaft.
CANTERBURY.
Sie hatte dann mehr Schreck als Schaden, Herr,
Denn hört sie nur bewähret durch sich selbst:
Als ihre Ritterschaft in Frankreich war
Und sie betrübte Witwe ihrer Edlen,
Hat sie nicht bloß sich selber gut verteidigt;
Sie fing der Schotten König, sperrt' ihn ein,
Sandt' ihn nach Frankreich dann, um Eduards Ruhm
Zu füllen mit gefangner Kön'ge Zahl
Und Eure Chronik reich an Preis zu machen,
Wie Meeres Schlamm und Boden ist an Trümmern
Gesunkner Schiff' und Schätzen ohne Maß.
WESTMORELAND.
Doch gibt es einen Spruch, sehr alt und wahr:
»So du Frankreich willt gewinnen,
Mußt mit Schottland erst beginnen.«
Denn ist der Adler England erst auf Raub,
So kommt das Wiesel Schottland angeschlichen
Zu seinem unbewachten Nest und saugt
Ihm so die königlichen Eier aus;
Es spielt die Maus, die, wenn die Katze fort,
Besudelt und verdirbt, was sie nicht frißt.
EXETER.
Die Katze muß demnach zu Hause bleiben,
Allein verwünscht sei diese Nötigung!
Gibt's Schlösser doch, den Vorrat zu verwahren,
Und feine Fallen für die kleinen Diebe.
Indes die Hand, bewaffnet, auswärts ficht,
Wehrt sich zu Hause das beratne Haupt;
Denn Regiment, zwar hoch und tief und tiefer
Verteilt an Glieder, hält den Einklang doch
Und stimmt zu einem vollen reinen Schluß,
So wie Musik.
CANTERBURY.
Sehr wahr: drum teilt der Himmel
Des Menschen Stand in mancherlei Beruf
Und setzt Bestrebung in beständ'gen Gang,
Dem, als zum Ziel, Gehorsam ist gestellt.
So tun die Honigbienen, Kreaturen,
Die durch die Regel der Natur uns lehren,
Zur Ordnung fügen ein bevölkert Reich.
Sie haben einen König und Beamte
Von unterschiednem Rang, wovon die einen,
Wie Obrigkeiten, Zucht zu Hause halten,
Wie Kaufleut' andre auswärts Handel treiben,
Noch andre wie Soldaten, mit den Stacheln
Bewehrt, die samtnen Sommerknospen plündern
Und dann den Raub mit lust'gem Marsch nach Haus
Zum Hauptgezelte ihres Kaisers bringen;
Der, emsig in der Majestät, beachtet,
Wie Maurer singend goldne Dächer baun;
Die stillen Bürger ihren Honigkneten;
Wie sich die armen Tagelöhner drängen
Mit schweren Bürden an dem engen Tor;
Wie, mürrisch summend, der gestrenge Richter
Die gähnende und faule Drohne liefert
In bleicher Henker Hand. Ich folgre dies:
Daß viele Dinge, die zusammenstimmen
Zur Harmonie, verschieden wirken können,
Wie viele Pfeile da und dorther fliegen
Zu einem Ziel;
Wie viel verschiedne Weg' in eine Stadt,
Wie viele frische Ström' in einen See,
Wie viele Linien in den Mittelpunkt
An einer Sonnenuhr zusammenlaufen:
So, erst im Gang, kann tausendfaches Wirken
Zu einem Zweck gedeihn, wohl durchgeführt
Und ohne Mangel. Drum nach Frankreich, Herr!
Teilt Euer glücklich England in vier Teile:
Ein Viertel nehmt davon nach Frankreich hin,
Ihr könnt damit ganz Gallien zittern machen.
Wenn wir mit dreimal so viel Macht zu Haus
Die eigne Tür dem Hund nicht wehren können,
So laßt uns zausen, und dies Volk verliere
Den Ruhm der Tapferkeit und Politik.
KÖNIG HEINRICH.
Ruft die vom Dauphin hergesandten Boten!
Einer vom Gefolge ab. Der König besteigt den Thron.
Wir sind entschlossen, und, mit Gottes Hülfe
Und Eurer (unsrer Stärke edlen Sehnen),
Da Frankreich unser, wollen wir vor uns
Es beugen oder ganz in Stücke brechen;
Wir wollen dort entweder waltend sitzen
In weiter hoher Herrschaft über Frankreich
Und die fast königlichen Herzogtümer;
Sonst ruhe dies Gebein in schlechter Urne,
Grablos und ohne Denkmal über ihm.
Wenn die Geschichte nicht mit vollem Mund
Kühn meine Taten spricht, so sei mein Grab
Gleich einem türk'schen Stummen ohne Zunge,
Nicht mit papiernem Epitaph geehrt.
Die französischen Gesandten treten auf
Wir sind bereit, was unserm Vetter Dauphin
Beliebt, nun zu vernehmen; denn wir hören,
Von ihm ist euer Gruß, vom König nicht.
GESANDTER.
Geruhn Eu'r Majestät, uns zu erlauben,
Frei zu bestellen, was der Auftrag ist;
Wie, oder sollen schonend wir von fern
Des Dauphins Meinung, unsre Botschaft, zeigen?
KÖNIG HEINRICH.
Nicht ein Tyrann, ein christlicher Monarch
Sind wir, und unsre Leidenschaft der Gnade
So unterworfen, wie in unsern Kerkern
Verbrecher angefesselt; darum sagt
Mit freier, ungehemmter Offenheit
Des Dauphins Meinung aus.
GESANDTER.
Dann kürzlich so:
Eu'r Hoheit, neulich hin nach Frankreich sendend,
Sprach dort gewisse Herzogtümer an,
Kraft Eures großen Vorfahr'n Eduard des Dritten:
Zur Antwort nun sagt unser Herr, der Prinz,
Daß Ihr zu sehr nach Eurer Jugend schmeckt,
Und heißt Euch wohl bedenken, daß in Frankreich
Mit muntern Tänzen nichts gewonnen wird;
Ihr könnt Euch nicht in Herzogtümer schwärmen.
Drum schickt er, angemeßner Eurem Geist,
Euch dieser Tonne Schatz, begehrt dafür,
Ihr wollet fernerhin die Herzogtümer
Nicht von Euch hörenlassen. So der Dauphin.
KÖNIG HEINRICH.
Der Schatz, mein Oheim?
EXETER.
Federbälle, Herr.
KÖNIG HEINRICH.
Wir freun uns, daß der Dauphin mit uns scherzt,
Habt Dank für Eure Müh' und sein Geschenk