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Am Königshof geht es hoch her: der Herzog von Buckingham, ein Vertrauter König Heinrichs VIII., wird wegen Hochverrats angeklagt. Ist er tatsächlich schuldig oder wurde er Opfer einer Intrige? Inmitten aller politischen Ränkespiele hat König Heinrich noch ein weiteres Problem: er muss den Papst überzeugen, einer Scheidung von Königin Katharina zuzustimmen, damit er seine Geliebte Anne heiraten kann. Der Ausgang des Konflikts zwischen Heinrich und der Kirche könnte England für immer verändern...-
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Seitenzahl: 119
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William Shakespeare
Übersezt von Wolf Heinrich Graf von Baudissin
Ludwig Tieck
Saga
Heinrich VIII.
Übersezt von Wolf Heinrich Graf von Baudissin
Titel der Originalausgabe: Henry VIII
Originalsprache: dem Englischen
Coverbid/Illustration: Shutterstock
Copyright © 1818, 2021 SAGA Egmont
Alle Rechte vorbehalten
ISBN: 9788726885781
1. E-Book-Ausgabe
Format: EPUB 3.0
Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für gewerbliche und öffentliche Zwecke ist nur mit der Zustimmung vom Verlag gestattet.
Dieses Werk ist als historisches Dokument neu veröffentlicht worden. Die Sprache des Werkes entspricht der Zeit seiner Entstehung.
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Ich komme nicht mehr, daß ihr lacht. Gestalten,
Die eure Stirnen ziehn in ernste Falten,
Die traurig, groß, stark, voller Pomp und Schmerz,
So edle Szenen, daß in Leid das Herz
Zerrinnt, erscheinen heut. Die Mitleid fühlen,
Sie mögen Tränen schenken unsern Spielen;
Der Inhalt ist es wert. Die, welche geben
Ihr Geld, um etwas Wahres zu erleben,
Sie finden hier Geschichte. Die an Zügen,
Geschmückten sich erfreun und so begnügen,
Zürnen wohl nicht: zwei Stunden still und willig –
Dann steh ich dafür ein, sie haben billig
Den Schilling eingebracht. Nur die allein,
Die sich an Spaß und Unzucht gern erfreun,
Am Tartschenlärm, die nur der Bursch ersetzt
Im bunten langen Kleid, mit Gelb besetzt,
Sie sind getäuscht; mit Wahrheit, groß und wichtig,
Darf, Edle, niemals Schattenwerk so nichtig
Als Narr und Kampf sich mischen, sonst entehrten
Wir uns und euch – die uns Vertraun gewährten,
Daß wahr nur sei, was jetzt vor euch erscheint –
Und so verblieb' uns kein verständger Freund.
Deshalb, weil man als weis und klug euch kennt
Und in der Stadt die feinsten Hörer nennt,
Seid ernst wie wir euch wünschen. Denkt, ihr seht,
Als lebten sie, in stolzer Majestät
Des edlen Spiels Personen. Denkt sie groß,
Vom Volk umringt; denkt ihrer Diener Troß,
Der Freunde Drang; seht hierauf, im Moment,
Wie solche Macht so bald zum Fall gewendt;
Und seid ihr dann noch lustig, möcht ich meinen,
Es könn ein Mann am Hochzeitstage weinen.
London. Ein Vorzimmer im Palast des Königs
Von der einen Seite kommt der Herzog von Norfolk, von der andern der Herzog von Buckingham und Lord Abergavenny
Buckingham. Guten Morgen und willkommen! Wie ging es euch,
Seit wir uns sahn in Frankreich?
Norfolk. Dank Eur Gnaden,
Wohlauf, und stets seitdem noch frisch bewundernd,
Was ich dort sah.
Buckingham. Ein sehr unzeitig Fieber
Hielt mich gebannt auf meinem Zimmer fern,
Als die zween Ruhmessöhn und Heldensterne
Im Ardetal sich trafen.
Norfolk. Zwischen Arde
Und Guines sah ich der Fürsten Gruß vom Pferd;
Sah, abgestiegen, beide sich umschließen,
Als wüchsen sie zusammen, so umarmt;
Und wären sies: wo gabs vier Könige,
Dem doppelt Einen gleich?
Buckingham. Die ganze Zeit
War ich des Betts Gefangner.
Norfolk. Da verlort Ihr
Die Schau des irdschen Pomps. Man möchte sagen,
Pracht, einsam bis dahin, ward hier vermählt
Noch über ihrem Rang. Stets war das Morgen
Meister des Gestern, bis der letzte Tag
Die vorgen Wunder einschlang. Überstrahlten
Ganz flimmernd, ganz in Gold, gleich Heidengöttern,
Die Franken heut uns; morgen schufen wir
Aus England Indien; jeder, wie er stand,
Glich einer Mine. Die Pagenzwerge schienen
Ganz Gold, wie Cherubim; die Damen auch,
Der Arbeit ungewohnt, keuchten beinah
Unter der Pracht; so daß die Mühe selber
Zur Schminke ward. Jetzt rief man diese Maske
Als einzig aus: der nächste Abend macht sie
Zum Narrn, zum Bettler. Beide Könige,
An Schimmer gleich, je wie in Gegenwart
Gewahrt, stehn höh'r und tiefer: wer im Aug,
Ists auch im Preis; und, beide gegenwärtig,
Sah man, so schiens, nur einen: und kein Urteil
Ward nur versucht vom Kenner. Wenn jene Sonnen
(Denn also hieß man sie) die edlen Geister
Durch Heroldsruf zum Kampf ermahnt, sind Taten
Jenseit des Denkbaren vollbracht; die Fabel,
So jetzt als möglich sich bewährt, fand Glauben,
Und Bevis dünkt uns wahr.
Buckingham. Oh, Ihr geht weit.
Norfolk. So wahr ich Edelmann und immer strebte
Nach Redlichkeit: die Schildrung jedes Dings
Verlör beim besten Redner von dem Leben,
Wies durch die Handlung selbst sprach. Königlich
War alles, nichts dem Plane widerspenstig,
Durch Ordnung alles sichtbar; jedes Amt
Erfüllte, was ihm oblag.
Buckingham. Wer nur führte,
Ich meine, wer vereinte Haupt und Glieder
Zu diesem großen Fest nach Eurer Meinung?
Norfolk. Nur einer, wahrlich, der kein Element
Für solch Geschäft verspricht.
Buckingham. Sagt, wer, Mylord?
Norfolk. Das alles schuf die klug verständge Einsicht
Des hochehrwürdgen Kardinals von York.
Buckingham. Hol ihn der Teufel! Er muß an jedem Brei
Ehrgeizig kochen helfen. – Was ging ihn
Dies weltliche Stolzieren an? Mich wundert,
Wie solch ein Klump mit seiner rohen Last
Der segensreichen Sonne Licht darf hemmen,
Der Erd es vorenthaltend.
Norfolk. Wahrlich, Herr,
In ihm ist Stoff, der solche Zwecke fördert:
Denn, nicht gestützt auf Ahnentum (des Gunst
Dem Enkel sichre Bahn vorschreibt); nicht fußend
Auf Taten für die Krone; nicht geknüpft
An mächtge Helfer, sondern Spinnen gleich,
Aus seiner selbstgeschaffnen Webe, zeigt er,
Wie Kraft des eignen Werts die Bahn ihm schafft:
Vom Himmel ein Geschenk, das ihm erkauft
Den Platz zunächst am Thron.
Abergavenny. Ich kanns nicht sagen,
Was ihm der Himmel schenkt: ein schärfrer Blick
Erspähe das. Sein Hochmut aber blickt mir
Aus jedem Zug hervor; wer gab ihm den?
Wars nicht die Hölle, so ist Satan Knauser,
Oder gab alles schon hinweg, und er
Erschafft 'ne neue Hölle selbst in sich.
Buckingham. Beim fränkschen Zug, wie, Teufel, nahm ers auf sich,
Ohne Königs Vorwissen sein Gefolg
Ihm zu erwählen? Er entwirft die Liste
Vom ganzen Adel; wählt meist solche nur,
Auf die er soviel Bürd als wenig Ehren
Zu häufen denkt: ja, einzig schon sein Handbrief,
Den hochachtbaren Staatsrat unbefragt,
Muß liefern, wen er hinschreibt.
Abergavenny. Weiß ich doch
Drei meiner Vettern mindstens, die sich also
Ihr Erbteil hierdurch schwächten, daß sie nimmer
Wie vormals werden blühn.
Buckingham. Oh, vielen brach
Der Rücken, die Landgüter drauf geladen
Für diesen großen Zug. Was half die Torheit,
Als Mittlerin zu werden einem höchst
Armselgen Ausgang?
Norfolk. Traurig denk ich oft,
Wie uns der fränksche Friede nicht die Kosten,
Ihn abzuschließen, lohnt.
Buckingham. Ward jeder nicht
Nach jenem grausen Sturm, der drauf erfolgt',
Vom Geist erfüllt und sprach, unabgeredet,
Die allgemeine Prophezeiung aus,
Es deut der Sturm, der dieses Friedens Kleid
Zerriß, auf raschen Bruch?
Norfolk. Der ist schon klar;
Denn Frankreich höhnt den Bund und legt Beschlag
Auf unsrer Kaufherrn Güter in Bordeaux.
Abergavenny. Ward deshalb der Gesandte fortgeschickt?
Norfolk. Gewiß.
Abergavenny. Ein saubrer Titel eines Friedens,
Und teuer übers Maß.
Buckingham. Ei, lauter Arbeit
Des würdgen Kardinals.
Norfolk. Verzeiht, Mylord,
Der Staat nimmt Kenntnis vom besondern Zwist
Zwischen dem Kardinal und Euch. Drum tat ich
(Und nehmt aus einem Herzen dies, das Ehr
Und Sicherheit Euch reichlich gönnt), – Ihr wollt
Des Priesters Arglist stets und seine Macht
Zusammenreihn; dann wohl erwägen, daß,
Worauf sein wilder Haß auch brüt, ihm nimmer
Ein Werkzeug fehlt. Ihr kennt sein Naturell,
Rachgierig ist er: und ich weiß, sein Schwert
Ist scharf gewetzt; 's ist lang, und, wohl weiß man,
Es reicht fern hin: und streckt ers nicht so weit,
So schleudert ers. Schließt meinen Rat ins Herz;
Er wird Euch frommen. Seht, da kommt die Klippe,
Die ich Euch riet zu meiden.
Kardinal Wolsey, vor dem die Tasche mit dem Großen Staatssiegel getragen wird, mehrere von der Leibwache und zwei Schreiber mit Papieren treten auf. Der Kardinal heftet im Vorbeigehn seinen Blick auf Buckingham und dieser auf ihn; beide sehen einander voller Verachtung an.
Wolsey. Der Hausvogt Herzog Buckinghams? Schon gut!
Habt Ihr die Untersuchung?
Schreiber. Hier, Mylord.
Wolsey. Hält er sich fertig in Person?
Schreiber. Ja, gnädger Herr.
Wolsey. Gut! Dann ergibt sich mehr; und Buckingham
Wird diesen stolzen Blick schon mäßgen.
(Kardinal Wolsey und sein Gefolge ab.)
Buckingham. Der Fleischerhund trägt Gift im Maul, und ich
Vermag nicht, ihn zu knebeln: drum am besten,
Man weckt ihn nicht aus seinem Schlaf. Das Buch
Des Bettlers zählt vor edlem Blut! –
Norfolk. Wie, so erhitzt?
Fleht Gott um Mäßigung, das einzge Mittel,
Das Eure Krankheit heischt.
Buckingham. Sein Blick verkündet
Was gegen mich: sein Aug erniedrigte
Mich als verworfnen Knecht; und jetzt, jetzt eben,
Bohrt' er mich meuchlings durch: er ging zum König;
Ich folg und will ihn übertrotzen.
Norfolk. Bleibt doch,
Mylord, und laßt Vernunft und Zorn sich fragen,
Was Ihr beginnt. Wer steilen Berg erklimmt,
Hebt an mit ruhgem Schritt; der Ärger gleicht
'nem überhitzgen Pferd, das, gebt Ihr Freiheit,
Am eignen Feur ermüdet. Keiner, glaubt mir,
Vermag, wie Ihr, mir Rat zu geben: seid
Für Euch, was Ihr dem Freund wärt.
Buckingham. Ich will hin,
Und Ehrenmund soll völlig niederschreien
Den Hochmut des Ipswicher Knechts; sonst ruf ichs:
Hin ist der Unterschied des Ranges.
Norfolk. Hört mich!
Heizt nicht den Ofen Euerm Feind so glühend,
Daß er Euch selbst versengt. Wir überrennen
Durch jähe Eil das Ziel, nach dem wir rennen,
Und gehns verlustig. Denkt nur, wie die Flamme,
Wenn sie den Trank geschwellt zum Überschäumen,
Ihn, scheinbar mehrend, nur zerstäubt! Oh, hört!
Ich wiederhol, es gibt kein Haupt in England
So kräftig, sich zu leiten, als das Eure,
Wenn Ihr mit Saft der Weisheit wolltet löschen,
Ja, dämpfen nur, die Glut des Jähzorns.
Buckingham. Herr,
Nehmt meinen Dank. Verhalten will ich mich
Nach Euerm Wort. Doch den erzstolzen Kerl
(Nicht weil der Zorn mir schwillt, nenn ich ihn so,
Nein, aus rechtschaffnem Drang): durch sichre Kundschaft
Und Proben, die so klar wie Bäch' im Juli,
Wenn jedes Korn von Kies wir sehen, kenn ich
Als feil, verrätrisch.
Norfolk. Nicht verrätrisch sagt.
Buckingham. Dem König sag ichs: mein Beweis soll stark sein
Wie Felsenufer. Seht nur. Dieser heilge
Fuchs oder Wolf – wenn beides nicht! – (er ist
So räubrisch ja als schlau, so rasch zum Bösen,
Als fein es zu vollziehn; Gemüt und Amt
Hat gegenseitig sich an ihm verpestet):
Nur daß er seinen Prunk ausbreit in Frankreich,
Wie hier zu Haus, trieb unsern Herrn, den König,
Zum letzten teuren Bündnis und Kongreß,
Der soviel Schätze schlang, und wie ein Glas
Zerbrach im Spülen.
Norfolk. Ja gewiß, so wars.
Buckingham. Erlaubt nur weiter, Herr. Der listge Pfaff
Spann die Artikel nun der Übereinkunft,
Wies ihm gefiel; dann ward ratifiziert,
Wie er nur winkt, «so seis»; – zu nicht mehr Vorteil,
Als Krücken für den Toten. Doch unser Hofpfaff
Ersanns, und so ists gut; der würdge Wolsey,
Der niemals irrt, der tats. Drauf folgt nun dies
(Was mich bedünkt, 'ne Art von Brut der alten
Hündin Verrat): – der Kaiser Karl, vergeblich,
Die Kön'gin, seine Tante, zu besuchen
(Den Anstrich gab er wirklich; doch er kam,
Dem Wolsey zuzuflüstern), hält hier Einzug.
Er war in Furcht, ihm werd aus dem Kongreß
Von Frankreich, durch der zween Monarchen Freundschaft,
Nachteil entstehn; und freilich blickte Unheil
Ihm dräuend aus dem Bund: drum pflog er heimlich
Mit unserm Kardinal, und, wie ich glaube,
Ja vielmehr weiß – weil sicher vor dem Abschluß
Der Kaiser zahlt', und also sein Gesuch
Erfüllt war, eh genannt – genug, nachdem
Der Weg gebahnt und goldgepflastert, heischt
Der Kaiser nun, er möge gütigst anders
Den König stimmen und den Frieden brechen.
Ja, wissen muß der König (gleich, durch mich),
Wie so der Kardinal nach Wohlgefallen
Ihm seine Ehre kauft und auch verkauft,
Und zwar zu seinem Vorteil.
Norfolk. Mich betrübts,
Solches von ihm zu hören, und ich wünsche,
Hier walt ein Irrtum ob.
Buckingham. In keiner Silbe!
Ich stell ihn dar in ebender Gestalt,
In der er bald entlarvt ist.
Brandon tritt auf; vor ihm her ein bewaffneter Gerichtsdiener, darauf zwei oder drei von der Leibwache.
Brandon. Sergeant,
Ihr wißt, was Eures Amts; vollzieht es!
Gerichtsdiener. Sir,
Mylord, Herzog von Buckingham und Graf
Von Hereford, Stafford und Northampton, ich
Verhafte dich um Hochverrat, im Namen
Unsres großmächtgen Königs.
Buckingham. Seht, Mylord.
Das Netz fiel auf mich nieder; durch Verrat
Und Arglist werd ich untergehn.
Brandon. Mich schmerzt,
Der Freiheit Euch beraubt und diesen Hergang
Mit anzusehn; es ist des Königs Wille,
Ihr sollt zum Turm.
Buckingham. Nichts hilft mirs, meine Unschuld
Dartun, da solcher Schatten fiel auf mich,
Der selbst das Weiße schwarz färbt. Herr, dein Ratschluß
Gescheh, hierin und allzeit! Ich gehorche.
O Mylord Aberga'nny, lebet wohl!
Brandon. Nein, er muß mit Euch gehn. Es ist des Königs
Gefall', Ihr sollt zum Turm, bis Ihr erfahrt,
Was ferner nachfolgt.
Abergavenny. Mit dem Herzog sag ich:
Des Herrn Ratschluß geschah sowie des Königs
Gefallen.
Brandon. Vollmacht hab ich hier vom König,
Lord Montacute in Haft zu nehmen; ferner
Den Johann de la Court, des Herzogs Beichtger;
Dann seinen Kanzler, Gilbert Peck –
Buckingham. So, so!
Das sind die Glieder des Komplotts. Nicht mehr doch?
Brandon. Noch ein Kartäusermönch –
Buckingham. Oh, Niklas Hopkins.
Brandon. Ja.
Buckingham. Mein Hausvogt spielte falsch: der große Priester
Bot Gold ihm an; mein Leben ist umspannt;