Herr Heiland und die heiße Spur - Johann Simons - E-Book

Herr Heiland und die heiße Spur E-Book

Johann Simons

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Beschreibung

Folge 11 - Herr Heiland verbrennt sich die Finger: Geht in Sonntal etwa ein Feuerteufel um? Anfangs brennen "nur" Heuballen auf den Feldern oder die baufällige Schutzhütte am Dachsberg. Doch als Bauer Billens Getreidesilo in Flammen aufgeht, glaubt niemand mehr an einen Lausbubenstreich - zumal sich eine Leiche in den Flammen findet!

Wer hat Helmfried Riebchen auf dem Gewissen? Steckt der Mörder etwa auch hinter den Feuern? Während Polizist Tobias Kern im familiären Umfeld des Toten ermittelt, folgt Pastor Heiland einmal mehr seinem detektivischen Instinkt und schließt sich - als "Inkognito-Ermittler" - der freiwilligen Feuerwehr seines Dorfes an. Dabei gerät er selbst ins Visier des mörderischen Zündlers ...

Über die Serie: Der gemütliche Dorfpastor Klaas Heiland wagt einen Neuanfang im bayrischen Touristenidyll Sonntal am See. Dabei muss er nicht nur mit seiner resoluten Haushälterin, dem überambitionierten Bürgermeister und den eigenwilligen Traditionen der Sonntaler zurechtkommen: Nein, hier in der Provinz geben sich die Mörder die Klinke in die Hand! Und im Gegensatz zum sympathischen Dorfpolizisten Tobias Kern hat der friedliebende Heiland ein Talent zur Lösung von Kriminalfällen ...

Herr Heiland - ein himmlischer Cosy-Krimi für alle Fans von gemütlichen Ermittlungen.

eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung.


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Inhalt

CoverGrußwort des VerlagsHerr Heiland – Die SerieÜber diese FolgeTitelKapitel 1Kapitel 2Kapitel 3Kapitel 4Kapitel 5Kapitel 6Über den AutorWeitere Titel der AutorinIn der nächsten FolgeImpressum

 

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Herr Heiland – Die Serie

Der gemütliche Dorfpastor Klaas Heiland wagt einen Neuanfang im bayrischen Touristenidyll Sonntal am See. Dabei muss er nicht nur mit seiner resoluten Haushälterin Fräulein Dimpel, dem überambitionierten Bürgermeister Moritz Mindenfeld und den eigenwilligen Traditionen der Sonntaler zurechtkommen: Nein, hier in der Provinz geben sich die Mörder die Klinke in die Hand! Und im Gegensatz zum sympathischen Dorfpolizisten Tobias Kern hat der friedliebende Heiland ein Talent zur Lösung von Kriminalfällen …

Über diese Folge

Herr Heiland verbrennt sich die Finger: Geht in Sonntal etwa ein Feuerteufel um? Anfangs brennen »nur« Heuballen auf den Feldern oder die baufällige Schutzhütte am Dachsberg. Doch als Bauer Billens Getreidesilo in Flammen aufgeht, glaubt niemand mehr an einen Lausbubenstreich – zumal sich eine Leiche in den Flammen findet!

Wer hat Helmfried Riebchen auf dem Gewissen? Steckt der Mörder etwa auch hinter den Feuern? Während Polizist Tobias Kern im familiären Umfeld des Toten ermittelt, folgt Pastor Heiland einmal mehr seinem detektivischen Instinkt und schließt sich – als »Inkognito-Ermittler« – der freiwilligen Feuerwehr seines Dorfes an. Dabei gerät er selbst ins Visier des mörderischen Zündlers …

JOHANN SIMONS

Kapitel 1

Bayerisches Feuer

Die Hitze war beinahe unerträglich. Klaas Heiland hob abwehrend den Arm, trat einen Schritt zurück und keuchte. Wo er auch hinsah, fand er nichts als Rauch und Flammen, nichts als gnadenlose Zerstörung.

»Großer Gott!«, murmelte der Pastor und spürte, wie ihm der Schweiß von der bleichen Stirn lief. »Wer in aller Welt macht so etwas?«

Das Getreidesilo brannte lichterloh. Es stand draußen auf den Feldern, mehrere Kilometer von der Sonntaler Dorfgrenze entfernt, und um diese späte Stunde lag es absolut verlassen da. Das zylinderförmige Bauwerk mit dem spitz zulaufenden Dach beherbergte die jüngste Ernte des Dorfbauern Jakob Billen, und selbst ein zugereistes Nordlicht wie Klaas Heiland, der von Landwirtschaft in etwa so viel verstand wie der biblische Judas von Loyalität und Freundschaft, wusste genau, wie gut Weizen, Hafer und Co. brennen konnten. Das hier war eine Katastrophe.

»Wir müssen die Flammen ersticken!«, rief Biene Wieland. Die Mittdreißigerin mit dem kinnlangen schwarzen Haar stand neben Heiland und griff beherzt in ihre Sporttasche. »Hier, ich nehme unsere Picknickdecke. Treten Sie lieber noch weiter zurück, Herr Pfarrer. Bevor hier Funken fliegen.«

»Ich weiß nicht, Frau Wieland«, erwiderte Heiland zögernd. Auch er sprach nun lauter, denn das Feuer verschluckte jeden leisen Ton. »Nutzt das noch etwas? Schauen Sie nur, wie hoch die Flammen schon sind.«

Just in dem Moment knackte es so bedrohlich im Inneren des Silos, als hätte das flammende Inferno dort vor ihnen nur auf ein Stichwort gewartet, um seine Macht zu unterstreichen. Heiland zuckte zusammen.

»Wir müssen tun, was wir nur können«, meinte Wieland. Sie stellte die Sporttasche auf den Boden und nahm eine Ecke der Picknickdecke in die rechte Hand. Dann schwang sie die Decke wie ein Cowboy seine Peitsche. Grimmig sah sie zu den Flammen.

»Ob es nutzt, wissen wir hinterher. Und vor allem müssen wir Hilfe rufen. Nehmen Sie mein Handy aus der Tasche, einverstanden? Rufen Sie die Feuerwehr.«

Das war ein Vorschlag, mit dem Heiland sofort einverstanden war. Schnell bückte er sich nach der Tasche und fand Wielands kleines Mobiltelefon. Im flackernden Schein der Flammen wählte er die Nummer des Notrufs.

Wieland schlug derweil zu. Laut klatschte die Picknickdecke gegen die Außenwand des brennenden Getreidelagers. Es war David gegen Goliath, daran hegte Heiland keinen Zweifel. Er ahnte aber, dass dieses Mal Goliath gewinnen würde.

»Seien Sie bloß vorsichtig, Biene«, rief er noch. Dann meldete sich plötzlich jemand am anderen Ende der Leitung.

»Was?« Heiland runzelte die Stirn. Sofort widmete er sich seinem Telefonat. »Verzeihung, ich habe nicht zugehört. Hier spricht Pastor Klaas Heiland. Wir brauchen dringend die Feuerwehr an Herrn Billens Silo nahe Sonntal. Es liegt auf halbem Weg zwischen dem Dorf und dem Stausee, wissen Sie? Und bitte: Beeilen Sie sich!«

Die Person in der Leitung fragte etwas, das Heiland nur in Bruchstücken verstand. Er glaubte aber, das Wort »Feuerteufel« gehört zu haben.

Seufzend sah er wieder zu den Flammen. »Ja, die Möglichkeit besteht. Das hier könnte durchaus das neueste Werk unseres unheimlichen Brandstifters sein. Und …«

Er kam nicht dazu, den Satz zu beenden. Biene Wieland drehte sich nämlich gerade zu ihm um, und das Gesicht der jungen Kioskbetreiberin war kreidebleich.

»Falls das der Feuerteufel war«, sagte sie langsam, »dann hat er sich dieses Mal selbst übertroffen, Herr Pfarrer. Schauen Sie nur.«

Abermals runzelte Heiland die Stirn. Fragend trat er näher und sah über Wielands Schulter ins Innere des Silos.

Dann fand auch er die Leiche inmitten der Flammen.

Einen Abend vorher

Die Lichter des Gasthofs Zur stolzen Kaiserkrone fielen auf den abenddunklen Sonntaler Dorfplatz. Erste Sterne funkelten am Himmel über dem Dorf, und all die kleinen Straßen und Gassen hatten sich längst geleert. Der Tag war vorbei – außer im Schankraum des Gasthofs.

»So, die Herrschaften«, sagte Gerd Söhnchen. Der wohlbeleibte Wirt des Hauses stellte die Getränke auf den Tisch am Fenster – ein Glas Weißwein für Fräulein Dimpel und eine schäumende Maß für Pastor Heiland. »Wohl bekomms! Und lassen Sie sich auch das Essen schmecken, ja?«

Heiland lächelte dankbar. »Oh, das werden wir, mein lieber Herr Söhnchen. Das werden wir sogar ganz bestimmt. Nicht wahr, Fräulein Dimpel?«

Die sonst so strenge Haushälterin, mit der er sich den Platz am Fenster teilte, wirkte entspannt. Elvira Dimpel konnte päpstlicher als der Papst sein, auch was Fragen der Ernährung anging. Aber hin und wieder hatte selbst die Einundsiebzigjährige mit den aschgrauen Lockenwicklerlocken ihre Momente. Zum Beispiel dann, wenn sie eine Wette verlor.

»In der Tat«, antwortete sie und hob die Gabel zum Mund. Ein großes Stück Knödel mit Sauerkraut dampfte darauf. »Aber das bleibt eine Ausnahme, verstanden? So lautet unsere Abmachung, und auf die poche ich.«

Heiland hob die Hand zum Schwur. »Katholiken-Ehrenwort, meine Liebe. Wir schlemmen einzig und allein heute Abend.« Dann lächelte er schelmisch. »Es sei denn, Sie verlieren schon bald die nächste Wette.«

Sie hatten über Bibelstellen diskutiert, daheim im Sonntaler Pfarrhaus. Dimpel war überzeugt gewesen, dass Paulus im Brief an die Philipper von dem Sklaven Onesimus schrieb. Heiland hatte dagegen gehalten, die entsprechende Stelle fände sich im Brief an den Bekehrten Philemon. »Ein nachvollziehbarer Fehler, da die zwei Adressaten recht ähnlich klingen«, so seine Erklärung, »aber dennoch ein Fehler.«

»Also bitte!«, hatte das resolute Fräulein erwidert. »Ich mache doch keine Fehler.« Kurzerhand hatte sie das Heilige Buch aus dem Wohnzimmerregal genommen, um Heiland seinen Irrtum schwarz auf weiß zu belegen.

Und ich war schlau genug, sie noch schnell um einen Wetteinsatz zu bitten, dachte er nun schmunzelnd.

Dimpel »gestattete« ihm eigentlich kein ungesundes Essen. In ihren Augen war er viel zu vollschlank für einen Mann seines Alters und sollte gründlich auf so unschöne Details wie Cholesterin- und Blutfettwerte achten. Deshalb setzte sie ihm daheim in der Küche des Pfarrhauses stets Knäckebrot, Gemüse und andere Geißeln der Menschheit vor. Entsprechend schnell war Heiland heute ein passender Wetteinsatz eingefallen. Verdankte er das köstliche Jägerschnitzel auf seinem Teller also dem schreibfreudigen Apostel Paulus? In gewisser Weise, fand er, traf das zu. Die Wege des Herrn waren eben unergründlich. Und mitunter ein reiner Genuss.

»Mit Ihnen wette ich nicht mehr, Herr Pfarrer«, meinte Dimpel gerade. »Das ist viel zu ungesund. Für Sie!«

Doch ihre Mundwinkel zuckten dabei amüsiert. Auch ihr gefiel es, zur Abwechslung mal auswärts zu essen. Sie wollte es nur nicht zugeben.

Die stolze Kaiserkrone war gewissermaßen das »zweite Herz« des Dorfes, vermutlich stand sie auch deswegen direkt neben dem ersten: Heilands geliebter Pfarrkirche. Und an diesem Abend schlug Herz Numero Zwo ausgesprochen kräftig. Gleich vier der Tische des kleinen Schankraums waren mit Essensgästen besetzt, und an Gerd Söhnchens langgezogenem Tresen saßen mehr als nur die üblichen Verdächtigen. Selbst Moritz Mindenfeld, Sonntals allzeit überambitionierter Bürgermeister, hatte sich heute auf ein Feierabendbier eingefunden. Der Mittfünfziger und Ex-Profisportler trug einen seiner wie maßgeschneidert wirkenden Anzüge, und der Scheitel seines sorgsam gefärbten Haares saß mindestens so sicher wie der Knoten seiner Krawatte.

Aktuell unterhielt Mindenfeld sich mit einem Mann, den Heiland nur vom Sehen kannte. »Zum hundertsten Mal, Franz«, sagte er gerade. »Ich habe nicht mehr Geld für dich. Seit wann ist es Aufgabe der Gemeinde, der Freiwilligen Feuerwehr goldene Wasserhähne zu spendieren, hm?«

»Pah, goldene Wasserhähne«, erwiderte sein Gegenüber. Franz war etwa in Mindenfelds Alter, aber schon deutlich grauer auf dem beeindruckend quadratisch aussehenden Kopf. Er trug ein braunes Trachtenjanker zu schwarzer Hose und ein Hemd mit kleinem blau-weißem Karomuster. »Ich muss ja wohl nicht extra betonen, dass wir investieren müssen, Moritz. Um funktionsfähig zu bleiben – und reaktionsfähig. Beim Brandschutz darf niemand sparen.«

»Sparen müssen alle«, hielt der Bürgermeister dagegen. Er hob den Krug zum Mund, nahm einen schnellen Schluck und wischte sich den Schaum mit dem Handrücken von der Oberlippe. »Glaubst du, ihr wärt die Einzigen, die in diesen Zeiten mit offener Hand vor mir stehen? Die Gemeindekasse ist kein Füllhorn, und ich muss an das gesamte Dorf denken, nicht nur an dich und deinen Löschtrupp. Ihr bekommt, was ihr immer bekommt. Keine Extrawürste, klar?«

Heiland aß ein weiteres Stück Schnitzel und blendete den Rest der Unterhaltung aus. Es gehörte sich nicht, andere Menschen zu belauschen – auch nicht, wenn diese laut genug sprachen, um im gesamten Schankraum gehört zu werden. Stattdessen sah er sich weiter um, suchte nach bekannten Gesichtern in der Menge. Da war Erich Bender, der Betreiber des kleinen Roxy-Kinos. Neben ihm saß Bahnhofsvorsteher Severin Winkelhuber, den Blick in ein Glas vertieft. Und irrte er sich, oder spielte die Wirtstochter Monika Söhnchen in der hinteren Ecke des Raumes mit ein paar Burschen, die in ihrem Alter sein mussten, eine Partie Karten? Die Männer lachten laut und übertrumpften sich mit ihren Einsätzen. Sie spielten nicht um Geld, sondern um die nächste Runde, und Wirt Söhnchen kam bei ihrem Spieltempo kaum noch mit dem Zapfen hinterher.

Heiland mochte Monika. Sie hatte es im Leben nicht immer leicht gehabt, das wusste er. Doch seit sie zurück in Sonntal war, wo die Beziehung zu ihrer alten Jugendliebe Tobias Kern neu entflammt war, ging es ihr ganz hervorragend. Und Kern, dem engagierten und außerdem einzigen Polizisten Sonntals, ebenfalls.

Doch, doch, fand der Pastor. Beide hatten sich in letzter Zeit wirklich gemacht. Der Tobias Kern, den er bei seiner Ankunft in der bayerischen Provinz hatte kennenlernen dürfen, hätte nie im Leben seine eigene Polizeiwache eröffnet. Erst seit Monika ihm wieder Rückendeckung gab, wuchs auch der fleißige – und mitunter ein wenig ungeschickte – Gesetzeshüter Sonntals über sich hinaus.

»Wissen Sie, was?«, fragte Fräulein Dimpel plötzlich und riss Heiland aus seinen Gedanken. »Verraten Sie mich nicht, Herr Pfarrer. Aber vielleicht gönne ich mir heute sogar noch einen Nachtisch.«

Er schmunzelte. »Wem sollte ich das verraten, Teuerste? Und vergessen Sie nicht, dass Sie mit einem Gemeindeschäfer sprechen. Wir nehmen das Beichtgeheimnis ernster als der Teufel sein geliebtes Schwefelaroma.«

Dimpel ignorierte den albernen Scherz und griff zu ihrem Weinglas. »Gerda macht doch diese wunderbare Creme, wissen Sie? Mit frischen Erdbeeren wäre das ein absoluter Genuss.« Dann zögerte sie. »Aber wirklich nur als Ausnahme. Völlerei ist schließlich eine Sünde und …«

Ein ebenso lautes wie elektronisches Piepsen, das aus allen Richtungen gleichzeitig zu kommen schien, unterbrach die Dame in ihrem Redefluss. Fragend sah Heiland sich um.

An gleich mehreren Tischen und am Tresen griffen Männer und Frauen in ihre Jacken- oder Hosentaschen. Handys wurden gezückt, Displays kritisch studiert. Auch Mindenfelds Gesprächspartner Franz gehörte zu den Kritikern, ebenso einige der Burschen an Monikas Spieltisch.

»Ihr habt’s gesehen, Leute«, sagte Franz und erhob sich von seinem Hocker am Tresen. »Es geht wieder los. Zack, zack! Ich brauche jeden von euch unten am Spritzenhaus – und zwar vorgestern, kapiert?«

Ein leises Murren ging durch den Schankraum, doch die Gruppe folgte der Anweisung. Ein knappes halbes Dutzend Menschen – zumeist Männer, aber auch eine Frau – eilte in Richtung Ausgang.

»Ich schreib’s an, Franz«, sagte Gerd Söhnchen. Der allzeit geschäftstüchtige Wirt trat Franz in den Weg. Sein sorgsam gezwirbelter Schnäuzer glänzte im Licht der Thekenbeleuchtung, und seine Gattin Gerda schaute mahnend zur Tür herein, die in die Küche führte. »Ihr zahlt dann hinterher, wie immer?«

Franz seufzte angestrengt. »Ja doch«, erwiderte er, und jede einzelne Silbe klang wie ein Augenrollen. »Wie immer.«

Er wollte schon an Söhnchen vorbei, zögerte dann aber und drehte sich noch kurz zu Mindenfeld um.

»Siehst du?, Moritz?«, sagte er anklagend. »Siehst du jetzt endlich ein, wie dringend ihr uns braucht, du elender Geizhals?« Dann war er fort.

»Was war das denn?«, wunderte sich Fräulein Dimpel.

Heiland hob ratlos die Schultern. »Ist etwa schon wieder Feueralarm?«

Einen Herzschlag später hörte er die Sirene. Sie befand sich nur einen Katzensprung vom Gasthof entfernt auf dem Dach des gelben Rathauses und war entsprechend laut.

»Feueralarm«, bestätigte Monika Söhnchen. Der Großteil ihrer Tischgemeinschaft hatte zu den Feuerwehrleuten gehört, und nun kam sie lächelnd zu Heiland und Dimpel herüber. »Der Preiskorn Franz und seine Truppe kennen keinen Spaß, was das angeht. Das muss wohl auch so sein.«

»Um unsere Freiwillige Feuerwehr beneiden uns sogar die Nachbardörfer«, lobte Fräulein Dimpel. »Drüben in Schwarzberg haben sie im Grunde niemanden mehr, der sich da so engagiert wie der Franz.«

»Wirklich niemanden?«, staunte Monika.

Nun war Dimpel es, die mit den Schultern zuckte. »Nur noch einen verbeulten und klapprigen Einsatzwagen und drei nicht minder uralte Mitglieder, so hört man. Sagen Sie selbst, Herr Pfarrer: Das ist doch keine Feuerwehr.«

Heiland wusste wenig über die hiesige Feuerwehr. Er hatte allerdings nie verstanden, warum Sonntal so allergisch auf alles reagierte, was mit der kleinen Nachbargemeinde Schwarzberg zu tun hatte. Die Antipathie beruhte auf Gegenseitigkeit, und die beiden Dörfer gönnten einander nicht die Butter auf der Brezen. Schwarzberg und Sonntal pflegten ihre generationenalte Fehde so sorgsam wie die fehlgeleiteten Israeliten einstmals ihr goldenes Kalb.

Moritz Mindenfeld drehte sich nun ebenfalls zu Heiland und den Frauen um. »Wenn mich der Franz nicht endlich in Ruhe lässt«, brummte er, »dann ruf ich trotzdem mal in Schwarzberg an. Damit die künftig bei uns Löschen kommen, anstatt er und seine Leute. Ich lass mich doch nicht erpressen!«

»Dieser Herr Preiskorn leitet also die hiesige Feuerwehr?«, erkundigte sich Heiland.

»Leider.« Mindenfeld nickte. »Das ist ein richtiger Gernegroß, Herr Pfarrer. Mit nichts zufrieden. Ständig liegt der mir wegen irgendwelcher Fördermittel und Investitionen in den Ohren. Als wäre das Rathaus eine Gelddruckmaschine, die allein für ihn und sein dämliches Spritzenhaus da ist.«

»Der Franz ist ein tüchtiger Mann«, beharrte Dimpel. »Der weiß schon, was er tut.«

»Bedaure, liebes Fräulein Dimpel«, widersprach der Bürgermeister sanft. »Wenn er das wüsste, dann würde er mich nicht andauernd vergebens um Geld anhauen.«

Sagt der Mann, der ständig versucht, irgendwelche Investoren nach Sonntal zu locken, dachte Heiland. Obwohl es hier nichts zu verdienen für sie gibt. Er verkniff sich den Kommentar aber wohlweislich.

Mindenfeld kam gebürtig aus Sonntal und hatte hohe Ziele für sein Dorf, wollte er aus ihm doch ein Mekka der High Society machen, ein zweites St. Moritz, mitten in der Provinz – oder, wie er selbst es ausdrückte, eine »bayerische Riviera«. Seine Luftschlösser stürzten zwar mit schöner Regelmäßigkeit in sich zusammen, doch hinderte das den einstigen Olympioniken nicht daran, neue zu errichten. Eher im Gegenteil. Und bei Mindenfeld galt meist die Regel: Je größer, desto besser.

»Ist unsere Feuerwehr denn ausreichend ausgerüstet?«, fragte Monika Söhnchen. »Seit dieser Brandstifter sein Unwesen treibt, weiß man ja gar nicht mehr, wo einem der Kopf steht.«

»Das ist natürlich ein Argument«, meinte Heiland.

Auch er hatte natürlich längst die Gerüchte gehört. Angefangen hatte alles vor etwa zwei Monaten. Ein paar Heuballen draußen auf einem Feld hatten nachts Feuer gefangen. Der Grund dafür war ein absolutes Rätsel gewesen und auch geblieben, doch musste man kein Detektiv sein, um falsches Spiel zu vermuten.