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In 'Hexen, Teufel & Blocksbergspuk: In Geschichte, Sage und Literatur' erkundet Karl Knortz die faszinierende Welt der Hexerei und des Übernatürlichen. Mit einem Mix aus historischen Fakten, sagenhaften Erzählungen und literarischen Werken nimmt uns Knortz mit auf eine Reise durch die Jahrhunderte, um die Entwicklung und Bedeutung von Hexerei und Teufelspakt zu untersuchen. Sein Schreibstil ist akademisch fundiert, aber dennoch zugänglich, was es auch Laien ermöglicht, sich in die Materie einzuarbeiten. Das Buch ist eine literarische Schatztruhe, die sowohl für Geschichtsinteressierte als auch für Literaturliebhaber spannende Einblicke bietet. Karl Knortz, ein renommierter Forscher auf dem Gebiet der Folklore und Literatur, liefert eine umfassende Analyse der Thematik und verwebt geschickt seine eigenen Erkenntnisse mit bekannten Werken der Literaturgeschichte. Seine Expertise und Leidenschaft für das Thema sind in jedem Kapitel spürbar, was das Buch zu einem Muss für alle macht, die sich für das Übernatürliche und seine kulturelle Bedeutung interessieren.
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Seitenzahl: 250
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Die Kulturgeschichte hat überzeugend bewiesen, daß sich der Aberglaube mit jeder Religionsform friedlich verträgt; derselbe mag eine Zeitlang ins Verborgene gedrängt, niemals aber wird er gänzlich unterdrückt werden. Schon der allen Religionssystemen eigene Dualismus, also der Glaube an das Walten zweier sich feindlich bekämpfender Mächte, bewirkt, daß der Teufel und seine Helfershelfer nicht ignoriert werden dürfen, auch schon deshalb nicht, weil ihre Existenz durch die Bibel sanktioniert ist. Deshalb sagt auch John Wesley, der Gründer der Methodistenkirche, allen Ernstes, daß derjenige, welcher z. B. die Existenz der Hexen verneine, die Wahrheit der Bibel leugne.
Die Hexen stellten ursprünglich die im Wind und Wetter wirkenden Naturkräfte dar und hatten als solche natürlich weitgehenden Einfluß auf das Wohl und Wehe der Menschen. Als Hainbewohnerinnen – daher ihr Name – standen sie mit der Gottheit in unmittelbarem Verkehr und konnten deshalb, wie die gewöhnliche Redensart lautet, mehr als Brot essen. Es waren also weise Frauen, deren Rat häufig verlangt und stets geschätzt wurde. Auch das englische witch, das slavische vjestica und das lateinische saga bedeutet eine weise Frau. Unter dem lateinischen Worte strix, das vielfach für Hexe gebraucht wurde, ist eigentlich ein Nachtvogel oder ein Vampyr zu verstehen, der schlafenden Kindern das Blut aussaugt. Volatica heißt die Hexe im Lateinischen in Hinsicht auf ihr nächtliches Herumfliegen, und anus cautatrix in Bezug auf ihre Zaubersprüche. Das englische hag ist mit Hexe oder Hagesse etymologisch verwandt; man versteht jetzt darunter eine alte, runzliche, arme und verachtete Frau. – In Siebenbürgen werden die Hexen heute noch „gute Frauen“ genannt. Da aber ihr weiser Rat von den Christen auf heidnische Inspiration zurückgeführt wurde, so war es kein Wunder, daß diese in jenen Seherinnen nichts als verworfene und verstockte Teufelsdienerinnen erblickten und ihr möglichstes taten, sie mit Feuer und Schwert vom Erdboden zu vertilgen.
Der Kirchenvater Origines lehrte, daß jeder Mensch von zahllosen guten und bösen Geistern umgeben sei und daß der Teufel sich keine Gelegenheit entgehen lasse, die Frommen in seine Gewalt zu bringen, weshalb stets die größte Wachsamkeit geboten sei. Gregor der Große erzählt von einer Nonne, in der sich, da sie einst vergaß das Zeichen des Kreuzes auf ein von ihr gegessenes Salatblatt zu machen, der Teufel so fest setzte, daß St. Equitus seine ganze Beschwörungskunst aufbieten mußte, denselben zum Weichen zu bringen.
Nach Cäsar von Heisterbach bekümmerte sich der Teufel beständig um menschliche Angelegenheiten; besonders suchte er in Gestalt einer üppigen Frau die Heiligen zu verführen und sich Gewalt über schwangere Weiber zu verschaffen. Sprenger, einer der Verfasser des berüchtigten Hexenhammers, bemerkt, wenn ein Mann zu seiner schwangeren Frau sage, der Teufel soll sie holen, so sei das Kind dem bösen Geiste verfallen; ja, er behauptet sogar, mehrere solcher unglücklichen Kinder gesehen zu haben. Jedes derselben hatte einen solchen Appetit, daß es nicht von fünf Ammen gestillt werden konnte; trotzdem sahen alle mager und abgezehrt aus, waren auch sehr schwach.
In der folgenschweren Bulle, die Papst Innocenz VIII. 1484, also im ersten Jahre seiner Amtsführung erließ, machte er die Welt auf die Tatsache aufmerksam, daß besonders in Deutschland die Zahl der Incuben, Succuben und Hexen in erschrecklicher Weise zugenommen hätte und daß, währenddem die erstgenannten hauptsächlich auf die Verführung junger Frauen und Männer ausgingen, die letzteren das heilige Sakrament verlästerten und durch gottlose Handlungen und Zaubersprüche den Weinbergen, Obstbäumen und Tieren empfindlichen Schaden zufügten. Deshalb beauftragte dann der Papst „seine geliebten Söhne“ Heinrich Institor und Jacob Sprenger, in Oberdeutschland und im Rheingebiete auf diese Übeltäter und Übeltäterinnen zu fahnden und die Ketzerei mit allen Mitteln auszurotten. Genannte Herren fühlten sich durch diesen Auftrag so sehr geschmeichelt, daß sie nichts Eiligeres zu tun hatten, als die lateinische Schrift Malleus maleficarum (Hexenhammer) zusammenzustellen und darin erstens die Existenz der Hexen „wissenschaftlich“ zu beweisen und zweitens genau anzugeben, an welchen Merkmalen diese zu erkennen und durch welche Torturen sie zum Geständnis zu bewegen seien.
Diese Schrift, welche tausende von unschuldigen Frauen dem Flammentode überlieferte, beruht auf der Ansicht, daß hauptsächlich das Weib sich als Werkzeug des Satans gebrauchen ließe und dem christlichen Glauben weniger zugetan sei als der Mann.1 Nach der von den Verfassern vertretenen Ansicht soll es hauptsächlich drei Dinge, nämlich Zunge, Geistlicher und Weib in der Welt geben, die sich stets in Extremen bewegen und entweder die höchste Güte oder die höchste Bosheit anstreben. Da die Frauen Vernunftgründen schwer zugänglich seien, so gäben sie leicht den Einflüsterungen des Teufels Gehör – kurzum, sie seien, da sie aus einer krummen Rippe erschaffen, zu allem fähig.
Aber nicht nur Frauen, sondern auch unschuldige Kinder wurden des Umgangs mit dem Teufel geziehen und demgemäß bestraft; deshalb erlauben die Bewohner einiger Dörfer Tyrols noch heute nicht ihren Kindern, nach dem Abendläuten auf die Straße zu gehen, weil sie befürchten, die Unholdinnen würden alsdann Macht über sie gewinnen.2 Dr. Charles Mackay klagt in seinem Werke „Memoirs of extraordinary popular delusious“ (London 1841) bitter über den weitverbreiteten Glauben, daß Kinder, die noch nicht einmal zwölf Jahre zählten, des Umgangs mit dem Teufel überführt und dann verbrannt wurden (convicta et combusta). Die letzte derartige Hinrichtung wurde in England 1716 vorgenommen; es wurde damals Frau Hicks mit ihrer neunjährigen Tochter dafür gehängt, daß sie ihre Seele dem Teufel verkauft und durch Abziehen ihrer Strümpfe und durch Seifenschaum einen schrecklichen Sturm erregt hatten.
Trotzdem ist der Hexenglaube in England ebensowenig ausgestorben, wie in andern christlichen und unchristlichen Ländern. In der Londoner „Times“ vom 18. Dezember 1845 befindet sich folgende, dem zu Inverness in Schottland erscheinenden „Courier“ entnommene Mitteilung: „Nicht weit von Louisburg lebt ein Mädchen, das bis vor wenigen Tagen im Rufe stand, eine Hexe zu sein. Um ihm die Zauberei gründlich zu vertreiben, setzte es ein Nachbar in ein Loch, umgab es mit dürrem Holz und Hobelspänen und zündete diese an. Glücklicherweise trug das Kind keine gefährlichen Brandwunden davon, doch wurde es nach der Aussage intelligenter Nachbarn dadurch von seinem hexenähnlichen Aussehen befreit und machte sich später auch keiner Zauberei mehr schuldig.“
Es gibt kein Land ohne Hexensagen. Überall wird erzählt, daß diese Unholdinnen der Hausfrau das Buttern erschweren oder unmöglich machen, daß sie den Teufel verehren und Unzucht mit ihm treiben, daß sie durch die Luft auf Besenstielen, Ofengabeln, Böcken, Katzen, Hunden und sogar auf Menschen reiten, daß sie Gewitterstürme verursachen und die Kinder krank machen oder am Wachstum verhindern. Angesichts dieser Tatsachen darf man sich nun nicht verwundern, daß stets die schrecklichsten Mittel zur Ausrottung derselben angewendet wurden, besonders in Zeiten, da man infolge der Unkenntnis der Naturgesetze natürliche Vorgänge nicht auf natürliche Ursachen zurückführen konnte.
Vom Mitleide der Hexen gibt es nur wenige Beispiele. Als einst ein Tyroler in Koblenz am Heimweh erkrankte,3 aber kein Reisegeld besaß, setzte ihn eine Hexe auf ihren Geisbock und lieferte ihn nach einer Viertelstunde gesund und munter in seinem Geburtsorte ab.
Wollen die Tyroler Hexen einen Gewittersturm erregen, so ziehen sie rote Strümpfe, wodurch der Blitz versinnbildlicht wird, an und fliegen über Berg und Tal. Nur Glockengeläute, das ihnen überhaupt verhaßt ist, kann sie von ihrer verderblichen Luftfahrt abhalten, weshalb auch noch heute in zahlreichen Dörfern Oesterreichs beim Gewitter die Glocken geläutet werden.
Schon die alten Griechen glaubten, daß die Hexen den Lauf der Sonne aufhalten, Tote erwecken und Stürme hervorrufen konnten. Während der amerikanischen Kolonialzeit half einst eine Hexe einem Arzte, der mit Kornschaufeln beschäftigt war, dadurch, daß sie ihm günstigen Wind zufächelte. Um einen Sturm auf einem Meere oder Fluß zu erregen, brauchen die Hexen bloß ins Wasser zu schlagen; nach dem Hexenhammer müssen sie dabei den Teufel anrufen und einen schwarzen Hahn opfern. Wie G. P. Mac Lean in seinen „History of the Clan Mac Lean“ (Cincinnati 1889) erzählt, so wurde die berühmte spanische Armada durch eine schottische Hexe, die auf dem Berge Ben More wohnte, zerstört. Sobald sich nämlich ein spanisches Schiff auf englischem Wasser zeigte, stellte sie ein kleines Boot auf einen Bach und drehte es so schnell und so lange hin und her, bis es sank, worauf auch das feindliche Schiff von den Wellen verschlungen wurde.
Wenn die Tyroler Hexen ins Wasser schlagen, um ein Gewitter herbei zu zaubern, so bedienen sie sich eines Eschenzweiges, den sie beständig im Busen versteckt tragen. Die Esche, einer der wichtigsten Bäume der altnordischen Mythologie, steht nach Kuhn’s Forschungen in engster Beziehung zu den Wolkenbildungen. In Böhmen ist man der Ansicht, daß schon die Nähe derselben gegen Blitzgefahr schütze. In einigen Gegenden Deutschlands sollen die Hexen sich zur Hervorrufung eines Sturmes der Haselstaude bedienen; dieselbe, aus der auch die Wünschelrute gemacht wird, ist dem Gewittergotte Donar geweiht. Im Kanton Sankt Gallen heißen die Hexen „Haselnußfräuli“.
Am Maria-Heimsuchungstage pflückt man Haselzweige und steckt sie vereint mit Palmzweigen vor die Fenster und auf die Felder. Sie schützen vor Blitz und Hagelschlag. Auch geht die Sage, daß sich unter der Hasel keine Schlange aufhalte, und daß mit einer Haselgerte alles giftige Gewürm getötet werden könne. Haselzweige dienen als Zauberstäbe, mit denen man Geister und Hexen bannen und zitieren kann. Die Rute muß aber von einer Weißhaselstaude in einer „heiligen“ Nacht, besonders der Christnacht, geschnitten sein.
Am Pfingstsonntage geht nach dem Volksglauben die Sonne dreimal auf. Wer nun vor dem dritten Sonnenaufgang mit einem Schnitt drei Kreuze in die Rinde einer Haselrute und diese selbst mit drei Schnitten glatt vom Stamme schneidet, der hat einen zauberkräftigen Stock. Er kann mit demselben ferne Feinde prügeln. Dies geschieht auf folgende Art: Er nimmt ein Kleidungsstück von demjenigen Körperteile, auf den er dem Feinde Hiebe versetzen will, schlägt auf dasselbe, und der Ferne wird den Schlag auf der betreffenden Stelle empfinden.
In England und Amerika nannte man eine gewisse Pflanze, aus welcher eine Flüssigkeit gewonnen wird, mit der man wunde Körperstellen befeuchtet, witch hazel. Der botanische Name dafür ist hamamelis virginica, also auf Englisch wych hazel.4 Sie wurde nie für Zauberzwecke gebraucht.
Die Nordmänner nannten die Hexen zuweilen seidhr konur; das erste Wort, welches eigentlich Zauber bedeutet, soll von sjoda (kochen) abgeleitet sein und mit dem Kessel, in welchem die Hexen das Gewitter brauen, in Verbindung stehen.
Englische Hexen sollen häufig den Seeleuten günstige Winde verkauft haben. Eine solche lebte z. B. 1814 auf den Orkney-Inseln; nachdem sie das Wasser in ihrem Zauberkessel zum Kochen gebracht hatte, sprach sie einige Beschwörungsformeln darüber aus und verkaufte es dann. Auf der Insel Man verkauften die Hexen den Schiffern Fäden, in die sie eine Anzahl Knoten gemacht hatten; je nachdem nun Wind gewünscht wurde, öffnete man dieselben.
Der Wende nennt den Sturm- oder Wirbelwind Wichar und stellt sich denselben als großen, grauen Kater vor. Stürmt es, so wirft er sein Messer in die Luft, um ihn zu verwunden. In Spalato schießen die jungen Leute geweihte Wachskugeln in die Gewitterwolken und glauben, daß nach jedem Schusse eine Hexe sterbe.
Die Bewohner von Krain stoßen bei einem schweren Gewitter zur Vertreibung der Hexen mit Kehrbesen, Mistgabeln und anderen ländlichen Waffen in der Luft herum. Auf der deutschen Sprachinsel Gottschee schießen bei derselben Veranlassung die jungen Leute zerstoßene Kupfermünzen, Schweinsborsten und dergleichen aus Pistolen, Gewehren und Mörsern in die Wolken und verursachen dadurch den Hexen Triefaugen.
Daß die amerikanischen Neger, besonders die dem unbeschränktesten Aberglauben blindlings ergebenen Bewohner der Südstaaten, sich das Leben und die Widerwärtigkeiten desselben nicht ohne Beeinflussung durch Hexen denken können, zeigen dieselben namentlich durch Erfindung zahlreicher Mittel, um die schädliche Wirksamkeit der unheimlichen Teufelinnen zu beseitigen und sich gegen die nächtlichen Besuche derselben zu schützen. Man füllt, um einige anzuführen, eine Flasche bis zur Hälfte mit Wasser und hängt sie an den Pfosten des Bettes, da, wo der Kopf liegt. Dann nimmt man einen ungebrauchten Kork, steckt zwölf neue Nadeln hinein und hängt ihn über die Öffnung der Flasche. Kommt dann die Hexe und setzt sich dem Schlafenden auf die Brust, so muß sich dieser ruhig verhalten; schickt sie sich aber gegen Morgen zur Abfahrt an, dann ist die Gelegenheit gekommen, sie zu fangen. Sie muß nämlich ihren Weg über den Pfosten, wo der Kopf liegt, nehmen und wird dann durch ihre innere Natur gezwungen, bei den Nadeln anzuhalten, um sie zu zählen. Nun muß man den Kork schnell in den Hals der Flasche drücken und die Hexe ist gefangen und unschädlich gemacht. Einige Tage später wird eine alte, kränkliche Frau kommen und bitten, ihre Seele aus der Flasche zu befreien, da sie sonst sterben müsse. Erfüllt man ihren Wunsch nicht, so wird sie langsam dahinsiechen und schließlich auf dem Kirchhofe landen.
Auch kann man eine Hexe dadurch festbannen, daß man unbemerkt eine dreizackige Gabel unter ihrem Stuhle in den Zimmerboden sticht; erst nach Entfernung derselben kann sie sich wieder bewegen und auf Nimmerwiedersehen Abschied nehmen.5
Die Hexen sollen sich besonders gerne in Besen, die in der Stubenecke stehen, aufhalten; abgenutzte Besen werden daher in Oesterreich und Deutschland gewöhnlich verbrannt. Im erstgenannten Lande nennt man die auffallend dicht zusammengewachsenen Zweige eines Baumes Hexennest, weil eine Gewitter schickende Unholdin darin wohnen soll. Wenn der Wende einen Besen oder einen Schuh auf den Weg legt, so muß jede Hexe um diese Gegenstände herum, aber nicht darüber schreiten. In Teplitz und Umgegend sammeln die Kinder im Frühjahr alte Besen, zünden sie am Walpurgisabend auf einem hohen Berge an und schwenken sie in der Luft herum; dies nennen sie Hexenfeuer, weil dadurch die Hexen vertrieben werden sollen. Zu demselben Zwecke wird auch dort um genannte Zeit mit den Peitschen geknallt, mit Ketten gerasselt und auf Hörnern geblasen, die aus Weidenrinde verfertigt sind.
Wenn in Schlesien auf Ostermontag ein Besen vor die Kirchtüre gelegt wird, kann keine Hexe darüberschreiten. Will man die Hexen dort aus den Ställen halten, so braucht man bloß mit geweihter Kreide drei Kreuze an die Türe zu machen. Aus den Häusern hält man sie dadurch, daß man eine Fledermaus an die Türe nagelt.
Wenn in Waldeck ein junges Ehepaar seine neue Wohnung bezieht, so werden zum Schutz gegen Hexen Besen und Axt, welch’ letztere als Atribut Thors den Blitz repräsentiert, kreuzweis über die Türschwellen gelegt.
Da in einigen katholischen Gegenden Deutschlands in der Karwoche die Glocken nicht geläutet werden. so haben alsdann die Hexen freien Lauf, und die Hausfrau sucht sich gewöhnlich durch fleißiges Kehren, besonders unter dem Bette, dagegen zu schützen. Auch in der Niederlausitz werden die Hexen mit dem Besen fortgekehrt. Die deutschen Bauern verstehen unter dem Ausdruck „Donnerbesen“ oder „Wetterhexe“ gewöhnlich ein fleißiges Mädchen, das mehr und schneller als ein anderes arbeitet.
Die Hexen scheinen also eine besondere Vorliebe für Besen zu haben. Wenn sie sich heimlich in die „Hölle“, d. h. in eine warme Ecke hinter dem Ofen begeben, so verkriechen sie sich gewöhnlich in den dort stehenden Besen. Auch benutzen sie ein solches Hausgerät bei ihrer nächtlichen Frühlingsfahrt zum Blocksberg. Ehe sie abfahren, beschmieren sie den Besen oder irgendein anderes lebloses Fahrzeug mit Hexensalbe.6 Diese bereiten sie auf folgende Weise: sie stecken beim Abendmahl eine geweihte Hostie heimlich in die Tasche, füttern eine Kröte damit und verbrennen sie. Die Asche derselben vermischen sie mit dem Blute eines ungetauften Kindes, mit gewissen Kräutern und mit Knochenmehl, das von einem Gehenkten stammt.
Heyl erzählt in seinem früher erwähnten Sammelwerke, daß einst ein Tyroler Knecht die mit ihm in demselben Hause dienende Magd in der ersten Mainacht heimlich beobachtete und sah, wie sie mit jener Salbe eine Ofengabel bestrich und mit den Worten: „Überall auf und nirgends an!“ durch den Schornstein verschwand. Als sie fort war, probierte der Knecht auch sein Glück. Er beschmierte mit dem Reste der Hexensalbe ein ähnliches Fahrzeug, doch da er dabei die Zauberworte verkehrt sprach, so stieß er unterwegs überall an. Als er nun schließlich mit zahlreichen Löchern im Kopfe auf dem Hexentanzplatze anlangte, sah er, wie jene Magd geschlachtet, gebraten und gegessen wurde. Eine Rippe derselben warf man ihm zu, doch er verzehrte sie nicht, sondern steckte sie in seine Tasche. Als sich nun die Hexe zur Heimfahrt rüstete, belebte sie die übrigen Knochen wieder und da sie ausfand, daß ihr eine Rippe fehlte, machte sie sich eine aus Haselholz. Als sie späterhin der Knecht daran erinnerte, stürzte sie tot zur Erde.
Eine Tyroler Hexe, wie ebenfalls Heyl erzählt, warf, wenn sie eine nächtliche Versammlung besuchen wollte, jedesmal einen Sattel auf den Rücken ihres Stiefsohnes, worauf er in ein Pferd verwandelt wurde und sie forttragen mußte. Zu Hause angekommen, nahm sie dem Jungen den Sattel ab und verlieh ihm seine frühere Gestalt wieder. Als sie nun einst ihren Bruder zu demselben Geschäfte zwingen wollte, warf dieser schnell den Sattel über sie und verwandelte sie in eine Stute. Mit derselben ritt er zur nächsten Schmiede und ließ sie beschlagen; doch als er ihr den Sattel wieder abnahm, war sie tot.
Ist eine Hexe verheiratet, so legt sie vor Antritt ihrer nächtlichen Fahrt ihrem schlafenden Manne ein Stück Holz oder einen Stiefelknecht, dem sie menschliche Gestalt angezaubert, ins Bett.
Die Hauptversammlung der Hexen findet in der ersten Mainacht statt, also zur Zeit, da die Anfänger des deutschen Volksglaubens, besonders die durch Karl den Großen in Schrecken versetzten Sachsen, in heiligen Hainen zusammenkamen und frohen Gottesdienst feierten. Der bei dieser Gelegenheit verehrte Wotan wurde von den Christen zum Teufel gestempelt, wie man auch den Waldensern nachsagte, sie beteten bei ihren heimlichen Zusammenkünften den Teufel in Gestalt einer Kröte, einer Katze oder eines Bockes an und pflegten fleischlichen Umgang mit ihnen.
Die Walpurgisnacht hat ihren Namen von einer Heiligen, die im achten Jahrhundert im Kloster Heidenheim bei Eichstadt lebte und mit den heidnischen Festen in keinerlei Verbindung stand. Ihr Name bedeutet „Totenbergerin“; vielleicht wurde sie deshalb so genannt, weil bis zum Mai die Erde im Schlummer liegt. Nach Vernalekens Alpensagen tritt sie als Frau mit feurigen Schuhen, langem, flatterndem Haar und einer Goldkrone, also mit Merkmalen auf, die auf ihre Beziehungen zum Gewitter hindeuten.
Um genannte Frühlingszeit feierten die Griechen ihre kleinen Eleusynien und die Römer ihre Floralien; letztere dauerten vom 28. April bis zum 1. Mai und arteten gewöhnlich in wüste Orgien aus. Der 1. Mai war der Hauptfeiertag der Göttin Flora, der ein fettes Schwein geopfert wurde. Die Griechen verehrten in jener Zeit auch Hekate, eine der Unterwelt entstiegene Göttin der Zauberei, die über Kirchhöfe und Kreuzwege fuhr, Wind und Wetter machte und den Kräutern geheime Kräfte verlieh. Hekate, die oft mit Diana verwechselt wird und auch manche Ähnlichkeit mit ihr zeigt, war eine mystische, von Hesiod zuerst erwähnte Göttin des nachhomerischen Zeitalters, der alle Schreckmittel der Natur zur Verfügung standen, weshalb sie auch häufig für das Menschen fressende und sich in allerlei Gestalten zeigende Gespenst Empusa gehalten wird.
Jede Gegend Deutschlands und Oesterreichs hat einen bestimmten abgelegenen Platz, auf dem die Hexen ihre Jahresfeste abhalten. Der Hauptort ist jedoch der im Harz gelegene Brocken, der häufig von Nebelschichten umgeben ist, die im Sturm alle erdenklichen Gestalten annehmen und dadurch die Phantasie mit den wildesten Bildern beleben. Dort feierten auch die alten Sachsen ihr jährliches Frühlingsfest mit Freudenfeuer und Tanz.7
Nach einer von Dr. Bienemann mitgeteilten Sage8 wurde für die deutschen Hexen auf dem Blocksberg besonders gekocht, und ein Bäuerlein, das einst neugierig in den betreffenden Kessel blickte, erhielt vom Küchenmeister des Teufels einen solch’ kräftigen Schlag auf den Mund, daß er die Vorderzähne der oberen und unteren Kinnlade einbüßte.
Um die Hexen zu verhindern, auf ihrer nächtlichen Fahrt unterwegs Schaden anzurichten, machte man mit Kreide Kreuze an Haus, Scheune und Stall, zündete Feuer auf hohen Bergen an und läutete die Kirchglocken. Letzteres war ihnen ebenso zuwider, wie Goethe im zweiten Teile des „Faust“ spricht:
„Vom verfluchten Bimbambimmel Umnebelnd heitern Abendhimmel, Mischt sich in jegliches Begebnis Vom ersten Bad bis zum Begräbnis, Als wäre zwischen Bein und Baum Das Leben ein verschollner Traum.“
In Böhmen, woselbst es die Hexen hauptsächlich auf die Verheerung der Felder abgesehen haben, wird in der ersten Mainacht fleißig geschossen, „damit der Brand nicht hinein komme“. Zuweilen wird auch ein Feuer angezündet und eine weibliche Figur hineingeworfen. In Oberösterreich pflegen Mägde und Knechte allerlei zur Reinigung des Hauses und Hofes gebrauchte Geräte, wie Rechen, Gabeln, Schaufeln und Besen umgekehrt in den Boden zu stecken, damit die Hexen daran hängen bleiben. Oft wird auch am ersten Mai das Vieh ausgetrieben und mit geweihten, aus Birkenreisern bestehenden und mit Blumen geschmückten Ruten geschlagen.
Eine drastische Beschreibung des Hexensabbathes findet man im „Simplizissimus“; doch fügt der Verfasser am Schlusse ironisch hinzu, daß dieselbe entweder auf einen Traum oder auf Aufschneiderei beruhe.
Von einem merkwürdigen Hexenritt berichtet das folgende isländische Märchen:
„Es war einmal ein Pfarrer, ein vortrefflicher und tüchtiger Mann. Als diese Geschichte sich zutrug, war er noch nicht lange verheiratet und hatte eine junge, hübsche Frau, die er sehr liebte; sie zeichnete sich aber auch in jeder Hinsicht vor allen anderen Frauen in jener Gegend vorteilhaft aus. Ein Makel aber haftete an ihrem Lebenswandel, der dem Pfarrer gar nicht so geringfügig vorkam, der bestand eben darin, daß sie in jeder Christnacht verschwand und niemand wußte, was dann aus ihr geworden war. Der Pfarrer drang deshalb häufig mit Fragen in sie, allein, sie sagte, ihn gehe das gar nichts an. Dies war die einzige Sache, über die sie uneins waren.
Einst verdingte sich bei dem Pfarrer ein armer Wanderbursche; er war unansehnlich von Gestalt und Wuchs, doch glaubten die Leute, er verstehe sich auf mehr Dinge als gewöhnliche Menschen. So ging es auf Weihnachten zu, ohne daß sich etwas besonderes zutrug. Am Weihnachtsheiligabend jedoch ist der Bursche draußen im Pferdestall damit beschäftigt, die Leibpferde des Pfarrers zu kämmen und zu verpflegen. Da schlüpft auf einmal die Frau des Pfarrers herein und beginnt mit dem Burschen ein Gespräch über allerlei Dinge, und ehe er sichs versieht, zieht sie unter der Schürze ein Gebiß mit Zaumzeug hervor9 und legt es dem Burschen an. Dasselbe aber übt eine solche Zauberkraft aus, daß der Bursche die Pfarrersfrau ruhig seinen Rücken besteigen läßt und wie der Wind mit ihr davonläuft. Es geht über Berg und Tal, über Felsen und Geröll, nichts hemmt den Ritt; dem Burschen ist beinah, als wate er durch dicken Rauch. Zuletzt kommen sie an ein kleines Haus. Dort steigt sie ab und bindet den Burschen an einen in der Hauswand befindlichen Pflock. Darauf geht die Pfarrersfrau an die Tür des Hauses und klopft an. Es kommt nun ein Mann heraus und empfängt sie ausgezeichnet freundlich und nimmt sie mit ins Haus. Sobald sie aber darin verschwunden sind, löst der Bursche den Zügel von dem Pflock, befreit sich mit einiger Mühe von dem Gebiß und steckt es zu sich. Dann kriecht er auf das Dach des Hauses und späht durch einen Ritz im Dache, um zu sehen, was drinnen los sei. Da sieht er zwölf Frauen an einem Tische sitzen und als den dreizehnten jenen Mann, der herausgekommen war. Er erkannte auch seine Hausmutter unter ihnen. Er nimmt wahr, daß diese Frauen dem Manne große Ehrfurcht erweisen und im Begriffe sind, ihm allerlei von ihren Kniffen und Schlichen zu erzählen. Unter anderem berichtet da die Pfarrersfrau, sie sei auf einem lebendigen Menschen hergeritten, was der Hausherr sehr erstaunlich findet, denn er sagt, dies sei der schwierigste Hexenritt, einen lebendigen Menschen reiten zu können. Er meint, sie werde an Zauberkünsten alle anderen übertreffen, „denn ich weiß niemanden, der das bisher gekonnt hätte, außer mir selber“. Nun bitten ihn die Frauen fußfällig, sie doch auch diese Kunst zu lehren. Da legt er auf den Tisch ein Buch mit Blättern von grauer Farbe mit feuriger Schrift geschrieben. Diese Schrift sandte helle Strahlen durch das Haus, welches von keinem anderen Lichte erleuchtet wurde. Der Hausherr beginnt nun, die Frauen aus diesem Buche zu unterweisen und ihnen den Inhalt desselben auszulegen; der Bursche aber prägt sich alles, was jener vorträgt, genau ein. Nun wird mit dem Unterricht aufgehört, jede der Frauen aber zieht ein Glas aus der Tasche und reicht es dem Hausherrn. Der Bursche sieht, daß etwas Rotes darin ist, was der Hausherr trinkt, worauf er den Frauen die Gläser zurückgibt. Dann verabschieden sie sich sehr höflich von ihm und verlassen das Haus. Nun sieht der Bursche, daß von den Frauen eine jede ihr Zaunzeug und ihr Reitpferd hat; die eine hat einen Pferdefuß, die andere eine Kinnlade, die eine ein Schulterblatt usw. Jede nimmt nun ihren Gaul und reitet fort. Von der Pfarrersfrau aber ist zu erzählen, daß sie ihr Reitpferd nirgends findet; sie läuft wie besessen um das ganze Haus herum, wie sie sich’s am wenigsten versieht, springt der Bursche vom Dach herunter und legt ihr das Gebiß an. Dann sitzt er auf und macht sich auf den Heimweg. Er hatte in dieser Nacht so viel gelernt, daß er die Pfarrersfrau ganz richtig lenken konnte, und von ihrem Ritt ist weiter nichts zu sagen, als daß sie wieder in demselben Pferdestall anlangte, von dem sie ausgeritten waren. Hier steigt der Bursche ab und bindet die Pfarrersfrau im Stalle an. Dann geht er heim und, erzählt die Zeitung, wo er gewesen und wo die Pfarrersfrau hingekommen sei und wie sich das alles zugetragen habe. Darüber verwundern sich nun alle Leute, und nicht am wenigstens der Pfarrer. Nun wurde die Pfarrersfrau herbeigeholt und verhört, und da gesteht sie nun zuletzt ein, daß sie und elf andere Pfarrersfrauen einige Jahre lang die schwarze Schule besucht hätten, wo der Teufel selber sie in Zauberkünsten unterwiesen habe, und daß nur ein Jahr noch von ihrer Lehrzeit übrig gewesen sei. Als Lehrgeld habe er sich Blut von ihnen ausbedungen, und dies sei das Rote gewesen, was der Bursche in den Gläsern gesehen habe. Der Pfarrersfrau wurde darauf für ihre Missetat eine wohlverdiente Züchtigung zuerteilt.“10
Der Boden, auf dem die Hexen getanzt, bleibt ein Jahr lang unfruchtbar.
Nach einer Rügen’schen Sage11 war ein Bauer in der Walpurgisnacht in einen Wald geraten, wo die Hexen gerade eine Versammlung abhielten. Sie riefen ihm zu, er solle ihnen zum Tanz aufspielen und reichten ihm ein Horn. Als nun um ein Uhr plötzlich alles verschwand, sah er, daß sein musikalisches Instrument ein tote Katze war, der er die Gedärme aus dem Leibe gesogen hatte.
Zwei Bauern von Niederwangen im Sarntal, der Gänsbacher und der Hofer, gehen einmal des Nachts über den Tanzbach und hören eine wunderschöne Musik. Der Gänsbacher, ein Meister der Hexenkunst, sagte zum Hofer, er solle ihm auf den Fuß treten, dann werde er den Teufel mit dem Hexenvolk sehen. Der Hofer tat es, und nun sahen sie den Spuk. Es war ein langer Zug, zuerst lauter junge Mädchen, das eine schöner als das andere, darauf immer ältere Weiberleut und zuletzt der Satan mit einer vornehmen, alten Frau, die sie die würdige Mutter hießen. Der Satan führte diese höchst galant, und unter dem linken Arme trug er einen Dudelsack, dem er bezaubernde Töne entlockte. Der Gänsbacher hatte schon vorher seinem Begleiter aufgetragen, ja keine Silbe zu reden und keines der Mädchen, die sie beide genau kannten, beim Namen zu rufen, sonst würde sie das Hexenvolk in Stücke reißen. So blieben sie nun beide fein stille. Als der Zug vorbei war, gingen sie raschen Schrittes zum Haus des Hofer und legten sich daneben im Heu schlafen. Da kam der Zug zurück, das Stadttor ging von selber weit auf, und der Satan stieg mit allen seinen Herrn auf den gleichen Heustock, auf dem die Bauern lagen. Da oben begann nun der Hexenball. „Herr Hatzer“ rief nun eine Stimme „spiel mir auch eins auf!“ Da wurde der Gänsbacher zornig und schlug den Satan vom Heustock hinab, daß er wie ein Holz in zwei Stücke brach. Darauf war im Nu der ganze Spuk verschwunden.12
Die irländischen Hexen halten ihre nächtlichen Versammlungen gern in gut gefüllten Schloßweinkellern ab.
Als Pastor Hooker anfangs dieses Jahrhunderts nach Springfield in Massachusetts gereist war und sich in einem Hotel niederlassen wollte, erklärte ihm der Wirt, daß er nur noch ein Zimmer frei habe, was er ihm leider deshalb nicht geben könne, weil es darin spuke. Doch der Geistliche ließ sich nicht abschrecken und bezog jenes Zimmer. In der Nacht kamen nun zahlreiche Hexen zum Schlüsselloch herein, schleppten goldene und silberne Schüsseln herbei, bereiteten ein Mahl und ersuchten ihn, daran teilzunehmen. Er nahm die Einladung auch an, doch als er nach alter Gewohnheit ein Tischgebet sprach, huschten die Hexen wieder zum Schlüsselloch hinaus und ließen das wertvolle Tischgerät zurück. Der Geistliche steckte dasselbe in seine Reisetasche, und als er am nächsten Morgen damit weiter fuhr, hörte er, wie eine Krähe über ihm schrie: „You are Hooker by name, and Hooker by nature, and you have hooked it all!“13
Ehe sich die Hexen bei ihrer Jahresversammlung zum gemeinschaftlichen Mahle, bei dem weder Brod noch Salz gebraucht werden darf, niedersetzen, beten sie den Teufel, der zur Verhöhnung Jesu als dreißigjähriger Mann erscheint, an und lesen ihm eine Messe. Vor der Aufnahme in diese Gesellschaft erhält jede Hexe einen neuen Namen und wird bei der Taufe mit dem Urin des Bocks, eines Repräsentanten des Teufels, bespritzt.14
Das Mahl besteht hauptsächlich aus dem Fleische Gehenkter. Auch müssen die Hexen es sich gefallen lassen, betreffs ihrer im verflossenen Jahre begangenen Taten gründlich examiniert zu werden, wie z. B. Ben Jonsons „The witches song“ andeutet.
Die Erste. Habe heute einem Raben Bei dem Mahle aufgepaßt; Als den Kopf er dreht’, entriß ich Ihm das Fleisch in wilder Hast. Die Zweite. Seit der Abendstern scheint, habe Ich getan manch’ edlen Fund: Wolfshaar, Natterohren und den Schaum von einem tollen Hund. Die Dritte. Diesen Totenkopf, den hab’ ich In dem Beinhaus aufgespürt, Und dabei den Totengräber Ganz empfindlich angeführt. Die Vierte. Ich schlich hinter eine Wiege, Sog den Hauch des Kindes ein;
Und die Amme, die im Schlafe, Kniff ich in das Nasenbein. Die Fünfte. Einen Dolch, gar scharf geschliffen, Hatte ich; zum Zeitvertreib Schälte einem jungen Knaben Ich das Fett aus seinem Leib. Die Sechste. Einem Mörder, der am Galgen, Ich den Rock vom Leibe riß, Schnitt sein Haar ab, diese Sehne Aus dem rechten Arm ich biß. Die Siebente.