Himmelschauen - Hans Salcher - E-Book

Himmelschauen E-Book

Hans Salcher

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Beschreibung

Hans Salcher nimmt die Dinge beim Wort. Er benennt sie, er bringt sie zum Sprechen, er lässt sie sprechen - die Geschehnisse rund um ihn, in der kleinen Welt seines Dorfes, die unbedeutenden und die wesentlichen Dinge, die ihn umgeben, ihm begegnen. Hans Salcher benennt Steine und Narren, Bäume und Menschen, den Himmel und die Erde. Sein Blick richtet sich auf das, was man im Vorübereilen übersieht, auf das Nebensächliche, das bei ihm zur Hauptsache wird. Er hält es fest und er gibt es an uns weiter, damit wir die Wichtigkeit des Unwichtigen, den Wert der Nebensachen neu entdecken, damit wir sehen, dass es so einfach wäre. So einfach? Einfach ist nicht dasselbe wie einfach: schlicht, natürlich erscheinen die Gedichte in Hans Salchers neuem Buch "Himmelschauen" - so als ob sie gar nicht anders sein könnten, sprechen sie uns unmittelbar an - doch es ist eine Kunst, den richtigen Ton zum richtigen Blick anzuschlagen, das, was man sieht, so in Worte zu kleiden, dass auf dem Weg zum Leser nichts verloren geht. Eine Kunst, die Hans Salcher beherrscht: Ob er seinen Blick himmelwärts oder zur Erde, auf ein Bauerngesicht oder in Kinderaugen, einen Berg oder einen Maulwurfshügel richtet, ob in sein Inneres oder auf sein Äußeres - er lässt die Bilder in Sprache fließen, ohne sie zu verfälschen, er lenkt unser Auge auf das, worauf es sich zu schauen lohnt und wohin zu schauen wir zu verlernen im Begriff sind. Hans Salchers Gedichte lehren uns eine neue Weise, die Welt zu sehen. "In allem, was er schrieb, erkannte ich den wachen Verstand des Kindes und die Resignation des Erwachsenen. Sein Witz hatte sich geschärft und zugleich begann er die Menschen zu dulden. Er hat nie schreiben gelernt. Aber lest nur, was ein spätes Kind schreiben kann! Lest seine Lebensgeschichte in Gedichten! Wie liebevoll kann ein Mensch zur Welt sein und wie besonnen in der Einsamkeit. Wie unerbittlich hat ihn der Schmerz gemacht. Wie hellhörig die Abwendung von der Welt." (Christoph Zanon)

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Seitenzahl: 20

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Hans Salcher

Himmelschauen

HAYMON

 

 

Freue dich

Oben ist nur Himmel

 

 

Geh in die Welt

und sag allen

ich bin auch ein

Mensch

 

 

Im Süden

träumen die Menschen

vom Westen

im Osten

von Brot

 

 

An die Liebste

Stell die Blumen ans Fenster

hol die Sonne aus der finsteren Wolke

sing die Lieder

für deine Liebste

 

 

Der Herr im Haus

Habe Schloß

Hund

Stuhl

und Bett

und eine Uhr

die unruhig

schlägt

 

 

Ich will am Wagenrad

die Speichen setzen

fahren in ein Land

wo Regentropfen am Kopf springen

meinen Hut in der Sonne lüften

Augen an schöne Mädchen richten

und einen guten Tag den Menschen

wünschen

 

 

Ein Bauerngesicht

Das Unglück zeichnet die Stirn

die Wange die Ernte

die Augen der Mund

ein Wagen voll Glück

 

 

Liebe Ehe Tod

Die Rose in der Hand

Rosen am Tisch

Rosen am Grab

 

 

Mein Freund

Er trägt Schuhe

die älter sind als er

nennt Bäume seine Freunde

sucht Worte: in der Erde

liebt Menschen

die niemand versteht

Das ist mein Freund

 

 

Die Insel

Der Gesundheitszustand

hat sich verschlechtert

Die Palmen neigen

ihre Köpfe

 

 

Wenn ich meine

Schuhe

der Welt zeige

werde ich auf dem

Mond

spazieren gehen

 

 

Kennwort Urlaub

Die Straßen

die Berge

die Häuser

die Teller

die Bäuche

 

 

Die Lage im Land

Die Kartoffeln

sind heuer

größer

 

 

Dorfkinder

Laute Stimmen

zerkratzte Knie

schüchterne Blicke

die Schule ein Graus

Kinder aus dem Dorf

 

 

Nachtlichter

Der Schein

an meinem Gesicht

der Schatten

um meinen

nackten Körper

der Mond

in den Augen

ich sehe doch nur

die dunklen Lichter

meiner Phantasie

 

 

Meine Mutter ist eine Bäuerin

Sie trägt noch den Strohhut mit blauem

Band mit aufs Feld; betet für den Sohn

das Vaterunser; daß er mit dem roten

BMW nicht auf den Baum fährt

Am Abend cremt sie die rauhen Hände mit

Milchfett ein und sieht im Fernsehen den

Dallas Clan

Legt den Schweinebauch für mittags in

die Pfanne

Zahlt dem Rauchfangkehrer

seine Rechnung

Pflückt die Feldblumen für das Krieger

Denkmal: Bespricht mit der Kuh ihre Sorgen

Schmückt die Bluse mit dem Silberadler

für sechs Kinder und einen Mann

 

 

Kleine Taten

Das Wort

an der

Zungenspitze

bremsen

 

 

Der Schriftsteller

Er stellt den Krug zur Seite