Historiografische Werke: Amerika - Karl Marx - E-Book

Historiografische Werke: Amerika E-Book

Karl Marx

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Beschreibung

Dieses eBook: "Historiografische Werke: Amerika" ist mit einem detaillierten und dynamischen Inhaltsverzeichnis versehen und wurde sorgfältig korrekturgelesen. Karl Marx (1818 - 1883) war ein deutscher Philosoph, Ökonom, Gesellschaftstheoretiker, politischer Journalist, Protagonist der Arbeiterbewegung sowie Kritiker der bürgerlichen Gesellschaft und der Religion. Zusammen mit Friedrich Engels wurde er zum einflussreichsten Theoretiker des Sozialismus und Kommunismus. Aus dem Buch: "Man werfe einen Blick auf die geographische Gestalt Sezessias mit seinem langen Küstenstrich am Atlantischen Ozean und seinem langen Küstenstrich am Meerbusen von Mexiko. Solange die Konföderierten Kentucky und Tennessee hielten, bildete das Ganze eine große, kompakte Masse. Der Verlust dieser beiden Staaten treibt einen ungeheuren Keil in ihr Territorium, der die Staaten am nördlichen Atlantischen Ozean von den Staaten am Meerbusen von Mexiko trennt. Die direkte Straße von Virginia und den beiden Carolinas nach Texas, Louisiana, Mississippi und teilweise selbst nach Alabama führt, über Tennessee, das jetzt von den Unionisten eingenommen ist. Die einzige Straße, die, nach völliger Eroberung Tennessees durch die Union, die beiden Sektionen der Sklavenstaaten verbindet, geht über Georgia. Dies beweist, daß Georgia der Schlüssel zu Sezessia ist. Mit dem Verlust Georgias wäre die Konföderation in zwei Sektionen zerschnitten, die alle Verbindung untereinander verloren hätten. An eine Wiedereroberung Georgias durch die Sezessionisten wäre aber kaum zu denken, denn die unionistischen Streitkräfte wären in einer zentralen Position konzentriert, während ihre Gegner, in zwei Lager getrennt, kaum hinreichende Kräfte zu einem gemeinsamen Angriff aufzubieten hätten."

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Karl Marx

Historiografische Werke: Amerika

An Abraham Lincoln, Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika + Der nordamerikanische Bürgerkrieg + Der Bürgerkrieg in den Vereinigten Staaten + Der Amerikanische Bürgerkrieg

e-artnow, 2015 Kontakt: [email protected]
ISBN 978-80-268-2793-1

Inhaltsverzeichnis

An Abraham Lincoln, Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika
Der nordamerikanische Bürgerkrieg
Der Bürgerkrieg in den Vereinigten Staaten
Der Amerikanische Bürgerkrieg

Der nordamerikanische Bürgerkrieg

Inhaltsverzeichnis

London, 20. Oktober 1861

Seit Monaten wiederholt die tonangebende Londoner Presse, Wochen- und Tagesblätter, dieselbe Litanei über den Amerikanischen Bürgerkrieg. Während sie die freien Staaten des Nordens insultiert, wehrt sie sich ängstlich gegen den Verdacht, mit den Sklavenstaaten des Südens zu sympathisieren. Sie schreibt in der Tat fortwährend zwei Artikel: Einen Artikel, worin sie den Norden angreift, und einen andern Artikel, worin sie ihre Angriffe auf den Norden entschuldigt. Qui s'excuse s'accuse.

Die Beschönigungsgründe lauten im wesentlichen: Der Krieg zwischen Nord und Süd ist ein Tarifkrieg. Der Krieg ist ferner prinziplos, berührt die Sklavenfrage nicht und dreht sich in der Tat um nordische Souveränetätsgelüste. Endlich, wenn selbst das Recht auf seiten des Nordens, bleibt es nicht ein vergeblicher Versuch, 8 Millionen Angelsachsen gewaltsam unterjochen zu wollen! Würde eine Scheidung vom Süden den Norden nicht von allem Zusammenhang mit der Negersklaverei erlösen und ihm mit seinen 20 Millionen Einwohnern und seinem ungeheueren Territorium eine höhere, bisher kaum geahnte Entwicklung sichern? Mußte der Norden daher die Sezession nicht als ein glückliches Ereignis begrüßen, statt sie durch einen blutigen und vergeblichen Bürgerkrieg nieder herrschen zu wollen?

Wir wollen Punkt für Punkt das Plädoyer der englischen Presse prüfen.

Der Krieg zwischen Nord und Süd, so lautet die erste Entschuldigung, ist ein bloßer Tarifkrieg, ein Krieg zwischen Protektionssystem und Freihandelssystem, und England steht natürlich auf der Freihandelsseite. Soll der Sklavenbesitzer die Früchte der Sklavenarbeit ganz genießen oder soll er um einen Teil derselben durch die Schutzzöllner des Nordens geprellt werden? Das ist die Frage, um die es sich in diesem Kriege handelt. Den »Times« war diese glänzende Entdeckung vorbehalten. Der »Economist«, der »Examiner«, die »Saturday Review« und tutti quanti führten das Thema weiter aus. Es ist charakteristisch für diese Entdeckung, daß sie nicht zu Charleston, sondern zu London gemacht wurde. In Amerika wußte natürlich jedermann, daß von 1846-1861 ein Freihandelstarif herrschte und daß Repräsentant Morrill seinen Schutzzolltarif 1861 erst im Kongreß durchsetzte, nachdem die Rebellion bereits ausgebrochen war. Die Sezession fand also nicht statt, weil der Morrill-Tarif im Kongreß durchgegangen war, sondern im besten Fall ging der Morrill-Tarif im Kongreß durch, weil die Sezession stattgefunden hatte. Als Süd-Carolina 1832 seinen ersten Sezessionsanfall hatte, diente ihm allerdings der Protektionstarif von 1828 zum Vorwand, aber auch nur zum Vorwand, wie aus einer Erklärung des General Jackson bekannt ist. Diesmal ist jedoch der alte Vorwand in der Tat nicht wiederholt worden. Man vermied auf dem Sezessionskongreß zu Montgomery jede Berührung der Tariffrage, weil die Zuckerkultur Louisianas, eines der einflußreichsten Südstaaten, ganz auf dem Schutzzoll beruht.

Aber, plädiert die Londoner Presse weiter, der Krieg der Vereinigten Staaten ist nichts als ein Krieg zur gewaltsamen Aufrechterhaltung der Union. Die Yankees können sich nicht entschließen, 15 Sterne aus ihrem Banner zu streichen. Sie wollen eine kolossale Figur auf der Weltbühne machen. Ja, es wäre ein anderes, wenn der Krieg zur Abschaffung der Sklaverei geführt würde! Die Frage der Sklaverei aber, wie unter anderm die »Saturday Review« kategorisch erklärt, hat mit diesem Kriege durchaus nichts zu schaffen.

Vor allem ist zu erinnern, daß der Krieg nicht vom Norden ausging, sondern vom Süden. Der Norden befindet sich in der Defensive. Er hatte monatelang ruhig zugesehen, wie die Sezessionisten Forts, Kriegsarsenale, Schiffswerften, Zollhäuser, Kassen, Schiffe, Waffenvorräte der Union sich aneigneten, ihre Flagge insultierten, Truppenteile derselben gefangennahmen. Die Sezessionisten beschlossen endlich durch einen geräuschvollen Kriegsakt, die Unionsregierung aus ihrer passiven Haltung herauszuzwingen und schritten nur aus diesem Grunde zum Bombardement des Fort Sumter bei Charleston. Am 11. April (1861) hatte ihr General Beauregard in einer Zusammenkunft mit Major Anderson, dem Kommandanten des Fort Sumter, erfahren, daß das Fort nur noch für drei Tage mit Lebensmitteln versehen sei und daher nach dieser Frist friedlich übergeben werden müsse. Um dieser friedlichen Übergabe zuvorzukommen, eröffneten die Sezessionisten früh am andern Morgen (12. April) das Bombardement, das den Platz in wenigen Stunden zum Fall brachte. Kaum war diese Nachricht nach Montgomery, dem Sitz des Sezessionskongresses, telegraphiert worden, als Kriegsminister Walker öffentlich im Namen der neuen Konföderation erklärte: »Kein Mensch kann sagen, wo der heute eröffnete Krieg enden wird.« Zugleich prophezeite er, »daß die Flagge der südlichen Konföderation noch vor dem ersten Mai vom Dome des alten Kapitols zu Washington und binnen kurzem vielleicht auch von der Faneuilhalle zu Boston herabwehen werde«. Jetzt erst erfolgte die Proklamation, worin Lincoln 75000 Mann zum Schutz der Union berief. Das Bombardement des Fort Sumter schnitt den einzig möglichen konstitutionellen Ausweg ab, nämlich eine Berufung an eine allgemeine Konvention des amerikansichen Volks, wie sie Lincoln in seiner Inauguraladresse vorgeschlagen hatte. Für Lincoln blieb nur noch die Wahl, von Washington zu fliehen, Maryland und Delaware zu räumen, Kentucky, Missouri und Virginia preiszugeben, oder auf den Krieg mit Krieg zu antworten.

Auf die Frage nach dem Prinzip des Amerikanischen Bürgerkrieges antwortet die Schlachtparole, womit der Süden den Frieden brach. Stephens, der Vizepräsident der südlichen Konföderation, erklärte im Sezessionskongreß, das unterscheide wesentlich die zu Montgomery neu ausgeheckte Konstitution von der Konstitution der Washingtons und Jeffersons, daß jetzt zum erstenmal die Sklaverei als ein in sich selbst gutes Institut und als das Fundament des ganzen Staatsgebäudes anerkannt sei, während die revolutionären Väter, Männer, befangen in den Vorurteilen des achtzehnten Jahrhunderts, die Sklaverei als ein von England importiertes und im Laufe der Zeit zu beseitigendes Übel behandelt hätten. Ein anderer Matador des Südens, Herr Spratt, rief aus: »Es handelt sich für uns um die Gründung einer großen Sklavenrepublik (a great slave republic).« – Wenn also der Norden das Schwert auch nur zur Verteidigung der Union zog, hatte der Süden nicht bereits erklärt, daß die Fortdauer der Sklaverei nicht länger verträglich sei mit der Fortdauer der Union?

Wie das Bombardement des Fort Sumter das Signal zur Eröffnung des Krieges gab, hatte der Wahlsieg der Republikanischen