Hollywood Law - Emily Fox - E-Book

Hollywood Law E-Book

Emily Fox

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Beschreibung

Slade McBaker hat sich bis an die Spitze hochgearbeitet und liebt seinen Job als knallharter Anwalt. Auf Beziehungen kann er verzichten, One-Night-Stands sind ihm lieber. Doch seine Vergangenheit im Kinderheim holt ihn schneller ein als gedacht. Plötzlich ist er wieder ganz unten und kurz davor aufzugeben, da tritt Melanie in sein Leben.

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Hollywood Law
Impressum
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Kapitel 41
Kapitel 42
Kapitel 43
Kapitel 44
Kapitel 45
Kapitel 46
Kapitel 47
Epilog

Emily Fox

Hollywood Law

Ein Anwalt zum Verlieben

Eisermann VerLag

Impressum

Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.d-nb.deabrufbar.

Print-ISBN: 978-3-96173-155-8

E-Book-ISBN: 978-3-96173-206-7

Copyright (2022) Eisermann Verlag

Lektorat: Bettina Dworatzek

Korrektorat: Daniela Höhne

Buchsatz: Grit Richter, Eisermann Verlag

Umschlaggestaltung: Grit Richter, Eisermann Verlag

unter Verwendung der Bilder:

Stockfoto-Nummer: 421118197, 353060375 von www.shutterstock.com

Hergestellt in Bremen, Germany (EU)

Eisermann Verlag

ein IMPRINT der EISERMANN MEDIA GMBH

Gröpelinger Heerstr. 149

28237 Bremen

Alle Personen und Namen innerhalb dieses Buches sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Kapitel 1

Slade

Manchmal frage ich mich, warum ich mir das alles antue. Ich sitze im Gerichtssaal und weiß nicht, was schlimmer ist. Dass die Ehefrau meines Mandanten ihn unentwegt mit einer Stimme, die zehn Oktaven zu hoch ist, anbrüllt, oder dass mein Mandant gleich vor Wut in die Tischkante beißt. Es geht heute um die Scheidung der beiden und wenn ich zur Vorsitzenden schaue, sehe ich, dass sie sich ebenfalls ein Schmunzeln verkneifen muss. Wahrscheinlich ist sie von der Stimme der Ehefrau ebenso genervt wie alle im Saal.

»Mrs. Duwell …«, setzt die Richterin an, kommt aber nicht zu Wort. Deswegen greift sie zu ihrem Richterhammer und bringt endlich die Furie zur Ruhe.

Ich schicke ein Stoßgebet gen Himmel und stehe auf, da ich das Wort ergreifen möchte. »Euer Ehren, erlauben Sie mir, Mrs. Duwell ein paar Fragen zu stellen?« Ich knöpfe mein Jackett zu und sehe, wie die Richterin nickt.

»Mrs. Duwell, stimmt es, dass Sie eine Affäre hatten?« Ich sehe sofort, wie ihr Blutdruck in die Höhe schießt, denn ihr Kopf wird hochrot. Jackpot, denke ich und kann mir ein Grinsen nicht verkneifen. Ich stelle mich gegenüber des Anklagesitzes an den Tisch, verschränke die Arme vor der Brust und warte gespannt auf eine Antwort. Die bekomme ich aber nicht, stattdessen stellt sie eine Gegenfrage.

»Was erlauben Sie sich?« Auch diesmal ist ihre Stimme viel zu hoch. Ich bin der Versuchung nahe, mir die Finger in die Ohren zu stecken und frage mich, wie ihr baldiger Ex-Mann das die ganzen Jahre ausgehalten hat, ohne Tinnitus zu bekommen.

»Das war eine ganz normale Frage«, entgegne ich in aller Seelenruhe und der Strafverteidiger der werten Mrs. Duwell schießt Blitze mit seinen Augen auf mich. Er erhebt aber keinen Einspruch. Mein Kollege weiß, dass ich verdammt gut recherchieren kann und wahrscheinlich weiß er, dass seine Mandantin einen Fehler begangen hat. Im Ehevertrag steht nämlich, dass sie bei Ehebruch nicht einen Cent von ihrem Mann sehen wird. Andersherum wäre das schon lukrativer. Da mich aber keiner unterbricht, fahre ich fort. »Also stimmt es nicht, dass Sie letzten Monat mit einem Mann zunächst zu Abend gegessen haben und dann in einem Hotel hier in Hollywood verschwunden sind?« Natürlich habe ich Beweisbilder, die ich nun aus meiner Akte nehme und der Vorsitzenden vorlege. Sie zieht eine Augenbraue nach oben und schaut sich die Bilder genau an. Danach schaut sie zu Mrs. Duwell.

»Was haben Sie zu Ihrer Verteidigung zu sagen?«

Die Angesprochene sagt, Gott sei Dank, nichts und schaut beschämt zu Boden. Mein werter Kollege bläst die angehaltene Luft hörbar aus und lockert seine Krawatte.

Ich kann mir erneut ein Grinsen nicht verkneifen.

»Meine Mandantin möchte sich dazu nicht äußern«, antwortet er. Wir haben gewonnen, denn diese Beweise kann man schlecht ignorieren. Wieder einmal bin ich froh, mit der besten Detektei Hollywoods zusammenzuarbeiten. Denn ohne den Detektiv hätten wir keine nachhaltigen Beweise gehabt.

Ich gehe zurück zu meinem Mandanten und nicke ihm leicht zu. Er soll wissen, dass das Bangen ein Ende hat und er den Drachen endlich los ist.

»Meine Damen und Herren, die Geschworenen und ich ziehen uns ins Richterzimmer zurück. In etwa fünfzehn Minuten verkünde ich meine Entscheidung.«

Ich sehe, wie Mrs. Duwell heftig mit ihrem Anwalt diskutiert.

»Meinen Sie, er ist froh, wenn es heute vorbei ist?«, fragt mich Mr. Duwell neben mir und ich muss lachen.

»Bestimmt. Seien Sie froh. Mit den Fotos als Beweis bleibt der werten Frau Richterin nichts anderes übrig, als die Ehe für beendet zu erklären und Sie können Ihre Millionen behalten.«

Natürlich ist Mr. Duwell kein Unbekannter in Hollywood. Er ist Produzent und hat im Laufe seiner Karriere schon viel Geld verdient.

Im Gerichtssaal wird Stimmenwirrwarr laut und gespannt warten wir auf die Urteilsverkündung.

Eine halbe Stunde später verlassen wir das Gerichtsgebäude. Mr. Duwell ist wieder ein freier Mann. Er atmet tief durch und streckt sein Gesicht in die Sonne L.A.s. Ich kann es ihm nicht verdenken, denn die Furie im Gerichtssaal wird zu Hause genauso drauf sein. Innerlich schüttle ich den Kopf. Wie gut, dass ich so schnell keine Frau an mich heranlasse. Das würde ich im Leben nicht durchstehen und die Hölle, die ich Kindheit nenne, hilft mir nicht weiter. Deswegen bin ich froh, dass ich keine Verpflichtungen habe und tun und lassen kann, was ich will.

»Ich weiß gar nicht, wie ich Ihnen jemals danken kann«, wendet er sich an mich und streckt mir die Hand zur Verabschiedung entgegen. Ich ergreife sie und erwidere den festen Händedruck.

»Meine Rechnung kommt.« Ich zwinkere ihm zu, ehe sich unsere Wege trennen. Mein Wagen steht einen Häuserblock entfernt. Also schlendere ich durch die Mittagssonne und genieße die ersten warmen Strahlen des Jahres. Kaum sitze ich in meinem Auto, klingelt mein Handy.

»McBaker«, melde ich mich, ohne auf das Display zu schauen, denn mein Smartphone hat sich per Bluetooth mit dem Auto verbunden.

»So förmlich?« Nick, mein bester Freund, kennt kein Hallo.

»Alter. Ich komme gerade vom Gericht. Da bin ich immer förmlich«, lache ich und Nick stimmt mit ein. Ich starte den Motor, konzentriere mich auf den Verkehr, in den ich mich eingefädelt habe, und lausche meinem Gesprächspartner.

»Sag, steigt mal wieder eine geile Party bei dir?« Ich weiß, worauf er hinauswill und überlege kurz. Die Partys bei mir sind legendär, aber wenn Nick direkt danach fragt, muss etwas passiert sein.

»Vielleicht am Wochenende. Was ist los?«, frage ich deshalb und fahre gleichzeitig in die Tiefgarage meines Bürokomplexes, der nahe beim Gericht liegt.

»Ach, nichts Bestimmtes«, versucht er, sich herauszureden, doch ich glaube ihm nicht. »Ich muss Schluss machen. Mein nächster Take steht an. Tschö mit ö«, verabschiedet er sich und ich greife kopfschüttelnd nach dem Handy und meiner Aktentasche, bevor ich das Auto abschließe und in mein Büro gehe. Erst einmal muss ich den Bericht für heute schreiben, und dann die Rechnung. Die wird saftig, das weiß ich jetzt schon, denn die Scheidung der Duwells hat sich hinzogen. Mein Bankkonto wird sich über die horrende Summe freuen und ich weiß jetzt schon: Sie wird mich zufriedener machen. Vielleicht nicht glücklich, aber das muss ich auch nicht sein. Wer braucht schon Glück, wenn er genug Geld hat?

Melanie

Hollywood – meine beste Freundin Mady hat sich damit einen Traum erfüllt. Auch wenn sie am Telefon stets niedergeschlagen klingt, versuche ich jedes Mal, sie aufzumuntern. Sie hat es in Hollywood nicht leicht und einen Job als Schauspielerin zu bekommen, stellt sich als schwieriger heraus, als gedacht. Mein Flug für nächsten Monat ist gebucht, denn so viel steht fest, ich muss sie dort drüben aufmuntern. Allerdings soll das eine Überraschung bleiben und so plane ich alles allein. Ein kleines Motel am Stadtrand habe ich gefunden und gebucht. Ich brauche keinen Luxus, denn den habe ich hier in Deutschland auch nicht, obwohl ich nicht schlecht verdiene.

»Melanie, kannst du bitte den Entwurf noch fertig machen, bevor du gehst?« Meine Kollegin Tamara steht neben mir und schaut auf mich herab. Sie hält mir ein Blatt Papier entgegen und ich nicke. Wie immer. Keiner bekommt hier irgendetwas hin und ich bin diejenige, die gehen muss. Manchmal ist das Leben wirklich unfair. Aber das binde ich Tamara nicht auf die Nase. Das würde nur zu unnötiger Lästerei führen und das will ich nicht; so erledige ich, was sie mir in die Hand gedrückt hat.

»Aber sicher doch«, lächle ich deshalb leicht gekünstelt und Tamara zieht wieder ab. Nachdem ich mir das Blatt angesehen habe, weiß ich, dass dies eine Aufgabe ist, mit der sie wohl nicht klargekommen ist. Ohne überheblich klingen zu wollen: Ich weiß, dass ich gut bin und keine zwei Stunden später bin ich fertig.

Ich maile es an die Abteilungsleiterin und setze Tamara in Kopie. Danach fahre ich meinen Computer herunter und mache mich auf den Heimweg. Verabschieden brauche ich mich nicht, denn es ist kein Kollege mehr im Haus. War klar, dass ich wieder Überstunden schiebe. Aber das ist bald vorbei, denn die Agentur hat mir zum Ende des Monats gekündigt. Angeblich gäbe es keine Arbeit für so viele Mediengestalter und somit muss ich zuerst gehen, denn ich bin noch nicht so lange dabei.

Kaum bin ich zu Hause angekommen, klingelt mein Handy. Lächelnd lese ich Madys Namen auf dem Display. Wenigstens ein kleiner Lichtblick am heutigen Tag und deswegen begrüße ich sie auch freudestrahlend.

»Hey, Süße. Wie geht’s dir?«

»Ich habe einen Job«, quiekt sie. Mady hat für ihren Traum so hart gearbeitet und ich wünsche ihr von ganzem Herzen, dass er sich jetzt erfüllt. Dass es mir einen leichten Stich in meiner Herzgegend versetzt, erzähle ich Mady nicht. Schließlich ist sie damals nach Amerika gegangen, um den American Dream zu leben und den soll sie jetzt bekommen.

»Aber irgendetwas bedrückt dich doch«, sagt sie und trifft damit genau den Nagel auf den Kopf. Ich habe mich hier in Deutschland allein durchgeschlagen. Ich war immer für alle da und nun, wo ich mal jemanden brauche, ist keiner für mich da. Wie gerne hätte ich jetzt jemanden, der mich in den Arm nimmt, mich tröstet. Aber Mady weiß nichts von meiner Kündigung und so setze ich ein falsches Lächeln auf, selbst wenn sie das nicht sehen kann. Man sagt ja, ein Lächeln hört man auch am Telefon.

»Nein, es ist alles bestens. Ich bin nur müde. Denk an die Zeitverschiebung. Hier ist es abends«, gebe ich zu bedenken und Mady schnaubt.

»Du musst mich unbedingt besuchen.«

Anscheinend hat sie mir meine kleine Lüge abgekauft. Dass ich sie bald besuchen werde, weiß sie noch nicht.

Kapitel 2

Slade

Einen Monat später …

Abgespannt löse ich den Knoten meiner Krawatte und gehe zum Kühlschrank, um mir ein kühles Bier zu gönnen. Kaum habe ich den ersten Schluck getrunken, klingelt es an der Tür. Ich verdrehe die Augen, stelle die Flasche auf die Anrichte in der Küche und gehe in den Flur an die Sprechanlage.

»Ja?« Wahrscheinlich klinge ich etwas gereizt, denn ich habe mich auf einen ruhigen Feierabend gefreut. Ich bin knapp vierzehn Stunden im Büro und irgendwann wäre ich gerne mal allein.

Allein in der Stille. Und ich genieße die Stille, die mich umgibt. Denn dann sind meine Gedanken meistens still.

»Hey, Slade«, tönt eine mir bekannte Stimme durch die Sprechanlage und ich muss grinsen.

Becky, meine aktuelle Affäre steht unten und ich kann mir gut vorstellen, was sie vorhat. Ich drücke den Knopf für den Türsummer und keine zwei Minuten später höre ich den Aufzug. Becky ist eine latinoamerikanische Schönheit. Schwarze, lange Haare, wunderschöne Beine und weibliche Kurven. Ich stehe in der Tür und sie kommt lächelnd auf mich zu.

»Hey«, ihre Stimme ist rauchig und sofort regt es sich in meiner Hose. Da freut sich jemand auf sie. Ich reduziere Frauen nicht nur auf das Äußere, aber manchmal brauche ich einen unverbindlichen Fick. So läuft mein Leben nun mal und ich bin auch nur ein Mann.

»Hey, Baby.« Ich gehe einen Schritt beiseite und lasse Becky eintreten. Kaum habe ich die Tür hinter mir geschlossen, ziehe ich sie hart an mich und drücke sie mit meinem eigenen Körpergewicht an die Wand. Sanft streicht sie mit einer Hand über die Beule in meiner Hose und ich kann mir ein Knurren nicht verkneifen. Manchmal gebe ich gerne den Ton an, aber heute ist mir nicht danach und so lasse ich Becky gewähren.

»Da hat mich jemand vermisst«, gurrt Becky und öffnet den Reißverschluss meiner Anzugshose. Diese rutscht nach unten auf den Boden und ich hebe erst ein Bein, dann das andere und kicke die Hose durch den Flur. Am liebsten würde ich Becky hier nehmen, aber angemessen ist der Flur nicht.

Also hebe ich sie hoch und Becky schlingt ihre Beine um mich. Vorsichtig trage ich sie zur großen Couch und lege sie darauf. Erst liebkose ich sie am Hals, am Schlüsselbein und widme mich dann ihren Brüsten.

Sie weiß, dass ich keinen Blümchensex mag. Ich stehe auf die etwas härtere Art. Meine Kindheit und meine Jugend sind nicht verlaufen wie bei anderen Teenagern und so versuche ich, mich mit dem härteren Sex vor Gefühlen zu schützen. Becky versteht sofort, als ich ihr ein Zeichen gebe, dreht sich um, und streckt mir ihren köstlichen Arsch entgegen.

Ich fische aus der Schale auf dem Tisch ein Kondom und streife es mir über. Während ich ihren Eingang ein bisschen reize und mit meinem Schwanz auf und ab gleite, greife ich mit einer Hand um sie und stimuliere ihre Perle. Sofort gibt Becky schnurrende Laute von sich und ich kann mir ein Stöhnen nicht verkneifen.

Als ich sie genug gereizt habe, ramme ich mit einem festen Stoß in ihre feuchte Höhle und ihre Muskeln ziehen sich sofort um meinen Schwanz zusammen. Ich halte kurz inne, sonst komme ich innerhalb von Sekunden, so intensiv ist das Gefühl. Nach ein paar Sekunden fange ich an, mich zu bewegen, und stoße fest in Beckys Muschi. Ich kralle mich in ihre Hüfte und sie kommt mir bei meinen Stößen entgegen. Ihr Becken klatscht an meine Lenden und das Geräusch mischt sich mit unser beider Stöhnen. Schweißperlen bilden sich auf meiner Stirn, rinnen hinunter und landen auf Beckys Rücken. Ich kann mich nicht länger beherrschen und greife knurrend um Becky herum, um ihre Perle zu zwirbeln und zu stimulieren.

»O Gott … Ich komme«, keucht sie und kurz darauf ziehen sich ihre Muskeln um meinen Schwanz zusammen. Meine Lenden pulsieren und ich schieße meinen Schwall Sperma in das Kondom. Kurz verweile ich noch in ihr, ziehe mich dann zurück und nehme das Kondom ab. Nachdem ich es verknotet und in den Müll in der Küche geworfen habe, hole ich meine Hose aus dem Flur, ziehe sie an und schließe den Reißverschluss. Becky liegt schwer atmend auf meiner Couch und mein Puls beruhigt sich ebenfalls nur langsam. Mein Atem verlässt abgehackt meine Lunge und ich spüre eine gewisse Leere in mir. Eine, die ich begrüße. Denn sie zeigt mir, dass ich noch nicht tot bin.

»Danke«, haucht Becky, nachdem sie aufgestanden ist und vor mir steht. Ich gebe ihr einen Kuss auf die Stirn und sie geht an mir vorbei ins Bad. Mein Bier, welches auf der Küchentheke steht, ist inzwischen warm und ich gieße es in den Ausguss. Gleich danach genehmige ich mir ein neues aus dem Kühlschrank und trinke genüsslich einen Schluck.

»Ciao, Slade, bis zum nächsten Mal.« Becky stöckelt zu meiner Tür und winkt mir noch kurz zum Abschied.

»Bye, Becky.«

Nachdem die Tür ins Schloss gefallen ist, setze ich mich auf die Couch und gehe auf dem Handy meine Mails durch.

So liebe ich meine Affären, unkompliziert und nicht klammernd. Von mir aus könnte es bis zu meinem Lebensende so weiterlaufen. Ich muss keinerlei Verpflichtungen eingehen und bin keinem irgendeine Rechenschaft schuldig. Noch nie in meinem verkorksten Leben habe ich über eine eigene Familie nachgedacht. Warum auch? Ich hatte keine und würde selbst ein grauenhafter Vater sein. Das ist nicht erstrebenswert. Zumindest nicht für mich.

Melanie

Ich packe meinen Koffer und nehme mit … So langsam weiß ich nicht mehr, was ich noch einpacken soll oder sogar muss. Heute geht mein Flieger und ich habe ständig das Gefühl, dass ich etwas vergessen habe. Mein WG-Zimmer habe ich, erst einmal auf unbestimmte Zeit, untervermietet und Sam müsste gleich hier sein.

Sie wollte ein paar Sachen bringen, bevor sie ab morgen hier wohnen wird. Ich weiß noch nicht, wie es beruflich weitergehen soll. Wenn es mir gut gefällt, könnte ich mir vorstellen, in Hollywood zu bleiben. Mediendesigner werden dort bestimmt gesucht. Ich bräuchte nur das Arbeitsvisum. Geld habe ich von meinen Eltern geerbt, als sie vor ein paar Jahren bei einem tragischen Autounfall verstorben sind. Daran sollte es also nicht scheitern. Ich halte das Foto meiner Eltern in der Hand und küsse den kalten Glasrahmen. Danach verstaue ich es wehmütig in meinem Koffer.

Die Türklingel holt mich aus meiner Trance und gehe in den Flur, um den Türsummer zu drücken. Keine Minute später steht Sam vor mir.

»Hey, Mel«, vorsichtig versucht sie, mich zu begrüßen, ohne den Karton auf ihrem Arm fallen zu lassen.

»Hey, Sam. Komm rein. Soll ich dir helfen?«, frage ich, denn ich kann mir denken, dass der Karton nicht alles ist, was sie hier anschleppen wird.

»Ja, das wäre super nett, aber nur, wenn du Zeit hast.« Ich ziehe meine Chucks an, um mit ihr nach unten zu gehen.

Dort staune ich nicht schlecht, denn sie hat einen ganzen Transporter voll dabei.

»Wow … das ist aber viel.«

»Ach was, das sieht nur so viel aus«, winkt sie ab und drückt mir den nächsten Karton in die Hand.

Zwei Stunden später haben wir es geschafft und jeden einzelnen Karton nach oben gebracht.

»Ich würde dir ja gerne helfen und auspacken, aber ich muss zum Flughafen«, sage ich stöhnend, denn mein Rücken dankt es mir morgen bestimmt. Meine Arme fühlen sich an wie Pudding und ich bin froh, dass ich erst einmal nichts Schweres mehr in die Hand nehmen muss. Okay, außer meinen Koffer, aber den werde ich wohl noch gewuchtet bekommen.

»Gar kein Problem. Ich habe ja jetzt alle Zeit der Welt. Danke für deine Hilfe«, bedankt sich Sam und umarmt mich. »Danke auch, dass ich hier wohnen darf.«

Nach der kurzen Verabschiedung gehe ich mit meinem Koffer und meiner Tasche nach unten. Glücklicherweise habe ich mir gestern schon ein Taxi vorbestellt und als ich unten ankomme, wartet dieses schon auf mich. Der Fahrer verstaut meine Habseligkeiten im Kofferraum und ich setze mich auf die Rückbank. Noch einmal schaue ich zur WG-Wohnung nach oben. Meine Mitbewohner sind heute alle arbeiten, aber wir hatten gestern eine coole Party und da haben sich alle bei mir verabschiedet. Ich werde sie vermissen, das ist ganz klar. Frankfurt werde ich vermissen.

Die Fahrt zum Flughafen kommt mir ewig vor, obwohl es kaum eine halbe Stunde ist.

Ich habe noch knapp zwei Stunden bis zum Abflug, deshalb gebe ich als Erstes meinen Koffer am Check-in ab und gehe ein bisschen Bummeln. Es sieht fast so aus wie ein Shoppingcenter und nicht wie der Flughafen.

Aber so ist es in Frankfurt. Alles ein bisschen größer und pompöser als alle anderen. Schließlich habe ich vor dem Abflug noch eine Sonnenbrille, Magazine und ein paar Süßigkeiten im Duty-free-Shop erstanden.

Kaum sitze ich im Flugzeug, das zur Startbahn rollt, schließen sich auch schon meine Augen und ich schlafe ein.

Nach knapp drei Stunden werde ich von der freundlichen Stewardess geweckt.

»Darf es für Sie etwas zu essen sein?«, fragt sie mich freundlich und ich nicke.

»Bitte schön.« Die Stewardess reicht mir lächelnd ein Sandwich und ich bedanke mich. Das Sandwich ist nichts Besonderes, aber was soll ich auch in der Holzklasse erwarten? Natürlich hätte ich mir für mein One-Way-Ticket etwas Luxus gönnen können, aber ich wollte nicht unnötig Geld ausgeben, das ich vielleicht in Amerika noch brauchen könnte.

Als ich am Check-in durch die Sicherheitskontrollen gegangen bin, habe ich endlich Mady in meinen Plan eingeweiht und ihr meine Flugnummer und die Ankunftszeit verraten. Diese liegt zwar mitten in der Nacht, aber das scheint ihr nichts auszumachen.

Grinsend bringe ich mein Kissen wieder in Position und schlafe erneut ein.

Kapitel 3

Slade

»Du elendes Rotzblag … Du bist zu nichts zu gebrauchen.« Die flache Hand knallt in mein Gesicht und hinterlässt ein Kribbeln gepaart mit Hitze. Vorsichtig taste ich an meine Wange und schaue Schwester Nicole erstaunt an … Was habe ich nun schon wieder falsch gemacht?

Schweißgebadet wache ich aus meinem wiederkehrenden Alptraum auf. Ich weiß bis heute nicht, was ich damals falsch gemacht habe und werde es wahrscheinlich nie herausfinden. Die Jahre im Kinderheim waren kein Zuckerschlecken. Allerdings haben sie mich zu dem gemacht, der ich heute bin.

Ein erfolgreicher, knallharter Anwalt.

Um ehrlich zu sein, der beste Scheidungsanwalt in und um Hollywood.

Ich ziehe mein Shirt über den Kopf, das nass ist vom Schweiß und fahre damit noch einmal über mein Gesicht. Der Wecker zeigt fünf Uhr an und ich weiß, dass ich jetzt sowieso nicht mehr in den Schlaf finden würde. Also beschließe ich, ein neues Shirt und meine Jogginghose anzuziehen und eine Runde laufen zu gehen. Damit bekomme ich meistens meinen Kopf frei.

Um Punkt sieben Uhr betrete ich den Aufzug aus der Tiefgarage in meinem Bürokomplex. Hundertprozentig bin ich der Erste heute Morgen, aber das stört mich nicht. So kann ich ein paar Akten aufarbeiten und schauen, ob schon neue Fälle dabei sind, die ich unbedingt annehmen muss. Es war schon Skurriles dabei. Einmal ging es um Goldschmuck getrennt lebender Eheleute, ein anderes Mal um das Haus.

In meinem Büro angekommen, schalte ich als Erstes die kleine Kaffeemaschine an und warte, bis das grüne Licht leuchtet. Kaffee am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen, sagt meine Assistentin Kelly und deswegen versorgt sie mich stets mit dem dunklen Gebräu. Da sie aber erst um neun Uhr das Büro betritt, möchte ich nicht warten. Kaum, dass mein Büro von Kaffeeduft durchzogen wird, ist mein Computer hochgefahren. Mein Mailprogramm öffnet sich automatisch und ich sehe dutzende neue Mails.

Seufzend setze ich mich an den Schreibtisch und gehe die einzelnen Nachrichten durch.

Eine zieht meine ganze Aufmerksamkeit auf sich. Mir schreibt eine Frau, Mrs. Campell, die sich mit ihrem Mann um einen Mops streitet. Die Scheidung ist schon vollzogen und der Ex-Mann kommt nun auf die Idee, dass er den Mops haben möchte. Ich schüttle lächelnd den Kopf und antworte Mrs. Campell, dass ich den Fall gerne annehme. Das könnte lustig werden. Eigentlich habe ich mich nach meinem Studium komplett auf Scheidungen konzentriert, aber Himmel, ich bin nun mal Anwalt – und würde mich auch um einen Mops streiten.

»Guten Morgen, Boss.« Kelly betritt grinsend mein Büro und hält eine Tasse Kaffee in der Hand. »Guten Morgen«, erwidere ich abwesend, denn noch immer bin ich dabei, die Mails zu beantworten.

Kelly beantwortet sonst die Mails, aber die wichtigsten sind Chefsache, und wenn ich schon so früh im Büro bin, muss ich ja nicht untätig herumsitzen. Inzwischen hat sie den Kaffee vor mir abgestellt und ist wieder nach draußen verschwunden, um das Tablet zu holen. Meistens gehen wir am frühen Morgen erst einmal die Termine durch.

»Sie haben den Mops-Fall angenommen?« Natürlich habe ich Kelly in Kopie gesetzt, damit sie weiß, was demnächst auf uns zukommt.

Ich grinse. »Ja, klar. Das könnte lustig werden.« Kelly setzt sich kopfschüttelnd auf den Stuhl vor meinem Schreibtisch.

»Na, ich bin mal gespannt.« Sie tippt auf dem Tablet herum und präsentiert mir wenig später meine Termine. Diese Woche habe ich zwar keine bei Gericht, aber ich habe einen Termin mit Isabell, der Geschäftsführerin von Children’s Hope. Sie möchte zurücktreten und ich soll das Amt übernehmen. Die Organisation liegt mir sehr am Herzen, denn wir kümmern uns um Kinder, denen es nicht gut geht und schließlich kenne ich das aus eigener Erfahrung. Immer wieder werde ich von meiner Vergangenheit eingeholt und ich bin inzwischen ein Meister darin, keinem von meiner Vergangenheit zu erzählen. Nick weiß es und Isabell auch. Das war es und das wird sich so schnell nicht ändern. Für die Foundation war es natürlich pressefördernd, deswegen wissen die Leute, dass ich im Heim aufgewachsen bin. Aber die Presse weiß nicht alles und das soll so bleiben.

»Wann ist mein Termin mit Isabell?«, frage ich meine Assistentin und sie tippt kurz auf dem Tablet.

»Äh, heute Abend.«

Ich seufze. »Okay, das bekomme ich schon hin.« Allerdings hat mich Nick heute Abend eingeladen. Dann muss ich eben erst zu Isabell und dann zu Nick.

Ist ja nicht so, dass ich Stress nicht gewohnt bin. Schließlich gibt es Tage, da habe ich mehrere Verhandlungen bei Gericht und muss mich quasi zerteilen. Wäre doch gelacht, wenn es in meinem Privatleben nicht ebenfalls klappen würde.

Melanie

Vor Nick Connor zu stehen, bereitet mir weiche Knie. Er hat sonnengebräunte Haut, wie wahrscheinlich fast alle hier in L.A. und sieht einfach umwerfend aus. Nur, dass Mady genau neben ihm steht, hält mich davon ab, ihn anzusabbern. Gott, Melanie, beherrsch dich, denke ich und besinne mich auf das Hier und Jetzt.

Wir stehen vor dem Motel, welches ich mir von Deutschland aus gemietet habe. Dass es sich allerdings um so eine Absteige handelt, habe ich nicht erwartet. Auf den Bildern im Internet sah es eigentlich sehr ansehnlich aus. Was ich aber hier sehe, ist versifft und nicht würdig, es Motel zu nennen.

»Hier kannst du auf keinen Fall bleiben«, murmelt Mady neben mir.

Dem kann ich nur nickend zustimmen. »Das sah auf den Bildern ganz anders aus.«

Nick kommt auf uns zu. Er war im Motel und hat mein Zimmer storniert, denn er lädt meinen Koffer in den Kofferraum seines Autos, und Mady und ich steigen ein.

»Du pennst erst einmal bei uns.« Er lenkt den Wagen zurück in den dichten Verkehr der Stadt. Mady neben mir gibt ein Jubeln von sich und ich bin froh, hier zu sein. Jetzt heißt es erst einmal ankommen, ein paar freie Tage genießen und dann schauen, was sich hier noch so ergibt.

Keine Stunde später stehe ich in Nicks Wohnung. Mady steht die ganze Zeit neben mir und ist total aufgedreht.

»Solange wir nicht drehen, können wir die ganze Stadt erkunden. Jetzt zeige ich dir aber erst einmal die ganze Wohnung.« Sofort zieht sie mich an der Hand durch die einzelnen Zimmer. Das Wohnzimmer ist maskulin eingerichtet. Dunkles Holz an der Decke dominiert mit weißen Möbeln und über den riesigen Fernseher kann ich nur amüsiert den Kopf schütteln. Dann zeigt Mady mir das Schlafzimmer, in dem ein großes Bett in der Mitte des Raumes steht.

»Krass, oder?«, Mady sieht aus, als wolle sie hier nie wieder weg.

»Ja, es ist schon der Hammer«, erwidere ich und schaue noch kurz ins angrenzende Bad. Nachdem Mady mir in der letzten halben Stunde die ganze Wohnung in vollem Umfang gezeigt hat, falle ich aufs Bett und lege die Füße hoch.

Hollywood ist atemberaubend, aber die Eindrücke bescheren mir Kopfschmerzen. Kaum habe ich kurz die Augen geschlossen, klopft es erneut an meiner Tür. Kann man denn nicht einmal zwei Minuten seine Ruhe haben?

»Herein«, seufzend erhebe ich mich in meinem Bett, bleibe aber sitzen. Mady kommt in das Gästezimmer und strahlt mich an.

»Bist du fit, Mel?« Mady sieht mich fragend an und ich gebe ein kurzes Stöhnen von mir.

»Ja, geht so. Ich hab Kopfschmerzen. Warum?«

Sie setzt sich neben mich. »Wir gehen heute Abend Essen. Nick hat einen Kumpel eingeladen. Sei so in einer halben Stunde fertig.« Damit ist sie wieder verschwunden und ich beschließe, erst einmal ein Aspirin zu nehmen. Vielleicht wird der Abend gar nicht so schlecht. Schließlich muss ich hier ein paar Leute kennenlernen. Fangen wir einfach mit Nicks Kumpel an. Langsam öffne ich meinen Koffer und sehe nach, was ich zum Anziehen habe. Nicht, dass ich meinen Kleiderschrank nicht kenne, aber ich bin mir unsicher, was ich anziehen soll. Es ist warm, aber abends kann es in Hollywood noch recht kühl werden. Ich beschließe also, Jeansshorts anzuziehen, ein trägerloses Top und einen Cardigan für den kühlen Teil des Abends. Meine Haare lasse ich offen, denn ich habe keine Lust, jetzt irgendetwas damit zu machen. Nach dem langen Flug stehen sie sowieso in alle Richtungen ab. Schnell kämme ich sie ein bisschen durch, damit sie nicht zu strange aussehen.

Kapitel 4

Slade

»Isabell, meine Liebe«, begrüße ich die Geschäftsführerin von Children’s Hope. Ich schätze sie sehr, denn sie hat die Organisation zu dem gemacht, was sie heute ist. In ganz Amerika vertreten und wir haben etliche Kids aus der Gosse geholt. Darauf bin ich stolz. Vielleicht auch aus dem Grund, dass ich mir so etwas damals auch gewünscht hätte. Irgendeinen Strohhalm, an den man sich als Kind klammern konnte. Denn dieses Gefühl, wenn man in so einem Heim abgegeben wird, war grauenvoll. Noch heute spüre ich einen Stich in meinem Herzen, wenn ich nur daran denke.

»Slade«, sie begrüßt mich mit einem Wangenkuss und bittet mich mit einer Geste, mich zu setzen. »Ich muss mit dir reden«, beginnt Isabell und ich falte meine Hände über meinem Knie. Gespannt warte ich, was sie mir zu erzählen hat.

»Ich werde das Amt der Geschäftsführerin abgeben. Gerne würde ich dich als meinen Nachfolger haben.« Irgendwie habe ich mir das schon gedacht.

»Das hattest du schon angedeutet und ich würde mich freuen, dieses Amt zu übernehmen.«

Sofort grinst sie. Was es für eine Überwindung für mich ist, begreife ich jetzt noch gar nicht. Ich weiß nur, ich möchte mit dem Geld Kindern helfen und ihnen keine Steine in den Weg legen, wie sie mir damals in den Weg gelegt wurden. Sie brauchen eine Zukunft.

»Mir fällt wirklich ein Felsbrocken vom Herzen«, sagt sie und nippt an ihrem Glas Wasser. »Weißt du, es ist nicht immer einfach, alles unter einen Hut zu bekommen. Familie, Job, Kinder. Alle wollen meine Aufmerksamkeit und ich fühle mich manchmal, als ob ich nicht allen gerecht werden könnte«, erzählt sie und ich nicke ihr erneut zustimmend zu.

»Das kann ich voll und ganz verstehen. Aber du musst dich nicht zerteilen. Das bringt keinem etwas. Vor allem nicht deinen Kindern. Die brauchen dich am meisten«, antworte ich einfühlsam und meine es genauso. Gerne hätte ich damals solche Eltern gehabt, die alles für mich getan hätten. Leider ist mir das verwehrt geblieben und ich möchte deswegen, dass die Kinder, die noch Eltern haben, Zeit mit Ihnen verbringen können.

»Dann komme ich die Woche in dein Büro und wir machen den Papierkram fertig«, sagt Isabell erleichtert und ich stehe auf, um mich von ihr zu verabschieden.

»Das machen wir. Nun muss ich leider wieder los zu meinem nächsten Termin«, sage ich und Isabell lacht.

»Geh du nur. Das war das Wichtigste, was ich dir erzählen wollte.«

Jetzt muss ich schnell ins Restaurant. Nick weiß zwar Bescheid, aber ich hasse es, irgendwo verspätet aufzutauchen.

Der Verkehr war die Hölle und ich bin froh, dass ich endlich einen Parkplatz bekommen habe. Das Restaurant ist immer gut besucht und ich kann nur hoffen, dass Nick so schlau war und einen Tisch reserviert hat. Sonst können wir unser Essen an der Bar zu uns nehmen. Im Schaufenster des Restaurants schaue ich schnell, ob die Haare sitzen, und gehe dann auf den Eingang zu.

Als ich das Restaurant betrete, lächelt mir Nick schon zu und ich entdecke ihn zusammen mit Mady und einer mir noch unbekannten Schönheit. Leider sehe ich sie nur von hinten. Aber was ich sehe, lässt mich glatt meine anständige Art vergessen. Anständige Art, innerlich lache ich, denn wem möchte ich etwas vormachen? Ich habe keine gute Kinderstube aufzuweisen und daraus mache ich keinen Hehl. Natürlich weiß ich mich zu benehmen, aber manchmal geht mein Mundwerk mit mir durch. Fuck, ich muss mich heute Abend zusammenreißen. Ich weiß von Nick nur, dass es sich um eine Freundin von Mady handelt und schließlich möchte ich nicht als ersten Eindruck den eines Arschlochs hinterlassen.

»Hey, Nick, hallo, Zuckerpüppchen«, begrüße ich die beiden und setze mich neben die schöne Unbekannte.

»Hey, mein Name ist Slade«, gehe ich gleich ran, denn ich lasse nichts anbrennen. Ich lege meinen Arm auf ihre Stuhllehne und beuge mich zu ihr hinüber. Sofort habe ich ihren Duft in der Nase und mein Schwanz drückt augenblicklich gegen meine Anzughose. Scheiße! So viel zum Thema, ich würde mich benehmen. Sie zuckt neben mir kurz zusammen, kann sich aber schnell wieder fangen.

»Melanie«, stottert sie ihren Namen und ich hoffe doch, dass ich diesen irgendwann mal stöhnen werde. Ich schaue in ihre wunderschönen blauen Augen. Sie blickt mich verwundert, aber auch erstaunt an.

»Freut mich.« Ich habe meinen Kopf wieder ganz nahe an ihr Ohr gebracht und hauche ihr meinen Atem in den Nacken. Sie erzittert leicht und ich kann meine Finger fast nicht bei mir behalten. Aber ich möchte mich beherrschen, denn Melanie sieht nicht so aus, als wäre sie nur an einem One-Night-Stand interessiert. Ihre langen, braunen Haare trägt sie offen und Herrgott, wie gerne würde ich meine Hände darin vergraben. Außer Mascara und einem schimmernden Lipgloss kann ich kein Make-up erkennen.

Melanie hat die Karte zur Hand genommen und studiert diese, als würde ihr Leben davon abhängen. Sie würdigt mich keines Blickes. Na, der Abend kann ja interessant werden.

»Und bei euch beiden alles klar?«, richte ich das Wort an Nick und Mady und beide nicken wie auf Kommando.

»Klar, wir waren bis Mittag in meinem Haus am Strand.« Nick schaut Mady ganz verliebt an und ich kann förmlich die Herzchen in den Augen der beiden sehen. Augen rollend nehme ich mir eine Karte, obwohl ich weiß, was ich essen möchte: den Ribeye Burger mit Pommes. Den Beilagensalat können sie getrost weglassen. So etwas Gesundes brauche ich nicht.

»Hallo, was darf ich euch bringen?«, die blonde Bedienung steht neben uns und ich kann nicht anders, als ihren Körper abzuchecken. Lange, schlanke Beine, die in einem kurzen Rock verschwinden und auch ihr Vorbau ist nicht zu verachten. Ja, so bin ich nun einmal und wem es nicht passt, der kann gehen. Wie aufs Stichwort spüre ich plötzlich einen Tritt gegen mein Schienbein und schaue irritiert zu Nick, denn er sitzt mir gegenüber. Er verdreht nur die Augen und deutet mit dem Kopf zu Melanie. Ich soll mich wegen ihr benehmen? Und wenn sie gar kein Interesse an mir hat? Dann habe ich eine Chance verspielt. Man muss sich doch alles offenlassen! Ich zeige Nick den Vogel und bestelle meinen Burger.

»Ich nehme den Ribeye Burger mit Pommes, bitte ohne Salat.« Mein Magen grummelt schon und ich habe mächtigen Hunger. Die Bedienung nickt mir lächelnd zu und ich lege die Karte in die Mitte des Tisches. Ich schaue zu Melanie, damit sie die Aufforderung versteht und etwas bestellt.

»Ich nehme den Caesars Salad mit Ceasar Dressing und einmal Knoblauchbrot, bitte«, bestellt Melanie und ich kann nicht anders, meine Augen verdrehen sich fast von allein.

»Du wirst von solch einem Grünzeug satt?«, frage ich sie, während Mady und Nick ihr Essen bestellen. Melanie schaut mich aus ihren Augen an, die inzwischen ein Funkeln zeigen.

»Ja, aber was geht es dich an?«, antwortet sie und sie gefällt mir immer mehr. Jetzt fährt sie die Krallen aus. Ich mag Frauen, die mir sagen, was sie wollen. Ich kann es kaum erwarten, zu erfahren, was Melanie alles will.

»Eine ganze Menge. Denn ich habe im Bett gerne etwas zu greifen«, mein Mund ist ganz nah an ihrem Ohr, damit kein anderer die Unterhaltung zwischen uns mitbekommt. Melanie schnappt kurz nach Luft und ich kann sehen, wie sie um Fassung ringt.

»Wer sagt denn, dass ich mit dir ins Bett gehe?«, kontert sie und ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen.

»Das werden wir noch sehen«, entgegne ich und widme mich dann Nick und Mady, die sich gerade über ihr gemeinsames Projekt unterhalten.

Melanie

Puh, das ganze Testosteron, das Slade versprüht, vernebelt mir das Hirn. Ich kann kaum klar denken und als er davon sprach, mich ins Bett zu bekommen, habe ich meine innere Stimme jubeln gehört. Aber ich wollte ihm den Erfolg nicht gönnen und habe ihn auf den falschen Pfad geführt. Am liebsten würde ich ihn sofort anspringen. Er ist groß, hat kurze braune Haare, einen muskulösen Körper, was ich so unter dem Jackett erkennen kann, und cappuccinobraune Augen. Genau mein Typ.

Da ich von Natur aus neugierig bin, stelle ich ihm ein paar Fragen.

»Was machst du beruflich?«, möchte ich wissen und er grinst mich verschmitzt an.

»Rate doch mal«, antwortet er und ich schaue ihn mir genauer an. Die Schuhe müssen teuer gewesen sein und die Klamotten wirken nicht wie Stangenware.

»Ich würde sagen Banker«, antworte ich und er lacht laut los.

»Ich muss dich enttäuschen. Mit Zahlen kann ich nicht, das macht alles meine Assistentin«, sagt er und ich überlege erneut. Er hat ein sehr ausgeprägtes Selbstbewusstsein.

»Vielleicht Anwalt?«, versuche ich es erneut und Slade zieht die Augenbrauen nach oben.

»Steht das auf meiner Stirn?« Verwundert wischt er sich mit der Hand über eben diese.

Ich muss lachen. »Nein, aber dein Selbstbewusstsein nimmt fast den ganzen Raum ein, da dachte ich mir, das wäre naheliegend.«

»Respekt, du hast Menschenkenntnis. Darf ich raten, was du machst?«, fragt er mich und schaut mir dabei tief in die Augen. Ich habe das Gefühl, er könne bis auf meine Seele blicken. Deswegen nicke ich nur, ich traue meiner Stimme gerade nicht.

»Also: hübsch, etwas schüchtern, aber trotzdem schlagfertig. Ich würde sagen Model«, rät er und ich schüttle lachend den Kopf.

»Wirklich nicht. Das wäre kein Job für mich.«

Er hält mich noch für eine Kellnerin oder eine Hotelfachfrau, aber beides verneine ich.

»Da du wahrscheinlich sowieso nicht darauf kommst, löse ich mal auf: Ich bin Mediendesignerin«, antworte ich und Slade schaut mich erstaunt an.

»Wow, etwas ganz Kreatives. Ich beneide Leute, die etwas von Design verstehen. Ich habe davon leider keine Ahnung und kann gerade mal ein Strichmännchen malen«, antwortet er, was mich zum Grinsen bringt.

»Das musst du als Anwalt ja Gott sei Dank nicht«, erwidere ich.

In der Zwischenzeit ist unser Essen gekommen, was wir nun schweigend genießen.

»Wir müssen uns unbedingt die Stadt anschauen«, sagt Mady, nachdem sie ihr Besteck auf den Teller gelegt und sich den Mund mit der Serviette abgewischt hat.

»Ja.« Ich nicke sofort, denn ich möchte so viel wie möglich von Hollywood sehen.

»Ich kann euch einiges zeigen. Bestimmt kann ich mir ein paar Tage freinehmen«, entgegnet Slade neben mir und ich glaube, mich verhört zu haben. Mein Engelchen auf der Schulter schüttelt den Kopf: Das wird nicht gutgehen.Dem Kerl kannst du nicht vertrauen.