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Seitenzahl: 139
KÖNIGS ERLÄUTERUNGEN
Band 148
Textanalyse und Interpretation zu
Max Frisch
HOMO FABER
Von Bernd Matzkowski
Alle erforderlichen Infos für Abitur, Matura, Klausur und Referat plus Musteraufgaben mit Lösungsansätzen
Zitierte Ausgaben: Max Frisch: Homo faber. Text und Kommentar. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1998 (Suhrkamp BasisBibliothek Bd. 3). Alle Zitate aus dem Roman werden durch die Seitenangabe direkt hinter dem Zitat kenntlich gemacht.
Über den Autor dieser Erläuterung: Bernd Matzkowski ist 1952 geboren. Er ist verheiratet und hat vier Kinder. Lehrer am Heisenberg Gymnasium Gladbeck. Fächer: Deutsch, Sozialwissenschaften, Politik, Theater. Ausbildungskoordinator.
Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Hinweis zu § 52 a UrhG: Die öffentliche Zugänglichmachung eines für den Unterrichtsgebrauch an Schulen bestimmten Werkes ist stets nur mit Einwilligung des Berechtigten zulässig.
Hinweis: Die Rechtschreibung wurde der amtlichen Neuregelung angepasst. Zitate von Max Frisch müssen auf Grund eines Einspruches in der alten Rechtschreibung übernommen werden.
3. Auflage 2013
ISBN 978-3-8044-6902-0
© 2002, 2010 by C. Bange Verlag, 96142 Hollfeld Alle Rechte vorbehalten! Titelbild: Sam Shepard als Walter Faber im Kinofilm „Homo Faber“ (1991), © ullstein bild – united archives
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INHALT
1. Das Wichtigste auf einen Blick – Schnellübersicht
2. Max Frisch: Leben und Werk
2.1 Biografie
2.2 Zeitgeschichtlicher Hintergrund
Kalter Krieg und Wirtschaftswunder
Der Aufstieg des Autors Max Frisch
Zeitbezüge
2.3 Angaben und Erläuterungen zu wesentlichen Werken
3. Textanalyse und -interpretation
3.1 Entstehung und Quellen
3.2 Inhaltsangabe
(Geraffter) Handlungskern in chronologischer Abfolge
Vorgeschichte
Fabel (plot)
Romaninhalt im Erzählverlauf
„Erste Station“
„Zweite Station“
3.3 Aufbau
Kompositionsstruktur
Zeitstruktur
Strukturelemente und Bausteine des Erzählens
3.4 Personenkonstellation und Charakteristiken
Die Hauptfiguren
Walter Faber
Hanna
Sabeth
Wichtige Nebenfiguren
Ivy
Joachim Hencke
Marcel
3.5 Sachliche und sprachliche Erläuterungen
3.6 Stil und Sprache
3.7 Interpretationsansätze
Bildnis-Thematik
Bezüge zur Mythologie
Vergleich mit Ödipus
4. Rezeptionsgeschichte
5. Materialien
Das Weltbild Fabers
Frisch und Brecht
Die Erzählstrategie des Romans
Die Reisen Fabers
6. Prüfungsaufgaben mit Musterlösungen
Aufgabe 1 ***
Aufgabe 2 ***
Aufgabe 3 *
Aufgabe 4 *
Literatur
Zitierte Ausgaben
Materialbände
Lernhilfen und Kommentare für Schüler
Sekundärliteratur
Verfilmung
Damit sich jeder Leser in unserem Band rasch zurechtfindet und das für ihn Interessante gleich entdeckt, hier eine Übersicht.
Im 2. Kapitel beschreiben wir Frischs Leben und stellen den zeitgeschichtlichen Hintergrund dar:
Max Frisch lebte von 1911 bis 1991, die meiste Zeit in Zürich.
Der Zweite Weltkrieg ist bei Erscheinen des Romans zwölf Jahre vorbei. An seine Stelle ist der „Kalte Krieg“ getreten, in Deutschland setzt die Phase des „Wirtschaftswunders“ und der „Restauration“ ein.
Homo faber erscheint 1957. Zuvor sind bereits einige Theaterstücke Frischs zur Aufführung gekommen, und auch sein Roman Stiller ist schon erschienen (1954).
Im 3. Kapitel bieten wir eine Textanalyse und -interpretation.
Homo faber – Entstehung und Quellen:
Als eine Quelle des Romans wird eine Skizze in Frischs Tagebuch aus dem Jahre 1946 angesehen. Bedeutender sind aber wahrscheinlich Eindrücke von den Reisen, die Frisch zur Zeit der Entstehung des Romans unternahm, so etwa in die USA, nach Italien, Griechenland und Kuba.
Inhalt:
Der Roman umfasst zwei„Stationen“. Eine direkte Einteilung in Kapitel gibt es nicht; durch Absätze (Leerzeilen) lassen sich aber Unterabschnitte erkennen.
Der Ingenieur Walter Faber, Protagonist und Verfasser des „Berichts“, lernt auf einer Schiffsreise eine junge Frau (Sabeth) kennen und verliebt sich in sie. Bei einem Aufenthalt in Paris trifft Faber Sabeth wieder und begleitet sie nach Griechenland, wo Sabeth ihre Mutter besuchen will. In Frankreich kommt es zu einer Liebesnacht zwischen den beiden. Allmählich wird Faber klar, dass Sabeth seine leibliche Tochter ist und ihre Mutter seine frühere Geliebte Hanna, die er seinerzeit verlassen hatte, als sie schwanger wurde. Entgegen der Absprache hat Hanna das gemeinsame Kind aber nicht abtreiben lassen.
In Griechenland kommt es zu einem Unfall, an dessen Folgen Sabeth stirbt. Faber selbst trifft Hanna wieder. Er muss sich in Athen in ein Krankenhaus einweisen lassen, um sich einer Magenoperation (Krebs) zu unterziehen. Er überlebt diese Operation nicht.
Chronologie und Schauplätze:
Der Handlungskern umfasst rund fünf Monate (März bis Juli 1957), die Vorgeschichte geht aber bis in die Jahre 1934–1936 zurück. Die Chronologie wird durch Rückblenden (Vorgeschichte) und Vorgriffe unterbrochen, es kommt also nicht zu einem linearen Erzählprozess.
Handlungsorte sind u. a. New York, Caracas, Frankreich, Italien, Kuba und Griechenland, Stadt-, Dschungel- und Wüstenlandschaften.
Die „innere Dramaturgie“ des Erzählprozesses wird über Motive, Motivverbindungen, thematische Komplexe, metaphorische Elemente und Symbole aufgebaut.
Personen:
Die Hauptpersonen sind
Walter Faber:
50 Jahre alt, Ingenieur, für die UNESCO tätig
Er lebt in der Welt der Vernunft, des Berechenbaren, der Mathematik; die Natur, die Sinnlichkeit und das Emotionale sind ihm eher fremd.
Er leidet häufig unter starken Magenschmerzen, ignoriert seine Krankheit aber lange.
Hanna:
Hanna Landsberg ist als Kontrastfigur zu Faber angelegt.
Sie ist temperamentvoll, spontan und willensstark.
Als „Halbjüdin“ flieht sie zur Zeit des Nationalsozialismus aus Deutschland.
Sie hat Kunstgeschichte studiert und arbeitet am Archäologischen Institut in Athen.
Sabeth:
Sabeth (eigentlich: Elisabeth), 20 Jahre alt, ist ambivalent angelegt.
Sie interessiert sich für Kunst, begeistert sich auf der Reise mit Faber für Natur und Landschaft, ist aber auch mit Attributen zeitgenössischer Jugendlichkeit ausgestattet.
Wir stellen die Hauptpersonen ausführlich vor, gehen aber auch auf weitere wichtige Personen ein.
Stil und Sprache Frischs:
Untertitel des Romans: „Ein Bericht“
„Rollensprache“, die durch die Sprache des erzählenden (berichtenden) Ingenieurs Walter Faber geprägt ist.
häufig ein nüchterner, trockener, vom Nominalstil dominierter Sprachgebrauch
Typenbezeichnungen, Produktnamen und Übernahmen aus dem Anglo-Amerikanischen
Mit den Veränderungen der Hauptfigur im Laufe der Erzählung gehen teilweise Veränderungen der Sprache einher, so etwa eine Neigung zum Bildlichen.
Als Interpretationsansätze bieten sich an:
die Bildnisthematik,
die Bezüge zur antiken Mythologie (Anspielungen, Verweise, Namen),
im Kontext damit die Frage nach der Schuld Fabers, hier besonders im Vergleich zu Ödipus (Inzestproblematik, Selbsterkenntnis, Verantwortung und Schicksal).
Max Frisch (1911–1991) © ullstein bild – Würth GmbH/Swiridoff
Jahr
Ort
Ereignis
Alter
1911
Zürich
Geburt am 15. Mai als Sohn des Architekten Franz Bruno Frisch und seiner Gattin Karolina, geb. Wildermuth
1924
Eintritt ins Realgymnasium des Kantons
13
1930
Germanistikstudium an der Universität Zürich
19
1931–1934
Journalistische Arbeiten
20–23
1932
Tod des Vaters
21
1933
Prag
Sportreporter bei der Eishockeyweltmeisterschaft
22
1934
Jürg Reinhart. Eine sommerliche Schicksalsfahrt erscheint (erste Veröffentlichung).
23
1936
Zürich
Beginn des Architekturstudiums
25
1937
Die Erzählung Antwort aus der Stille erscheint.
26
1939–1945
Dienst in der Armee
28–34
1940
Blätter aus dem Brotsack. Geschrieben im Grenzdienst 1939 erscheint.
Anstellung als Architekt
29
1942
Ehe mit Gertrud Constanze von Meyenburg; Gründung eines eigenen Architekturbüros; Frisch gewinnt den ersten Preis im Architekturwettbewerb um das städtische Freibad am Letzigraben.
31
1943
Der Roman J´adore ce qui me brûle oder Die Schwierigen erscheint.
Geburt der Tochter Ursula
32
1944
Geburt des Sohnes Hans Peter; Frisch beginnt damit, Dramen zu verfassen.
33
1945
Zürich
Das Stück Nun singen sie wieder wird am Zürcher Schauspielhaus uraufgeführt.
Bin oder Die Reise nach Peking erscheint.
34
1946
Zahlreiche Reisen, u. a. nach Deutschland.
Die Romanze Santa Cruz sowie die Farce Die Chinesische Mauer werden am Zürcher Schauspielhaus uraufgeführt.
35
1947
Bekanntschaft mit Brecht und Dürrenmatt; Bau des Schwimmbads am Letzigraben;
Tagebuch mit Marion erscheint.
36
1948
Reisen nach Berlin, Prag und Warschau; Teilnahme am „Congrès mondial des intellectuels pour la paix“ (Wrozlaw/Polen)
37
Zürich
Als der Krieg zu Ende war wird am Zürcher Schauspielhaus uraufgeführt.
1949
Zürich
Geburt der Tochter Charlotte
38
1950
Tagebuch (1946–1949) erscheint.
39
1951
Zürich
Graf Öderland wird am Zürcher Schauspielhaus uraufgeführt.
40
1951–1952
USA
Stipendiat der Rockefeller-Stiftung
40–41
1953
Zürich/Berlin
Don Juan oder Die Liebe zur Geometrie wird am Zürcher Schauspielhaus uraufgeführt.
42
1954
Der Roman Stiller erscheint.
Trennung von der Familie
43
1955
Frisch verkauft sein Architekturbüro.
44
1957
Der RomanHomo fabererscheint.
Reisen nach Griechenland und in die arabischen Staaten
46
1958
Zürich
Biedermann und die Brandstifter wird am Zürcher Schauspielhaus uraufgeführt (als Hörspiel bereits 1953 gesendet).
Georg-Büchner-Preis
47
1959
Scheidung
48
1960
Rom
Frisch lebt mit Ingeborg Bachmann zusammen (bis 1962).
49
1961
Zürich
Andorra wird am Zürcher Schauspielhaus uraufgeführt.
50
1962
Frisch lernt Marianne Oellers kennen.
51
1964
Der Roman Mein Name sei Gantenbein erscheint.
53
1965
Berzona
Frisch kehrt aus Rom in die Schweiz zurück.
54
1966
UdSSR
Reise in die UdSSR
55
1968
Biografie: Ein Spiel wird am Zürcher Schauspielhaus uraufgeführt.
Heirat mit Marianne Oellers;
57
UdSSR
zweite Reise in die UdSSR
1969
Japan
Reise nach Japan
59
1971
Wilhelm Tell für die Schule erscheint.
60
USA
Aufenthalt in den USA
1972
Tagebuch (1966–1971) erscheint.
61
1974
Dienstbüchlein erscheint.
63
USA
Erneuter Aufenthalt in den USA
1975
Die Erzählung Montauk erscheint.
64
1976
Friedenspreis des Deutschen Buchhandels;
65
China
Reise nach China;
Gesammelte Werke in zeitlicher Folge erscheinen.
1978
Triptychon. Drei szenische Bilder erscheinen.
67
1979
Die Erzählung Der Mensch erscheint im Holozän erscheint.
Scheidung von M. Oellers
68
1981
New York
Neben Berzona hat Frisch auch in New York einen Wohnsitz.
70
1982
Blaubart. Eine Erzählung erscheint.
71
1984
Zürich
Frisch lebt wieder in Zürich.
73
1987
Moskau
Reise nach Moskau
76
1989
Schweiz ohne Armee? Ein Palaver erscheint.
78
1990
Schweiz als Heimat? Versuche über 50 Jahre erscheint.
79
1991
Zürich
Frisch stirbt kurz vor seinem 80. Geburtstag am 4. April in seiner Wohnung.
79
ZUSAMMENFASSUNG
Der Zweite Weltkrieg ist bei Erscheinen des Romans seit zwölf Jahren beendet. An seine Stelle ist in den 1950er Jahren der „Kalte Krieg“ getreten, in Deutschland setzt die Phase des „Wirtschaftswunders“ und der „Restauration“ ein.
Der „amerikanische Traum” („the American Way of Life“) hält u. a. über Mode (Jeans), Konsumgüter (Camel-Zigaretten) und Musik (Rock ‘n‘ Roll) Einzug in Deutschland.
Homo faber erscheint 1957 und weist zahlreiche Zeitbezüge (Politik, Wirtschaft, gesellschaftliches Leben) auf.
Kalter Krieg und Wirtschaftswunder
Als Max Frischs Roman erscheint, sind erst zwölf Jahre seit dem Ende des Zweite Weltkrieges vergangen. Man hat sich gerade im Frieden eingerichtet und ist dabei, die Zeit des Nationalsozialismus zu vergessen bzw. zu verdrängen. Und schon stehen die Menschen wieder an der Schwelle zu einem nächsten, noch größeren und dann wahrscheinlich auch letzten Krieg, denn die einstige Anti-Hitler-Koalition ist längst zerfallen. Die USA und die Sowjetunion stehen sich im „Kalten Krieg“ als Führer von zwei militärischen und zugleich politischen und ideologischen Blöcken in Europa am „Eisernen Vorhang“ hochgerüstet gegenüber. Mitte der 1950er Jahre beläuft sich das Arsenal an Atomwaffen auf rund 50.000 Stück; die Menschheit ist längst in der Lage, sich selbst und alles Leben auf der Welt mehrfach auszulöschen. Die Blockade Berlins (1948/49), der Koreakrieg (1950–1953) und die Suez-Krise (1956) waren deutliche Zeichen der Blockkonfrontation, deren steinernes Symbol die Mauer in Berlin werden sollte (13. August 1961).
In Deutschland sind die Trümmer des Krieges nahezu weggeräumt, das sogenannte Wirtschaftswunder der „sozialen Marktwirtschaft“ hat eingesetzt, die Westintegration der Bundesrepublik ist abgeschlossen, denn die BRD ist mittlerweile Mitglied des Europarats und durch die Pariser Verträge (1954) auch Mitglied der Westeuropäischen Union und der NATO. Im Jahre 1957, dem Erscheinungsjahr von Homo faber, ist die Wiederbewaffnung beschlossen und die Bundeswehr bereits gegründet (1956). Politisch ist das Klima dieser „Restaurationsjahre“ durch die konservativen Regierungen aus CDU und CSU bestimmt, die 1957 unter Konrad Adenauer einen Wahlsieg erringen, bei dem sie 50,2 % aller Stimmen auf sich vereinigen können. Der zentrale Wahlslogan hieß (bezeichnenderweise): „Keine Experimente!“
Die Menschen in Deutschland sehen – trotz der weltpolitisch angespannten Lage – eher optimistisch in die Zukunft, wenn auch die atomare Bedrohung durchaus Ängste hervorruft. Die Einkommen lassen ersten bescheidenen Wohlstand zu, man sieht vermehrt Autos auf den Straßen (1953 hat der Bestand an PKW und Motorrädern in der BRD den von 1939 in Gesamtdeutschland bereits überschritten, bei Volkswagen laufen täglich rund 1500 „Käfer“ vom Fließband). Die ersten weiteren Reisen werden geplant. Ein Land vieler Träume ist die USA, das „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“, das in Deutschland nicht nur durch seine Soldaten, sondern auch durch seine Musik (Elvis Presley), seine Hollywoodfilme und seinen Lebensstil präsent ist.
Der Aufstieg des Autors Max Frisch
In diese Phase der politischen Restauration und des wirtschaftlichen Aufschwungs in Deutschland fällt Frischs Aufstieg als Autor. Mit seinem Roman Stiller hatte er den ersten wirklich großen Erfolg erzielt (1954), sein Homo faber (1957) mehrte seinen Ruhm, und die Verleihung des renommierten Georg-Büchner-Preises (1958) adelte ihn literarisch. Der Schweizer Autor schien den Deutschen ein gleichermaßen unabhängiger wie kritischer Geist zu sein, der gewillt war, seinen eigenen Weg zu verfolgen, und sich deshalb die Freiheit herausnehmen konnte, im Jahre 1948 am „Weltkongress der Intellektuellen für den Frieden“ in Polen teilzunehmen und nur drei Jahre später als Stipendiat der Rockefeller-Stiftung in die USA zu gehen.
Zeitbezüge
Frischs Roman greift auf vielfältige Weise Facetten jener Zeit auf. Über die Figur Hanna und die Beziehung Walter Fabers zu ihr holt er z. B. die nationalsozialistische Vergangenheit in den Text (Antisemitismus, Rassismus, siehe S. 49 f.) und zeigt am Umgang Fabers mit dieser Vergangenheit auch Strategien der Verdrängung. Die Auseinandersetzung mit der atomaren Aufrüstung wird ebenso im Text angesprochen (Verweis auf den Aufruf der „Göttinger Sieben“, siehe S. 181) wie das Fortbestehen von Vorurteilen und Aspekte der Mentalität des „Kalten Kriegs“ (siehe die Äußerungen Herbert Henckes über Wiederbewaffnung, Russen, Asiaten und Hitler, S. 9 f.). Es sind aber letztlich nicht jene Splitter der Zeitgeschichte, die über Erwähnungen oder Anspielungen und in Äußerungen der Figuren den Zeitbezug des Romans ausmachen, sondern die sich in der Figur Walter Fabers spiegelnden grundsätzlichen Merkmale der Dekade:
Eine Super-Constellation in New York 1954 © Dr. Alexander Mayer/Wikipedia
„In der Tat gibt sich Walter Faber (...) alle Mühe, dem Leser als einer jener Zeitgenossen zu erscheinen, die damals in der westlichen Wirtschaftswunderwelt in Funk, Fernsehen und Presse als Phänotyp der Stunde in Erscheinung traten: als kompetenter und potenter technischer Macher, der im Auftrag einer internationalen Organisation und im Besitz eines schier unerschöpflichen Spesenkontos von einem Job zum andern durch Länder und Kontinente hetzt, beherrscht, selbstsicher, bindungslos.“[2]
Der Bezug zu Zeit und Gesellschaft der 1950er Jahre wird im Protagonisten des Romans gebündelt: Technikgläubigkeit undTechnikskeptizismus werden über die Faber-Figur ebenso entfaltet wie das USA-Bild (Begeisterung für und Ablehnung des „American Way of Life“), die Auseinandersetzung zwischen den Geschlechtern und der Dualismus von Ratio und Gefühl. Diese miteinander verschränkten Themenbereiche machen den Roman bei seinem Erscheinen zu einem Roman der Zeitgeschichte und zugleich zeitlos und gegenwärtig.
ZUSAMMENFASSUNG
Als Homo faber 1957 erscheint, ist Max Frisch (1911–1991) bereits ein bekannter Autor. Einige Dramen Frischs sind schon auf die Bühne gekommen; als das bis dahin erfolgreichste kann wohl Biedermann und die Brandstifter gelten. Sein berühmtestes Drama Andorra wird 1961 uraufgeführt. Doch auch als Romancier ist Frisch bereits erfolgreich (Stiller, 1954).