Hühnerställe bauen - Wilhelm Bauer - E-Book

Hühnerställe bauen E-Book

Wilhelm Bauer

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Beschreibung

Selbst gebaut? Na, klar! Einen selbst gebauten Hühnerstall können Sie perfekt an die Gegebenheiten in Ihrem eigenen Garten anpassen. Wichtig ist, dass die Bedingungen im Stall für die Hühner optimal sind, denn nur dann liefern sie auch fleißig Eier. Was Sie dazu über Stalltypen, Baustoffe, Bauablauf, Dachkonstruktionen, technische Installationen, Einrichtung, Wirtschaftsraum, Auslauf und Kaltscharrraum – wichtig bei Vogelgrippe! – wissen sollten, zeigt Ihnen dieses Buch. Beispiele aus der Praxis, wie ein Kleinststall oder ein umgebautes Kinderspielhaus, liefern Ihnen jede Menge Ideen und Anregungen für die Planung und den Bau Ihres individuellen Hühnerstalls.

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Seitenzahl: 188

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Wilhelm Bauer

HÜHNERSTÄLLE BAUEN

4., aktualisierte Auflage

Inhalt

Ein Wort zuvor

Auch Hühner brauchen ein Dach über dem Kopf

Spezial: Auf die Bäume – Aufbaumen

Ein Blick zurück

Huhn ist nicht gleich Huhn

Spezial: Verständigung muss sein!

Die richtige Stallgröße

Nutzung eines bestehenden Gebäudes

Fertigstall

Vom Schreiner gebaut

Kleinststall

Beweglicher Stall

Offenfrontstall

Stallklima

Den Stall selbst bauen

Standort

Fundament

Bodenplatte

Verschiedene Wandkonstruktionen

Dämmung

Schallschutz

Fenster

Türen

Ausschlupf

Ausstiege und Windfang

Stallboden

Lüftung

Anstriche

Baustoffübersicht für den Stallbau

Spezial: Einbrecher im Hühnerstall

Dachkonstruktionen

Pultdach

Satteldach

Dacheindeckung

Dachrinne

Installationen

Elektrotechnik

Wassertechnik

Inneneinteilung und Einrichtung

Abtrennungen

Stalleinrichtung

Spezial: Staubbad – die Wellnessoase

Fütterungs- und Tränkenzubehör

Wirtschaftsraum

Einrichtung

Besondere Stallformen

Kükenheime

Brutraum

Die Kinderstube – das Gluckenheim

Hahnenbox

Spezial: Naturbrut gegen Kunstbrut

Ausläufe

Stallumfeld

Zäune und Netze

Gestaltung und Strukturierung des Auslaufs

Spezial: Holunder – der Hühnerstrauch

Volieren

Kaltscharrraum

Ideen für Ihren perfekten Stall: Musterställe

Stall  1Vom Kinderhaus zum Hühnerstall

Stall  2Alles unter einem Dach: Kleinststall

Stall  3Auf Rädern: Transportabler Stall

Stall  4Skandinavien lässt grüßen: Stall auf Stelzen

Stall  5Aus Alt mach Neu: Restaurierter Stall

Stall  6Wohnmobil: Fahrbarer Stall

Stall  7Jetzt spielen hier die Hühner: Umgebauter Stall

Stall  8Mobil bleiben: Kleinststall

Stall  9Kleine Zuchtanlage

Was Sie sonst noch wissen sollten

Baurechtliche Voraussetzungen für den Stallbau

Rahmenbedingungen zur Vogelgrippe-Schutzverordnung

Mistaufbereitung

Schädlingsbekämpfung

Service

Zum Weiterlesen

Nützliche Adressen

EIN WORT ZUVOR

Als ich als Kind meine ersten eigenen Zwerghühner erhielt, war ich zumindest in meinem Alter eine Ausnahme und war es für lange Zeit. Der Hühnerhaltung haftete für lange Zeit das Image des Spießigen an. Man wollte damit nichts zu tun haben. Heute, mehr als 40 Jahre später, gibt es viele ehemalige Klassenkameraden, in der Zwischenzeit Familienväter und -mütter, die längst selber Hühner halten. Denn im Gegensatz zu früher ist die Hühnerhaltung heute wieder in. Man hat fast den Eindruck, als trifft sie den Nerv der Zeit, in der man den Eindruck hat, als würde alles bisher Feststehende aus den Angeln gehoben. Neben dem Nutzen von Hühnern in Form von Eiern und Fleisch, haben viele Menschen das Huhn als Heimtier für sich entdeckt.

Da aber viel Wissen rund um Hühner im Lauf der Jahre verloren gegangen ist, sucht man nach passenden Hilfen. Das betrifft gerade auch den Stallbau und alles, was sich darum dreht. Wer nach einer Standardlösung sucht, den muss ich enttäuschen. Hühner und Zwerghühner sind so vielfältig, dass man den komplexen Tieren damit nicht gerecht werden würde. Deshalb sind die in diesem Buch gemachten Ausführungen bewusst so gewählt, dass Ihnen noch Freiraum für eigene Kreativität und Anpassung an bestehende Verhältnisse möglich ist. Lassen Sie sich ruhig darauf ein! Und sollte Ihr erster Stall für Ihre Hühner nicht ideal sein, dann macht auch das nichts. Selbst viele erfahrene Hühnerhalter bauen und optimieren immer wieder aufs Neue.

Wenn Ihnen das hier vorliegende Buch dazu viele Anregungen und Ideen gibt, Ihren Hühnern ein optimales Lebensumfeld zu ermöglichen, dann hat es seinen Sinn erfüllt. Dabei war es mir wichtig aufzuzeigen, was Ihnen die tägliche Arbeit bei Ihren Hühnern erleichtert.

Dazu zählen mit Sicherheit auch die Ausführungen zum Thema Vogelgrippe und ihre Folgen für die Hühnerhaltung im Allgemeinen und dem Stallbau im Besonderen. Leider lässt uns dieses Thema nicht los und bringt Veränderungen mit sich, über die man sich vor Jahren noch kaum Gedanken gemacht hat.

Ein besonderer Dank geht wiederum an meine ganze Familie, meine Frau Yvonne und unsere Töchter Anna und Klara. Sie ermöglichen es mir immer wieder, solche Buchprojekte in Angriff zu nehmen. Vielen Dank auch an den Verlag Eugen Ulmer für die Bereitschaft und meiner Lektorin, Antje Munk, für die Unterstützung. Sie sind auch bei dieser überarbeiteten Ausgabe meinen Wünschen in vielerlei Hinsicht nachgekommen und haben es damit erst ermöglicht.

Ihnen als Leser wünsche ich jeden Tag Freude mit Ihren Hühnern, die in einem hoffentlich hühnergerechten Umfeld leben dürfen.

Wilhelm Bauer

Neugierig und vorwitzig – ideale Gartenbewohner.

Auch Hühner brauchen ein Dach über dem Kopf

Die Vorfahren unserer Hühner, die wilden Bankivahühner, sind ursprünglich im Dschungel zu Hause. Sie leben in Familienverbänden, suchen ihr Futter und brüten auf dem Boden. Der dichte Bewuchs schützt sie vor Feinden und Regen oder Sonne. Zum Schlafen begeben sie sich allerdings vom Boden weg auf Äste oder Zweige, sie baumen auf. Den Hühnern in unseren Gärten ist es egal, in welchem Stall sie leben, sofern die Grundvoraussetzungen zu ihrem Wohlbefinden erfüllt sind, wie Deckung, Schutz, Sitzstangen und ein Boden zum Scharren.

Der Hühnerstall soll funktional sein, er soll sich nach Möglichkeit aber auch ideal in das Gartenkonzept einbinden lassen und keinesfalls wie ein Fremdkörper wirken. Wenn beim Bau eines Hühnerstalles auf einige Dinge geachtet wird, brauchen sich Funktionalität und Ästhetik dabei keinesfalls ausschließen. Deshalb finden Sie in diesem Buch sehr unterschiedliche Stallvarianten, die ganz verschiedenen Ansprüchen an die Hühnerhaltung gerecht werden sollen. Es werden Beispielställe von der Kleinsthaltung bis hin zu einem Stall für den ambitionierten Rassegeflügelzüchter vorgestellt, denn die Geflügelhaltung und vor allem die Geflügelzucht finden oft in Gemeinschaftszuchtanlagen der örtlichen Geflügel- oder Kleintierzuchtvereine statt.

Dabei ist es durchaus möglich, manchmal sogar wünschenswert, sich aus den verschiedensten Beispielen das für den eigenen Fall Ideale und Passende auszusuchen und entsprechend abzuändern oder zu kombinieren. Gerade die Individualität eines Stalles kann der Freizeitbeschäftigung „Hühnerhaltung“ das gewisse Etwas geben und viel Freude bereiten.

AUF DIE BÄUME – AUFBAUMEN

Tagsüber nutzen diese gold-blaugesäumten Deutschen Zwerg-Wyandotten gerne Sträucher zum Aufbaumen. In der Nacht sollten Sie dies nicht dulden, um Verluste durch Fuchs und Co. zu vermeiden.

Obwohl unsere Haushühner zum Teil gravierend anders aussehen als ihre wilden Ahnen, die Bankivahühner, sind sie ihnen im Verhalten doch noch sehr ähnlich. Besonders deutlich wird dies beim Aufbaumen. Die Bankiva gehen nämlich abends ihren Fressfeinden auf dem Boden aus dem Weg und ziehen sich zur Nachtruhe auf einen Schlafbaum zurück. Voraussetzung dafür ist natürlich, dass sie gut fliegen können. Je nach Rangstellung in der Hühnerhierarchie wird dabei die Schlafstelle gewählt: je höher der Rang, desto höher ist der Schlafplatz. Während in der freien Natur genügend Platz vorhanden ist und eventuelle Rangeleien ausgetragen werden können, sieht das im Stall natürlich anders aus. Aus diesem Grund sollten Sie hier die Sitzgelegenheiten auf einer Höhe anbringen. Dies verhindert unnötige Rangeleien und Unruhe im Bestand.

Vor allem recht agile und flugfähige Hühner nutzen auch heute noch gerne jede Chance, um abends aufzubaumen. Ein alter Obstbaum im Auslauf ist dazu ideal. Eigentlich ist dagegen nichts einzuwenden. Fliegen aber die Hühner am nächsten Morgen etwas zu früh herunter, können sie leichte Beute von Marder, Fuchs und Co. werden. Um sie zu schützen, ist es also besser, sie abends in den Stall zu locken. Mit einer kleinen Körnergabe ist dies einfach möglich.

Funktionalität vor Ästhetik gilt eigentlich fast ausschließlich im Stall. Deshalb verwendet man hier auch gehobelte Dachlatten mit gleicher Dicke als Sitzstangen. Diese sind einfach zu reinigen und desinfizieren. Im Auslauf braucht man darauf keine Rücksicht zu nehmen. Das heißt, dass hier Äste in verschiedener Dicke und auf verschiedenen Höhen angebracht werden können. Gerne nehmen die Hühner diese Möglichkeiten zum Aufbaumen war, und zwar nicht nur am Abend, sondern auch am Tag. Hier haben sie die Chance, einer eventuellen Auseinandersetzung aus dem Weg zu gehen. Am sinnvollsten ist es natürlich, wenn bereits vorhandene Bäume und Sträucher genutzt werden können.

Tipp vom Profi

Ich habe in mehreren Ausläufen Johannisbeersträucher, die meine Hühner geradezu lieben. Selbstverständlich muss ich bei den reifen Beeren Abstriche im Ertrag hinnehmen, denn was die Hühner in Hüpfhöhe erreichen, wird natürlich geerntet.

Jede erhöhte Sitzgelegenheit wird gern besetzt – auch diese rost-rebhuhnfarbigen Welsumer-Hennen tun das gerne.

EIN BLICK ZURÜCK

Unzählige Funde aus historischen Zeiten beweisen, dass Hühner uns Menschen schon seit Urzeiten begleiten. Sie lebten im engsten Umfeld ihrer Besitzer, denn Wohnraum und Stall waren damals, wenn man von solchen Bezeichnungen überhaupt sprechen kann, eine Einheit. Auch später wurden die Hühner meistens in den Rinder- und Schweineställen gehalten, ohne dass ihnen dabei eine besondere Stelle, von einer artgerechten Einrichtung ganz zu schweigen, zugeteilt wurde.

Die ersten Hühnerställe waren demnach sehr primitive Unterkünfte, die dem Tier „Huhn“ kaum gerecht wurden. Erst als die Bedeutung des Huhnes und seines Produktes, das Ei, mehr in den Vordergrund gerückt wurde, machte man sich Gedanken darüber, wie man die Leistung der Tiere steigern konnte. Dass dazu ein körperliches Wohlbefinden und Gesundheit an oberster Stelle stehen sollte, ist auch heute noch nachzuvollziehen. Will man dies erreichen, muss für die Hühner ein Stall zur Verfügung stehen, der durch artgerechte Bedingungen das Wohlbefinden der Hühner fördert.

Ländliche Idylle mit silber-schwarzgeflockten Ostfriesischen Möwen.

Wertvolle Ratgeber für die richtige Hühnerhaltung waren dann auch die aufkommenden Geflügelzuchtvereine Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts. Durch Importe kamen damals auch neue Hühnerrassen nach Deutschland, die sich vor allem durch große Robustheit und für damalige Zeiten sehr gute Eierleistung auszeichneten.

In Notzeiten war die Hühnerhaltung gefragt und so hielt nach dem Ersten und Zweiten Weltkrieg fast jeder, der nur einen kleinen Platz zur Verfügung hatte, ein paar Hühner. Bekannte Rassen zu dieser Zeit waren Weiße Leghorn und rebhuhnhalsige Italiener, die geradezu zum Synonym für Hühner schlechthin wurden.

Gut zu wissen

Ein großer Vorteil für die Produktivität war, dass es gelang, den Bruttrieb bei mehreren Hühnerrassen wegzuzüchten. So legten die Hühner erstmals wirklich höhere Stückzahlen an Eiern, weil sie nicht nach kurzer Zeit mit dem Legen wieder aufhörten, um sich dem Brutgeschäft zu widmen.

Mit der Industrialisierung der Landwirtschaft und dem damit verbundenen Aufkommen von Lege- beziehungsweise Masthybriden konnte die Landwirtschaft zum ersten Mal so viele Eier und Hühnerfleisch produzieren, wie von der Bevölkerung nachgefragt wurde. Die eigene Hühnerhaltung verlor an Attraktivität und brach im Grunde innerhalb weniger Jahre zusammen. Es war „in“, würde man heute vielleicht sagen, Geflügelprodukte anonym aus dem Supermarkt zu beziehen. Dieses Verhalten wurde dabei größtenteils ohne Rücksicht auf das Tier „Huhn“ gefördert. Ja, es wurde sogar propagiert, dass sich die Hühner in den engen Käfigen, in denen dem einzelnen Tier nicht einmal ein Platz von der Größe eines DIN-A4-Blattes zustand, wohlfühlen würden. Wenngleich wir die Hühner nicht fragen können, so kann man sich doch vorstellen, dass zu einem „tier“würdigen Leben mit Sicherheit mehr gehört als Fressen und Eierlegen. Schließlich war auch die landwirtschaftliche Hühnerhaltung lange Zeit voll und ganz auf Freilandhaltung ausgerichtet. So ist der derzeitige Trend – gerade auch in der Landwirtschaft – so etwas wie ein Rückbesinnen auf den Ursprung.

Erst mit dem Aufkommen der Bio-Landwirtschaft und der Entstehung der entsprechenden Fachverbände stellte sich dieser langsame Umdenkungsprozess ein, der mit der Zeit auch von politischer Seite unterstützt wurde. Mit dem Verbot der Hennenhaltung in sogenannten Legebatterien und mehr Wissen zu den natürlichen Verhaltensweisen der Hühner traten alternative Haltungssysteme immer mehr in den Vordergrund, bei denen das Huhn wieder Huhn sein darf.

Frei von Tendenzen, weil von wirtschaftlichen Aspekten unabhängig, hat eine naturnahe Hühnerhaltung im kleinen Rahmen alle Unbilden der Zeit überdauert. Neben einer geringen Anzahl reiner Privathalter, die Hühner schon immer gehalten hatten, sammelte sich in den Geflügelzuchtvereinen eine große Personenzahl, die man im Hinblick auf eine artgerechte Hühnerhaltung ruhig als ernst zu nehmende Fachleute ansehen darf. Sie haben die Vorteile der privaten Hühnerhaltung schon lange erkannt. Denn neben dem Ei aus Freilandhaltung, das im Geschmack wohl unübertrefflich ist, waren sie sich schon sehr früh darüber bewusst, dass neben den Produkten auch der Freizeitwert der Hühnerhaltung nicht zu unterschätzen ist. In einer Zeit, in der beruflicher Stress und Hektik überall um sich greifen, entwickelte sich die Beschäftigung mit Tieren aller Art zu einer Betätigung in der freien Zeit mit wachsender Anerkennung in der Gesellschaft.

So finden immer mehr Menschen, die Entspannung und Erholung suchen, auch den Weg zu Hühnern. Denn diese, vielleicht auf den ersten Blick untypischen Heimtiere, haben sich längst einen sicheren Platz unter den Haustieren erobert.

Lebensmittelskandale und zunehmende Verstädterung tun ein Übriges dazu, dass sich immer mehr Menschen mit Hühnern ein Stück Landleben und Natur nach Hause holen. Bei aller Anspruchslosigkeit, die Hühner auszeichnet, muss man als Hühnerhalter dennoch einiges Wissen haben, um ihnen gerecht zu werden. Aber das gilt ja für jedes Tier.

Gut zu wissen

Im Deutschen Rassegeflügelstandard sind 101 Rassen großer Hühner und 92 Zwerghuhnrassen anerkannt und ausführlich beschrieben.

HUHN IST NICHT GLEICH HUHN

Menschen, die der Rassegeflügelzucht fern stehen, kennen vielleicht weiße, braune und schwarze Hühner, zumeist Legehybriden – Zwerghühner sind den wenigsten bekannt. Dabei gibt es kaum eine Tierart, die in ihrem Erscheinungsbild so unterschiedlich sein kann, wie eben die Hühner und deren Zwergformen.

Die einzelnen Rassen gibt es meistens in mehreren Gefiederfarben und -zeichnungen, sodass für wirklich jeden Geschmack etwas dabei ist. Doch nicht nur im Erscheinungsbild unterscheiden sich die Rassen, dies ist nur das augenfälligste Merkmal. Sie unterscheiden sich zum Teil grundlegend im Temperament, der Legeleistung und in ihrem Sozialverhalten.

Zugegeben, die Legeleistung der speziell darauf gezüchteten Hybriden ist schlicht und ergreifend spitze und vom züchterischen Standpunkt her hoch anzuerkennen. Doch die Individualität einer Rasse blieb dabei leider auf der Strecke. Gerade diese macht aber den Reiz von Hühnern und Zwerghühnern aus.

Je nach Ihren Anforderungen und Wünschen können Sie sich eine passende Rasse auswählen. Dass bei besonders extravaganten Hühnerrassen auch der Stall besonderen Anforderungen gerecht werden muss, weil sie für ein rassegerechtes Leben der Tiere unverzichtbar sind, versteht sich von selbst. Auch wenn für die meisten Vertreter der Gattung Huhn ziemlich ähnliche Voraussetzungen erfüllt sein müssen, ist es doch auch immer sinnvoll, sich mit erfahrenen Haltern einer bestimmten Rasse zu unterhalten, um Informationen und Tipps aus erster Hand zu erhalten.

Schutz unter Bäumen und Sträuchern ist nicht nur bei Seidenhühnern besonders beliebt.

Grundsätzlich sind die Rahmenbedingungen dafür, dass sich Hühner und Zwerghühner wohlfühlen, nicht besonders schwer zu erfüllen. Man sollte aber einige biologische Merkmale und Verhaltensweisen kennen, um manches verstehen und bei Stallbau und Auslaufgestaltung berücksichtigen zu können:

• Hühner besitzen ein sehr großes Gesichtsfeld und demnach einen sehr großen Sehwinkel.

• Ihre Tiefenwahrnehmung ist nicht besonders ausgeprägt, dennoch können sie kleine bewegliche Objekte wie Würmer und Käfer sehr gezielt aufnehmen.

• Eine Ohrmuschel ist bei Hühnern wie bei allen Vögeln nicht ausgebildet. Davon unabhängig ist ihr Hörsinn sehr gut ausgeprägt. Da Hühner in Gemeinschaft leben, ist es ein Bestandteil ihres Verhaltens, selbst leiseste Töne wahrnehmen und einem bestimmten Individuum zuordnen zu können. Am markantesten deutlich wird dies beim Zwiegespräch zwischen Glucke und frisch geschlüpften Küken.

• Die übliche Körpertemperatur der Hühner liegt zwischen 40 und 43 °Celsius. Durch das Aufplustern des Gefieders und in einem geringen Umfang auch durch Hecheln sorgen sie dafür, dass es zu keiner gesundheitsbedrohlichen Absenkung oder Erhöhung ihrer Körpertemperatur kommt. Das bedeutet, dass Hühner recht gut mit den üblichen Temperaturschwankungen zurechtkommen. In einem entsprechend isolierten Stall bewegen sich die Temperaturen meistens in einem Rahmen, in dem die Hühner ihre körpereigenen „Notprogramme“ kaum benötigen, was weniger Stress bedeutet und sich positiv auf ihr Wohlbefinden auswirkt.

VERSTÄNDIGUNG MUSS SEIN!

Hühner laufen laut gackernd und wie von Sinnen mit weit aufgerissenen Augen und Schnäbeln auseinander – dieses Bild aus Comics kennt wohl jeder. Wer allerdings daraus schließt, dass dies die einzigen Laute sind, die Hühner von sich geben, wird erstaunt feststellen, wie facettenreich die Verständigung zwischen Hühnern abläuft. Von leisesten Tönen, die wir kaum wahrnehmen, bis hin zum bereits beschriebenen Panikgackern. Wer einmal erlebt hat, wie zart und sanft die Glucke mit ihren Küken spricht, kann sich kaum vorstellen, dass es eben jene „Mama“ ist, die sich nur wenige Minuten später einen lautstarken Disput mit einer Kollegin liefert. Dieses außergewöhnliche Hörvermögen bedeutet für den Halter aber auch, dass er mit seinen Tieren immer wieder sprechen sollte. Natürlich nicht laut und hektisch, sondern ruhig. Plötzliche, laute Geräusche sollte man vermeiden. Passieren sie dennoch, braucht man sich nicht zu wundern, wenn die Tiere panisch auseinanderrennen.

Wenn Sie sich mit Ihren Hühnern intensiv beschäftigen, werden sie schnell handzahm, dabei sind Leckerbissen ungemein förderlich wie diese Deutschen Sperber zeigen.

Was bedeutet diese Fähigkeit aber für den Stallbau und die Umgebung? Je vielfältiger die Lebensumwelt der Hühner gestaltet ist, desto vielfältiger erlebt man die Kommunikation der Tiere untereinander. Mit etwas Übung lernen Sie schnell, wie Ihre Hühner sich fühlen. Gehen Sie zum Stall, so ertönt ein vielstimmiges Gegacker in den vielfältigsten Tonlagen, gerade so, als wollten die Hennen Sie begrüßen. Entsprechend werden die Hühner erschrecken, wenn jemand unvermittelt vor ihnen steht – auch wenn es der sonst bekannte Herr im Hause ist. Jetzt können Sie sich also vorstellen, was es für Hühner bedeutet, in einem tristen Umfeld leben zu müssen. Büsche, Sträucher und Bäume, aber auch jegliche sonstige Strukturierung des Auslaufes schaffen zusätzliche Anreize. Die Hühner hören etwas, vielleicht auch den Artgenossen hinter dem Strauch, und schauen nach, was dort ist. Dies sollten Sie sich immer vor Augen halten, wenn es darum geht, einen Hühnergarten anzulegen.

Gut zu wissen

Hühner stehen – was die Hörfähigkeit angeht – dem Hund ziemlich nahe. Man weiß heute, dass die Hühnersprache rund 30 verschiedene Laute umfasst und zum Teil völlig unterschiedlich verläuft.

Egal, wie groß die Hühnerfamilie ist, es wird den ganzen Tag miteinander „gesprochen“, wobei der Hahn – hier ein gold-porzellanfarbiger Federfüßiger Zwerghahn – gerne das Kommando übernehmen will.

DIE RICHTIGE STALLGRÖSSE

Wer mit dem Gedanken spielt, einen Hühnerstall zu bauen, sucht nach bestimmten festen Größen und Erfahrungswerten, um keine Fehler zu machen oder sie von vornherein auszuschließen.

Die Frage der richtigen Größe eines Stalles ist dabei von besonderer Bedeutung. Dabei müsste sie eigentlich lauten: Wie viele Tiere kann oder will ich halten? Die Antwort darauf kann ganz verschieden ausfallen, je nachdem, ob ein bestehendes Gebäude genutzt werden oder ganz neu gebaut werden soll. Außerdem unterscheiden sich die Hühner der verschiedenen Rassen zum Teil in Größe, Gewicht und Temperament so gravierend, dass eine Pauschalisierung hinsichtlich der Stallgröße unmöglich ist.

Hühner- und Zwerghuhnrassen, die Besonderheiten am Stall brauchen

Rasse

Besonderheiten

Italiener, Zwerg-Italiener, Minorka, Zwerg-Minorka, Amerikanische Leghorn, Amerikanische Zwerg-Leghorn

Stalldämmung, da es sonst zu Erfrierungen an Kämmen und Kehllappen kommen kann.

Indische Kämpfer, Brahma, Cochin, Zwerg-Cochin, Seidenhühner, Zwerg-Seidenhühner, Siamesische Zwerg-Seidenhühner

Nieder angebrachte Sitzstangen und Legenester, da es sonst beim Abfliegen zu Verstauchungen kommen kann, bzw. die Rassen kaum fliegen.

Phönix, Zwerg-Phönix, Yokohama, Zwerg-Yokohama, Ohiki

Großer Abstand der Sitzstangen von Wand und Kotbrett, damit die langen Schwanzfedern nicht verschmutzen und abgestoßen werden.

Platzbedarf unterschiedlicher Hühner- und Zwerghuhnrassen

Durchschnittsangaben pro Quadratmeter

Sehr große Rassen

Brahma, Cochin, Orpington …

bis 3 Tiere

Große Rassen

New Hampshire, Rhodeländer, Niederrheiner, Mastbroiler …

bis 4 Tiere

Leichte Rassen

Italiener, Vorwerkhühner, Ostfriesische Möwen, Hamburger …

bis 4 Tiere

Verzwergte Großrassen

Zwerg-Welsumer, Zwerg-Amrocks, Zwerg-Barnevelder, Deutsche Zwerg-Wyandotten …

bis 5 Tiere

Leichte Zwerghuhnrassen

Zwerg-Lakenfelder, Zwerg-Hamburger, Federfüßige Zwerghühner, Zwerg-Cochin …

bis 6 Tiere

Sehr kleine Zwerghuhnrassen

Sebright, Antwerpener Bartzwerge, Chabo, Bantam …

bis 8 Tiere

Verteilen sich die Küken so gleichmäßig wie diese weißen und schwarzen Seidenhühner, fühlen sie sich rundum wohl.

Legt man eine reine Stallhaltung zugrunde, kommen Brahma mit einem Körpergewicht von fast fünf Kilogramm und ihrem ruhigen Wesen mit relativ wenig Platz aus, flüchtigere, leichte Rassen benötigen etwas mehr.

Da für den Hobby-Hühnerhalter eine reine Stallhaltung, von wenigen, zeitlich begrenzten Ausnahmen abgesehen, nicht in Frage kommt, sind solche Überlegungen eher theoretisch und zweitrangig. Die Erfahrungen bei Züchtern können für die eigene Hühnerhaltung eine wichtige Entscheidungshilfe sein.

Gut zu wissen

Besonders wer mit dem Gedanken spielt, ausgesprochene Zierhühner wie verschiedene Langschwanzhühnerrassen und deren Zwerge zu halten, tut gut daran, sich mit Züchtern zu unterhalten, um die speziellen Erfahrungen mit diesen Hühnern kennenzulernen und entsprechend verfahren zu können.

Berechnung der Stallfläche

Der Flächenberechnung legt man die Anzahl der Tiere pro Quadratmeter zugrunde:

• Bei den wirklich großen Hühnerrassen Brahma, Cochin, Jersey Giants usw. sind dies ungefähr drei,

• bei mittelschweren Rassen wie New Hampshire, Australorps etwa vier,

• für die leichteren Rassen wie Ostfriesische Möwen oder Hamburger kann man ebenfalls bis zu vier Tiere pro Quadratmeter rechnen, ohne einen Überbesatz befürchten zu müssen.

Bei Zwerghühnern, die sich in sogenannte Urzwerge und verzwergte Großrassen aufteilen, kann die Tierzahl pro Quadratmeter großzügiger bemessen werden.

Die wirklichen Winzlinge unter den Zwerghühnern, Bantam, Sebright usw., können durchaus so gehalten werden, dass sich acht Tiere auf einem Quadratmeter sehr wohlfühlen und ihr rassetypisches Verhalten zeigen können.

• Bei den meisten verzwergten Rassen wie Deutsche Zwerg-Wyandotten, Zwerg-Welsumer usw. rechnet man durchschnittlich fünf Tiere.

Diese Zahlen sollen als Anhaltspunkte verstanden werden, die ein zusätzliches Platzangebot im Hühnerauslauf, auch „Hühnergarten“ genannt, mit berücksichtigen. Beachten Sie bei Ihren Planungen aber immer, dass es in den seltensten Fällen bei der ursprünglich ausgewählten Anzahl an Hennen bleibt. Spätestens wenn die Legeleistung nachlässt und man sich an eigene Eier gewöhnt hat, muss man sich mit diesem Gedanken befassen – noch dazu, wenn man die Hühner nicht schlachten will. Ideal ist es dann, wenn etwas mehr Platz vorhanden ist oder man den Stall sogar abteilen kann.

NUTZUNG EINES BESTEHENDEN GEBÄUDES

Hühner stellen an ihre Unterbringung keine besonders hohen Anforderungen, sodass oft mit sehr wenig finanziellem und handwerklichem Aufwand ein Gebäude wie ein Gartenhaus, ehemaliger Hundezwinger oder auch nur eine größere Hundehütte zum geeigneten Heim für ein paar Hühner oder Zwerghühner werden kann.

Auf älteren Grundstücken findet man nicht selten noch einen ursprünglichen Hühnerstall, seit Jahrzehnten nicht mehr als solcher benutzt, der lediglich wiederbelebt werden muss.

Bei all diesen Beispielen sind meistens die Außenwände unveränderbar, die optimalen Rahmenbedingungen wie bei einem Neubau hat man nicht. Aber beim Innenausbau kann man seiner Phantasie und seinen Möglichkeiten freien Lauf lassen. Trotz dieser Beschränkungen können sich die Hühner und Zwerghühner sehr wohl fühlen, denn man braucht keinesfalls eine „Hühnervilla“, um den Bedürfnissen der Tiere gerecht zu werden.

Eher hat man den Eindruck, dass eine gewisse Natürlichkeit den Tieren sehr entgegenkommt und sich positiv von der möglichen Sterilität eines Neubaus abhebt.

FERTIGSTALL

Gab es vor Jahrzehnten nur ein bis zwei Firmen, die Fertigställe angeboten haben, so hat sich dies inzwischen gravierend geändert. Vor allem in Heimwerkermärkten und im Gartenfachhandel werden verschiedenste Ställe angeboten, die einen einfachen Einstieg in die Hühnerhaltung bieten. Sie sind in der Regel aus Holz und stellen eine Komplettlösung, also inklusive vorgebauter Voliere, dar.

Vor dem Kauf sollte man dabei allerdings genau auf die Qualität des verwendeten Holzes achten. Oft sind die Materialien qualitativ so dürftig, dass eine längere Lebensdauer kaum gewährleistet ist. Aufgrund des sehr günstigen Preises dieser Ställe ist auch die Dicke des verwendeten Holzes kaum befriedigend.