Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Advent, wie er früher einmal war Man klopft den Schnee vor der Hütte von den Schuhen und hängt die nasse Winterjacke an den Haken. Und wenn dann die Hausschlapfen und der Kachelofen die kalten Zehen und Finger wärmen, dann kehrt jene Stille ein, die nur ein besinnlicher Adventabend mit sich bringt. Die Zeit der süßen Düfte, der Erwartungen und vor allem Gedanken an die Adventzeit der Kindheit, in der alles noch verzaubert schien, stellen sich ein: Erinnerungen an die Krippe, an Erlebnisse in der Natur, an die Raunachtsbräuche wie Orakelbefragung und "Rachn geh'n" – sie verleiten gerne zum Schmunzeln. Die Weihnachtsgedichte und Adventgeschichten von Herbert Gschwendtner laden zum Lesen und Vorlesen ein. Sie bringen uns zurück in die Zeit, als es im Ort noch viele Krämer gab, das Zuckerlglas der Großmutter das höchste Gut war, die Krippenfiguren als Spielzeug herhalten mussten und Weihnachten und Geschenke noch einfacher, aber vielleicht stimmungsvoller als heute waren. - Zum Lesen und Vorlesen - Gedichte und Geschichten in Mundart und Hochsprache - Stimmungsvolle Erinnerungen an die Adventzeit auf dem großelterlichen Bauernhof
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 93
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Herbert Gschwendtner
Weihnachten wie damals
Impressum
Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografischeDaten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
© 2021 Verlag Anton Pustet5020 Salzburg, Bergstraße 12Sämtliche Rechte vorbehalten.
Lektorat: Martina SchneiderIllustrationen: Eva AuerUmschlagfoto: Carl Whitbread, shutterstock.comOrnamente: Galina Shpak, Shutterstock.com Satz und Produktion: Tanja KühneleISBN 978-3-7025-8087-2
auch als gedrucktes Buch erhältlich: ISBN 978-3-7025-1037-4
www.pustet.at
Zum Einstimmen
Winter um die Hütte
Hüttenadvent
Der Apfel mit den roten Wangen
Sternenhimmel
Auf der Milchstraße
Eisblumen
Christkindlwunsch
Im Stoi
Vom Spätherbst zum Advent
Rehkitz
Adventkranz
Der Barbaratag
Zruckdenkn im Advent
A Liacht im Advent
De guatn Düfte
Kinder im Advent
Da Großmuatta ihr Zuckerlglasl
Der Nussknacker
Kerzenliacht
Raunachtsbrauch
Fraubeten
Kramergschicht
Kaufhaus Storch
De Sach mit de Schi
Finster und hell
Aufm Adventmarkt
Beim Waggerlhaus
Was i dir wünsch:
Thomasnacht
Abend im Advent
Amoi da Wind sei
A bsonders Geschenk
De Gschicht mit de Schutzengel
Eisschokolade
Advent in da Stadt
Was guats
Wiaso oiwei i
Lass mi bei dir sei
Weihnachtsmorgen
Wintervorrat
Kripperlgschichtn
Waldkripperl
A moderne, vorweihnachtliche Krippn
Für de Katz
A Liacht für den Frieden
Winterabend am Bergsee
Koit
Kloane Mäus
Vogerlstammtisch
A warmes Herz
Cora
Gedanken zum Jahr
Aufs Jahr
Abend weads
A bsonderer Teddy
Heiliger Abend im Dienst
Ein außergewöhnlicher Weihnachtsabend
Vorm Fenster
Die weiße Amselfeder
Adventliche Gedanken
Liachter
Adventfreuden
Stimmung
Weiße Haubn
Die Stille der Nacht
A Stoandal
Winterlich
Kekserlgenuss
Advent, das ist für mich im Jahreskreis die schönste Zeit. Der Grund liegt wohl in meiner Kindheit, in der ich durch die Eltern und vor allem durch die Großeltern diese Zeit besonders intensiv erleben durfte. Da waren zum einen die gelebten Adventbräuche, die Vorbereitungen für Weihnachten und das Mystische dieser Zeit, das mir oftmals an den finsteren Abenden Furcht einflößte. Später, als man mich als Mundartsprecher zum Radio holte und ich durch meine Stimme und meine Adventgeschichten besonders in dieser Zeit viele Sendungen gestalten durfte, konnte ich meine Stimmung an die vielen Hörerinnen und Hörer weitergeben. Adventsingen, bei denen ich mit meinen Geschichten und Gedichten zu Gast war, fanden immer großen Anklang.
Ist man, wie ich, einige Jahre aus der Öffentlichkeit verschwunden, dann denkt man gerne zurück, und wenn einem wie mir noch so manche Geschichte einfällt, dann bringt man sie einfach zu Papier.
Besonders die langen Abende im Advent verleiten dazu, in der Vergangenheit zu schwelgen. Ich bin in Mühlbach am Hochkönig aufgewachsen und zur Schule gegangen. Meine Kindheit war eine unbeschwerte mit allen Freiheiten, die man sich nur denken kann. Die Eltern mussten sich keine Sorgen wegen des Straßenverkehrs machen, da es damals nur wenige Autos gab. Unser Spielplatz war die Natur und an kalten Adventabenden wurde gestrickt, gebastelt und erzählt. Es gab keine Diskussionen wegen des Fernsehprogrammes, da dieses Medium in der Familie noch lange Zeit nicht gegenwärtig war. Orangen und Nüsse gab es nur vom Nikolaus und auch zu Weihnachten. Ansonsten waren Bratäpfel ein Hochgenuss.
Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern einen besinnlichen Advent und ein gesegnetes Weihnachtsfest!
Herbert Gschwendtner
Heimelige Stimmung, ein knisterndes Feuer im Ofen, wohlige Geborgenheit – das ist so das Klischee in der Vorstellung vieler Menschen von einem Winter auf der Hütte. Es stimmt in gewisser Weise auch. Wer aber auf dem Berg in einer Schutzhütte lebt, für den ist der Hüttenwinter noch viel mehr. Wenn etwa draußen ein Schneesturm tobt, der an den Fensterläden reißt, dass diese ein Klopfen von sich geben, als wollte einem der Sturm etwas mitteilen. Wenn man in diesem Sturm Holz aus der nebenan liegenden Holzhütte holen muss, sind die wenigen Meter durch das Getöse oft schon eine Herausforderung. Man kommt weiß wie ein Schneemann in die Stube zurück und bringt viel Feuchtigkeit mit. An solchen Tagen raucht der Ofen, wenn der Wind in den Kamin fährt oder das Holz nicht anbrennen will und wiederum nur Rauch erzeugt …
Schön und stimmig sind aber die klaren Vollmondnächte im Winter, an denen es beinahe taghell ist. In solchen Nächten steigen oft Gäste den Hüttenhang hinauf für eine nächtliche Skiabfahrt und schwärmen hinterher, welch ein Genuss das war. Diese Nächte sind klirrend kalt und der Schnee knirscht unter den Füßen. Die besondere Schönheit der kalten Tage sind aber die glitzernden Eiskristalle, die viele Zentimeter groß auf den weißen Schneehängen wachsen können und wie Diamanten im Sonnenlicht glänzen. Aber auch das schöne Wetter hat seinen besonderen Reiz, wenn es möglich ist, warm eingepackt an die Hüttenwand gelehnt, trotz kalter Luft die Sonnenstrahlen zu spüren und in sich aufzusaugen. Wenn es aber warm wird oder gar Regen auf die Schneedecke fällt, zeigt die Natur ihre Tücken und von den steilen Hängen donnern Lawinen ins Tal. Unsere Hütte lag an einem steilen Hang und das Dach war direkt an den Hang gebaut, falls ein Schneebrett kam. Aber Schneebretter gingen gottlob immer seitlich an der Hütte vorbei. So waren der Advent und der Winter überhaupt auf dem Berg zum einen romantisch und schön und zum anderen musste man als Hüttenwirt auch Gefahren einschätzen können.
Herbert Gschwendtner war viele Jahre lang Hüttenwirt am Matrashaus auf dem Gipfel des Hochkönig und später auf der Dr.-Heinrich-Hackel-Hütte im Tennengebirge.
Wenn ich an die langjährige Arbeit als Hüttenwirt zurückdenke, dann vor allem an die Abende bei schlechtem Wetter, die ganz der Familie gehörten. Als unser Sohn geboren war, mussten wir ihn im zarten Alter von einem halben Jahr für drei Monate zu meinen Eltern geben, da es unverantwortlich gewesen wäre, ihn auf das Matrashaus am Hochkönig mitzunehmen. Zwei Sommer lang war dies der Fall und jedes Mal, wenn wir vom Berg ins Tal siedelten, waren wir unserem Sohn fremd. Dieser Umstand brach uns schier das Herz, weswegen ich mich beim Alpenverein für eine Hütte bewarb, die tiefer lag und leichter erreichbar war. Nun war unsere Familie das ganze Jahr über vereint, und wir waren glücklich.
Im Winter konnte man uns nur mit Tourenski erreichen, ein Umstand, der uns nur wenige Gäste bescherte, und so musste gut hausgehalten werden, um einigermaßen finanziell über die Runden zu kommen. Damals gab es auf der Hütte noch Gaslicht mit empfindlichen Glühstrümpfen, die sofort zerbröselten, wenn man mit einem Gegenstand dagegenstieß. Deswegen behalfen wir uns an einsamen Abenden mit der Petroleumlampe und mit einer Laterne, deren dicke Kerze ein heimeliges Licht abgab. Beim Spiel am Küchentisch bekamen die Augen unseres Sohnes im Kerzenlicht einen Glanz, der uns verzauberte. Im Advent, wenn wir eingeschneit und allein in der Hütte waren, ergaben sich unwiederbringliche, romantische Stunden, in denen wir uns als Familie besonders nah waren.
Freilich war das Leben auf der Hütte mit Entbehrungen verbunden. Das kleine Häuschen mit den Toiletten war einige Meter abseits vom Hauptgebäude und ohne irgendeine Heizung.
Es bedurfte an kalten Wintertagen auch großer Umsicht, um das Wasser am Fließen zu halten. Bei Schneefall musste man ständig die Wege zum Klohäuschen und zur Holzhütte freischaufeln.
An einem Spätherbsttag, an dem bereits einige Zentimeter Schnee lagen, hatte sich eine Dohle an einem Zaunstempen verfangen. Schuld waren ein Stück Stacheldraht und ein kleines Plastiknetz, in dem sie mit einem Fuß hängen geblieben war. Mit der Hand ließ sie sich nicht fangen und so warf ich ein Handtuch über sie und befreite sie aus dem Stacheldraht. Das Netz an ihrem Fuß war das größere Problem. Es war bereits ein wenig eingewachsen und ihre Krallen an diesem Fuß von den verzweifelten Befreiungsversuchen mit dem Schnabel arg verletzt. Vorsichtig und mit der Hilfe meiner Frau und unseres kleinen Buben gelang die Befreiung und wir pflegten von nun an diese Dohle in unserer Holzhütte in einer leeren Box unseres Hasenstalls neben unserem weißen Angora-Hasen. Anfangs wollte sie nicht fressen. Wir versuchten es mit allerlei Dingen, die so in einer Hüttenspeisekammer zu finden sind. Rosinen waren schließlich unsere und der Dohle Rettung. Rosinen mochte sie für ihr Leben gern und wir hatten sehr viele davon auf Vorrat für den Kaiserschmarren, der oft mit Rosinen von den Gästen verlangt wurde. Irgendwann im Advent, als die Wunde am Bein verheilt war, entließen wir sie unter Protest unseres Sohnes wieder in die Freiheit. Von diesem Zeitpunkt an kam sie immer wieder einmal vorbei, um ein für sie bereitgestelltes kleines Schüsserl mit Rosinen leerzupicken. Sie wurde mit der Zeit so zahm, dass sie sich auf meinen Arm setzte oder auf die Schulter. Elf Jahre lang kam sie zu unserer Freude und der Freude der Gäste zu Besuch und machte mit lautem Geschrei auf sich aufmerksam, wenn einmal keine Rosinen im Schüsserl bereitlagen.
Unseren Tieren schenkten wir gerade in der stillen Zeit des Advents und des Winters überhaupt sehr viel Aufmerksamkeit. Da war ja auch Yeti, unsere Collie-Hündin, die schon am Matrashaus zu unserer Familie gehörte. Mit ihr machte ich die Ausbildung zum Lawinenhund, doch musste ich mit ihr nie zu einem Ernstfall ausrücken. Yeti verstand sich auch gut mit unserem Nymphensittich Cora. Der Vogel durfte es sich sogar in ihren langen Haaren bequem machen, wenn sie auf dem Boden lag. Und dann war da noch der Angora-Hase. Struppi wurde er von unserem Sohn getauft. An den einsamen Adventtagen durfte er auch in die Hütte und lag hier mit Vorliebe in der Holzlade des Küchenofens. Struppi war stubenrein. Wenn er an der Tür kratzte, war das ein Zeichen, dass er hinaus musste.
Alle unsere Tiere verstanden sich prächtig und wenn wir einige Schritte vor die Hütte gingen, dann begleiteten sie uns. Nun muss man sich das so vorstellen: Der Hund lief mit und der Hase hoppelte hinterher und dann kam auch noch die Dohle dazu, die bei diesen Spaziergängen gern dabei war und mitflog. Sie landete aber immer mit Abstand von Yeti, die sie oft verscheuchte. Unterhaltung pur für uns, die oftmals für viel Gelächter sorgte.
An den Abenden im Advent erfanden wir Geschichten oder Märchen wie jenes vom Apfel mit den roten Wangen und erzählten sie unserem Sohn …
Es war einmal ein Apfel, der hatte rote Wangen, und an seinem Stiel hing noch ein kleines, grünes Blatt. Neben ihm lag eine dicke grüne Birne, die den Apfel an Schönheit überbieten wollte, was ihr aber nicht gelang. An einem eisig kalten Abend glänzte der Apfel besonders schön und hoffte, dass er in eine warme Hand gelegt würde, die ihn wegen seiner roten Wangen streichelte. Hoffnungsvoll blickte er der Hand entgegen, die sich der Obstschüssel näherte, aber ach, sie griff nach der grünen Birne und dann wurde ein Knacken, ein Schmatzen hörbar und ein Tropfen des Birnensaftes fiel auf seine rote Backe. Nun lag er ganz allein in der Obstschüssel und träumte vor sich hin. Er träumte von den Kernen in seinem Inneren, die allesamt recht streitbar waren. So klopfte ein Apfelkern beim Nachbarn an und meinte, dass vor seinem Gehäuse das Fruchtfleisch leicht braun werde und er solle gefälligst sauber machen, damit keine Fäulnis überhandnehme. Ein anderer Kern meinte zum Kritiker, er solle sich nicht in Dinge einmischen, die ihn nichts angehen, und so fingen die Kerne an zu streiten und merkten nicht, dass sich das Fruchtfleisch zu Ärgern anfing und recht sauer wurde. Das hatten sie jetzt davon. Wer will schon einen sauren Apfel?